No. 42
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Juni
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 42 Seite 1]

      Der Knecht Karl August Nilsson, geb. am 6. März 1862 zu Asarums in Schweden, hat seinen Dienst beim Holländer Bielfeldt in Menzendorf bei Schönberg ohne Kündigung heimlich verlassen.
     Antrag: Festnahme und Ablieferung an die unterzeichnete Behörde.
     Schönberg, den 25. Mai 1882.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


     Nr. 12 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
          II. Abtheilung.
     (2.) Bekanntmachung, betr. die Durchschnittspreise des Monats April 1882.


Ueber die berufsstatistische Erhebung vom 5. Juni d. J. schreibt die "Statistische Correspondenz" Folgendes:
In wenigen Tagen kommt die durch besonderes Reichsgesetz angeordnete allgemeine Berufszählung zur Ausführung. Dieselbe wird ähnlich wie die Volkszählung vor sich gehen. Einfacher wird sie insofern sein, als Kinder unter 14 Jahren, welche weder für Lohn arbeiten, noch dienen nur der Zahl nach notirt zu werden brauchen. Dagegen verlangt sie genauere Angaben über die Art des Berufs, über Landwirthschaft und Gewerbe. Diese Daten sollen zur Aufstellung einer Statistik dienen, welche zuverlässig und eingehend zeigt: wie viele Personen als Selbständige, Gehülfen, Nicht=Erwerbende und Dienende den einzelnen Berufszweigen angehören, was für Nebengewerbe bei letzteren betrieben werden, wie unter den Berufsangehörigen Geschlecht, Alter und Familienstand vertreten und wie viele Invaliden und Wittwen aus demselben hervorgegangen sind, endlich in welche Zahl, von welcher Art und Beschaffenheit selbständige landwirthschaftliche und gewerbliche Betriebe sich im Reiche vorfinden.
Wie Jeder aus den ihm am Zählungstage zukommenden Formularen sich leicht überzeugen wird, sind die Angaben, welche er eintragen soll, derart, daß er sie ohne Bedenken machen kann. Keine Frage bezieht sich auf Thatsachen, die man zu verheimlichen braucht, ja nur geheim zu halten vermag. Auch sollen die Angaben lediglich zu den Arbeiten der statistischen Amtsstellen verwandt werden, deren Zusammenstellungen dann nicht mehr die Verhältnisse des Einzelnen, sondern nur noch diejenigen der Gesammtheit in Kreis, Bezirk, Staat und Reich, sowie in einzelnen großen Gemeinden und Gemeindegruppen ersichtlich machen.
Die solcher Gestalt gewonnenen Tabellen sind bestimmt, als Grundlagen für wissenschaftliche und gesetzgeberische Arbeiten zu dienen. Sie sollen über die Berufsverhältnisse der Bevölkerung, über Landwirthschaft und Gewerbe Nachrichten geben, die bis jetzt wegen zu wenig eingehender Zählungen entweder ganz mangelten oder nur lückenhaft vorhanden waren.
Um Dies zu ermöglichen, sind allerdings die Formulare etwas reicher mit Fragen versehen, als die bisher zur Anwendung gekommenen Volkszählungs=Formulare; die richtige Beantwortung dieser Fragen erfordert vielleicht auch eine etwas größere Aufmerksamkeit. Man vertraut indeß allen Haushaltungs=Vorständen und ihren Vertretern, sowie den selbständigen Gewerbetreibenden, daß sie es hieran, in dem Bewußtsein, an ihrem Theile zu einem wichtigen und der Allgemeinheit nützlichen Werke beizutragen, nicht fehlen lassen werden. Nur dann wird es den dankenswerthen Bemühungen der Zähler gelingen, durch Beschaffung eines vollständigen Materials für die in Aussicht genommene Statistik die unentbehrliche und sichere Grundlage zu liefern.
Um bei der am 5. Juni dieses Jahres stattfindenden Aufnahme der Berufsstatistik eine ungleichmäßige Zählung der zur militärischen Dienstleistung einberufenen Reservisten und Landwehrleute zu vermeiden, ist durch Circularerlaß des Ministers des Innern vom 21. Mai dieses Jahres für Preußen noch besonders angeordnet worden, daß die bezeichneten Personen jedesmal in der Haushaltung, welcher sie zur Zeit der Einberufung als "vorübergehend abwesend" und an dem Orte der militärischen Dienstleistung als "vorübergehend anwesend" zu zählen sind.
Zu der am 5. Juni c. vorzunehmenden Berufserhebung sei hier noch erwähnt, daß bei aufmerksamer Prüfung der auszufüllenden Formulare namentlich die Erhebungen über den Grundbesitz in Stadt und Land nicht unbedeutende Schwierigkeiten verursachen werden. Es ist nöthig, daß jeder Haushaltungsvorstand, der Landwirthschaft oder Gartenbau (wenn auch im kleinsten Umfange) treibt, sich genau über den Flächeninhalt seines Haus= und Hofraumes, seiner Aecker, Wiesen, Gärten, Holzländereien, Wasser, Wege und Stege etc. unterrichtet, damit er die betreffende Rubrik des Formulars genau auszufüllen in der Lage ist.


Politische Rundschau.

Es verlautet bestimmt, daß von Seiten der Reichsregierung der Einsetzung einer parlamentarischen Zwischenkommission zur Vorberathung der socialpolitischen Gesetzentwürfe Schwierigkeiten nicht werden erhoben werden.
In manchen deutschen Blättern ist neuerdings vielfach die Nachricht verbreitet worden, daß die Regierung von Chile den ackerbauenden Einwanderern außer freier Ueberfahrt je 150 Morgen Land gratis und andere Vortheile, sowie 4 Mark täglich pro Person zur Verpflegung während eines Jahres gewähre. Officiös wird dazu aus Berlin bemerkt, daß die Mittheilungen zuverlässigen Erkundigungen zufolge der thatsächlichen Grundlage entbehren. Zu erinnern ist noch, daß gerade in denjenigen Gebietstheilen Chiles, deren Besiedelung durch Kolonisten in Aussicht genommen zu sein scheint, noch in neue=

[ => Original lesen: 1882 Nr. 42 Seite 2]

rer Zeit nicht unerhebliche Anzahl von Weißen den Indianern zum Opfer gefallen ist.
Frankreich. Nach einem Pariser Privattelegramm ist der Vorschlag Freycinet's eine Conferenz zur Lösung der Egyptischen Frage einzuberufen, von den Großmächten einstimmig angekommen worden.

Fortsetzung in der Beilage.


Anzeigen.

Auf Antrag des Rechtsanwalts Dufft in Schönberg als Nachlaßcurators des zu Selmsdorf ab intesta und ohne Hinterlassung von bekannten Erben am 31. Januar 1881 verstorbenen Schafhirten Hans Heinrich Schröder aus Bülow bei Rehna, werden Alle und Jede, welche an den Nachlaß des genannten Verstorbenen Erbansprüche zu haben vermeinen, hierdurch aufgefordert, diese ihre Erbansprüche in dem auf

Dienstag den 6. Juni 1882,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumten Aufgebotstermin, bei Vermeidung des völligen Ausschlusses an dieser Erbschaft anzumelden und zu bescheinigen.
Schönberg, den 16. Februar 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
(L. S.)                                                     G. Arndt.


Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Hofgänger Ludwig Froriep aus Krakow, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das amtsgerichtliche Gefängniß zu Schönberg i. M. abzuliefern.
Neustrelitz, den 22. Mai 1882.

Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.

                    Beschreibung.
Alter: 21 Jahre.
Größe 1,56 Meter.
Haare: dunkelblond.
Augen blaugrau.
Nase: gewöhnlich.
Mund klein.
Sprache: hoch= und plattdeutsch.
Kleidung: grauer Rock und Hose, Schwarze Weste, große Stiefel.


Für die von den Erben des verstorbenen Rademachers Lenschow zu Kastahn vor dem Amtsgericht zu Grevesmühlen zu versteigernde Büdnerei Nr. 4 zu Kastahn von 1271 []Ruthen sind im gestrigen ersten Verkaufstermine 6000 M. geboten. Der am

19. Juni 1882, Vormittags 11 Uhr

stattfindende Ueberbotstermin wird hierdurch in Erinnerung gebracht.
Grevesmühlen am 26. Mai 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
                                                    Zur Beglaubigung
                                                    G. Albrecht,
                                                    Gerichtsdiätar
                                                    als int. Gerichtsschreiber.


Ersparniß= u. Vorschuß=Anstalt.

Die Auszahlung der zu Johannis d. J. fällig werdenden Zinsen auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Kapitalien findet bereits in der Pfingstwoche statt. - Die Anstalt ist zu diesem Zweck vom

Dienstag den 30. Mai d. J.
bis
Sonnabend den 3. Juni d. J.,
beide Tage einschließlich, von                          
8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags
geöffnet.                                                    
Schönberg den 13. Mai 1882.
                                                    Das Directorium
                                                    der Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.


Versammlung des
Gewerbevereins
Montag den 5. Juni 1882, abends 8 Uhr im Boye'schen Locale,

          Tagesordnung:
Vereinsangelegenheiten und Vortrag über die historische Entwicklung des Zunftwesens.

Der Vorstand.


Ein Vorfall, welchen ich gestern Abend mit einem Bettler gehabt habe, der sich frech gegen mich betrug und mich mit Thätlichkeiten bedrohte, veranlaßt mich, öffentlich zu erklären, daß ich keinem Bettler jemals wieder einen Pfennig geben werde. Ich werde dies Plakat an meiner Hausthür anheften und kann nur wünschen, daß dies eine zahlreiche Nachfolge bei meinen Schönberger Mitbürgern finden wird. Wir werden dann die Plage der Bettelei in Schönberg los sein.
Schönberg den 30. Mai 1882.

                                                    Der Rechtsanwalt       
                                                         R. Rackow.         


Meine Wiese auf dem Köppenmoor ca. 90 QRuth. (Pferdefutter) erzielend habe ich zu verpachten.

Wilh. Schrep.       


Dem geehrten Publikum mache ich die gehorsame Anzeige, daß ich ein

Schmiedegeschäft

hieselbst vor dem Siemzer Thore eröffnet habe. Ich werde es mir angelegen sein lassen gute brauchbare Arbeit für angemessenen, nicht hohen, Preis zu liefern. Insbesondere betreibe ich als Specialität mit Vorliebe Hufbeschlag und bin hierzu gut eingerichtet; ebenso stelle ich die Pferde bei unpassender Witterung in einen geschlossene, gut erhellten Raum.

Heinr. Hundt, Schmied.       


Wegen unserer bevorstehenden Auswanderung beabsichtigen wir verschiedene Haus= und Küchengeräthe, sowie Frauenkleidungsstücke, ferner Tischler= und Zimmerwerkzeuge unter der Hand zu verkaufen. Käufer wollen sich bei uns melden.

Carlow.                                                     Oldenburg, Zimmergeselle.
                                                                  Starr, Tischlermeister.


Warnung!

Den Schleichsteig über meine Weidekoppel, der von der Neuenwelt nach der Rieps'er Scheide führt, verbiete ich hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.

Hauswirth H. Holst,              
Cronscamp.       


Die besten
Schmiede=Sensen
ganz von Stahl, sind zu haben bei                          
Malzow.                                                     C. Präfcke.


Zu Michaelis

habe ich noch eine Wohnung, enthaltend Stube, Schlafstube, Küche, Bodenraum und Keller, zu vermiethen.

Drechsler Holst.       


Hôtel Stadt Hamburg,
Schwerin i./M., Lübeckerstr. Nr. 4,

wird einem geehrten reisenden Publikum bestens empfohlen.
Besonders empfehle ich dasselbe den Herren von der Landwehr und Reserve, welche zur Uebung einberufen werden.
Vollständige Pension per Tag von 2 Mark an.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Wilh. Wedemeyer.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 42 Seite 3]

Scheibenschießen      Scheibenschießen

Am 11. und 12. Juni findet bei mir ein Scheibenschießen statt, wozu ich die geehrten Freunde und Gönner freundlichst einlade.

Knabjohann,       
Campow.         


Drath-Schutzgewebe,
auf das Strohdach zu binden, in 6 Fuß Breite                          
per laufenden Meter 90 Pfg.
empfiehlt                                                    
Rehna.                                                    Johs. Parbs.


Honig
à Pfund 75 Pfennig
                                                    empfiehlt
Sabow.                                                                 A. Lenschow.


CHOCOLADEN und CHOCOLADEN-DESSERT,
nach französischem und schweizer System fabricirt, durch feinsten Geschmack und großen Cacaogehalt sich auszeichnend.
Leicht lösliche entölte Cacaos, 100 Tassen per Pfund.
B. SPRENGEL & Co.
HANNOVER.
Specialitäten:
Leicht lösliche Malzextract=Puder=Chocolade, bestes blutbildendes, nahrhaftestes, angenehmst schmeckendes Gesundheits=Getränk für Gesunde und Kranke jeder Altersclasse, 50 große Tassen aus 1 Pfund, durch Aufgießen kochenden Wassers zu bereiten; desgleichen Eisen-Anthracit-Chocolade, nach Oberstabsarzt 1. Cl. Dr. med. Dyes bewährtes Mittel gegen chronischen Magen-Katarrh, Magenkrampf, Bleichsucht und Blutarmuth. - Beide Specialitäten von fast allen Aerzten, welche dieselben kennen lernten, verordnet.

Niederlage in Schönberg beim Bäckermeister
Wolgast Siemzerstraße.


Scheibenschießen.

Am Sonntag den 11. und Montag den 12. ds. Mts. findet bei mir ein Scheibenschießen nach Gewinnen statt.
Büchseu und Schießbedarf wird von mir gehalten und kann auf 3 Schüsse nur ein Gewinn fallen.
Am Montag den 12. Tanzmusik.

Pogetz.                                                     Gastwirth Kaven.


Honig
à Pfund 75 Pfennig (Mecklenburg). bei                          
                                                    J. Wegner.


In der von mir veranstalteten Verloosung wurden folgende Gewinne gezogen.
     Nr. 144 eine Schürze.
     Nr. 368 eine Schürze.
     Nr. 108 eine Schürze.
     Nr. 358 kleine Decke.
     Nr.   15 eine Schürze.
     Nr.   49 kleine Decke.
     Nr. 151 eine Schürze.
     Nr.   94 kleine Decke.
     Nr. 335 eine Schürze.
     Nr.   24 große Decke.
     Nr. 274 kleine Decke.
     Nr. 445 kleine Decke.
     Nr.     7 eine Schürze.
     Nr. 322 große Decke.
     Nr.   52 eine Schürze.
     Nr. 218 eine Schürze.
     Nr. 355 kleine Decke.
     Nr. 408 eine Schürze.
     Nr. 342 kleine Decke.
     Nr. 446 ein Unterrock.
     Nr. 422 kleine Decke.
     Nr.   57 eine Schürze.
     Nr. 414 große Decke.
     Nr. 374 kleine Decke.
     Nr.     6 eine Schürze.
     Nr. 394 kleine Decke.
     Nr.   61 ein Unterrock.
     Nr.   85 eine Schürze.
     Nr. 300 eine Schürze.
     Nr. 438 kleine Decke.
     Nr. 264 eine Schürrze.
     Nr. 348 große Decke.
     Nr. 103 eine Schürze.
     Nr. 324 große Decke.
     Nr. 350 kleine Decke.
     Nr. 347 eine Schürze.
     Nr. 391 eine Schürze.
     Nr. 169 eine Schürze.
     Nr.   48 kleine Decke.
     Nr. 326 ein Unterrock.
     Nr.   56 ein Unterrock.
     Nr.   13 kleine Decke.
     Nr. 146 kleine Decke.
     Nr.   76 eine Schürze.
     Nr. 109 eine Schürze.
     Nr. 372 ein Unterrock.
     Nr.   70 ein Unterrock.
     Nr. 115 kleine Decke.
     Nr.   88 eine Schürze.
     Nr.     5 eine Schürze.
     Nr.   62 eine Schürze.
     Nr. 205 kleine Decke.
     Nr. 245 kleine Decke.
     Nr. 290 eine Schürze.
     Nr.   89 große Decke.
                                Wittwe Staat, Selmsdorf.


Gegen Wind u. Feuerschaden patentirt

empfehle ich meine First= und Viehhausdachungen (2 Millimeter stark) pro []Meter 1 M. sowie meine Schutzgitter für Wohnhäuser, (vor Nachahmung gesetzlich geschützt) 2 M. fertig auf's Dach, welches ich dem Herrn F. E. Wascher in Schönberg sämmtlich übertragen habe.
Letzterer wird jedem Besitzer von Strohdächern selbst besuchen, und bitte ich, demselben die geschätzten Aufträge zu übergeben.

                                                    Ferd. Schultz Nachf.
                                                                 Großherzogl. Hoflieferant.


Vaterländische Feuer-Versicherungs-Actien-Gesellschaft in Elberfeld.

Nach dem Jahresberichte der 61. Generalversammluung war der Geschäftsstand am 1. Januar 1882 folgender:
            Die laufende Versicherungssumme M. 2,678,164,132, - Pfennig (Mecklenburg).
            Die Prämien= und Zinsen=Einnahme M. 4,657,765, 50 Pfennig (Mecklenburg).
            Die Kapital= u. Prämien=Reserven für eigene Rechnung M. 4,631,622, 14 Pfennig (Mecklenburg).
            Das Grund=Kapital der Gesellschaft M. 6,000,000, - Pfennig (Mecklenburg).
Die Gesellschaft gewährt nach §. 10 ihrer Bedingungen den Hypothekar=Foderungen Schutz. Das Statut der Gesellschaft, deren Bedingungen, die Jahresabschlüsse, überhaupt Alles, was Verfassung und Geschäftsführung betrifft, liegt bei dem unterzeichneten Generalagenten zur Einsicht offen; auch wird derselbe, sowie die nachstehend verzeichneten Vertreter der Gesellschaft jede gewünschte Auskunft und Erleichterung bei Versicherungs=Einleitungen gewähren.
In Dassow: Herr L. Mehlgarten.
In Rehna: Herr J. Burchard.
In Gadebusch: Herr C. G. Roggenbau.
In Schönberg: Herr J. H. Meier.
In Grevesmühlen: Herr F. R. Nebermann.

Schwerin, den 28. Mai 1882.                           E. Mohl, Generalagent.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 42 Seite 4]

Hiermit zur Nachricht, daß unser diesjähriger                          
Königschuß

am 10. und 11. Juli abgehalten wird.
Loose zur Tombola sind schon jetzt beim Cigarrenfabrikanten Chr. Rieckhoff hieselbst zu haben.
Wegen der Stempelsteuer ist der Preis der Loose von 30 Pfennig (Mecklenburg). auf 50 Pfennig (Mecklenburg). erhöht und wurde beschlossen, demnach die Gewinne um ein Bedeutendes zu verbessern.
Zu recht reger Betheiligung ladet ergebenst ein

                                                    der Vorstand der Schützenzunft.
                                                    C. Schultze.       F. Baer.      J. Greiff.

Schönberg im Juni 1882.


Zur Anzeige
für Unterleibsbruch= und Muttervorfall=Leidende

diene, daß ich durch die langjährige Vertretung des Herrn Otto Bellmann vielseitige Erfahrungen gesammelt und dadurch in den Stand gesetzt bin, den noch vorhanden gewesenen Uebelständen an manchen Bandagen abzuhelfen. Ein geehrtes Publikum, namentlich auch die Herren Aerzte, Heildiener, sowie Hebammen u. s. w. mache ich auf folgende Spezialitäten aufmerksam und bitte, sich diese ansehen zu wollen.
          Verbessertes Bruchband ohne Feder, welches selbst Nachts ungenirt getragen werden kann, wodurch bei nicht veralteten Fällen infolge des beständigen Schließens der Bruchöffnung eine vollständige Heilung herbeigeführt werden kann.
          Regulirband für schwere Brüche, welches durch verstellbare Pelotte, die nicht, wie bei ähnlichen Bändern sich löst und dadurch schädlich wird, die Bruchöffnung sicher schließt und selbst ohne das Tragen eines Schenkelriemens den schwersten Bruch zurückhält.
          Band mit Spiralfederdruck ist besonders denjenigen Leidenden zu empfehlen, welche den Druck der Feder nicht gut vertragen können. Durch eine in der Pelotte angebrachte Spiralfeder wird der Druck auf dieselbe stärker, wodurch die Feder eine leichte sein kann.
          Frauen, welche an Muttervorfall leiden, kann ich unter Garantie versichern, daß beim Tragen meines Muttergürtels sofort die Schmerzen sich lindern, und die schwerste Arbeit verrichtet werden kann. Dieser Gürtel ist von jeder Dame selbst anzulegen und belästigt in keiner Weise.
          Leibbinden für Fettleibige, an Nabelbruch Leidende und Schwangere.
          Suspensorien für Krampfader- und Wasserbrüche, sowie stärkere von Leder für Hodenbrüche.
          Mastdarmgürtel, nach den neuesten Angaben konstruirt, bewirkt vollkommene Zurückhaltung des Mastdarmvorfalls.
Ich werde wieder anwesend sein auf Wunsch Leidender in:
      Schönberg i./M., Dienstag den 10. December Boye's Gasthof 1 Treppe Zimmer Nr. 1. Morgens von 8 bis 12 Uhr.
      Lübeck, Mittwoch den 20. December Behrens Hotel 1 Treppe Zimmer Nr. 5. Von Morgens 8 bis Nachmittags 4 Uhr.

                                                    Achtungsvoll
                                                    H. Rohdis, pract. Bandagist aus Hamburg,
                                                    Sternstraße Nr. 17. (St. Pauli.)


Mit praktischen                          
Imkerpfeifen,

zu 1,75 M. und 3 M., ferner mit sämmtlichen andern Pfeifen sowie zu jeder Pfeifen=Reparatur, empfiehlt sich

J. Holst, Drechsler.       


Statt besonderer Meldung.

Die am 25. Mai erfolgte glückliche Entbindung meiner lieben Frau von einem Töchterchen, beehre ich mich hiermit anzuzeigen.

Berlin.                                                     Robert Wisch.


Durch die Geburt eines kräftigen Sohnes wurden hocherfreut                          
                          Lehrer H. Richter
                                                    und Frau.
Schönberg, 1. Juni 1882.                                                    


Für die uns am Tage unserer goldenen Hochzeit so überaus reichlich bewiesene Theilnahme gestatten wir uns hierdurch unsern innigsten Dank auszusprechen.

                          Wilhelm Hauschild
                                                    und Frau.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 4. Juni.

Frühkirche: Fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
     Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 1. Juni 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 42 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 42 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 2. Juni 1882.


Oesterreich. Graf Beust, der österreichische Botschafter in Paris, hat seine Entlassung erbeten und erhalten mit einer sehr schmeichelhaften Censur seines Kaisers. Damit ist seine öffentliche Laufbahn zu Ende, die interessant war wie wenige.
Rußland. Loris Melikoff, der vor einem Jahre noch Allgewaltige und dann von Ignatieff Gestürzte, ist vom Kaiser wieder zu Gnaden angenommen worden. Kaum hatte ihm der Kaiser die Hand gedrückt, so galt er wieder als aufsteigender Stern am Hofe und Ignatieff machte ihm den ersten Besuch.
Der arme Kaiser Alexander! Er hat 125 Generaladjutanten 95 Generale à la suite und 150 Flügeladjutanten und doch so wenig zu sagen. Er ist jetzt aus Gatschina nach Peterhof übergesiedelt und muß auf der Seeseite von 12 Kriegsschiffen und auf der Landseite von 1000 Polizisten, Gensdarmen und 100 geheimen Agenten bewacht werden.


Ein Berichterstatter schildert die Eröffnungsfahrt der Gotthard=Bahn also:
"Einsteigen" rufen die Schaffner, die Coupéthüren fallen ins Schloß, ein Pfiff, ein langer, langer Pfiff der Lokomotive, Alles sieht nach der Uhr, wir sind im Tunnel! Welche Summe von Geist und Genie ruht in diesem Riesenwerk, welche Aufopferung der Kräfte, geistiger, wie körperlicher hat es, in treuester opferwilligster Vereinigung bedurft, um den erst unüberwindlich scheinenden Kampf mit den Mächten der Natur aufzunehmen und zu glücklichem Ende zu führen und nur ein Gefühl, das der rückhaltslosesten Bewunderung all der Braven, denen wir die Titanenarbeit verdanken, hat uns ganz und voll erfüllt, als wir die tiefste Finsterniß durchbrausten. Nach Verlauf von 15 Fahrsekunden verliert sich das bis dahin spärlich eindringende Tageslicht, und nur im Schein der in den Waggons brennenden Gaslampen ist es möglich, sein vis-à-vis zu erkennen. Von je 1000 zu 100 Meter Entfernung brennt unten am Schienengeleise eine Laterne, in deren unmittelbarster Nähe silhouettenhaft und mit Blitzesschnelle die Schatten der Wagenreihen vorüberhuschen.
Mit unverminderter Kuriergeschwindigkeit ächzt und poltert der schwere Zug durch die undurchdringliche Nacht immer höher und höher, bis zum Scheitelpunkt 1154 Meter steigend. Lokomotivpfiffe verkünden die zurückgelegte Meterzahl von 1000 zu 1000. Eine sich neben dem Durchbruch selbst darbietende Hauptschwierigkeit, die Regulirung der Luft, die Möglichkeit des Existenz 8000 Meter im Innern der Felsen ist glänzend beseitigt. Während beim Beginn der Bohrarbeiten 1873, bei einer Stollenlänge von 170 Metern die Temperatur 15 Grad wies, stieg sie mit dem weiteren Eindringen in das Gestein proportionell und erreichte 1880 bei einer Länge von 7500 Metern, also Entfernung von der Außenluft, unmittelbar vor dem Durchschlag die enorme Höhe von 34 Grad. Die hierzu kommende durch Explosionsgase der Dynamitschüsse verdorbene Atmosphäre, der Rauch der Oellampen und Wasserdämpfe, die Ausdünstung der täglich im Innern arbeitenden 2500-3500 Menschen mußte naturgemäß Krankheiten erzeugen, von denen leider 177 letalen Ausgang nahmen. Die sofort nach dem Durchbruch eingetretene Herabminderung von 34 % auf 20 sank bei der heutigen Durchfahrt auf 17 und 18 Grad; ein stellenweise sogar intensiver Wind war zu verspüren; daß die Luft keine erfrischende, ist durch den komprimirten, den ganzen Tunnel erfüllenden Rauch der Lokomotivenschlote ist begreiflich. Natürlich wird es rathsam sein, die Coupéfenster während der Fahrt geschlossen zu halten und, sollte die Luft im Innern des Waggons - namentlich im heißem Sommer - gar zu drückend werden, nur die über den Fensterscheiben befindlichen Holzverschiebungen, durch welche neue Luft eindringen kann, zu öffnen. Ich habe die eigenthümliche und doch recht charakteristische Bemerkung gemacht, daß einem natürlichen Instinkte folgend, meine sich in sehr animirter Stimmung befindliche und bis dahin redselige Reisegesellschaft während der ganzen Tunnelfahrt kaum ein Wort wechselte.
Dem überwältigenden Eindruck kann sich eben Niemand entziehen. Denn nicht ein Gefühl der Angst, der Bangigkeit ist es etwa, das den Menschen beschleicht, sondern spannungsvolle Andacht vor dem gigantischen Werk hält ihn gefangen. Nach zwanzig Minuten, die uns eine Ewigkeit dünken, fängt es an zu dämmern, hier und da wird flüchtig Mauerwerk sichtbar, noch eine Minute, noch wenige Sekunden, immer lichter und lichter wird's, und unter den Hurrah= und Hochrufen der sich aus den Coupéfenstern begrüßenden Reisenden fliegt der Zug aus dem Norden in den warmen Süden, durch Nacht zum Licht! Absichtlich will ich vermeiden, den Leser mit dem voluminösen, statistischen und in allen Blättern zu Tode gehetzten Material zu ermüden; die wichtigsten Daten, die Skizzirung der Entstehung des Projektes, die Ausführung des Baues, die Kosten sind Ihnen ja schon bekannt.
Die Bahn senkt sich nun rapide, auch hier mußten, wie beim Aufstieg, Kehrtunnels zwischen Quieto und Faido, Lavorgno und Giorméo gebaut werden, um die Steigerung zu dämmen, auch hier thürmten sich noch ungeheure Schwierigkeiten, die durch 28 größerere und kleinere Tunnels - die ganze Strecke zählt 64 -, Galerien und Viadukte gehoben wurden; die Linie überfliegt schauerliche, vom reißenden Tessin durchbrauste Schluchten, Seen, Bäche und Thalpässe. Immer sonniger und heller wird das Land, immer üppiger und lebendiger die Vegetation, Kastanien= und Aprikosenbäume tauchen auf, sich zu ganzen Feldern verdichtend, an lieblichen Ortschaften, an auf schwindelnder Felsenwand gebauten Klöstern und Einsiedeleien fliegt der Zug vorüber, durch Alleen von Kastanien=, Ruß= und Maulbeerbäumen windet sich der Bahntrain, Weinberge, wohin das Auge blickt; wir nähern uns der gottgesegneten Italia.
In Biasca erreicht die Gotthardbahn ihr Ende, das nun folgende, sich bis Locarno und Mailand erstreckende Bahnnetz ist schon seit December 1874 dem öffentlichen Verkehr übergeben. Wo sich der Zug zeigt, auf den großen Bahnhöfen, wie auf den kleinsten Haltestellen ertönen die Rufe Evviva Germania, Evviva Italia, Blumen fliegen in die Waggons, die Militärmusikkapellen spielen die Nationalhymnen, ein Jeder nimmt Theil an dem großartigen Friedensfeste, welches mit dem heutigen Tage die beiden Nationen einander näher gerückt. Je weiter wir kommen, vorbei an den entzückend schönen Seen von Lugano und Como, steigert sich der Jubel, der sich beim Einfahren in den Perron des Mailänder Bahnhofs in ächt italienischen enthusiastischen Kundgebungen Luft macht. Die Ehrenwache tritt unters Gewehr, brausende Hochrufe erfüllen die mächtige Halle, zahllose Menschenmassen empfangen uns mit immer erneueten Huldigungen; die schönen verschleierten Italienerinnen lassen sich's nicht nehmen, den Fremden duftige Willkommungsgrüße von den dichtbesetzten Balkonen herabzusenden, es ist ein großer starker Zug von echter Begeisterung, der Alle, Alle an diesem Freudentag erfaßt und sie zu spontanen Kundgebungen hinreißt. Die Stadt ist natürlich mit Fremden überfüllt, und obwohl durch den Sindaca Quartier für uns bestellt war, hält es doch schwer, Unterkunft in den bis unters Dach besetzten Hotels zu finden.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 42 Seite 6]

- Frau Inspektor Weiß in Dessau, eine hochbetagte Dame ohne nahe Verwandte, hat den Kaiser Wilhelm zum Erben ihres Vermögens eingesetzt und ihn in ihrem Testamente gebeten, die 60,000 M. ganz nach seinem Belieben zu einem milden Zwecke zu verwenden
- Die Zähler bei der Berufsstatistik haben für die Dauer ihrer Thätigkeit die Eigenschaft öffentlicher Beamten. Die Zähler sind berufen, als Organe der Behörden Sorge dafür zu tragen, daß die Erhebungen vorschriftsmäßig, vollständig und rechtzeitig vollzogen werden.
- Dr. Helmholtz der Erfinder des Augenspiegels, hat vor Hunderten der gefeiertsten Aerzte die zu Ehren Dr. Gräfes in Berlin versammelt waren, gesagt: Es ist nicht übertrieben zu sagen, daß die praktische Medizin in den letzten 50 Jahren größere Fortschritte gemacht hat als 2000 Jahre vorher.
- Zwei "Romane" aus dem Berliner Asyl für die Obdachlosen. Man schreibt aus Berlin: Schon seit Wochen konnte man an dem schwarzen Brett in dem Asyl für weibliche Obdachlose folgenden Anschlag lesen: "Sollte Agnes B(auer) aus N(eustadt) gezwungen sein, ihre Schritte hierher zu lenken, so wird sie flehentlich von ihrer sterbenden Mutter gebeten, ihre Adresse abzugeben; es sei ihr alles verziehen." Achtlos gingen Hunderte an diesem Blatte vorüber, welches so unendlich beredt von einem ganzen Menschenleben voll Gram und Leid zu erzählen schien und nur der Hausvater - dessen Auge durch den jahrelangen Umgang mit jeder Klasse von Menschen, die sich hier zusammenfindet, geschärft ist, bemerkte, wie ein junges Mädchen in zerrissener Kleidung, das einen scheuen Blick auf das Brett geworfen hatte, plötzlich erblaßte, schwankte und mit Gewalt seine Thränen zurückhielt. Er sprach der Unglücklichen voll Milde zu und sie gestand ihm, daß sie in der That das gesuchte Mädchen sei. Es war das alte Lied: sie hatte ihr Elternhaus verlassen, um hier als Erzieherin eine Stelle zu suchen, fand nichts, lernte aber einen jungen Mann kennen und lieben, der ihr die Ehe versprach und herzlos genug war, sie zu verlassen und dem Elende preiszugeben. Jahr und Tag war sie für die Angehörigen verschollen, die als ein letztes Mittel, Kunde von ihr zu erhalten, auf Anrathen des Predigers in N., den Anschlag am "schwarzen Brett" des Asyls vornehmen ließen. Nun ist sie nach ihrer Heimath, an das Lager ihrer sterbenden Mutter, zurückgesandt worden. - Der wohlhabend gewordene Besitzer eines Schanklokals in der kleinen frankfurter Straße hatte kürzlich im Asyl für Obdachlose die "Kontrole". Unter den kläglichen Gestalten, welche sich dort ihr Nachtquartier gesucht hatten, bemerkte er zu seinem unbeschreiblichen Erstaunen seinen früheren Brodherrn, einen Gutsbesitzer aus der Mark, bei welchem er in Dienst gestanden. Eine gerechtfertigte Scham trieb den ehemals vermögenden Mann, anfänglich seine Person in Abrede zu stellen, endlich aber gestand er seinem früheren Kutscher, daß Spiel und Trunk ihn zum Verkauf seines Gutes gezwungen, ihn der Völlerei in die Arme getrieben und ihn endlich zum Bettler gemacht. Drei Tage hatte er das berliner Pflaster getreten, ohne seinen Hunger stillen, ohne sein Haupt zur Ruhe legen zu können - endlich suchte er das "Asyl" auf. Der Schankwirth nahm seinen früheren Brodherrn natürlich mit sich und beschäftigt ihn vorläufig als Hausdiener zum Spülen der Gläser und Flaschen.
- Aus der Hunde=Ausstellung in Hannover wird berichtet: Der Hund Julu, Eigenthum eines Engländers, ist um 1000 Pfd. St. = Thlr. 7000, Clausmann, schottischer Schäferhund, um 200 Pfd. Sterl. verkäuflich. Besonderes Interesse erregen die von dem Rittergutsbesitzer Sperber in Weimar ausgestellten schottischen Otternhunde Glancert und Governeß, welche für je 1000 Mark im Jahre 1881 in England erworben wurden und in 90 Jagdtagen 50 Fischottern erlegt haben. Sie sind unverkäuflich, doch hat der Förster Jäckel in Lüdersdorf bei Bebra durch Kreuzung von Glancert mit einer schottischen Hündin 5 Stück Junge erzielt, von denen 3 Stück verkäuflich sind.
- Die Schwabinger, die dicht vor dem Siegesthor in München wohnen, sind den Münchnern 400 Jahre über, sie feiern im August d. J. ihr 1100jähriges Jubiläum und können ihr gutes Recht dazu durch Urkunden schwarz auf weiß nachweisen.
- Die Italiener haben sich das Festessen zur Eröffnung der Gotthardbahn in Lugano 25,000 Frcs. kosten lassen.
- Noch etwas zum Capitel Blutvergiftung. Worin liegt hier der Schwerpunkt? Daß etwas für das Blut bei directer Berührung Gift sein kann, was es, in den Magen eingeführt, noch keineswegs ist, also in der räthselhaften Empfindlichkeit dieses "ganz besonderen Saftes". Schlangengift kann man z. B. bei Aussaugen eines Schlangenbisses gefahrlos hinunterschlucken, ebenso genießen wir Kohlensäure in Mineralwässern ungestraft, während ein einziger Athemzug dieses Gases uns schon betäubt machen und bei Wiederholung uns tödten kann. Diesen Punkt muß man bei Verletzungen und Verwundungen unter allen Umständen fest halten und sich vor aller und jeder Berührung fremder Stoffe mit der blutenden Stelle hüten. Das Auswaschen von Wunden mit Essig kann ebenfalls nachtheilig wirken, weil der Essig selten unverdorben vorkommt. Das Zweckmäßigste und dabei in ganz kurzer Zeit heilende Mittel ist eine Lösung von übermangansaurem Kali in dem Verhältnis einer Taschenmesserspitze auf eine große Medicinflasche. Dieses einfache und in der That wunderbare Mittel sollte in keiner Haushaltung fehlen.
- Ein französischer Ingenieur hat einen Plan zur Ausnutzung der unterseeischen Kabel ausgearbeitet, um einen regelmäßigen Verkehr mit den Schiffen auf See unterhalten zu können. Er beabsichtigt, den auf dem Boden des Meeres liegenden Hauptkabel von 60 zu 60 Meilen mit einem senkrechten Kabel in Verbindung zu bringen, und dies auf der Oberfläche des Wassers durch eine Ankerboye zu befestigen. Diese Boyen sind so nahe aneinanderzulegen, daß ein Schiff jeden Tag mindestens einer begegnen muß. Man wird diese Signalstationen nun mit Nummern versehen, sie Nachts auf irgend eine Weise erleuchten müssen oder sie helltönend und so zu organisiren, daß man sie mit dem Schiff in elektrischen Verkehr bringen kann. Auf diese könnte erreicht werden, daß man fortdauernd über das Schicksal jedes Schiffes an jedem Tage orientirt ist, daß man wichtige Nachrichten einem Schiffe auf See zukommen lassen kann, daß zahlreiche Unglücksfälle vermieden werden etc.
- Die Berliner können von Glück sagen. Beim Bau ihrer unterirdischen Abzugsgräben wird eine Menge Bernstein gefunden. In der Landgrafenstraße ist in vier Meter Tiefe ein ganzes Lager oder Nest, das über tausend Stücke enthielt, entdeckt worden.
- Ein recht einträgliches Geschäft betrieb der russische Generalstabsarzt bei der Kriegsflotte, indem er allen Aerzten, die er in seinem Verwaltungsbezirk anstellte ein bedeutetes Eintrittsgeld abnahm Wer kein Geld hatte, mußte einen Wechsel unterschreiben, worauf ihm der Betrag am Gehalt gekürzt wurde.
- In Wilna sendet man eine Sammelbüchse mit Geld zu jeder Wöchnerin. Ist die Wöchnerin arm, so nimmt sie nach Bedarf; ist sie wohlhabend, so legt sie zu. Ein origineller und hübscher Brauch, der sich unter Umständen zur Nachahmung empfiehlt.
- Schleiermacher hat s. Z. folgendes Räthsel aufgegeben:
          Ein Jeder hat's; im Grabe ruht's;
          Der Herr befiehlt's, der Kutscher thut's.
Das Gegenstück ist:
          Nicht Jeder hat's, in der Wiege ruht's.
          Die Frau befiehlt's, das Mädchen thut's.
So hat man "Vorfahren" und "Nachkommen" zu gleicher Zeit.


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