No. 28
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. April
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 28 Seite 1]

Des Osterfestes wegen erscheint die nächste Nummer der Anzeigen am Freitag den 14. April d. Js.


Bekanntmachung.

          Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe

abgehalten werden:

1. Freitag, den 21. April,
Morgens präcise 9 Uhr

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Bäck, Bardowiek, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow mit Hoheleuchte, Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeldt, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Mahlzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf mit Wietingsbäck), Menzendorf(Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow mit Maurin=Mühle, Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Sonnabend den 22. April,
Morgens präcise 9 Uhr

Musterung der Militärpflichtigen aus den Ortschaften:

Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz, Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin), Schbrg.=Sülsdorf, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torisdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Montag den 24. April,
von Morgens 9 Uhr an

Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1862.
      Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge; für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatzkommission geloost.
      Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im §. 24 7, der Einordnung angedroheten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1862, sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind:
      Sämmtliche Militairpflichtige haben ihre Geburtsscheine, sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungsscheine mitzubringen.
      Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militairpflichtigen ihres Geburtsortes zu gestellen.
      Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliches Attest einzureichen.
      Reklamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienst wegen häuslicher Verhältnisse etc. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civilvorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermin bestätiget werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatzcommission verpflichtet.
      Etwaige zur seemännischen Bevölkerung gehörende Militairpflichtige (§. 21 der Ersatz=Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.

[ => Original lesen: 1882 Nr. 28 Seite 2]

      Die Beorderung der Militairpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutirungsstammrollen betrauten Personen haben zum Musterungsgeschäft mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermin zur Vorlage gebracht werden.
      Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen, die nach Aussiedlung der Stammrollen zuziehenden fremden, sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.
      Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Sonnabend den 22. April wird die Classificirung der für einen Mobilmachungsfall auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Landwehr, Seewehr und Ersatzreserve I Classe stattfinden, die gemäß §. 18 der Control=Ordnung ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht haben müssen. Dieselben haben zu dem bezeichneten Termin zu erscheinen.
          Schönberg den 6. März 1882.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


     Nr. 6 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
          II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betr. die Durchschnittspreise des Monats Februar 1882.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Deutsche Feuerversicherungs=Gesellschaft "Vater Rhein" aus Gegenseitigkeit in Köln.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Militair=Abschätzungs=Commission für das Fürstenthum Ratzeburg.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postpacketen ohne Werthangabe nach dem Niederlande.
(5.) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postkarten mit Antwort nach den Vereinigten Staaten von Columbien.
          III. Abtheilung.
     Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben den als Hülfsarbeiter in die Landesregierung committirten Amtsrichter Wilhelm von der Decken zum Regierungs=Assessor mit Sitz und Stimme im Staatsministerio und im Regierungs=Collegio zu ernennen geruhet.
          Neustrelitz, den 31. März 1882.


Aus Nordamerika

schreibt ein deutscher Landsmann und Landmann, der seit länger als einem Menschenalter sich drüben in Glandale, Massachusetts, Berkshire County angesiedelt hat, über den deutschen Schutzzoll:
Im Vertrauen muß ich vorausschicken, daß der Fürst Bismarck in Amerika einen ziemlich großen Kreis von Verehrern besitzt, ganz besonders bei den deutschen Farmern, die an manchem Redner im Reichstage und Landtag oft tadeln, daß sie mehr die Theorie als die Praxis, walten lassen. Der Deutsche ist in Amerika praktischer geworden als er daheim war. Doch zur Sache.
Den vielen Klagen über den erhöhten Zoll in Deutschland und über den Fürsten Bismarck antwortet der Amerikaner, daß dem Manne großes Unrecht geschieht. Thatsachen und Zahlen widersprechen. Was sollen die hohen Zölle bezwecken? Doch nicht nur die Einnahmen des Staates erhöhen, sondern viel mehr noch der Industrie und Landwirthschaft aufhelfen. Viele viele Jahre verschaffte Amerika sich auf eigene Hand das Privilegium, den Weltmarkt mit den Erzeugnissen der Industrie und der Landwirthschaft zu beherrschen und fand überall einen guten und willigen Markt, während es sich selbst enorm hohe Schutzzölle auflegte und Europa lahm gelegt war zum Export. Viele Jahre zurück haben wir Amerikaner oft wehmüthig diese Verhältnisse zum Nachtheil des lieben Vaterlandes betrachtet und gehofft, daß die Zeit komme, daß man es drüben so machen möge, wie es Amerika gemacht hat, das nicht schlecht dabei gefahren ist. Ueberzeugender kann nichts sein als folgende Thatsache:
Die amerikanischen Farmer bauen Weizen, senden diesen per Eisenbahn 1500 engl. Meilen zum Hafen zur Verschiffung, dann ist derselbe über den Ocean 3000 Meilen zum Kostenpreis des Transports, vom Ersten bis zum Letzten, zu 20 Cents (100 Cents = 1 Dollar) per Bushel "weniger" als was es den englischen Landwirthen kostet, ihren Weizen zu gewinnen und auf den Markt in England zu bringen, wo der amerikanische Weizen 35 Cents per Bushel billiger verkauft wird, als der englische Landwirth im Stande ist, ihn zu bauen. Diese Thatsache spricht zu deutlich für des Fürsten Bismarcks Handlung. - Wird der deutsche Weizen in England nicht aus dem Markt verdrängt unter solchen Conjunkturen? An den Haaren lassen sich verbesserte Zustände nicht herbeiziehen, und nicht sofort die Vortheile einheimsen.
Wie man in Amerika Landwirthschaft betreibt, bezeuge der Ertrag einer Weizen=Farm. Die größte Farm ist die Godinfarm, nahe Fango Dakota, auf auf welcher 1881 40,000 Ackers (à Acker 140 []Rth. à Rth. 16 1/2 Fuß) mit Weizen bestellt waren. In einem Felde von 2361 Ackers wurden 66,285 Bushel oder ca. 25 Bushel per Ackerer, à Bushel 60 Pfd. egales Gewicht, gedroschen. Die Farm hat bedeutende Scheunenräume und eine Maschinenbau=Fabrik, Elevators, und während der Saatzeit sind 70 bis 80 Männer mit dem Säen, in der Ernte 250 bis 300 Männer (Frauen arbeiten in Amerika nicht im Felde) beschäftigt. Der Boden liegt in einer ziemlich ebenen Fläche, die Bodenbeschaffenheit besteht aus reichem schwarzem Thon. (In allen New=England=Staaten ist nicht ein Acker solchen Landes zu finden, hier ist der sterilste Boden, der nur existirt, zu finden.) Wenn ich nun einmal die verschiedenen Staaten erwähne, so will ich die Ertragsfähigkeit des Staates Illinois (sprich Illineus) erwähnen. Die Schätzung der Ernte von 1881 beläuft sich auf 200,000,000 Dollars. Dies Total=Areal beträgt 55,410 Quadrat=Meilen oder 35,4626,400 Acker, wovon der größte Theil unter Cultur und Grasland. Wird ein Durchschnittsertrag von 5 2/3 Dollars per Acker für alles Land angenommen. So ergibt dies die Summe von 200,000,000, welches das doppelte Produkt von allen Gold= und Silberminen des Landes ist.


Politische Rundschau.

Das preuß. Herrenhaus wird am 20. April die kirchenpolitische Vorlage, wie sie aus den Beschlüssen des preuß. Abgeordnetenhauses hervorgegangen ist, berathen. Da am 24. April der Reichstag zusammentreten soll, fällt möglicher Weise das Votum des Reichstages über das Tabaksmonopol zwischen diese Herrenhausberathung und die Entscheidung der Regierung.
In allen Theilen des Reiches erklären sich Volksversammlungen und Interessenten gegen das Tabaksmonopol.
Den Kirchengebeten in Preußen wird seit den letzten Sonntag die Fürbitte für die ihrer Niederkunft entgegensehende Prinzessin Wilhelm eingefügt.
Siehe da, Skobeleff, der neue Attila, entpuppt sich als geborner Blitzschwab, Namens Kobele, genauer genommen als der Enkel eines Kobel aus Wiedltsbach in Schwaben, dem s. Z. die spröde Tochter des Bürgermeisters einen Korb gab und der deshalb 1814 mit den Russen in die Welt ging und in Rußland General wurde. Weil er etwas klein von Statur gerathen war, nannten ihn seine Landsleute nur 's Kobele.
Großbritannien. Die Bootwettfahrt der beiden Universitäten Cambridge und Oxford auf der

[ => Original lesen: 1882 Nr. 28 Seite 3]

Themse hatte am 1. April aus London bei Frühlingswetter hunderttausende von Zuschauern, darunter zahlreiche Parlamentsmitglieder nach Putney geführt. Cambridges Farbe ist hellblau. Sie war in Abzeichen, Bändern und Schleifen am stärksten vertreten. Aber die dunkelblauen, die Oxforder, kamen wie seit mehreren Jahren zuerst zum Ziele und trugen den Preis davon.


- Dem Herzog von Dessau ist auf einer seiner letzten Schnepfenjagden ein Schrotkorn von einem Schuße, den einer seiner Cavaliere auf eine dahinstreichende Schnepfe abgab, zwischen Stirn und Auge in die Haut gefahren. Der Herzog befahl dem Leibjäger, in dem er seinen Gnickfänger zog, das Schrotkorn herauszuholen. Dieser aber mochte nicht operationsgewandt genug sein, kurz das Korn blieb bis zum Abend sitzen, wo es der herzogliche Leibarzt schnell und gefahrlos entfernte.


Anzeigen.

Die in der Nähe des Hohemeiler Forstgehöfts befindliche Torfscheune soll öffentlich meistbietend auf Abbruch verkauft werden und steht zu diesem Zwecke ein Termin auf

Dienstag den 11. April d. J.
Vormittags 10 Uhr

an Ort und Stelle an, wozu Kaufliebhaber hierdurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Verkaufsbedingungen im Termin bekannt gemacht werden, auch vorher in der Domainenamts=Registratur eingesehen werden können.
Schönberg den 25. März 1882.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


In Sachen, betr. die Zwangsversteigerung der der Ehefrau des Hauswirthes Köhncke gehörenden, zu Lüdersdorf sub Nr. II. belegenen Vollstelle c. p., ist in dem am 24. März d. Js. abgehaltenen Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an dieselbe, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftliche Beweismittel, sowie zur Ausführung etwaiger Erstigkeitsrechte sofort zu Protokoll das Ausschlußurtheil erlassen und verkündet worden, was hierdurch gemeinkundig gemacht wird.
Zugleich wird der auf

Freitag den 21. April 1882
Vormittags 11 Uhr

vor Großherzoglichem Amtsgerichte hieselbst angesetzte Ueberbotstermin über die qu. Vollstelle mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß in dem am 24. März cr. abgehaltenen ersten Verkaufstermin kein Gebot abgegeben worden ist.
Schönberg, den 3. April 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       


Holz=Auction

im Vitenser Forste, Revier: Törber Holz am Mittwoch den 12. April 1882 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über:

Eichester
eichen Knüppelholz
eichen Stangenholz
buchen Kluftholz
buchen Knüppelholz
buchen Stangenholz
buchen Zweigholz
Versammlung Morgens 9 Uhr auf dem Landwege im Törber Holze.
Rehna den 4. April 1882.

Großherzogliche Forst=Inspection.


Am Dienstag den 11. April Vormittags 11 Uhr sollen auf der Hauswirth Creutzfeldt'schen Hofstelle zu Niendorf öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

eine fast neue 2pferdige Dreschmaschine, ein gebrauchter Bauwagen, eine fast neue Doppelwalze.

Hauswirth Oldenburg=Niendorf.         
Hauswirth Retelstorf=Gr. Mist.          


Oeffentliche Versteigerung.

Am Dienstag den 11. April d. J. von Vormittags 10 Uhr an sollen auf der Hauswirth Köhncke'schen Vollstelle zu Lüdersdorf

15 Stück Kühe, Starken und Kälber, 3 Pferde, Pferdesielen, 3 Bauwagen, 1 Stuhl= und ein kleiner Wagen, Eggen, Pflüge und sonstiges Ackergeräth, Torfschiff und Torfgeräth, Kornrummel, Betten, Haus= und Küchengeräth, 3 Sopha, Polster und Rohrstühle, Schränke, Tische, Bänke, 1 Pianino und viele andere Sachen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft
werden.
Schönberg den 3. April 1882.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


Heute Vormittag 11 1/2 Uhr entschlief sanft nach langen Leiden unser vielgeliebter Schwiegervater, Großvater und Bruder, der frühere Hauswirth

H. Eckmann zu Blüssen

im 67. Lebensjahre; tief betrauert von den Hinterbliebenen.

                                                    Auguste Eckmann
                                                        geb. Behnke nebst Kindern.
                                                    J. F. Eckmann.

Schönberg den 6. April 1882.
Die Beerdigung findet am Dienstag den 11. April, Mittags 12 Uhr vom Trauerhause aus nach dem Lübseer Kirchhofe statt.


Von Ostern d. J. an habe ich eine im Galgenmoor belegene, ein sehr echtes Kuhfutter erzielende

Wiese

zu verpachten. Ich bitte, daß Pachtliebhaber sich bei mir melden.
Schönberg den 6. April 1882.

Dora Mussfeldt.       


Allgem. Gesellen=Krankenkasse.

Die Einzahlung des vierteljährigen Beitrages von Ostern bis Johannis geschieht am

Sonntag den 16. d. M.
Nachmittags 3 Uhr

im Lokale des Herrn Gastwirth Krüger hieselbst.
Schönberg im April 1882.

Der Vorstand.       


Tesch's Restauration.
Am Osterfeste. Mai Bowle,
kalte und warme Speisen à la Carte
Wiener Märzen= und Bock=Bier
vom Faß.
Marienthaler Bier auf Flaschen
Hamburger Bier auf Flaschen
Kieler Bier auf Flaschen
Erlanger Bier auf Flaschen
Wismarsches Bier auf Flaschen
wozu freundlichst
einladet                          
                                                    F. Tesch.


Während der Festzeit
Bock=Bier
vom Faß
                                                    bei Boye.


In Kösters Hôtel
am 2. Ostertage
große Tanzmusik
à Tanz 10 Pfg.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 28 Seite 4]

Jürgensen & Robschuld,
717 Lübeck, große Burgstraße 717.
Vollständiges Magazin
von Haus= und Küchengeräthen,
Lager von Werkzeugen, Eisen- und Kurzwaaren.


Die diesjährige Frühjahrs=Versammlung des Landwirthschaftlichen Vereins findet am

Donnerstag den 13. April d. Js.
Morgens 11 Uhr

im Boye'schen Gasthause hierselbst statt, zu welcher Namens des Vorstandes ergebenst einladet

                                                    der Secretair des Vereins
                                                    Wilh. Heincke.


Henckels Waschmittel
                                                    empfiehlt
Aug. Spehr.


Prima
Saathafer und Kleesaat,
sowie sämmtliches
Saatkorn
empfiehlt                          
                                                    H. F. Studemund.


Unterzeichneter erlaubt sich hiermit einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend sein

Papp= und Schieferdeckergeschäft

in empfehlende Erinnerung zu bringen. Anfertigung von Papp= und Schieferdächern unter Garantie der Haltbarkeit. Ueberstrich von Pappdächern sowie Reparaturen werden prompt und zu den billigsten Preisen besorgt.

                                                    Achtungsvoll
                                                    Hubert Keul,
                                                    Dach= und Schieferdecker.

Wohnung im Hause des Drechlers Herrn Holst, Wallstraße.


Mecklenburgische Bank,
Schwerin i. M.

Status per ultimo März 1882.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Catharina Holst
Wilhelm Rüdiger
Verlobte.
Carlow im April 1882.                          


Zu allen auf der Maschine vorkommenden Näharbeiten, in und außer dem Hause empfiehlt sich

Christine Krenkow Wwe.       


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg.

Geboren:
D. 25. März ein unehelicher Sohn zu Schönberg.
D. 24. dem Böttchermeister Möller zu Schönberg ein S.
D. 1. April dem Arbeitsmann Johann Johannisson zu Schönberg ein S.
D. 29. März dem Zimmergesellen Peter Grevsmühl zu Schönberg ein S.

Gestorben:

D. 20. März Catharina Maria Elisabeth Putensen, Arbeitsmannstochter (nicht Arbeitsmannsfrau, wie irrthümlich in Nr. 24 d. Bl. gemeldet) 17 J. 1 M. alt.
D. 25. März Joachim Heinrich Ollrogge, Arbeitsmann zu Gr. Siemz, 76 J. 11 M. alt.
D. 28. März Dorothea Theodora Ida Hahn, Diaconissin, zu Schönberg, 37 J. 8 Monate alt.
D. 28. März Christine Magdalene Schäper geb. Alten, Arbeitsmannswittwe zu Schönberg, 80 J. alt.
D. 31. März Wilhelm, Peter Heinrich Schmidt, Pferdehändlerstochter zu Schönberg, 7 J. 10 M. alt.
D. 1. April Gustav Carl Wilhelm Heinrich Lenschow, Klempnermeistersohn zu Schönberg, 2 M. 22 T. alt.
D. 3. April Hans Peter Ahrendt, Arbeitsmann zu Ollndorf, 90 J. 4 M. alt.


Kirchliche Nachrichten.
Charfreitag.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Nachmittagskirche: Pastor Kämpffer.

1. Ostertag.

Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittagskirche: Pastor Langbein.

2. Ostertag.

Frühkirche: Pastor Kämpffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Nachmittagskirche: Pastor Kaempffer.
     Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 6. April 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 28 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 28 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 7. April 1882.


Russische Abwiegelungen.

Der Kriegslärm verhallt gegenwärtig in der russischen Presse; aber lasse man sich nicht täuschen - der ganze veränderte Ton in der panslawistischen Presse ist nur ein Manöver, um den Czaren zu täuschen.
Der Czar will den Krieg gegen Deutschland nicht, das weiß man; aber ebenso weiß man, daß seine Generäle den Krieg wollen. Der Czar ist machtlos gegenüber dem panslawistischen Chauvinismus. Während er am 22. März den Geburtstag des Deutschen Kaisers auf besonders festliche Weise in Gatschina feierte, hat das Offizierkorps der Garde=Grenadiere zu Pferd es für angemessen erachtet, gleichzeitig dem General Skobeleff zu Ehren ein Galadiner zu veranstalten, und Skobeleff selbst telegraphirte an einen andern General, es sei unwahr das er vom Czaren ungnädig empfangen worden wäre.
Das beleuchtet grell die Situation in Rußland. Die Generäle und Offiziere thun, was sie wollen. In den höchsten gouvernementalen Regionen herrscht große Zerfahrenheit. Kein Minister weiß, was der andere anordnet, und jeder intriguirt beim Czaren gegen den andern.
Wenn Skobeleff den Krieg öffentlich gegen Deutschland predigt und das Petersburger Offizierkorps den Brandredner deshalb öffentlich feiert, so wär's doch mehr als lächerlich, wenn wir in Deutschland glauben wollten, als bliese man in Rußland nur die Friedensschalmei.
Während der Mann der französischen Rache, Gambetta, durch Ungunst der Zeiten noch im Verborgenen handeln muß, schüttelt der Russe, stark im Gefühle des Einverständnisses mit seinem Volke, bereits das Gefieder, um den Adlerflug, der Sonne der Thaten und des Ruhmes entgegen, anzutreten. Für seinen Ehrgeiz bietet ein friedliches Europa keinen Spielraum, und somit muß der entfesselte blinde Russenhaß zur Staffel der persönlichen Begierde dienen. Ohnmächtig steht der Czar da, - er meint es gut, aber er steht allein und verlassen in seinem weiten Reiche da, gegenüber der neuen dämonischen Gewalt des Panslavismus, der offen den Vernichtungskrieg gegen deutsche Kultur und deutsche Obermacht in Europa proclamirt.
Bei solcher Sachlage wäre es eine Thorheit von uns Deutschen, von den russischen Friedensversicherungen auch nur ein Wörtchen zu glauben.
Der Krieg mit Rußland ist unvermeidlich, und die Russen warteten auch nicht länger damit, uns anzufallen, wenn sie nicht im letzten Augenblick die Entdeckung gemacht hätten, daß sich ihnen an der deutschen Grenze gewaltige Festungen und verschanzte Lager gegenüber befinden, von denen sie bisher soviel wie nichts gewußt hatten.
Still und ohne Aufsehen haben die Preußen seit 1871 eine Reihe von Festungen ersten Ranges an den Ost= und Westgrenzen des Reiches aufgebaut. Alle sind sie trefflich armirt. Mit Staunen blickt man auf die imposante Macht hin, die in stillem Fleiße und unausgesetzter Thätigkeit den Feinden Deutschlands wahre Riesenfestungen an den Marken des Reiches aufgerichtet hat.
Während bis 1870 das Ohr Europas ängstlich an den Neujahrsreden hing, welche Napoleon III. beim Empfange des diplomatischen Corps in Paris zu halten pflegte, legt sich jetzt jeder deutsche Bürger auch angesichts der offenen Kriegsreden der Russen furchtlos und ruhig zum Schlafe nieder, denn er weiß, daß die deutschen Armeen jeden Feind abzuwehren im Stande sind.
Dankbar muß der deutsche Bürger das Gefühl der Sicherheit und Ruhe konstatiren, dem er sich jetzt auch bei der Gewißheit eines nahen unvermeidlichen Krieges hingeben kann. Und er muß weithin gestehen, daß der Geldaufwand, der für das Militair bei uns gemacht wird, kein unnützer ist. Es ist im letzten Jahrzehnt für das Geld, das uns unser Heerwesen gekostet hat, so viel Werthvolles geschaffen, es ist so viel gearbeitet und gerüstet worden, daß wir jetzt nicht zu zittern brauchen, sondern frohen Muthes und frischer Hoffnung allen Feinden ins Antlitz sehen können.


- Die Getreuen in Jever haben Bismarck zu seinem 67. Geburtstage (1. April) pünktlich 101 Kibitzeier übersandt mit folgender Widmung:
               Wi bringt Di de Eier, je länger, je lewer.
               Wi sünd und bliwt de
                                                                       Getreuen von Jever.
- Die Kirchensteuer hat in Berlin im Jahr 1881 150,000 Mark eingetragen.
- Der alte Engel, der Kammerdiener des Kaisers Wilhelm, hat am 1. April sein goldenes Dienstjubiläum gefeiert.
- In Münster hat der Referendar Brüning den Referendar Holtmann (Vicefeldwebel) im Duell erschossen.
- Dr. Strousberg hat manchen Sturz erlebt, ist aber immer wieder wie die Katze auf die Füße gefallen. Jetzt geht er daran, nach Panama überzusiedeln, wo er die Erdarbeiten für den Panamakanal von Herrn v. Lesseps übernommen hat. Die beiden Männer passen zusammen.
- Zu Klingenberg in Bayern herrscht die verkehrte Welt, denn dort zahlen die Bürger keine Communalsteuern an die Stadt, sondern die Stadt zahlt die Communalsteuer an die Bürger. Wie die Sage geht, hat jeder Bürger für das Jahr 1881 einen Betrag von 108 Mark vom Steuerempfänger baar ins Haus geschickt bekommen. Die Stadt besitzt unter Anderm Thongruben, die pro 1881 über 200,000 M. einbrachten, und außerdem wächst dort auch der berühmte Klingenberger, der sich leicht in klingende Münze verwandeln läßt.
- Der zu den Saugwürmern gehörende Leberegel ist ein gefährlicher Parasit, der sich oft zu Hunderten in der Leber und Gallenwegen unserer Schafe vorfindet. In England ist die Egelseuche eine beständige Kalamität und es fallen ihr jährlich etwa eine Million Schafe zum Opfer, einmal im Körper der Schafe befindlich, ist nichts mehr im Stande, sie wieder daraus zu entfernen. Bisher wußten die Landwirthe nur, daß das Auftreten der Leberfäule in einem gewissen ursächlichen Zusammenhange mit anhaltender feuchter Witterung stand. Inwiefern jedoch Regenwetter einen entscheidenden Einfluß auf die Verbreitung der Leberegel hatte, das wußte Niemand anzugeben. Hierüber haben nun die neuesten Forschungen des Prof. Dr. Leuckart in Leipzig Licht verbreitet. Leuckart fand, daß die aus den Eiern geschlüpften jungen Leberegel sich im Wasser aufhalten und vorzüglich in Gräben und Tümpeln zu finden sind. Hier schwimmen sie oft zu Tausenden lustig herum und begeben sich behufs ihrer Weiterentwickelung sehr gern in die Athemhöhle gewisser Schnecken, wo sie bisher Niemand vermuthete. Auf die Teichschnecken nun, welche die Egelbrut in ihrer Athemhöhle ligiren, hat der Landwirth sein Hauptaugenmerk zu richten. Denn die Schafe, welche gern das fette Gras am Rande von Wassergräben abweiden, fressen hier sehr oft kleine Teichschnecken mit, und hierdurch gelangen die Leberegel in den Magen und den Darmkanal bisher völlig gesund gewesener Thiere. Je nach der Häufigkeit des Vorkommens der genannten Schneckenarten wird auch die Gefahr einer ausbrechenden Egelseuche größer oder kleiner sein. Die Vertilgung der Teichschnecken ist daher in erster Linie anzustreben; am aller besten ist es aber, wenn die Landwirthe ihre Heerden von nassen Wiesen ganz fern halten. Der Leberegel kann auch beim Menschen auftreten

[ => Original lesen: 1882 Nr. 28 Seite 6]

und die von solchen Würmern verursachten Krankheitserscheinungen sind sehr lästig und schmerzlich, oft sogar tödtlich. Man hüte sich davor, während der Sommerzeit Wasser aus Gräben zu trinken und sei auch vorsichtig beim Zubereiten des sogenannten Kressensalats. Die Brunnenkresse ist der Aufenthaltsort vieler Schneckenarten und man muß sie sehr aufmerksam reinigen, ehe man sie zur Salatbereitung verwendet. Die Inficirung mit Larven von Leberegeln ist sonst sehr wahrscheinlich.
- Man glaubt gewöhnlich, die Zeit der falschen Haare, Zähne etc. sei erst in unserem gesegneten Jahrhunderte angebrochen. Hören wir doch einmal, was der römische Dichter Martial, der im ersten Jahrhundert nach Chr. Geb. lebte, epigrammatisirt:
            Galla, Dich flickt Dein Putztisch aus hundert Lügen zusammen!
            Während in Rom Du lebst, röthet Dein Haar sich am Rhein.
            Wie Dein seidenes Kleid, so hebst Du am Abend den Zahn auf,
            Und zwei Drittel von Dir liegen in Schachteln verpackt.
            Wangen und Augenbraunen, womit Du Erhörung uns zuwinkst,
            Malte des Mädchens Kunst, die Dich am Morgen geschmückt,
            Darum kann kein Mann zu Dir ich liebe Dich sagen,
            Was er liebt, bist nicht Du - was Du bist, liebt kein Mann!

- Ein Seetransport eigenthümlicher Art wurde kürzlich von dem Mecklenburger Schiffe Paul Thormann ausgeführt. Wie der Kapitän berichtet, nahm es in Kapstadt 290 Strauße an Bord, um dieselben nach den Laplata=Staaten zu bringen, wo seit längerer Zeit Versuche gemacht worden sind, den afrikanischen Strauß einzubürgern. Die Vögel wurden im Ballastraum untergebracht. - Das Schiff verließ Capstadt am 1. Dezember 1881 und langte am 9. Januar 1882, also nach 39tägiger Reise, mit 250 lebenden Straußen in Buenos=Aires an.
- Zu dem amerikanischen Vicepräsidenten Davis kam eine Anzahl junger eleganter Damen mit der ergebensten Bitte, er möge ihnen zu einer Anstellung behülflich sein. Er ist sonst ein sehr galanter Mann, aber diesmal war er sehr ernst und sagte: Meine Damen, lernen Sie das Kochen, lernen Sie alle häuslichen Arbeiten, dann werden Sie Aemter als Köchinnen und Zimmermädchen und vor allem als glückliche Hausfrauen finden. Adieu! Die Damen empfahlen sich französisch und sagten auf der Straße, es ist schändlich von dem dicken alten Kerl, amerikanischen Ladies so etwas zuzumuthen! - Gute Väter aber drüben über'm Wasser machen's Herrn Davis nach. Ein sehr reicher Mann, dem seine zwei Töchter zum Geburtstage kostbare Geschenke brachten, sagte lächelnd: Wißt Ihr, was mir das Liebste wäre? - Wenn ich zu meinem nächsten Geburtstag Speisen essen könnte, die Ihr selber gekocht habt, und an einer Tafel sitzen, die Ihr selber gedeckt habt; das sollte eine Festtafel sein! - Am nächsten Geburtstage saß er an solcher Tafel seelenglücklich und die Töchter wo möglich noch glücklicher; denn sie hatten kochen gelernt. Unter ihrem Kopfkissen aber fand Nachts jede der beiden Töchter 50,000 Dollars in guten Papieren.
- Nach einer uralten Sage, die sich unter den Uruak Indianern von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzt, wird die Erde dereinst von einer Riesenschlange verspeist werden. Diese Riesenschlange - die Milchstraße - lauert schon allnächtlich auf die Erde, die sie jetzt noch nicht erreichen kann; aber hungrig, wie sie ist, verzehrt sie bis zum Morgen einen Stern nach dem anderen. Aber einmal kommt eine gar lange Nacht und die Riesenschlange wird, nachdem sie alle Sterne aufgezehrt, in kühnem Sprunge auf die Erde stürzen und auch diese verschlingen.
- Wozu das Telephon gut ist. Ein intelligenter Neger in Süd=Carolina, erzählt eine Newyorker Zeitung, hat sich ein Telephon angeschafft; er placirte dasselbe in das Innere einer phantastisch ausgeschmückten Figur, die den Teufel darstellt, und gebraucht dieselbe als Orakel; die abergläubischen schwarzen Menschenbrüder und Schwestern kommen jetzt massenhaft in die Hütte des Negers, um sich ihr Schicksal prophezeien zu lassen, und der schlaue Neger macht ganz brillante Geschäfte.
- Eine poetische Ergänzung zu den Erklärungen englischer und deutscher Professoren über die Vivisection und Damenputz ist Rudolf Baumbach's Gedicht "Liebchen" in seinen Liedern eines fahrenden Gesellen:
                         Liebchen.
            Liebchen heut in Gesellschaft geht,
            Zeigt sich in raschelnder Seide,
            Fragt mich, wie ihr das Hütchen steht,
            Und die Schleppe am Kleide.

            Wie ich die schlanke Jugendgestalt
            Mustre mit prüfenden Blicken,
            Rieselt ein Schauer mir eisig kalt
            Plötzlich hinunter den Rücken.

            Alles vom Stiefel bis zum Hut
            sitzt dir wie angegossen,
            Aber wieviel unschuldiges Blut
            Ist um dich, Theure, geflossen!

            Seidenwürmer, wohl tausend und mehr,
            Mußten ihr Leben lassen
            Für den Stoff, den du hinter dir her
            Schleppst durch die staubigen Gassen.

            Für Dein zierliches Stiefelpaar
            Mußte ein Kälbchen verenden,
            und Hermeline ein Dutzend gar
            Mußten die Fellchen dir spenden.

            Deine Handschuhe glatt und weich
            Gab dir ein blökendes Lämmlein,
            und die Schildkröt im kühlen Teich
            Lieferte dir das Kämmlein.

            Walfisch schwamm im eisigen Meer
            Fröhlich hin und wieder.
            Stirb und gieb dein Fischbein her!
            Liebchen braucht es für's Mieder.

            Pfeilgetroffen ein Elephant
            Mußte im Urwald erblassen,
            Hat für den Fächer in deiner Hand
            Leben und Zähne gelassen.

            Sterbend gab dir der Wüstenstrauß
            Wellende Federn als Steuer. -
            Trinke auch mir die Seele aus,
            Reizendes Ungeheuer!

- Dreifacher Mord. In einem etwa 40 Werst (6 Meilen) von Cherson (Rußland) gelegenen Orte überfiel in der Nacht des 20. März eine aus vier Mann bestehende Bande das Gehöft eines wohlhabenden Bauern Namens Bieshan und ermordete diesen, seine Frau und einen sieben Monate alten Säugling. Nur der siebenjährige Sohn des B. entging einem gleichen Schicksal; er hatte sich hinter einen Ofen versteckt. Der Hirte des B., welcher im Freien auf einem Heuhaufen schlief, war durch die Kälte erweckt und da er vor dem Hause des Bauern einen fremden Wagen erblickte, auf welchem mehrere Brecheisen, Ketten, Stricke etc. lagen, er auch das Haus erleuchtet fand, so schlich er sich an das Fenster und hier sah er, wie der Bauer auf den Knieen den Räuberhauptmann um sein Leben bat. Der Hirte ergriff nun eine der auf dem Wagen liegenden Brechstangen und postirte sich an der Thür. Als eine Minute darauf die Pferde vor dem Wagen wieherten, gab der Anführer der Bande einem der Seinigen den Befehl, nachzuschauen, was draußen vorgehe. Dem Hinaustretenden versetzte der muthige Hirte mit dem Brecheisen einen so wuchtigen Hieb auf den Kopf, daß der Räuber zusammen brach, dasselbe Schicksal ereilte noch Zwei von der Bande. Als der noch im Hause befindliche Anführer der Bande Niemand zurückkehren sah, schöpfte er Verdacht, trat zum knieenden B. mit geschwungenem Messer, durchschnitt ihm den Hals und stürzte heraus. Der Hirte schwang wiederum sein Brecheisen, verfehlte jedoch in seiner Aufregung den Räuber und streifte nur seinen Arm. Der Räuber drang nun mit dem Messer auf den Hirten ein, welcher ihm jedoch die Waffe geschickt aus den Händen schlug. Es entspann sich nun ein Ringkampf, bei welchem es dem stärkeren Räuber gelang, den Hirten zu Boden zu werfen. Dieser hielt indessen die Hände seines Gegners krampfhaft umklammert und schrie aus voller Kehle um Hilfe. Nun eilte der siebenjährige Knabe aus seinem Versteck hervor. Schneide den Kettenhund los!" ruft ihm der Hirte zu. Der Knabe thut es; sofort stürzte der Hund dem Räuber an die Kehle und zerfleischte denselben fürchterlich. Nur mit Mühe gelang es dem Hirten, das wüthende Thier von seinem Opfer abzubringen. Der Räuber liegt jetzt sterbend im Krankenhause.


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