No. 10
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. Februar
1884
vierundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1884 Nr. 10 Seite 1]

Es heißt, daß die Regierung die Absicht hegt, den Reichstag aufzulösen, falls derselbe der zu beantragenden Verlängerung der Gültigkeitsdauer des Socialistengesetzes nicht zustimmen sollte.
Der Volkswirthschaftsrath hat die von der Regierung entworfenen Grundzüge des Unfallversicherungsgesetzes mit allen gegen eine Stimme angenommen, worauf die Sitzungen geschlossen wurden. Die Reichsregierung, welche das Einlaufen der Gutachten der Bundesregierungen für die allernächste Zeit erwartet, beabsichtigt nun, die Fertigstellung des Gesetzentwurfes so zu beschleunigen, daß derselbe noch in der ersten Hälfte des Februar an den Bundesrath gelangt. Es stände demnach zu erwarten, daß der Gesetzentwurf dem Reichstage sofort beim Zusammentritt vorgelegt werden wird.
Prinz Friedrich Carl in Berlin wünschte wieder Urlaub zu einer größeren Reise, der Kaiser erklärte aber, er wünsche die königliche Familie möglichst vollständig um sich zu haben.
Ist die Moskauer Zeitung (Prof. Katkow) der Regierungsmoniteur in Rußland? Sie schneidet nach jahrelangem Ueberlegen alle Hoffnungen auf Reformen kurz und bündig ab. Pobedenoszew, der russische Papst (eigentlich Generalprocurator des Heiligen Synod), und der höchste geistige Suffleur des Kaisers ist's zufrieden und der Nihilismus, der sich anzuschicken scheint, nach Oesterreich auszuwandern, ebenfalls.
In Rußland wird im Frühjahr mit dem Bau der vier neuen strategischen Bahnen begonnnen.
- Die Stürme der letzten acht Tage haben in Großbritannien zu Wasser und zu Land viele Verheerungen angerichtet, viele Schiffbrüche verursacht und zahlreiche Menschenleben gefordert. Im Kanal stießen 2 Schiffe zusammen, wobei 22 Menschen ertranken.
- Pfiefke ist gestorben, der berühmte Musikdirekter des 3. (Brandenburger) Armeecorps, an Märschen, Orden und Ehren reich. Sein berühmtester Marsch ist der Düppelmarsch, den er bei Erstürmung der Düppeler Schanzen aufgespielt hat. Die drei Kriege von 1864, 1866 und 1870 hat er gewinnen helfen.
- In Frankfurt a. M. setzt die Genossenschaft der Metzger die Fleischpreise herunter, weil die Viehpreise viel billiger geworden sind.
Ein Zeichen der Zeit ist es, daß ein "Waarenabzahlungsgeschäft" (?) in Düsseldorf mit baaren 22 Pfenningen begründet wurde. Nach drei Monaten machte es den bankerott, oder innerhalb dieser Zeit hatten es die Gründer verstanden, nahezu 28,000 M. Schulden zu machen.
- In den Dörfern Alt=Lüblow, Neu=Lüblow und Dreenkrögen (etwa vier Meilen südlich von Schwerin) liegen über 40 Personen schwer krank darnieder in Folge unvorsichtigen Trinkens bei einem Tanzvergnügen. Um ihren Durst zu stillen, hatten dieselben reichlich Wasser aus dem Krugbrunnen getrunken. Alsbald stellten sich bei ihnen Beschwerden und Schmerzen ein, namentlich Kopfschmerz, dann starker Frost und endlich Fieberphantasien. Einige Mädchen wurden auch von Lach= und Weinkrämpfen befallen. Man vermutet, daß durch ruchlos Hand ein schädigender Stoff in den Brunnen gegossen, so hat die Amtsbehörde denselben schließen lassen und Wasserproben zur Untersuchung gegeben. Desgleichen sind die spirituosen Getränke des Wirths zur Analyse abgeliefert.
- Städte haben ihre Blüthezeit und ihr Ende wie Menschen, manche dauern, wie Athen, Konstantinopel und Paris, Jahrtausende, manche sind ebenso kurzlebig, wie ein Mensch, ja manche dauern noch nicht einmal ein Menschenalter. Wer durch die pennsylvanischen Oelregionen reist, kann eine ganze Anzahl solcher jugendlichen Städtegreise finden, die ihren Tag gesehen und jetzt nicht mehr emporkommen können. Ein noch merkwürdigeres Beispiel liefert Virginia=City in Nevada. Noch vor acht Jahren hatte die berühmte Stadt der Bonanza=Minen 35,000 Einwohner und man fand dort Privatwohnungen, deren Bau und Einrichtung 100,000 Dollar gekostet hatten. Es gab Kaufleute dort, deren Geschäftskapital 1,000,000 Dollar betrug; die Poch= und Stampfwerke hatten 500,000 Dollar gekostet. Ein Hotel für 300,000 Dollar wurde errichtet, und die Stadt hatte drei tägliche Zeitungen. Unter den Bewohnern von Virginia=City waren mehr als 20 Millionäre. Mackay, Fair und andere Bonanzen=Könige wohnten dort. - Heute, nach kaum acht Jahren, hatte sich dort vieles verändert. Die Bevölkerung ist auf 5000 zusammengeschmolzen, die reichen Leute sind fortgezogen, ihre Paläste stehen leer und dienen als Kosthäuser, oder aber werden auf Abbruch verkauft. Die großen Läden sind geschlossen die Gasgesellschaft und die Zeitungen sind bankerott und Grundeigenthum gänzlich unverkäuflich. In zehn weiteren Jahren wird der Ort gänzlich verlassen sein.
- Heimgeschickt. Ein junger eingebildeter und vorwitziger Musikus bereiste den Thüringer Wald, wo man sehr musikalisch ist und mancher Bauer selbst Kirchenmusik macht. Er trifft Sonnabends in einem Dorfe ein und wird mit dem Lehrer bekannt, für den er auf morgen das Orgelspiel zu übernehmen sich erbietet. Der alte Mann ist das zufrieden und bemerkt noch, es sei morgen Kirchenmusik, das Blatt steckte schon auf der Orgel. "Thut nichts," meinte der junge Herr, "das ist eine Kleinigkeit für mich, denn ich spiele vom Blatt." Wie er aber anderen Tages vor der Orgel sitzt und die harten Bauernhände zu Violine und Flöte greifen sieht, sticht ihn der Uebermuth und er spielt mit Absicht falsch, um die Leute aus dem Takte zu bringen. Die aber warfen verwunderte Blicke auf den "taktlosen Jungen" und geigen und blasen ihr Stück richtig zu Ende. Wie nun der junge Mensch doch nicht anders kann, als dem Lehrer gegenüber die Sicherheit seiner Musikanten zu loben, da nickt dieser freundlich mit dem Haupte und meint: Den Takt sind die Leute vom Dreschen her gewöhnt. Bei zweien geht's: klipp - klapp, klipp - klapp, kommt nun ausnahmsweise noch einmal ein Flegel mehr dazu, so macht das den Leuten nichts aus, die sind an Ordnung und Takt gewohnt.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 10 Seite 2]

Weihnachts=Heiligerabend.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1884 Nr. 10 Seite 3]

Weihnachts=Heiligerabend.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]


Unterm heutigen Tage ist in das hiesige Handelsregister Fol. XXIII Nr. 36 betr. das Handelsgeschäft des Kaufmanns Louis Burchard in Schönberg eingetragen:

Columne 5: Der Kaufmann Louis Burchard ist aus der Firma "Gebrüder Burchard" ausgetreten und ist diese Firma auf die Kaufleute Albert Gimpel und Bernhard Gimpel als alleinige Inhaber derselben übergegangen.

Columne 6. Die Kaufleute Albert Gimpel und Bernhard Gimpel bilden eine offene Handelsgesellschaft unter Weiterführung der Firma "Gebrüder Burchard".

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 23. Januar 1884.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.       


Nach ertheiltem Veräußerungsdecret soll die Büdnerei Nr. 1 zu Naschendorf von dem Erbpächter Linshoeft daselbst und dem Fuhrmann Carl Baumann zu Grevesmühlen als Vormünder der minorennen Erben des verstorbenen Büdners Joachim Leppin, an den annehmliche Meistbietenden in dem an hiesiger Gerichtsstelle auf den

siebzehnten April 1884

Vormittags zehn Uhr angesetzten Termin verkauft werden, und werden dazu Kaufliebhaber eingeladen. Die Fläche beträgt 1181 []Ruthen altes Maaß, der Canon jährlich 12 Scheffel Roggen Schweriner Maaß in Geld; die Gebäude sind gegen Feuersgefahr versichert zu 2700 Mark. Die Uebergabe soll binnen zwei Wochen nach dem Zuschlag und eingegangenem grundherrlichen Verzicht auf das Vorkaufsrecht erfolgen, nachdem Käufer 300 M. Sicherheit beim reinen Zuschlag bezahlt hat.
Die Verkaufsbedingungen können bei dem Erbpächter Linshoeft, bei welchem sich die Kaufliebhaber zur Besichtigung des Grundstücks zu melden haben, eingesehen werden.
Grevesmühlen, 31. December 1883.

Großherzogliches Amtsgericht.
                          Zur Beglaubigung:
                          Der Gerichtsschreiber.
  Heuer, Akt.=Geh.


Vom 1. Februar c. decken auf der Station Schönberg unter den bekannten Bedingungen die Großherzoglichen Landbeschäler
William the Conqueror, dbr., v. Pathfinder, Vollblut, M. v. Weissenburg.
Wurmbrand, hellbr., v. Regulus, M. v. Regent.
Queensburg, rothbr., v. Max v. Seegen, a. e. meckl. Stute.
Neustrelitz den 14. Januar 1884.

Großherzogliches Marstall=Amt.
D. v. Bülow.


Auction in Rieps.

Am Sonnabend den 2. Februar d. Js. Vormittags 10 Uhr sollen im Schulhause zu Rieps die folgenden Nachlaßsachen, als:

1 tafelförmiges Klavier nebst Sessel, 1 Secretair, Tische, Stühle Bänke, 2 Bettstellen, ein aufgemachtes Bett, 1 Wanduhr, 1 Cylinderuhr nebst goldener Uhrkette, 1 Zeugrolle, 1 Decimalwaage, Meyers Conversationslexikon und verschiedene andere Bücher, 1 Geige, 1 Kochmaschine, Säcke, Kübel, Gartengeräthe, gute Mannskleidungsstücke, Leinenzeug, Garderobe, auch eine Kuh und viele andere Gegenstände
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

Schönberg.                                                     Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Frisch. Kalk u. Portl. Cement.
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frei Schönberg oder Ratzeburg empfiehlt                          
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H. Brüchmann.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 10 Seite 4]

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Anker Cichorien ist ein trockenes lichtbraunes Pulver, aus gewaschenen, daher sandfreien Magdeburger Cichorien=Wurzeln hergestellt und zeichnet sich aus durch sein Aroma, Reinheit im Geschmack und Ausgiebigkeit.
Anker=Cichorien ist der beste im Handel befindliche Cichorien und zu kaufen in Packeten von 125. Gr. zu 10 Pfennig. und von 250 Gr. zu 20 Pfennig in nachstehenden Geschäften:

Schönberg:

C. J. W. Burmeister.              J. Kummerow.
H. Brüchmann.              C. H. Vock.
J. F. Eckmann.              W. Wieschendorf.
F. Heitmann.              A. Zander.


Kampfgenossen-Verein 1870/71.
Generalversammlung.
Sonntag, den 3. Februar
Nachmittags 3 1/2 Uhr.
                                                    Der Vorstand.


Krieger=Verein.
Allgemeine Versammlung

am Sonntag den 10 Februar 3 Uhr im Saale des Herrn Gastwirts Boye.

Tages=Ordnung:

1) Berathung der Statuten,
2) etwaiger Anschluß an die Mecklenburg=Strelitz'sche Krieger=Kameradschaft,
3) Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers.

Die Kameraden werden gebeten ihre Militärpapiere mitzubringen.
Aufnahme neuer Mitglieder findet statt.

Der Vorstand.       


Näherinnen
finden dauernde Beschäftigung bei                                                    
                                                    B. Gartz.


Gesucht zu Ostern
1 ordentlicher Knecht.
Von wem? Zu erfragen in der Exped. d. Anz.


Für die vielen Beweise der Liede und Theilnahme, welche uns bei der Beerdigung und am Krankenlager unserer lieben Mutter von Nah und Fern entgegengebracht worden sind, sagen wir hiermit unsern tiefgefühlten Dank.
Schönberg, den 28. Januar 1884.

                                                    Heinrich Böckmann.
                                                    Joachim Hartwig Böckmann.


Freitag den 1. Februar Abends
Würzburger Hofbräu.
                                                    W. Wieschendorf.


Hierdurch erlaube ich mir anzuzeigen, daß ich das Geschäft meines verstorbenen Onkels des Tischlermeisters Wilh. Stüve in derselben Weise fortsetze, und bitte das ihm geschenkte Vertrauen auch auf mich zu übertragen.
Gleichzeitig fordere ich alle Diejenigen, die noch irgend eine Forderung an dem Nachlasse haben, auf, sich innerhalb 14 Tagen bei mir zu melden.

Hochachtungsvoll       
Carl Stemmann.       

Schönberg den 25. Januar 1884.


Am Sonntag den 3. Februar findet bei mir ein

Kaffeeball

statt, zu dem ich Freunde und Bekannte hierdurch freundlich einladet.

Gastwirth Oldenburg,          
Lockwisch.                


Sonnabend den 2. Februar Versammlung
des
Geflügelzüchter-Vereins
im Vereinslokale.                                                     Der Vorstand.


Einem hochgeehrten Publikum von Schönberg und Umgegend mache ich hiermit die ergebene Anzeige, daß ich als Krankenwärterin und Todtenkleiderin mich bestens empfohlen halte. Meine Wohnung ist in dem Glasermeister Ludwig Creutzfeldt'schen Hause in der Hinterstraße.

Wittwe Wilhelmine Schmalfeldt.       


Gesucht wird zu Ostern auf Hof Wahrsow ein Vorknecht u. eine Köchin.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 3. Februar.

Vormittagskirche: Candidat Nahmmacher.
Abendkirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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