No. 66
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. August
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 66 Seite 1]

Anzeigen.

Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1883/84 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis zum 15. September hierher anzuzeigen.
Schönberg den 7. August 1882.

Großhrzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 5 belegene Büdnerstelle c. p. der Ehefrau des Arbeitsmanns Langhans, Trin Maria geb. Retelsdorf, daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag den 28. August 1882,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 10. Juni 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Antragsmäßig soll über die zu Hamburg sub Nr. 27 belegene Büdnerei c. p. des Kiepenmachers Wilhelm Holst daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag den 7. November 1882
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachthelle hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 18. August 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Dienstag den 29. August d. J. Mittags 12 Uhr werde ich auf der Hofstelle der Hauswirthin Clasen zu Campow

1 Koffer und einige Kleidungsstücke

meistbietend gegen Baarzahlung versteigern
Schönberg, 24. August 1882.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


Am Sonntag ist auf dem Wege von der Hohenmeile nach Schönberg mein schwarzseidener Regenschirm, an der Krücke gezeichnet G. H., verloren gegangen.
Ich bitte den Finder, mir solchen wieder zukommen zu lassen.
Schönberg den 23. August 1882.

G. Horn, Amtsrichter.       


Das 5. Abonnements-Conzert
findet am
Dienstag den 29. d. Mts.
in Boye's Garten statt, wozu ergebenst einladen die Vereinsmusiker.
Anfang Nachmittags 5 Uhr.
Entrée für Nichtabbonenten à Person 50 Pfennig (Mecklenburg).
Programm.
I.

  1. Freudengruss. Parademarsch v. Ziegler.
  2. Duett a. d. Op. Anna Bolena v. Donizetti
  3. Angot Quadrille. v. Strauss.
  4. Der Wilderer. Lied v. Weidt.
  5. Pechvogel. Polka v. Kiesler.

II.

  6. Lustspiel. Ouverture v. Keler Bela.
  7. Jugendträume. Walzer v. Merzdorf.
  8. Heimathsklänge. v. Kiesler.
  9. Soldateska 1870/71. Marsch Potpourri v. Seidenglanz.

III.

10. Kaiser Alexandermarsch v. E. Gaissert, Prem.-Lieutn. im Gren-Rgt. "Königin Olga".
11. Melodien a. d. Regimentstochter. Op. v. Donizetti.
12. Frauenliebe. Redowa v. Necke.
13. Frühlingslied, v. Kreutzer,
14. Introduction z. d. Oper: "Der Schwur". v. Mercadante.


Baugewerkschule
Eckernförde.

Pramiirt auf der baugewerbl. Ausstellung
Braunschweig 1881 mit I. Preis.
Wintersem. 1. Nov., Vorcurs. 3. Octbr. d. J.
Abgangsprüf. durch Regierungscommisarien.
Gehört z. d. 5 preuß. Bauschul., deren Schüler bei Bacanzen in öff. Bau=Bur. vorzugsw. berücksicht. werden. Auskunft durch die Direction.

Heute Morgen 8 1/2 Uhr entschlief zum bessern Leben unser geliebter Sohn Hans im zarten Alter von fast 11 Monaten.
Um stille Theilnahme bitten

Lehrer Borchert u. Frau.       

Wahrsow, den 22. August 1882.

Die Beerdigung findet am Freitag den 25. d. M. Nachmittags 5 Uhr statt.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 66 Seite 2]

Einges. Wie wir aus sicherer Quelle erfahren, wird auf Veranlassung des Kampfgenossen=Vereins auch in diesem Jahre der Tag von Sedan in unserer Stadt festlich begangen werden. Für die Hauptfeier ist Sonntag der 3. Sept. in Aussicht genommen. Am 2. Sept. Abends wird ein Fackelzug und Freudenfeuer mit Festrede und patriotischen Gesängen stattfinden. Am Sonntag Nachmittag Ausmarsch des Kampfgenossen=Vereins, der Bürger, Schüler und Schülerinnen und sonstigen Festtheilnehmer, Bekränzung des Kriegerdenkmals, Schießen nach Gewinnen im Schützenhause, freies Concert daselbst, Spiele und sonstige Belustigungen auf dem Baubrink, Abends Festball im Schützenhause.
Hoffen wir, daß in diesem Jahr die Betheiligung eine allgemeinere werde als im vergangenen, und daß namentlich die allgemein so schmerzlich vermißte Theilnahme der Schüler der Real= und Bürgerschule nicht wieder dem Feste mangeln werde. Wir Alten haben die große Zeit der Einigung des deutschen Vaterlandes mit durchlebt, unsere Kinder, welche berufen sind das Palladium der deutschen Ehre und Größe dermaleinst zu schützen, sollen durch die Feier von Deutschlands Ehrentagen an ihren zukünftigen Beruf als deutsche Männer erinnert werden.


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Vom 27. d. M. an steht ein Transport hanöverscher

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Schönberg.                                                     J. Kniep.


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Zu dem am 28. und 29. August bei mir stattfindenden

Scheibenschießen

lade meine geehrten Freunde und Gönner hierdurch freundlichst ein.
Schießbedarf wird von mir gehalten. Ein Satz von 3 Schüssen, worauf nur ein Gewinn fallen kann, kostet 1 M.

J. P. Kohs, Menzendorf.       


Einladung zum
Scheibenschießen

am Sonntag den 27. und Montag den 28. August
Büchsen und Schießbedarf wird von mir gehalten. Ein Satz von 3 Schüssen, worauf nur 1 Gewinn fallen kann, kostet 1 Mark.
Tanzmusik findet am Montag den 28. August statt.

Neue Welt.                                                     J. Holst.


Am Sonntag den 27. und Montag den 28. August findet bei mir ein

Scheibenschießen

statt, wozu ich meine geehrten Freunde ergebenst einlade.
Ein Satz von 3 Schüssen, worauf nur ein Gewinn fallen kann, kostet 1 Mark.

Palingen.                                                     Gastwirt Oldenburg.


Zu dem am Sonntag den 3. und Montag den 4. September bei mir stattfindenden

Scheibenschießen

lade meine geehrten Freunde und Gönner hierdurch freundlich ein.
Schießbedarf wird von mir gehalten.
Ein Satz von 3 Schüssen, worauf nur ein Gewinn fallen kann, kostet 1 M.

Carlow.                                                     Gastwirth Creutzfeldt.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 66 Seite 3]

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Um meiner Kundschaft mit gewohnter Sorgfalt und Pünktlichkeit aufwarten zu können, bin ich gezwungen mein Lager solider und dauerhaft gearbeiteter Polster=Möbeln zu jedem annehmbaren Preise bis ultimo September a. c. zu räumen. Die Sachen sind theils mit feinstem Plüsch, oder Phantasie=Stoffen bezogen, theils weiß und steht es Käufern frei diese mit beliebigen Stoffen beziehen zu lassen.

                          Hochachtungsvoll
                          F. Jürgens, Tapezier und Decorateur,
                          Lübeck, Holstenstraße 309.


Baugewerk-, Maschinen- und Mühlenbau-Schule
Neustadt in Mecklenburg. Auskunft durch den Director Jentzen.


Deutsche Lebens-Versicherungs-Gesellschaft in Lübeck.
Errichtet 1828.

Von obiger Gesellschaft ist mir eine Agentur übertragen worden, und halte ich mich zum Abschluß von

Lebens=, Renten=, Sparkassen= und Aussteuer=Versicherungen

zu sehr billigen Prämien angelegentlichst empfohlen.
Klocksdorf, im August 1882.

Grevsmühl.       


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Wilhelm Reimers,
Lübeck, Holstenstrasse 184, Ecke des Schüsselbuden.
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 66 Seite 4]

Vom 14. April bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
              1. Vom Hauswirth Ollrogge=Menzendorf 1 Pferd 400 Mrk.
              2. Vom Hauswirth Roxin sen.=Grieben 1 Pferd 100 Mrk.
              3. Vom Hauswirth Claasen=Campow 1 Kuh 120 Mrk.
              4. Vom Kaufmann Buschow=Selmsdorf 1 Pferd 500 Mrk.
              5. Vom Holzwärter Riek=Kalkhütte 1 Kuh 135 Mrk.
              6. Vom Müller Creutzfeldt=Lockwisch 1 Pferd 400 Mrk.
              7. Vom Schulzen Lühr=Lüdersdorf 1 Pferd 200 Mrk.
              8. Vom Pächter Rumplün=Carlow 1 Starke 90 Mrk.
              9. Vom Hauswirth Möller=Klocksdorf 1 Pferd 450 Mrk.
            10. Von der Wittwe H. J. Saß=Schlagsdorf 1 Kuh 135 Mrk.
            11. Vom Kaufmann Vock hieselbst 1 Pferd 100 Mrk.
            12. Vom Hauswirth Roxin jun.=Grieben 1 Kuh 135 Mrk.
            13. Vom Hauswirth Bade=Ollndorf 1 Kuh 135 Mrk.
            14. Vom Büdner Arp=Herrnburg 1 Pferd 150 Mrk.
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieses Schadens einen Beitrag von 80 Pfennig pro 100 Mark Versicherungssumme am

Donnerstag den 31. August, Morgens 10 Uhr
im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
An demselben Tage liegt daselbst der Rechnungs=Abschluß unseres Vereins pro 1881 zur gefälligen Einsicht unserer Mitglieder und sonstiger Interessenten vor.
Schönberg, den 19. August 1882.


A. Ahrendt-Gr. Siemz.                                         Wilh. Heincke.


Sedanfeier in Ratzeburg.

Zu dem am 2. September stattfindenden 12. nationalen Erinnerungsfeier ladet das unterzeichnete Festkomitee alle Vaterlandsfreunde ganz ergebenst ein. Die Festlichkeiten bestehen hauptsächlich aus der kirchlichen Feier (11 Uhr Morg.), Musik auf dem Markt (12 Uhr), Festzug nach dem Schützenhofe (2 1/2 Uhr), Festrede auf dem Markt, Konzert, Gesangvorträgen, Belustigungen, glänzender Illumination des Schützenhofes, Fackelzug, Feuerwerk und freier Tanzmusik an 4 Stellen (von 4 Uhr an bis 2 Uhr Nachts.) Entrée 50Pfennig (Mecklenburg). Es wird ebenso dringend wie höflich gebeten, die hierfür verabfolgten Festzeichen deutlich sichtbar tragen zu wollen; die Kriegsdenkmünze 1870/71 berechtigt zum unentgeldlichen Eintritt. Loose zur Festtombola bei allen Wirthen und Kaufleuten der Stadt.
Der 9.48' von Ratzeburg nach Lübeck abgehende Abendzug wird am 2. September ausnahmsweise auch in Sarau und Blankensee anhalten. Das Ratzeburger Dampfschiff "Möwe" fährt am 2. September von Rothenhusen nach Ratzeburg um 1 Uhr Mittags, von Ratzeburg nach Rothenhusen um 10 Uhr Abends.

Das Festkomitee.       


Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Stand am 1. Juni 1882.

         Versichert 58510 Personen mit 402,683,500 Mark
         Bankfonds 104,525,000 Mark
         Ausgezahlte Versicherungssummen seit Eröffnung 136,000,000 Mark
Auf jede Normalprämie, nach 5 Jahren Dividende. - Keine Aufnahmegebühren. - Gewährung von Kautionsdarlehen an Beamte. - Sofortige Auszahlung der Versicherungssumme nach Beibringung der Sterbefallnachweisungen.
Dividende in diesem Jahre 42 Prozent, im Jahre 1883: 43 Prozent.
Nettoprämie für 1000 Mark nach Abzug von 42 Prozent Dividende beim Beitritt im Alter von

25 Jahren: 13 M. 70 Pfennig.      35 Jahren: 17 M. 20 Pfennig.      45 Jahren: 23 M. - Pfennig.      55 Jahren: 33 M. 30 Pfennig.
30 Jahren: 15 M. 30Pfennig.      40 Jahren: 19 M. 70 Pfennig.      50 Jahren: 27 M. 40Pfennig.      60 Jahren: 41 M. 50 Pfennig.

Schönberg.                                                                 Vertreter: Wilh. Schrep.


Bandwurm mit Kopf,
Spulwürmer, Madenwürmer

entferne in 1 bis 2 Stunden mit dem Kopfe ohne Anwendung von Cousso und Granatwurzel. Das Mittel ist für jeden menschlichen Körper sehr gesund, sowie leicht zu gebrauchen, sogar bei Kindern im Alter von 1 Jahr, ohne jede Vor= oder Hungerkur, vollständig schmerzlos und ohne mindeste Gefahr (auch brieflich); für den wirklichen Erfolg leiste Garantie. Bandwurmleidende können bei mir Adressen radikal geheilter Patienten einsehen, und werden arme Patienten berücksichtigt.

Adresse ist: F. Th. Boecker in Braunschweig.

Die meisten Menschen leiden, ohne daß sie es wissen, an diesem Uebel und mache zur Erkennung auf folgende Merkmale: Blaue Ringe um die Augen, Blässe des Gedichts, matter Blick, Appetitlosigkeit, abwechselnd mit Heißhunger, Uebelkeiten, sogar Ohnmachten bei nüchternem Magen, Sodbrennen, Magensäure, Verdauungsschwäche, Aufsteigen eines Knäuels bis zum Halse, Kopfschmerzen, Schwindel, unregelmäßiger Stuhlgang, Koliken, Afterjucken, wehenartige Bewegung im Körper.
In Schönberg bin ich wieder zu sprechen nur Montag den 28. August im Hotel Spehr von Morgens 8 Uhr bis Nachmittags 5 Uhr.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 66 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 66 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 25. August 1882.


Ueber merkwürdige Blitzschläge,
nebst einigen Bemerkungen über Entstehung und Wesen der Gewitter.

Im Jahre 1786 berichtete Leroy der Pariser Akademie, daß ein Mann, der einem Baume gegenüberstand, während dieser vom Blitz getroffen wurde, ein deutliches Abbild dieses Baumes auf seiner Brust erhielt. Im Jahre 1812 erschlug der Blitz in einer Waldlichtung bei Bath 6 Schafe. Als man die Häute abzog, fand sich auf der Innenseite derselben eine deutliche Zeichnung dieser Gegend. Die Häute wurden öffentlich ausgestellt. Im Jahre 1825 traf der Blitz einen Matrosen, bei dessen Untersuchung man ein Hufeisen auf der Brust gezeichnet fand. Bei einem anderen Falle fand sich auf der Haut des Erschlagenen die Zahl 44, welche die Hausnummer eines gegenüberstehenden Hauses war. Ein anderes Mal zeichnete der Blitz auf der Rückseite des Kleides die Lehne des Sessels ab, auf dem sie, während es einschlug, gesessen hatte. Im Jahre 1852 zeichnete der Blitz auf die trockenen Blätter eines Palmbaumes eine Gruppe Pinien ab, die in einer Entfernung von 439 Fuß gestanden hatte. Als im Jahre 1857 eine Kuh und ihre Hüterin durch Blitzschlag getödtet worden, fand man ein Abbild der getödteten Kuh auf der Brust der Bäuerin.
Am 5. November 1755 schlug der Blitz in das 800 Fässer Pulver enthaltende Magazin zu Maromme bei Rouen. Er zerschmetterte zwei der Fässer in kleine Stücke und schleuderte den Inhalt umher, ohne aber zu zünden. Im Jahre 1857 schlug der Blitz in das alte Fort in Livorno, tödtete den neben einer Kanone stehenden Artilleristen und warf zwei andere betäubt zu Boden. Rings herum lagen Pulver, Granaten, Raketen, doch unterblieb auch hier die Zündung. Diese beiden Beispiele legen die Frage nach der Ursache von sogenannten kalten und heißen (nicht zündenden oder zündenden) Schlägen nahe. Der Blitz ist keineswegs das, was wir gewöhnlich Feuer nennen. Er ist an sich weder kalt noch warm. Er ist eine Entladung zwischen zwei electrischen Wolken oder einer elektrischen Wolke und der durch Vertheilung ebenfalls elektrisch gewordenen Erboberfläche. Dieser elektrische Strom wird sichtbar als Lichterscheinung, weil er in der nicht leitenden Luft eine Verlangsamung erleidet. Ein unverlangsamter elektrischer Strom ist für unser Auge nicht wahrnehmbar. Die gleichwohl ungeheuer rasche Bewegung dieses Stromes theilt sich nun selbstverständlich beim Einschlagen den getroffenen Gegenständen mit und erzeugt dadurch, je nach Beschaffenheit der Gegenstände, hauptsächlich aber je nachdem die Leitung verschiedenartig und zu mehren Malen unterbrochen ist, Entzündung oder nicht. Werden z. B. trockene, mit eisernen Nägeln befestigte Bretter vom Blitz getroffen, so bildet er um jeden Nagel eine zündende Flamme. Metalle werden oft vom Blitz geschmolzen, gewöhnlich aber nur da, wo die Leitung unterbrochen ist. Dieser Fall kann aber auch bei einer ungleichmäßigen Leitung eintreten.
Die Gewitter entstehen durch das Aufeinanderstoßen bezw. die Vermischung verschieden erwärmter, also auch verschiedene Mengen Wasserdunst enthaltender Luftschichten oder Luftströmungen. Bei diesem Aufeinanderstoßen bezw. Vermischen wird nun nothwendigerweise ein Theil des dabei überschüssig werdenden Wasserdampfes condensirt, verdichtet; eine plötzliche Condensirung von Wasserdampf ist aber wie die Erfahrung lehrt, jedesmal mit elektrischen Erscheinungen verbunden; daher Blitz, Donner - Gewitter.
Zum Schluß nun noch einige Beispiele, welche zeigen, wie die Bahn beschaffen ist, welche der Blitz verfolgt. Im Mai 1844 traf im Park der Villa Borghese ein Blitz zwei dicht neben einanderstehende Pinien. Nachdem der Strahl in spiralen Windungen eine Strecke weit an dem Stamm des einen Baumes herabgegangen war, sprang er auf einen andern über und verfolgte an diesem in der nämlichen Weise seinen Weg bis zur Erde. Ein anderer Blitz, der einige Telegraphenstangen der Taunusbahn traf, splitterte dieselben so aus, daß die getroffenen Stellen in spiralen Windungen um die Stangen liefen. Am 29. August 1866 schlug ein Blitz bei Stettin in einen Oderkahn. Der Strahl folgte dem Mast, riß 10 bis 12 Fuß lange Splitter ab, derart, daß Schlangenwindungen um den Mast entstanden. Auch die Höhlungen der Blitzröhren zeigen eine gewundene Form. Diese Thatsachen berechtigen zu dem Schlüsse, daß die Form des Blitzes überhaupt eine Spirale darstellt.


Politische Rundschau.

Der General der Cavallerie, Graf Karl v. d. Goltz, Generaladjutant des Kaisers, hat am 21. ds. sein 50jähriges Dienstjubiläum gefeiert.
S. M. S. Gneisenau, 16 Geschütze, Kommandant, Kapitain zur See, Freiherr v. d. Goltz, und S. M. Aviso Zieten, 4 Geschütze, Kommandant Korvettenkapitain Barandon, sind nach dem Mittelmeer in See gegangen.
Oesterreich. Auf dem am Donnerstag früh von Venedig in Triest angelangten Lloyddampfer wurde gestern von der Polizei ein Koffer mit Proclamationen und Geschossen, in Beschlag genommen. Der Koffer gelangte nicht an seine Bestimmung, weil die Person, für welche er bestimmt war, von der Polizei in den letzten Tagen wegen verdächtiger Umtriebe verhaftet worden war. Der Verdacht, daß die Italia irredenta mit den Triester Umtrieben in Verbindung steht, wird durch den Aufgabeort Venedig von Neuem bestärkt. Andern Tags war Kaisers Geburtstag, was die Vermuthung nahe legt, daß der Inhalt des Koffers bei der Feier desselben zu neuen Attentaten benutzt werden sollte.
Egypten. Aus Alexandrien wird gemeldet: Arabi Pascha hat, wahrscheinlich in der Meinung, daß die englischen Vorpostenstellungen in Folge der Truppensendungen nach Abukir schwach besetzt seien, einen Angriff auf die Position bei Mex gemacht, ist aber mit starken Verlusten zurückgeworfen. - Das Bombardement von Abukir scheint in vollem Gange zu sein. - Das Jahr 1300 der Hedschra beginnt am 12. November 1882 unserer Zeitrechnung. Mit ihm hebt nach der mohamedanischen Ueberlieferung die große Umkehr der Welt an, wo alle Völker sich zum Islam bekehren. Es wird der neue Prophet kommen, der die Menschheit zwingt, vor Allah sich zu beugen. - Der englische Admiral soll die Schiffahrt im Suezkanal gesperrt haben.
Ostasien. In Corea ist ein allgemeiner Aufstand ausgebrochen. Der König und die Königin sind ermordet worden und die japanesische Mission ist von der Anti=Fremdenpartei angegriffen worden. Japanesische Kriegsschiffe sind nach dem Flusse Seul gesandt worden. Die Empörung soll dem Widerstande gegen die Politik, welche zum Abschlusse der Verträge mit den Vereinigten Staaten und Großbritannien führte, zuzuschreiben sein.


Warnung für Auswanderer.

Die "Danziger Zeitung" erhält von einem achtbaren, nicht unbemittelten Arbeiter aus Danzig folgenden Bericht:
"Nachdem ich mehrere Jahre in einer Fabrik gearbeitet hatte, wurde mir nebst vielen anderen gekündigt, und ich bemühte mich um eine andere passende Beschäftigung, welche zu erhalten mir nicht sogleich gelang. Da kam ich auf den Gedanken, nach Amerika auszuwandern, und wenn ich dort Brod für mich und meine Familie fände, die letztere nachkommen zu lassen. Ich schiffte mich im Juni in Hamburg ein und zahlte 110 M. für die Ueberfahrt. Es fehlte den 700 Auswanderern nicht an Lebensmitteln, doch wurden dieselben auf dem Schiffe

[ => Original lesen: 1882 Nr. 66 Seite 6]

so zubereitet, daß sie oft nicht zu genießen waren und wir unsern Hunger mit trockenem Brod stillten. Nach einer Reise von 14 Tagen kam ich in New=York an und fand dort etwa 40,000 Menschen ohne Arbeit und dem Hungertode nahe; ich bemühte mich um lohnende Beschäftigung, fand aber alle Stellen vielfach besetzt und erfuhr bald von meinen Bekannten, daß sie Arbeit zu 3 M. für den Tag haben könnten, daß die Kosten für Wohnung und Beköstigung ausschließlich Wäsche 4 M. für den Tag ausmachten. In der Hoffnung, außerhalb New=Yorks Beschäftigung zu finden, reiste ich nach Pensylvanien und St. Louis und fand überall dasselbe Elend unter meinen Landsleuten, die den verlockenden Schilderungen von Amerika geglaubt hatten und denen jetzt das nöthige Geld fehlt, um nach Europa zurückfahren zu können. Mit mir war es noch nicht so weit gekommen; ich eilte nach New=York zurück, bestieg den Dampfer, zahlte 120 M. Passagiergeld, langte nach 14 Tagen in Hamburg an und dankte meinem Gott, wieder auf heimathlichem Boden zu sein. Ich habe auch schon eine Stelle gefunden, die mich nothdürftig ernährt; ich warne aber solche, die nach Amerika auswandern wollen, und rathe ihnen, lieber in der Heimath kümmerlich zu leben, als in Amerika dem sicherem Untergange entgegen zu gehen."


- Der Generalpostmeister der Vereinigten Staaten geht mit der Absicht um, alle Zeitungen und andere periodische Zeitschriften, welche in den Vereinigten Staaten erscheinen, auf irgend welche Entfernung innerhalb der Union gratis zu befördern. Der Anfang ist bereits insofern damit gemacht, daß jetzt schon alle Zeitschriften innerhalb der Grafschaft in welcher sie erscheinen, umsonst geliefert werden. Der Generalpostmeister stützt sich darauf, daß der Staat bei der Ablieferung der Zeitschriften auf weitere Entfernungen ohnehin schon Geld zusetze, und daß die Union wohl in der Lage sei, dieses weitere Opfer zu bringen, welches dem geistigen Verkehr des ganzen Landes sehr zu Statten kommen würde.
- Daß die Engländer es verstehen, in jeder Hinsicht die besten Bissen wegzuschnappen: in der Politik, in der Industrie, im Handel, ist bekannt. Auch hinsichtlich der Leibesnahrung machen sie es so, und zwar mit besonderer Vorliebe. Das beste Fleisch ist ihnen gerade gut genug, sie holen es aus allen Welttheilen zusammen und wissen es so einzurichten, daß es sie noch billiger zu stehen kommt, als das aus Europa bezogene. Sie empfangen es theils in Blechdosen als gekochtes theils in Eiskammern als frisches Fleisch, ja sie haben bereits den Anfang damit gemacht lebendes Vieh über den Ocean hinüberzuholen. Kürzlich ist aus Australien und Neuseeland eine Ladung von 200,000 Centner Hasen= und Kaninchenfleisch in Blechdosen in England angekommen. Dieses Wild scheint in Australien nahezu unerschöpflich zu sein. Die Neuseeländische Fleischpacker=Gesellschaft erhält im Durchschnitt täglich 5000 Hasen zur Verpackung. Obige 200,000 Centner repräsentiren, den Hasen resp. Kaninchen netto zu 5 Pfund gerechnet 4 Millionen Stück.
- Vom 1. Januar bis 30. Juni d. J. sind in Berlin 3096 Pferde geschlachtet worden.
- Ueber den Morgenweckruf im "Parsival" - im Ganzen fünf Zeilen - hat der bekannte Wagner=Erklärer Edmund von Hagen soeben eine Broschüre von zweiundsechzig Seiten geschrieben. Zunächst wird der Morgenweckruf in seine drei Stammwörter 1) Morgen, 2) Weck, 3) Ruf zerlegt und demzufolge zerfällt die Schrift in drei Theile: 1) in die Betrachtung über die Bedeutung des Morgens, 2) in die Untersuchung über das Erwecken, 3) in die Auseinandersetzung der Lehre von der Berufung. Die Untersuchung über das Erwecken (Hauptmoment in dem Morgenweckruf) zerfällt wiederum in drei Theile: den Schlaf, den Act der Erweckung, das Wachen und die Wachsamkeit. Dann betrachtet Hagen folgende Seiten des Schlafes: a. die ästthetische, b. die ethische, c. die metaphisische, d. die symbolische, e. die historische. Das Wachen besteht nach Hagen aus a. dem Achten auf die Weltgeschichte, b. dem Achten auf die Symbolik des Lebens, c. auf die Intellektualität der eigenen Persönlichkeit, d. auf die Moralität der eigenen Persönlichkeit, e. endlich aus dem Achten auf die Leiblichkeit.
- Annullirte Ehe. Es dürfte noch in Erinnerung unserer Leser sein, welches Aufsehen vor zwei Jahren die Entführung einer französischen Baronesse durch den Sohn des türkischen Botschafters in London, Musurus Pascha hervorrief. Der älteste Sohn dieses Diplomaten, Musurus Bey, der zugleich der erste Botschafts=Sekretair seines Vaters war, hatte nämlich auf einem Balle in Paris die Bekanntschaft der zwar noch minderjährigen, aber schönen und auch reich begüterten Baronesse Imecourt gemacht und sie dann bewogen, mit ihm nach London zu fliehen, wo sich das Pärchen gleich nach seiner Ankunft von einem katholischen Priester (Musurus jun. ist ebenfalls Katholik) trauen ließ. Der Entführer mußte zwar später seine junge Frau ihren Eltern zurückstellen, von einer Auflösung seiner Ehe mit ihr wollte er jedoch nichts wissen. Die Eltern der Baronesse rekurrirten nun deshalb an den Papst, und die betreffende Kardinals=Kongregation hat, wie man nunmehr aus Rom meldet, diese Ehe vor wenigen Tagen für null und nichtig erklärt.


Neumanns Geographisches Lexikon des Deutschen Reichs. Mit Ravensteins Spezialatlas von Deutschland, den Plänen der 30 wichtigsten deutschen Städte und mehreren Hundert Abbildungen deutscher Staaten= und Städte=Wappen etc. Komplett in 40 Lieferungen à 50 Pf. Bibliographisches Institut in Leipzig, 1882.
Das Werk ist nach einem originellen, wohlerwogenen Plan angelegt, der es zur vollständigsten deutschen Landeskunde macht, und scheint, nach den vorliegenden Lieferungen zu urtheilen, von einer Innern und äußern Gediegenheit, die es weit über alle ähnlichen seitherigen Versuche erhebt. Auf ca. 1500 Seiten in über 40,000 Artikeln sollen wir Auskunft erhalten nicht nur über sämmtliche deutsche Staaten und deren Provinzen, Regierungsbezirke, Kreise etc. sowie über alle irgendwie erwähnenswerten Ortschaften herunter bis zu den kleinsten, sondern auch alle Gebirge, Berge, Seen, Flüsse, überhaupt alle im deutschen Reiche vorkommenden topographischen Namen werden aufgeführt. Allerorten sind Industrie, Handel und Gewerbe gewissenhaft berücksichtigt, ebenso fehlen nicht kurze geschichtliche Notizen; worauf wir aber besonders hinweisen, sind die aufs vollständigste angegebenen Verkehrsanstalten (Post, Eisenbahn, Telegraphie) und die mit peinlicher Genauigkeit durchgeführte neue Gerichtsorganisation, also auch beim kleinsten Orte die nächste Post=Station und die zuständige Gerichtsbehörde erster und zweiter Instanz.
Dem Buch dient nicht als bloße Ergänzung, sondern - wie die Kehrseite der Medaille - als Gegenstück ein vorzügliches Kartenwerk: Ravensteins Spezialatlas von Deutschland in 13 großen Folioblättern; derselbe giebt den ganzen topographischen Inhalt des Buches im Kartenbild wieder.
Außerdem werden dem Werk noch zahlreiche statistische Tabellen beigefügt, in Farbendruck ausgeführte Städtepläne, statistische Karten über die Dichtigkeit der Bevölkerung, Verbreitung der Gewerbe und der Konfessionen, kartographische Darstellungen der Bodenkultur und Produktion und mehrere Hundert Staaten= und Städtewappen. Das ist ein Reichthum der Ausstattung, mit dem sich die oben bezeichneten Eigenschaften zu einem Werk von eminent praktischem Werth vereinigen, zu einem Werk, welches seit langem und von Vielen begehrt worden ist und Jedermann zum Nutzen gereicht.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 24. August 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


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ZVDD