No. 27
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. April
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 27 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Daß in dem Kriegs= und Marine=Departement jetzt eine erhöhte Sorgfalt dafür herrscht, alles, was Deutschlands Wehrkraft zu Lande und zu Wasser nur irgendwie verstärken kann, in den besten Zustand zu versetzen, zeigen aufs neue die in Kiel angestellten Beleuchtungsversuche mit elektrischem Licht, welche zum besseren Schutze unserer norddeutschen Küsten beitragen sollen. Unter dem Vorsitze des Contre=Admirals von Wickede ist nämlich eine Kommission gebildet worden, welche eingehende Studien und praktische Versuche zur möglichst ausgiebigen Beleuchtung der Einfahrt des Kieler Hafens durch elektrisches Licht zu machen hat. In beiden Forts "Friedrichsort" und "Falkenstein" von der Nordseite und "Stosch" und "Korügen" an der Südseite des Hafeneinganges werden große elektrische Beleuchtungsapparate aufgestellt, durch welche auf stundenweite Entfernung ein so helles Licht auf das Meer geworfen werden kann, daß es einem feindlichen Geschwader oder Torpedoböten ganz unmöglich sein wird, unter dem Schutze der nächtlichen Dunkelheit einen heimlichen Angriff auf den Hafen zu unternehmen und den Eingang zu forciren. Auf dem Geschwader der Panzerschiffe, welches der Contre=Admiral v. Wickede im letzten Sommer befehligte, wurden ebenfalls schon umfassende Versuche mit der elektrischen Beleuchtung des Meeres, um die heimliche Annäherung der Torpedos an die Schiffe im Dunkel der Nacht zu verhindern und Seemanöver, ebenso wie am Tage, auch in den nächtlichen Stunden ausführen zu können, mit sehr günstigem Erfolge angestellt.
Der Bundesrath ist zum 15. April nach Berlin einberufen worden. Der Reichstag wird anfangs Mai einberufen werden.
Der Adlatus des General=Feldmarschall Moltke, Graf Waldersee, ist zum Generalquartiermeister der Armee ernannt worden, eine Charge, die vor ihm wiederholt der General v. Podbielski während der Feldzüge bekleidete.
Frankreich. Der Schulzwang in der Volkschule ist in Frankreich etwas Neues und Unerhörtes. Das betr. Gesetz, daß die Eltern verpflichtet sind, ihre Kinder in die Schule zu schicken, ist in voriger Woche in Kammer und Senat angenommen worden, wenn auch unter vielem Declamiren und Lamentiren. Die Priester dürfen in weltlichen Dingen keinen Unterricht geben.
Die französische Kammer hat mit 376 gegen 71 Stimmen einen weiteren Kredit für die tunesische Expedition bewilligt. Freycinet erklärte die Lage der Dinge in Tunis für so günstig, daß es eine wahre Freude sei. Frankreich mit der tunesischen Affaire macht schließlich den Eindruck eines Mannes, der, mit einem bösen Geschwür behaftet, Anfangs zwar groß Geschrei deshalb erhebt, schließlich aber sich einbildet, dieses Geschwür sei "gesund". (Es ist vielleicht doch gut, daß die Franzosen immer so eine Art Fontanelle haben, es kommt dem Weltfrieden zu gute).
Rußland. Aus Petersburg wird gemeldet: Der russische Kriegsminister hat anbefohlen die Kriegsvorräthe schleunigst zu vervollständigen und statistische Daten über den Pferdestand vorzulegen. (Der Kriegsminister wird einen Schrecken bekommen haben, weiter hat die Nachricht wohl nichts zu bedeuten).
Der Nihilist Kobeseff, Hauptanstifter der Ermordung des Zaren Alexander II., ist endlich in Moskau ergriffen worden. Er wurde in der Peter=Paul=Festung zu Pertersburg internirt.
Italien. Garibaldi ist per Extrazug in Palermo angekommen. Von verschiedenen Seiten wird die Besorgniß laut, daß es bei der Gedenkfeier der sicilianischen Vesper zu mehr als stürmischen Kundgebungen kommen werde. Es ist wahr, die Anwesenheit Garibaldi's bei dieser Feier hat wenig Beruhigendes. Schon sein Anblick wirkt auf die Italiener wie ein rother Lappen auf den Puterhahn. Und gar in Sicilien, wo er das Steinchen der italienischen Einigung ins Rollen brachte. Es war in der That Großes, was er dort im Zeitraum weniger Wochen vollbrachte. Am 11. Mai 1860 Landung bei Marsala mit den bekannten Tausend. Schon am 27. desselben Monats Einzug in Palermo und am 30. Capitulation der 14,000 Mann starken neapolitanischen Armee. Es war eine zweite sicilianische Vesper, obwohl eine weniger blutige. Damals im Jahre 1283, hatten die Franzosen die Insel Sicilien in Besitz. Bedrückungen durch unerschwingliche Abgaben, schreiende Ungerechtigkeiten, zügellose Soldatenwirthschaft hatten das Volk an den Rand der Verzweiflung gebracht. In Palermo hatte der Statthalter, nichts Gutes ahnende die Entwaffnung des Volkes befohlen. Am 30. März, als das Volk zur Vesper ging, insultirte ein Franzose die Tochter eines sicilianischen Edelmanns. Dieser stößt den Franzosen nieder und das in höchste Wuth versetzte Volk fiel über die Fremdlinge her, deren mehr als 24,000 das Leben lassen mußten. Gewonnen war dadurch nun allerdings nichts, denn die Insel blieb Jahrhunderte lang der Zankapfel zwischen Franzosen, Spaniern, Italienern, Deutschen und erst von 1860 an kann man eine wirklich bessere Zeit für diese Perle unter den Inseln rechnen. - Die meiste Besorgniß hegt man bezüglich der zahlreichen in Tunesien ansässigen Italiener, welche die sicilianische Vesper demonstrativ feiern wollen.


Schönberg, 2. April. Gestern Abend fand im Boye'schen Gasthause die Versammlung statt, welche zur Besprechung des Themas:

"ob sich für Schönberg die Begründung eines Gewerbevereins empfehle und welchen Nutzen ein solcher unter Umständen für die Stadt haben könne,"
anberaumt war. Die Versammlung war sehr gut besucht, da sich weit über 100 Personen zu derselben eingefunden hatten. Es ergriff zunächst das Wort Herr Kaufmann F. Heitmann, und dankte, daß so viele Herren der Einladung zu dieser Versammlung Folge gegeben. Schon mehrfach sei in Schönberg der Wunsch hervorgetreten, daß hier ein Gewerbeverein begründet würde, zugleich aber habe man auch Specielleres über die eigentlichen Aufgaben eines Gewerbevereins hören wollen, daher sei an Herrn Quade, den Secretair des Verbandes Meckleb. Gewerbe=Vereine, das Ersuchen gerichtet, über die Bedeutung und den Nutzen der Gewerbevereine einen Vortrag zu halten. Herr Quade habe diesem Ersuchen bereitwilligst Folge gegeben und werde nunmehr seinen Vortrag halten.
Herr Quade führte im wesentlichen Folgendes

[ => Original lesen: 1882 Nr. 27 Seite 2]

aus: Er freue sich mit Herrn Heitmann über den zahlreichen Besuch der Versammlung, müsse aber gestehen, daß das Interresse, welches sich auf diese Weise für den zu begründenden Verein zeige, das Bestehen und das Gedeihen desselben noch nicht hinreichend verbürge. Beim Vereinsleben treffe das Sprüchwort: "Aller Anfang ist schwer" sehr häufig nicht zu, in der Regel sei der Anfang - die Begründung des Vereins - das leichteste, die eigentlichen Schwierigkeiten zeigten sich erst später. Immerhin könnte aber die Gefahr derselben bedeutend herabgemindert werden, wenn man von vorn herrein klar ins Auge fasse, was man mit einem Gewerbeverein eigentlich bezwecke. Bevor Redner auf diesen Punkt näher eingehe, wolle er zunächst eine Vorfrage von örtlicher Bedeutung erledigen. Es werde gewiß auch in Schönberg der Gedanke aufgetaucht sein, ob eine Stadt in der Größe Schönbergs überall geeignet sei, die Existenz eines Gewerbevereins zu sichern. Denn naturgemäß seien in kleineren Orten die Männer, die sich für Förderung des gewerblichen Vereinslebens interessiren, nicht allzu zahlreich. Wie sich dies Verhältniß hier in Schönberg stelle, wisse Redner nicht, Thatsache indeß sei, daß selbst in solchen Städten Mecklenburgs, die kleiner wären als Schönberg oder ebenso groß, auch Gewerbevereine in Blüthe wären, Redner könne daher nicht einsehen, weshalb Schönberg in dieser Beziehung eine Ausnahme bilden solle. - Was nun das Speciellere über Gewerbevereine anbelange, so hätte man zunächst die Pflichten und Vortheile ins Auge zu fassen, die für jeden aus dem Beitritt zu dem Vereine erwachsen. Die Pflichten beständen in Zahlung eines Geldbeitrags, der über 20 Pfennig (Mecklenburg). monatlich nicht hinauszugehen brauche, auch ein gewisses Opfer an Zeit habe jedes Mitglied durch den Besuch der Versammlungen zu bringen. Das sei verhältnißmäßig nicht viel, aber in den jetzigen schweren Zeiten müsse besonders der weniger gut situirte Handwerker auch mit dem Kleinen rechnen, und er könne auch dieses nicht opfern, wenn ihm dafür nicht ein entsprechender Nutzen erwachse. Der Nutzen der Gewerbevereine sei auf drei verschiedenen Gebieten zu suchen. Die Vereine können wirken für gewerbliche und allgemeine Bildung, für gemeinnützige locale Interessen und für Hebung des Handwerkerstandes überhaupt. Diese letztere besonders legte Redner den Anwesenden ans Herz. Was die Landwirthschaft für ganz Mecklenburg, das bedeute das Gewerbe für die Städte. Wenn das Gewerbe nicht gedeihe, so sei das für das ganze Gemeinwesen nachtheilig. Das Gewerbe repräsentire besonders der Mittelstand, und wo dieser in einem Orte nicht genügend vertreten sei da sei das ganze öffentliche Leben ein ungesundes. Darum sei es auch nicht bloß Sache des Gewerbestandes, im Namen des gewerblichen Vereinslebens für Besserung der Handwerkerstände zu wirken, sondern bei allen Ständen, überall wo man ein Herz für das Gemeinwesen habe, müsse das Interesse für die Ziele eines Gewerbevereins hervortreten. Besonders Beamte und Lehrer müßten an ihrem Theil dazu beitragen, daß Gewerbevereine gedeihen. Vielfach würden die öffentlichen Interessen bloß deßhalb nicht genügend wahrgenommen, weil keine Fühlung unter den einzelnen Ständen vorhanden sei. Ein Gewerbeverein mache nun solche Fühlung möglich und überall, wenn es sich um wichtige gemeinnützige Angelegenheiten handle, da werde dieser Verein der passende Platz sein, über diese Angelegenheiten durch einen geordneten Meinungsaustausch das erforderliche Licht zu verbreiten. Dem Zwecke der allgemeinen und gewerblichen Bildung könnte nicht bloß durch passende Vorträge sondern auch durch die Circulation guter Zeitschriften und sonstiger gewerblicher Bildungsmittel gedient werden. - Besonders nützlich könnte sich aber ein Gewerbeverein den großen Fragen unserer gewerblichen Gesetzgebung gegenüber erweisen. Die Gesetzgebung dränge entschieden auf eine bessere Organisation des Gewerbestandes hin. Jeder müsse solche Organisation für nöthig halten, der einen Einblick in die großen Uebelstände gethan, an denen zur Zeit die gewerblichen Verhältnisse kranken. Man denke an die Zerrüttung des Lehrlingswesens, an das Ueberhandnehmen des Vagabundenthums. Man denke ferner daran, daß für eine stufenmäßige Ausbildung des Handwerkers sehr unzulänglich gesorgt sei, und daß der tüchtige Handwerker, der eine ordentliche Lehrlings= und Gesellenzeit durchgemacht habe, nicht genügend Mittel und Wege habe, um ähnlich wie andere Stände den Grad seiner Ausbildung anzuzeigen. Das Gesetz habe diese Mängel zu beseitigen gesucht, indem schon 1878 eine bessere Regelung des Lehrlings= und Gesellenwesens erstrebt sei, und soeben auch Sorge getragen ist, daß diese Regelung von lebenskräftigen Innungen besonders überwacht werden könne. Leider sei aber das Verständniß der neuen Gesetzgebung gerade in gewerblichen Kreisen noch wenig verbreitet, und da sei es eine besonders dankenswerthe Aufgabe eines Gewerbevereins, für solches Verständniß in angemessener Weise Sorge zu tragen. - Das wären in Kürze die Aufgaben eines Gewerbevereines, und Redner hoffe, daß man die Nothwendigkeit ihrer Lösung auch in Schönberg nicht verkennen werde. Möge man nicht den Einwand machen, als sei Schönberg großen Zeitfragen gegenüber ohnmächtig und als ließe sich von hier aus doch nichts von Belang erreichen. Ebenso könne man auch in anderen Städten denken. Aber damit sei nicht vorwärts zu kommen! Wenn jeder für sich auch nur wenig schaffe, so erhalte dies Wenige doch seinen Werth dadurch, daß es sich mit den Bestrebungen anderer vereinige und dann würden diese Bestrebungen doch zu einer Macht, die sich schon Anerkennung verschaffen werde. Gerade auf dem Boden des gewerblichen Lebens sei ein energisches Wirken nöthig. Man denke doch an die Arbeiter. Als es sich um die Verwirklichung bloßer socialistischer Irrlehren handelte, da hatten die Leute doch einen Sinn für den festeren Zusammenschluß und einen Opfermuth gezeigt, der an sich Achtung abnöthigt. Und doch habe es sich dabei um Truggebilde gehandelt. Sollte man nun im Gewerbestande in einer Sache, wo es sich um Forderung eminent practischer Interessen handelt, zurückstehen? Redner glaube das nicht, er glaube, daß auch hier durch Förderung gewerblicher Interessen in allen betheiligten Kreisen der rechte Eifer mehr und mehr hervortreten werde, und daß zu solchen Zwecken auch in Schönberg ein Gewerbeverein mit gutem Erfolge wirken könne.
Dies in kurzen Umrissen die Ausführungen des Redners, denen am Schluß lebhafter Beifall folgte.
Herr Hofschmied Dräger ergriff nun das Wort, indem er hervorhob, daß jeder, der die Rede des Herrn Quade gehört, nun wohl überzeugt sei, daß auch in Schönberg ein Gewerbeverein nothwendig sei und segensreich wirken könne. Man sei hier Herrn Quade daher allgemein Dank schuldig und er bitte diesem Dankgefühl durch ein dreifaches Hoch auf Herrn Quade Ausdruck zu geben.
Nachdem dies geschehen, führte Herr Quade noch aus, den besten Dank würde er darin finden, wenn ein Gewerbeverein hier in's Leben trete und gedeihe. Arbeit würde ein solcher Verein schon finden. Er mache z. B. auf die im nächsten Jahre bevorstehende Landes=Gewerbe=Ausstellung in Schwerin aufmerksam. Diese Ausstellung solle im Gegensatz zu früheren Ausstellungen dafür sorgen, daß das heimathliche gewerbliche Erzeugniß in den Vordergrund trete. Wie nützlich werde es sein, wenn ein Gewerbeverein hier später die Vermittelung eintreten lassen könne, damit auch der hiesige Gewerbestand demnächst auf der Schweriner Ausstellung würdig vertreten ist.
Hierauf wurden Bögen ausgelegt, und diejenigen, die zum Beitritt zu dem zu begründenden Vereine geneigt wären, ersucht, dies durch Namensunterschrift zu bezeigen. Diese Bögen fanden in Kürze 103 Unterschriften und waren hiebei alle Stände in erfreulichster Weise vertreten.
Herr Kantor Hempel gab nun in kurzen Worten seiner Befriedigung über dies glänzende Resultat Ausdruck. Die Herren, die bisher die Vereinssache gefördert, würden nunmehr zur Ausführung eines Statuten=Entwurfs schreiten und demnächst zur Genehmigung desselben sowie zur Vorstandswahl eine neue Versammlung einberufen. Redner schließt mit dem Wunsche, daß auch diese Versammlung eine zahlreiche Betheiligung finde.
Damit war die Versammlung beendet, die Begründung des Vereins scheint uns damit gesichert, und wollen wir schließlich nur noch hoffen und wünschen, daß sich zur Leitung des Vereins die rechten Männer finden, dann wird derselbe unserm Schönberg gewiß zum Segen gereichen.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 27 Seite 3]

- Die kriegsgerichtliche Untersuchung, welche anläßlich der Tödtung resp. Verwundung von Knaben infolge des Gebrauchs der Schußwaffe seitens der Schildwache an der Invalidensäule am 5. Februar d. J. bei dem Berliner Gouvernementsgericht geführt worden, ist nunmehr dadurch zum Abschluß gelangt, daß die genannte Schildwache, Füselier Werner der 9. Compagnie des Gardefüselier=Regiments, von dem berufenen Kriegsgericht einstimmig von jeder Schuld freigesprochen, und dieses freisprechende Erkenntniß rechtskräftig geworden und publicirt ist.
- Die Hamburg=Amerikanische Packetfahrt=Actien=Gesellschaft hat pro 1881 einen Reingewinn von 5,128,335 M. erzielt. Die Zahl der transportirten Personen betrug 78,624 (zu 9/10 Auswanderer) gegen 23,026 im Vorjahre.
- Die Franzosen sind es müde, von den Ausländern fortwährend die höflichsten und liebenswürdigsten Leute genannt zu werden; sie üben sich jetzt in der Grobheit, die vom Sack den Namen hat. Nach der Probe zu urtheilen, die man in letzter Zeit in den Zeitungen findet, haben sie ein nicht zu unterschätzendes Talent dafür. "Wahnwitzige, Heuchler, Canaillen, Schufte," - das hagelt nur so mit Geprassel aus allen Tonarten. Ein bonapartistisches Blatt vermißt sich sogar, es sei im Stande, die gegenwärtigen Minister mit einem "Biß zu Brei" zu machen. Nebenbei ist diese gegenseitige Abschlachterei recht bezeichnend für die jetzigen französischen Zustände.
- Skobeleff ist auf die Bühne gebracht, er ist dramatisch hingerichtet worden. Ein gewisser M. Friedrich veröffentlicht soeben unter dem vielversprechenden Titel "Skobeleff" eine Burleske in einem Act. Geschieht ihm recht.
- Wie die Blätter melden, haben die Pariser Rothschilds im Jahre 1881 auf ihrem Weingut Chateau Lafitte 110,000 Liter Rothen geerndtet und dafür einen Erlös von 880,000 Francs erzielt (Irrthum vorbehalten).
- In New=York starb am 24. März Henry Longfellow, der bedeutendste amerikanische Dichter der Gegenwart.
- Die Times, die für London dasselbe ist, wie einstmals Tante Voß für Berlin, rechnet den Engländer ihre Zeche für 1881 vor, die sich auf nichts Geringeres, als auf 127,074,460 Pfd. Sterl. (2572 Mill. Mark) beläuft, 4,795,185 Pfd. Sterl. (97 Mill. Mark) mehr als 1880. Macht auf den Kopf der Bevölkerung berechnet 74 M., auf den Kopf der eigentlichen Trinker aber über 250 M. (In England gehören sehr viele Frauen, besonders aus den höheren Ständen, zu den Trinkern von Profession). Es sind vertilgt worden 970,788,564 Gallons Bier, welche Quantität, den Gallon zu 1 sh 6 d berechnet, einen Gesammtwerth von 72,809,142 Pfd. St. gegen 67,881,673 Pfd. St. in 1880 darstellt. Der Consum britischer Spirituosen betrug 28,730,719 Gallons im Werthe von 28,730,719 Pfd. Sterl. gegen 28,457,486 Pfd. Sterl. in 1880. An fremden Spirituosen wurden 8,295,265 Gallons im Werth von 9,954,318 Pf. St. gegen 10,173,014 Pf. St. in 1880, und an fremden Weinen 15,644,757 Gallons im Werthe von 14,080,281 Pf. St. gegen 14,267,102 Pf. St. in 1880 consumirt, während der Consum britischer Weine auf 15,000,000 Gallons im Werth von 1,500,000 Pfd. St. veranschlagt ist.


Anzeigen.

Die in der Nähe des Hohemeiler Forstgehöfts befindliche Torfscheune soll öffentlich meistbietend auf Abbruch verkauft werden und steht zu diesem Zwecke ein Termin auf

Dienstag den 11. April d. J.
Vormittags 10 Uhr

an Ort und Stelle an, wozu Kaufliebhaber hierdurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Verkaufsbedingungen im Termin bekannt gemacht werden, auch vorher in der Domainenamts=Registratur eingesehen werden können.
Schönberg den 25. März 1882.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Oeffentliche Versteigerung.

Am Dienstag den 11. April d. J. von Vormittags 10 Uhr an sollen auf der Hauswirth Köhncke'schen Vollstelle zu Lüdersdorf

15 Stück Kühe, Starken und Kälber, 3 Pferde, Pferdesielen, 3 Bauwagen, 1 Stuhl= und ein kleiner Wagen, Eggen, Pflüge und sonstiges Ackergeräth, Torfschiff und Torfgeräth, Kornrummel, Betten, Haus= und Küchengeräth, 3 Sopha, Polster und Rohrstühle, Schränke, Tische, Bänke, 1 Pianino und viele andere Sachen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft
werden.
Schönberg den 3. April 1882.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


Holz=Auction Nr. 32.

Am Mittwoch den 5. April Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente aus den Lenschower=Tannen meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden.

637 Rmt. tannen Kluft
178 Rmt. tannen Knüppel
  46 Rmt. tannen Rodestämme
  27 Rmt. tannen Späne
  47 Stück tannen Schaalbretter à 4 Meter lang.
Das Holz steht in nächster Nähe der Lenschow=Gr. Grönauer Wacknitz=Fähre ca. 8 Kilometer von Lübeck und ertheilt der Forsthülfsaufseher Harnisch zu Lüdersdorf auf Wunsch nähere Auskunft.
Schönberg den 26. März 1882.

Der Oberförster:                
C. Hottelet.       


Schul=Anzeige.

Der Sommercursus an der hiesigen Mädchenschule beginnt am Montag den 17. April um 7 Uhr Morgens. Die Aufnahme neuer Schülerinnen findet um 9 Uhr Vormittags statt, im Mädchenschulhause. Dieselben haben einen Impfschein vorzulegen, außerdem ist von auswärts geborenen Kindern ein Geburtsschein mitzubringen.
Schönberg den 31. März 1882.

Rector P. Russwurm.       


Die von dem Unterschriebenen verloosten Damengarderobengegenstände sind auf nachstehende Nummern gefallen:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schönberg den 31. März 1882.

J. Lohse. Damenkleidermacher.       

Tesch's Restauration.
Am Osterfeste. Mai Bowle,
kalte und warme Speisen à la Carte
Wiener Märzen= und Bock=Bier
vom Faß.
Marienthaler Bier auf Flaschen
Hamburger Bier auf Flaschen
Kieler Bier auf Flaschen
Erlanger Bier auf Flaschen
Wismarsches Bier auf Flaschen
wozu freundlichst
einladet                          
                                                    F. Tesch.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 27 Seite 4]

Am Dienstag den 11. April Vormittags 11 Uhr sollen auf der Hauswirth Creutzfeldt'schen Hofstelle zu Niendorf öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

eine fast neue 2pferdige Dreschmaschine, ein gebrauchter Bauwagen, eine fast neue Doppelwalze.

Hauswirth Oldenburg=Niendorf.         
Hauswirth Retelstorf=Gr. Mist.          


Prima
Saathafer und Kleesaat,
sowie sämmtliches
Saatkorn
empfiehlt                          
                                                    H. F. Studemund.


Unterzeichneter erlaubt sich hiermit einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend sein

Papp= und Schieferdeckergeschäft

in empfehlende Erinnerung zu bringen. Anfertigung von Papp= und Schieferdächern unter Garantie der Haltbarkeit. Ueberstrich von Pappdächern sowie Reparaturen werden prompt und zu den billigsten Preisen besorgt.

                                                    Achtungsvoll
                                                    Hubert Keul,
                                                    Dach= und Schieferdecker.

Wohnung im Hause des Drechlers Herrn Holst, Wallstraße.


Einen Transport 6 bis 8 Wochen alte, gut genährte                          
Ferkel
stehen zum Verkauf bei                          
C. Buchholz.


Die Baugewerk-, Maschinen- und Mühlen-Schule zu Neustadt in Mecklenburg beginnt das Sommer-Semester am 2. Mai. - Getrennte Fach-Abtheilungen. - Gesammtkosten per Semester 320 M. Weit Ausk. erzh. d. Dir. Jentzen.


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ein gewandter Knecht zu Ostern d. Js.
                          Näheres beim Gastwirth Böckmann=Schönberg.


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zu sofort oder Ostern ein gewandter Hausknecht.                          
Schönberg i. M.                                                    W. Maass.


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Fertiges Fußzeug,
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Schönberg.                                                     W. Lenschow.
                                                                              Hinterstraße.


Zu allen auf der Maschine vorkommenden Näharbeiten, in und außer dem Hause empfiehlt sich

Christine Krenkow Wwe.       


Fenchelhonig
von L. W. Egers in Breslau,

gegen Hals= und Brustleiden, Kartarrh, Husten, Heiserkeit, Verschleimung, bei Kinderkrankheiten etc. wirksamstes Mittel. Man hüte sich vor Nachahmungen und beachte, daß der echte Fenchelhonig Siegel, Namenszug, sowie im Glase eingebrannt die Firma seines Erfinders, L. W. Egers in Breslau, trägt. Verkaufsstelle in Schönberg allein bei: C. Sievers.


Statt besonderer Meldung.
Gesine v. d. Ecken
Bernard Diersen
Verlobte.
Wildeshausen i. O.                                                     Schönberg i. M.


Für die vielen Beweise von Liebe und Theilnahme bei dem Tode meiner Tochter bezw. unserer Schwester Ida Hahn sagen wir Allen unseren herzlichsten Dank.

Amtsverwalter J. L. Hahn.      

Emilie Schacht geb. Hahn.
Dr. Hahn.              


Kirchliche Nachrichten.
Gr.=Donnerstag.
Confirmation, präcise 10 Uhr: Pastor Kaempffer.
Charfreitag.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Nachmittagskirche: Pastor Kämpffer.

1. Ostertag.

Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittagskirche: Pastor Langbein.

2. Ostertag.

Frühkirche: Pastor Kämpffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Nachmittagskirche: Pastor Kaempffer.
     Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 3. April 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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