No. 84
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 31. Oktober
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 84 Seite 1]

Politische Rundschau.

Am 23. ds. sind es 25 Jahre geworden, daß Kaiser Wilhelm als Prinzregent seine erste Regierungshandlung vollzog. Am 8. October 1857 erkrankte König Friedrich Wilhelm IV., und am 23. October entschloß sich derselbe, offiziell seinem Bruder mittelst Erlasses vom 23. October, datirt aus Sanssouci, die Stellvertretung zu übertragen.
Ergebniß der Wahlen zum preußischen Abgeordnetenhause mit vergleichender Uebersicht der Zusammensetzung des letzten Landtages bei der Schlußsitzung:

Wahl v. 26. d. Letzter Landtag.
Conservative 130 155
Freiconservative 54 52
Centrum 87 99
Nationalliberale u. lib. Gen. 70 88
Secessionisten 19 20
Fortschrittler 36 38
Verschiedene 26 21
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422 433
Vom 17. bis 20. hat zu Brüssel die internationale Schiedsgerichts= und Friedensconferenz getagt und nach Erwählung eines internationalen Comites ihre Arbeit geschlossen. Zur vierten Sitzung war zu guter Letzt auch Dr. Lasker aus Berlin eingetroffen. Es wurde ihm der Vorsitz übertragen und minutenlanger Beifall folgte seiner Ansprache. Ich bin hierher gekommen, um der Meinung entgegenzutreten, daß Deutschland eine kriegerische Nation sei. Deutschland ist nicht chauvinistisch, wir sind ein friedliebendes Volk, sind ein Volk des Friedens trotz der schweren Rüstung, die wir tragen. Wir sind Freunde des Friedens, weil wir wissen, was die Kriegsbereitschaft kostet und welche Uebel der Krieg im Gefolge hat. Wir sind ernsthaft friedliebend auf Grund der Erfahrungen, die wir gemacht haben, im Geiste der Humanität. Unser Streben ist es, die Differenzen zwischen den Nationen im Wege des schiedsgerichtlichen Vergleiches zu schlichten. Und wird erst das Schiedsgericht den ihm gebührenden Platz einnehmen, dann werden die Völker auch ihren Kriegsheeren entsagen können; eher aber nicht. Deutschland denkt nicht an Eroberungen; ihm liegt es ferne, ein Weltreich werden zu wollen, es will vielmehr nur neben anderen großen Ländern die Sache der Civilisation und Wissenschaft fördern. Darum werden wir auch keine Angriffskriege führen, uns aber vertheidigen, wenn man es wagt, unseren Frieden zu stören. Wenn in Frankreich sich der Friede befestigt, dann wird er gesichert sein in ganz Europa. Das ist es, worauf alles hinausläuft. - Auch der bekannte Abrüstungsapostel, Herr von Bühler, hielt eine Rede (am 18.), in der das Verhältniß zwischen Frankreich und Deutschland und speciell die gambettistische Partei als ein Hinderniß zur Verwirklichung seiner Ideale hingestellt wurde.
Seit längerer Zeit melden die Zeitungen im eigenthümlichen Ton von gewaltigen Festungsbauten Rußlands gegen die deutsche und österreichische Grenze. Was ist denn Auffallendes dabei? Haben wir doch gegen Rußland Königsberg, Danzig, Thorn, Posen gebaut. Was dem Einen recht, ist dem andern billig, auch dem Gebiet der Politik.
Der König von Sachsen hat dem König von Serbien die Insignien des Hausordens der Rautenkrone übersandt.
England. Die Kosten der egyptischen Expedition sollen sich auf 4 Millionen Pfd. Sterl. belaufen (wird wohl etwas mehr sein).
Rußland. Die Regierung hat die Pferde=Ausfuhr nach Oesterreich und Deutschland verboten und diesfalls an die Grenzzollämter die schärfsten Weisungen erlassen. Gleichzeitig wurden die General=Gouverneure aufgefordert, dem Kriegsministerium genaue Ausweise über die in Rußland vorhandenen Pferde mit möglichster Beschleunigung vorzulegen, damit dasselbe einen Ueberblick über die vorhandenen Cavalleriepferde und Geschützbespannungen gewinne.
In Rußland sind in letzter Zeit große Wald= und andere Brände, sowie Agrarmorde etc. vorgekommen. Man führt dies auf die verstärkte Thäthigkeit der Nihilisten zurück. - Die französischen Nihilisten wollen den russischen nichts nachgeben. Als auf einer Versammlung der Anarchisten in Lyon die Frage aufgeworfen wurde, wie Frankreich zu reformire sei, soll die einstimmige Antwort gelautet haben: Durch Dynamit!
Ignatieff ist jetzt auch unter die Socialisten gegangen. Er steht im Begriff, in Petersburg eine große patriotische Gesellschaft zu gründen, die den Namen Gesellschaft zur Verbesserung der Volksarbeit führen soll.
- Zur Feier der silbernen Hochzeit des deutschen Kronprinzen, die am 25. Januar 1883 stattfindet, rüstet man sich von allen Seiten. Dem Sinne des Kronprinzlichen Paares entsprechend, werden die Hochzeitsgaben, welche ihm aus den Kreisen der Bevölkerung dargebracht werden, wohl vorzugsweise in der Förderung wohlthätiger und gemeinnütziger Zwecke bestehen. Es ist z. B. im Werke u. A. ein Militairwaisenhaus zu gründen. Dies ist ein wahres National-Unternehmen, das in den weitesten Kreisen Anklang gefunden hat und haben sich bereits zahlreiche Localcomites gebildet. An der Spitze des Unternehmens steht der Vorstand des Deutschen Kriegerbundes in Berlin.
Schönberg. Am nächsten Freitag wird hier eine große Menagerie eintreffen und für den Freitag Aufstellung nehmen. Dieselbe kommt aus England, wird zum erstenmal in Deutschland gezeigt und soll 150 Stück der seltensten Thierexemplare umfassen. Die Ausstattung des sehr umfangreichen Wagenparks wird uns als eine sehr elegante geschildert. Der Ruf, welcher dieser Thiersammlung vorauf geht, ist ein sehr vortheilhafter, und in uns vorliegenden Zeitungsnotizen wird sowohl die Schönheit der ausgestellten Thiere, als auch die Verwegenheit und Geschicklichkeit ihres Bändigers, Mr. Surich Biswaß aus Calcutta, lebhaft anerkannt. Als besonders beachtenswerth werden uns Gruppen von Löwen, Königstigern und Leoparden bezeichnet. Außerdem sollen Gorillas (5' 4" groß), Mantelpaviane, gefleckte Lamas etc. die Aufmerksamkeit des Zuschauers in hervorragendem Maße erregen. In Bezug auf die näheren Details, Entree etc. verweisen wir auf das bezügl. Inserat.
- Das berühmte Clausing'sche Weißbier in Berlin trägt seit Kurzem den Namen Cabinets=Kaiser=Weißbier. Die Genehmigung des Kaisers hängt unter Glas und Rahmen.

[ => Original lesen: 1882 Nr. 84 Seite 2]

- Der jetzt sichtbare Comet, der ebensowohl durch seine Größe wie durch seine Schweifentwickelung die allgemeinste Aufmerksamkeit auf sich lenkt, ist an mehreren Orten am Mittag des 17., 18. und 19. September d. J. dicht bei der Sonne stehend beobachtet worden. Die astronomische Welt erhält jetzt eine Kunde, die einzig in ihren Annalen dasteht. Es ist nämlich, wie der fachmännische Berichterstatter des Berl. T. meldet, der Vorübergang des Cometen vor der Sonnenscheibe beobachtet worden. Diese Beobachtung fand am 17. September auf der Sternwarte zu Capstadt (Südspitze von Afrika) statt. Es wurde das Verschwinden des Cometen vor der Sonnenscheibe um 4 Uhr 50 M. 58 Sec. mittlere Ortszeit festgestellt. Vergebliche Bemühungen wurden gemacht, den Cometen auf der Sonnenscheibe zu beobachten, doch war nach seinem Eintritt keine Spur mehr wahrzunehmen. Beobachten des Austritts von der Sonne gelang gleichfalls nicht, er wurde erst wieder wahrgenommen, als derselbe sich wieder in ziemlicher Entfernung von der Sonne befand. - An die Cometen knüpfte sich im Mittelalter viel Aberglaube. Im Jahre 1680 wurde sogar eine silberne Medaille, jetzt auf der Züricher Stadtbibliothek zu sehen, geprägt mit dem Bilde des damals sichtbaren Cometen und der Inschrift: "Dieser Stern droht böse Sachen - Trau nur Gott - Wird's wohl machen." Ein im Jahre 1605 erschienenes Buch, "Cometenspiegel" genannt, sagt: "Achterlei Unglück insgemein entsteht, wenn in der Luft erscheint ein Comet." 1) Viel Fieber, Krankheit, Pest und Tod, 2) Schwere Zeit Mangel und Hungersnoth. 3) Groß Hitz, dürr Zeit, Unfruchtbarkeit. 4) Krieg, Raub, Mord, Aufruhr, Neid und Streit. 5) Frost, Kälte, Sturmwetter und Wassersnoth. 6) Viel hoher Leut Abgang und Tod. 7) Groß Wind, Erdbeben an manchem End. 8) Viel Aenderung im Regiment.
- Nach dem Soeben vom Reichsamt des Innern ausgegebenen Handbuch für die deutsche Handelsmarine pro 1882 schloß der Schiffsstand der deutschen Handelsmarine am 1. Januar 1881 ab mit 4403 Segelschiffen und 374 Dampfern, zusammen also mit 4777 Schiffen; danach stellte sich dieser am 1. Januar 1882 auf 4776 Schiffe, darunter 465 Dampfer. Der ersten oberflächlichen Beurtheilung nach hat demnach in der Gesammtschiffszahl eine Verminderung um ein Schiff, dem gegenüber jedoch eine Vermehrung der Dampfer um 91 Schiffe und daneben noch eine Steigerung der Ladungsfähigkeit um mehr als 90,000 Registertons stattgefunden.
- In Berlin bereitet man sich vor, den auf den zehnten November fallenden 400jährigen Geburtstag Martin Luthers in angemessener Weise zu begehen. Der Magistrat beabsichtigt, die Feier auch auf die Kreise der Bürgerschaft möglichst auszudehnen.
- Für die Domkirche in Riga wird gegenwärtig bei Walker u. Co. in Ludwigsburg bei Stuttgart eine neue Orgel gebaut, die 120 klingende Register erhalten soll. Sie wird somit die größte Orgel der Welt sein (die bisher größte in New=York hat 115 klingende Register) und unzweifelhaft auch die großartigste und vorzüglichste, da alle neueren Errungenschaften der Orgelbautechnik bei ihr zur Anwendung gelangen werden. So wird die neue Domorgel z. B. darin einzig dastehen, daß sie von zwei Seiten, und zwar sowohl von der oberen wie von der unteren Empore gespielt werden kann, und zwar in der Weise, daß das ganze Werk mittelst des Gasmotors und unten ein Theil der Orgel durch Gebläse mit Handbetrieb in Bewegung gesetzt wird. In Folge dieser Vorrichtung kann das Orgelwerk auch von zwei Spielern zugleich gehandhabt werden, indem der eine das Solo, der andere das Tutti spielt. Die Gesammtkosten des Werkes belaufen sich auf 90,000 M.
- Um wässerige Kartoffeln mehlig zu machen, wird in der "Br. landw. Ztg." den Hausfrauen gerathen, dieselben, vor der Zubereitung einige Zeit in der Nähe des warmen Ofens auszubreiten. Nachdem die überflüssige Feuchtigkeit verdunstet, werden sie mehlig und gewinnen merklich an Wohlgeschmack. Dasselbe kann übrigens auch unmittelbar vor dem Zusetzen dadurch erreicht werden, daß man an jeder einzelnen rund herum einen schmalen Streifen abschält. Die so vorbereiteten Kartoffeln brauchen nicht so lange zu kochen, werden mehlig und auch schmackhafter. Das vielfach angewendete starke Pressen der abgesottenen wässerigen Kartoffeln in einem Tuche wird dagegen als unpraktisch bezeichnet.
- Ueber vier schweizerische Städte: Winterthur, Baden, Zofingen und Lenzburg ist der Concurs verhängt worden. Sie hatten s. Z. Garantie für die Obligationen der Schweizerischen Nationalbahn übernommen, und diese hat bankerott gemacht. In Winterthur wurde z. B. die Versteigerung des Wasser= und Gaswerkes, sowie der Weine des einst so berühmten Herren= oder Rathskellers ausgeschrieben. Auch das übrige Eigenthum der Stadt soll zur Versteigerung gelangen.
- Nachdem der Blitzzug Paris=Wien sich bewährt soll nun auch ein solcher Zug von Paris über Berlin nach Wirballen an der russischen Grenze eingerichtet werden, der die Reise um 7 Stunden abkürzen würde.
- Bei der Station Metaponto auf der Calabrischen Bahn schlug kürzlich der Blitz in einen abgehenden Eisenbahnzug, wobei 11 Passagiere getroffen wurden, darunter zwei tödtlich.
- In der Vorstadt Haskioi in Konstantinopel machte ein Judenmädchen Abends in Begleitung eines armenischen Schusters einen Spaziergang, von dem es nicht mehr heimkehrte. Das Mädchen hatte sich vom Spaziergange hinweg in die Kirche begeben, hier die Taufe empfangen und sich auch gleich darauf mit seinem Begleiter trauen lassen. Alle Bitten ihrer Eltern, wieder zu ihnen zurückzukehren, wies die junge Frau energisch zurück. Einige Tage nachher überfiel zur Nachtzeit ein Schwarm Israeliten, geführt von mehren Rabbinern, das Haus des Schusters, rissen die Frau aus dem Bette und trugen sie im Triumphe zu ihren Eltern zurück. Die Angelegenheit liegt nun der Polizei zur Entscheidung vor.
- Das neueste in Amerika ist der Ball=Salonwagen, welcher auf der Chicago=Milwaukee= und St. Paul Eisenbahn eingeführt worden. Eine lustige Gesellschaft machte unlängst eine Probereise von St. Louis und tanzte verschiedene Tänze durch, währenddem der Zug mit einer Schnelligkeit von 64 Kilometern die Stunde fuhr.
- In dem bayrischen Dorfe Hatzenreuth ist kürzlich an einem Bauern eine höchst barbarische That verübt worden. Weil der Bauer oft betrunken nach Haufe kam, wollten die Angehörigen sich seiner entledigen, und es wurde im Familienrathe der Beschluß gefaßt, ihn für wahnsinnig zu erklären. Mit Hülfe eines ärztlichen Zeugnisses auf dem die beiden Schwäger des Säufers als Zeugen unterschrieben, die Schriftzüge eines Tagelöhners aber nachgeahmt waren, gelang es, die Direction der Regensburger Irrenanstalt zu täuschen, so daß sie den Irrsinnigen aufzunehmen, und durch zwei Wärter abzuholen versprach. In der Nacht wurde der 60jährige Mann aus dem Bette gejagt, gebunden, und auf seinem Wägelchen nach Mitterteich gebracht, wo er von den Pächtern der Regensburger Irrenanstalt in Empfang genommen und weiter befördert wurde. Die Gendarmerie die auf den Vorgang aufmerksam gemacht worden war, brachte die Sache zur Anzeige und hat dadurch eine genaue Untersuchung veranlaßt.
- In Petersfield, Hampshire, starb vor Kurzem eine alte reiche Dame, welche ihr bedeutendes Vermögen zum Theil Instituten testamentarisch hinterließ, welche zu Nutz und Frommen von Vierfüßlern gegründet wurden. So vermachte sie der Royal Society zur Verhütung der Tierquälerei 6000 Pfd. St., dem Trinkfontänen= und Viehtröge=Verein in London 2000 Pfd. St. und dem Heim für verlorene und darbende Hunde 1000 Pfd. St. u. s. w. Zum Universalerben setzte die Verstorbene ihren Gatten unter der Bedingung ein, daß er unverzüglich nach ihrem Tode ihre schwarze Lieblingskatze durch Chloroform tödte.
- Aufgeschnitten. Erster Commis: "In meines Vetters Geschäft in Paris werden täglich soviel Briefe geschrieben, daß neunundvierzig Hausknechte nur mit Wasserpumpen beschäftigt sind, um die Oblaten anzufeuchten." -Zweiter Commis: Das ist noch jar nichts. Bei meinem Onkel in Berlin ist das Jeschäft so jroß, daß der Buchhalter in seinem Hauptbuche vom "Soll" in's "Haben" per Droschke fahren muß.

[ => Original lesen: 1882 Nr. 84 Seite 3]

- Münster i. W. Ein Schuster hier in der Nähe hatte sich mehr als billig dem Schnapssaufteufel ergeben, und keine Gegenkur wollte anschlagen. Da fanden ihn neulich Bergleute bei Ibbenbüren toll und voll an der Straße liegen und beschlossen ihn zu heilen. Sie schafften den betrunkenen Schuster in den dunkelen Schacht eines Bergwerks, wo er nach vielen Stunden von seinem Rausch erwachte. Rings um ihn her herrschte stockfinstere Nacht; dumpf und gespenstig tönten die gleichmäßigen Schläge der arbeitenden Bergleute an sein Ohr, und schaudernd tastete er mit den Händen an den nassen und kalten Wänden herum. Auf seinen herzzerreißenden Hülferuf eilten die schwarzen Gesellen herbei und gruppirten sich, von ihren Grubenlichtern phantastisch beleuchtet und Grimassen schneidend, um den tödtlich erschrockenen und zitternden Schuster, dem plötzlich sein ganzes Sündenregister einfiel und ihm der Gedanken kam, daß er der Hölle verfallen sei. Er stürzte dem Obersten der Teufel zu Füßen, der ein Erzpfiffikus und Bekannter vom Schuster, ihm seine Sünden und Schnapssaufereien strenge vorhielt und ihm zurief: Schnapsschuster Du bist dem Teufel ausgeliefert!! Der Schuster winselte und flehte um Gnade, die ihm unter der Bedingung gewährt wurde, daß er nie wieder einen Tropfen Schnaps über seine Lippen bringe. Mit verbundenen Augen führte man ihn an die Oberwelt , brachte ihn eine gute Strecke vom Schachte in einen Wald, und gestattete ihm, die Binde zu lösen, wenn sich alle Teufel entfernt hätten. Da sah er sich plötzlich in bekannter Gegend; ohne zu wissen wie er dorthin gekommen, und fest überzeugt, daß der Weg zur Hölle bei Ibbenbüren, zu suchen sei, schlich er nach Hause. Bis jetzt meidet er aber Schnaps wie die Pest. -
- In Leipzig sind 3 Studenten wegen Zweikampfes zu je drei Monaten Festung verurtheilt worden.
- Der Dichter Egon Ebert ist am 24. ds. in Prag in seinem 82 Lebensjahre gestorben.


Regeln für die Lüftung von Schlaf- und Wohnräumen.

Das Schlafzimmer ist derjenige Raum, welcher in Bezug auf die Erneuerung der Luft die größte Aufmerksamkeit verdient. Wer im Besitze eines gesonderten Schlafzimmers ist, soll die Fenstern desselben womöglich bis zum Schlafengehen offen lassen. Es ist für gesunde Menschen, wenigstens für den Sommer, rathsam, auch in der Nacht die Oberflügel der Fenster offen zu halten. Sollte Jemand überängstlich vor dem ersten Verbuche sein, so empfiehlt es sich, die Rouleaux herunterzulassen, jedoch nicht senkrecht, sondern schräg nach dem Innern des Zimmers.
Steht ein Schlafzimmer mit Wohnräumen in Verbindung, so empfiehlt es sich, die Thür offen zu lassen. Das Schlafen in ungeheizten Zimmern ist immer am gesundesten, weil bei der kühleren Luft in Folge ihrer größeren Dichtigkeit durch jeden Athemzug eine größere Menge Sauerstoff eingeathmet wird. Wer krankheits= oder gewohnheitshalber sein Schlafzimmer heizen muß, der benutze einen im Zimmer selbst heizbaren Ofen, womöglich einen Regulirofen, bei dem keine Gefahr für Kohlenoxidvergiftung vorhanden.
Das Brennen von Nachtlichtern verschlechtert die Luft um so viel mehr, daß man ein Nachtlicht gleich 1 und eine Gasflamme gleich 4 Menschen rechnen kann.
Hohe Bettstellen sind vortheilhaft, weil die dem Körper schädliche Kohlensäure schwerer als die atmosphärische Luft ist und deshalb mehr zu Boden sinkt; nachtheilig dagegen die Rollbettchen und Körbe, welche unmittelbar über dem Fußboden als Lager für Kinder bei ärmeren Familien dienen. Hier würde eine geeignet konstruirte Hängematte viel bessere Dienste leisten.
Auf jedes benutzte Bett eines Schlafzimmers sollte ein Raum von 6 qm und 20 cbm Luft kommen.
Für Wohnzimmer gelten im Ganzen ähnliche Grundsätze, wie für die Schlafzimmer. Häufiges Oeffnen von Fenster und Thüren ist ein längst bekanntes, aber leider nur zu wenig angewendetes Mittel zur Lufterneuerung. In der Regel halten die meisten Menschen die Luft eines Wohnzimmers erst dann verdorben, wenn diese den Geruchsorganen fühlbar wird; die eigentlichen Luftverderber aber, Kohlensäure, Kohlenoxidgas, übergroße Menge Wasserstoff etc. sind keineswegs bemerkbar. Kohlensäure in großer Menge erzeugt Blutvergiftung, Ohnmachtsanfalle; bei geringen, aber gesundheitswidrigen Mengen wirkt sie als schleichendes Gift, ohne daß die Belästigten eine Ahnung davon haben. Das Gleiche gilt von Kohlenoxidgas. Auch der Wasserdampf der Luft kann ein übergroßer sein und dadurch sowohl die Verdunstung auf der menschlichen Körperoberfläche, sowie auf der Lunge hindern.
Außer dem Athem vieler Menschen in einem Raum ist Wäschetrocknen, Kochen, Aufwaschen der Fußböden die gewöhnliche Ursache der Uebersättigung mit Wasserdampf; auch das Kochen im Zimmer erzeugt eine enorme Menge von Wasserdampf.
Ein ziemlich sicheres Mittel zum Erkennen des Wassergehaltes der Luft eines Zimmers bieten die Fensterscheiben; wenn diese stark triefen, so ist dies ein sicheres Zeichen von Wasserdampf; bleiben sie trocken, ein Zeichen von Wassermangel.
In allen diesen Fällen hilft nur das häufige Oeffnen von Fenstern und Thüren.


Anzeigen.

Holz=Auction in Lübeck.

Am Dienstag, den 7. November a. c. Vormittags 10 Uhr anfangend, sollen durch den Unterzeichneten auf dem Holzlagerplatze Nr. 2 bei der Wrakbude

circa 3000 Zwölfter
ebenk.= und Wahl=Bretter

in öffentlicher Auction werden.
Verzeichnisse sind in meinem Comptoir, Braunstraße 144 gratis zu erhalten.
Lübeck, den 26. October 1882.

                                                                              G. Olrogge.
                                                                              beeid. Auctionator.


J. H. Boye
Uhrmacher
Kalterdamm Nr. 4,
hält sein Uhrenlager bestens empfohlen
Reparaturen billigst.


Zum Ball
am Dienstag den 31. October
ladet freundlichst und ergebenst ein                          
                                                    C. Fahrenkrug.
                                                    Lüdersdorf.


Ein gut erhaltener
Kleiderschrank

ist wegen Mangel an Raum preiswürdig zu verkaufen. Wo? Zu erfragen in der Exped. dieses Blattes.


Honig
à Pfund 55 Pfennige, empfiehlt
Carlow.                                                     J. Rieckhoff.


Kampfgenossen-Verein 1870/71.
Ordentliche General=Versammlung
am Sonntag den 5. November d. Js.
Nachmittags 3 1/2 Uhr.
                                                    Der Vorstand.
I. A.: Roepstorff.


Die glückliche Geburt einer gesunden Tochter zeigen statt besonderer Meldung ergebenst an.

Postassistent Reinecke u. Frau.       


[ => Original lesen: 1882 Nr. 84 Seite 4]

Zum ersten Male in Deutschland.
Auf dem Marktplatze zu Schönberg.
Nur 1 Tag.
Freitag den 3. November 1882.
Wombells Grand-Royal-Menagerie
aus London.
errichtet im Jahre 1805.

Diese Collection ist die größte Englands, mit den seltensten Exemplaren, welche kaum ein zoologisches Institut aufweisen kann, Löwen=, Tiger=, Panther=Gruppen, Gorillas, Mantel=Paviane, Strauße etc. und wird mittelst 14 Prachtwagen mit eigenem Gespann befördert.

Das Geschäft besitzt seine eigene Kapelle.

Die Dressur und Vorführung der wilden Thiere geschieht durch den Thierbändiger Mstr. Surich Biswas (Indianer) während der Gala=Vorstellungen. Die Fütterung sämmtlicher Thiere um 4 und halb 8 Uhr.

Die Gala=Vorstellungen
finden Nachmittags 4 Uhr und halb 6 Uhr und Abends halb 8 Uhr statt.
Entree 50 Pfennig (Mecklenburg)., Kinder unter 10 Jahren 25 Pfennig (Mecklenburg).
Näheres durch Plakate.
Weitere Vorstellungen finden statt: in Dassow am Donnerstag den 2. und in Schönberg am Freitag den 3. November d. Js.
Edmonds, Director.


Janus
Lebens- und Pensions-Versicherungs-Gesellschaft in Hamburg.
-------------
Errichtet am 1. Februar 1848.
-------------
Geschäftsbestand ult. 1881.

          Versicherungssumme M. 57,478,390
          Versicherte jährliche Renten M. 270,758
          Jahres=Einnnahme an Prämien und Zinsen M. 2,895,765
          Bis Ende 1881 bezahlte Versicherungs=Capitalien M. 16,208,763
          Reservefonds M. 13,546,190

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Auskunft wird ertheilt und Prospecte und Antragsformulare werden gratis verabreicht, bei den Vertretern der Gesellschaft, in Schönberg i. M. Herrn Lehrer Schriever.
        Güstrow, im October 1882.

Die General=Agentur.
                          J. H. Wiencke.


Ein Garten mit Obstbäumen
ist billig zu verpachten. Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.                          
Schönberg den 27. October 1882.


Theater-Anzeige.
Dienstag den 31. October:
Zum Benefiz für Herrn L. Röwer.
Die Schule der Verliebten.
Lustspiel in 5 Acten von C. Blum.
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In der Hoffnung, durch die Wahl dieses vorzüglichen Lustspieles den Wünschen des hochgeehrten Publikums entgegen zu kommen, gebe ich mir die Ehre zu meinem Benefiz ganz ergebenst einzuladen und bitte um recht zahlreichen Zuspruch.

                          Hochachtungsvoll und ergebenst
                          L. Röwer.
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                          W. Schuldt, Director.


"Der heutigen Nummer unserer Gesammtauflage liegt ein Prospect des Bankhauses "Mindus u. Marienthal" in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrl. Leser besonders aufmerksam machen."


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 30. October 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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