No. 11
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. Februar
1884
vierundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1884 Nr. 11 Seite 1]

Wie mit Bestimmtheit verlautet, wird König Humbert von Italien im März nach Berlin kommen und Kaisers Geburtstag mitfeiern.
In Friedrichsruhe geht es in letzter Zeit wieder unruhig zu. Puttkamer hat nach einer Ministerconferenz seine zweite Wallfahrt dahin angetreten. Manteuffel soll um seinen Abschied als Statthalter von Elsaß=Lothringen eingekommen und als sein Nachfolger soll Graf Otto zu Stolberg=Wernigerode ausersehen sein.
Windthorst, der Führer des Centrums, hat in der preußischen Kammer gesagt, er habe dem protestantischen Generalsuperintendenten der Rheinprovinz eine Disputation angeboten. Bauer erklärt, er wisse kein Wort davon. Wenn die Disputationen der Reformationszeit wiederkehren, sollte Windhorst auch einmal die Reform seiner Kirche an Haupt und Gliedern vornehmen.
Die Steuercommission des preußischen Abgeordnetenhauses hat die Besteuerung der Actiengesellschaften mit allen gegen 4 Stimmen abgelehnt.
Der badische Landtag hat 66,000 M. für besondere Vorarbeiten zur Erhaltung des Heidelberger Schlosses bewilligt. Nach Ausführung dieser Vorarbeiten wird sich erst über das Schicksal dieses wichtigen Baudenkmals endgültige Entscheidung treffen lassen.
Nach fünftägigem Kampfe um das Sprachengesetz im österreichischen Abgeordnetenhause ist man so weit wie nie zuvor. Die. Verhandlung hat zu keinem Ergebniß geführt. Der Kampf aber hat noch einen zweiten Theil, wobei es sich um den Antrag Herbst handelt, der die Zurücknahme der Sprachenordnung fordert.
Ueber die Gerichtssprengel Wien, Korneuburg, Wiener Neustadt ist der Ausnahmezustand (kleine Belagerungszustand) verhängt und sind für Wien und Korneuburg die Geschworenengerichte aufgehoben worden. Die 48stündige Frist, binnen welcher Verhaftete dem Richter vorgeführt werden müssen, wird auf acht Tage ausgedehnt; die Freilassung gegen Caution oder Bürgschaft bei gewissen strafbaren Handlungen unterbleibt; das Ausweisungsrecht der Behörden ist erweitert; Haussuchungen können ohne richterlichen Befehl stattfinden; das Briefgeheimniß wird aufgehoben; die Eröffnung oder Beschlagnahme von Briefen kann stattfinden; das Vereins= und Versammlungsrecht erfährt eine weitgehende Einschränkung, das Erscheinen periodischer Druckschriften kann verboten, die Vervielfältigung literarischer oder artistischer Erzeugnisse eingestellt werden, die Frist für Hinterlegung von Pflichtexemplaren kann bei Journalen auf drei Stunden, bei anderen Druckschriften auf acht Tage vor der Ausgabe derselben ausgedehnt werden. Außerdem werden für die Polizei erweiterte Rechte bezüglich verschiedener Anordnungen ertheilt, namentlich bezüglich des Besitzes von Waffen und Munition, sowie des Paß= und Meldungswesens etc.
In Charkow ist ein Gendarmerie=Offizier der von Sudeikin und Dagajeff zur Aufspürung von Nihilisten ausgesandt worden war, erdolcht worden. Die angestrengten Nachforschungen führten zur Entdeckung einer geheimen Druckerei und der Correspondenz des Rädelsführers, in welcher sich auch ein Plan zur Aufwiegelung der kleinrussischen Bauern fand. Ein Bäcker in der kaiserlichen Bäckerei sollte die kaiserliche Familie mit Strychnin vergiften.


Der Physiker Dr. Fröhlich hat seit einem halben Jahre bedeutende Schwankungen in der Sonnenwärme beobachtet. Im August vor J. schätzte er deren Zunahme auf 6 Grad Celsius oder 4,8 Reaumur. Das käme, meint er, einer Verlegung von Berlin nach Sicilien gleich. So übel wäre das gerade nicht. Wir wollen uns aber einstweilen noch nicht so sehr mit der Uebersiedelung nach der Insel Sicilien beeilen.
- Es ist eine Anregung im Gange, den Brüdern Grimm in ihrem Geburtsorte Hanau ein ihren unsterblichen Verdiensten um die deutsche Sprache würdiges Denkmal zu errichten. Es ist dort ein Ausschuß zusammengetreten, der es sich zunächst zur Aufgabe gemacht hat, einen Grimmverein ins Leben zu rufen. Es soll darauf hingestrebt werden, daß am hundertsten Geburtstag von Jakob Grimm, am 4. Januar 1885, das Denkmal gesichert sei.
- Die Leute, die gern Mordgeschichten lesen haben es jetzt leider gut. Kein Tag vergeht, der nicht einen derartigen Vorfall, oft der schrecklichsten Art brächte. Man könnte eine besondere Zeitung auf Mordgeschichten gründen. Tieferblickende Leute werden aber angesichts dieser sich häufenden Verbrechen von Trauer und Entsetzen beschlichen, nicht allein über die Vorfälle selbst, sondern weil sie sehen, daß wir uns hier einer Strömung gegenüber befinden, gegen die wir ohnmächtig sind und deren Ende gar nicht abzusehen ist.
In Frankreich geht man ernstlich damit um, die unter dem Kaiserreich abgeschaffte Brodtaxe wieder einzuführen. Als die Taxe bestand, durften die Bäcker für das Backen von 50 Pfund Mehl 20 Franks aufschlagen; jetzt, nach Abschaffung der Taxe, beträgt der Aufschlag 30 Franks. Ein Brod für 4 Pfd., welches 70 Centimes kosten sollte, wird jetzt mit 80 Centimes berechnet. Für die Arbeiter, deren Hauptnahrungsmittel das Brod bildet, ist es eine bedeutende Mehrausgabe, die zum gegenwärtigen Nothstand beiträgt.
- In Braunschweig gab es kürzlich einen merkwürdigen Streik. In einer der Civilkammern des dortigem Landgerichts kam es häufig vor, daß die auf 10 Uhr Vormittags anberaumten Verhandlungen sich verzögerten. Dies erregte das Mißvergnügen der Anwaltschaft in dem Grade, daß als wieder einmal die Verhandlung um 10 3/4 Uhr noch nicht eröffnet war, sämmtliche Anwälte, 7 an der Zahl den Sitzungssaal verließen und nicht wiederkehrten.
- Um über die Notwendigkeit oder Entbehrlichkeit der Vivisection ins Klare zu kommen, hat der preußische Cultusminister von Goßlar die medizinischen Facultäten aller preußischen Universitäten um Gutachten ersucht. Sie sind noch nicht alle eingelaufen, aber schon jetzt hat sich herausgestellt, daß die Vivisection als Unterrichtsmittel für die Studenten nur sehr selten stattfindet und daß überhaupt die Versuche an warmblütigen und höher organisirten Thieren nur in verschwindender Zahl vorgenommen werden.
- Eine vornehme Dame, welche einem Verein

[ => Original lesen: 1884 Nr. 11 Seite 2]

gegen Tierquälerei beigetreten war, sagte zu ihrem Bedienten: Johann fange doch die lästige Brummfliege, die mich so entsetzlich genirt, aber thue ihr nichts zu Leide, sondern lasse sie zum Fenster hinaus. Johann fing die Fliege, öffnete ein Fenster zögerte aber einen Augenblick. Nun, sagte seine Herrin, weshalb läßt Du die Fliege nicht hinaus? Es regnet ein wenig, erwiderte der Diener. So, dann bringe sie einstweilen ins Nebenzimmer.
- Ein Dienstmädchen, gefragt, ob es discret sein könne, antwortete keck: Na ob, eines Morgens habe ich 8 Teller zerbrochen und der Herrschaft auch nicht eine Silbe davon gesagt.


Weihnachts=Heiligerabend.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1884 Nr. 11 Seite 3]

Weihnachts=Heiligerabend.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 6 belegene Büdnerei c. p. des Arbeitsmanns Heinrich Böttcher daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend den 19. April d. J.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 29. Januar 1884.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Ich zeige hierdurch an, daß ich mich hier als Rechtsanwalt und Notar niedergelassen habe und mein Bureau am 12 d. eröffnen werde.
Schönberg den 3. Februar 1884.

H. Dankwardt.          


Holz=Auction Nr. 17.

Am Montag den 11. Febr. Morgens 9 Uhr in Kösters Hotel zu Schönberg.

Rupensdorfer Holz.

200 Rmt. buchen Kluft und Knüppel 1. u. 2.
3 Fuder buchen Durchforstholz
25 Fuder buchen Reiser
1 birken Nutzholzblock
1 Fuder birken Wadelholz I.
2 Fuder ellern Wadelholz I.
80 Rmt. Nadelholz Kluft u. Knüppel
1 Fuder Nadelholz Reiser.

Das zum Verkauf gelangende Holz beginnt mit der Nummer 338 und ist mit blauer Farbe nummerirt.
Schönberg den 3. Februar 1884.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz.

Die 31. ordentliche General=Versammlung der Herren Vereinsmitglieder wird am

Dienstag den 4. März d. J.
Morgens 11 Uhr

zu Schwerin in Stern's Hotel stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

1. Bericht über die im Jahre 1883 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1883/84. sowie der revidirten Rechnung pro 1882/83.
2. Wahl eines Rechnungs=Revisors.
3. Wahl neuer Districts=Beamte für die nach Ablauf ihrer Dienstzeit statutenmäßig ausscheidenden Herren.

4. Beschlußnahme über folgende Anträge:
a. betreffend die Vertheilung der Beiträge nach Gefahrklassen.
b. die Befugniß der Districts=Vorsteher in der Weise zu erweitern, daß dieselben Schäden bis auf versicherte 1000 Centner Ernte=Ertrag unter Zuziehung eines Taxanten feststellen können.
5. Wahl einer Revisions=Committe nach Vorschrift des §. 41 der Statuten.
6. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der General=Versammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht, sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen den 30. Januar 1884.

Die Direction.
M. von Leers auf Mühlen Eixen.


Statt besonderer Meldung.

Es hat dem lieben Gott gefallen meine innigst geliebte Frau Emilie, geb. Wicht, in sein Himmelreich zu nehmen. Dies allen Freunden und Bekannten zur Nachricht.
Die Beerdigung findet am Freitag Nachmittags 2 Uhr statt.


Dienstag den 12. d. M.
Großer Maskenball
Schönberg, den 4. Februar 1884.
                          J. Köster Wwe.


Ziehung Ulmer Dombau-Lotterie 18./21 Febr. 84.

Geldgew. 75000 M. etc. baar ohne Abzug. Nur Original=Loose versende incl. fro. Zusendung von Loos und amtl. Gew.=Liste gegen Eins. v. M. 4 p. Stück, 10 Stück 37 M.

Der Hauptcollecteur A. J. Pottgießer, Köln.


Suche zu sofort
einen zuverlässigen Pferdeknecht.
                                             J. Kröger, Lockwisch.


Frisch. Kalk u. Portl. Cement.
Kalk à Tonnne 150 Pfd. M. 2 ohne Tonne,
Kalk 6 Tonnen 900 Pfd. M. 11 ohne Tonne,
1 Tonne Cement 360 Pfd. M. 7,50 ohne Tonne,
frei Schönberg oder Ratzeburg empfiehlt                          
W. J. Heymanson, Lübeck, Trave 300.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 11 Seite 4]

Ausverkauf bei Ludwig Wendt in Lübeck
bis Ende Februar
von
Confection (sehr grosse Auswahl) Modewaaren - Seidenwaaren - Schwarzen Cachemirs - Weisswaaren -Möbelstoffen und vielen andern couranten Artikeln
zu besonders billigen Preisen.


Sobald ein Kind hüstelt

oder sich katharralisch zeigt, muß es unter allen Umständen bei reiner Luft ruhig in der warmen Stube gehalten werden, es darf durchaus nicht ins Freie. Zumal zu einer Zeit, wo Keuchhusten oder andere Kinderkrankheiten herrschen, sollte dieser Rath um so gewissenhafter beachtet werden. Dabei giebt man dem Kinde jede 2- 3 Stunden einen Teelöffel L. W. Egers'schen Fenchelhonig am besten lauwarm ein; die Besserung wird sehr bald zu merken sein. Die Kleinen nehmen den ebenso heilsamen als wohlschmeckenden L. W. Egers'schen Fenchelhonig mit wahrer Gier. Um nicht durch Nachpfuschungen getäuscht zu werden, nehme man davon Notiz, daß der echte L. W. Egers'sche Fenchelhonig kenntlich an Siegel, Namenszug und im Glase eingebrannter Firma von L. W. Egers in Breslau, nur allein zu haben ist in Schönberg beim Buchbinder C. Sievers.


Krieger=Verein.
Allgemeine Versammlung

am Sonntag den 10 Februar 3 Uhr im Saale des Herrn Gastwirts Boye.

Tages=Ordnung:

1) Berathung der Statuten,
2) etwaiger Anschluß an die Mecklenburg=Strelitz'sche Krieger=Kameradschaft,
3) Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers.

Die Kameraden werden gebeten ihre Militärpapiere mitzubringen.
Aufnahme neuer Mitglieder findet statt.

Der Vorstand.       


Cajüte M. 300. Zwischendeck M. 80. Kind. unt. 12 d. Hälfte, unt. 1 Jahr 9 M.

Directe
Post=Dampfschiffahrt
Hamburg-Amerika
Nach New-York jeden
Mittwoch u. Sonntag
mit Deutschen Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
• August Bolten, Hamburg.
Auskunft u. Ueberfahrts=Verträge bei:
Fr. Frick u. J. F. Schultz in Röbel.


Frischgebrannte
Mauer- und Zungensteine
hat vorräthig                                                    G. Böckenhauer, Lüdersdorf.


Große Auswahl
Harmonika's
im Preise von                                                    
2 M., 2,50 M., 3 M., 4 M., 5 M., 7 M.,
mit Doppelbalgen
8 M., 9 M., 10 M., 11 M., 12 M.,
zweireihig, Doppelbalg
14 M., 16 M., 20 M. und 24 M.
empfiehlt zu billigsten Preisen                                                    
H. Brüchmann.


Stadt-Theater in Lübeck.
Sonnabend, den 9. Februar:
Auf vielfaches Verlangen
Vierte und letzte Nachmittags=Vorstellung.
"Der Bettelstudent".
Cassenöffnung 3 Uhr. Anfang 4 Uhr.
Ende 6 1/2 Uhr.
Preise der Plätze:

I. Rang       M. 3,00.              Parterre       M. 1,00.
Parquet      M. 2,50.              III. Rang      M. 0,70.
II. Rang      M. 1,25.              Gallerie         M. 0,50.

Auswärtige Vorherbestellungen auf Billets werden "Theaterbureau Fischergrube 459" erbeten, und sind diese Billets am Tage der Vorstellung von der Casse des Stadttheaters abzufordern.

W. Hasemann.          


Reuter=Vorlesung
von Fr. Gloede,
Sonnabend, den 9. Februar im Saale des Herrn A. Spehr. Anfang 8 Uhr.
Billets à 60 Pfennig. bei Herrn Spehr.


Am Sonntag den 10. Februar
Tanzmusik
Rabensdorf.                                                     bei H. Voß.


Mit einem Transport Ferkel und Pölkschweine empfiehlt sich

M. Köster,                
Handelsmann.       


Gesucht zu Ostern
1 ordentlicher Knecht.
Von wem? Zu erfragen in der Exped. d. Anz.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD