No. 46
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Juni
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 46 Seite 1]

      Die diesjährige Impfung der Kinder findet statt

a. für den Impfdistrict Carlow bestehend aus den Ortschaften:
Cronscamp, Klocksdorf, Kuhlrade, Maurin=Mühle, Neschow, Ollndorf, Pogez, Raddingsdorf, Samkow, Stove (Hof und Dorf)

am Sonnabend, den 17. d. M.,
Nachmittags 3 Uhr,

      im Schullocale zu Carlow und wird die Revision der Schutzblattern daselbst vorgenommen

am Sonnabend den 24. d. M.,
Nachmittags 3 Uhr.

b. für den Impfdistrict Demern, bestehend aus den Ortschaften:
Gr. Rünz, Kl. Rünz, Röggelin, Schaddingsdorf

am Sonnabend den 17. d. M.,
Nachmittags 5 Uhr,

      im Schullocale zu Demern und wird die Revision der Schutzblattern daselbst vorgenommen

am Sonnabend den 24. d. M.,
Nachmittags 5 Uhr.

c. für den Impfdistrict Gr. Siemz, bestehend aus den Ortschaften:
Gr. Siemz, Falkenhagen, Lindow, Kl. Siemz, Törpt

am Sonnabend den 17. d. M.,
Nachmittags 1 Uhr,

      im Schullocale zu Gr. Siemz, und wird die Revision der Schutzblattern daselbst vorgenommen

am Sonnabend den 24. d. M.,
Nachmittags 1 Uhr,

d. für den Impfdistrict Menzendorf, bestehend aus den Ortschaften:
Menzendorf (Hof und Dorf), Blüssen, Grieben, Lübseerhagen, Papenhusen, Retelsdorf, Rodenberg, Rottensdorf, Rüschenbeck

am Sonnabend den 1. Juli,
Nachmittags 2 Uhr,

      im Schulhause zu Lübseerhagen und wird die Revision der Schutzblattern daselbst vorgenommen

am Sonnabend den 8. Juli
Nachmittags 2 Uhr,

e. für den Impfdistrict Schönberg I., bestehend aus den Ortschaften:
Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Rabensdorf (Hof und Dorf), Sabow

am Sonnabend den 1. Juli
Vormittags 10 Uhr,

      in der Wohnung des Herrn Landphysikus Rath Dr. Marung in Schönberg und wird die Revision der Schutzblattern daselbst vorgenommen

am Sonnabend den 8. Juli
Vormittags 10 Uhr.

      Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obgedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
      Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
      Schönberg, den 7. Juni 1882.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 46 Seite 2]

      Das diesjährige Ober=Ersatzgeschäft zur Aushebung der Militairpflichtigen des hiesigen Aushebungsbezirks findet statt

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
am
Montag, den 3. Juli.

     Zu demselben haben sich diejenigen Militairpflichtigen, welche nach Ausweis ihrer Loosungsscheine eine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht zu gewärtigen haben, und denen übrigens noch besondere Ladungen zugehen werden, Morgens präcise 9 Uhr einzufinden.
     Nicht verpflichtet zum persönlichen Erscheinen sind die bei der letzten Musterung für dauernd untauglich befundenen und die zur Ersatzreserve II. Classe angesetzten Militairpflichtigen, sofern sie nicht speciell beordert sind; jedoch ist jeder in den Grundlisten des Aushebungsbezirks enthaltene Militairpflichtige berechtigt, im Aushebungstermin zu erscheinen und der Ober=Ersatzcommission etwaige Anliegen vorzutragen.
     Die bei der Musterung für diensttauglich befundenen Mannschaften gelangen zuerst zur Vorstellung.
     Im Anschluß an das Ober=Ersatzgeschäft findet die Superrevision der Temporair=Invaliden statt.
     Militairpflichtige, welche zum Termin nicht pünktlich erscheinen, haben, sofern sie nicht dadurch eine härtere Strafe verwirkt haben, auf Grund des §. 24, 7 der Ersatz=Ordnung (Deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875, Theil I.) eine Geldstrafe bis zu 30 M. oder Haft bis zu 3 Tagen zu gewärtigen, auch können denselben die Vortheile der Loosung entzogen werden. Ist diese Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt, so werden sie dem Befinden nach als unsichere Dienstpflichtige zur sofortigen Einstellung gebracht werden.
     Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der betreffenden Militairpflichtigen aus ihrer Ortschaft Sorge zu tragen.
     Schönberg den 31. Mai 1882.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirkes für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


     Nr. 13 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
          II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betr. die Aenderung des §. 20 der Ausführungs=Instruction zu dem Gesetze vom 23. Juni 1880 über die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Zollinhaltserklärungen zu Packetsendungen nach Großbritannien und Irland.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Zollinhaltserklärungen zu Packetsendungen nach Belgien.
          III. Abtheilung.
     Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben den bisherigen Königlich preußischen Referendar Robert von Langen zum Referendar zu ernennen geruht.
          Neustrelitz, den 25. Mai 1882.


Politische Rundschau.

Ueber die Geschäftslage des Reichstags wird demnächst der Seniorenkonvent in Berathung treten. Der Wunsch, schon Ende dieser Woche Schluß zu machen, ist allgemein, Fürst Bismarck soll sich gegen einen ihm befreundeten Abgeordneten dahin geäußert haben, auf Wunsch des Reichstags könne die Session vertagt werden, um das noch in den Kommissionen lagernde Material in die nächste Session mit hinübernehmen zu können.
Man kann zwar nicht sagen: kleine Städte kleine Sorgen; denn auch viele kleine Städte haben große Sorgen, aber jedenfalls haben große Städte große Sorgen aller Art. Berlin z. B. kommt aus den Finanzsorgen gar nicht heraus. Jetzt muß es wieder eine Anleihe machen von 45 Millionen Mark und zwar für große Canäle. Die Gesammtkosten derselben betragen 71 Millionen Mark. Es haben nicht weniger denn 11 große Rittergüter in der Nachbarschaft für zusammen etwa 21,500,000 M. gekauft und zu Rieselgütern eingerichtet werden müssen. Die Ausgaben für Brückenbauten seit dem Jahre 1878 werden sich auf etwa 10,580,000 M. stehen. Das Polizeipräsidium verlangt einen auf 6 Jahre berechneten großartigen Neubau, dessen Kosten auf 6 Millionen M. geschätzt sind; für zwei neue Krankenhäuser von je 400 Betten, und ein Siechenhaus für Männer von 200 Betten werden 3,500,000 M. erforderlich sein. Die Wasserwerke sollen trotz ihrer beträchtlichen Ausdehnung schon an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gelangt sein, für die Erweiterung werden sehr bald 2,600 000 M. aufzuwenden sein. Für den großen städtischen Centralviehhof sind seit 1878 bereits 11 Millionen M. zur Verfügung gestellt worden, ohne daß damit die hierfür nothwendigen Kosten gedeckt sind; endlich sollen thunlichst die offenen Märkte durch Markthallen ersetzt und damit zunächst mit einer großen Halle an der Stadtbahn in der Neuen Friedrichsstraße begonnen werden. Ein einheitlicher Plan ist noch nicht festgestellt, doch ist fürs erste die Ausgabe von 1,000,000 M. für diesen Zweck ins Auge gefaßt. Endlich erfordert noch die Regulirung von Straßen an der Stadtbahn vorderhand 1,750,000 M.
Die Presse beschäftigt sich neuerdings ungemein viel mit dem stetigen Wachsen des Verbrecherthums, Es taucht sogar die Ansicht auf, daß die heutige Strafrechtspflege der Angabe nicht vollständig gewachsen sei, die Zügellosigkeit einzudämmen. Sie habe, sagt man, in einseitiger Pflege der Humanität den Zweck der Strafe aus den Augen verloren und dieser bestehe vor allem darin, den gesitteten Theil des Publikums zu schützen und zu sichern gegen die Ausschreitung der Roheit und Verwilderung. Man macht die Erfahrung, daß die Scheu vor Verletzung der Strafgesetze um so geringer werde, "je niedriger die strafwürdigen Handlungen im Schätzungstarif der Richter stehen". Dringend nöthig scheint es, die Höhe der Strafe weniger vom Erfolge der That als der durch die That sich offenbarenden Gesinnung des Thäters abhängig zu machen.
Frankreich. Die Unabsetzbarkeit der Richter galt seither als der Grundstein einer unabhängigen Rechtspflege. In Frankreich aber hat dieser Tage die Deputirtenkammer mit 300 gegen 204 Stimmen die Unabsetzbarkeit der Richter aufgehoben und mit 284 gegen 212 Stimmen den Grundsatz der Erwählung der Richter ausgesprochen.
England. Nach einem dieser Tage veröffentlichten Ausweis wurden im Laufe der letzten fünf Jahre innerhalb des städtischen und City=Polizei=Rayons von London im Ganzen nicht weniger als 1886 Leichen in der Themse gefunden, von denen bei 599 nicht ermittelt werden konnte, wie sie ins Wasser gerathen seien. Baron de Worms wollte am 12. d. im Unterhause den Secretair des Innern darüber interpelliren, ob zum Schutze von Menschenleben an und auf der Themse nichts gethan werden könne.

[ => Original lesen: 1882 Nr. 46 Seite 3]

Rußland. In die ziemlich düstre Stimmung, in welcher sich die Russische Czaren=Familie befindet, diese Kaiser=Familie, die ihren Palast bewachen zu lassen gezwungen ist, weil sie sich in fortwährender Gefahr befindet, ist ein Sonnenblick gefallen. Die Czaritza, welche ihren Mann über Alles liebt, und die ihm standhaft die Sorgen der Zeit tragen hilft, ist am 13. d. früh eines Prinzeßchens genesen. Es ist dies das fünfte Kind des Kaiserpaares. Der Thronfolger Nikolaus zählt bereits vierzehn Jahre; das zweitälteste Kind, Großfürst Georg, ist elf Jahre alt; das dritte Töchterchen, Xenia, zählt sieben und das bisherige jüngste Kind, Großfürst Michael, viereinhalb Jahre. Seit der Thronbesteigung des jetzigen Kaisers ist dies das erste Kind, das ihm geboren wurde. Bekanntlich hatte man zuerst die Absicht gehegt, die Krönung in Moskau im Monat Mai zu veranstalten, dieselbe wurde indeß der zu erwartenden Niederkunft der Kaiserin halber auf den August verschoben. Die Czaritza fühlt sich, wie Privattelegramme aus Petersburg melden, verhältnißmäßig sehr wohl. Die junge Prinzessin hat den Namen Olga erhalten.
Afrika. Es wird Ernst in Egypten; denn das Volk mischt sich in den Streit der Fürsten und Mächte. Am 10. Juni Nachmittags fielen aufrührerische Haufen von Eingeborenen in Alexandria über die Europäer her; erst nach 5 Stunden schritt Militär ein und stellte die Ordnung her; unterdeß
Fortsetzung in der Beilage.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 5 belegene Büdnerstelle c. p. der Ehefrau des Arbeitsmanns Langhans, Trin Maria geb. Retelsdorf, daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag den 28. August 1882,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 10. Juni 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


In das hiesige Handelsregister Fol. XXI. Nr. 34, betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg, ist heute eingetragen:

Col. 6. "An Stelle des erkrankten Secretairs der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst, Herrn Rechtsanwalt Rackow hieselbst, ist in der am 6. Juni d. J. abgehaltenen Generalversammlung der Actionaire dieser Anstalt der Anstaltsbeamte Herr H. Stoffers zum interimischen Secretair einstimmig erwählt worden und als solcher durch die ad [26] act. anliegende notarielle Urkunde de dato Schönberg den 6. Juni c., welche auch die Erklärung der Annahme der Wahl und Zeichnung des Namens des etc. Stoffers enthält, legitimirt."

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg.
den 9. Juni 1882.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.       


Das diesjährige Impfgeschäft für die Stadt Schönberg findet in der Wohnung des Impfarztes, Herrn Landphysikus Rath Dr. Marung hieselbst statt

a. am Sonnabend den 10. d. M.,
Vormittags 10 Uhr,

für die Bewohner der Lübecker=, Sabowerstraße und Schlauentrift,

b. am Sonnabend den 17. d. M.,
Vormittags 10 Uhr,

für die Bewohner des Marktes, der Marien=, Wasser= und Hinterstraße,

c. am Sonnabend den 24. d M.,
Vormittags 10 Uhr,

für die Bewohner der Siemzer= und Wallstraße.
Die Revision der Schutzblattern wird durch den gedachten Impfarzt in seiner Wohnung vorgenommen

ad a. am Sonnabend den 17. d. M.,
Vormittags 10 Uhr,
ad b. am Sonnabend den 24. d. M.,
Vormittags 10 Uhr,
ad c. am Sonnabend den 1. Juli
Vormittags 10 Uhr.

Die vorstehenden Impftage werden hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß an denselben nicht nur alle im Jahre 1881 geborenen Kinder, sondern auch alle früher geborenen Kinder, welche bisher nicht, oder ohne Erfolg geimpft wurden, dem Herrn Impfarzte zuzuführen sind, während die im Laufe dieses Jahres geborenen Kinder gesetzlich erst im künftigen Jahre impflichtig sind.
Schönberg den 16. Juni 1882.

Der Magistrat.


Ersparniß- u. Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Johannistermines
vom Sonnabend den 24. Juni d. J.
bis
Sonnabend den 1. Juli d. J.
täglich
von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags,
am
Sonntag den 24. Juni d. J.
jedoch nur von                                                    
7 Uhr Morgens bis 10 Uhr Vormittags
geöffnet.                                                    
Schönberg den 14. Juni 1882.          
                          Das Directorium
                          der Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.


Während der Krankheit meines Ehemannes, des Rechtsanwalt Rackow in Schönberg, hat dessen Vertretung der Rechtsanwalt Gundlach in Neustrelitz übernommen.
Ich bringe dies hierdurch zur Kenntniß der Geschäftsfreunde meines Ehemannes mit dem Bemerken, daß Herr Rechtsanwalt Gundlach bis auf Weiteres wöchentlich an zwei Tagen, nämlich am Sonnabend und Sonntag in Schönberg anwesend sein wird.
Schönberg, den 10. Juni 1882.

Alwine Rackow.       


Allg. Gesellen-Krankenkasse.

Die Einzahlung des vierteljährigen Beitrages von Johannis - Michaelis geschieht am

Sonntag den 25 d. Mts.
von Nachmittags 3 bis 5 Uhr
im Lokale des Herrn Gastwirth Krüger hieselbst.
Schönberg im Juni 1882.                                                    
                                                    Der Vorstand.


Mark 500.

Eine höchst wichtige Erfindung hat der Chemiker Legrand gemacht. - Es ist dieses eine

Hühneraugen=Tinktur

welche in 3 Tagen, ohne den geringsten Schmerz, jedes Hühnerauge mit der Wurzel dauernd beseitigt, wofür der Erfinder in sofern garantirt, als er demjenigen, welcher nach dem Gebrauche dieser Tinktur noch Hühneraugen hat, eine Prämie von Mark 500 baar ausbezahlt. Mit Recht kann behauptet werden, daß dies das einzige Mittel ist, welches einen sichern Erfolg hat. - Preis pr. Flakon incl. Pinsel und Gebrauchsanweisung M. 1,50.
Allein echt zu haben beim Erfinder

Chemiker Legrand.
Köln a. Rhein. Eigelsten, 16.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 46 Seite 4]

Das                                                              
1. Abonnements-Concert
findet am Donnerstag den 22. d. M. in Boy's Garten statt, wozu ergebenst einladen
                                                    die Vereinsmusiker.
Entrée für nicht Abonnenten à Person 50 Pfennig (Mecklenburg).
Anfang Nachmittags 6 Uhr

Zur ferneren Unterschrift liegt im Locale des Herrn Gastwirth Boye sowie beim Concert an der Casse der Subscriptionsbogen bereit.
Schönberg, d. 15. Juni 1882.


Sensen
in vorzüglicher Qualität,
Rappsaatmesser,
Stahl-, Heu- und Dungforken,
Abgestimmte Kuhglocken.
Dachpappe,
prima ablagerte Waare, sowie
sämmtlicher Baubeschlag,
eiserne Keller- u. Dachfenster
empfiehlt billigst
Schönberg i. M.                                                     W. Maass.


Torf
pro Mille 5 Mark, hat zu verkaufen                          
Sülsdorf.                                                     P. Blomberg.


Wegen unserer bevorstehenden Auswanderung beabsichtigen wir verschiedene Haus= und Küchengeräthe, sowie Frauenkleidungsstücke, ferner Tischler= und Zimmerwerkzeuge unter der Hand zu verkaufen. Käufer wollen sich bei uns melden.

Carlow.                                                     Oldenburg, Zimmergeselle.
                                                                  Starr, Tischlermeister.


Prima
Neuen Matjes=Hering
empfiehlt                                                    
                                                    W. Wieschendorf.


Verpachtung.
Ich habe zwei Wiesen in Vor= und Nachmat zu verpachten.                          
                                                    W. Maass.


Alterthümliche
Gold- und Silber-Gegenstände

werden gesucht und hochbezahlt. Gef. Off. mit Angabe der verkäuflichen Sachen unter sub Ho. 1952 b. befördert Haasenstein & Vogler Lübeck.


Am 18. und 19. Juni findet bei mir ein

Scheibenschießen      Scheibenschießen

nach Gewinnen statt, wozu ich die geehrten Freunde und Gönner freundlichst einlade.
Ein Satz von 3 Schüssen, worauf nur 1 Gewinn fallen kann, kostet 1 Mark.
Büchsen und Schießbedarf wird von mir geliefert.

Wittwe Grevsmühl       
in Zarnevenz.           


Drath-Schutzgewebe
auf das Strohdach zu binden, gegen Feuersgefahr nach gesetzlicher Vorschrift, sowie
Stäbegitter
empfiehlt Schönberg.                                                     J. Hagen,
                                                                    Schlossermeister.


Beste
Gußstahl=Sensen,
Wotenitzer Schmiede-Sensen,
Heuforken u. Heuharken
empfiehlt                          
                                                    W. Wieschendorf.


Grabkreuze
in sauberster Lakirung,
empfehlen in grösster Auswahl billigst
Jürgensen & Robschuld
gr. Burgstr. 717. Lübeck. gr. Burgstr. 717.


Heute Morgen 6 Uhr starb nach kurzer Schwerer Krankheit mein lieber Mann der Zimmergeselle

Hans Peter Grevsmühl,

was ich tiefbetrübten Herzens hierdurch zugleich Namens der Eltern und Geschwister anzeige.

                                                    Marie Grevsmühl
                                                                geb. Burmeister.
Schönberg den 14. Juni 1882.                          

Die Beerdigung findet Sonnabend Nachmittags 3 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 18. Juni.

Frühkirche: Fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
     Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 15. Juni 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 46 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 46 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 16. Juni 1882.


war aber der englische Consul Cookson schwer verwundet und der Ingenieur des englischen Panzerschiffes "Superb" durch Pistolenschüsse getödtet worden.


- Der Kronprinz ist ein vorsichtiger, fürsorglicher Herr. Das Jordanwasser, mit dem der jüngste Hohenzollernsproß am Sonntag getauft worden ist, befindet sich bereits wieder in der Berliner Schloßapotheke, wo es für etwaige weitere Dienste sorgsam aufbewahrt wird. Der Kronprinz hat das Wasser in der That von seiner Reise nach Palästina mitgebracht. Durch die lange Reihe von Jahren aber hat es sich trotzdem wegen seiner Reinheit vorzüglich gehalten, wozu eine Anzahl hineingelegte Kohlen=Stückchen das Ihrige beitrugen. Das Gefäß, in dem das Wasser aufbewahrt wird, ist eine einfache Glasflasche von etwa 5/4 Liter Inhalt und mit der Etiquette=Aufschrift "Jordanwasser" von der Hand des Kronprinzen, der sehr große Stücke auf dieses Depositum hält, so daß er sich am Tauftage persönlich versicherte, ob dasselbe auch zur Stelle sei. Den Brauch, mit Jordanwasser zu taufen, haben die Kaiserwerther Diakonissinnen in Jerusalem am preußischen Königshofe eingeführt, welche früher regelmäßig eine Flasche Jordanwasser zu jeder Taufe sandten. Wie man sieht, ist der Brauch jetzt officiell acceptirt, und der Kronprinz hat sich darin sogar von Zufälligkeiten unabhängig gemacht.
- Die Kissinger wollen wissen, daß die Wittwe des Kaisers Alexander im Spätsommer als Badegast zu ihnen kommen werde. Früher hat sie immer den Kaiser nach Ems begleitet, wo der Kaiser in den vier Themen und sie in der Villa "Petit Elisée" wohnte.
- Den Mittheilungen eines der geschätztesten Berliner Aerzte verdankt die "Volkszeitung" die schreckenerregende Thatsache: daß nämlich in Deutschland nahezu 10,000 Menschen durch Einspritzungen mit Morphium unter der Haut der sogenannten Morphiumsucht und damit dem sicheren Tode entgegengehen.
- Angesichts des Eisenbahnunglücks in Heidelberg dürfte es zeitgemäß sein, allen Reisenden auf's Neue zu empfehlen, beim Ertönen des Nothsignals die Beine bis über die Sitze emporzuziehen. Wie fast immer, so wurden auch diesmal die meisten Verwundungen (Quetschungen und Brüche der Ober= und Unterschenkel) dadurch herbeigeführt, das die Sitzbänke bei dem Zusammenprall gewaltsam gegeneinandergedrückt wurden.
- Rationelle Pferdebändigung. Vor mehreren Tagen brachte Herr Aristides v. Baltazzi einen Engländer nach Wien und stellte ihn hier der Kaiserin von Oesterreich als einen besonders tüchtigen Pferdedressirer vor. Die Kaiserin bestellte nun diesen nach Schönbrunn, wo ihm am Montag im Beisein der Kaiserin, des Fürsten Thurn und Taxis, des ersten Stallmeisters der Kaiserin, Baron Orczy's, und des Hof=Thierarztes Rainald das wildeste Reitpferd der Kaiserin, ein Hengst, vorgeführt wurde. Der Engländer betastete nun den Kopf des vorgeführten Pferdes und dieses öffnete sofort das Maul, worauf der Engländer das Vorhandensein eines kleines Abscesses im Innern konstatirte. Da dieser Absceß durch einen hervorstehenden scharfen Zahn verursacht wurde, feilte er den Zahn an der scharfen Seite ab und schaffte dem Thiere an der wunden Stelle momentane Linderung. Hierauf zäumte er das Pferd ab, legte sich zu Boden und stellte sich zum Beweise, daß das sonst so wilde Thier gebändigt sei, dessen Hinterfuß auf die Brust und betastete es sodann an den kitzlichsten Stellen, ohne daß sich der Hengst gerührt hätte. Die Kaiserin beschenkte den Engländer hierauf und beauftragte ihn, auch die anderen Pferde zu untersuchen.
- Neue Parasiten im Schweinefleisch. Der als Mikroskopiker bekannte H. C. Dunker hat nach den Industrieblättern vor einiger Zeit im Zwergfelle eines Schweines mikroskopisch kleine, in ihrer Form den Egeln ähnliche Parasiten gefunden. Er hat bereits mit Leuchhardt und Pagenstecher den ersten Autoriäten auf dem Gebiete der Parasitenkunde, den neuen Schmarotzer studiert und angegeben, daß er äußerlich am meisten dem Distonomum clavigerum gleiche, welches sich im Mastdarm der Frösche findet. Zur Auffindung soll man von denjenigen Stellen des Zwerchfelles, welche der Leber am nächsten liegen, mittelst der Scheere thunlichst zarte Querschnitte entnehmen und dieselben mit reichlichem Wasser auf das Objektivglas bringen. Zunächst suche man unter dem locker aufgelegten Deckglase in dem umgebenden Wasser, ob es nicht schon die Würmer zeige. Dann achte man, ob sich nicht zwischen den Muskelfasern schlauchähnliche, graue Gebilde wurmförmig bewegen. Ist dies der Fall, und sind es die gesuchten Thiere, so wird man bald die halbmondartigen, weißlich schimmernden Magenschläuche im Innern derselben erkennen können. Das Thier besitzt ungefähr die Größe einer Trichinenkapsel. Der Parasit soll nach Dunker gar nicht so selten und nur bisher immer übersehen worden sein. Vorläufig müssen erst die Ergebnisse die Fütterungsversuche, welche man mit anderen Thieren angestellt hat, abgewartet werden, ehe sich die Größe der Gefahr aus dem Genusse solchen Schweinefleisches für den Menschen beurtheilen läßt. Alsdann mehr hierüber - zumal auch die Schweinefleischfrage in Amerika wieder frisches Interesse durch Beobachtungen von Dr. Ballard und Dr. Klein hervorgerufen hat. Es sind nach deren Mittheilungen nämlich 20 und später wieder 15 Personen auf den Genuß von Schweinefleisch unter ganz eigenthümlichen Symptomen erkrankt und zum Theil gestorben. Ob nun die gefundenen Bacillusformen und Sporen mit dem Genusse in directem Zusammenhange stehen, muß noch durch genauere Versuche bewiesen werden. Außerdem war es bis jetzt unter den Mikroskopikern ein Dogma, daß Trichinen nur im Fleische aber niemals im Fettgewebe d. h. im Specke vorkommen könnten. Bei der Einfuhr aus Amerika pflegt sogar Speck nicht mehr auf Trichinen untersucht zu werden. Nun behauptete Chatin schon vor einem halben Jahre, daß er Trichinen im Brustspecke von Schweinen sowohl im freien wie im eingekapselten Zustande gefunden habe. In neuster Zeit hat er nun auch solche im Darmfette in allen Entwicklungsstadien angetroffen. In der Regel waren die Parasiten schon fertig mit ihrer Entwicklung und eingekapselt. Dieser Fund verdient um so mehr Beachtung, als solche infizirte Gedärme regelmäßig aus Amerika eingeführt werden, indem sie in Frankreich zur Fabrikation der Saucischen dienen und mit Fleisch gefüllt werden. Alles dies warnt von Neuem vor dem Genusse rohen Schweinefleisches sowohl, als besonders rohen Speckes, den man bisher für ganz unschädlich ansah.
- Eine Cantor=Dynastie ist die Familie Bittihn in dem Kirchdorfe Pechten bei Landsberg in Ostpreußen. Seit 250 Jahren ist dort immer der Sohn dem Vater in der Schule und auf der Orgelbank gefolgt und jeder Kantor hat sein goldenes Amtsjubiläum gefeiert. Der jetzige Inhaber hat seinen Posten seit 41 Jahren inne und sein Sohn studirt auf den Cantor in dem Seminar zu Karalene.
- Der erste Napoleon auf seinem berühmten Schimmel zieht immer noch. Für diesen Napoleon und seinen Schimmel wurden jüngst auf einer Versteigerung in London baare 36,000 Thaler bezahlt, beide waren freilich von dem berühmten Künstler Meißonier gemalt.
- Gegen Zahnschmerz wird von Doctor Spörer in Berlin empfohlen: 3-4 Körnchen (circa 5 Centigramm) Chloralhydrat wickelt man, um sie zusammenzuhalten, in ein kleines Pfröpfchen Watte, legt dasselbe mit seinem Inhalt in die Höhlung des kranken Zahnes und läßt es da liegen, bis das Chloralhydrat aufgelöst ist, wobei man den sich ansammelnden Speichel ausspeit. Bei schadhaften Zähnen des Oberkiefers hält man den Tampon (Wattepfropf) so lange in der Zahnhöhle mit der Fingerspitze fest, bis das Chloralhydrat aufgelöst ist, worauf nach wenigen Minuten der heftige Zahnschmerz gänzlich zu schwinden pflegt. (Man kann

[ => Original lesen: 1882 Nr. 46 Seite 6]

auch etwas Baumwolle mit einer Auflösung von Chloral in Weingeist oder Aether tränken und etwas davon in den hohlen Zahn bringen.)
- Die Schaale der Hühnereier ist porös, und so verdunstet der Inhalt und das Ei ist weniger voll. Ist das Ei alt, so fällt das Gelbe sehr tief. Um das Alter zu erkennen, löst man 245 Gramm (circa 1/2 Pfd.) Kochsalz in einem Liter Wasser auf und taucht das Ei hinein; ist es einen Tag alt, so fällt es zu Boden, ist es älter, so erreicht es den Boden nicht; ist es drei Tage alt, so schwimmt es unter dem Wasserspiegel; ist es älter als fünf Tage, so kommt es an die Oberfläche und hebt sich um so höher heraus, je älter es ist. In Griechenland werden die Hühnereier nach Gewicht verkauft.
- "Daß Glück ihm günstig sei, was hilft's dem Töffel? denn regnets Brei, fehlt ihm der Löffel". Der Caroussel=Besitzer auf dem Jahrmarkt in Kaiserslauten gehörte nicht zu diesen Töffeln. Als bei einem Platzregen Groß und Klein unter seine bedeckten Caroussels flüchtete, benutzte er das "volle Haus" und setzte seine Reitschule in so rasche Bewegung, daß ein Entrinnen unmöglich war. Und unter Orgelspiel und Regenguß kreiste der Sammelteller.
- Eine Volksbelustigung in Indiana ist das Eispringen. Die Leute nehmen ein Ei in jede Hand und machen dann einen Sprung; wer am weitesten springt, ohne die Eier zu zerbrechen, ist der Gewinner. Das ist nicht so leicht, da man bei einem Sprunge unwillkürlich die Hand fester schließt und das Ei zerdrückt.
- Eine ungemein interessante Erfindung ist der Apparat "Pneumatischer=Thür=Zuschlag=Hinderer", welcher sich bald in allen Häusern Eingang verschaffen wird. Der Apparat ist leicht anzubringen und arbeitet geradezu überraschend. Die Wirkung ist die, als ob eine geheime Hand die Thüre langsam an die Bekleidung anlege und dann den Drücker einklinke um möglichst wenig Geräusch zu verursachen. Selbst wenn man versucht, die Thüre mit Gewalt zuzuschlagen, arbeitet der Thür=Zuschlag=Hinderer mit demselben Erfolg; dieser wird durch Luftdruck hervorgebracht. Der erste derartige Versuch befindet sich an der großen Rathhausthüre in Sonneberg.
- Kaum ist der Thürzuschlag=Hinderer erfunden, so bilden sich zwei Parteien. Die Nervösen sammeln Unterschriften zu einer Dankadresse und Geld zu einem Denkmal; die Zornigen dagegen und die Grobiane verwünschen die Erfindung; denn sie verlieren durch sie einen Knalleffekt. Sie können die Thür nicht mehr mit Donnergepolter zuwerfen, nachdem ihrem Zorne Luft und Wort ausgegangen ist.
- In Zittau besserten Zigeuner schadhaft gewordene kupferne Geschirre so famos aus, daß die besten Fachmänner keine Spur der sogen. Flickarbeit erkennen konnten. Man bot ihnen Geld, man heiterte sie auf mit Schnaps, Bier und Wein, um ihnen ihr Geheimniß zu entlocken, aber alles war vergeblich.
- Ein Einwohner in Griesheim in Hessen hatte jämmerliches Leibschneiden. Viel hilft viel, dachte er, und trank einen halben Schoppen auf einmal. Der Schnaps half aber nicht. Da ging er zum Doctor, der verschrieb ihm eine Arznei, "alle 2 Stunden 10 Tropfen zu nehmen". Dummes Zeug, sagte der Mann, ich trinke auf einmal, und er trank's, konnte sich kaum hinschleppen und sank in den Schlaf, aus den Niemand erwacht. Die Arznei war Opium, das in solcher Menge genossen, tödtlich wirken mußte.
- "Wollen Sie freundlichst das Ihre dazu thun, daß dem Muster=Menschen, Bäckermeister Klosing endlich die Larve vom Antlitz gezogen und er zur verdienten Strafe herangezogen wird? Es ärgert einem doch am Ende, wenn solch' ein Klosing Einem immerfort als Muster vorgehalten wird, und man an besagtem Bäckermeister dann allerlei berufstatistische Schwächen, Fehler und Gebrechen entdecken muß. Ich hoffe, daß der Herr Amtsanwalt des allerdings bisher unauffindbaren Zählbezirks, in dem der Bäckermeister Klosing domicilirt, seine Pflicht thut und die Anklage gegen ihn wegen Uebertretung des Gesetzes, betreffend die Aufstellung einer Berufsstatistik, vom 13. Februar 1882, erhebt. Besagter Bäckermeister Klosing hat nämlich den 63jährigen Heinrich Gerhard, katholischer Religion (Nummer 8 der aufgeführten Personen) in Pflege; ferner wohnt bei ihm der Schüler Gottfried Weiler (Nummer 9), von dem die berufsstatistische Liste die überraschende Mittheilung macht, daß dieser Schüler noch unverheirathet sei; ebenso wohnt bei ihm die Seidenbandweberin Christine Hofer (Nummer 10); die Cigarrenfabrik=Arbeiterin Elise Nieting (Nummer 11) liegt bei ihm in Schlafstelle; der geheimnißvolle "selbstständige Commissionär" Moritz Meier (Nummer 14) wohnt bei ihm über Nacht, - nun frage ich Sie, Herr Redacteur, nun frage ich Sie, Herr Amtsanwalt des Bezirks, in welchem Bäckermeister Klosing wohnt, - treibt besagter Klosing nicht augenscheinlich den Nebenberufszweig eines Zimmervermiethers oder mindestens, wie man in Berlin sagt, eines "Penn=Vaters"? Er hat einen "selbstständigen" Commissionär, einen Schüler, eine Seidenbandweberin und eine Cigarren=Arbeiterin, sowie endlich einen 63jährigen Leibrentner bei sich wohnen, - und der Mann wagt es, den Nebenberuf eines Zimmer= oder Schlafstellen=Vermiethers zu verschweigen? Ferner hätte er in der Rubrik 14, auf die Frage, ob er sein Geschäft mit Gehülfen betreibe oder nicht, mit dem für ihn vorschriftsmäßigen "Ja" zu antworten; endlich hätte er auch die Frage, ob er in seinem landwirthschaftlichen Nebenbetriebe eine Dampfmaschine verwende, mit Ja oder Nein beantworten müssen, denn er hätte ja möglicherweise eine Locomobile in Thätigkeit haben können.
Sie sehen, Herr Redacteur, was es mit diesem Muster=Menschen auf sich hat. Unsere Zeit erlebt Enttäuschungen über Enttäuschungen; da wird der Bäckermeister Klosing als berufsstatistisches Muster=Individuum dem ganzen Deutschen Reiche auf den Zählkarten vorgeführt, - und nun stellt sich heraus, daß auch der Muster=Closing voll von berufsstatistischen Fehlern ist und sich eine ganze Reihe von Unterlassungssünden hat zu Schulden kommen lassen. Hoffentlich wird er hierdurch seiner verdienten Strafe von mindestens dreißig Mark - Gesetz vom 13. Februar - entgegengeführt!"


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg.

Geboren:

Den 11. Mai ein unehelicher Sohn zu Rabensdorf.
Den 17. Mai dem Hauswirth Jochen Freitag zu Gr. Siemz eine Tochter.
Den 27. Mai dem Arbeitsmann Fust zu Westerbeck eine T.
Den 27. Mai dem Arbeitsmann Heinrich Meyborg zu Torrisdorf ein Sohn.
Den 1. Juni dem Lehrer Richter zu Schönberg ein Sohn.
Den 26. Mai dem Arbeitsmann Hans Bade zu Schönberg eine Tochter.
Den 29. Mai dem Arbeitsmann Johann Möller zu Westerbeck ein Sohn.
Den 30. Mai dem Drechsler Johann Holst zu Schönberg eine Tochter.
Den 2. Juni dem Arbeitsmann Heinrich Boye zu Hof=Rabensdorf eine Tochter.
Den 4. Juni dem Bäckergesellen Teudt zu Schönberg ein S.
Den 3. Juni dem Kutscher Vieregge zu Schönberg ein Sohn.
Den 10. Juni dem Arbeitsmann Jochen Wilms zu Boirin=Resdorf eine Tochter.
Den 12. Juni dem Bezirksfeldwebel Witt zu Schönberg ein Sohn.

Gestorben:

Den 16. Mai Hans Wigger, Hauswirth zu Gr. Bünsdorf, 80 Jahr 3 Monat alt.
Den 16. Mai Elisabeth Lütjohann geb. Eckmann, Arbeitsmannswittwe zu Schönberg, 66 Jahr 10 Monat alt.
Den 18. Mai Auguste Marie Philippine Eckmann geb. Kurz, Kaufmannsfrau zu Schönberg, 45 Jahr 8 M. alt.
Den 21. Mai Wilhelm Joachim Hans Heinrich Retelsdorf, Hauswirthssohn zu Ollndorf, 2 Jahr 2 Mon. alt.
Den 29. Mai Hans Heinrich Gieseler, Arbeitsmann zu Schönberg, 73 Jahr 9 Monat alt.
Den 30. Mai Anna Catharina Elsabe Helene Denker, Schulmeistertochter zu Rupensdorf, 16 Jahr 9 M. alt.
Den 1. Juni Joachim Heinrich Drews, Musikussohn zu Lockwisch, 4 Jahr 8 Monat alt.
Den 5. Juni Joachim Heinrich Mathias Höpckle, Arbeitsmannssohn zu Schönberg, 7 Jahr 4 Monat alt.
D. 6. Juni Hans Ernst Wilhelm Carl Heinrich Wieschendorf, Kaufmannssohn zu Schönberg, 1 Jahr 2 Monat alt.
Den 9. Juni Joachim Peter Bade, Arbeitsmann zu Schönberg, 40 Jahre 3 Monat alt.
Den 14. Juni Hans Peter Grevsmühl, Zimmergeselle zu Schönberg, 35 Jahre 11 Monat alt.

Eheschließungen:

Den 19. Mai. Kupferschmiedgeselle Johann Christian Heinrich Spehr zu Hamburg und Maria Catharina Louise Rentzow zu Schönberg.
Den 23. Mai Knecht Hans Joachim Heinrich Stahl und Catharina Magdalene Dorothea Fick zu Schönberg.
Den 2. Juni Hauswirth Hans Heinrich Retelstorf und Anna Marie Elisabeth Retelstorf zu Boitin-Resdorf.
Den 13. Juni Kaufmann Peter Friedrich Hein und Wittwe Caroline Dorathea Marie Kniep geb. Maaß zu Schönberg.


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