No. 38
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Mai
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 38 Seite 1]

Bekanntmachung.

      Die Sitzungen des Schwurgerichts bei dem Großherzoglichen Landgerichte zu Güstrow für das zweite Quartal dieses Jahres beginnen am

Dienstag den 6. Juni.

        Rostock, den 10. Mai 1882.

Der Präsident des Großherzoglichen Ober=Landes=Gerichts.
Dr. Budde.


Die Berufs=Statistik.

In der nächsten Zeit wird das deutsche Volk sich an einer statistischen Aufnahme zu betheiligen haben, welche von den alle fünf Jahre stattfindenden Volkszählungen bedeutend unterschieden ist: es handelt sich diesmal weniger darum, festzustellen, um wie viel die Bevölkerung des deutschen Reiches gewachsen, wie sie nach Alter, Familienstand, Confession etc. beschaffen ist, sondern auf welche Weise sie ihr Brod verdient. Die Berufsstatistik, welche im nächsten Monat aufgenommen werden soll, befaßt sich mit dem Einzelnen weniger in dessen Eigenschaft als Staatsbürger, als vielmehr mit dessen Eigenschaft als Arbeiter. Welche Stellung er in der wirthschaftlichen Gemeinschaft, der er angehört, einnimmt will man wissen, was er arbeitet, soll festgestellt werden, nicht wie er sonst beschaffen ist. Das wird für Manchen bedenklich aussehen, und gewiß werden viele bei solchen verfänglichen Fragen sofort an die Steuerschraube denken, welche etwas fester angeschroben werden soll. Die Berufsstatistik berührt ein Gebiet, in welches sich Viele nicht gern hineinsehen lassen. Nun hat zwar das Reichsgesetz, durch welches die Berufsstatistik angeordnet wird, durch Androhung von Strafen für unrichtige Angaben bereits die Versuchung, die statistischen Angaben allzu leicht zu nehmen, zu wehren gesucht. Da aber trotzdem der gute Wille aller Gefragten zur Erzielung eines zuverlässigen Resultats unbedingt erforderlich ist, so mögen einige Bemerkungen zur Widerlegung obiger Befürchtungen nicht überflüssig sein.
Mit der Steuerschraube hat die Berufsstatistik gar nichts zu thun. Was der Einzelne in dieser Hinsicht auf die ihm zugestellten Zählkarten schreibt, bleibt gar nicht in Händen der Ortsobrigkeiten, sondern wandert sofort zu den Centralbehörden resp. an deren statistische Bureaux. Da aber hat man wirklich mehr zu thun, als sich darum zu bekümmern, was Hinz oder Kunz für Steuern zahlt; dort rechnet man nur mit großen Ziffern, und der Einzelne repräsentirt dort mit seiner Zählkarte eben nur eine simple Eins, er verschwindet in der Menge. Zu dem weiß jeder oder kann es wenigstens wissen, daß die bei der Steuerveranlagung beschäftigten Organe sich diejenige Auskunft, deren sie bedürfen, auf ganz andere Weise verschaffen können und auch verschaffen als durch eine solche statistische Aufnahme.
Die Berufsstatistik hat einen ganz andern und viel höhern Zweck. Sie soll eine Grundlage abgeben bei Entscheidung der wichtigen socialen Fragen, welche jetzt auf der Tagesordnung sind, zunächst bezüglich der Altersversorgungs= und Invalidenversicherung. Bei all den schwierigen wirthschaftlichen Fragen, welche jetzt angeregt sind und denen wir nicht aus dem Wege gehen können, wenn bestehende Mißstände beseitigt werden sollen, fehlt uns das sichere Fundament der Zahlen. Wer sich je, wenn auch nur oberflächlich, mit den wirthschaftlichen Zuständen unseres Volkes beschäftigt hat, wird auch schon den Mangel an zuverlässigen Angaben über die Erwerbsthätigkeit des Volkes empfunden haben. Zwar haben wir bei der letzten Volkszählung ebenfalls eine Frage nach dem Berufe zu beantworten gehabt; im Jahre 1875 ist bei Gelegenheit der Volkszählung auch eine Gewerbsstatistik aufgenommen worden. Aber weder das eine noch das andere reicht aus, um ein genaues Bild von unsern Erwerbsverhältnissen zu geben, denn mit der bloßer Angabe, welchem Beruf man angehört, ist natürlich noch wenig geholfen, und die Gewerbsstatistik ließ wichtige Zweige der productiven Thätigkeit der Gelehrten, Künstler etc. ganz außer Betracht. Sonach ist diese Berufsstatistik durchaus nichts Ueberflüssiges oder Bedenkliches, sondern im Gegentheil etwas durchaus Nothwendiges und Heilsames. Solche Aufnahmen kann der Staatsmann und Volkswirth eben so wenig entbehren, wie der Geschäftsmann die Inventur. Wie nur derjenige Geschäftsmann einen klaren Ueberblick über seine Lage erhalten kann, der regelmäßig seine Bilanz zieht, um zu ersehen, ob er vorwärts oder rückwärts gekommen ist, so kann nur diejenige Nation sich über ihre wirthschaftlichen Zustände klar werden, welche von Zeit zu Zeit eine gewissenhafte statistische Aufnahme über ihre Erwerbsverhältnisse veranstaltet. Mag deshalb Jeder das Werk nach besten Kräften unterstützen und zu seinem Gelingen mitwirken; daß nicht Fragen wegen der Vermögensverhältnisse und der Geschäfts=Geheimnisse des Einzelnen gestellt werden, davon wird Jeder sich selbst überzeugen können, sobald die Zählkarten ihm vorgelegt werden.


Politische Rundschau.

Mit 162 gegen 121 Stimmen hat der Reichstag am 12. d. beschlossen, die Tabaksmonopolvorlage einer Commission von 28 Mitgliedern zur Prüfung zu überweisen. Auf keiner Seite der Reichsvertretung ist irgend ein Zweifel darüber vorhanden, daß diese Commissionsberathung etwas Anderes bedeuten könne, als eine höfliche Form der Ablehnung. Die Ablehnung des vielbesprochenen Projectes selbst steht unbedingt fest, man weiß sogar schon im Voraus, wie klein die Minorität sein wird, welche den Muth hat, sich für das Monopol zu erklären. Die dreitägigen Debatten, welche im Reichstage darüber geführt worden sind, haben auch gar nicht den Zweck gehabt nach der einen oder der anderen Seite hin Propaganda zu machen; die Reden waren vielmehr ohne Ausnahme Wahlreden beziehungsweise politische Programmreden.

[ => Original lesen: 1882 Nr. 38 Seite 2]

In der Denkschrift zum Unfallgesetz wird ausgeführt, daß bei Annahme des durchschnittlichen Arbeitsverdienstes von 750 M., das Deckungscapital für die ermittelten tödtlichen und zur Arbeitsunfähigkeit führenden Unfälle bei zwei Millionen Arbeitern 14 3/4 Millionen M. betragen würde.
Heute Dienstag Nachmittag 4 Uhr wird in Wien das Unheil über die Angeklagten des Ringtheater=Processes gesprochen werden.
England. Der Mord in Dublin, gerade in dem Moment begangen (wie vermuthet wird durch amerik. Fenier, das sind die irischen Nihilisten), da man zu Gunsten Irlands einzulenken begann, hat natürlich eine furchtbare Aufregung hervorgerufen. Dennoch ist der überwiegende Theil der englischen Presse nicht aus ihrer gemäßigten Haltung herausgetreten. Eine Ausnahme machte wieder Frau Times, die dafür auch von Gladstones Leibzeitung zu hören bekam, die Mörder selbst hätten nichts besseres zur Förderung ihrer Ansichten vorbringen können. In Manchester hielt ein Freund Parnells eine Rede, in welcher er ausführte, solange Irland von England durch die Engländer regirt werde, würden stets solche Verbrechen sich erneuern. Das einzige Mittel zu deren Verhinderung sei die Ausrottung des jetzigen Systems mit Stumpf und Stil. Die Irländer müßten Irland regieren. - Im Parlament wird ein neues Gesetz eingebracht, das die Verkündigung des Belagerungszustandes für eine Anzahl von Bezirken, die Aufhebung der Schwurgerichte und die Verpflichtung der Entschädigung durch diejenige Gemeinde, wo das Verbrechen verübt wurde, vorschlagen soll.
Rußland. Die Judenverfolgungen in Rußland dauern fort. In Wyszegrad, poln. Gouvernement Plozk und in Human, kleinruss. Gouvern. Kiew wurden die Wohnungen der Juden vollständig ausgeplündert.
Frankreich. Im Journal "La Bataille" in Paris veröffentlicht das frühere Mitglied der Kommune, Lissagaray, einen Artikel, in welchem derselbe den Bericht eines amerikanischen Blattes, daß Prinz Louis Napoleon im Zulugebiete durch Emissäre der französischen Flüchtlinge zu London ermordet worden sei, als richtig bezeichnet. Diese Erklärung widerspricht den früheren detaillirten Berichten der Zeltgenossen des unglücklichen Prinzen. Danach wurde derselbe von durchaus echten Zulus zufällig ermordet. Daß aber Letztere mit französischen Kommunarden in näheren politischen Beziehungen sein sollten, darf wohl billiger Weise bezweifelt werden.
Afrika. In Egypten spitzen sich die Zustände immer mehr zur Entscheidung zu. Die Minister sollen beabsichtigen, die Edlen des Landes zu berufen, um die Absetzung des Kehdive aussprechen zu lassen. Mehre Generalconsuln hätten bei ihren Regierungen die Hersendung von Panzerschiffen nachgesucht. Die Kehdive ist entschlossen, dem Vorgehen der Minister unter allen Umständen Widerstand zu leisten und sich nöthigenfalls unter den Schutz Englands und Frankreichs zu stellen. - Die neueste Nachricht lautet: Der Verkehr zwischen dem Khedive und den Ministern ist unterbrochen; Letztere erkennen die Autorität der Khedive nicht mehr an und verbergen auch nicht mehr ihre Absichten. Der Sultan richtete ein Telegramm an den Khedive, worin er dessen Verhalten billigt und sagt, der Khedive habe nichts zu fürchten, die Pforte werde sofort im Einvernehmen mit den Mächten vorgehen.


Die N. Z. erinnert daran, daß am 1. Januar 1884 bekanntlich das Gesetz, betr. die Eichung von Schankgefäßen, in Kraft tritt. Seit der Publikation dieses Gesetzes ist fast ein Jahr verstrichen, aber man findet in unsern öffentlichen Lokalen zur Zeit wohl noch nirgends Bierseidel oder Gläser mit der gesetzlichen Eichung. Auch herrscht unter den Gastwirthen und Restaurateuren vielfach noch die Ansicht, daß die gegenwärtig im Gebrauch befindlichen Gläser am 1. Januar 1884 völlig untauglich werden. Das ist eine irrige Annahme. Die Maßeintheilungen sind vielmehr in dem Gesetz derartig bemessen, daß alle gebrauchten Gläser vorschriftsmäßig geeicht werden können, ohne die Einführung gänzlich neuer Gläser zu bedingen.
- Giftige Farben dürfen laut Kaiserl. Verordnung vom 1. Mai im deutschen Reiche zur Herstellung von Nahrungsmitteln, welche zum Verkaufe bestimmt sind, nicht verwendet werden. Giftige Farben im Sinne dieser Verordnung sind alle diejenigen Farbstoffe und Zubereitungen, welche Antimon (Spießglanz), Arsenik, Baryum, ausgenommen Schwerspath (schwefelsauren Baryt), Blei, Chrom, ausgenommen reines Chromoxyd, Cadmium, Kupfer, Quecksilber, ausgenommen Zinnober, Zink, Zinn, Gummigutte, Pikrinsäure enthalten. - Die Aufbewahrung und Verpackung der zum Verkaufe bestimmten Nahrungs= und Genußmitteln in Umhüllungen, welche mit giftiger Farbe (§. 1) gefärbt sind, sowie in Gefäßen, welche unter Verwendung giftiger Farbe (§. 1) derart hergestellt sind, daß ein Uebergang des Giftstoffes in den Inhalt des Gefäßes stattfinden kann, ist verboten. Die Verwendung der im §. 1 bezeichneten giftigen Farben, mit Ausnahme von Zinkweiß und Chromgelb (chromsaures Blei) in Firniß oder Oelfarbe, zur Herstellung von Spielwaaren ist verboten. Die Verwendung der mit Arsenik dargestellten Farben zur Herstellung von Tapeten, imgleichen der mit Arsenik dargestellten Kupferfarben und der solche Farben enthaltenden Stoffe zur Herstellung von Bekleidungsgegenständen ist verboten. Das gewerbsmäßige Verkaufen und Feilhalten von Nahrungs= und Genußmitteln, welche den Vorschriften der §§. 1, 2 zuwider hergestellt, aufbewahrt oder verpackt sind, sowie von Spielwaaren, Tapeten und Bekleidungsgegenständen, welche den Vorschriften der §§. 3, 4 zuwider hergestellt sind, ist verboten. Diese Verordnung tritt mit dem 1. April 1883 in Kraft.
- Bei der jetzigen Brutzeit der Vögel sei darauf hingewiesen, daß das Strafgesetzbuch für das Ausnehmen und Zerstören von Vogelnestern sehr strenge Paragraphen hat. Die Strafen können nach dem Ermessen des Richters bis zu 14 Tagen Gefängniß verschärft werden.
- Einer der berühmtesten griechischen Freiheitshelden war der junge, feurige Athanesius Diakos. Er wurde 1821 in der Schlacht bei Termopylen von den Türken gefangen und von dem Pascha Omer Brionis zum Feuertode am Bratspieß verurtheilt. Phitius Alexiu, Zimmermann in Lamina, wurde von dem Pascha gezwungen, den Bratspieß für seinen Landsmann zu schnitzen, aller Widerstand half nichts, am 26. April wurde Diakos lebendig am Spieß gebraten. Alexiu ist dieser Tage 94 Jahre alt gestorben, er hat aber niemals jenen furchtbaren Tag vergessen.
- Auf der Zeche Pluto bei Wanne in Westfalen hat am 11. d., Morgens 4 Uhr eine schreckliche Explosion schlagender Wetter stattgefunden. Bis 10 Uhr waren schon 58 Todte und 40 Verletzte zu Tage gefördert.
- Es ist bekannt, daß beim Ausathmen Kohlensäure aus dem Blute geschieden wird. In 100 Kubikzoll atmosphärischer Luft sind 21 Kubikzoll Sauerstoff und 76 Kubikzoll Stickstoffgas enthalten. Während mit jedem Athemzug etwa 20 Kubikzoll atmosphärischer Luft und in dieser 4 Kubikzoll Sauerstoff, 16 Kubikzoll Stickstoff und ein ganz geringer Theil Kohlensäure von uns eingeathmet wird, enthält die ausgeathmete Luft in 100 Kubikzoll 16,03 Sauerstoff und 4,3 Kohlensäure, mithin gehen bei jedem Athemzug 0,96 Kubikzoll Sauerstoff in die Blutmasse über und werden 0,86 Kubikzoll Kohlensäure ausgeschieden. Der wichtigste Zweck des Athemholens ist: a. dem Blute und dadurch dem Körper Sauerstoff zuzuführen, ohne welchen die organischen Prozesse, Zersetzungen und Verbindungen nicht zu Stande kommen; b. die giftige Kohlensäure auszuscheiden.
- Am Freitag Nachmittag gegen 4 Uhr entlud sich über der Stadt Glatz in Schlesien ein fürchterliches Hagelwetter mit Körnern von der Größe eines Hühnereies. Die Zerstörungen sind schrecklich. Tauben, Schwalben, Sperlinge und anderes kleines Gethier lag erschlagen am Boden. Die zu so schönen Hoffnungen berechtigende Erndte ist vollständig vernichtet und arger Nothstand in Aussicht. Auf einem Dorfe in der Umgegend fiel ein Wolkenbruch; es werden 10 Mann vermißt, ebenso ein Bauer mit Wagen und zwei Pferden. Während des Gewitters war die Gegend in undurchdringliche Finsterniß gehüllt.

[ => Original lesen: 1882 Nr. 38 Seite 3]

- Abermals hat ein Brand nicht allein mehrere Millionen von Werthen zerstört, sondern auch viele Arbeit und vielen Fleiß in einigen Stunden vernichtet. Ende Mai sollte in Berlin die hygienische Ausstellung eröffnet werden, das heißt aller auf Gesundheitspflege und leibliche Rettungsanstalten sich beziehende Gegenstände. Die Urheberin dieser Ausstellung ist die Kaiserin. Wie nun diese Ausstellung im großartigsten Maßstabe fast ganz fertig gestellt und die Ausstellungsgegenstände größtentheils eingetroffen waren, entstand am Freitag Abend Feuer in der Arbeitskammer der Ausstellung, das mit so großer Geschwindigkeit um sich griff, daß von dem ganzen Hauptgebäude nichts gerettet werden konnte. Der Schaden wird auf fast 3 Mill. M. berechnet. Schon am folgenden Tage wurde jedoch auf Wunsch des Kronprinzen der Entschluß gefaßt, unverzüglich an den Wiederaufbau des Gebäudes zu gehen, um die Eröffnung der Ausstellung doch noch im Laufe dieses Sommers zu ermöglichen.
- Die Hohenzollern haben es schon einmal erlebt, daß dem regierenden Fürsten ein Urenkel geboren wurde. Dieser glückliche Urgroßvater war Kurfürst Johann Georg und sein Urenkel war Prinz Georg Wilhelm, der 1595 geboren und 1619 zur Regierung kam.
- Kaiserin Eugenie führt in Bad Ems den Namen einer Gräfin von Pierrefond. Ob sie sich den Denkstein an den 13. Juli 1870 (Benedetti) betrachtet? Der Pöbel in Lyon hat ihr bei ihrer Durchreise zugerufen: "Es leben die Zulus!"
- Am 17. dieses ist eine totale Sonnenfinsterniß. Sie nimmt ihren Anfang im westlichen Centralafrika um 5 Uhr 45 Min. Morgens mittlerer Berliner Zeit, erstreckt sich über den größeren Theil Nordafrikas, über Europa und fast den ganzen asiatischen Continent und endet in der Nähe der Insel Luzon um 11 Uhr 14 Min. Vormittags. Die totale Verfinsterung geht aus den Sudanländern durch Oberegypten, das nördliche Arabien, Persien, Turkistan und China. In Deutschland ist der Beginn der Finsterniß 6 Uhr 37 Min., das Ende 8 Uhr 2 Min. Morgens; sie wird sich bei uns nur auf den vierten Theil der Sonnenscheibe erstrecken.
- In dem Pfarrhofe zu Buchheim bei Lausigk in Sachsen wurde am 4. d. M. eine an einem Holzstoße liegende, sich Sonnende, etwa eine Elle lange Kreuzotter getödtet. Die Annahme, daß Kreuzottern sich nicht in der Nähe von menschlichen Wohnungen aufhalten, ist somit irrig. Die Kreuzottern sind gerade jetzt besonders gefährlich, daher doppelte Vorsicht dringend geboten.
- Zum erstenmal sind Griechen nach Nordamerika ausgewandert und zwar 40 Ackerbauer aus Sparta.
- Ein kürzlich in Frankfurt gestorbener Dachdecker war 25 mal vom Dache, einmal sogar vom Kirchthurm gefallen, ohne sich erheblich zu verletzen.


Anzeigen.

Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 6. Juni d. J. bei dem hiesigen Landgericht beginnenden Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Freitag, den 19. Mai d. Js., Mittags 1 Uhr

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I. anberaumt.
Güstrow, den 12. Mai 1882.

Der Präsident des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
von Amsberg.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuches über das zu Schönberg an der Wasserstraße sub Nr. 64 belegene Wohnhaus c. p. des Fuhrmanns Hans Krohn allhier wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termine der Praeclusivbescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 10. Mai 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Ersparniß= u. Vorschuß=Anstalt.

Die Auszahlung der zu Johannis d. J. fällig werdenden Zinsen auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Kapitalien findet bereits in der Pfingstwoche statt. - Die Anstalt ist zu diesem Zweck vom

Dienstag den 30. Mai d. J.
bis
Sonnabend den 3. Juni d. J.,
beide Tage einschließlich, von                          
8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags
geöffnet.                                                    
Schönberg den 13. Mai 1882.
                                                    Das Directorium
                                                    der Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.


Waffen.

Revolver in allen Systemen u. Größen, Jagdgewehre in Perkussion, Lefaucheux und Cetralfeuer, (Lancaster) Büchsflinten, Scheibenbüchsen, Flobert-Salonbüchsen, geräuschlose Techins, Wind- u. Bolzenbüchsen, Schiess-Spazierstöcke, Stockflinten, Lefaucheux-Pistolen, Terzerole, Flobert-Pistolen, Revolver-Portemonnaies, Schlagringe, Todtschläger, Lebensvertheidiger, Dolch- u. Degenstöcke, Säbel, Hirschfänger, Waidmesser, Dolchmesser, Fechterklingen u. Utensilien, Patronen u. Munition aller Art zu allen Schußwaffen, sowie sämmtliche Jagdartikel u. Requisiten für Jäger etc. etc. empfiehlt die Waffenfabrik von

F. W. Ortmann in Solingen.
Ausführliche Preislisten versende franko u. gratis.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


Lebensversicherung.

Nach dem demnächst - nach beendigter Prüfung seitens der Ausschüsse der Versicherten - zur Veröffentlichung gelangenden Rechenschaftsbericht der Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha für 1881 hat diese älteste und größte deutsche Lebensversicherungsanstalt im vorigen Jahre 4153 neue Versicherungen über 28,179,100 M. abgeschlossen und dadurch, nach Abzug der Sterbefälle und des sonstigen Abgangs wieder einen reinen Zuwachs von 1616 Versicherten und 16,556,600 M. Versicherungssumme erzielt. Ihr Versicherungsbestand erhöhte sich infolge dessen bis Ende 1881 auf 57,549 Personen mit 394,564,300 M. Versicherungssumme.
Ganz besonders günstig waren wieder die finanziellen Geschäftsergebnisse. Der reine Ueberschuß, welchen das Jahr 1881 lieferte, beziffert sich auf 5,527,172 Mark, ein Betrag, welcher in gleicher Höhe noch in keinem früheren Jahre erübrigt worden ist. Zu diesem Ergebniß trug vornehmlich mit der günstige Verlauf der Sterblichkeit unter den Versicherten bei. Während nach den Rechnungsgrundlagen der Bank eine Sterbefallausgabe von 8,102,901 Mark für 1301 Personen zu erwarten war, wurden im Ganzen nur 6,599,100 Mark für 1170 Gestorbene, mithin aber 1,503,801 Mark weniger, als erwartet werden mußte, zahlbar. Weiter ist jedoch die Erzielung des hohen Jahresüberschusses auch dem verhältnißmäßig noch guten Zinsertrag (im Durchschnitt 4,6 Prozent), von dem Bankvermögen, sowie dem außerordentlich niedrigen Aufwand für Verwaltungskosten, welche einschließlich der Agentenprovisionen und Arzthonorare im Ganzen nur 4,93 % der Jahreseinnahme ausmachten, zu verdanken.
Der zum Theil (Ende 1881 mit 91,293,603 Mark) gegen hypothekarische Sicherheit ausgeliehene Bankfonds erhöhte sich um 6,528,646 M. und wuchs dadurch auf 102,470,709 M. an, wovon 77,674,115 M. die erforderlichen Prämienreserven und Ueberträge begreifen und 1,848,435 M. zur Deckung sonstiger Verpflichtungen dienen, die übrigen 22,948,159 M. aber reine Ueberschüsse bilden, welche in den nächsten fünf Jahren an die Versicherten zur Vertheilung kommen und für diese Jahre eine durchschnittliche Dividende von 43 % der Jahresprämie erwarten lassen.
Im laufenden Jahre beträgt die Dividende 42 %; dieselbe wird sich aber im nächsten Jahre auf 43 % belaufen und, wie sich ebenfalls bereits mit ziemlicher Zuverlässigkeit feststellen läßt, im Jahre 1884 sich voraussichtlich sogar auf 44 % erhöhen.
Im ganzen hat die Bank während ihrer nun 53jährigen Wirksamkeit bereits 133 Millionen Mark an fällig gewordenen Versicherungssummen ausgezahlt und mehr als 59 1/3 Millionen Mark als Dividende an ihre Versicherten zurückgewährt.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 38 Seite 4]

Da ich mein Geschäft mit Dampfkraft eingerichtet habe, bin ich in den Stand gesetzt die Wolle sehr schnell fertig zu machen auch die Preise im kratzen, spinnen und weben herunter zu setzen. Auch nimmt der Webermeister Trems am Kirchhofe Wolle für mich entgegen. Für reelle und gute Arbeit wird gesorgt und bittet um geneigten Zuspruch

J. Voss, Tuchmachermeister.       

Schönberg, Hinterstraße Nr. 75.


Bekanntmachung.

Von heute an werden sämmtliche in meinem Geschäft vorkommenden Arbeiten nach folgenden herabgesetzten Preisen berechnet. Wolle kratzen à Pfd. 20 Pfennig (Mecklenburg)., einfaches Garn spinnen von 30 Pfennig (Mecklenburg)., Strickgarn spinnen, 3= und 4drätig, von 50 Pfennig (Mecklenburg). an. Wolle kratzen, spinnen, weben zu Wollenzeug nebst walken die Elle 40 Pfennig (Mecklenburg).
Sollten meine verehrten Freunde und Gönner, welche über größere Posten verfügen, Schönberg nicht besuchen, so werde ich dieselbe durch mein Fuhrwerk gerne abholen lassen.

Hochachtungsvoll          
J. Kloth, Tuchmacher.       


Für meine                                                    
Wollspinnerei

empfehle ich mich mit Wolle zu spinnen und kratzen nebst Wollenzeug machen. Für einzelnes Garn à Pfund 36 Pfennig (Mecklenburg)., zu Strumpfgarn à Pfd. 64 Pfennig (Mecklenburg)., Wolle zu kratzen à Pfd. 20 Pfennig (Mecklenburg)., Wollenzeug machen 44 Pfennig (Mecklenburg). die alte Elle. Jeden Auftrag führe schnell aus.
Zur Annahme von Wolle haben sich die Herren Kaufmann Rieckhoff=Carlow, sowie die Omnibusführer J. Ditz und Lüsch von hier bereit erklärt und kann dieselbe von dort gegen die Kosten, franko wieder in Empfang genommen werden. Genaue Adresse, sowie Angabe, was von der Wollte gemacht werden soll, wolle man angeben, damit darin kein Irrthum vorkommt.

                                                    H. Kollmorgen,
                                                                              Tuchmachermeister.
Rehna im Mai 1882.                          


Künstlichen Dünger
der Tremser Knochenmühle

empfehle von meinem Lager event. ab Fabrik zu Fabrikpreisen

Aufgeschlossenes Knochenmehl
per Centner 9,50 M.,

bei Wagenladungen nach Mecklenburg, Schleswig=Holstein und Lauenburg franco. Zahlung Netto per Comptant event. pr. Accept bis nach der Ernte.

Lübeck, Trave 372.                                                     F. C. Nielsen.


Eine Büdnerei,

von ca. 24 Scheffel Aussaat besten Weizen= und Roggenboden, mit ganz neuen Gebäuden soll sofort billig mit geringer Anzahlung verkauft werden durch

P. Maass, Makler in Schönberg.       

NB. event. können ca. 40 Scheffel Aussaat Acker mit in Pacht übernommen werden.


Tanz=Unterricht.

Hiermit dem geehrten Pulikum die ergebene Anzeige, daß mein Unterricht am

Dienstag den 16. Mai
Nachmittags 5 Uhr beginnt.                                                    
                                                    Hochachtungvoll
                                                    Johs. Dohrmann.


Bienenkorb                                                                                 Für Bienenzüchter
Bestellungen auf                  
Kunstwaben
(mit Angabe der Stückzahl,Breite und Höhe) nimmt entgegen                          
                                                    Siebmacher Dehler,
                                                    Coburg, Rosengasse.


Scheibenschießen      Scheibenschießen
nach Gewinnen.

Am 2. Pfingsttage und am Tage nach Pfingsten findet bei mir ein Scheibenschießen nach Gewinnen statt.
Büchsen und Schießbedarf wird von mir geliefert. Ein Satz von 3 Schüssen, worauf nur ein Gewinn fallen kann, kostet 1 M.
Hierzu ladet freundlichst ein

Gastwirth Tretow.     
Demern.              


Scheibenschießen
nach guten Gewinnen,
am 2. und 3. Pfingsttage,
wozu alle Freunde und Bekannte ergebenst einladet                          
                                                    J. Michaelsen.
Selmsdorf, den 15. Mai 1882.       


Tesch's Restauration.
Am Himmelfahrtstage                          
Mai=Bowle.


Anna Schnell
Franz Sass
Verlobte.
Herrnburg.                                                     Palingen.


Todesanzeige.

Heute Morgen entschlief sanft nach langem Leiden unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter die

Wwe. Marie Kock geb. Kohlhase
tief betrauert von                                                    
                                                    den Hinterbliebenen.

Rüschenbeck den 15. Mai 1882.
Die Beerdigung findet Freitag Nachmittag 2 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Himmelfahrt.

Frühkirche: Pastor Kämpffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 15. Mai 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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