No. 76
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Oktober
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 76 Seite 1]

Die Ueberschwemmung in Oberitalien gehört zu den furchtbarsten, welche das an solche Vorkommnisse fast gewöhnte Land heimgesucht haben. Hier eine Schilderung nach einem italienischen Blatte. Es gibt keine Worte, um eine Beschreibung des schrecklichen Unglücks zu geben, daß die Stadt Verona an der Etsch getroffen hat. In den Tagen des 18. und 19. Septb. gelangte das Wasser zu einer solchen Höhe, daß die gegenwärtige Ueberschwemmung alle früheren weitaus übertrifft. Die Ueberschwemmung von 1868 war eine Kleinigkeit gegen die jetzige, welche sie um 1 Meter und 70 Centimeter an Höhe übertrifft. Ganz Verona, außer der Fahrstraße Porta Nuova, wurde von der Etsch stark überschwemmt; heute hat das Wasser etwas abgenommen, aber trotzdem befinden sich noch drei Viertheile unter Wasser, welches die Häuser einzustürzen droht. Durch die Behörden wurde zwar schon vielen Hunderten das Leben gerettet, aber mehr zu leisten ist sie nicht im Stande. Die Verbindungen sind noch nicht hergestellt, sodaß wir infolge der zerstörten Brücken fast ganz isolirt sind. Wenn dieses Blatt auswärts gelesen wird, darf man annehmen, daß das schöne Verona zum größten Theile ruinirt ist, indem der Schaden, den das Wasser angerichtet, sich über 10 Millionen belaufen und die Bevölkerungen ganzer Stadtviertel mit Mühe nur ihr nacktes Leben retten konnten und deshalb nun aller Lebensmittel, Kleidung und Wohnung beraubt sind. Die Stadtverwaltung und besonders unsere Soldaten leisten Wunderbares, und mit unglaublicher Anstrengung wurden die Unglücklichen oft wie durch ein Wunder gerettet, aber diese Kräfte genügen nicht bei so viel Elend und Jammer. Nicht eine Brücke ist mehr ganz, da die Wuth der tobenden Etsch oder die auf ihrem Rücken anbrausenden Balken und abgerissenen Mühlen derart gegen die Brückenpfeiler anrannten, daß die Pfeiler barsten und vom Wasser mitgerissen wurden. Letzten Sonntag stürzte die Brücke Nuova unter allgemeinem Schreckensruf und Flucht des vor Schrecken fast wahnsinnig gewordenen Volkes zusammen. Von dieser historischen Brücke sind heute kaum mehr einige abgebrochene Pfeiler zu sehen. Die eiserne Brücke Aleardi, welche zum Kirchhof führte, ist in der Etsch verschwunden. Die Brücke Novi droht jeden Augenblick einzustürzen, obwohl sie einen soliden steinernen Unterbau hat; die Pforte dell'aqua morte existirt nicht mehr, die eiserne Brücke Garibaldi hat einen Pfeiler verloren und schwingt sich auf dem Drahtseil, das sie trägt; die herrliche Bahnbrücke ist derart ruinirt, daß die Züge eingestellt werden mußten. Die Stadtbehörde ist förmlich belagert von Hungrigen, um Brod zu bekommen, welches auf Militärwagen von Mailand, Brescia, Desenzano und Cremona anlangt, da fast alle Backofen der Stadt unter Wasser stehen. Von den umliegenden Städten und Ortschaften wurden Schiffer gerufen und Barken von Piacenza auf Artilleriewagen hierher befördert. Das Rathhaus ist Tag und Nacht geöffnet, und wir sehen den Bürgermeister, die Räthe und Assessoren und adelige junge Männer sich wie Packträger abmühen, um anderen das Leben zu retten. Eine Bekanntmachung ersucht die Bürger, Lichter an die Fenster und Balkone bei Beginn der Nacht zu stellen, da alle Gasleitungen zerstört sind.
Der Verlust an Menschenleben konnte noch nicht festgestellt werden, er muß jedoch bedeutend sein, da ganze Häuserreihen in Ruinen verwandelt und manche Bewohner noch darunter begraben liegen können.


Wie die Araber unsere Zugvögel behandeln.

Wer in den Herbst= oder Winter=Monaten nach Aegypten kommt fühlt sich angenehm angeheimelt, wenn er so viele seiner heimathlichen Vögel, die bereits vor ihm in den Orient abgereist waren, munter und wohl unter der heißen Sonne wieder findet. Tausende von Schwalben durchsegeln in Kairo bei Tage die reine Luft, fangen Mücken, Musquitos, Hornissen, Wespen und Fliegen aller Art und übernachten friedlich in den nahegelegenen Steinbrüchen. Auf den Nilarmen im Delta verbringen die weithergekommenen Wasservögel ein ruhiges Dasein. Auf den Menzaleh=See sieht man sie oft in dichten Schwärmen. Bachstelzen, Staare und Wiederhopfe nehmen den Nil bis Luxor=Theben in Beschlag und leben in den Fellahdörfern; die Staare machen oft in großen Schaaren, anzusehen wie schwarze Wolken, Ausflüge von den Nildörfern in die Wüste. Unsere Sänger treibt es meist weit hinaus - ins Innere von Afrika. Man merkt es den Zugvögeln an, daß sie gern in Afrika leben. Wie aber werden sie auch behandelt! Niemand thut ihnen etwas zu leid. Der bei uns so scheue Wiederhopf fliegt in Egypten den Menschen auf die Hand, ebenso die Bachstelzen und andere Vögel. Die Zugvögel haben das Land wirklich lieb. Im Frühjahre, wenn der Wandertrieb in ihnen erwacht, besiegen zahlreiche Wandervögel diesen, sonst so mächtigen Erbtrieb, bleiben den Sommer unter der Glühsonne, paaren sich, nisten und bringen die Jungen groß. Letztere machen aber dann im folgenden Jahre, wenn die Alten doch durch den alten Wandertrieb überwältigt werden, die Reise nach Europa mit.
Nur einen Vogel giebt es, dem der Egypter nachstellt, das ist die Wachtel. Wenn diese im Beginn des Herbstes in Unter=Egypten, Port=Said, Alexandrien und den sonstigen Küstenstädten ankommt und ihre Wanderung ins Innere Afrikas beginnt, dann werden auch vom Egypter Netze ausgeworfen und die Wachteln gezehntet. Sobald sie jedoch erst die arabische und libysche Wüste in ihrem Zuge erreicht haben, sind sie gerettet, von da an geht ihre Wanderung unbehelligt von Statten, wenn nun jetzt bei uns mit anerkennungswerthem Eifer angestrebt wird, den Vogelschutz international zu machen, und man sich bemüht, Italien in den großen Bund aufzunehmen, so ist dies mit Genugtuung und Freude zu begrüßen, es müßte aber auch das vogelnachstellende Griechenland in den Bund gezwängt werden. Und die Kinder des Propheten werden Freude haben, wenn ihnen im Winter immer mehr und mehr Vögel zufliegen: "sie bringen ihnen Segen" - ob nicht auch uns?


Politische Rundschau.

In Preußen soll eine Anordnung getroffen werden, daß gerichtlich bestrafte Vagabonden und Bettler,

[ => Original lesen: 1882 Nr. 76 Seite 2]

welche auf Grund des §. 362 des Strafgesetzbuches der Landespolizeibehörde überwiesen wurden, in Bezug auf ihre Körperbeschaffenheit und Arbeitsfähigkeit untersucht werden, um dieselben je nach dem Ergebniß der Untersuchung in besonders hierzu bestimmten Anstalten zu beschäftigen oder ihnen Arbeit nachzuweisen, die Arbeitsunfähigen und Kranken aber in besonderen Anstalten unterzubringen.
In Bayern hat die Zahl der Katholiken seit 1840 um 2 pro Mille abgenommen, während die protestantische Bevölkerung eine Zunahme von 6 pro Mille aufweist.
Frankreich. Ein französischer Nationalökonom hat den Franzosen vorgerechnet, daß ihnen für das Jahr 1882 ein Defizit von 140 Millionen Francs bevorstehe. Es ist dies größtentheils auf Rechnung des kurzen Regiments Gambettas zu setzen und wird den Franzosen einen Begriff davon geben, was ihnen blüht, wenn Monsieur tabula rasa einmal dauernd zur Herrschaft gelangt.
Die Anhänger des Bonapartismus sind in zwei Lager getheilt: Die Jeromisten und Victoristen. Die ersteren hielten dieser Tage eine Generalversammlung als plötzlich die Victoristen, Paul von Cassagnac an der Spitze, in den Saal stürmten. Es entstand eine fürchterliche Prügelei wobei es blutige Köpfe in Menge gab, bis endlich die Jeromisten die Flucht durch Fenster und Thüren ergriffen. Als die Schlacht jedoch auf der Straße ihren Fortgang nahm, mischte die Polizei sich ein, vermochte aber nur mit der größten Anstrengung dem Scandal ein Ende zu machen.
In Frankreich blüht der Weizen der politischen Parteien wie nie. Nachdem unlängst die Gambettisten ihren "Tag" gehabt, folgten die Bonapartisten mit ihrer Turnübung während die Socialisten einen Congreß abhielten, auf dem die wüthendsten Brand= und Dynamit=Reden gehalten wurden. Am 15. October endlich wollen die Legitimisten in Paris zusammenkommen, nachdem sie sich vorher auf verschiedenen Banketten gestärkt. Graf Chambord nahm neulich in der Bretagne eine mit 7000 Unterschriften bedeckte Ergebenheitsadresse entgegen und ermahnte die Getreuen zu Kundgebungen, da hierdurch die Kraft der Initiative gestärkt werde. -
England. General Woseley und Admiral Seymour sind in den Pairsstand erhoben worden. Die Pairs sind die höchste Adelsklasse, mit dem Regenten ebenbürtig.
Oesterreich. Der Kaiser hat für die Ueberschwemmten in Tirol und Kärnten 700,000 Gulden aus Staatsmitteln angewiesen und weitere Hülfe bei Bedarf in Aussicht gestellt.
Egypten. Die Engländer scheinen mit dem Sultan in der ihm zugemutheten besonderen Uebereinkunft weniger Glück zu haben als mit dem Khedive, der die Nachgiebigkeit selbst ist. Der Sultan soll nämlich das englische Ansinnen beharrlich ablehnen und auf einer Regelung der egyptischen Angelegenheiten durch einen europäischen Congreß bestehen.


Schönberg. Ein seltenes Naturwunder ist in einem Garten am Kalten=Damm zu sehen; ein Apfelbaum, dessen Früchte erst kürzlich abgeerntet sind, treibt jetzt zum zweiten Male in diesem Jahre an drei verschiedenen Zweigen Blüthen. Dieser Fall, bei einem Apfelbaum, ist, wenn überhaupt schon vorgekommen, doch äußerst selten.
- Im Jahre 1879 schrieb die deutsche Kaiserin aus Veranlassung des durch Diphtheritis erfolgten Hinscheidens des Prinzen Waldemar einen Preis von 3000 Mark auf die beste Arbeit über die Heilung dieser Krankheit aus. Nachdem bei der ersten Concurrenz eine Preisertheilung nicht erfolgen konnte, eine neue, mit dem 1. März 1882 ablaufende Concurrenz ausgeschrieben. Die Entscheidung ist nunmehr getroffen und ist die Veröffentlich des Siegers am 30. September, als am Geburtstage der Kaiserin Augusta erfolgt.
[ => Original lesen: 1882 Nr. 76 Seite 0]- Eine radikale Behörde ist der Gemeinderath von Kopenhagen. Von den 1350 Schankwirthschaften der dänischen Hauptstadt läßt er 1050, also fast 80 Proc., schließen. Diese enthalten eine Entschädigung von je 300 Kronen, die verbleibenden Schänken werden in der Steuer von 60 auf 200 Kronen erhöht.
- Die Landbriefträger sind verpflichtet, nachstehend verzeichnete Gegenstände in Empfang zu nehmen: 1) Gewöhnliche oder einzuschreibende Briefe, Postkarten, mit Zustellungsurkunden, Drucksachen, Waarenproben, 2) Nachnahmesendungen bis 150 M., 3) baare Geldbeträge für Zeitungen (Abonnement), sowie für Ankauf von Postwerthzeichen, Reichswechselstempelmarken u. s. w., 4) Postanweisungen im Einzelnen bis 300 M., 5) Sendungen mit Werthangabe, im Einzelnen bis zu 150 M., 6) gewöhnliche Packete, sofern sie in der amtlichen Tasche unterzubringen sind, 7) Telegramme. Die Gebühr für die von 4-6 benannten Sendungen 5 Pf., für ad 7 10 Pfennig (Mecklenburg). Der Landbriefträger fühlt ein Annahmebuch bei sich, in welches der Absender selbst die Eintragung ausführen, oder durch den Briefträger bewirken lassen kann. In letzterem Falle ist es Sache des Absenders sich von der Eintragung zu überzeugen. Die amtlichen Empfangsbescheinigungen über solche Sendungen, über welche Einlieferungsscheine zu ertheilen sind, werden dem Absender möglichst beim nächsten Bestellgange ausgehändigt.
- Die Vereinigten Staaten von Amerika sind zu 51 Millionen Köpfen angewachsen. Sie wachsen nicht nur von innen heraus, sondern auch durch den ungeheuren Zuzug von allen Ländern, wie das Meer durch den Zufluß zahlreicher Bäche, Flüsse und Ströme.
- Mit Beginn der längeren Abende holen wir unsere vorjährige Mahnung zur Vorsicht bei dem Umgehen mit Petroleumlampen wieder hervor. Da erfahrungsgemäß die meisten Explosionen bei solchen Lampen vorkommen, die längere Zeit außer Gebrauch waren, so empfehlen wir dringend an, vor der Wiederbenutzung der Lampen das in denselben befindliche alte Petroleum wegzugießen, auch den alten inzwischen filzig gewordenen Docht durch einen neuen zu ersetzen. Durch das monatelange Stehen erzeugt sich nämlich in dem Oelbassin etroleumnaphta, welches viel leichter entzündlich ist, als Petroleum, denn während Petroleum etwa bei 52 Grad Reaumur explodirt, explodirt das Naphta schon bei 30 Grad. Eine brennende Petroleumlampe auszublasen, ist unter allen Umständen gefährlich, besonders aber, wenn das Oel bereits weit heruntergebrannt ist. Hierbei ist nämlich zu gewärtigen, daß der leere Raum in Folge der Wärme, mit Gas, ganz gleich wie Leuchtgas, gefüllt ist, trifft es nun, daß der Docht im Brenner etwas zu schmal und die Röhre nicht ganz ausgefüllt ist, so bläst man die Flamme in den offenen Raum hinunter, das Gas fängt Feuer, zersprengt den Oelbehälter und das entzündete Oel ergießt sich über die Kleider, Möbel und Zimmerböden, und das Ende ist, was die Zeitungen fast alle Woche zu berichten haben, eine Verbrennung, die in der Regel einen schlimmen, resp. tödtlichen Ausgang hat. Will man daher eine Petroleumlampe ohne Gefahr auslöschen, so drehe man den Docht auf die Höhe des Brenners herunter, aber nicht weiter, da es sonst ebenfalls möglich ist, daß die Flamme in den Oelbehälter kommt und wieder eine Explosion verursacht; dann bläst man sie von unten durch die Zuglöcher behutsam aus. Explosionen von Petroleumlampen sind aber keineswegs sämmtlich auf das Conto der Unvorsichtigkeit zu setzen; ein Theil ist auch der Verfälschung dieses Leuchtstoffes zuzuschreiben. Gutes, gegen Explosionsgefahr im Allgemeinen Sicherheit bietendes Petroleum darf nicht zu stark riechen, muß in einer Untertasse geschüttet, einen glimmenden Spahn auslöschen und darf sich erst bei 50 Grad Erwärmung an einer darüber gehaltenen Flamme entzünden. Es empfiehlt sich um so mehr, diese Versuche von Zeit zu Zeit vorzunehmen, als sie die einfachsten von der Welt ist.
- Woher der Name "blinder Hesse" stammt,

[ => Original lesen: 1882 Nr. 76 Seite 3]

darüber erzählt man nach dem "Bär" folgende Geschichte: Die freie Reichsstadt Mühlhausen wurde von Hessen hart belagert, während die Stadt nur schwach vertheidigt werden konnte. Da kam ein Rathsherr auf den Gedanken, Pflöcke auf die Ringmauer zu stecken und Harnisch und Sturmhauben darauf zu hängen, während die Mannen neben diesen auf der Mauer standen. Als die Hessen so viel Besatzung sahen, zogen dieselben ab und gaben die Belagerung auf. - Von da ab heißen die Hessen "blinde".
- Noch etwas aus Lubboks Beobachtungen der Ameisen. Daß die Ameisen ein wirkliches Mittheilungsvermögen besitzen, lehrte folgender Versuch. Einer Ameise wurde eine todte Fliege vorgelegt. Lange bemühte sie sich vergeblich, dieselbe fortzuschaffen. Endlich eilt sie zu ihrem Neste und kommt von einigen Kameraden zögernd gefolgt, zurück. Allein die zur Hülfe gerufenen Ameisen kehren wieder um, und erst, als die erste sie wieder überredet hatte, folgen sie zur willkommenen Beute. In den mancherlei, auf verschiedene Weise angestellten Versuchen schien die Mittheilung - wie Lubbock meint - durch eine Art Sprache vor sich zu gehen. Wie groß das Erkennungsvermögen der Ameisen ist, beweisen folgende Beobachtungen. Junge Ameisen wurden auf einige Tage von dem Neste entfernt und nachdem sie ihre völlige Reife erreicht hatten, wieder in dasselbe zurückgebracht. Sie wurden sofort als zum Neste gehörig von den älteren Ameisen erkannt, trotzdem diese doch die jungen Ameisen nie gesehen hatten. Eine fremde Königin ward fast regelmäßig von den Ameisen unbarmherzig getödtet. Um zu untersuchen, ob nicht etwa die Feindschaft noch durch längere Gewöhnung aufgehoben werden könne, setzte dann der genannte Forscher in ein königinloses Nest einer Formica fusca eine durch einen eisernen Käfig geschützte Königin. Als man aber den Käfig nach einigen Tagen entfernte, wurde dieselbe sofort von den übrigen Ameisen angegriffen. Der entgegengesetzte Fall ist allerdings bisweilen beobachtet. Diese Verschiedenheit erklärt Lubbock daraus, daß Ameisen, welche längere Zeit ohne Königin gelebt haben, an eine republikanische Lebensweise gewöhnt sind und wenig Neigung haben, gerade wie auch die Bienen, eine neue Königin anzunehmen. Werden indeß nur wenige Ameisen auf dem Neste mit der Königin zusammengebracht, so greifen sie dieselben nicht an, ihr Thron ist gesichert, wenn die anderen Ameisen dann allmählig dazu kommen.
- Das Nachreifen von unreifem Obst kann man durch Einwickeln resp. Aufbewahren in Seidenpapier oder in Baumwolle bewirken. Diese Methode kann besonders in naßkalten Sommern von großem Nutzen sein.
- In Berlin ist eine zweite Ausgabe der deutschen Pharmakopöe erschienen; die erste datirte von 1872.
- Der 16jährige Goldarbeiterlehrling, der am 17. August in Dresden die Dienstmagd seines Prinzipals ermordete, nur um bei der beabsichtigten Ermordung und Beraubung dieses letzteren nicht gestört zu werden, ist zu 15 Jahren Gefängniß verurtheilt worden.
- Gastwirth Kühn in Frankfurt fing kürzlich im Main einen Hecht von 27 Pfund. Das Riesenthier, welches das Staunen aller Gäste erregt, mißt vom Kopfe bis zum Schwanz über einen Meter.
- Ein Kaufmannshaus, über eine Firma um Auskunft befragt, antwortet: Da wir prinzipiell niemals schlechte Auskunft über Jemand erteilen, so bedauern wir, Ihnen über den Betreffenden Nichts sagen zu können.
- Eine Dame beklagte sich bei Friedrich dem Großen über ihren Mann, daß er sie schlecht behandle. "Das geht mich nichts an," erwiederte der König. Aber er spricht auch schlechtes von Ew. Majestät, sagte die Dame. "Das geht Sie nichts an", erwiederte der König.
- In Möning in Bayern wurde der Bierwirth Bögel vom Säuferwahnsinn befallen. Um ihn zu bändigen, steckte man ihn in einen Hopfensack, band den Sack mit einem Schiebkarrenband fest zu und ließ ihn dann ungestört den Wahnsinn austoben. Der Mann war ruhig geworden - für immer; denn er war erstickt.


Anzeigen.

Nach der heute gemachten A sind dem Exceutor Staack hieselbst in der Nacht vom 29./30. September d. J. aus seinem unverschlossen gewesenen Stalle sechs Hühner (2 weiße, 2 schwarze und 2 schwarz und weiß vermischt) sowie ein grau gesprenkelter Hahn gestohlen worden.
Ich bitte um Vigilanz auf das gestohlene Gut und den Thäter, sowie um eventuelle Benachrichtigung.
Schönberg den 2. October 1882.

Der Amtsanwalt.


Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Urliste für die Stadt Schönberg in der Zeit vom 1. bis 8. October d. J. in hiesiger Rathsstube ausliegt. Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Urliste können Einsprachen von Jedermann innerhalb einer Woche (vom 1. October d. J. angerechnet) erhoben werden, und sind solche schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 28. September 1882.

Der Magistrat.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Am Freitag den 6. October d. J. Vormittags von 10 1/2 Uhr an sollen beim Tischler Lange zu Demern

1 gutes Sopha, Kleidersecretair, Küchenschrank, Spiegel, 2 Schleifsteine, Bretter, Nutz= und Brennhölzer, Torf, circa 10 Sack Kartoffeln und anderes mehr
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

Schönberg.                                                     Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Die rückständigen Kornlieferungen an die zweite Pfarre erbitte ich bis spätestens zum 6. d. Mts.
Schönberg, 2. October 1882.

C. Langbein.       


Feuerversicherungs-Verein
Mecklenburgischer Kirchendiener u. Forstbeamten.

Der ordentliche Beitrag derjenigen Mitglieder, die im Jahre 1880 und in den letzten 6 Monaten des Jahres 1881 dem Vereine beigetreten sind, ist fällig pro 1. October d. J.

Der Vorstand.


Schleifsteine
in großer Auswahl, empfiehlt                          
                                                    C. Schwedt.


Kochgeschirre,
blau emallirte und gußeiserne, sowie sämmtliche Hausstandsgegenstände
empfiehlt
                                                    C. Schwedt.


Phosphorpillen
gegen Feldmäuse
                                                    hält vorräthig
                                                    die Apotheke zu Schönberg.


Besten Blaustein
                          empfiehlt
Carlow.                                                     J. Rieckhoff.


Ein ordentliches Dienstmädchen (in Stelle eines sich verheirathenden) wird gesucht zum 1. November d. J. von

                                                    Franz Westphahl,
                                                    Fischräucherei, Schlutup.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 76 Seite 4]

Durch den Empfang unserer in Berlin und auf der Leipziger Messe persönlich gemachten Einkäufe sind unsere Waaren=Läger mit allen Neuheiten auf's reichhaltigste sortirt und zur gefälligen Ansicht geordnet.
Sämmtliche Waaren werden zu nur denkbar niedrigsten Preisen abgegeben.

Gebrüder Burchard.       


Jürgensen & Robschuld,
Lübeck, Breitestraße 959.
Vollständiges Magazin von Haus= und Küchengeräthen,
Lager von Werkzeugen, Eisen- und Kurzwaaren.


Wohnungs=Veränderung.
Seit Michaelis d. J. wohne ich nicht mehr beim Webermeister Lüth, sondern beim Bäckermeister Dettmannn in der Siemzerstraße Nr. 85.

Schönberg.                                                     H. Fanselow.
                                                                      Schneidermeister.


Wohnungs=Veränderung.

Von Michaelis d. J. an wohne ich nicht mehr beim Kaufmann Maaß sondern beim Uhrmacher Hagemeister in der Siemzerstraße Nr. 100.

Schönberg.                                                     Ch. Mess,
                                                                       Kupferschmiedmeister.


Gänzlicher Ausverkauf
des gesammten                                                    
Tuch= und Manufactur=Waaren=Lagers
zu außergewöhnlich billigen Preisen, wegen Aufgabe des Geschäftes.                          
                                                    Eduard Levissohn
                                                    in Rehna.


Scheibenschießen.

Am 8. und 9. October lasse ich beim Gastwirth Eckmann 200 Pfund fettes Rindfleisch in

30 Gewinnen
verschießen. Ein Satz von 3 Schüssen kostet 1 M.
Hierzu ladet ergebenst ein
                                                                  H. Augustin,
Carlow.                                                     Schlachtermeister.


Wohnungs=Veränderung.

Von jetzt an wohne ich in dem Glaser Creutzfeld'schen Hause in der Hinterstraße Nr. 17

J. Callies.              
Viehverschneider.         


Theater-Anzeige.
Mittwoch den 4. Oktober:
Eine Tochter des Südens
oder
Die Tochter aus der Provence.
Schauspiel in 5 Akten, von Charl. Birch=Pfeiffer.
                                                    W. Schuldt, Director.


Einem geehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich das von mir bisher geführte Putzgeschäft auch nach meiner Verheirathung fortsetze. Es wird stets mein Bestreben sein, das mir bisher geschenkte Vertrauen auch fernerhin zu erhalten. Meine Wohnung befindet sich nicht mehr im Hause des Herrn Fuhrmann Busch Siemzerstraße sondern Wasserstraße 58.

Schönberg.                                                     Johanna Garz
                                                    geb. Nevermann.


Von heute an ist die Niederlage der
Lübecker Dampf-Brod-Fabrik
Markt Nr. 35, Ecke der Marienstraße.                          
                                                    Christine Krenkow Wwe.
                                                    geb. Baer.


Eine erfahrene zuverlässige                          
Kinderfrau
sucht zu sofort                                          
                                                    Johs. Kniep=Schönberg.


10 Raummeter
kleingemachtes Buchenholz

sind billig zu verkaufen. Näheres bei Herrn Uhrmacher Vogel.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 2. October 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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