No. 17
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. Februar
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 17 Seite 1]

Bekanntmachung.

     Die laut meiner Bekanntmachung vom 8. d. M. vom 7. März d. J. beginnende ordentliche Quartalsession des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgerichte zu Güstrow soll am 21. desselben Monats geschlossen werden. Es wird darauf noch eine außerordentliche Session stattfinden, für welche ich

den dreiundzwanzigsten März d. J.

als Eröffnungstag bestimmt habe.
     Rostock, den 24. Februar 1882.

Der Präsident des Großherzoglichen Ober=Landes=Gerichts.
Dr. Budde.


      Nr. 4 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
            II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betr. die Erhebung und Verwaltung der Reichsstempel=Abgaben in den in Lauenburg belegenen Ratzeburgischen Enklaven.
(2.) Publicandum, betr. die Liquidationen über Militairleistungen.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Durchschnittspreise des Monats Januar 1882.
(4.) Bekanntmachung, betr. die versuchsweise in Kraft tretenden Bestimmungen bei Postsendungen durch Eilboten.


Politische Rundschau.

Deutschland. Vom Marineministerium in Berlin sind jetzt die Hauptbestimmungen über die Thätigkeit der deutschen Kriegsflotte im Jahre 1882, wenn nicht außergewöhnliche politische Ereignisse eine Abänderung herbeiführen sollten, festgestellt worden. Danach soll Anfangs Mai wiederum ein Geschwader von Panzerschiffen, bestehend aus den vier großen Panzerfregatten "Preußen" "Friedrich der Große", "Kronprinz" und "Friedrich Karl" (Admiralschiff) und dem Avisodampfer "Grille", zu fünfmonatlichen Uebungsfahrten in der Ost- und Nordsee formirt werden. Von den größeren Torpedo=Dampfern sollen mitunter einige zu diesem Geschwader commandirt werden, um gemeinsame Uebungen damit zu machen. Zum Commandeur des Geschwaders ist abermals der Contre=Admiral von Wickede, der schon im vorigen Herbste die neuen sehr ausgedehnten Seemanöver vor Sr. Majestät dem Kaiser mit so überaus rühmlichem Erfolge commandirte, bestimmt worden.
Skobeleff und kein Ende! Um diese Akten womöglich zu schließen, wollen wir noch mittheilen, was Kaiser Wilhelm geäußert haben soll, weil es das einzige Interessante ist, was noch zu sagen bleibt. Der Berliner Correspondent des Standard (hocharistokratische englische Zeitung) will aus "unanfechtbarer" Quelle wissen, daß der Kaiser Entrüstung und Betrübniß über die Skobeleff'sche Rede ausgedrückt und sie als eine muthwillige Provocation bezeichnet habe, die, wenn sie fortgesetzt würde, ihn zwingen dürfte, zu energischen Maßregeln seine Zuflucht zu nehmen. Weiter hört der Correspondent, daß der deutsche Botschafter in St. Petersburg, General von Schweinitz, angewiesen werden wird, der russischen Regierung Vorstellungen seitens Deutschlands zu machen und dagegen zu protestiren daß einem der hochgestellten russischen Offiziere gestattet wird, Gesinnungen Ausdruck zu geben, welche nicht ermangeln konnten, in ganz Deutschland und Oesterreich Unruhe zu verbreiten. (Zu bemerken wäre noch, daß Skobeleff auf kaiserlichen Befehl zu einer Verantwortung in Petersburg zurückerwartet wird).
Jetzt wo die Kriegsgefahr wenigstens officiell beseitigt erscheint, verlohnt es sich der Mühe, einmal zu untersuchen, wie die Actien stehen würden, wenn ein Krieg zwischen Rußland und Oesterreich=Deutschland ausbräche.
Wir denken uns den Feldzugsplan folgendermaßen: 1) Insurrection Polens oder Proclamirung eines selbstständigen Polens und Organisirung des Aufstandes unter dem Schutz einer österreichischen Armee, die auf Krakau und einer deutschen, die auf Warschau marschirt. Rendezvous beider Armeen: Warschau. 2) Kriegserklärung Frankreichs an Deutschland. Sofortiger Einmarsch einer deutschen Armee in französisches Gebiet unter dem Schutz von Metz=Straßburg. 3) Kriegserklärung Italiens an Frankreich. Besetzung von Nizza und eventuell durch den Mont=Cenis Tunnel von Grenoble, wenn nicht vorzuziehen wäre, den Tunnel zu sperren. 4) Kriegserklärung der Türkei an Rußland zur Wiedererlangung von Bulgarien. Insurrection von Algerien und Tunis mit allem erdenklichen Nachdruck. Insurrection der in Asien unter russischer Herrschaft stehenden Mohamedaner. 5) In Reserve das uns eng befreundete Schweden, um eventuell Dänemark in Schach zu halten oder die Lostrennung Finnlands und Ingermanlands, früher Schweden gehörig, zu proclamiren. - So die Lage zu Land. Wie nun zur See? Die deutsche Flotte ist der russischen Ostseeflotte wenn nicht überlegen, so doch mindestens gewachsen. Die türkische Flotte, obwohl sehr geschwächt, ist doch noch stark genug, die russische Flotte des Schwarzen Meeres in Schach zu halten; außerdem nicht zu vergessen die Dardanellen. Die österreichisch=italienische Flotte könnte allerdings gegen die ihr mindestens vierfach überlegene französische Flotte nichts ausrichten und müßte sich in die Kriegshäfen zurückziehen. Doch rechnet man, daß die französische Flotte zur Hälfte im Atlantischen Ocean verbleiben müßte, so ist das gar nicht so gefährlich.
Die Lorbeeren unseres neuen Zolltarifs haben unsere österreichischen Nachbarn nicht schlafen lassen. Gegen den von der österreichischen Regierung eingebrachten Entwurf erscheint jedoch der unsere nur als schwächliche Stümperei. Roher Kaffee ist von 24 auf 40 Gulden pro 100 Kilogramm er=

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höht, gebrannter Kaffee von 30 auf 50, Kaffeesurrogate von 6 auf 15, Thee von 50 auf 100, Schweine= und Gänsefett von 8 auf 16, rohe Baumwollgarne von 12 auf 16, gebleichte oder gefärbte von 16 auf 20, Sammt von 70 auf 80, leinene Spitzen und Kanten von 150 auf 200, Nähseide von 22 auf 50, seidene Spitze und Blonden, sowie Ganzseidewaaren von 300 auf 400, Halbseidewaaren von 150 auf 200, Schreibpapier von 2 auf 5, Sohlleder von 8 auf 18, Schuhwaaren von 21 auf 35, Handschuhe von 40 auf 50, Brillengläser und Gläser für Taschenuhren von 8 auf 50, weißes Porzellan von 5 auf 7, farbiges von 12 auf 15, Roheisen von 0,50 aus 80, schmiedeeiserne Röhren von 2 1/2 auf 5, Dampfkessel von 4 auf 6, Nähnadeln und Gewehre von 30 auf 50, Lokomotiven von 4 auf 8, Maschinen von 8 auf 10, Nähmaschinen von 2,70 auf 20, Gold= und Silberwaaren von 200 auf 300, Meerschaumwaaren von 12 auf 50 Gulden pro 100 Kilogramm - dies nur eine kleine Blumenlese. Ein Freundschaftsdienst für uns ist dieser Tarif, dessen Annahme selbst in Wien nicht bezweifelt wird, keinesweges. Denn erstens stehen wir bei fast allen diesen Erhöhungen Oesterreich wehrlos gegenüber und zweitens hat man zu bedenken, daß Deutschland bei der gesammten österreich=ungarischen Einfuhr mit zwei Dritteln betheiligt ist, wovon auf Sachsen ungefähr wieder die Hälfte kommt. Natürlich fehlt in dem Tarif auch der Getreide=, Vieh= und Fleischzoll nicht, trotzdem Oesterreich=Ungarn in diesen Artikeln weit überwiegend Ausfuhrland ist und also für die Zollfreiheit in dieser Hinsicht mit allem Nachdruck eintreten sollte. Gleichzeitig mit diesem Tarif ist ein sogenanntes Sperrgesetz eingebracht, daß verhindern soll, daß noch nach dem bisherigem Tarif größere Quantitäten von Waaren eingeführt werden. Dies Sperrgesetz beschränkt sich allerdings nur auf wenige, aber sehr einträgliche Artikel und man rechnet, sehr schlau, daß wenn einmal diese Finanzzölle in Kraft sind, die anderen leicht nachfolgen werden. Dies Sperrgesetz ist im ungarischen Landtage bereits angenommen. Fällt der Mantel fällt auch der Herzog. Auch in Rußland scheint das Zollfieber in ein neues Stadium treten zu wollen, da man dort mit der Absicht umgeht, vorläufig die Zölle auf etliche ausländische Producte, insbesondere auf Metall und Metallfabrikate, zu erhöhen. Bei der russischen Einfuhr ist Deutschland mit über 40 Procent betheiligt. Der Werth aller aus Deutschland nach Oesterreich und Rußland ausgeführten Waaren belief sich 1879 auf 1500 Millionen M. Also schöne Aussichten für unsern Handel nach Osten.
Oesterreich. Die Oesterreicher haben in Süd=Dalmatien schon anerkennenswerthe Fortschritte zur Unterdrückung des Aufstandes gemacht, obwohl besondere Großthaten bis jetzt noch nicht zu verzeichnen sind. Es hat sich bisher hauptsächlich um die umfassende Aufstellung der Truppen gehandelt, nach deren Beendigung erst der Hauptschlag ausgeführt werden soll.
Frankreich. Gutem Vornehmen nach wurde dem General Skobeleff der Befehl sofort nach Petersburg zurückzukehren, von der Pariser russischen Botschaft am Sonnabend zugestellt. - Der Volkshumor hat sich übrigens bereits, der Skobeleff'schen Sache bemächtigt und dieselbe zu Paris in der Faschingsnacht verwerthet. General Skobeleff war als ein baumlanger Kerl, eine wahre Hünengestalt, in russischer Uniform vertreten; er schleppte an seinem Arm einen dicken, nach Luft schnappenden Gesellen mit sich, dessen Maske Gambetta darstellte; um sie herum schwärmten zehn jugendliche Gestalten, die auf ihren Mützen das Wort: "Gamin Parisien" trugen, jene beiden fortwährend verhöhnten. Die Menge zollte den Gamins rauschenden Beifall und vielfach ertönte der Ruf: Pas de guerre! "Pas de Skobeleff!"
Amerika. In einem Theile des Staates Missisippi ist in Folge großer Ueberschwemmungen ein Nothstand ausgebrochen. Ein Flächenraum von etwa 150 Meilen in der Länge und 40 Meilen in der Breite steht unter Wasser; die Bevölkerung besteht zum größten Theil aus Negern. Im Senat wie in der Repräsentantenkammer beantragte Resolutionen, durch welche der Schatzsekretair ersucht werden soll, Unterstützungen an die Nothleidenden vertheilen zu lassen, wurden an Kommissionen verwiesen.


- Die Berliner Polizei besteht gegenwärtig aus 3618 Personen, darunter 2971 Schutzmänner, 429 Polizeilieutenants und Wachtmeister, 244 Verwaltungsbeamte etc. Die Unterhaltungskosten für 1882/83 belaufen sich auf 6,079,365 M. Die Londoner Polizei ist Alles in Allem 10500 Personen stark, kostet aber jährlich 80 Millionen M.
- General Skobeleff, der redselige russische "Haudegen", der alle Deutschen wie Ueklei=Sardinen verspeisen möchte, hat Berlin auf seiner Rückreise von Paris nach Petersburg, wohin ihn sein Czar per Telegraph zur Rechenschaft berufen hat, nicht berührt, es vielmehr vorgezogen, via München, Prag, Warschau sich zur Kopfwäsche an die Ufer der Newa zu begeben. Das mag wohl seinen zweifachen Grund haben. General Skobeleff dürfte übrigens noch immer einen ganz speziellen Blick auf Berlin haben, dieweil ihm hier vor ein Paar Jahren ein kleines Abenteuer passirte, welches den gestrengen Herrn dazumal gewaltig in Harnisch versetzte. General Skobeleff wollte eines schönen Tages den sogenannten Jagdzug der Ostbahn benutzen, um nach seiner Heimath zu reisen. Vielleicht hatte er ein wenig zu lange geschlafen oder sich beim Abschiednehmen von seinen hiesigen Bekannten etwas zu lange verweilt, kurzum, er traf sammt seiner Dienerschaft so spät auf dem Ostbahnhofe ein, daß ihm nur eben Zeit blieb, in ein Coupee zu springen, nicht aber die betreffenden Fahrbillets zu lösen. So entspann sich denn zwischen dem Schaffner und dem General, der wohl ein hochelegantes Französisch, jedoch kein Wörtchen Deutsch spricht oder wenigstens "so thut", eine kleine Controverse, bei welcher sich Herr v. Skobeleff sehr unwirsch benahm. Dem hinzugekommenen Stations=Vorsteher gelang es zwar, die Angelegenheit zu begleichen, in Küstrin, wohin die betreffende telegraphische Nachricht abgesendet war, mußte indessen der General nicht nur für sich und seine Begleitung die betreffenden Fahrbillets, sondern auch ebensoviel "Strafbillets" a 1 M. nachlösen. Das mag der Sieger von Geoktepe der deutschen Reichshauptstadt wohl nie und nimmermehr verzeihen.
- Im königlichen Schloß zu Berlin hat das elektrische Licht seinen Einzug gehalten. Es leuchtete zum erstenmal gelegentlich des Hofmaskenballes.
- Nicht weniger als drei neue Erfindungen, welche der königliche Präparator Herr Wickersheimer gemacht haben soll, werden angekündigt. Es handelt sich um Flüssigkeiten, von denen eine das Brod nicht nur vorm Stocken und Schimmeln bewahrt, sondern auch auf Monate hinaus so frisch erhält, als ob es erst am Tage vorher gebacken sei. Die zweite Flüssigkeit soll in gleichem Grade das Fleisch ohne jegliche Pökelung oder Räucherung auf die Dauer conserviren, während die dritte das Bier unverderblich machen soll, sobald ihm beim Brauen das Wickersheimersche Präparat zugesetzt wird. Wenn diese Erfindungen sich bewähren, so darf Herr Wickersheimer als Wohlthäter der Menschheit gepriesen werden.
- Die Augsburgerin bringt von Zeit zu Zeit interessante Briefe aus der deutschen Reichshauptstadt. Die jüngsten derselben schildern die fremden Botschafter und Gesandten am Hofe. Hervorgehoben wird der russische Botschafter v. Subaroff, der eher einem vornehmen Franzosen als einem compakten Russen ähnlich sieht. "In den Zügen und den grauen Augen liegt etwas, nennen wir es Schlauheit, Ueberlegenheit, geistige Lebendigkeit, Leichtlebigkeit, was ihm sogleich beim ersten Anblick einen besonderen Charakter gibt. Von allen Botschaftern ist er der vollendetste Lebemann, aber immer seine Würde wahrend. Tritt irgend etwas an ihn heran, was ihm seiner Stellung nicht würdig erscheint, so bemerkt er: Aber, mein Herr, ich bin Botschafter, den Ton auf die letzte Silbe legend. Dabei gilt er als ein Meister in Calembourgs und Bonmots." - Die verschiedenen Gesandten von Japan legten ihre vaterländische Tracht bald ab und nahmen mit den europäischen Kleidern auch europäische Sitten an. Einer von ihnen heirathete sogar eine preußische Dame vom Adel, der man allerdings diese Verbindung mit einem Heiden übel nahm. Conservativer zeigten sich die Chinesen. Der Gesandte Li=fong=Pao geht in seinem chinesischen Costüm ungenirt in den Straßen Berlins und

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erscheint in ihm auch bei Hofe. Ein großes Zugeständniß war es schon, daß er mit den Sitten brach und Madame Li=fong=Pao den profanen Blicken von Christenmännern aussetzte. Er läuft aber damit keine Gefahr. Weder der Gesandte, noch seine Gemahlin, sprechen ein Wort englisch, geschweige denn deutsch. Aber das hält den Vertreter des himmlischen Reiches nicht ab, sich gründlich mit allen abendländischen Einrichtungen bekannt zu machen und die geschlizten, dunkeln, funkelnden und klugen Augen überall offen zu halten. In seinem Hause lebt das Gesandtenpaar ganz national, aber in der Gesellschaft versteht es Trüffeln von Kartoffeln ganz wohl zu unterscheiden.
- Die Confirmation steht vor der Thür und mit ihr die inhaltschweren Fragen: "Was willst du werden?" Zu welchem Berufe hast du Lust? Letztere ist namentlich zu berücksichtigen, denn Lust und Liebe zum Ding macht Mühe und Arbeit gering. Vielen bleibt nur die Wahl eines Handwerks. Das Handwerk erschließt sich mit seinem goldenen Boden nur dem, der es zu einem tüchtigen Meister gebracht. - Pfuscher führen ein klägliches Dasein - darum muß denen, die jetzt ihr ferneres Geschick zu bestimmen haben, zugerufen werden: "Wählt richtig, arbeitet tüchtig".
- Preußen muß wohl ein Rechtsstaat sein; denn alles will Jus studiren und treiben. Der Andrang zur juristischen Staatsprüfung ist so groß, daß wöchentlich 3 Prüfungstermine, jedesmal mit 6 Examinanden anberaumt werden müssen.
- Amerikanisches Bier kann man trinken, ohne die Reise über den großen Teich zu machen. Ein Berliner Restaurateur hat dieser Tage den ersten Anstich gemacht. Es stammt aus Milwaukee am Michigan=See und schmeckt vorzüglich.
- Aus Bonn wird unterm 15. Februar berichtet: Gestern als der Rhein den niedrigsten Wasserstand des Jahrhunderts aufwies, haben 11 Carnevalsbrüder auf einer kleinen Insel, welche unterhalb der Stadt mitten im Strome zu Tage getreten ist, eine carnevalistische Sitzung abgehalten. Beim Erscheinen des Prinzen Carneval, der in einem illuminirten Kahne vom Ufer abgeholt wurde, strahlte die Insel in bengalischem Lichte, Salutschüsse wurden gelöst und ein Sänger trug ein entsprechendes Lied vor. Natürlich fehlte auch das edle Naß des Rheinweins nicht, und als man genügend "getagt", wurde zum Schluß eine Urkunde über dieses Ereigniß auf Pergament ausgefertigt, von den Anwesenden unterzeichnet und wohlverschlossen in den Boden des Rheines eingegraben. Die Nixen des Rheins mögen mitten im Winter wohl nie zuvor eine so lustige Gesellschaft belauscht haben.
- Zu Gera wurde dieser Tage ein "armer Reisender eingeliefert, der das Fechten nun seit 5 1/2 Jahren ununterbrochen betrieben hat.
- In Frankreich soll es nahezu 2000 jüngere und ältere Frauen geben, die Tintenflecken an den Fingern tragen, d. h. Romane, Journale, Zeitungen etc. schreiben.
- Nr. 2016 der Leipziger Illustrirten Zeitung bringt die sehr interessanten Bilder Joseph Völks und Berthold Auerbachs, beide grundverschieden. In München ist der Maler E. Fröhlich gestorben, dem großen Publikum aus den Fliegenden Blättern bekannt, die er mit den lustigsten Bildern geschmückt hat. -
- Die Sperlinge und Krähen haben kürzlich in der Sächsischen Kammer ein schweres Gericht zu bestehen gehabt, obwohl man sagen muß, daß die Schöffen, denen das Referat übertragen war, unparteiisch zu Werke gegangen sind. Die Anklagen gegen den Sperling, den Gassenbuben unter den Vögeln waren schwerwiegend. Es sollen in Deutschland durch Sperlingsfraß jährlich über eine Million Scheffel Körner verloren gehen. Die landwirthschaftlichen Vereine Sachsens und der Landeskulturrath haben sich des Oefteren in nachdrücklichster Weise gegen eine zu weitgehende Schonung des Sperlings ausgesprochen. Der Masseneinfall dieser Thiere kann in Feldern, Gärten, Weinbergen und Obstpflanzungen ungemein viel Schaden anrichten. Im Jahre 1879 sind beispielweise in der Nähe von Dresden einige Stücke Weizen und Hafer durch Sperlinge fast gänzlich abgefressen worden. Aus den Dörfern Räcknitz, Kaitz, Kotta etc. bei Dresden wird berichtet, daß es der überhandnehmenden Sperlinge wegen, seit einigen Jahren nicht mehr möglich sei, in an Ortschaften oder Gebüschen angrenzenden Schlägen Weizen oder Gerste zu bauen und auch der Hafer jetzt von ihnen so heimgesucht werde, daß man sich genöthigt sehe, auch dessen Anbau aufzugeben. Mit der Massenausbreitung des Sperlings ist ferner eine auffällige Verdrängung vieler anderer nützlicher insektenfressender Vögel sowohl, als auch vieler der mit Recht geschonten Singvögel verbunden. Dagegen machten die Schutzzeugen geltend, daß die Sperlinge, in der Brutzeit ungemein viel Nutzen stiften. In dieser Zeit, die sich bekanntlich mehremale im Jahr wiederhole braucht jedes Sperlingspaar zum häuslichen Unterhalt, d. h. als Futter für die Jungen, täglich etwa 450 Raupen, Blattläuse, Puppen und sonstiges Geziefer. Nichts ist vollkommen in der Welt, nichts ist aber auch umsonst darin, und so wird man denn auch den seitherigen modus vivendi beibehalten müssen und ihm höchstens da die Flügel etwas stutzen, wo er, wie es allerdings in Sachsen der Fall, etwas stark überhand genommen hat.


Anzeigen.

Am 16. d. Mts. sind zu Petersberg im Fürstenthum Ratzeburg gestohlen worden:

etwa 300 M., unter welchen 4 Zehnmarkstücke sich befanden, eine goldene Halskette mit Schloß und mit 4 Reihen Granaten, ein goldenes Medaillon.
Um Vigilanz und sofortige Benachrichtigung wird gebeten.
Neustrelitz, den 21. Februar 1882.

Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.


Die den Erben des Apothekers Theodor Herold gehörige zu Domhof Ratzeburg belegene Domapotheke c. p. soll nach ertheiltem obervormundschaftlichen Veräußerungsdecrete bei annehmbarem Gebot öffentlich meistbietend verkauft werden, und wird zu solchen Zweck ein Verkaufstermin auf

Mittwoch den 15. März 1882,
Vormittags 11 Uhr,

Vor dem unterzeichneten Amtsgerichte angesetzt.
Aus den Verkaufsbedingungen, welche 14 Tage vor dem Termin auf der hiesigen Gerichtsschreiberei, sowie bei dem Vormunde, Kaufmann Schlüter zu Domhof Ratzeburg, einzusehen sind, wird bemerkt, daß der Zuschlag bei annehmlichen Meistgebot sofort geschehen soll und sodann eine Anzahlung von, 40,000 M. zu beschaffen ist, während beim bedingten Zuschlag 10,000 M. als Conventionalpoen gezahlt werden müssen.
Schönberg, den 10. Februar 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
(L. S.)                                                     G. Arndt.


Holz=Auction Nr. 27.

Am Dienstag den 7. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Spolert auf der Bäck nachbenannte Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

a. Aus dem Hasselholze.

    4 buchen Nutzholzblöcke
240 Rmt. buchen Kluft und Knüppel
  20 Fuder buchen Reiser.

b. Aus dem Seebruch.

  44 Rmt. tannen Kluft und Knüppel

c. Aus dem Garnseerholze.

40 Rmt eichen Kluft und Knüppel
77 Rmt. Nadelholz

d. Aus dem Bahlen.

17 Rmt. allerlei Kluft und Knüppel.
Schönberg den 26. Februar 1882.

Der Oberförster:                
C. Hottelet.       


Confirmanden-Hüte und Mützen
empfiehlt zu billigen Preisen                          
                                                    J. Oldörp.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 17 Seite 4]

J. Ludw. D. Petersen, Schönberg.
Alleiniges Lager für Schönberg
von Gußmaaren aller Art
von der
Eisengießerei u. Maschinenbauanstalt Carlshütte bei Rendsburg
zu Original=Fabrikspreisen.


Ausverkauf b. Ludwig Wendt Lübeck
bis Ende Februar.


Vorläufige Anzeige.

Am Sonntag den 5. März findet in der Domkirche zu Ratzeburg ein

Concert

statt, von

Fräulein Marie Mette.


Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und - Strelitz.

Die 29. ordentliche Generalversammlung der Vereins=Mitglieder wird am

Donnerstag den 2. März d. J.
Morgens 11 Uhr

zu Schwerin in Stern's Hôtel stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

1) Bericht über die im Jahre 1881 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1881/82, sowie der revidirten Rechnung pro 1880/81.
2) Wahl neuer Beamte für die nach Ablauf ihrer Dienstzeit statutenmäßig ausscheidenden Herren und zwar:
          a. des Directors für die Jahre 1882/85 und
          b. der Districts=Beamte
3) Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der Generalversammlung gestellt werden, event. über die Anstellung von Agenten.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen den 1. Februar 1882.

Die Direction.


Zu vermiethen,

zu sogleich oder Ostern eine möblirte Stube mit Schlafzimmer bei

W. Hagen,          
Lübeckerstraße.       


Wegzugshalber ist eine                          
Wohnung
zu Ostern zu vermiethen.                          
                                                    Ww. Greiff,
                                                    Conditor.


Zu Ostern oder Michaelis

habe die erste Etage meines Hauses, ganz oder getheilt zu vermiethen.
Schönberg.

                                                    C. Wolgast.


Gemüse- und Blumen-Samen,
in frischer, keimfähiger Waare,
empfiehlt                          
                                                    H. Upahl,
                                                    Handelsgärtner.


Bergmann's
Theerschwefel-Seife

bedeutend wirksamer als Theerseife, vernichtet sie unbedingt alle Arten Hautunreinigkeiten und erzeugt in kürzester Frist eine reine blendendweiße Haut. Vorräthig à Stück 50 Pfennig (Mecklenburg). bei Apotheker Herold zu Domhof=Ratzeburg.


Breitestraße 804 Friedr. Matz, Breitestraße 804
Lübeck.
Lager von
Tapeten und Decorationsgegenständen,
Rouleaux,
Gold- und Politurleisten,
Teppichen und Cocosmatten,
Wachstuch und Ledertuch.


Fenchelhonig
von L. W. Egers in Breslau,

gegen Hals= und Brustleiden, Kartarrh, Husten, Heiserkeit, Verschleimung, bei Kinderkrankheiten etc. wirksamstes Mittel. Man hüte sich vor Nachahmungen und beachte, daß der echte Fenchelhonig Siegel, Namenszug, sowie im Glase eingebrannt die Firma seines Erfinders, L. W. Egers in Breslau, trägt. Verkaufsstelle in Schönberg allein bei: C. Sievers.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 27. Februar 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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