No. 101
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. Dezember
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 101 Seite 1]

      Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militärpflichtigen der seemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1881 stattfindet

am Freitag den 13. Januar 1882 Morgens 9 Uhr
in Wismar

im Rubach'schen Gasthofe "Stadt Altona."
Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 24. 7. der Ersatz=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirk, welche im Jahre 1861 oder früher geboren und resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
Es wird bemerkt, daß nach Maßgabe des §. 21 der Ersatzordnung zur seemännischen Bevölkerung zu rechen sind:

a. Seeleute von Beruf d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind,
b. See=, Küsten= und Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben,
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind,
d. Maschinisten, Maschinisten=Assistenten und Heizer von See= oder Fluß=Dampfern
Schönberg, den 20. December 1881.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungs=Bezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
In Vertretung
W. v. d. Lancken.


Politische Rundschau.

Das Tabaksmonopol ist ein weiland Proteus; es nimmt immer neue Gestalt und immer wieder ein anderes Gesicht an. Bismarck sagt, er beabsichtige nicht die Einführung eines Fabrikations=Monopoles, wie dasselbe in anderen Staaten bestehe, sondern nur die eines Roh=Monopoles, so daß der Staat der Zwischenhändler zwischen dem Tabakbauer und dem Fabrikanten bilde.
Die Reichstagsboten haben bei der Haushaltsberathung wieder einmal ihrem Herzen Luft gemacht und ihre Mißstimmung über die hohen Gerichtsgebühren ausgedrückt und die baldige Herabsetzung der Kosten gefordert. Das Beibehalten der Justizvertheuerung schickt sich eben nicht für einen Staat; es ist dies nicht eine Frage der Politik oder des Geldes, sondern einfach der Moral. Der Reichsregierung, die sich so gern den "Anwalt der Armen" nennen hört, hätte am meisten Ursache, durch mäßige Gerichtssporteln dem Armen zu seinem Rechte zu verhelfen.
Wie England, so hat jetzt auch Frankreich die Einfuhr und Durchfuhr von Vieh und Fellen aus Deutschland, Oesterreich und Luxemburg verboten. Grund: das Auftreten der Rinderpest in Schlesien.
Als der italienische General Lamarmora nach der Schlacht von Custozza dem ehrgeizigen und alles durchkreuzenden General Cialdini das Oberkommando abtrat, sagte er ihm: "Sie besitzen vor mir jedenfalls den Vorzug, nicht den General Cialdini zum nächsten Untergebenen zu haben." Denselben Vorzug, sagt Camilla Farcy öffentlich dem Ministerpräsidenten Gambetta, haben Sie vor allen ihren Vorgängern (Waddington, Freycinet und Ferry) voraus.
Rußland. Zu Gatschina begegnete neulich ein Geheimpolizist einer hübschen Bauerdirne und knüpfte mit ihr ein Gespräch an. Bald ist der Mann des Gesetzes Feuer und Flamme; als er aber einige Liebkosungen riskirt, erfährt er eine mit solcher Kraft bewirkte Zurückweisung, daß er stutzig wird und Verdacht schöpft. Rasch entschlossen erklärt er die Schöne als seine Arrestantin und führte sie zur Wache, wo sich herausstellt, daß man es mit einer Verkleidung zu thun habe. Aus der hübschen Bäuerin entpuppte sich ein junger Mann aus den besseren Ständen; eine Menge Briefe fanden sich vor, er selbst verweigerte aber nach Nihilistenart jede Auskunft.


- Das schönste Weihnachtsgeschenk hat sich die junge Erzherzogin Marie Valerie in Wien erbeten: ein armes durch den Theaterbrand verwaistes Kind.
- Soeben ist das letzte Heft des Generalstabswerks: Der Deutsch=Französische Krieg 1870 bis 1871 ausgegeben worden. Neun Jahre waren also dazu erforderlich, das zu erzählen, was die deutschen Heere in sieben Monaten zu Wege gebracht.

Fortsetzung in der Beilage.

Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Sabower=Straße sub Nris. 2a und 2b belegene Doppelhaus c. p. des Zimmermeisters Chr. Egert allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

[ => Original lesen: 1881 Nr. 101 Seite 2]

Sonnabend, den 31. December 1881,
Vormittags 11 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen Besitzer als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 15. October 1881.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


In Sachen betreffend den Konkurs über das Vermögen des Mühlenbesitzers Adolph Capell zum Hammer ist Termin vor dem unterzeichneten Konkursgerichte anberaumt

1. zur event. Wahl eines actor communis, an Stelle des jetzigen, der sein Amt niedergelegt hat,
2. zwecks Beschlußfassung über den von dem Herrn Kammerprocurator beantragten Verkauf der Lockwisch'er Mühle event. Feststellung der Verkaufsbedingungen
auf

Dienstag, den 10. Januar 1882,
Vormittags 10 Uhr,

zu welchem sämmtliche Gläubiger unter dem Nachtheile, daß die nicht erscheinenden an die Beschlüsse der erschienenen gebunden sein sollen, hiermit geladen werden.
Schönberg, den 22. December 1881.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Bekanntmachung.

Diejenigen Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts, welche noch mit der zweiten resp. dritten Hebung der Armensteuer in Rückstand sind, werben hirmit aufgefordert bis zum 27. December cr. ihre Beiträge einzuzahlen, widrigenfalls die Restantenliste zur executivischen Einforderung abgegeben werden soll.
Schönberg, den 19. December 1881.

Die Armenbehörde.


Holz=Auction Nr. 7.

Am Mittwoch den 3. Januar Morgens 9 Uhr sollen beim Gastwirth Krützmann zu Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

Aus dem Garnseerholze.

102 Rmt. loheichen Kluft II. u. Knüppel I. u. II.
8 Fuder starkes loheichen Stangenholz
2 buchen Nutzholzblöcke
90 Rmt. buchen Kluft II. und Knüppel
130 Fuder buchen Durchforst= und Zweigholz
42 Rmt. birken Kluft und Knüppel.
Schönberg den 24. December 1881.

Der Oberförster:               
C. Hottelet.        


Holz=Auction Nr. 6.

Am Dienstag den 3. Januar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Spolert auf der Bäck nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Mechower Holze

47 Rmt. loheichen Kluft I. u. II., Knüppel, I. u. II.

2. Aus dem Bodenteich

46 Rmt. buchen Kluft I. u. II., und Knüppel
20 Fuder buchen Zweigholz.

3. Aus dem Seebruch

4 eichen Nutzholzblöcke
5 Rmt. eichen Kluft
1 buchen Block
65 Rmt. buchen Kluft I. u. II.

4. Aus dem Steinort

1 buchen Block
91 Rmt. buchen Kluft II. und Knüppel
24 Fuder buchen Zweigholz.
Schönberg, den 25. December 1881.

Der Oberförster:               
C. Hottelet.        


Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.

Die Auszahlung der zu Antonii k. J. fällig werdenden Zinsen auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Kapitalien findet bereits in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr statt. Die Anstalt ist zu diesem Zweck von

Dienstag den 27. December d. J.
bis
Sonnabend den 31. December d. J.,

beide Tage einschließlich,

von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags

geöffnet.

Schönberg den 17. December 1881.
                          Das Directorium.


Die Geschwister Dora und Carl Mußfeldt in Schönberg haben am 30. November d. J. einen Erbvertrag abgeschlossen zu dessen Publikation nach dem am 4. December d. J. erfolgten Tode des Carl Mußfeldt ich auftragsmäßig hiermit einen Termin auf

Dienstag den 3. Januar 1882
Vormittags 11 Uhr

in meinem Bureau ansetze.
Schönberg, den 20. December 1881.

                                            Der Rechtsanwalt
                                                         R. Rackow,
                                                         als öffentlicher Notar.


Maria Wittfoth
Heinrich Wilms
Verlobte.
Schönberg i. M. den 26. December 1881.


Die Einsendung von Geldeinlagen auf halb= und vierteljährliche Kündigung an

die Mecklenburgische Bank in Schwerin

wird durch Unterzeichneten porto= und kostenfrei besorgt, ebenso die Erhebung der fälligen Zinsen von der Bank. Näheres über den Verkehr mit der Mecklenburgischen Bank ist zu erfahren bei

Schönberg.                                                     Wilh. Schrep.


Die Einsendung von Geldeinlagen auf halb= und vierteljährliche Kündigung an

die Mecklenburgische Bank in Schwerin

wird durch Unterzeichneten porto= und kostenfrei besorgt, ebenso die Erhebung der fälligen Zinsen von der Bank. Näheres über den Verkehr mit der Mecklenburgischen Bank ist zu erfahren bei

Schönberg.                                                     Wilh. Heincke.


Ammen, welche einen Ammendienst wünschen, wollen ihre Adresse gefl. franco Lübeck senden an J. H. Wichert, Glockengießerstr. 255.


Chritiania Anchovis,
Apetit Anchovis ohne Haut und Gräten,
Sardinen in Oel
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Zum Sylvester=Abend empfiehlt
frische
Berl. Punsch-Pfannkuchen
                                                    Wwe. Greiff,
                                                    Conditor.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 101 Seite 3]

En gros.           Export.           En détail.
Das Indisch-Chinesische Thee-Haus
Hamburg.           Berlin           (Centrale). London.

macht bekannt, dass es den Allein-Verkauf seiner direct importirten Thee's für Schönberg dem

Herrn C. Schwedt

übertragen hat.


Gänzlicher Ausverkauf
des Restes meines Manufacturwaaren-Lagers,
bestehend in div. Kleiderstoffen, Flanellen zu Hauskleidern, Regenmäntelstoffen, Buckskins zu Knabenanzügen, Möbelstoffen, Gardinen, Cattunen, Tischdecken, Bettvorlegern, Damen= und Herren=Plaids, weißen Waaren etc. etc. zu jedem annehmbaren Preise.

                          H. Diederichs,
309 Holstenstraße Lübeck, Holstenstraße 309.
Verkaufszeit: Von 9 bis 1 Uhr und von 4 bis 8 Uhr.


Letzte Kölner Dombau-Lotterie
Ziehung 12.-14. Januar 1882. Hauptgewinn 75,000 M. baares Geld, 1372 Geldprämien 245,000 M. Original=Loose à M. 3,50 empfiehlt und versendet gegen Einsendung des Betrages (auch in Briefmarken oder Nachnahme)
Lotterie=Bureau Aug. Fuhse, Mühlheim a. d. Ruhr.


Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend die ergebene Nachricht, daß ich jetzt wieder so weit hergestellt bin, um meinem Geschäfte wieder nachgehen zu können.

Hochachtungsvoll
                          M. Eckmann,
                          Hebamme.
Schönberg den 29. December 1881.


20 Mark monatlich     Pianinos     ohne Anzahlung
Alte Instrum. werden eingetauscht.     auf Abzahlung     bei Cassa 10 % Rabatt.

frachtfrei nach jeder Bahnstation kostenlos zur Probe und Ansicht liefert die überall gerühmte bestempholene Fabrik

Weidenslaufer.
Berlin, Dorotheen-Strasse 88.
Preiscourant sofort gratis und franco.


Bergmann's
Theerschwefel-Seife

bedeutend wirksamer als Theerseife, vernichtet sie unbedingt alle Arten Hautunreinigkeiten und erzeugt in kürzester Frist eine reine blendendweiße Haut. Vorräthig à Stück 50 Pfennig (Mecklenburg). bei Apotheker Herold zu Domhof=Ratzeburg.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


Fenchelhonig
von L. W. Egers in Breslau,

gegen Hals= und Brustleiden, Kartarrh, Husten, Heiserkeit, Verschleimung, bei Kinderkrankheiten etc. wirksamstes Mittel. Man hüte sich vor Nachahmungen und beachte, daß der echte Fenchelhonig Siegel, Namenszug, sowie im Glase eingebrannt die Firma seines Erfinders, L. W. Egers in Breslau, trägt. Verkaufsstelle in Schönberg allein bei: C. Sievers.


Breitestraße 804 Friedr. Matz, Breitestraße 804
Lübeck.
Lager von
Tapeten und Decorationsgegenständen,
Rouleaux,
Gold- und Politurleisten,
Teppichen und Cocosmatten,
Wachstuch und Ledertuch.


Dr. Pattinson's
Gichtwatte,

bestes Heilmittel gegen

Gicht und Rheumatismen

aller Art, als: Gesichts=, Brust=, Hals= und Zahnschmerzen, Kopf=, Hand= und Fußgicht, Gliederreißen, Rücken= und Lendenweh.          (H. 62539)
In Packeten zu 1 M. und halben zu 60 Pfennig (Mecklenburg). bei

Senator W. Heincke,         
Assekuranz=Geschäft.        


[ => Original lesen: 1881 Nr. 101 Seite 4]

Bei Ziehung 6. Klasse 212. Mecklenburgischen Landes=Lotterie fielen folgende Gewinne in unserer Hauptcollecte:
          5000 Mark auf Nr. 1169,
          3000 Mark auf Nr. 8303,
          3000 Mark auf Nr. 8307,
          3000 Mark auf Nr. 17229,
          1000 Mark auf Nr. 17520,
            500 Mark auf Nr. 1015,
            500 Mark auf Nr. 1518,
            500 Mark auf Nr. 10220,
            500 Mark auf Nr. 10760,
            500 Mark auf Nr. 15261,
            300 Mark auf Nr. 1033,
            300 Mark auf Nr. 1547,
            300 Mark auf Nr. 8341,
200 Mark auf die Nr. 1572, 10230, 12066,
147 Mk. auf die Nummern 542, 597 599 600 1013 1018 1019 1020 1022 1030 1040 1166 1167 1172 1401 1404 1407 1504 1515 1516 1522 1530 1535 1539 1642 1545 1554 1558 1559 1560 1565 1567 1568 1570 1580 1702 1712 1713 1715 8302 8304 8309 8320 8321 8325 8361 8362 8333 8334 8353 8354 8355 8307 8361 8362 8364 8266 9367 8369 8370 10201 10202 10206 10208 10210 10212 10213 10215 10221 10227 10229 10232 10243 10244 10246 10742 10746 10750 10754 10759 10765 10767 10769 10770 10772 10773 10774 10775 12058 12060 12063 12064 12065 12066 12068 12069 12070 12074 12077 12078 12079 15278, 15291 15299 15300 17217 17220 17222 17223 17227 17230 17503 17504 17505 17508 17512 17512 17516 17517 17519 17524 17887.

Zur beginnenden 213. Lotterie empfehlen Loose
Gadebusch den 12. December 1881.              
              Gebr. Lindenberg.


Roggenstroh=Häcksel
(Handdrusch)
empfiehlt

und nimmt Aufträge auf Weizen=, Roggen=, Hafer= und Gerste=Stroh entgegen

F. Heitmann.       


Kölner Dombau-Lotterie.

17. und letzte Ziehung 12./14. Januar 1882. 1372 Geldgewinne baar ohne Abzug. 75,000, 30,000 M. etc. - Nur Original=Loose versendet incl. fro. Zusendung amtlicher Gewinnliste à M. 3,50. Der Haupt=Collecteur A. J. Pottgießer in Cöln.
Wiederverkäufer erhalten Rabatt.


Am Neujahrstag
Tanzvergnügen
Es ladet ergebenst ein                          
Carlow.                                                     J. Eckmann.


In Kösters Hotel
am Neujahrstage nach beendigtem Theater
Tanzmusik à Tanz 10 Pfennig.


Theater =Anzeige.
Sonntag den 1. Januar 1882.
Neu!                           Neu!
Die Augen der Liebe.
Preis=Lustspiel in 3 Acten von Wilhelmine v. Hillern.
Kassenöffnung 6 Uhr. Anfang 6 1/2 Uhr.
Nach der Vorstellung Tanz.
                                                    W. Schuldt, Direktor.


Eine große Auswahl
hoch eleganter
Gratulationskarten
empfiehlt                          
                                                    Emil Hempel,
                                                    Buchbinder.
Schönberg i. M. d. 29. Dec. 1881.                          


Gratulationskarten
ernsten und heiteren Inhalts in größter Auswahl bei                          
                                                    Buchbinder C. Sievers.


Im Auftrage
habe verschiedene Posten Geld fortzugeben.
                                                    F. Werner.


ff. Rum u. Arrakpunsch
empfiehlt                          
                                                    Aug. Spehr.


Salz=Gurken
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Punsch-Extract
in 1/2 und 1/1 Flaschen
empfiehlt                          
                                                    A. Zander.


Magr. Butter
                                                    empfiehlt
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Kirchliche Nachrichten.
Sylvester.

Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.

Neujahrstag.

Frühkirche (7 Uhr): Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
     Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 29. December 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 101 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 101 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 30. December 1881.


Dafür aber hat man auch ein Geschichtswerk vor sich, das an Genauigkeit und Zuverlässigkeit alle anderen in Schatten stellt. Ja, dieses Werk ist vielleicht das einzige Buch der Welt, daß in allen Theilen dem Thatbestande genau entspricht. Es besteht aus 5 Bänden, die zusammen an die 4600 Seiten Lexikonoctav enthalten. Zur Erläuterung dienen 60 Karten und Pläne. Den Schluß bildet ein ausführliches Register von 119 Seiten. Im letzten Heft findet man auch einen Gefechtskalender vom 16. Juli 1870 bis 17. September 1873 (Abzug der letzten Truppen aus Frankreich). Am Schluß des Textes steht das Gesammtresultat des Krieges. Es heißt darin:
Die Gesammteinbuße des deutschen Heeres belief sich auf: 6247 Offiziere, Aerzte und Beamte, 123453 Mannschaften, 14595 Pferde, 1 Fahne, 6 Geschütze. Dagegen waren durch dasselbe bis Mitte Februar 1871 11860 französische Offiziere und 371981 Mann als Gefangene abgeführt worden. In Paris hatten außerdem 7456 Offiziere 241,686 Mann die Waffen gestreckt. Nach der Schweiz sind 2192 Offiziere und 88,391 Mann der französischen Ostarmee mit 285 Geschützen übergetreten. Die Kriegsbeute der deutschen Truppen betrug: 107 Adler und Fahnen, 1915 Feldgeschütze und Mitrailleusen, 5526 Festungsgeschütze. Ueber die Gesammtstärke des deutschen Heeres geben zwei Beilagen Auskunft, die eine in monatlichen Durchschnittszahlen, die andere für den ganzen Krieg. Im August 1870 waren 780,723 Mann mit 213,159 Pferden mobil, 402,666 Mann mit 37,214 Pferden inmobil: Summa 1,183,389 Mann und 250,373 Pferde. Im Januar 1871 betrug die Zahl der Mobilen 936,915, die der Immobilen 413,872 Mann, zusammen 1,350,787 Mann mit beziehentlich 232,689 und 31,619 Pferden. Aber im Februar betrug der Effectivstand sogar 1,350,787 Mann (936,915 mobil, 413,872 inmobil) mit 264,735 Pferden. Am Kriege nahmen überhaupt Theil, beziehentlich überschritten die französische Grenze 33,101 Offiziere, Aerzte und Beamte, 1,113,254 Mann während in der Heimath unter den Fahnen 9319 Offiziere und 338738 Mann standen. Der Munitionsverbrauch bei der Infanterie betrug etwa 20 Millionen (Zündnadel=) Patronen, bei der gesammten Artillerie 338,309 Schuß.
- Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich am 26. d. M. in Warschau, welcher bezüglich der traurigen Wirkung der Wiener Ringtheater=Katastrophe an die Seite zu stellen ist. In der Heiligen Kreuz=Kirche, welche am Feitag natürlich dicht gefüllt war, erschallte gegen 1 Uhr plötzlich der Ruf: "Pali sie!" (es brennt). Weiber werden ohnmächtig, fallen auf die Erde und werden von den Nachdrängenden zertreten, Greise und Kinder in der Masse buchstäblich zerquetscht. Umsonst waren die Rufe einiger besonnener Männer, daß man in der Kirche bleiben solle, da der Feuerlärm nur ein falscher sei. Die Leute drängen weiter zum Ausgange, ohne Rücksicht auf die Unglücklichen, die unter ihren Füßen unter schrecklichen Jammerrufen ihren Geist aufgeben. Die Feuerwehr, durch den zufällig bei der Kirche passirenden Dr. Sommer alarmirt, eilte rasch zur Stelle, hatte aber keine andere Aufgabe, als sich an den Hilfeleistungen für die Verunglückten zu betheiligen, die größtentheils in das gegenüberliegende Rochus=Spital geschafft wurden, wo ihnen von den herbeigeeilten Aerzten die nöthige Hülfe zu Theil wurde. Die Zahl der Todten ist nach ungefährer Schätzung 45, die der Verletzten 48.
- Haben Sie schon leuchtende Menschen gesehen? Ich meine nicht etwa jene Menschen, deren Lichtspuren "nicht in Aeonen untergehen" - ich meine mit leiblichen Augen sichtbare, leuchtende Menschen. Wenn nicht, so ist die Möglichkeit jetzt vorhanden, daß Ihnen nächstens bei Nacht ein solcher Mensch aufstößt. Was Phosphorescenz ist, wissen unsere Leser, denen wir vor einiger Zeit eine Belehrung darüber gegeben haben. Diese Eigenschaft gewisser Körper im Dunkeln zu leuchten, hat nämlich zu einer neuen wichtigen Erfindung, zur Erfindung einer leuchtenden Farbe geführt. Der Grundstoff dieser Farbe ist Schwefelcalcium, das die phosphorescirende Eigenschaft im höchsten bis jetzt bekannten Grade besitzt. Schon wenn dieser Stoff einige Minuten lang dem Sonnen= oder auch nur dem Tageslicht ausgesetzt ist, so leuchtet er anfangs in ziemlich lebhaftem blau=violetten Glanze, der aber bald in einen weißlichen Schimmer übergeht. Dieser Schimmer dauert wenigstens eine ganze Nacht fort und er ist es, auf den sich die Erfindung der Leuchtfarbe stützt. Das Licht, das z. B. die mit einem solchen Anstrich versehenen Wände eines Eisenbahnwagens im Dunkeln verbreiten, ist stärker, als das des Mondes und soll selbst das Lesen ermöglichen. Weder Sturm noch Unwetter noch auch das Wasser beeinträchtigen seine leuchtende Kraft. Es wird daher auch schon mit trefflichem Erfolg bei Ankergeräthen, Landungsbrücken, Hafeneinfahrten, Rettungsboten, Taucheranzügen und Taucherapparaten, sowie auch bei Wegweisern etc. angewendet. Kleiderstoffe, die mit Schwefelcalcium gefärbt oder getränkt werden, würden daher auch jene phosphorescirende Kraft erhalten und in diesem Sinne ist es, daß ich von leuchtenden Menschen sprechen wollte. Eventuell würde man auch nicht verfehlen, Zimmerwände und Häuser mit Schwefelcalciumanstrich zu versehen; dann gute Nacht Gas=, Petroleum= und elektrische Beleuchtung; den Mond konnten wir dann auch abschaffen, wenn die Poeten damit einverstanden wären.
- Neulich Abends fuhr Gutsbesitzer Guschl von Saaz nach Liebetschan; Pferd und Wagen hatten schon das Geleise überschritten, da konnten sie nicht weiter, die Barriere drüben war geschlossen. Zum mühsamen Umdrehen war keine Zeit mehr, der Zug brauste schon heran. Der Gutsbesitzer und seine Begleiter sprangen aus dem Wagen und retteten sich, der Kutscher, die Pferde und der Wagen wurde zermalmt.
- Ein 19jähriger Berliner Robert Lemmberger schien seit Jahren an der Schwindsucht zu leiden, endlich aber erkannten die Aerzte, daß er Hundewürmer in der Lunge habe. Er wurde zweimal operirt und es gelang, die Würmer zu entfernen. Er hatte sich das Uebel durch Küssen seines Hündchends zugezogen.
- Generalmarsch in dem kleinen Weberstädtchen Geringswalde in Sachsen? Noch dazu Nachts 9 Uhr! Das ganze Städchen war im Nu auf den Beinen und ein Ohr. Da hörten sie langsam, laut und deutlich ausrufen, daß das Leipziger große Loos von 300,000 M. auf das Städtchen gefallen sei, 9/10 auf viele Weber, 1/10 auf die Schützengilde. Der Schützenmeister hatte die erste Depesche bekommen und Generalmarsch schlagen lassen.
- Wie wird der brave Schreiner in Reichsbach in Baiern um seine Zähne und Kinnbacken beneidet, die an die biblischen Esels=Kinnbacken stark erinnern. Als er neulich mit seinen Kameraden, dem Müllerburschen und dem Hausknecht, im Wirthshaus saß und ein großer Sack Weizen vorübergetragen wurde, da fragte er: wettet Einer? ich hebe den Sack mit den Zähnen auf! - Der Mühlbursche und der Hausknecht wetteten, jeder um 100 Mark, er könne den Sack nicht 50 Schritte tragen, und der Schreiner legte für jeden 6 Mark auf den Tisch. Er packte den Sack mit den Zähnen und trug ihn 75 Schritte weit - und als er andern Tages seelenvergnügt bei Knödeln und Schweinerippen saß, da merkte man seinen Kinnbacken keine Müdigkeit an.
- Nächstens werden wir nicht mehr nach Schwe=

[ => Original lesen: 1881 Nr. 101 Seite 6]

rin zu fahren brauchen, um Bülow spielen, oder nach Berlin um Beetz oder die Mallinger singen zu hören. Wir legen eine gute Telephon=Leitung an und lassen uns in unserm Zimmer singen und spielen. Paul Lindau in Berlin hats mit der jüngsten Oper, "Dem fliegenden Holländer" von Wagner, versucht und der Versuch ist ganz erträglich ausgefallen. Rechts und links vom Souffleurkasten im Opernhaus wurden zwei Mikrophone angebracht, welche die Töne auffangen und verstärken. Der elektrische Draht führt sie zum Central=Telephon=Büreau, wo 6 Thelephonleitungen mit je 2 Hörrohren sie für 6 Zuhörer gleichzeitig verständlich machen. Paul Lindau probirte es und gab folgende Kritik. Das Telephon vermittelt die verschiedenartigen Töne nicht gleichmäßig. Ich habe das große Finale des zweiten Aktes zwischen Beetz und der Mallinger und den ganzen letzten Akt gehört. Die menschliche Stimme wird, wenn der Sänger eine dem Mikrophon einigermaßen günstige Stellung einnimmt, mit wunderbarer Treue und Klangstärke vermittelt. Die Stimme von Beetz übt auch bei der Vermittelung durch das Telephon eine tiefe künstlerische Wirkung aus, und ich habe festgestellt, daß die "Fernsprechleitung" für gewisse künstlerische Vorzüge als eine geradezu ausschlaggebende Kritik betrachten werden darf. Beetz war der einzige Sänger, bei dem die Worte deutlich zu verstehen waren; seine musterhafte Aussprache bewährte sich also auch hier. Frau Mallinger war auch ausnehmend gut disponirt; ich habe die liebenswürdige Künstlerin in den letzten Jahren kaum einmal so gut gehört wie an diesem Tage, da ich sie nicht gesehen habe. Einige wenige Schwankungen ihrer Stimme wirkten aber doppelt störend. Der Chor kam zur vollsten Wirkung. Sehr eigenthümlich klingt das Orchester. Hier gestattet sich die telephonische Vermittlung einige Willkürlichkeit und Abweichungen: alle Bläser klingen zu stark, die Streich=Instrumente nicht blos schwächer, sondern auch anders als unter den gewöhnlichen Bedingungen der unmittelbaren Leitung des Tons zu den Gehörnerven. Es klingt wie ein großartiger und sehr vervollkommneter Leierkasten, bei dem ja auch der Uebelstand immer bemerklich wird, daß einzelne Stimmen zu vordringlich ertönen und andere nicht genügend zur Geltung kommen. Die Trommel rasselt durch das Telephon entschieden zu stark, wie übrigens alle anderen Schlaginstrumente. Von den Bläsern dominiren das Horn und die Oboe.
- Der bekannte Fabrikbesitzer Faber in Stein bei Nürnberg ist in den erblichen Freiherrnstand Bayerns erhoben worden. So weit kann man's mit guten Schiefertafeln und Bleistiften bringen.
- Eines Vaters Dank. Auf einem Neubau in Berlin traf in frühester Morgenstunde ein Arbeiter, der sich zum Beginn seines Tagewerkes einfand, einen anständig gekleideten, etwas verwildert aussehenden jungen Mann im tiefen Schlaf, aus welchen er ihn nur durch energisches Schütteln und Rütteln zu ermuntern im Stande war. Der Erwachte blickte verstört um sich und erklärte dem Arbeiter auf sein Befragen, er sei ein Uhrmachergehülfe der lange Zeit ohne Arbeit gewesen, keinen Pfennig Geld und kein Obdach mehr habe. Die ganze Nacht sei er in Verzweiflung herumgelaufen, bis er endlich nicht weiter gekonnt und in dem Neubau ganz erschöpft eingeschlafen sei. Den Arbeiter, einen gutherzigen Menschen, rührte diese Noth so, daß er dem jungen Manne das wenige Geld, das er bei sich trug, gab und auch noch sein Frühstück mit ihm theilte. Der junge Mann sah den Arbeiter etwas sonderbar an, nahm jedoch die herzlich gebotene Gabe und erkundigte sich angelegentlich nach dem Namen und der Wohnung des Gebers. Er erfuhr denn auch, daß der Mann arm sei und eine kranke Frau und 4 Kinder zu ernähren habe; darauf entfernte er sich eilig. Am nächste Sonntag, als der Arbeiter mit seiner Familie, die auf den Hof vier Treppen hoch eine ärmliche, jedoch sauber gehaltene Wohnung bewohnt, beim kärglichen Mittagbrod saß, brachte ein Dienstmann einen Brief und einen umfangreichen Korb, mit dem Bemerken, daß er beauftragt sei, beides hier abzuliefern. Man denke sich daß Erstaunen und die Freude der armen Familie, als sie in dem Korbe eine gebratene Gans, verschiedene Würste und allerlei andere gute Dinge entdeckte. Zuletzt wurde der Brief geöffnet und lauter Jubel schallte durch das ärmliche Gemach, als ein Hundertmarkschein zum Vorschein kam. Der Brief selbst enthielt folgende Worte: "Nehmen Sie diese Kleinigkeit als den Beweis der Dankbarkeit eines Vaters, dessen Sohn durch Sie zur Erkenntniß gekommen, daß es hohe Zeit, für ihn sei, den verderblichen Weg, den er bis dahin gewandelt, zu verlassen und ein besserer Mensch zu werden. Die Lage, in welcher Sie ihn fanden, sowie das ihm von Ihnen geschenkte Almosen hat auf ihn hoffentlich einen nachhaltigen Eindruck hervorgebracht."
- Ein Vorfall aus dem Sommeraufenthalt des Kaisers von Rußland in Peterhof. Während eines Spazierganges begegnete der Kaiser einem Bäuerlein, welches eine Wagenladung Besen nach Petersburg transportirte. Der Kaiser knüpfte mit dem Bauer ein Gespräch an und fragte ihn, warum er die Besen nicht lieber dem kaiserlichen Marstall anbiete, der doch gewiß viel Besen verbrauche. Der Bauer antwortete: "Ach der zahlt einen zu schlecht." Der Kaiser fragte, wie viel er denn für hundert verlange. "8 Rubel 50 Kopeken", antwortete der Bauer. "Wenn Du sie zu 8 Rubel abläßt, werde ich sie kaufen". Der Bauer war einverstanden und der Kaiser befahl ihm zum Marstallgebäude zu folgen. Hier angelangt fragte er einen Beamten, wie viel für Besen gezahlt werde. Der Beamte wußte das nicht. "Nun so bringen sie die Bücher", verlangte der Kaiser. "Die Bücher sind verschlossen und der betreffende Oberbeamte ist nicht daheim", lautete die Antwort, "Man möge nach ihm senden, ich werde ihn erwarten." Die Aufregung war selbstverständlich groß; endlich kam der Beamte. "Wie viel zahlen sie für Besen?" fragte der Kaiser. Der Oberbeamte entschuldigte sich, das nicht zu wissen, er werde in den Büchern nachsehen. "Bringen Sie die Bücher mir her, ich will selbst die Ziffer sehen." Man brachte sie und es stellte sich heraus, daß das Hundert mit 22 Rubel berechnet war. "Nun", meinte der Kaiser, ich habe für 8 Rubel hundert für sie eingekauft, die werden auf meine Rechnung gesetzt, die übrigen 500 Stück, welche der Bauer führt, werden Sie mit 22 Rubel das Hundert dem Manne bezahlen, jedoch sie bloß mit 8 Rubel in die Rechnungen eintragen." Der Oberbeamte kam natürlich am anderen Tage um seinen Abschied ein.
- Wenn in China der Kaiser oder ein Mitglied der k. Familie stirbt, müssen sämmtliche Beamte 24 Tage lang weiße Kleider und 27 Monate lang blaue Kleider tragen. Innerhalb der nächsten 100 Tage darf kein Beamter heirathen, eben so lange ist jede Musik und das Rasiren verboten. Wer sich dennoch rasiren läßt, bekommt eine Tracht Prügel und obendrein wird sein Kopf angestrichen und gefirnißt, um ihm das Rasiren für die nächsten Wochen unmöglich zu machen.
- Ein merkwürdiger Mordplan ist in Berlin das Tagesgespräch. Zwei Leute machten der Polizei Anzeige, sie seien von einem Schlosser gedungen, ihm bei einem Morde zu helfen. Der Plan sei, einen Arzt zu dem angeblich todtkranken Schlosser Wilke zu rufen, ihm dann mit einem künstlich gefertigten Halseisen die Gurgel zuzudrücken, ihm Geld und Uhr abzunehmen und ihn dann in seiner Todesangst zu zwingen, bereit gehaltene Wechsel zu unterschreiben. Mit einem Militairarzte Dr. Lehrs sollte am Donnerstag vor Weihnachten der Anfang gemacht und dieser dann beseitigt werden. Die Polizei ging auf die Sache ein und schickte zu dem Schlosser, der sich ein Stübchen bei einer Frau Kriegel gemiethet hatte, einen als Arzt verkleideten Criminalbeamten und postirte vor der Stube andere Beamte. Das geschickt construirte Halseisen wurde gefunden und der Schlossergeselle, noch ehe er es gebrauchen konnte, überwältigt und verhaftet. Er ist ein junger ziemlich schwächlich aussehender Mensch, der vor Kurzem in Berlin eingewandert ist; die Absicht, mittelst des Halseisens Aerzte zu überwältigen, zu berauben und zu ermorden, hat er eingestanden.


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