No. 41
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. Mai
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 41 Seite 1]

Des heil. Pfingstfestes wegen erscheint die nächste Nummer dieser Anzeigen am Freitag den 2. Juni d. Js.


     Nr. 11 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
          II. Abtheilung.
   Bekanntmachung, betr. die Thätigkeit der Gensdarmerie im Jahre 1881.
          III. Abtheilung.
   Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben den bisherigen Hülfslehrer Carl Stoppel in Mannhagen zum ordentlichen Lehrer an der Ortsschule in Mirow von Ostern dieses Jahres ab zu ernennen geruhet.
      Neustrelitz, den 15. April 1882.
   Der Kaufmann Rieckhoff in Carlow ist zu einem Stellvertreter des Standesbeamten für den Standesamtsbezirk Carlow bestellt worden.
      Neustrelitz, den 9. Mai 1882.


Politische Rundschau.

Nach vieljähriger gemeinsamer Arbeit feierten Deutsche, Schweizer und Italiener gemeinsame Feste: sie feierten die Vollendung eines gemeinsamen Riesenwerkes, der "Gotthardbahn", welche Deutschland, die Schweiz und Italien auf dem kürzesten Weg verbindet. Der Mittelpunkt der Feste ist Luzern am Vierwaldstätter See. Da versammelten sich die Vertreter der drei Länder und Völker zur gemeinsamen Fahrt am 23. Mai Morgens über den gewaltigen St. Gotthard und durch den gewaltigen Tunnel (26 Min. Fahrt) nach Mailand, wo die Hauptfeste stattfanden und die Rückfahrt am 25. Mai erfolgte. In Luzern machten die Schweizer die Wirthe und die Honneurs, sie holten die Vertreter der deutschen Reichsregierung, des Reichstages, des Bundesrathes und der Einzelregierungen mittelst Extrazuges von Basel ab, Abends leuchteten von den Bergriesen am Vierwaldstätter See Freudenfeuer in das Thal. Zahlreiche Vertreter der europäischen Presse nahmen an den Fahrten und Festen Theil. Die Reichsregierung ward durch die Minister v. Bötticher, Bitter und Unterstaatssecretair v. Mayer, der Reichstag durch seine Präsidenten v. Levetzow und Frankenstein und die Abgg. v. Schorlemer=Alst, Lasker, Graf Hatzfeld, Hoffmann u. A. vertreten, vor den Wagen der schweren Finanzmänner Hansemann, Bleichröder und Oppenheim ward eine Extralocomotive gespannt; denn zu dem Versetzen der Berge gehört heutzutage vor allem Geld, viel Geld. Wir wünschen den drei Völkern für alle Zeiten glückliche Fahrt.
Geht uns Egypten etwas an? Spielt dort nur ein interessanter Ebers'scher Roman? Nein, dort spielt ein folgenreiches Stück der großen europäischen Politik, die uns Deutsche sehr nahe angeht. Die drei großen Intriganten und geschwornen Feinde Deutschlands, Gambetta, Gladstone und Ignatieff, spielen dort ein Spiel gegen Deutschland. Gambetta sucht dort den Hebel für seine Revanchepolitik einzusetzen und hat sein Ränkespiel von langer Hand eingeleitet. Es gilt, auf dem Umwege über Egypten ein Bündniß Frankreichs, Englands und Rußlands gegen Deutschland und Oesterreich zu Stande zu bringen. Fürst Bismarck weiß das und hält sein durchdringendes Auge auf das Spiel gerichtet. Dreierlei steht Gambetta entgegen: 1) In Frankreich Freycinet, der eine friedliche Politik einhält und von Bismarck unterstützt wird, 2) in England der irische Aufstand, 3) in Rußland ein vielfaches non pussumus. Wo Gambetta und Genossen unterirdisch wühlen, treffen sie auf Bismarck und sein: Ich bin auch da!
England. Die Mörder der englischen Minister Burke und Cavendish sind noch nicht entdeckt, aber einer hat den Einfall gehabt, einer Zeitung den Hergang zu melden, natürlich, ohne seinen Namen zu nennen. Eine Gesellschaft Verschwörer hatte beschlossen, die beiden Engländer ("um des Prinzips willen") zu entführen oder zu ermorden. Ihrer vier fuhren an die Engländer heran und vier andere machten die Spione und event. Helfershelfer. Als die Mörder an Cavendish herantraten, sagte dieser zu Burke: "Was wollen wohl diese Leute von uns? Gehen wir fort, sie scheinen betrunken." Burke fragte nun: "Leute, was wollt ihr?" Hierauf fielen die Mörder mit ihren Messern über beide Männer her. Burke wehrte sich wie ein Tiger, Cavendish leistete ebenfalls verzweifelte Gegenwehr. Seine letzten Worte waren: "Ich verzeihe euch, Friede für das arme Irland!" Nach der Ermordung verkleideten sich die Mörder, der eine als Priester, ein anderer als Offizier, der dritte als Marine=Lieutenant, der vierte als gut gekleideter Bürger. Alle entkamen nach England. (Der Brief ist wohl erfunden.)
Rußland. Die Judenverfolgungen in Rußland haben im Lande eine förmliche Geschäftskrisis im Gefolge, deren Nachtheile sich auch im Auslande in empfindlicher Weise fühlbar machen. So wird von der Leipziger Messe gemeldet, daß seit Jahrzehnten speciell in Artikeln, die nach Rußland aus oder von dort eingeführt werden, sowohl hinsichtlich der Umsatzverhältnisse als auch der Zahlungsverhältnisse, kein so trostloses Ergebniß wie das der heurigen Messe erinnerlich sei. Von einer Bezahlung längst fälliger Außenstände oder fälliger Wechsel, sei es nun, daß der Wechselschuldner dieser oder jener Religion angehört, ist gar keine Rede. Ja es kommt häufig vor, daß russische, gegenwärtig gute Geschäftshäuser, Ausfuhrartikel zu liefern haben, und längst schon von den Käufern namhafte Anzahlungen erhielten, sich einfach ohne jedwede zwingende Ursache ihren Verpflichtungen entziehen. Aehnliche Klagen werden auch in Oesterreich=Ungarn laut, wo namentlich Schafwollhändler, die bedeutende Wollschlüsse mit namhaften Beträgen beangabt haben, ferner auch Tuch= und Glaswaaren=Fabrikanten, die wieder für gelieferte Waaren enorm große Außenstände in Rußland haben, stark geschädigt worden sind. Das werde auch durch eingelaufene geschäftliche Berichte bestätigt, von welchem einer sagt: "Wir können nur bestätigen, daß Geschäftsreisende aus Oesterreich, Frankreich und England, die jetzt nach Rußland kamen, um Gelder einzufordern und um zu retten, was noch zu retten übrig blieb, in den meisten Fällen unverrichteter Dinge das Land verlassen mußten".
Aecht russisch ist das Mittel, mit welchem Ignatieff dem Wehegeschrei der civilisirten Welt über

[ => Original lesen: 1882 Nr. 41 Seite 2]

die Judenverfolgung in Rußland ein Ende zu machen gedenkt. Er will den Verfolgungen nicht etwa ein Ende machen, aber jeden Bericht darüber in den russischen Zeitungen unterdrücken. An alle Zeitungen Rußlands ist bereits der strenge Befehl ergangen, kein Wort über die Verfolgungen und Schlächtereien zu veröffentlichen.
Durch die Zeitungen läuft ein Brief ohne Namen, der von einem ungenannten Manne auf der deutschen Botschaft in Petersburg abgegeben worden ist. Der Brief ist an Bismarck gerichtet und theilt ihm mit, daß es in Moskau von Nihilisten wimmele und daß sie vorhätten, bei der Krönung Alexanders (5. Sept.) den Kaiser und seine Gäste in die Luft zu sprengen. Ein Deutscher in Moskau soll den Brief geschrieben haben, um festliche deutsche Gäste von der Krönung fern zu halten.
Graf Loris Melikow ist mit seiner Familie in St. Petersburg wieder eingetroffen. Bei seiner Ankunft war der Perron dem spärlich anwesenden Civil=Publikum verschlossen, Officiere fehlten absolut nur Angehörige grüßten Melikow, welchem Thränen in den Augen standen. Der Contrast zwischen dem stürmischen Empfang Skobelew's und dem stillen Empfange Melikow's berührte die Anwesenden auf das Peinlichste.
Amerika. Reuleux, der Mann, der vor Jahren mit seinem geflügelten Worte über die deutsche Industrie auf der amerikanischen Ausstellung: Billig und schlecht! ein so großes Feuer angezündet hat, war zur Eröffnung der Ausstellung in Nürnberg. Sein Urtheil lautete: "Die ausgestellten Gegenstände sind hervorragend, die Art der Ausstellung vorzüglich."


Schönberg. Eine Neuerung, die bereits an anderen Orten Mecklenburgs versuchsweise eingeführt ist und anscheinend sich bewährt hat, ist das Landbriefträgerfuhrwerk. Vom 1. Juni d. J. an soll ein solches Fuhrwerk zwischen Schönberg und Carlow fahren und die Dörfer Kl. Siemz, Gr. Siemz, Törpt, Lindow und Pogetz berühren. Alle Postsachen nach diesen Ortschaften werden mit demselben befördert, auch stehen zur Mitnahme von Personen 2 Plätze zur Verfügung. Die Abfahrt von Schönberg findet Morgens 7 Uhr, von Carlow gegen 5 Uhr Nachmittags statt.
- Die diesjährigen Uebungen des Beurlaubtenstandes der Infanterie finden in der Zeit vom 6. bis einschließlich 17. Juni statt. Die zur Einziehung gelangenden Reservisten und Landwehrleute werden, erstere den Jahrgängen 1875, 1876 und 1877, letztere den Jahrgängen 1872, 1873 und 1874 entnommen werden. Reservisten und Landwehrleute, welche Schiffahrt treiben, werden von der Sommerübung ausgeschlossen, müssen aber dagegen im Winter zu einer noch näher zu bestimmenden Zeit üben. Die zur Einbeorderung designirten Reservisten, welche sich in Controle der Landwehr=Bezirks=Com=

Fortsetzung in der Beilage.


Anzeigen.

In Sachen betreffend den Konkurs über das Vermögen des Oelmüllers Adolph Capell zum Hammer ist zur Berichterstattung über die Seitens des Rechtsanwalts Rackow hieselbst mit Großherzoglicher Kammer wegen des Canons auf der Lockwischer Mühle gepflogenen Verhandlungen event. zur Genehmigung des Vergleichsvorschlags sowie zur Beschlußfassung über den Verkauf und die Regulirung der Verkaufsbedingungen Termin auf

Dienstag, den 6. Juni 1882
Vormittags 10 Uhr

Vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumt, zu welchem die sämmtlichen zu der durch die Lockwischer Mühle c. p. gebildeten Specialmasse interessirenden Gläubiger unter dem Nachtheil, daß die Nichterschienenen an die Beschlüsse der erschienenen Gläubiger gebunden sein sollen, hierdurch geladen werden.
Schönberg, den 16. Mai 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Auf Antrag des Rechtsanwalts Dufft in Schönberg als Nachlaßcurators des zu Selmsdorf ab intesta und ohne Hinterlassung von bekannten Erben am 31. Januar 1881 verstorbenen Schafhirten Hans Heinrich Schröder aus Bülow bei Rehna, werden Alle und Jede, welche an den Nachlaß des genannten Verstorbenen Erbansprüche zu haben vermeinen, hierdurch aufgefordert, diese ihre Erbansprüche in dem auf

Dienstag den 6. Juni 1882,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumten Aufgebotstermin, bei Vermeidung des völligen Ausschlusses an dieser Erbschaft anzumelden und zu bescheinigen.
Schönberg, den 16. Februar 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
(L. S.)                                                     G. Arndt.


Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Hofgänger Ludwig Froriep aus Krakow, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das amtsgerichtliche Gefängniß zu Schönberg i. M. abzuliefern.
Neustrelitz, den 22. Mai 1882.

Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.

                    Beschreibung.
Alter: 21 Jahre.
Größe 1,56 Meter.
Haare: dunkelblond.
Augen blaugrau.
Nase: gewöhnlich.
Mund klein.
Sprache: hoch= und plattdeutsch.
Kleidung: grauer Rock und Hose, Schwarze Weste, große Stiefel.


Holz=Auction

Am Dienstag den 30. Mai Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Jabs in Schlag=Resdorf

1. Aus dem Seebruch.

1 Fichten Block.
11 Rmt. tannen Kluft und Knüppel.

2. Aus dem Garnseerholz und Bahlen.

1 Fichten Block
51 Rmt. tannen Kluft und Knüppel
200 Fichten Stangen II. III. IV. Cl.
Schlagbrügge den 19. Mai 1882.

                          I. A.
                                                    der Förster
                                                                            Blanck.


Ersparniß= u. Vorschuß=Anstalt.

Die Auszahlung der zu Johannis d. J. fällig werdenden Zinsen auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Kapitalien findet bereits in der Pfingstwoche statt. - Die Anstalt ist zu diesem Zweck vom

Dienstag den 30. Mai d. J.
bis
Sonnabend den 3. Juni d. J.,
beide Tage einschließlich, von                          
8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags
geöffnet.                                                    
Schönberg den 13. Mai 1882.
                                                    Das Directorium
                                                    der Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.


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[ => Original lesen: 1882 Nr. 41 Seite 3]

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im Fürstenthum Ratzeburg,
gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,

gewährt ihren Mitgliedern die unzweifelhafteste Sicherheit und regulirt die vorkommenden Schäden durch Abschätzung ihrer eigenen Interessenten.
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 41 Seite 4]

Am ersten Pfingsttage                          
Garten-Concert
ausgeführt von den Vereins=Musikern.
Anfang 4 Uhr.          Entrée 30 Pfennig.
Hierzu ladet freundlichst ein                          Boye.


Schutz gegen Feuersgefahr!

Mit dem heutigen Tage habe ich dem Herrn F. E. Wascher, Schlossermeister in Schönberg, den Alleinverkauf meiner

Patent=Draht=Schutzgitter gegen Feuersgefahr

fürs Fürstenthum Ratzeburg übergeben und ist derselbe nur

Allein

berechtigt, dieselben dort zu verkaufen.
Ich mache noch besonders darauf aufmerksam, daß meine Schutzgitter patentirt sind und warne Käufer, sowohl wie Verkäufer vor Verbrauch anderweitiger Drahtgeflechte zu obigem Zweck.

Rostock i. M.                                                    
                                                    Ferd. Schultz Nachfolger.
                                                    Hof=Drahtwaarenfabrikant.
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Bezugnehmend auf obige Annonce empfehle ich mich zur Anbringung von                          
Schutzgittern im Preise von 20 Mark an.

Das Strohdach brennt bei bieser Anwendung durchaus nicht und liegen Atteste darüber bei mir zur Einsicht.

Schönberg i. M.                                                     F. E. Wascher,
                                                                              Schlossermeister.


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                                                    J. Wegner.


Köster's Hôtel.
am 2. Pfingsttage
Tanzmusik.
                          à Tanz 10 Pfennig (Mecklenburg).


Allen Herren, die meiner lieben Frau das Geleit zum Grabe gegeben, sowie auch Denjenigen die uns während der langen Leidenszeit und in schweren Schmerzensstunden mit Rath und That stets treu zur Seite standen, gestatte ich mir, hierdurch in meinem und meiner Kinder Namen den innigsten Dank auszusprechen.

J. F. Eckmann.       


Kirchliche Nachrichten.
1. Pfingsttag.

Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittagskirche: Pastor Langbein.

2. Pfingsttag.

Frühkirche: Pastor Kämpffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Nachmittagskirche: Pastor Kämpffer.
     Amtswoche: Pastor Langbein.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 25. Mai 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 41 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 41 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 26. Mai 1882.


mandos Schwerin, Neustrelitz, Wismar und Rostock befinden, werden dem Großherzoglich Mecklenburgischen Grenadier= bez. Füselier=Regiment Nr. 89 bez. 90 überwiesen, während die zur Einziehung gelangenden Landwehrleute, welche von den oben angeführten Landwehr=Bezirks=Commandos controlirt werden, in ein zu diesem Zweck in Schwerin besonders formirtes Landwehr=Uebungs=Bataillon eingestellt werden. - Die einzuziehenden Unteroffiziere, sowohl aus der Reserve, wie aus der Landwehr, treffen schon am 5. Juni bei ihren Regimentern bez. beim Landwehr=Uebungs=Bataillon in Schwerin ein. (M. A.)
- Mecklenburgische Friedrich=Franz=Bahn. Wie nach der "Post" verlautet, beabsichtigt die königlich preußische Regierung den Ankauf des Bahnhofes Neubrandenburg und der Strecke der Mecklenburgischen Friedrich=Franz=Eisenbahn von Neubrandenburg bis zur Landes=Grenze bei Straßburg i. U. Es haben bereits auf Veranlassung des Ministers Maybach Mitglieder des Direktoriums der Nordbahn den Bahnhof und die Strecke besichtigt und befahren. Auch sind die mit der Direktion der Mecklenburgischen Eisenbahn angeknüpften Verhandlungen soweit gediehen, daß die Realisirung des Projekts als wahrscheinlich angesehen werden kann.
- Eine nach authentischen Mittheilungen und sorgfältigen Erkundigungen zusammengestellte Statistik der Wohlgerüche, welche bei den Mitgliedern des preußischen Herrscherhauses und anderen gekrönten Häuptern sowie vornehmen Persönlichkeiten im täglichen Gebrauch sind, dürfte deshalb von ganz besonderem Interesse sein, weil die Parfüms mehr oder minder zur Gewohnheit geworden sind, sich in den Palästen wie in besseren bürgerlichen Häusern seit Jahren eingebürgert haben. Der Kaiser Wilhelm benutzt ausschließlich Eau de Cologne von Farina vis-à-vis dem Jüchlichplatz, vermeidet jedoch jedes andere Parfüm. Die Kaiserin benutzt mit Vorliebe das englische Parfüm aus der Myrtenblume und läßt außerdem ihre Gemächer mit Eau de vie de Lavande ambrè durchduften. Der Kronprinz legt eine besondere Neigung für das Eau de fleur d'Orange und den Extract der Berbena an den Tag, während die Kronprinzessin nur das fashionable Parfüm von Atkinson aus London, "Sandringham" benutzt. Für die junge Wöchnerin in Potsdam, die Prinzessin Wilhelm, wird Kölnisches Wasser in großen Quantitäten von Berlin bezogen, und durch Atomatiseure mit der Zimmerluft vermischt. Ferner ist ihr Lieblingsparfüm das aus "neugemähtem Heu" (new nown hay) hergestellte Odeur. Die Frau Erbprinzessin von Meiningen benutzt, gleich der Kronprinzessin, ausschließlich "Sandringham", während die Prinzessin Friedrich Karl zwischen "Weiße Rose" und "Reseda" abwechselt. Der Reichskanzler Fürst Bismarck benutzt außer einer großen Menge Kölnischen Wassers auch besonders gern das Eau de Portugal, dies neue aus der Apfelsinenschale hergestellte Parfüm. Daß Berliner Parfüm bis nach Italien geht, wird die Leser sicher in Erstaunen setzen, aber es ist eine Thatsache, welche wir aus einem Handschreiben der Königin von Italien erhärten können, daß ihr erklärtes Lieblingsparfüm "Maiglöckchen=Parfüm" ist, das sie von einer Berliner Firma bezieht.
- Der einzige Reichthum, den die Franzosen nicht lieben, ist der Kinderreichthum. Daher kommt's, daß Frankreich nur um 26 Köpfe auf 10,000 Franzosen zunimmt, während der Zuwachs in England 101, in Deutschland 115, in Nordamerika die Einwanderer inbegriffen, 260 beträgt. In Deutschland wächst die Bevölkerung 4-4 1/2 mal so rasch wie in Frankreich. Die Franzosen gönnten das den Deutschen, wenn nur nicht aus den Kindern später Soldaten würden. Das ist's, was sie bedenklich macht.
- In den vornehmen Vierteln der französischen Hauptstadt spricht man jetzt viel von einem Wohlthätigkeits=Concert, das von der Fürstin Metternich patronisirt, in der Salle Erard veranstaltet werden soll. Die Damen Krauß, Sala, Reichemberg und Judic werden sich hören lassen. Die Fürstin kommt eigens zu dieser Veranlassung nach Paris. Alle Damen des vornehmen Foubourg, die Marschallin Mac=Mahon an der Spitze, interessiren sich für das Unternehmen. Es handelt sich um Greise und Waisen. Eine edle Aufgabe, welche sich diese hohen Damen auferlegen.
- Langenbeck, der berühmte Operateur, will nach Wiesbaden gehen und in den Ruhestand treten. Es ist ihm nicht zu verdenken; denn er ist 73 Jahre alt, und wer genießt weniger Ruhe als ein tüchtiger Arzt? Seine Kunst würde aber schwer vermißt werden und darum sucht ihn der Kaiser zu halten.
- Die für den Kaiserlichen Urenkel bestimmte Amme ist, wie die "Kieler Zeitung" meldet, am 20. Mai Abends aus Kiel mit ihrem Kinde und einer älteren Verwandten nach Potsdam abgereist. Die Amme ist eine gesunde, stattliche junge Frau aus der Propstei, verheirathet mit dem Maurermeister Lemburg in Gaedersdorf. Pastor Mühlenhardt in Schönkirchen und Privatdocent Dr. med. Werth in Kiel haben die Amme ausfindig gemacht und ist dieselbe in Kiel einige Wochen unter Aufsicht des Dr. Werth in einem Privathause gepflegt worden. Bisher hat die Prinzessin Wilhelm bekanntlich ihr Kind selbst genährt und sie hat die Freude, es prächtig gedeihen zu sehen, wiegt doch der Kleine bei seinen 20 Tagen schon 10 1/2 Pfund. So wenigstens wird berichtet.
- In Newyork werden jetzt vielfach Chinesen zum Kinderwarten verwendet, wozu sie sich vortrefflich eignen. Sie unterscheiden sich dadurch sehr vortheilhaft von den Kindermädchen, daß sie sich nicht den Hof machen lassen.
- Der neue Komet ist jetzt in den Abendstunden in NNO. zu beobachtet, was jedoch ein sehr scharfes Auge erfordert. Mit einem mäßig starken Fernrohr sieht man das Gestirn deutlich: es steht jetzt, der "N. Pr. Z." zufolge, im Sternbilde des Kepheus nach dem Sternendreieck des Fuhrmanns zu. Man kann es so bequem beobachten, da es für unsere Breiten nicht unter den Horizont sinkt. Dieser Komet wurde von Wells in Amerika aufgefunden. Er wird jetzt rasch an Helligkeit zunehmen, da er am 8. Juni seine Sonnennähe erreichen und an diesem Tage nur noch 870,000 Meilen oder 17 Mondweiten von der Sonne entfernt sein wird.
- Ein junger Theolog aus den Hamburger Vierlanden machte sich auf nach Friedrichsruh. Er hätte gar zu gern etwas von Bismarck gesehen. In der Unschuld seines Herzens that er allerlei verfängliche Fragen, wann Bismarck ausgehe, wohin er zu gehen pflege und andere, und merkte nicht, daß ihn die Leute mürrisch und mißtrauisch ansahen. Das Ende vom Liede war, daß ihn ein Gensdarm nach Schwarzenbeck geleitete und ihm ein unfreiwilliges Nachtquartier anwies, in welchem er vom alten Bismarck'schen Wappenspruch träumte: Wahr' dich, Jung, es sind Nesseln dran!
- Ein junger Gutsbesitzer in Pommern litt an sonderbaren Zufällen und Erscheinungen, die kein Arzt erklären und heilem konnte. Als er einen berühmten Berliner Arzt aufsuchte, fragte dieser: Haben Sie einen Mops? - Ja! - dann haben Sie Würmer, die Ihnen von ihrem Hunde, der sie unter der Zunge hat, mitgetheilt worden sind. - So war's, es kostete eine schwere Operation, die Würmer fanden sich im Darm. Der Geheilte läßt sich nicht mehr lecken.
Röbel, 17. Mai. Ein Rademacher aus Ostpreußen wanderte mit einem Handwerksgesellen, wahrscheinlich Müller von Profession, der zuletzt in

[ => Original lesen: 1882 Nr. 41 Seite 6]

der Warener Dampfmüllerei in Waren beschäftigt gewesen sein soll. Unterwegs - in den Klinker Tannen - erzählte letzterer dem Rademacher, daß er sich ein Messer gekauft habe, um damit seine Collegen, die ihn etwa schlecht behandelt hätten, todtzustechen, dabei hantierte er mit demselben in der Luft, den Rademacher so unglücklich in den Rücken treffend, daß dieser sofort zusammenbrach. Dann zog der Messerheld den so Getroffenen in den Graben und verbarg sich in den Tannen. Bald nachher kam Fuhrwerk von Waren, welches den Schwerverletzten im Graben fand, denselben mitnahm, und nach der ärztlichen Klinik brachte, woselbst ihm ein Nothverband angelegt wurde. Einige Arbeitsleute machten sich nun auf den Weg, um den Thäter zu suchen. Sie trafen ihn auch bald und transportirten ihn nach Waren; der Rademacher wurde ebenfalls dorthin befördert und befindet sich jetzt in der erwähnten ärztlichen Behandlung, doch soll man an seinem Wiederaufkommen Zweifel hegen. Der Unglückliche wollte seinen Bruder, der Werkführer in der Plauer Eisengießerei sein soll, besuchen. (M. L.)
- In Paris hatte ein 21jähriger Bursche mit Hülfe seiner Geliebten eine greise Wittwe erdrosselt und beraubt. Als nach den Verhandlungen der Präsident an Bistor die Frage richtete, ob er noch etwas zu seiner Vertheidigung zu sagen habe, antwortete dieser schluchzend: "Ich bitte Gott, mein Opfer, meine arme Mutter und die menschliche Gesellschaft um Verzeihung." Man führt ihn nun in seine Zelle, während sich die Geschworenen zur Berathung zurückziehen. Ihr Urtheil lautet für Bistor: Schuldig ohne mildernde Umstände. Die Geliebte wird indessen nur der Theilnahme an der Beraubung für mitschuldig erkannt. Der Präsident befiehlt nun, den Angeklagten hereinzuführen. Die Gendarmen müssen ihn auf die Anklagebank tragen, weil er einer Ohnmacht nahe ist. Bei den Worten, mit denen der Gerichtshof die Todesstrafe ausspricht, sinkt Bistor ohnmächtig hin. Seine Geliebte, ein 17jähriges Mädchen, welches ihm im Gefängniß ein Kind geboren, wirft sich über ihn, umklammert seinen Hals und schreit: "Verurtheilt ihn nicht zum Tode, er soll nicht sterben, er ist unschuldig, ich habe den Mord allein begangen." Mit Gewalt mußte man sie von dem Körper des ohnmächtig gewordenen, welchen die Gendarmen hinaustrugen, losreißen. Sie selbst wurde zu sechs Jahren Gefängniß verurtheilt. "Gebt mir zehn Jahre damit ich nach Caledonien gehen kann," heulte sie. Die Scene hatte auf die Geschworenen einen so tiefen Eindruck gemacht, daß sie sich sofort vereinten, um ein gemeinschaftliches Gnadengesuch an den Präsidenten der Republik zu richten.
- Ein seltenes Dorf. Im Somogyer Komitate ist ein Dorf, welches Edde heißt, deßhalb merkwürdig weil seit Menschengedenken kein einziger Bewohner desselben im Gefängnisse saß oder auch nur wegen eines geringfügigen Diebstahls bestraft worden wäre. Die herrschaftlichen Schankwirthe machten hier schlechte Geschäfte, ja sie kehrten einer nach dem andern einem Dorfe den Rücken, in welchem ein Vierteljahr vergeht, ehe sie einen Eimer Wein ausschenken. Die Dorfbewohner sind fleißige Feldbauer und Viehzüchter, sehr gottesfürchtige Leute und verursachen einander keinen Schaden, ja man hört aus ihrem Munde kein beleidigendes Wort. "Somogy" schreibt dies dem Umstande zu, daß der alte Schullehrer, der seit 38 Jahren die Dorfjugend unterrichtet, ein ausgezeichneter Mann ist. Die Früchte seiner Lehren zeigen sich nun im moralischen Lebenswandel der von ihm Erzogenen.
- Die moderne Weltsprache. Daß die englische Sprache - wie im Alterthum die griechische und lateinische - immer mehr zur Weltsprache wird, zeigt uns u. A. auch folgende Notiz eines Zeitungsstatistikers: Nach seinen Angaben sind von 34,274 Zeitungen und periodischen Blättern, welche im Jahr 1880 regelmäßig erschienen, nicht weniger als 16,500 in englischer Sprache geschrieben. Ungefähr 8000 sind deutsch, ca. 4000 französisch und der größere Theil des Restes spanisch. Die Zahl der täglich erscheinenden Blätter betrug 4020 und die Gesammtzahl der Abonnenten auf alle diese Zeitungen in europäischen Sprachen 10 592,000 000. - Was hat diese Presse doch für einen Einfluß und für eine Verantwortung!
- Das Sternbild der Krebsschlüssel geht bekanntlich über jenen Monaten des Jahres auf, welche "kein r" in ihren Namen führen. Weniger bekannt ist, daß der Centralpunkt für den ganzen Krebshandel Berlin ist. Die Seen der Mark, Pommerns, Ost= und Westpreußens, die Flüsse Schlesiens liefern den Bedarf nach der Residenz, während Berlin selbst, Sachsen, Hannover, die Rheinprovinz, besonders aber Frankreich, an der Spitze Paris, die meisten Krebsesser stellen. England bezieht nur Krebsschwänze, von denen alljährlich mehr als 50,000 Schock von Berlin nach London gehen. In den Markthallen zu Paris werden täglich im Sommer durchschnittlich dreihundert Körbchen, jedes mit achtzig Krebsen, die zum größten Theil aus Berlin stammen (die größte Krebszüchterei ist in Hoppegarten in Berlin) verauctionirt. Die größten Krebse bleiben meist in Berlin; der Bedarf, welchen Paris hat, richtet sich zumeist auf die kleinen Decorationskrebse, welche zur Ausschmückung aller Arten von Gerichten verwendet werden. Welchen Umfang diese Krebsausfuhr nach Frankreich erreicht, wird daraus ersichtlich, daß allein die Micha'sche Krebszüchterei in Hoppegarten im Durchschnitt nahezu 90 000 M. Krebssteuer an Frankreich bezahlt. Somit müssen auch die Berliner Krebse herhalten, um zur Deckung der fünf Milliarden beizutragen. Besonders gute Preise erzielt der Krebs in den Monaten Mai und Juni, während es dem Feinschmecker bekannt ist, daß die Krebse im Monat September am schönsten, vollsten und zartesten sind.
- Ein Forstmann in Preußen lag lange und hart an der Gicht darnieder und kein Mittel wollte anschlagen. Da schrieb ihm ein College, laß Dich von Bienen stechen!- Er that's. Drei Bienen setzte er kurz nach einander an die schmerzhaftesten Stellen seines Fußes, ließ sich stechen und zog die Stachel aus. Es that weh, aber nicht so weh, wie die Gicht. Andern Tages stand er auf von seinem Schmerzenslager und wieder nach einigen Tagen ging er seinem Berufe nach. Eine Woche lang spürte er noch leichtes Brennen am Fuße, das ihn aber nicht genirte. Die Biene war sein bester Gichtarzt geworden. So erzählt er selbst; wir vermissen nur seinen Namen.
- Der Schriftsteller Edmund Hoefer ist in Kannstatt gestorben.
- Den massenhaften Eisfeldern, welche gegenwärtig, von Norden nach Süden treibend, den atlantischen Ozean unsicher machen, ist ein neues Opfer gefallen. Das Segelschiff "Western Belle", von Amerika nach Schottland unterwegs, ist nach einem Zusammenstoß mit einem Eisberge gesunken, mit ihm der Kapitän und 13 Mitglieder der Mannschaft. Der Steuermann und 6 Matrosen bewirkten ihre Rettung. Mehrere Dampfer haben ihre Rettung nur der Kraft ihrer Maschinen zu danken, die es ihnen ermöglichte mit geringen Beschädigungen den verderblichen Eisfeldern auszuweichen.
- Militärische Sonnenfinsterniß. Aus der "guten alten Zeit" erzählt man sich folgende heitere Anekdote. Eines schönen Vormittags ertheilte der Herr Hauptmann bei der Parole folgenden Apell=Befehl: "Heute Nachmittag findet eine Sonnenfinsterniß statt. Um 3 Uhr treten sämmtliche Mannschaften, inklusive der alten Leute, auf dem Kasernenhofe in Drillichanzuge und Mütze an. Ich werde den Mannschaften die heutige Sonnenfinsterniß erläutern. Bei schlechtem Wetter im Exerzirschuppen." Beim Apell verliest der Feldwebel folgenden Befehl: "Heute Nachmittag findet auf Befehl des Herrn Hauptmanns auf dem Kasernenhofe eine Sonnenfinsterniß statt, bei welcher sämmtliche Leute, inklusive der alten Mannschaften, im Drillichanzug und Mütze erscheinen. Der Herr Hauptmann wird die Sonnenfinsterniß persönlich leiten. Bei schlechtem Wetter findet die Sonnenfinsterniß im Exerzirschuppen statt."


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