No. 41
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Mai
1883
dreinundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1883 Nr. 41 Seite 1]

Politische Rundschau.

Kaiser Wilhelm wohnte am 21. ds. der Tafel des französischen Gesandten bei. Außerdem waren anwesend: die Fürstin Bismarck, der kaiserliche Flügeladjutant Prinz Reuß, Oberhofmarschall Graf Pückler, Vice=Oberceremonienmeister v. Röder, Hofmarschall Graf Perponcher, Unterstaatssekretär Dr. Busch, Graf Wilhelm Bismarck und das Botschaftspersonal erwarteten den Kaiser am Eingange, die Frau Botschafterin am Absatz der Treppe. Der Kaiser bot seinen Arm der Frau Botschafterin, der Botschafter führte die Fürstin Bismarck. Der Kaiser saß zwischen den beiden Damen, gegenüber dem Botschafter.
Der Erlaß der Kaiserlichen Botschaft an den Reichstag ohne Anhörung des Bundesrathes, enthielt anscheinend eine mit der Reichsverfassung unvereinbare Unregelmäßigkeit. Man kennt die Verstimmung, die bei mehreren deutschen Fürsten anläßlich verschiedener Ungeschicklichkeiten Seitens hochgestellter Reichsbeamten in Betreff der Botschaft Platz griff. Der Kaiser, als Präsident des Bundesrathes, hat eine Anzahl bestimmter Rechte souveräner Art auszuüben ; er ist berechtigt, ohne Anhörung des Bundesrathes, den Reichstag zu berufen, zu eröffnen, zu vertagen, zu schließen. Der übrige Verkehr mit dem Reichstage kann aber verfassungsmäßig nur nach Maßgabe der Beschlüsse des Bundesraths erfolgen. Bei der Kaiserlichen Botschaft hat sich in Berlin irgendwer über diese Verfassungsbestimmung hinwegsetzen zu können geglaubt und damit zu der irrigen Deutung Anlaß gegeben, als sei es auf eine Schmälerung der Rechte des Bundesfürsten abgesehen. Die Nordd. Allg. Ztg. versuchte nun, den üblen Eindruck abzuschwächen, indem sie staatsrechtlich darlegte, daß der Kaiser in der That nicht der Souverän im Reiche ist, daß vielmehr die Souveränität bei der Gesammtheit aller Bundesstaaten liegt.
Der Gesundheitszustand des Fürsten Bismarck läßt die Möglichkeit einer Betheiligung desselben an den Reichstagssitzungen in dieser Session als ausgeschlossen erscheinen.
Man erzählt eine Aeußerung des Fürsten Bismarck, nach welcher derselbe die Absicht einer Auflösung des Reichstages haben soll, falls das Budget unerledigt bleibt.
Fürst Bismarck soll vor Kurzem die bemerkenswerthe Aeußerung gethan haben, daß das Deutsche Reich auf Grund eines Vertrages zwischen den Deutschen Souverainen und Freien Städten entstanden sei. Die Contrahenten könnten diesen Vertrag auch aufheben und einen ganz andern schließen, der die Institution des Reichstags gar nicht zu kennen braucht!
Die Preußischen Jahrbücher enthalten einen Artikel des Herrn v. Treitschke: "Zur Lage", in welchem es heißt, unter allen Institutionen des Reiches habe sich der Reichstag am Wenigsten bewährt. Freilich will er eine Auflösung des Reichstages für jetzt nicht empfehlen, es sei besser, wenn die Nation die ganze Trostlosigkeit verworrener parlamentarischer Parteikämpfe noch eine Weile gründlich durchkoste. So der ehemals liberale Herr von Treitschke.
Vor einigen Wochen gelangte die Nachricht in die Oeffentlichkeit, Prinz Friedrich Carl von Preußen habe bei seiner Reise in Syrien und Aegypten gewisse Landestheile in der Umgegend von Caserea, die vom Sultan geschenkt worden seien, im Namen Preußens feierlich in Besitz genommen, um dieselben für Kolonisationszwecke zu benutzen. Aus einem dem deutschen Kolonialbetriebe in Syrien gewidmeten Artikel des "Moniteur de Rome" geht hervor, daß die Thatsache richtig ist. Gleichzeitig ist demselben zu entnehmen, daß Preußen bereits mehre Kolonien in dortiger Gegend besitzt, die sich durch die Tüchtigkeit und den Wohlstand ihrer Anbauer vor andern rühmlich auszeichnen. Ihre Ländereien seien vorzüglich bestellt und lieferten vier= und fünfmal mehr, als das unter den Händen der einheimischen Bevölkerung befindliche Land: der Boden sei allerdings von erstaunlicher Fruchtbarkeit, wenn er in gute Hände falle, sei die Ueppigkeit des Pflanzenwachsthums über allen Begriff. Eine Kolonie sei in der Umgegend von Jerusalem, nahe dem russischen Hospiz errichtet, diese scheine mehr dem Handel obzuliegen, aber auch sie stehe in großer Blüthe. Man empfinde in Folge dieses Eindringens deutscher Ansiedler in Palästina nun schon bereits sehr stark den deutschen Einfluß. Fürst Bismarck habe es trefflich verstanden, die kriegerischen Erfolge Deutschlands 1870 zu benützen, um deutsche Niederlassungen im Orient zu begünstigen; die Araber seien die Anbeter des Erfolges, und wenn sie auch zumeist die Engländer fürchteten, so seien doch die Deutschen, seit sie Frankreich besiegt, bei Arabern und Türken in der höchsten Achtung. Seit 1872 sei durch Bismarcks Fürsorge der deutsche Einfluß in Palästina in steter Zunahme; Preußen habe vom Sultan das alte Kloster der Tempelritter in der Nähe des heiligen Grabes zum Geschenk bekommen und noch am 7. April habe Prinz Friedrich Karl feierlich Besitz von den Ruinen genommen, die der Sultan mitsammt der umliegenden Ländereien dem deutschen Kaiser zum Geschenk gemacht habe. Caesarea sei ein alter Hafen, mitten zwischen den beiden deutschen Ansiedelungen von Jaffa und Caipha gelegen. Die beiden Kolonien würden einander bald die Hände reichen und dann werde die ganze syrische Küstenstrecke von Kap Carmel bis Jaffa in deutschen Händen sein. Mag hierbei auch Uebertreibung mitspielen, so verdienen diese Anfänge deutschen Kolonialbesitzes in Syrien jedenfalls alle Aufmerksamkeit und Pflege.
Der in Hannover versammelte deutsche Handwerkertag hat erklärt: Die Handwerkerfrage ist von der gewerblichen Arbeiterfrage unzertrennbar. Nur durch Lösung der Handwerkerfrage kann dem gewerblichen Arbeiter die ihm gebührende soziale Stellung zu Theil werden.
Der Präsident des Reichsgerichtes in Leipzig, Dr. Eduard Simson feierte am 22. Mai sein 50jähriges Richterjubiläum. Aus dem ganzen Reiche kamen ihm Glückwünsche und Ehrenbezeugungen zu; ein öffentliches Fest hat er sich wegen Ablebens seiner Gemahlin verbeten. Simson gehört zu den bedeutendsten und geistvollsten Männern unserer Zeit, sein Karakter ist so groß wie sein Talent, er vertritt ein Stück deutscher Geschichte und gleich seinem Freunde Heinrich v. Gagern, dem er 1848 auf

[ => Original lesen: 1883 Nr. 41 Seite 2]

den Präsidentenstuhl des Frankfurter Parlaments folgte, dem er aber in der Fruchtbarkeit des Schaffens, in der Verwerthung seiner Talente weit überlegen war, hat er sein Wissen rein gehalten in der trübsten Zeit. Nicht nur das Frankfurter Parlament, sondern auch den norddeutschen und den deutschen Reichstag hat er vielmals als Präsident mit Auszeichnung geleitet und er war es, der die Kaiserdeputation nach Versailles führte. Als das Reichsgericht geschaffen wurde, war es kein Zweifel, daß ihm die Würde des ersten Präsidenten gebühre als Krönung seiner vielfachen Verdienste.
Prinz Albrecht von Preußen ist am 24. in Moskau eingetroffen. - Katkows Zeitung hat kürzlich Enthüllungen gebracht, aus denen hervorgeht, daß die Mörder Alexanders II. von einer Anzahl höherer und niederer Beamten: einen Gouverneur, einen Adelsmarschall, einem Kreisrichter, einem Polizei=Obersten, einem Gendarmerie=Capitän und verschiedenen anderen kaiserlichen Beamten und officiellen Personen unterstützt wurden.
Aus Moskau telegraphirt man vom 27. Mai Nachmittags: Die Krönungsfeier ist ohne besonderen Zwischenfall vollzogen.
Die Freude des Czaren, den gefährlichsten Theil der Krönungsfeierlichkeiten, den öffentlichen Einzug, glücklich hinter sich zu haben, giebt sich ersichtlich in einem kaiserlichen Erlaß kund, in welchem der russische Selbstherrscher den Wächtern seiner persönlichen Sicherheit, dem Großfürsten Wladimir und dem General Grafen de Lagardie, Militairgouverneur von Moskau, für die an den Tag gelegte treffliche Haltung der Truppen bei dem feierlichen Einzuge und dem Civilgouverneur von Moskau, Fürsten Dolgorukow, für die vorzügliche Ordnung an diesem Tage seine Anerkennung und seinen Dank ausspricht. Gleichzeitig feiert das ministerielle "Journal de St. Peterbourg" als Organ des auswärtigen Amtes die Anwesenheit der Vertreter sämmtlicher Monarchen und Regierungen Europas, Nordamerikas und asiatischer Grenzländer bei dem glänzenden Einzuge des Kaisers und der Kaiserin in Moskau und sagt, Rußland sei stolz und glücklich über solche Achtung und Freundschaftsbeweise. Dadurch werde bezeugt, daß die edlen Absichten des Kaisers, die loyale Politik und das Bestreben desselben, die Lage des Volkes moralisch und materiell zu bessern, von der gesammten Welt anerkannt werden. Ebenso sei auch die Gegenwart der zahlreichen Vertreter der Presse von Bedeutung. Der Empfang, welcher dem Kaiser in Moskau bereitet worden, sei ein Beweis für die Liebe des russischen Volkes zu seinem Monarchen und für die Grundlosigkeit der in den letzten Jahren ausgestreuten böswilligen Erfindungen. Der Artikel schließt: "Möge die Wahrheit über Rußland jetzt sich Bahn brechen und die Freundschaftsbande den Monarchen befestigen. Die Moskauer Feierlichkeiten sind ein Friedensfest im vollsten Sinne des Wortes, wie die Berliner "Prov.=Korresp." mit Recht bereits bemerkt hat."
In England macht sich neuerdings eine gewisse Hinneigung zu Rußland bemerkbar, die auch in den Aeußerungen der Presse über die Krönung erscheint.
Ein Telegramm meldet, daß die Bukarester Polizei eine Verschwörung entdeckt habe, welche die Ausführung eines Attentats gegen König Carol bezweckt.
Die Sozialdemokraten sollen in Kopenhagen beschlossen haben, sich auf den Boden der socialpolitischen Vorlagen der Reichsregierung zu stellen.
Herr Tirad hat in der Budget=Commission der Französischen Kammer sehr niederdrückende Aeußerungen über die Lage der Französischen Finanzen gethan.


- Die Vertreter der Stadt Nürnberg haben den Beschluß gefaßt, vom nächsten Jahre ab das Schulgeld in den Volksschulen abzuschaffen.
- Der jetzige Garnisonstand der deutschen Armee erstreckt sich auf 304 Garnisonen. 39 dieser Garnisonen stellen sich über einen Bestand von 10,000 Mann hinaus. Es sind dies Berlin und Metz, wovon die erste 17,813, die letzte 14,441 Mann Garnison besitzt. Seit 1879 hat für Metz, als es damals nur 10,793 Mann Besatzung enthielt eine Verstärkung um 3640 Mann stattgefunden. Straßburg hat im Gegensatz hierzu seit 1880 eine kleine Verringerung der Garnison von 9048 auf 8968 Mann erfahren. Mainz besitzt 7712, Köln 7655, Koblenz 6353, Königsberg 6383, Magdeburg 6068 Mann Garnison. Mit den Garnisonen von Potsdam 6580 und Spandau 4339 Mann können in Berlin unmittelbar 28,832 Mann concentrirt werden.
- Auf der Hygiene=Ausstellung in Berlin bringt sich die Gesellschaft Carne Pura mit ihrem pulverisirten Fleisch zur Geltung. Eins, zwei, drei ist eine genießbare Suppe fertig. Küche und alles was dazu gehört, zeigt sich im saubersten Zustand, und wie bei dem Pavillon Carne Pura stehts in dem Apfelweinhäuschen von Petsch in den Ausschankräumen unverfälschter Milch aus. Da hier wirklich Milch getrunken wird, wie sie von der Kuh kommt, so lernt der Berliner überhaupt erst kennen, was eigentlich Milch ist und wie sie nach der Natur schmeckt und aussieht, nämlich nicht "Berlinerblau." - Wer kochen lernen will für einen bürgerlichen Haushalt der muß in die Kochschule des Berliner Hausfrauenvereins eintraten, wo Frau Lina Morgenstern gebietet. Der Neid muß ihr lassen, daß eine wohltuende Sauberkeit herrscht, und alles ringsherum macht den Eindruck der Gediegenheit und hohen Sinns.
- Ein neues Schießpulver, genannt "Poudre au bouis pyropyde", das in England bisher allein hergestellt werden konnte, hat sich in Paris, wie von dort berichtet wird, als vortrefflich erwiesen. Es besitzt die doppelte Kraft des gewöhnlichen Pulvers und wird nicht, wie das englische durch Feuchtigkeit geschädigt. Die französische Regierung brachte einen Gesetzentwurf, betreffend die Fabrication des "Poudre pyropyde" ein. Die Commission ist einstimmig für die Genehmigung der Fabrication.
- Vom 1. Juni d. J. ab sind auf der Mecklenburgischen Friedrich=Franz=Eisenbahn diejenigen Retourbillets, welche am Tage vor einem Sonntage oder einem der nachbezeichneten Festtage gelöst werden, zur Rückfahrt noch am dritten Tage bezw. die am Tage vor dem ersten Oster=, Pfingst= oder Weihnachtsfeiertage gelösten Billets noch am vierten Tage, also dem Tage nach dem zweiten Feiertage, zur Rückfahrt gültig. Als Festtage neben den Sonntagen gelten: der erste und der zweite Weihnachtsfeiertag, der Neujahrstag, der Charfreitag, der Ostermontag, der Himmelfahrtstag und der Pfingstmontag. (Auf der Berliner Nordbahn gelten als Festtage überdies noch die katholischen Feiertage, die mecklenburgischen und der preußische Buß= und Bettag.)
- Im Boulegner Wäldchen in Paris gibt es einen Teich und auf diesem Teich schwimmen Enten. Böse Buben haben auf sie ihre Augen geworfen und kaperten allnächtlich die schönsten und fettesten Thiere. Der Aufseher war in Verzweiflung. Da kam ein Mann zu ihm und machte den Vorschlag, den Ententeich wie einst das römische Capitol von Gänsen bewachen zu lassen. In meiner Wirthschaft sagte er, leisten mir die Gänse als Nachwächter die besten Dienste. Niemand kann dem Hühnerstalle zu nahe kommen, ohne das die Gänse durch ihr Geschrei das ganze Haus allarmiren. Das leuchtete dem Aufseher ein; man ließ zwei Gänse im Teich los und ein Wächter stellte sich so, als wolle er eine Ente ans Ufer locken, da erhoben die Gänse ein Geschnatter, daß alles zusammenlief. Seitdem halten 5 Gänseriche und 6 Gänse bei Tag und Nacht die Teichpolizei.
- Als ein Märtyrer der Wissenschaft zu sterben - das hat in Paris ein junger Student der Medicin zu Wege gebracht, der einen Selbstmord unter geradezu schauerlichen Umständen ausübte. Der junge Mediciner, der an einem unheilbaren Leiden dahinsichte, nahm eine starke Dosis Morphium, jedoch mit Absicht nicht genügend, um einen sofortigen Tod herbeizuführen. Er öffnete sich hierauf mit seinem Skalpel zu drei wiederholten Malen die Brust an verschiedenen Stellen und nach jeder dieser Operationen schrieb er seine Empfindungen und Details über die Art seines Schmerzes nieder. Den Unglücklichen, welcher mit so furchtbarem Heroismus eine Selbstsezirung am lebendigen Leibe vorgenommen, fand man todt über seinem blutbefleckten Notizbuch und in diesem u. a. die Worte: da ich im Leben zu nichts nütz sein kann, so soll mein Tod wenigstens der Wissenschaft dienen.
- Exellenz Friedberg, der preußische Justizminister steigt eben zum obern Stock im Justizge=

[ => Original lesen: 1883 Nr. 41 Seite 3]

bäude hinauf, als einer seiner Räthe herunterkommt. Heut' ist drinnen im Saal wohl wieder Assessoren=Examen? fragt er. - Ja wohl, Excellenz! - H'm! Es ist doch recht gut, daß wir beide heute nicht examinirt werden; ich glaube wir fielen Beide durch! -
- In diesem Sommer oder Herbste wird die Germania auf der Höhe des Niederwaldes zwischen Rüdesheim und Aßmannshausen ausgestellt werden und weit hinausleuchten in die Lande. Die in München gegossene Erzmasse wiegt 700 Centner, einzelne Theile 100 bis 200 Centner. Ein Extrazug wird die Germania an den Rhein führen; für die schwierige Ueberführung auf den Berg müssen besondere Anstalten getroffen werden.
- Das Städtchen Neunkirchen bei Melle in Hannover ist gänzlich abgebrannt. Bei dem herrschenden starken Winde war der 1300 Einwohner zählende Ort binnen wenigen Stunden in einen Schutthaufen verwandelt. Nur das allernothdürftigste wurde gerettet, von Lebensmitteln fast gar nichts.
- Der Amtsvorsteher Freiherr v. Rotenhahn in Buchwald bei Hirschberg in Schlesien, der im vorigen Jahr die Prügelstrafe an einem Mädchen vollziehen ließ, und dabei dem Zartgefühl des Ausführenden zu Hülfe kam, indem er mit seiner Reitpeitsche zeigte, wie man hauen müsse, ist zu einer Geldstrafe von 110 M. verurtheilt worden.
- Wieviel ist ein Kubikfuß Fleisch? Ein Metzger wettete kürzlich mit einem Herrn , den Raumgehalt eines Kubikfußes für 30 M. mit frischem Rindfleisch, ohne Zugabe von Knochen auszufüllen. Beim Austrag der Wette erschien der Metzger mit einem mit schönem Fleisch gefüllten Korbe. Der Raum eines Kubikfußes war bereits festgestellt, und die Füllung konnte beginnen. Der Metzger zeigte ein langes Gesicht, als der Korb geleert und der Raum noch nicht gefüllt war, wohl oder übel mußte ein zweiter Korb voll geholt werden, aber o Schrecken, auch dessen Inhalt füllte den Raum noch nicht. Noch etwa 10 Pfund mochten fehlen, um den Kubikfuß=Raum auszufüllen, doch ließ man es jetzt genug sein des grausamen Spiels und entschädigte überdies noch weiter den Meister, der indessen seitdem vom Kubikwetten nichts mehr hören will. (Es ist auch schon von Jemanden gewettet worden, einen Kubikfuß Bier in einer Stunde auszutrinken; er kam aber nicht über die Hälfte).
- Ein amerikanischer Statistiker hat auf Grund der Sterblichkeitstabellen berechnet, daß von dreizehn Personen, die zusammen zu Tische sitzen mit Wahrscheinlichkeit innerhalb eines Jahres erst eine stirbt, wenn sie sämmtlich etwa 71 1/2 Jahr alt seien. Sind dreizehn Personen aber jede 35 Jahre alt, so sei die Wahrscheinlichkeit des Sterbens erst in 8 bis 9 Jahren vorhanden.
- In der sächsischen Fabrikstadt Kirchberg liegen 72 Personen an der Trichinenkrankheit darnieder. Mehrere sind schon gestorben. Ob die Erkrankung von amerikanischem oder einheimischem Fleisch herrührt, ist nicht gesagt.
- München zählt 23 Bierbrauereien, die über 2400 Hektoliter Malz versieden (1 hl Malz ergibt durchschnittlich 2 hl Bier). Darunter befinden sich 1881-82 11 Brauereien bis zu 10,000, 2 bis zu 20,000, 2 bis zu 30,000 Hektol. etc. Den ersten Rang nimmt ein die Spatenbrauerei von Gabriel Sedlmeyr mit 136,456 Hektoliter, es folgen: Löwenbrauerei mit 92,941, Franciskanerbrauerei mit 85,230, Pschorr mit 65,000, Hacker mit 56,342, Zacher mit 44,723, Augustiner mit 31,550 Hektoliter etc.
- Ein Würzburger Student Debes fährt nach Paris auf seinem Viloceped und gedenkt die Reise in vier Tagen zu machen.


Anzeigen.

Alle Diejenigen, welche Erzeugnisse der Industrie zur Thierschau=Ausstellung bringen, wollen, werden ersucht, solche am

Mittwoch den 30. Mai
Nachmittags zwischen 2 und 6 Uhrins Schützenhaus zu liefern.

Das Comite der Industrie-Ausstellung.


Ersparniß=und Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist zur Zinszahlung
vom
Dienstag den 5. Juni d. J.,
bis
Sonnabend den 9. Juni d. J.
täglich
von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags
geöffnet.                          
Schönberg den 23. Mai 1883.
                                                    Das Directorium.


Daß ich den über meine Koppel nach Lindow führenden Feldweg aufgenommen und von jetzt der direkte Weg nach Lindow die Gr. Siemz=Lindower Landstraße ist, bringe hiermit zur allgemeinen Kenntniß.
Törpt im Mai 1883.
J. H. Lohse, Schulze.


Pianinos neue Modelle. Billig gegen Baar oder Abzahlung

Weidenslaufer, Berlin NW.
Geehrte Anfragen werden sofort beantwortet.


Eisenbahn           Eisenbahn

Mecklenb. Friedrich=Franz
Eisenbahn.

Zur Erleichterung des Besuches der Mecklenburgischen Landes=Gewerbe= und Industrie=Ausstellung

Sonntag den 3. Juni d. Js.
Extrazug Lübeck=Schwerin und zurück II. und III. Wagenklasse zum einfachen Fahrpreise für Hin= und Rückfahrt.

Abfahrt von Lübeck 9 Uhr 5 Min Vorm.
Abfahrt von Schönberg 9 Uhr 37 Min Vorm.
Abfahrt von Grevesmühlen 10 Uhr 3 Min Vorm.
Abfahrt von Bobitz 10 Uhr 24 Min Vorm.
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr 40 Min Vorm.
Ankunft in Schwerin 11 Uhr 2 Min Vorm.
                 ------
Abfahrt von Schwerin 9 Uhr 37 Min. Abends
Ankunft in Kleinen 10 Uhr - Min. Abends
Ankunft in Bobitz10 Uhr 17 Min. Abends
Ankunft in Grevesmühlen 10 Uhr 34 Min. Abends
Ankunft in Schönberg 10 Uhr 59 Min. Abends
Ankunft in Lübeck 11 Uhr 25 Min. Abends
Die Billets zum einfachen Fahrpreise (Doppelbillets) berechtigen nur zur Benutzung der vorbezeichneten Extrazüge, nicht auch der Fahrplanmäßigen Züge. Freigepäck wird nicht gewährt.

Die Direction.


Für Schönberg ein Agent gesucht von einer guten Lebens=Versicherungs=Gesellschaft. Adr. an

Rudolf Mosse, Schwerin i./M.


Die Lübecker Bank

nimmt Gelder zur Verzinsung in Summen von mindestens 300 Mark täglich in den Geschäftsstunden von 9 bis 1 Uhr und 3 bis 6 Uhr entgegen.
Dieselbe vergütet:
      bei sechsmonatlicher Kündigung 3 1/2 %,
      bei zwölfmonatlicher Kündigung 4 %,
und zahlt die Zinsen halbjährlich aus.
Die zu belegenden Gelder können auch per Post unter voller Wertangabe an die Bank eingesandt werden, wogegen Letzere die betreffende Schuldverschreibung umgehend an den Absender übermitteln wird.


[ => Original lesen: 1883 Nr. 41 Seite 4]

Beste böhmische
Salon=Stückkohlen

in 8-10 Tagen ab Bahnhof zu liefern, empfiehlt zu außerordentlich billigen Preisen

Aug. Spehr.       


Patent Drath-Schutzgitter

gegen Feuersgefahr für Stroh= und Rohrdächer besorge ich und bitte hierauf Reflectirende ihre Bestellungen bis zum 10. Juni bei mir einzureichen.

Ergebenst            
C. Schwedt.       


Verkaufe

vier aus der Brauerei ausgestellte Fässer, gut zu Brau=Bräu oder Bückkübel.

C. Schwedt.       


Garten-Utensilien und Geräthe.
Tische, Stühle, Bänke, Schemel, Spaten, Hacker, Harken, Schaufel, Forken, Steigreiniger, Quäckhacker und Blumenstecher
in großer Auswahl
empfiehlt                                                    
                                                    C. Schwedt.


Eiserne Gartenbänke
empfiehlt billigst                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Für Zahnleidende

Künstliche Zähne jeder Art, in Cautschouc, wie auch Platina=Gazegebisse (neu), werden stets unter Garantie geliefert, vom pract. Zahnarzt

                                                    Aug. Eduard Spelling
                                                    Lübeck,
                                                    Königstraße 670 I. Etage.


Zahnschmerzen aller Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


Dr. Kirchhoffer, Spez. Arzt
in Straßburg heilt Bettnässen, Blasenleiden u. s. w.                                                    
                                                    H. 232 Q.


Tombola-Loose à 50 Pfennig.
zum diesjährigen 2. Königschußtage den 10. Juli
sind schon jetzt zu haben.                                                    
Schönberg den 17. Mai 1883.
                                                    Der Vorstand der Schützenzunft.


Loose

zu der Mecklenburgischen Landes=, Gewerbe= und Industrie=Ausstellung zu Schwerin d. J. werden bei vorheriger Bestellung prompt besorgt von dem Unterzeichneten. Der Preis des Looses ist 1 Mark.

Malzow.                                                     C. Praefke.


Scheibenschießen        Scheibenschießen.

Zum Scheibenschießen am 3. und 4. Juni lade ergebenst ein.
Büchsen und Schießbedarf wird von mir gehalten.
Auf einen Satz von 3 Schüssen, der 1 M. kostet, fällt nur ein Gewinn.
Tanzmusik am 4. Juni.

J. Holst, Neue=Welt.       


Chlorkalk und Seifenstein,
in frischer trockner Waare,
empfing und empfiehlt billigst                          
                                                    J. F. Eckmann.


Am Freitag den 25. d. M. ist mir ein

dunkelrothes Kalb.

von der Weide gelaufen. Dem Wiederbringer eine Belohnung.

Gr. Mist.                                                     J. Kreutzfeld.


Für meine Wollspinnerei und Weberei empfehle mich mit Wolle zu kratzen, Spinnen und Wollenzeug machen. Annahme von Wolle in Carlow bei Herrn J. Rieckhof, Kaufmann; in Schönberg bei den Omnibusführern von hier. Alle 14 Tage kommt mein Fuhrwerk in Carlow und liefert es wieder fertig ab. Jeder Auftrag wird schnell und billig ausgeführt.
Rehna, Mai 1883.

Heinr. Kollmorgen,       
Wollspinnereibesitzer.         


Zuschneidebretter für Schuhmacher,
Tafelholz für Wagenfabrikanten und
Laubsägeholz bei

C. Egert.       


Ich suche zum 10. Juni einen
zuverlässigen verheirath. Kutscher.
                                                    Dr. M. Marung.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 28. Mai 1883.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


"Der heutigen Nummer unserer Gesammtauflage liegt ein Prospect des Bankhauses "Mindus & Marienthal" in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrl. Leser besonders aufmerksam machen."


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD