No. 25
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. März
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 25 Seite 1]

Politische Rundschau.

Von dem Diner, welches der Reichskanzlers zur Feier des kaiserlichen Geburtstages gab, wird der folgende, dem Fürsten Bismarck zugeschriebene Ausspruch berichtet: Gerade weil der Volkswirthschaftsrath das Monopol abgelehnt hat, muß der Reichstags zusammenberufen werden; hätte der Volkswirthschaftsrath das Monopol angenommen, so hätte die Reichstagsberufung eher unterbleiben können. Die Aufklärung des Sinnes dieser Worte wird man vom weiteren Verlauf der Dinge erwarten müssen.
Wie ein Blitz aus heiterer Luft kommt da plötzlich ein preußischer Steuer=Erlaß. Laut Bekanntmachung des Finanzministers sollen nämlich die Monatsraten sämmtlicher Stufen der classificirten Einkommensteuer für die drei Monate Juli, August und September 1882 unerhoben bleiben.
Frankreich. Das neue Rekrutirungsgesetz des Kriegsministers hat am 21. d. die Zustimmung des Präsidenten Grevy erhalten, so daß es in allernächsten Zeit der Kammer vorgelegt werden wird. Von der Geistlichkeit wird es heftig bekämpft, weil es den Seminaristen einjährige Dienstpflicht auferlegt.
Oesterreich. Aus Wien wird geschrieben: Obgleich amtliche Kreise fortwährend versichern, die am 26. d. erfolgte Hierherkunft des Großfürsten Wladimir habe keine besondere politische Bedeutung, weil der Großfürst blos seine kranke Gemahlin, geborne Prinzessin von Mecklenburg=Schwerin, nach dem Süden begleite, so ist doch die Auffassung ziemlich weit verbreitet, daß der Bruder des Czaren allerdings auch politische Angelegenheiten hier besprechen werde. Ein Gerücht will wissen, der Großfürst sei der Träger eines herzlichen Handschreibens des Czaren an Kaiser Franz Josef, welches gleichsam die Ergänzung der jüngsten Gratulationsdepesche Alexander III. an Kaiser Wilhelm bilde. Uebrigens gestehen auch die amtlichen Kreise zu, daß die Hierherkunft des Großfürsten=Paares die Art des Empfangs desselben und dessen gastliche Aufnahme in der Hofburg, wozu vorlängst eine besondere in Petersburg dankbar acceptirte Einladung von hier erging, immerhin den Fortbestand der herzlichen Freundschaftsbeziehungen zwischen den Kaiserhöfen beweise.
Rußland. In Petersburg wird folgende, angeblich vom Czar gethane Aeußerung colportirt. In einem Gespräche über die kriegerische Lage der Dinge soll Alexander III. ausgerufen haben: "Das Jahr meiner Krönung soll nicht mit Blut befleckt werden."


Schönberg. In Mecklenburg bestehen jetzt 25 Gewerbevereine, die auch in kleineren Städten großen Nutzen gestiftet haben. Die Vereine haben sich nicht allein für das practische Leben als segensreich erwiesen, sondern sie haben vielfach auch für das ganze Gemeinwesen, dem sie angehörten, nützliche Anregungen gewährt.
Auch in Schönberg ist nun der Wunsch nach Begründung eines Gewerbevereins hervorgetreten. Soll dieser Verein nun die rechte Theilnahme finden, so ist es zunächst nöthig, daß man sich in der gesammten Einwohnerschaft möglichst klar wird, über die Art und Weise, wie Gewerbevereine zu leiten sind, wenn sie sich als gemeinnützig bewähren sollen. Um solche Klarheit nach Kräften herbeizuführen, hat sich nun der Secretair der Verbands Mecklenb. Gewerbevereine, Herr Quade in Wismar, bereit erklärt, am 1. April Abends 8 Uhr im Gastwirth Boye'schen Locale einen Vortrag über das Thema:

"Empfiehlt sich für Schönberg die Bildung eines Gewerbevereines und welchen Nutzen wird derselbe für die Stadt haben?"
zu halten. Möge man in allen Ständen die Gelegenheit, sich über das gewerbliche Vereinsleben näher zu interessiren, nicht versäumen, alle Stände haben ja ein Interesse daran, daß die Ziele eines Gewerbevereins auch für Schönberg erreicht werden.
- Die Strafkammer des Metzer Landgerichts verurtheilte in der letzten Sitzung nicht weniger als 93 Wehrpflichtige des Jahrgangs 1857 wegen Verletzung der Wehrpflicht zu je 600 M. Geldstrafe. Sämmtliche junge Leute sind in Metz geboren. Bekanntlich kommt neuerdings nur noch in größeren Städten eine so zahlreiche Entziehung von der Militairpflicht vor, während auf dem flachen Lande der zur Aushebung sich stellende Procentsatz von jungen Leuten nahezu eine normale genannt werden kann.
- Miß Mackay, die Stief= und Adoptivtochter des bekannten "reichsten Mannes der Welt", hat sich mit Don Philipp Ludwig von Bourbon verlobt. Die Familie der Bourbons heirathet somit in das imposanteste Vermögen der Welt hinein. Don Philipp zählt gegenwärtig fünfunddreißig Jahre und ist Offizier der kaiserlich brasilianischen Armee, aber mit Genehmigung der Regierung seines Onkels Don Pedro lebt er dauernd in Europa, ist somit gewissermaßen Offizier "in absentia". Er stammt aus der neapolitanischen Linie der Bourbonen und führt außer dem Geschlechtsnamen der Bourbons auch noch den Titel eines Prinzen von Brasilien. Er ist nicht reich, gilt aber als ein liebenswürdiger, feingebildeter Mann. Meistentheils wohnt er in Paris.
- Nach der Schlacht bei Jena am 14. Oct. 1806 plünderten die Franzosen Weimar. Die gänzliche Zerstörung der Stadt wurde hauptsächlich durch die Verwendung der edlen Herzogin Louise bei Napoleon abgewendet. Auch Göthe hatte eine Audienz bei Napoleon, infolge deren zwei förmliche Armeebefehle erlassen wurden, der eine, vom Marschall Victor unterzeichnete lautet in der Uebersetzung: Allen Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten ist es untersagt, Herrn von Göthe, einem Mann von hervorragendem Geist, Bewohner der Stadt Weimar, irgend etwas in den Weg zu legen, im Gegentheil soll sich jeder angelegen sein lassen, ihm und seiner Familie Schutz zu gewähren. An der Spitze des Erlasses steht: Im Namen des Kaisers. Der zweite, vom Marschall Augereau erlassene Befehl lautet: Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten der französischen Armee haben Herrn v. Göthe mit Schonung zu begegnen, und ihm als einen Mann, der die höchste Achtung verdient, im Nothfalle Schutz angedeihen zu lassen. Beide Armeebefehle sind vom 16. October 1806 datirt und befinden sich im Original in den Göthe=Acten. Die Feier des 50jährigen Gedenktages seines Todes am 22. März d. J. in der Fürstengruft am Sarge Göthe's ist in der würdigsten Weise verlaufen.

[ => Original lesen: 1882 Nr. 25 Seite 2]

- In München steht jetzt der Ausschank des seit Jahrhunderten berühmten Salvatorbieres bevor. Es ist dies für München ein Volksfest, an dem sich alle Stände betheiligen. Hier ein kurzer Abriß der Geschichte dieses Bieres. Im Jahre 1623 befahl Herzog Wilhelm V., der Fromme, den Bau eines Klosters in der Nähe seines "Lieblingsschlosses Neudeck, eines Klosters, welchem die jetzige Vorstadt Au hauptsächlich ihr Entstehen verdankt. Die Paulaer Mönche, welche dieses Kloster namhaft vergrößerten und verschönerten, erhielten im Jahre 1670 vom Kurfürsten Ferdinand Maria die Gerechtsame, ein Brauhaus zu bauen. Das letztere gelangte durch sein gutes Bier und namentlich durch sein Doppelbier, welches alljährlich am Ordensfeste der Paulaer zum Ausschank kam, zu großem Rufe. Aus jener Zeit stammt die Sitte, daß das erste zum Ausschank kommende Salvatorbier an den Hof geschickt wird, weil sich in alten Zeiten der Hof beim Ausschank betheiligte. Salvatorbier ist wahrscheinlich eine Zusammenziehung von "Sanct=Vater=Bier", weil das Volk früher dasselbe so bezeichnete. Die Paulaer nannten aus Dankbarkeit gegen ihren Ordensstifter dies Bier "Vaterbier". Das alte Brauhaus, sowie der großartige Klostergarten, wurden im Jahre 1813 von Fr. Xaver Zacherl gekauft und an dessen Stelle von diesem in den Jahren 1825 bis 1827 die großartige Brauerei angelegt. Mit dem Kaufe erwarb Zacherl das Recht, ausschließlich das Salvatorbier brauen und ausschenken zu dürfen. Der Ausschank durfte früher immer nur 3 Tage, und nur in der Bauerei stattfinden. Es geschah dies unter ungeheurem Zulaufe. Bis 1861 ab datirt der riesige Aufschwung, den das Salvatorbier erfuhr, und der Lokalverbrauch stieg auf's Fünffache. Der Export nahm von Jahr zu Jahr größere Dimensionen an und dehnt sich unter den jetzigen Besitzern, Gebrüder Schmederer, von Jahr zu Jahr aus. Der Versandt beginnt alljährlich Mitte März und währt höchstens 3 Wochen; nach dieser Zeit ist auch der letzte Tropfen verschwunden und nach dieser Zeit unter dem Namen "Salvatorbier" verkauftes Bier ist nachgeahmt.
[ => Original lesen: 1882 Nr. 25 Seite 0]- (Ein Schatz gefunden.) In Dijon waren letzten Dienstag sechs Arbeiter in dem ersten Stockwerk des an dem Place=Saint=Jean gelegenen Hotel Moussière, eines aus dem vorigen Jahrhundert datirenden Palastes, mit gewissen Umbauten beschäftigt, als sie bei der Wegräumung eines Holzgetäfels plötzlich auf drei kleine Kästchen von auffallend schwerem Gewicht stießen. Sie setzten den gegenwärtigen Eigentümer des Grundstücks Dr. Chanut, von ihrem Funde in Kenntniß und dieser schritt, nachdem er einen Notar herbeigerufen, zur Oeffnung der Kästchen. Sie enthielten einen wahren Schatz, bestehend aus 306,000 Franks in Goldstücken mit dem Gepräge Ludwig XIV., Ludwig XV. und Ludwig XVI., woraus man den Schluß ziehen kann, daß dieses Capital während der Revolutionszeit hier versteckt worden sein mag. Der Fund wurde, bis er nach gesetzlicher Vorschrift zwischen den Findern getheilt wird, bei der Filiale der Bank von Frankreich in Dijon hinterlegt.
- Ein enthülltes Geheimniß. Das Verbrechen von Lefroy, der, wie der Leser weiß, kürzlich wegen eines Mordes in einem Eisenbahn=Coupe in London zum Tode durch den Strang verurtheilt wurde, und dessen Hinrichtung auch wirklich stattfand, hat in England eine große Agitation betreffs des Systems, in abgesonderten Coupés zu reisen, hervorgerufen. Man spricht in überwiegender Majorität dafür, die Waggons nach dem amerikanischen System umzuwandeln, wo man stets in zahlreicher Gesellschaft reist, und nicht nur jeder Passagier in der Lage ist, stets das ganze Innere eines großen Waggons zu übersehen, sondern eben dadurch auch vor vielen Gefahren geschützt ist, weil er einerseits unter den Augen vieler Mitpassagiere reist, und weil anderseits die Conducteure stets in der Lage sind, den ganzen Zug im Innern des Waggons zu durchschreiten. Was die Gefahren der Coupés betrifft, hat der englische Schriftsteller Labouchére soeben eine Geschichte aus dem Leben veröffentlicht, die sich vor einigen Jahren in England ereignete, deren eigentlicher Zusammenhang aber bisher unaufgeklärt und ein Geheimniß geblieben war. Er erzählt das Abenteuer eines sonst sehr scheuen, jungen Geistlichen, Namens J. Gloam, der bei einem Diner ein Glas mehr als gewöhnlich genommen, und einer jungen Lady, Namens Miß Aviß. Der Zufall führte die beiden in ein Coupé zusammen, und Gloam, der seine Gesellschafterin sehr hübsch fand, kam in seiner Weinlaune dazu, sie plötzlich mit den Worten anzusprechen: "Wie angenehm wäre es, Miß, wenn sich hier über uns eine Mispel befände." Da in England die Sitte besteht, daß man am Christabende sich unter den Mispelzweigen, mit denen die Lustres umwunden werden, und so gleichsam den Christbaum ersetzen, gegenseitig küßt, so ging die Bemerkung des jungen Geistlichen dem Sinne nach dahin, daß er einen Kuß wünschte. Die junge Lady hatte oft von trunkenen Schurken gehört, welche nicht selten Damen in Eisenbahnwaggons insultirten, und sie nahm den Fall an, es auch diesmal mit einem solchen zu thun zu haben. "Kein Zweifel," mochte sie denken, "sein geistliches Gewand ist nur eine Verkleidung." - "Warum rücken sie denn so weg von mir?" fragte Mr. Gloam, und er erhob sich, um ihr mit einem unsicheren Schritt zu folgen, welch' letzterer nicht so sehr durch seine Trunkenheit, denn er war nicht vollständig trunken, - als vielmehr durch die Schwingungen des Waggons veranlaßt wurde. Aber dem furchtsamen Mädchen, das ihn schwanken sah, erschien er als gefährlich berauscht. Völlig entsetzt riß sie das Fenster des Coupés auf und schrie: Hilfe! Hilfe! Mord!" Im Nu war der junge Geistliche völlig ernüchtert. Das Geschrei des Mädchens trieb den Weindunst aus seinem Gehirn und zeigte ihm, in welche verzweifelte Position er sich gebracht hatte. "Um Gottes Willen, schreien Sie nicht so." flehte er. "Sie werden mich zu Grunde richten!" Und das Mädchen an der Taille erfassend, versuchte er, sie gewaltsam vom Fenster wegzuziehen. "Hilfe!" kreischte sie, als sie auf einen der Sitze fiel und darnach rang, wieder auf die Füße zu kommen. "Um Gottes willen. Miß, lassen Sie mich Ihnen erklären," flehte Gloam, ihre Hände erfassend; aber die entsetzliche Furcht, welche nun auf seinem Gesicht zu lesen war, ließ ihn nur noch furchtbarer erscheinen als zuvor, während die Gewalt, die er gebrauchte, um das Mädchen zurückzuhalten, sie vollends aller Geistesgegenwart beraubte. Sich von ihm losreißend, taumelte sie gegen die nächste Thür und wie rasend drehte sie den Drücker des Schlosses. Ein Windstoß trieb die kalte Nachtluft in den Wagen und ein Schauer von Funken aus der Maschine flog vorüber. Der junge Geistliche griff nach dem Mädchen, um es zurückzuziehen. Sie wich ihm aus, und lauter noch als zuvor schreiend, bemühte sie sich, auf das Trittbrett zu kommen. Dann folgte noch ein schwacher Schrei - und Schweigen. Bei der Raschheit, mit welcher der Zug eben eine Kurve durchfuhr, fiel die Thür des Coupes zu und schloß sich von selbst. Das Mädchen war verschwunden. Gloam hatte den Hut abgenommen und schlug sich an die Stirn, während er dasaß, bemüht, zu begreifen, was geschehen war; er konnte nur stöhnen und zittern. Was ihn zuerst wieder zu sich selber brachte, war der Anblick von Dingen, welche das arme Mädchen - jetzt ohne Zweifel todt - in dem Coupé zurückgelassen. Es war ein Shawl, eine Reisetasche, ein Roman und auf dem Boden eine kleine goldene Uhr ohne Kette. Der Train glitt in die Station: die Träger eilten die Plattform entlang und öffneten die Thüren. Einer von ihnen öffnete das Coupé des jungen Geistlichen. "Gepäck, Sir?" "Ja, ich habe einiges Gepäck," sagte Gloam,

[ => Original lesen: 1882 Nr. 25 Seite 3]

und er stieg zitternd aus, aber mühsam nach Ruhe und Fassung ringend, wie sie einem Angehörigen des Klerus geziemt. Im nächsten Augenblicke war er im Gedränge der Menge, die mit ihren Koffern und Reisesäcken beschäftigt war, verschwunden. Niemand zollte ihm irgend welche Beachtung. Er hörte Niemand über Hülferufe sprechen, die man während der Reise vernommen. Die Passagiere dachten nur an ihre Geschäfte und überließen ihm das Seinige. Dies bestand darin, einen Mantelsack, eine Schachtel und einen Korb zusammen zu nehmen; nachdem dies gethan, beauftragte er einen Träger, ihm ein Cab zu besorgen; aber er stammelte dabei, und es kam ihm vor, als ob ihm die Worte auf der Zunge gefrieren sollten; denn er sah jetzt ein Mädchen neben sich stehen, welches das wahre Ebenbild von Miß Aviß war. Hätte das Mädchen einen Blick auf ihn gerichtet, sie müßte seine Verwirrung bemerkt haben; aber sie sah nach einem älteren Herrn und einer Dame, welche auf sie zukamen. - "Ich habe sie noch nicht herauskommen sehen, Papa," sagte das Mädchen zu dem Paare. - "Wir haben in jeden Wagen geschaut," äußerte der ältere Herr; "aber sie ist nicht gekommen. Ich denke sie hat den Train versäumt." - "Aber wie kommt ihr Reisesack hierher?" - "War nicht irgendwo ein Wagenwechsel zwischen hier und London?" fragte die ältere Dame. "Ich glaube, man wechselt in Didcot. Vielleicht ist sie dort ausgestiegen und dann in einen anderen Train gekommen." - "Aber das ist sehr unangenehm!" rief das Mädchen. - "Ich denke, wir werden zu Hause ein Telegramm finden." bemerkte der Vater. Das Mädchen hatte die Reisetasche aus dem Coupé genommen. Den Roman und die Uhr bemerkte sie nicht. - Gloam sah die Reisetasche, auf welche das Licht einer Lampe fiel, und las darauf den Namen "Mary Aviß". Ein Schwindel erfaßte ihn, als Vater, Mutter und Schwester des armen Mädchens, mit dem er gereist, an ihm vorübergingen. Dann folgte er seinem Träger nach einem Cab. Er hatte sechs englische Meilen zu fahren, ehe er seine Pfarrei in Rorleigh erreichte, das in der Nähe von Birmingham liegt. Die Fahrt wurde in Sicherheit zurückgelegt; aber den Rest der Nacht brachte Gloam schlaflos und in Verzweiflung zu. Am frühen Morgen wurde die Leiche von Miß Aviß auf der Bahnlinie gefunden, - eine Stunde später jagte sich der Geistliche eine Kugel durch den Kopf. In einem zurückgelassenen Schreiben hatte er die obigen Bekenntnisse niedergelegt.


Anzeigen.

Am Dienstag, den 21. d. Mts. ist Mittags auf der Selmsdorfer Chaussee beim hiesigen Schützenhause eine silberne Taschenuhr gefunden worden.
Die Uhr (Cylinder) ist nicht mehr neu und trägt die Nr. 71116.
Der sich legitimirende Eigenthümer kann dieselbe auf der Landvogtei=Registratur entgegennehmen.
Schönberg den 22. März 1882.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


In Sachen betreffend den öffentlich meistbietenden Verkauf der zur Baeck belegenen Fokul'schen Büdnerei Nr. 15 c. p. ist ein Ueberbotstermin auf

Montag den 3. April 1882,
Vormittags 10 Uhr

anberaumt, wozu Kaufliebhaber mit dem Bemerken geladen werden, daß in dem am 8. d. Mts. abgehaltenen ersten Verkaufstermin ein Gebot von 5050 M. abgegeben ist.
Schönberg, den 11. März 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

G. Arndt.       


Antragsmäßig sollen über nachstehende Grundstücke des Kaufmanns Wilhelm Maaß zu Schönberg, als:

1) das zu Schönberg an der Siemzerstraße sub Nr. 179 belegene Wohnhaus c. p.
2) das zu Schönberg an der Siemzerstraße sub Nr. 180 belegene Wohnhaus c. p.
3) die auf dem hiesigen Stadtacker am Petersberger Wege belegene Wiese von circa 400 []Rth. Größe;
4) das auf dem hiesigen Stadtacker am Petersberger Wege belegene Ackerstück von circa 1730 []Rth. Größe;
5) die an der Wallstraße hierselbst in der sog. Schinderkuhle belegene Wiese von 7 Scheffeln Aussaat Größe und
6) das auf dem sog. Horstmoor hieselbst belegene Moor von circa 14 Scheffeln Aussaat Größe
- welche sechs Grundstücke einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden sollen - ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an den bezeichneten Grundstücken c. p. haben und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Mittwoch den 26. April d. Js.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen Vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 3. Februar 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Holz=Auction Nr. 32.

Am Mittwoch den 5. April Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente aus den Lenschower=Tannen meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden.

637 Rmt. tannen Kluft
178 Rmt. tannen Knüppel
  46 Rmt. tannen Rodestämme
  27 Rmt. tannen Späne
  47 Stück tannen Schaalbretter à 4 Meter lang.
Das Holz steht in nächster Nähe der Lenschow=Gr. Grönauer Wacknitz=Fähre ca. 8 Kilometer von Lübeck und ertheilt der Forsthülfsaufseher Harnisch zu Lüdersdorf auf Wunsch nähere Auskunft.
Schönberg den 26. März 1882.

Der Oberförster:                
C. Hottelet.       


Zu den diesjährigen öffentlichen Prüfungen der Real= und Bürgerknabenschule beehrt sich ergebenst einzuladen

                          der Direktor:
                          W. Ringeling.
Schönberg den 27. März 1882.                                                                              
Die Prüfungen finden in folgender Ordnung statt:
Mittwoch den 29. März. Prüfung der Realschule.

  9 Uhr. Klasse VI. Deutsch. Schär.
  9 3/4 Uhr. Klasse V. Naturgeschichte. Kantor Hempel.
10 1/2 Uhr. Klasse IV. Latein. Knauff.
11 1/4 Uhr. Klasse I. Geschichte. Direktor.
  2 Uhr. Klasse II. a Physik. Prorektor Dr. Juling.
  2 1/2 Uhr. Klasse II. Geographie. Berger.
  3 Uhr. Klasse III. Französisch. Pleines.

Zwischen den einzelnen Prüfungen finden die deutschen und fremdländischen Declamationen statt.
  4 Uhr. Schlußaktus. Entlassung der Abiturienten.

Donnerstag den 30. März. Prüfung der Bürgerknabenschule.

  8 Uhr. 4. Klasse. Religion. Kelling.
  8 3/4 Uhr 3. Klasse. Deutsch. Schulze.
  9 1/2 Uhr 2. Klasse. Geographie, Warnke.
10 1/4 Uhr 1. Klasse. Mathematik. Kelling.

Nach jeder Klassenprüfung Deklamation.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 25 Seite 4]

Schul=Prüfung.

Die öffentliche Prüfung an der hiesigen Mädchenschule findet statt am Donnerstag den 30. d. M., Vormittags v. 8-12 Uhr (5. Classe Biblische Geschichte; 4. Classe Rechnen; 6. Classe Biblische Geschichte und Lesen; 3. Classe Geographie.) und Nachmittags von 2-4 Uhr (1. Classe Katechismus; 2. Classe Deutsch).
Hierzu ladet im Namen des Lehrerkollegiums der Mädchenschule ergebenst ein

                                                    Rector P. Russwurm.
Schönberg, den 27. März 1882.                                                    


Spehr's Hôtel.
Heute, Dienstag, Abends 8 Uhr.
(Im Gastzimmer.)
Fein humoristische Vorträge
und
Charakter=Darstellungen
von
A. Eickermann.
Entrée frei.


Eine fast neue                          
Kegelbahn mit Kegelhaus
und allem Zubehör ist sehr billig zu verkaufen.
Näheres durch                          
                                                    Wilh. Heincke.


2000 alte Dachpfannen
sind zu verkaufen beim                          
                                                    Drechsler Holst,
                                                           in Schönberg.


Zu Ostern und Michaelis
stehen noch Wohnungen zu vermiethen.                          
                                                    Johanna Creutzfeldt.


Prima
Saathafer und Kleesaat,
sowie sämmtliches
Saatkorn
empfiehlt                          
                                                    H. F. Studemund.


Fenchelhonig
von L. W. Egers in Breslau,

gegen Hals= und Brustleiden, Kartarrh, Husten, Heiserkeit, Verschleimung, bei Kinderkrankheiten etc. wirksamstes Mittel. Man hüte sich vor Nachahmungen und beachte, daß der echte Fenchelhonig Siegel, Namenszug, sowie im Glase eingebrannt die Firma seines Erfinders, L. W. Egers in Breslau, trägt. Verkaufsstelle in Schönberg allein bei: C. Sievers.


Besten frischen englischen
Chlorkalk
zum Schnell=Bleichen,
                          empfiehlt billigst
                                                    H. Brüchmann.


Eine große Parthie                          
Runkelrüben
hat zu verkaufen                                                    
                                                    J. Kloth.


Zwei Kinder, Knaben oder Mädchen, welche die hiesige Schule besuchen sollen, finden freundliche Aufnahme und gewissenhafte Pflege in einer anständigen Familie gegen billiges Kostgeld. Wo? Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.
Schönberg im März.


Fertiges Fußzeug,
in allen Größen, hält vorräthig und empfiehlt als preiswürdig      
Schönberg.                                                     W. Lenschow.
                                                                              Hinterstraße.


Unterzeichneter erlaubt sich hiermit einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend sein

Papp= und Schieferdeckergeschäft

in empfehlende Erinnerung zu bringen. Anfertigung von Papp= und Schieferdächern unter Garantie der Haltbarkeit. Ueberstrich von Pappdächern sowie Reparaturen werden prompt und zu den billigsten Preisen besorgt.

                                                    Achtungsvoll
                                                    Hubert Keul,
                                                    Dach= und Schieferdecker.

Wohnung im Hause des Drechlers Herrn Holst, Wallstraße.


Geschäfts=Aufhebung
meiner
Gold= u. Silberwaaren=Handlung.

Wegen dauernder Kränklichkeit und Verkauf meines Hauses habe ich mich entschlossen mein Geschäft gänzlich aufzugeben und verkaufe von jetzt ab meine sämmtlichen

Gold= und Silberwaaren
zu bedeutend herabgesetzten Preisen.
Lübeck, Sandstraße 1006.

F. Rinne                 
(in Firma W. Kolls).       


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 27. März 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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