No. 77
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. Oktober
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 77 Seite 1]

In der Reichsdruckerei.

In einem prachtvollen Gebäude der Oranienstraße zu Berlin befindet sich die Reichsdruckerei, welche aus einer Verschmelzung der ehemaligen preußischen Staatsdruckerei mit der Deckerschen Hofbuchdruckerei entstanden ist und vom Generalpostmeister ressortirt. Hier werden die Postwerthzeichen Norddeutschlands, die Reichskassenscheine und Reichsbanknoten, sowie die Staatsschuld=Verschreibungen hergestellt; hier entstehen das amtliche Postkursbuch, die Patentschriften etc. Ein halbes Tausend Menschen arbeiten täglich in der Reichsdruckerei. Am interessantesten ist die Herstellung der Kassenscheine und Banknoten. Im Augenblick findet der Druck der neuen 50=Markscheine und die Vorbereitung der neuen 20=, 100= und 1000=Marknoten statt, für welche ein mit lokalisirten Pflanzenfasern durchsetztes Papier verwendet wird. Nach Zeichnungsvorlagen werden die beiden Kupferplatten für die Vorder= und Rückseite von bewährten Kupferstechern gefertigt. Wenn der Kupferstecher sein Werk beendet, gelangen die Platten in die Hände des Guillocheurs. Die bedeutsamsten und für den Fälscher unüberwindlichen Beigaben sind nämlich die Zierrathen, besonders diejenigen in gewundenen Zügen (Guilloches), die gemusterten Flächen, Sterne und Rosetten, welche der Guillocheur mit einem Diamantstift und mittelst eines complicirten Räderwerks in mathematisch genauen Linien und Bogen auf der Kupferplatte anbringt. Die fertigen Originalplatten werden für den Druck nicht verwendet. Hierzu dienen galvonoplastische Copien der Platten. Diese Platten gelangen in die Kupferdruckerei, werden hier mit Farbe eingerieben, mit Papier belegt, und, immer zu 8 übereinander geschichtet, unter eine hydraulische Presse geschoben, die den Druck in wenig Secunden bewirkt. Die frischen Scheine, immer zu 4 auf einen Bogen zusammenhängend, werden in der Trockenkammer von jungen Mädchen an Regalen aufgehängt. Dann gelangen die Bogen in die Buchbinderei zum Beschneiden. Noch fehlt den Scheinen für die Ausgabe die Nummerirung. Früher erhielten sie diese nach dem Beschneiden; jetzt erhalten sie den Druck der Nummern erst im Controlzimmer der Staatsschuldenverwaltung in Gegenwart von höheren Controlbeamten und mittelst einer Maschine. Ganz ähnlich, wie der Druck der Banknoten und Kassenscheine, geschieht der Druck der Postmarken, Stempelmarken, Postcouverts und Postkarten. Couvertpressen, jede von einem jungen Mädchen bedient, liefern in unglaublich kurzer Zeit fertig gefalzte und gummirte Couverts, denen vorher das betreffende Wertzeichen aufgedruckt wurde. Zu Postkarten werden täglich etwa 40 Centner Papier bedruckt. Ganz besonders interessant ist das Gummiren der Freimarken. Dasselbe geschieht bogenweise vor dem Aufdrucken des Werthstempels. Die späteren Freimarkenbogen laufen durch eigens hierfür construirte Maschinen, in denen mächtige Pinsel den Klebestoff aufstreichen. Die nassen Bogen wandern dann auf die Trockengerüste und gelangen von dort zur Kupferdruckerei. Besondere Maschinen durchlöchern die Freimarkenbogen, die täglich in etwa 100 Sendungen und in etwa 2500 Kilogramm Gewicht in eigens hiefür construirten hölzernen Kisten an die verschiedenen Postdirectionen versandt werden.


Durch im Staatsanzeiger veröffentlichte Bekanntmachung des Ministers des Innern werden die Wahlen der Wahlmänner auf den 19. October, die der Abgeordneten zum preußischen Landtag auf den 26. October angesetzt.
Aus dem Elsaß wird gemeldet, daß nachdem durch Gesetz ausschließlich der Gebrauch der Deutschen Sprache in den Verhandlungen des Elsässischen Landesausschusses festgesetzt ist, auch die Drucksachen des Elsässischen Landesausschusses nicht mehr in beiden Sprachen, Deutsch und Französisch, sondern allein in Deutscher Sprache veröffentlicht werden sollen.
In Berlin geht man mit dem Plane um, in der neuen polytechnischen Anstalt eine besondere Abtheilung zur Ausbildung höherer Eisenbahnbetriebsbeamten einzurichten. Die neuesten Eisenbahnunfälle geben den Anlaß.
Den Volksschullehrern und Candidaten des Volksschulamts, welche ihre Befähigung für das Schulamt in vorschriftsmäßiger Prüfung nachgewiesen haben, ist es bekanntlich gestattet, nach 6=wöchentlicher Ausbildung in den Waffen von den Truppentheilen zur Reserve entlassen zu werden. Wenn jedoch ein in dieser Weise Beurlaubter seinen Lehrerberuf aufgibt oder für immer aus dem Schulamt entlassen wird, so kann er vor Ablauf des Jahres, in welchem derselbe das 25. Lebensjahr vollendet, zum activen Dienst wieder eingezogen werden.
Die ungarische Stadt Preßburg, zwei Eisenbahnstunden von Wien entfernt, war zwei Abende lang der Schauplatz großer Juden=Cravalle. Ohne äußern Anlaß drängten sich große Haufen Volks in das Judenviertel und fingen an, das jüdische Stiftungshaus und mehre Häuser reicher Juden mit Steinen zu bombardiren. Die Polizeimannschaft richtete gegen die meist betrunkenen Massen nichts aus und der Stadthauptmann selber wurde zuerst verlacht und dann mißhandelt. Die Cravaller drangen in viele Judenhäuser und Läden ein, zerschlugen und vernichteten alles, was sie nicht fortschleppten und jagten die Bewohner in die Flucht. Beim Schloßberg, in dessen Nähe das Militär liegt, zeigte es sich, das der Cravall vorbereitet war. Dort lagen große Steinhaufen, die Vormittags von den Straßenjungen angesammelt worden waren. Als die Menge anfing, die Synagoge zu bombardiren, schritt endlich das Militär mit gefälltem Bajonet ein und trieb sie zurück, wobei es viele Verwundete und Gefangene gab. Unter den Cravallern will man auffallend viele Studenten aus Pest gesehen haben. Am zweiten Abend wiederholten sich die Cravalle, wenn auch in geringerem Maße. Aus Pest sind mehre Bataillone Infanterie gekommen, und gegen erneute Unruhen ist das Standrecht angedroht. Hunderte von Juden sind nach Wien geflüchtet.
England. Die "Times" befürworten den Plan, in Egypten eine ständige englische Besatzung von 12,000 Mann zu halten, welche die Aufgabe haben soll, die Purification, zu der die Besiegung Arabi's nur der erste Schritt sei, zu vollenden.
Die Sieger in Egypten, Sir Garnet Woseley und C. Seymour erhalten nicht nur als Königliche Dankbezeugung den Lordtitel sondern auch eine Dotation von je 50,000 Lstrl.

[ => Original lesen: 1882 Nr. 77 Seite 2]

Neustrelitz, 2. October. Im Verkehr findet man öfters Goldstücke mit verschiedenen Initialen; diese bedeuten bekanntlich die Münzstätten, deren wir 9 haben: Berlin (A), Hannover (B), Frankfurt a. M. (C), München (D), Dresden (E), Stuttgart (F), Karlsruhe (G), Darmstadt (H), und Hamburg (I). Die Farbe und der Klang dieser Goldstücke sind sehr verschieden, und daher kommt es häufig vor, daß manche dieserhalb zurückgewiesen werden. Zur Beruhigung und zur Aufklärung für Alle, welche über Echtheit und Unechtheit eines Goldstückes im Zweifel sind, mag hier mitgeteilt werden, daß der Klang von der Prägung abhängt; werden die Stücke geprägt, ohne zu glühen, so sind sie hart und haben wenig oder gar keinen Klang. Die schöne gelbe Farbe erhalten die Stücke durch Glühen und Kochen in verdünnter Säure; die röthlichen jedoch sind letzterem Verfahren nicht unterworfen worden. Der Gehalt an feinem Gold ist bei den gelbröthlichen wie bei den grauröthlichen fast gleich. Die Klanglosigkeit rührt auch sehr oft von kleinen Rissen oder Blasen im Golde her. Mithin ist weder die Klanglosigkeit noch auch die Farbe eine Gewähr für die Unechtheit. Darüber, ob die Stücke echt sind, kann man sich aber sehr leicht durch folgendes Verfahren überzeugen. Wiegt man ein 20=Markstück, so muß es genau 8 Gramm wiegen und das 10=Markstück 4 Gramm; vergleicht man ein Stück mit einem andern von gleichem Werth, so muß es gleich groß und gleich stark sein. Kein anderes Metall steht in Stärke, Größe und Gewicht dem Golde gleich; mithin kann man ruhig ein Goldstück, welches die genannten Eigenschaft besitzt, annehmen. (N.=Z.)
Schwerin, 2. October. Am Sonnabend den 30. September fand im Saale des Rathhauses eine Versammlung von etwa 40, zum Zweck der Förderung des schon mehrfach erwähnten Projektes der im nächsten Frühjahr hier zu veranstaltenden Mecklenburgischen Gewerbe= und Industrie=Ausstellung zusammengetretenen Herren statt, welche vom Vorstande des Schweriner Gewerbevereins einberufen war. Der Vorsteher, Herr C. Franke, gab in der Versammlung erschöpfende Darlegungen über die bisher zur Realisirung des gemeinnützigen Unternehmens gethanen Schritte. Es ergab sich hieraus, daß die Auspicien für die geplante Ausstellung bis jetzt die denkbar günstigsten sind; man trägt an höchster Stelle dem Unternehmen hohen und fördersames Interesse entgegen und ebenso zeigte sich in allen Kreisen der Bevölkerung beider Großherzogthümer die willigste und werkthätigste Theilnahme. So steht denn zu erwarten, daß es vereinten Anstrengungen gelingen wird, in Verbindung mit der im nächsten Jahre ebenfalls hier stattfindenden Ausstellung des patriotischen Vereins endlich wieder einmal ein Gesammtbild des Mecklenburgischen Gewerbefleißes zu bieten, wie es seit dem Jahre 1861 herzustellen noch nicht wieder vergönnt gewesen ist. Wenngleich die Versammlung nur den Charakter einer Vorberathung tragen konnte, und bindende Beschlüsse zur Zeit noch nicht zu fassen waren, so können wir doch erwähnen, daß sich eine, falls erforderlich noch zu ergänzende Central=Comittée constituirte, welches die nötigen Vorarbeiten in die Hand nehmen und mit den überall im Lande zu bildenden Local=Comitéen sich in Verbindung setzen wird. Außerdem wurde die Bildung von Gruppen=Ausschüssen für die einzelnen Zweige der Ausstellung angebahnt. - Schon in den nächsten Tagen werden wir im Stande sein, über die Weiterentwicklung des mit dem 30. September aus dem Stadium frommen Wunsches hinausgetretenen Projektes authentische und detaillirtere Mittheilungen zu machen.
- Die Statistik über die Selbstmorde gehört gewiß zu den betrübendsten, man darf sie deshalb aber nicht vernachlässigen. Leider scheint diese Todesart im Zunehmen begriffen zu sein. In Preußen waren von je 100,000 Bewohnern Selbstmörder:
im Jahre

1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880
13 12 11 12 11 12 13 15 17 18 17 18
Im Ganzen endeten im Jahre 1880 durch Selbstmord 4769 Personen, 3878 männlichen und 891 weiblichen Geschlechts. Es tödteten sich durch Erhängen 2572 Männer und 381 Frauen, durch Erhängen je 497 und 353, durch Erschießen je 491 und 6, durch Vergiftung je 114 und 103, durch Schnitt in den Hals je 80 und 17, durch Ueberfahrenlassen durch die Eisenbahn je 74 und 11. In Bezug auf die Jahreszeit, in der die Selbstmorde sich ereignen, ist die merkwürdige Uebereinstimmung noch besonders hervorzuheben, die sich darin zeigt, daß in den Monaten Mai, Juni und Juli die meisten Selbstmorde vorzukommen pflegen. Was das Alter der 4769 Selbstmörder betrifft, so waren 4 unter 10 Jahren, 67 zwischen 10 und 15 Jahren, 288 zwischen 15 und 20, 523 zwischen 20 und 25, 404 zwischen 25 und 30, 703 zwischen 30 und 40, 851 zwischen 40 und 50, 946 zwischen 50 und 60, 589 zwischen 60 und 70, 235 zwischen 70 und 80, 25 über 80 und 134 unbekannten Alters. Endlich Sei noch bemerkt, daß 734 Selbstmörder der Landwirthschaft, Gärtnerei, Forstwirthschaft und Jagd angehörten, 9 der Fischerei, 35 dem Bergbau=, Hütten= und Salinenwesen, 54 der Industrie der Steine und Erze, 147 der Metallbearbeitung, 61 der Fabrikation von Maschinen etc., 17 der chemischen Industrie, 120 der Textilindustrie, 47 der Papier= und Lederindustrie, 145 der Industrie der Holz= und Schnitzstoffe, 168 der Industrie der Nahrungs= und Genußmittel, 311 dem Gewerbe für Bekleidung und Reinigung, 245 dem Baugewerbe, 9 dem polygraphischen Gewerbe, 10 dem künstlerischen Betriebe, 326 dem Handel und Versicherungswesen, 152 dem Verkehrsgewerbe (Eisenbahn, Post u. s. w.), 64 der Beherbergung und Erquickung, 1104 den persönlichen Dienstleistungen, 7 der Gesundheitspflege und dem Krankendienst, 23 der Erquickung, 1104 den persönlichen Dienstleistungen, 7 der Gesundheitspflege und dem Krankendienst, 23 der Erziehung und dem Unterricht, 2 den Künsten, der Literatur und Presse, 6 der Kirche und dem Gottesdienst, 67 der Hof=, Reichs=, Staats=, Gemeinde= u. s. w. Verwaltung, 178 dem stehenden Heer und der Kriegsflotte; 105 gehörten allen übrigen Berufsarten an und 662 keinem bestimmten und bekannten Beruf.
- Folgende Mittel gegen Schneckenfraß sollen probat sein. 1) Freilich ganz ohne Geld und Mühe geht es nicht ab, aber probat ist das Mittel. Man senke nämlich flache Gefäße, Blumenuntersetzer, alte Teller etc. bis an den Rand in die Erde und fülle des Abends etwas Bier in dieselben. Einsender fand in 2 Gefäßen, die er des Abends auf einem Gartenbeete in dieser Weise eingelassen, am Morgen 54 Schnecken todt im Biere vor und noch eine Anzahl dieser unliebsamen Gäste direct auf den Köder lossteuern. Für die Landwirthschaft ist dies Mittel freilich etwas umständlich aber jedenfalls sicher und lohnend. 2) Das entschieden wirksamste Mittel ist feiner ungelöschter Kalk, wobei folgendes beachtet werden muß. Am besten in den Morgenstunden, bei windstillem Wetter, bestreut man die Saat mit dem betreffenden Kalk in der Weise, daß nachdem das Feld gekalkt ist, gleich 10 Minuten darauf eine zweite Kalkung, nach weiteren 10 Minuten eine dritte; sind die Schnecken in sehr starker Anzahl vorhanden, sogar eine vierte Kalkung eintritt. Diese schnelle Aufeinanderfolge des Kalkens wirkt insofern zur Vertilgung der Schnecken ungemein günstig ein, da gleich nach dem ersten Kalken die bestreute Schnecke sich sofort häutet; bald aber sich wieder erholen würde, wenn nicht gleich darauf ein zweites Bestreuen erfolgte, worauf nun aber durch den starken Hautreiz eine zweite Häutung und so weiter eine dritte, ja sogar eine vierte Häutung bedingt wird. Durch diese schnell aufeinanderfolgenden Häutungen wird nun aber die Schnecke so erschöpft, daß sie unbedingt zu Grunde geht und die junge Kornsaat ist gerettet. 3) Als Radicalmittel gegen Schnecken nehme man Kupfervitriol (Blaustein) auf 25 ar 1 1/2 Pfund fein gerieben und mit trocknem Sand oder Asche und Abends nach Sonnenuntergang, wenn die Schnecken aus ihrem Versteck auf Aeßung kommen, gestreut, (1 Pfund kostet ungefähr 30-35 Pfennige.)
- Britannia ölt die Wogen. In der Einfahrt des Hafens von Aberdeen werden jetzt Röhren gelegt, um nach System Shield's das Meer durch Oelbegießung glätten zu können. Die Einfahrt in den schottischen Hafen ist sehr gefährlich bei hoher See, und man hofft mit Fischthran das stürmische Meer beruhigen zu können.

[ => Original lesen: 1882 Nr. 77 Seite 3]

- In Petersburg wurde dieser Tage ein Holzhändler begraben, der ein schier unermeßliches Vermögen hinterlassen hatte. Sein Name ist bekannt, sogar Kaiser Wilhelm hat seine Datsche am Kamenoostrow'schen Prospect besucht: die berühmte reizende Datsche Gromow. Herr J. J. Gromow ist 63 Jahre alt geworden und war wegen seines Reichthums und wegen seines Wohlthätigkeitssinn gleich geachtet. Zehn Orden wurden dem früheren schlichten Holzhändler hinter dem Sarge nachgetragen. Ein paar tausend Menschen und über 300 Wagen gaben ihm das letzte Geleit und bei dem Todtenamt waren zugegen der Oberpriester und 30 Ortsgeistliche Petersburger Kirchen und 4 Sängerchöre und der Beerdigung wohnte sogar der Metropolit Isidor an. Die Begräbnißkosten werden auf 50,000 Rubel veranschlagt und außerdem fand nach den Trauerfeierlichkeiten um 4 Uhr Nachmittags in der Gromow'schen Villa zum Gedächtniß an den Verstorbenen ein Diner für 800 Personen statt, wovon ein jedes Gedeck ohne Wein auf 8 1/2 Rubel zu stehen kam. In Rußland herrscht die Unsitte, jeden Leichenzug durch ein Bacchanal zu beschließen.
- Eine Polin, Gräfin Plater, die Braut des Grafen Wielopolski, badete sich am Tage vor ihrer Hochzeit in der Badeanstalt am Lido in Venedig. Das Meer war sehr stürmisch, die Wellen rissen die Gräfin fort und sie ertrank. Andern Tags erst wurde der Leichnam an das Ufer gespült.
- In Brooklyn in Amerika war Auktion. Ein reicher Mann war gestorben und hatte testamentarisch bestimmt, daß seine 71 Paar Hosen versteigert werden sollten, aber nur unter Arme und keiner dürfe mehr als eine Hose ersteigern. Der Erlös für die Erbschaft war gering; als aber einer der Steigerer seine Hose wendete, siehe da, da fand er im Futter 10 100=Dollar=Noten eingenäht. Flugs machten sich die anderen 70 auch ans Wenden und jeder fand seine 1000 Dollars.
- Hamburg ist eine wahre Riesenfalle für Durchgänger und Durchgängerinnen aller Art. Die meisten wollen über den Kanal oder über's Meer und werden oft noch auf dem Schiffe von dem Telegraphen eingeholt. Der neueste Fall betraf ein Liebes=Pärlein. Die Frau eines ostpreußischen Kaufmanns war mit einem Commis durchgegangen, nachdem sie die Kasse ihres Mannes um 15,000 M. erleichtert hatte. Der betrogene Ehemann telegraphirte nach Hamburg, man möge dem Pärlein 14,000 M. abnehmen, ihm 1000 M. Reisegeld lassen und es dann in † Namen übers Wasser ziehen lassen. Es kam aber anders, der junge Entführer hatte bereits mit der ganzen Kasse und allem was Werth hatte das Weite gesucht und die Frau im Gasthofe sitzen lassen.


Anzeigen.

Hiedurch ersuche ich alle diejenigen, die noch Forderungen an mich zu machen haben, solche ihr Forderungen innerhalb 14 Tagen bei dem Hauswirth Hans Jochen Holst zu Carlow anzumelden, zugleich wollen Alle, die mir noch Schulden, ihre Schuld binnen gleicher Frist ebenfalls beim Hauswirth Hans Jochen Holst zu Carlow berichtigen.
Carlow den 5. October 1882.

Schulze Holst.       


Mäner-Turn-Verein.
Am Sonntag den 8. October d. Js.
Nachmittags 3 Uhr
werden wir auf unserem Turnplatze ein                                                    
Schauturnen
abhalten, zu dem wir alle Turner und Turnfreunde hiedurch freundlichst einladen.                          

Schönberg den 5. Oktober 1882.
                                                    Der Vorstand.


Vom Montag den 9. d. M. steht mein frischer Transport

1 1/2jähriger Füllen

hier zum Verkauf, wozu Kaufliebhaber freundlichst einladet

B. Schleuss.       


Gänzlicher Ausverkauf.
Die noch vorhandenen                          
Gold= und Silberwaaren
sollen um schnell damit zu räumen, nunmehr zu
weiter bedeutend herabgesetzten Preisen verkauft werden.                                                    
                                                    F. Rinne
                                                    (in Firma W. Kolls),
jetzt wohnhaft Lübeck, mittl. Fleischhauerstraße 84 parterre.                          


Scheibenschießen.

Am 8. und 9. October lasse ich beim Gastwirth Eckmann 200 Pfund fettes Rindfleisch in

30 Gewinnen
verschießen. Ein Satz von 3 Schüssen kostet 1 M.
Hierzu ladet ergebenst ein
                                                                  H. Augustin,
Carlow.                                                     Schlachtermeister.


10 Raummeter
kleingemachtes Buchenholz

sind billig zu verkaufen. Näheres bei Herrn Uhrmacher Vogel.


Tesch's Restauration.
An den Markttagen:
Krebssuppe,
kalte und warme Speisen
à la Carte,
wozu freundlichst einladet                          
                                                    F. Tesch.


Schleimlösend und Husten beseitigend.

       Herrn Fenchelbonig=Fabrikanten L. W. Egers in Breslau.

Würdinghausen, bei Kichhundem 19. 3. 1881.       

       Hierdurch benachrichtige ich Sie, daß Ihr Fenchelhonig*) hier bei zwei schweren Lungen=Entzündungen große Wirkung gethan hat, wo ärztliche Hülfe allein nicht helfen wollte und die Verschleimung nicht lösen konnte. Da diese Kranken aber einige Male von Ihrem Fenchelhonig genommen haben, und zwar alle Stunde, da wurde der Schleim lose und kam haufenweise hervor. Auch bei einem Kinde, welches die Halsbräune bekam, gab man Fenchelhonig, weil in der Nacht kein Arzt so geschwind zu haben war. Am andern Morgen, als der Arzt kam, war das Kind auf guter Besserung und der starke Husten war fort.

Achtungsvoll Friedrich Hose.        

---------------

       *) Der L. W. Egers'sche Fenchelhonigextract ist nur echt, wenn die Flasche Siegel, Namenszug, sowie im Glase eingebrannt die Firma von L. W. Egers in Breslau trägt und in ganzen Flaschen zu 1 M. 80 Pfennig (Mecklenburg), halben Flaschen zu 1 M., viertel Flaschen zu 50 Pfennig (Mecklenburg). in Schönberg allein zu haben beim Buchbinder C. Sievers.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 77 Seite 4]

Neuheiten
für
Herbst und Winter
in
Regenmäntel, Radmäntel, Brunnenmäntel, Paletots, Kleiderstoffen, Besätzen, Buckskins etc.
hält in grosser Auswahl zu äusserst billigen Preisen empfohlen.        
                                                    Wilh. Oldenburg.


Durch den Empfang unserer in Berlin und auf der Leipziger Messe persönlich gemachten Einkäufe sind unsere Waaren=Läger mit allen Neuheiten auf's reichhaltigste sortirt und zur gefälligen Ansicht geordnet.
Sämmtliche Waaren werden zu nur denkbar niedrigsten Preisen abgegeben.

Gebrüder Burchard.       


Einem geehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich den Schönberger Markt mit einer sehr großen Auswahl

Schuhwaaren
für Herren, Damen und Kinder
besuchen werde.                                                    

Mein Stand ist vor der Apotheke.
                              Hochachtungsvoll
                                                    J. Schleuß, Lübeck.


Wohnungs=Veränderung.

Meinen geehrten Kunden Schönbergs und der Umgegend mache ich die ergebene Anzeige, daß ich jetzt bei der Wwe. Renzow Siemzerstraße Nr. 184 wohne.

J. Lohse, Damenschneider.       


Aus der

Lübecker Dampf=Brod=Fabrik
halte ich von heute an                          
Fein= und Grob=Brod
und bitte um geneigten Zuspruch.                          
Herrnburg.                                                     Johannes Hintze.


Zu sofort

habe ich eine Parterre=Wohnung; zu Ostern 1883 die erste Etage in meinem Hause Sabowerstraße Nr. 16 zu vermiethen.

Caroline Bruhn.              


Gesucht
wird in der Holländerei zu Torrisdorf zu sofort ein Knecht der melken kann.                                                    


Theater-Anzeige.
Freitag den 6. October:
Gut giebt Muth
oder
die Erben von Lichtenwarth.
Lustspiel von H. zu Puttlitz.

Sonntag den 8. October:
Die Soldaten=Lise
oder
Eine Geschichte von 1870 und 1871.
Volksstück mit Gesang in 3 Acten.
                                                    W. Schuldt, Director.


Eine erfahrene zuverlässige                          
Kinderfrau
sucht zu sofort                                          
                                                    Johs. Kniep=Schönberg.


Für die bei Gelegenheit unserer silbernen Hochzeit uns bewiesene Theilnahme sagen wir allen unseren verehrten Verwandten und Freunden den herzlichsten Dank.
Schönberg den 5. October 1882.

Chr. Mess und Frau.       


Helene Döring
Fritz Schwedt
Verlobte.
Gadebusch.                                                     Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 8. October.

Frühkirche: Fällt aus.
Vormittagskirche:Pastor Pastor Langbein.
     Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 5. October 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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