No. 55
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. Juli
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 55 Seite 1]

      Das Impfgeschäft im Impfbezirk III (Domhof Ratzeburg) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt und zwar:

I. im Impfdistrict Mannhagen,

bestehend aus den Ortschaften:

Hammer, Mannhagen, Panten und Walksfelde
a. Impfung der im Jahre 1881 geborenen Kinder und

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Mannhagen u. Walksfelde

am Dienstag den 11. d. Mts.
Nachmittags 2 Uhr, resp. Nachmittags 4 Uhr

im Schulhause zu Mannhagen, während die Revision der Schutzblattern

am Dienstag den 18. d. Mts.
Nachmittage 2 Uhr, resp. Nachmittags 4 Uhr

in dem gedachten Locale vorgenommen werden wird.

II. im Impsdistrict Ziethen

a. Wiederimpfung der Kinder aus der Ortsschule zu Domhof Ratzeburg und Impfung der im Jahre 1881 daselbst und zu Palmberg geborenen Kinder

am Mittwoch den 19. d. Mts.
Vormittags 10 Uhr

in der Wohnung des Herrn Dr. med. Arndt zu Domhof Ratzeburg, während die Revision der Schutzblattern

am Dienstag den 25. d. Mts.
Vormittags 10 Uhr

in der gedachten Wohnung stattfinden wird.

b. Impfung der im Jahre 1881 geborenen Kinder aus den Ortschaften:
Ziethen, Baek, Lankow, Mechow (Hof und Dorf), Römnitz und Wietingsbeck.
c. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen: Ziethen, Baek und Lankow

am Mittwoch den 19. d. Mts.
Nachmittags 2 Uhr, resp. Nachmittags 4 Uhr

im Schulhause zu Ziethen, während die Revision der Schutzblattern

am Mittwoch den 26. d. Mts.
Nachmittags 2 Uhr, resp. Nachmittags 4 Uhr

in dem gedachten Locale vorgenommen werden wird.

d. Wiederimpfung der Kinder aus der Privattöchterschule zu Domhof Ratzeburg

am Mittwoch den 9. August d. J.
Vormittags 10 Uhr

in dem Schullocale daselbst, während die Revision der Schutzblattern

am Mittwoch den 16. August d. Js.

in dem gedachten Locale stattfinden wird.

III. im Impfdistrict Schlagsdorf,

bestehend aus den Ortschaften:

Schlagsdorf (Hof und Dorf) Campow, Hoheleuchte, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neuhof und Schlagbrügge.
a. Impfung der im Jahre 1881 geborenen Kinder und

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen: Schlagsdorf, Campow, Kl. Molzahn

am Donnerstag den 27. d. Mts.
Nachmittags 2 Uhr, resp. Nachmittags 4 Uhr

im Schulhause zu Schlagsdorf, während die Revision der Schutzblattern

am Donnerstag den 3. August d. Js.
Nachmittags 2 Uhr, resp. Nachmittags 4 Uhr

in dem gedachten Locale vorgenommen werden wird.

Schönberg, den 2. Juli 1882.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 55 Seite 2]

Politische Rundschau.

Bekanntlich hat der Bundesrath die Petitionen gegen die Civilehe unerledigt liegen lassen, denn es waren auch Petitionen für Erhaltung der Civilehe von Seiten Strenggläubiger und Hochkirchlicher eingelaufen, namentlich von Seiten sämmtlicher Straßburger Geistlicher. Diese schildern die bürgerliche Erschließung die bei ihnen im jetzigen Reichsland seit fast 100 Jahren geübt wird, öffentlich und vorurtheilslos als eine "gute Einrichtung", weil sie jedem das Seine giebt, dem Staate wie der Kirche, weil sie dem Geistlichen eine verwickelte und schwierige Arbeit abnimmt und ihm um so mehr Zeit läßt, sich dem zu widmen, was seines Amtes ist, weil sie ferner das kirchliche Leben im Elsaß nirgends geschädigt hat und weil sie, weit entfernt, die kirchliche Trauung zur Nebensache zu machen, ihren kirchlichen Charakter erst recht wahrt.
Die diesjährige Generalstabsreise wird zum ersten Male von dem Stellvertreter des Feldmarschalls Grafen Moltke, vom Generalquartiermeister Grafen Waldersee, geleitet werden. Dieselbe soll Mitte August in Bautzen ihren Anfang nehmen und sich vom Königreich Sachsen nach der Provinz Schlesien erstrecken.
Der Deutsche Konsul von Treskow mit etwa 60 Reichsangehörigen, ebenso der Italienische Consul befinden sich noch in Kairo. Besorgnißerregende Nachrichten sind über dieselben nicht eingegangen. Kairo steht über Port Said noch in telegraphischer Verbindung mit Europa.
Bekanntlich tritt die Aichung der Schankgefäße im ganzen Deutschen Reiche am 1. Januar 1884, also in kaum 1 1/2 Jahren, in Kraft. Der Reichskanzler hat, der K. Z. zufolge, die Bundesregierungen ersucht, Veranstaltungen zu treffen, damit zur gegebenen Zeit keine Zögerungen eintreten. Im preußischen Staate sind demgemäß auch schon Verfügungen ergangen, denen zufolge bei Neuanschaffungen die Gast= und Schankwirthe auf die Aichung der Gefäße Bedacht nehmen sollen, damit ihnen später die Kostenlast nicht gar zu groß würde.
Frankreich. Gambetta hat eine neue Serie von Reden in Angriff genommen. In der Armee=Commission sagte er: "Um gegen Preußen zu kämpfen, müssen wir dessen Vertheidigungskräfte übertreffen. Wir sind geschlagen worden, das Land hat also die Pflicht, sich die größten Opfer aufzuerlegen. Der Eroberungsgeist herrscht in Europa; er ist gegen uns gerichtet. Es heißt für uns: sein oder nicht sein!" Man sieht also, daß Skobeleff noch nicht todt ist.
Egypten. Der "Times"-Korrespondent telegraphirt aus Alexandrien: Der Khedive war seit Mittwoch in Gefahr, ermordet zu werden, wozu durch Bestechung Offiziere gewonnen worden waren. Die Engländer versuchten den Khedive zu bewegen, sich auf ein Schiff zu begeben, allein er refüsirte dieses Anerbieten, indem er erklärte, bis zum Ende ausharren zu wollen. Das von mir in Augenschein genommene Fort Ras=el=Tin bildet eine vollständige Ruine. Offenbar hatten die Egypter europäische Offiziere, denn es lagen französische und italienische Zeitungen umher. Gestern Abend ließ der Khedive Cherif Pascha rufen, auch andere Notabilitäten, um zu versuchen, die Ordnung wieder herzustellen. Alexandrien ist total ruinirt. Sämmtliche Häuser wurden ausnahmslos geplündert, viele verbrannt. Kanoniere der englischen Flotte okkupirten das Fort Napoleon, welches die Stadt beherrscht. Sämmtliche Thore der Stadt sind nunmehr von englischen Matrosen besetzt. Dieselben haben Auftrag, alle Soldaten zu entwaffnen und jeden Plünderer zu erschießen. Der Brand der Stadt dauert unvermindert fort. Der türkische Ministerrath beschloß gestern Nacht, daß, wenn nichts helfe, türkische Truppen nach Egypten gesandt werden müßten. Der Korrespondent des "Daily Telegraph" glaubt, daß das Feuer doch nicht die ganze Stadt in dem Maße ruiniren werde, wie Anfangs gefürchtet wurde. Einige Häuser würden noch gerettet werden können, allein geplündert sei jedes einzelne Haus der Europäer. Nach der "Daily News" wird Sir Garnet Wolseley Sonntag in Port Said erwartet; allein falls Aarabi in Rosetta Stand hält, kommt Wolseley sofort nach Alexandrien. Noch am Dienstag und Mittwoch passirten Dampfer ungestört den Suezkanal. Man glaubt nicht, daß Beduinen denselben leicht zerstören könnten. Wie ich höre, versucht man sogar, die Scheiks zu bestechen, keinen Schaden anrichten zu lassen. Der "Standard"=Korrespondent erzählt entsetzliche Greuel aus der verbrannten Stadt, von Mord, Brandlegung und Plünderung. Die Zahl der Massakrirten ist immer noch nicht genau anzugeben und man schwankt zwischen einem Minimum von 500 und einem Maximum von 2000 Seelen. Auch er bestätigt, daß alles Eigenthum zerstört ist.
Aarabi befindet sich mit der Armee in Darmenhar. Sämmtliche Schiffe, auch solche fremder Nationen sandten Matrosen zum Löschen, trotzdem wüthet die Feuersbrunst in Alexandrien fort. Viele Todte liegen noch unbeerdigt.


Prinz Napoleon wird seine Studien an der Berliner Universität fortsetzen. Der junge Prinz erscheint dort in Civil, so daß er unerkannt sich überall frei bewegen und Berlin nach allen Seiten hin in Augenschein nehmen kann. Vorgestern Abend war er bei Kroll und später im Caffee Bauer; es gefällt ihm, wie er seinen Begleitern erklärt hat, dort so gut, daß er zur Fortsetzung seiner Studien nach Berlin zurückkehren und das Wintersemester dort zu verleben gewillt ist. Seinen Neigungen entspricht es, sich später ganz in den Dienst der Wissenschaft zu stellen und zu dem Behufe weite Reisen zu machen.
- Die Kartoffeln haben im 7jährigen Kriege (1756-63) eine große Rolle gespielt, namentlich in Schlesien. Friedrich der Große mußte den Anbau mit Zwang, sogar mit Hülfe von Dragonern durchsetzen. Sächsische Hammerschmiede hatten sie auf Eisenhütten bei Pleß zuerst eingeführt. Ohne den Kartoffelbau wäre die Erhaltung der Heere unmöglich gewesen, die sich während des Krieges in Schlesien zusammendrängten. Das Elend der Hungerpest von 1771, wo in Böhmen 180 000 Menschen, in Schlesien 100 000 verhungerten und doch noch über 20 000 Böhmen in Schlesien einströmten, nur weil hier Kartoffel zu finden waren, hätte ohne dieses Rettungsmittel eine noch furchtbarere Gestalt angenommen.
- Die Fürstin von Hanau hat auf dem städtischen Friedhof in Cassel nach einem schicksalsreichen Leben, die letzte Ruhe gefunden. Dem Sarge folgten zu Wagen und zu Fuß die Kinder beider Ehen, fast der gesammte hessische Adel und viele frühere hessische Beamte und Diener; die Casseler Bürgerschaft und der Bauernstand waren nur wenig vertreten. Den Trauerchoral spielte eine Militär=Kapelle, die Leichenrede hielt Dekan Kröner.
- Ein holländischer Kriegsdampfer ist auf der Höhe von Scheveningen mit Mann und Maus untergegangen. Der Dampfer war ein Rammschiff und weil er keine Seetüchtigkeit besaß, hatte der Capitän doch eingewilligt, weil die Fahrt nur kurz war und das Wetter sich gut ansah. Auf See sprang plötzlich der Wind um und die Katastrophe erfolgte. Die holländische Admiralität ließ sich erst herbei, Nachforschungen anzustellen, als verschiedene Leichen mit Schwimmgürteln herangetrieben wurden. Die Besatzung belief sich auf 70 Mann.
- Eine Episode aus den Schreckenstagen von Alexandrien: Einer der Marodeure, ein Sträfling, der auf der Stirne das Brandmal des Mörders eingebrannt hatte und der also für Lebzeiten zu den schwersten Baggerarbeiten am Pharos verurtheilt ist, war unbewaffnet. Als die Engländer auf den Elenden zielten, holte er aus seinem weiten Mantel einen - kaum 10 Monate alten Säugling hervor und hielt den Wurm, das Kind eines Weißen, als Schild und Deckung vor den Leib. Dabei höhnte er die Engländer und rief ihnen zu, sie mögen schießen! Zwei Soldaten schlichen sich unbemerkt davon und fielen dem Unmenschen, nachdem sie mehrere Straßen, in denen die Häuser lichterloh brannten, mit Gefahr ihres Lebens passirt hatten, in den Rücken. Zwei wohlgezielte Schüsse in den Rücken streckten den Gesellen nieder. Das Kind ist gerettet und befindet sich an Bord des "Inflexible". Es wurde nach wenigen Stunden feierlich getauft und erhielt zu Ehren des Admirals Seymour die Vornamen "Friedrich Franz", als Familiennamen den Namen des Schiffes, dessen

[ => Original lesen: 1882 Nr. 55 Seite 3]

Offiziere nunmehr die Erziehung des Kindes leiten werden. "Friedrich Franz Inflexible" ist der Name des geretteten Kindes, dessen Eltern wohl ein Opfer der Mörder geworden.
- Nach einer alten Bauernregel bedeutet 2mal Vollmond in 1 Monat ein gutes Jahr. Am 1. und 31. Juli trifft dies nun zu und daran knüpfen sich gläubige Hoffnungen.
- Tausende von Auswanderern Segeln noch immer der neuen Welt entgegen, um sich dort eine neue, selten aber glückliche Heimath zu gründen. Demgegenüber dürfte es auch interessiren, etwas von Zurückgekehrten zu hören. Mittwoch Abend passirte aus der Berliner Stadtbahn ein Trupp von etwa zwanzig solchen "Amerikamüden" Deutschen Landsleuten. Sie erzählten, daß sie vor vier Jahren nach Amerika ausgewandert seien, um dort bessern Verdienst zu finden! Es sei ihnen auch gut gegangen dort im fernen Mexiko: aber jetzt, nachdem sich Jeder von ihnen ein kleines Sümmchen erspart, treibe sie lediglich Heimweh nach ihrer alten Heimath zurück.
- Gegen Schwindsucht. Julius Kircher, angeblich ein Schüler Liebigs, schreibt in der Zeitschrift des österreichischen Apothekervereins: Die empochemachende Erfindung des deutschen Gesundheitsraths, Herrn Dr. Koch, hat eine von mir seit 40 Jahren beobachtete Erfahrung glänzend bestätigt. Ich betreibe seit 44 Jahren eine Ultramarinfabrik nach eigen erfundener Methode. Es wird auch bei meinem Verfahren eine Masse Schwefel verdampft und verbrannt, wobei sich selbstverständlich große Mengen schwefliger Säure bilden. Keiner meiner vielen Arbeiter wurde je von Schwindsucht hinweggerafft, obgleich angesteckte Personen sich häufig genug als Handwerker meldeten. Einige Wochen in den Dünsten der schwefligen Säure lebend, wurden die meisten gesund und wieder kräftig. Alle Krankheiten, die von mikroskopischen Thierchen erzeugt werden, ja selbst Cholera blieben meiner Fabrik fern. Man weiß, daß Krätzmilben durch schweflige Säuren getödtet werden, - man weiß, daß Einathmen von schwefliger Säure alle katarrhalischen Beschwerden sehr schnell kurirt, indem durch den Tod der eingedrungenen Parasiten die durch dieselben erzeugte Entzündung sich verliert, und nun ein Abfluß der Schleimflüssigkeit erfolgt, die vorher durch Verstopfung der Drüsen verhindert war. Das Auffinden der Bakterien in der Lunge beweist, daß die Schwindsucht eine ähnliche Krankheit wie die Krätze ist, und da die Entstehung mikroskopischen Thierchen zugeschrieben wird und man längst weiß, daß die Krätze durch Schwefel (resp. durch diesen sich bildende schweflige Säure) kurirt wird, so ist die analoge Entstehungsursache berechtigt, einen Schluß auf die Heilung der beiden Krankheiten durch dasselbe Mittel zu ziehen. Man bringe Lungenkranke in Räume, worin stündlich kleine Quantitäten Schwefel (etwa 1-2 Drachmen) über einer Spirituslampe oder besser auf einem warmen Ofen verbrannt werden, und man wird bald größeren Hustenreiz und vermehrten Auswurf bemerken, als eine Folge der unbehaglichen Stimmung der Parasiten. Nach 8 bis 12 Tagen legt sich dieser Reiz, da die Bakterien allmählig absterben und aufhören, einen Reiz auf die seröse Flüssigkeit der Gewebe der Lunge auszuüben. Zur Nachkur bringe man den Patienten in Räume, die etwas aromatische Wasserdämpfe enthalten. Möge meine Erfahrung und dieses probate Mittel der leidenden Menschheit zum Heile gereichen.
- Die Einbalsamirung von Leichen ist, seit auf diesem Gebiete so epochemachende Erfindungen eingeführt worden sind, bei Weitem häufiger geworden, als dies in früheren Jahren der Fall war, und namentlich werden von außerhalb sehr viele Todte nach Berlin spedirt, mit welchen der Einbalsamirungsprozeß vorgenommen wird. Es ist nicht ohne Interresse, einer derartigen Operation beizuwohnen, obgleich dieselbe ziemlich lange Zeit in Anspruch nimmt. Zunächst wird, so beschreibt uns ein Localberichterstatter die Procedur, dem Körper kaltes Wasser injicirt, bis es ganz klar wieder herausläuft. Dies kann fünf Stunden dauern. Dann wird Alkohol eingespritzt, um das Wasser gänzlich aus dem Körper zu entfernen, und darauf Aether, um die Fettsubstanzen aufzulösen. Diese Injection wird mehrere Stunden fortgesetzt und Zeit gelassen, bis dieselbe alle Muskeln durchtränkt hat - dann wird antiseptische aber präservirende Flüssigkeit eingeführt und endlich wird der Körper zwei bis fünf Stunden lang einem starken Strome warmer Luft ausgesetzt, welche vorher ausgetrocknet ist, indem sie über erhitztem Chlorcalcium hinwegstreicht. Die Leiche kann auf diese Weise allen Einflüssen der Zeit und der Temperatur unzugänglich gemacht werden und wird in kurzer Frist so hart wie Stein.
- Ein toller Hund im Vallee machte die weite Umgegend unsicher, biß viele Leute und fiel endlich auch einen alten Schullehrer an, der am Bache fischte. Der tapfere Mann entfloh nicht, sondern begann einen furchtbaren Kampf, erschlug endlich das Thier, trug aber 41 Bißwunden davon. Sterbend sagte er, ich wußte, daß ich verloren war, aber ich bin ein alter Mann und wollte alles thun, um anderen Menschen das schrecklichste Schicksal zu ersparen.
- Das beinahe ausgestorbene Geschlecht der Möpse hat kürzlich beim Landgericht zu Frankfurt a./M. zu einem Prozeß wegen 1113 M. Verpflegungsgeld für 9 Möpse Veranlassung gegeben. Von der Pflegemutter und Kostgeberin der Möpse war eine Marquise de Valado und Baron v. M. verklagt, welche in einem Hotel ersten Ranges sich mit den 9 Möpsen einlogirten, täglich diese seltenen Thiere spazieren fahren ließen und oft selbst neben dem dichtbesetzten Wagen hergingen, schließlich aber bei ihrer Abreise die Hunde in Privatlogis und Kost gaben. Dort wurde "Romelus" der Stammhalter des neuen Mops=Geschlechts, durch Aeida und Eda mit sechs Sprößlingen beschenkt, von denen bald jedoch drei starben. Die vereinbarte Tageskost bestand in Frühstück (Milch mit Brödchen), Mittagsessen (Suppe, Gemüse und Fleisch), Nachmittagsbrod (Kaffee und Brödchen), Nachtessen (Suppe mit Brod und Fleisch), wogegen Kartoffeln als gesundheitsschädlich ausgeschlossen, als Beigemüse aber täglich Weißkraut oder Spargelköpfchen verabredet waren. Für diese Verpflegung verlangte nun Klägerin täglich 80 Pfennig (Mecklenburg). pro Kopf, während der Beklagte nur 50 Pfennig (Mecklenburg). für das Familienhaupt Romulus, für die übrigen Mitglieder 20 Pfennig (Mecklenburg). täglich zugaben und die Nachgeborenen als von den Müttern umsonst genährt gar nicht bezahlen wollten. Die Wöchnerinnen mußten aber besser verpflegt werden - und hierüber ist Beweistermin auf den 31. Oktober d. J. anberaumt. Ein Mops=Vergleich kam nicht zu Stande.
- In Friedberg hat ein Arbeiter den Leichnam seiner Frau für 60 M. an die Anatomie in Gießen verkauft.
- In Wohrdorf bei Bautzen hat eine junge Arbeitsfrau ihre 5jährige Pflegetochter, die sie los sein wollte, halb todtgeschlagen und dann in den Abort geworfen, wo sie erstickte. Das Volk wollte das entmenschte Weib todtschlagen, das Gericht verurtheilte dasselbe zu 5 Jahren Zuchthaus.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg den 10. Juli 1882.

Die Armenbehörde.


Wir beabsichtigen die Fischerei in unserem kleinen See so wie das am Saum befindliche Gras sofort bis auf Weiteres zu verpachten und wollen sich Pachtliebhaber an uns wenden.

Die Dorfschaft Teschow.       


Das 3. Abonnements-Conzert
findet am
Sonntag den 23. d. Mts.
statt, wozu ergebenst einladen                          
                                                    die Vereinsmusiker.
Entrée für Nichtabonnenten à Person 30 Pfennig (Mecklenburg).
Anfang Nachmittags 4 Uhr.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 55 Seite 4]

Mecklenburgische Bank, Schwerin i. M.

Die Bank vergütet für fest verzinsliche Einlagen gegen ihre Bankschuldverschreibungen und Sparbücher auf halbjährliche jederzeit auszuübende Kündigung oder auf mindestens sechs Monate fest Porto- und stempelfrei 4 % p. a
auf vierteljährliche ebensolche Kündigung oder auf mindestens drei Monate fest 3 1/2 % p. a.
auf kürzere mindestens vierzehntägige Kündigung 3 1/4 % p. a
auf tägliche Kündigung und im Baar Conto-Corrent 3 % p. a
Die Zinsen werden bei den auf Kündigung stehenden Capitalien am 1. Januar und 1. Juli fällig, und nach Fälligkeit jederzeit die Julizinsen auch schon im Johannistermin gezahlt. Nach Vereinbarung können die Zinsen aber auch vierteljährlich am Quartalsersten erhoben werden.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit zum Zinssatze von z. Zt. 5 % p. a. und discontirt Wechsel auf Reichsbankplätze zu z. Zt. 4 % p. a.

Die Direction.


Bekanntmachung.

Die Verwaltung der Zahlstelle der Kaiser Wilhelms=Spende in Schönberg ist an Stelle des Herrn Assessor von der Lancken dem Herrn Amtsverwalter Spieckermann in Schönberg übertragen worden.
Derselbe nimmt Einlagen an, ertheilt Auskunft und verabfolgt Prospecte und Anmeldeformulare.
Unsere Anstalt wird erst durch Aushändigung der von uns ausgestellten Versicherungs=Urkunden, Einlage=Quittungen und Rückgewährscheine verpflichtet. Die Urkunden werden in längstens 8 Wochen nach der Einzahlung von der Zahlstelle gegen Rückgabe der von ihr ertheilten Quittungen über die Einzahlung ausgehändigt.
Berlin W. Mauerstr. 85 im Juni 1882.

Direction der Kaiser Wilhelms=Spende,
Allgemeinen Deutschen Stiftung
für
Alters=, Renten= und Kapital=Versicherung.
Stämmler.


Ich, der Endesunterzeichnete, beabsichtige meine zu Carlow im Fürstenthum Ratzeburg sub Nr. 8 belegene Büdnerei, ca. 70 Scheffel Aussaat groß, mit voller Erndte sofort auf 10 bis 15 hintereinander erfolgende Jahre zu verpachten. Wohnhaus und Stallgebäude sind in gutem Zustande und seit 3 Jahren ist in dem dazu erbauten Backhause die Bäckerei betrieben worden. Reflectanten wollen sich baldigst melden beim

                          Büdner J. Krellenberg
                                                    in Carlow.


Erntehandschuhe
sind stets zu haben in Schönberg bei                          
                                                    Emil Jannicke, Handschuhmacher.


Die Einsendung von Geldeinlagen auf halb= und vierteljährliche Kündigung an

die Mecklenburgische Bank in Schwerin

wird durch Unterzeichneten porto= und kostenfrei besorgt, ebenso die Erhebung der fälligen Zinsen von der Bank. Näheres über den Verkehr mit der Mecklenburgischen Bank, insbesondere über von derselben zu gewährende Darlehen gegen Sicherheit, ist zu erfahren bei

Schönberg.                                                     Wilh. Schrep.


Die Einsendung von Geldeinlagen auf halb= und vierteljährliche Kündigung an

die Mecklenburgische Bank in Schwerin

wird durch Unterzeichneten porto= und kostenfrei besorgt, ebenso die Erhebung der fälligen Zinsen von der Bank. Näheres über den Verkehr mit der Mecklenburgischen Bank, insbesondere über von derselben zu gewährende Darlehen gegen Sicherheit, ist zu erfahren bei

Senator Wilh. Heincke.       


Rehnaer
Königschuß.

Zu dem am Montag den 24. und Dienstag den 25. Juli d. J. stattfindenden Schützenfeste laden ergebenst ein

                                                    die Aelterleute
                                                    J. Strich,    F. Rothlender.
Rehna, 10. Juli 1882.                                                    


Allen lieben Kameraden, Freunden und Bekannten bei meiner Abreise von hier ein recht herzliches Lebewohl!

        So lebt denn wohl ihr Kameraden und Freunde mein,
        Es muß einmal geschieden sein;
        Das Schicksal ruft mich in die Ferne,
        Und ach ich folge diesem Ruf' - gerne,
        Acht Jahre hab' ich hier bei Euch verweilt,
        Zu schnell ist mir die schöne Zeit entfloh'n,
        Ich trat mit treuem Herzen Euch entgegen,
        Und Eure Zufriedenheit war mein schönster Lohn.
        Vom Schmerz bewegt tret ich aus Eurer Mitte,
        Es war so schön zu leben unter Euch;
        Die Kameradschaft hielt in Treue uns umschlungen,
        Und dies Bewußtsein machte mich so reich.
        Lebt nochmals wohl! Vielleicht ist uns beschieden
        Des Wiedersehens schöner Augenblick;
        Vielleicht kehr ich nach langen Trennungsstunden,
        Mit alter Treu in Euren Kreis zurück.
        Und ist mir's nicht vergönnt, kann nie ich kehren
        In diesen lieberfüllten Kreis,
        So denket oft und gern' des Kameraben und Freundes in der Ferne;
        Es ist so schön wenn man geach't sich weiß.

                                                    Eduard Gierloff.
Schönberg, Juni 1882.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 17. Juli 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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