No. 100
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. Dezember
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 100 Seite 1]

Des Weihnachtsfestes wegen erscheint die nächste Nummer dieser Anzeigen am Freitag den 30. Dezember d. Js.


Von dem unterzeichneten Amtsgericht wird hierdurch gemäß Art. 14 des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die im Artikel 13 daselbst vorgeschriebenen Bekanntmachungen auch für die Dauer des Geschäftsjahres 1882 durch die Schönberger Anzeigen, durch die Eisenbahn Zeitung und durch den Deutschen Reichs= und Königl. Preußischen Staats=Anzeiger erfolgen werden.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg.
den 16. December 1881.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.       


Bekanntmachung.

Diejenigen Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts, welche noch mit der zweiten resp. dritten Hebung der Armensteuer in Rückstand sind, werben hirmit aufgefordert bis zum 27. December cr. ihre Beiträge einzuzahlen, widrigenfalls die Restantenliste zur executivischen Einforderung abgegeben werden soll.
Schönberg, den 19. December 1881.

Die Armenbehörde.


Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.

Die Auszahlung der zu Antonii k. J. fällig werdenden Zinsen auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Kapitalien findet bereits in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr statt. Die Anstalt ist zu diesem Zweck von

Dienstag den 27. December d. J.
bis
Sonnabend den 31. December d. J.,

beide Tage einschließlich,

von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags

geöffnet.

Schönberg den 17. December 1881.
                          Das Directorium.


Die Geschwister Dora und Carl Mußfeldt in Schönberg haben am 30. November d. J. einen Erbvertrag abgeschlossen zu dessen Publikation nach dem am 4. December d. J. erfolgten Tode des Carl Mußfeldt ich auftragsmäßig hiermit einen Termin auf

Dienstag den 3. Januar 1882
Vormittags 11 Uhr

in meinem Bureau ansetze.
Schönberg, den 20. December 1881.

                                            Der Rechtsanwalt
                                                         R. Rackow,
                                                         als öffentlicher Notar.


Indem wir für die zu einer Weihnachtsbescheerung armer Kinder uns zugegangenen Liebesgaben unsern herzlichsten Dank hiedurch aussprechen, verfehlen wir nicht, alle gütigen Geberinnen und Geber zu der am Freitag den 23. December Nachmittags 6 Uhr im Real=Schulhause stattfindenden Bescheerung freundlichst einzuladen.

Kaempffer.          Langbein.


Die diesjährige Herbstversammlung des Landwirthschaftlichen Vereins findet am

Donnerstag den 29. December d. Js.
Morgens 11 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst statt, zu welcher Namens des Vorstandes ergebenst einladet

der Secretair des Vereins       
Wilh. Heincke.             


Oeldruckbilder
zu Weihnachtsgeschenken passend
sowie
fertige Spiegel und Bilder
                                                    empfiehlt
                                                    L. Creutzfeldt,
                                                    Glaser.
Schönberg den 22. Dezember 1881.


Salz=Gurken
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Punsch-Extract
in 1/2 und 1/1 Flaschen
empfiehlt                          
                                                    A. Zander.


Roggenstroh=Häcksel
(Handdrusch)
empfiehlt

und nimmt Aufträge auf Weizen=, Roggen=, Hafer= und Gerste=Stroh entgegen

F. Heitmann.       


[ => Original lesen: 1881 Nr. 100 Seite 2]

Den hochgeehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend erlaube ich mir hierdurch ergebenst anzuzeigen, daß ich am 18. dss. Mts. meine diesjährige

Weihnachts=Ausstellung

eröffne und bitte um geneigten Zuspruch.

Auch werden Marzipan=Torten auf Bestellung prompt und billig ausgeführt.

Hochachtungsvoll
                                                      Heinrich Freitag.
                                                         Bäcker und Conditor.
Schönberg, den 13. December 1881.


Bei Ziehung 6. Klasse 212. Mecklenburgischen Landes=Lotterie fielen folgende Gewinne in unserer Hauptcollecte:
          5000 Mark auf Nr. 1169,
          3000 Mark auf Nr. 8303,
          3000 Mark auf Nr. 8307,
          3000 Mark auf Nr. 17229,
          1000 Mark auf Nr. 17520,
            500 Mark auf Nr. 1015,
            500 Mark auf Nr. 1518,
            500 Mark auf Nr. 10220,
            500 Mark auf Nr. 10760,
            500 Mark auf Nr. 15261,
            300 Mark auf Nr. 1033,
            300 Mark auf Nr. 1547,
            300 Mark auf Nr. 8341,
200 Mark auf die Nr. 1572, 10230, 12066,
147 Mk. auf die Nummern 542, 597 599 600 1013 1018 1019 1020 1022 1030 1040 1166 1167 1172 1401 1404 1407 1504 1515 1516 1522 1530 1535 1539 1642 1545 1554 1558 1559 1560 1565 1567 1568 1570 1580 1702 1712 1713 1715 8302 8304 8309 8320 8321 8325 8361 8362 8333 8334 8353 8354 8355 8307 8361 8362 8364 8266 9367 8369 8370 10201 10202 10206 10208 10210 10212 10213 10215 10221 10227 10229 10232 10243 10244 10246 10742 10746 10750 10754 10759 10765 10767 10769 10770 10772 10773 10774 10775 12058 12060 12063 12064 12065 12066 12068 12069 12070 12074 12077 12078 12079 15278, 15291 15299 15300 17217 17220 17222 17223 17227 17230 17503 17504 17505 17508 17512 17512 17516 17517 17519 17524 17887.

Zur beginnenden 213. Lotterie empfehlen Loose
Gadebusch den 12. December 1881.              
              Gebr. Lindenberg.


Empfehle mein Lager von

Nähmaschinen.

Garantie für Leistung und größte Güte und mache ich besonders auf deren neueste Verbesserung aufmerksam, als: leichter geräuschloser Gang, vielseitige Verwendbarkeit, Spannungsausrücker welcher heim Heben des Hebels den Faden entspannt, Faden Abschneider, Rolleneinrichtung am Gestell, Schönheit des Stiches bei allen Stoffen, patentirter Spuler, welcher egal Faden an Faden spult und sich auslöst, Metermaß auf der Platte, Platte und Kasten elegant mit Fries ausgelegt.

Rud. Schrep.       


Zu Ostern

suche ich einen Knaben, welcher Lust hat die Schneiderei zu erlernen.

                                                                 H. Bruhn jun.
Carlow.                                                     Schneidermeister.


Magr. Butter
                                                    empfiehlt
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Tannenbaumlichte
zu billigen Preisen empfiehlt
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Wallnüsse
                                                    empfiehlt bestens
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Engl. Syrup,
sowie sämmtliche Artikel zur Festbäckerei empfiehlt                          
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Ausverkauf
von Schuhwaaren.
Halbstiefel von 7 Mark an.
                          F. Kleinfeldt,
                                         Siemzerstraße.


Wallnüsse und Sicil. Haselnüsse
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Hamburger und Bremer Cigarren.

alte gelagerte Sorten im Preise von 3 bis 10 M. pro 100 Stück. Ferner Kistchen mit 25 Stück Cigarren pr. 1 M. empfiehlt als passendes Weihnachtsgeschenk.

A. Zander.       


Engl. Syrup,

Weizen=Dampfmehl, Hefenmehl, Succade, cand. Orangenschaale, gerein. Potasche, Citronenöl, sowie sämmtliche Artikel zur Festbäckerei empfiehlt in bester Waare billigst.

A. Zander.       


Das Sandgraben in unserer Tannenkoppel verbieten wir bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
                                                    Hauswirth Jochen Mette,
                                                    Hauswirth Faasch,

Palingen.       


In Kösters Hotel
am 2. Weihnachtstage nach beendigtem Theater Tanzmusik                          
à Tanz 10 Pfennig.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 100 Seite 3]

En gros.           Export.           En détail.
Das Indisch-Chinesische Thee-Haus
Hamburg.           Berlin           (Centrale). London.

macht bekannt, dass es den Allein-Verkauf seiner direct importirten Thee's für Schönberg dem

Herrn C. Schwedt

übertragen hat.


Abonennten=Einladung
auf die
Berliner Gerichts=Zeitung.
1. Quartal 1882.                           30. Jahrgang.

Man abonnirt bei allen Post=Aemtern Deutschlands, Oesterreichs, der Schweiz etc. für 2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). für das Vierteljahr, in Berlin bei allen Zeitungs=Spediteuren für 2 M. 40 Pfennig (Mecklenburg). vierteljährlich, für 80 Pfennig (Mecklenburg). monatlich einschließlich des Bringerlohns. Die Berliner Gerichts=Zeitung, in Berlin wie im ganzen übrigen Deutschland vorzugsweis in den gut situirten Kreisen der Beamten, Gutsbesitzer, Kaufleute etc. verbreitet, ist bei ihrer sehr großen Auflage für Inserate, deren Preis mit 35 Pfennig (Mecklenburg). für die 4gespaltene Zeile sehr niedrig gestellt ist, von ganz bedeutender Wirksamkeit.

Die Berliner Gerichts=Zeitung verbindet mit ihrem Hauptzweck, in populärer Weise Rechts= und Gesetzeskenntniß zu verbreiten, - die für Jedermann unerläßlich ist zur Verhütung von Schaden an Ehre und Vermögen, - Die Aufgabe im vollsten Sinne des Wortes ein Unterhaltungsblatt für den Leser zu sein. In volksthümlicher und pikanter Darstellungsweise berichtet das Blatt über alle interessanten Kriminal= und Civilprozesse des In= und Auslandes, namentlich der Berliner Gerichtshöfe, über die Entscheidungen des Reichsgerichts, des Kammergerichts etc. Die Redaction, - welche in Verbindung mit den bedeutendsten Juristen Berlins steht, - ertheilt in dem Briefkasten der Zeitung allen Abonnenten kostenfreie eingehendsten Rath in schwierigen Rechtsfragen sowie durch specielle Börsenreferenten genaueste Auskunft über Werthpapiere etc. Daneben bringt die Zeitung den Lesern eine Fülle und Unterhaltung durch eine umfassende Chronik der Berliner Tages=Ereignisse, vermischte Nachrichten von nah und fern, unparteiische Kritiken über Berliner Kunst= und Theater=Novitäten, sowie ein von den namhaftesten Autoren unterstütztes reichhaltiges Feuilleton. Eine Rundschau aus der Feder eines der hervorragendsten Publizisten der Gegenwart beleuchtet in anerkannt meisterhafter Weise die politischen und sozialen Fragen des Tages. Den der Berliner Gerichts=Zeitung neu hinzutretenden Abonnenten wird die höchst interessante Novelle "Befreit" von F. Arnefeldt, soweit dieselbe im Dezember zum Abdruck gelangt, vollständig kostenfrei nachgeliefert.


Wilhelm Reimers,
Lübeck.
Ecke Schlüsselbuden Holstenstraße Nr. 184, Ecke Schlüsselbuden
empfiehlt:
Schirme und Stöcke
== in größter Auswahl zu den billigsten Preisen. ==
Reparaturen sowie Ueberziehen der Schirme mit beliebigen Stoffen
prompt und billigst.
Neu ! Stöcke mit Laternen. Neu !
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Herrenhüte und Mützen in reicher Auswahl
zu soliden Preisen.
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Großes Sortiment
= Glacée= und Winterhandschuhe, =
sowie die neuesten und modernsten
Pelzwaaren aller Art,
zu äußerst billigen Preisen.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 100 Seite 4]

Meine jetzt eröffnete                                                    
Weihnachts-Ausstellung
empfehle zum fleißigen Besuch                                                    
Hochachtend
Buchbinder C. Sievers.


Hängelampe Zu Weihnachtseinkäufen
empfehle ich mein gut sortirtes Lager von
Lampen,
ferner eine reichhaltige Auswahl in
lackirten Blechwaaren
als: Kaffeebrettern, Brodkörben, Gebäckkasten, Spülwannen, Vogelbauern, Kochapparaten, Kohlenkasten und Ofenvorsetzern u. s. w.
Blech=Spielwaaren f. Knaben u. Mädchen.
Blei= und Blech=Soldaten.
Tannenbaum-Leuchter von 1 Pfennig an.
Hochachtungsvoll
               W. Wieschendorf,
               Klempner


Die Vereinsbank in Berlin, (Actien=Gesellschaft,)
Grundkapital: 30 Millionen Mark, hiervon emittirt und vollbezahlt: 6 Millionen Mark,
übernimmt

die Besorgung des An= und Verkaufs börsengängiger Werthpapiere zum officiellen Tagescours der Berliner Börse, sowie die Ausführung sonstiger bank= und börsengeschäftlicher Ordres, u. A. auch die Ausführung von Börsen=Zeitgeschäften.
Die von der Bank in Ansatz gebrachte Provision beträgt auf bank= oder börsengeschäftliche Umsätze ein Zehntel Procent.
Die Controle der Verloosungen, die Einholung neuer Couponsbogen, sowie die Einziehung von Zinscoupons, Dividendenscheinen und ausgeloosten Stücken, soweit letztere hier oder an größeren Bankplätzen zahlbar sind, wird für die Kunden der Bank kostenfrei besorgt
Verwerthung von in fremder Münze zahlbaren Coupons bei resp. einige Zeit vor Verfall Zum jeweiligen Börsen=Course.
Darlehne auf börsengängige Werthpapiere werden zu 5-7 % per annum gewährt.
Die Verzinsung für Baareinlagen beträgt derzeit:

-------------------------
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

-------------------------

Die Wechselstube der Bank ist angewiesen, über Ausloosung von Effecten, sowie über Anlagen in börsengängigen Papieren eingehenden Bescheid zu ertheilen. Auf frankirte diesbezügliche Anfragen giebt das Informations=Bureau der Bank entsprechende schriftliche Auskunft ohne weitere Spesen=Berechnung.
Berlin, November 1881.

Die Direction der Vereinsbank.       


Kölner Dombau-Lotterie.

17. und letzte Ziehung 12./14. Januar 1882. 1372 Geldgewinne baar ohne Abzug. 75,000, 30,000 M. etc. - Nur Original=Loose versendet incl. fro. Zusendung amtlicher Gewinnliste à M. 3,50. Der Haupt=Collecteur A. J. Pottgießer in Cöln.
Wiederverkäufer erhalten Rabatt.


Besten russischen Hafer
aus dem Schiffe und ab Speicher empfiehlt billigst                          
                          H. J. Damm,
                          Lübeck.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 100 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 100 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 23. December 1881.


               Weihnacht.

Heilige Nacht, auf Engelsschwingen
Nahst Du leise dich der Welt,
Und die Glocken hör' ich klingen,
Und die Fenster sind erhellt.
Selbst die Hütte trieft von Segen,
Und der Kindlein froher Dank
Jauchzt dem Himmelskind entgegen,
Und ihr Stammeln wird Gesang.

   Mit der Fülle süßer Lieder
Mit dem Glanz um That und Höhn,
Heil'ge Nacht, so kehrst du wieder,
Wie die Welt dich einst gesehn!
Da die Palmen lauter rauschten
Und, versenkt in Dämmerung,
Erd' und Himmel Worte tauschten,
Worte der Verkündigung;

   Da mit Purpur übergossen,
Angethan von Gottes Hand,
Alle Himmel sind erschlossen,
Glänzend über Meer und Land;
Da, den Frieden zu verkünden,
Sich der Engel niederschwang,
Auf den Höhen, in den Gründen
Die Verheißung wiederklang;

   Da der Jungfrau Sohn zu dienen,
Fürsten aus dem Morgenland
In der Hirten Kreis erschienen,
Gold und Myrthen in der Hand;
Da mit seligem Entzücken
Sich die Mutter niederbog,
Sinnend aus des Kindes Blicken
Niegefühlte Freude sog.

   Heil'ge Nacht mit tausend Kerzen
Steigst du feierlichst herauf:
O, so geh' in unsern Herzen,
Stern des Lebens, geh' uns auf!
Schau', im Himmel und auf Erden
Glänzt der Liebe Rosenschein!
Friede soll's noch einmal werden
Und die Liebe König sein!


Zum Weihnachtsfeste.

Mit welcher Freude und Wonne erfüllt uns der Gedanke an das Weihnachtsfest. Die "Christnacht", in welcher durch die Geburt unseres Heilandes der Grundstein zu unserem Glauben, zu unserer Religion gelegt wurde, steht vor der Thür und es gilt ein Fest zu feiern, das sich seit 1881 Jahren bei der gesammten Christenheit des Weltalls wiederholt und das sich in alle Ewigkeit wiederholen wird: es gilt "das Geburtsfest unseres Erlösers!" Und in derselben Weise, wie man das Geburtsfest des "ersten Christen" beging, wobei ihm Geschenke in Gold, Weihrauch und Myrrhen dargebracht wurden, gerade so feiern die Millionen der Christen dasselbe auch heute noch, indem sie durch gegenseitige Geschenke und allerlei Aufmerksamkeiten sich Christi Dasein vergegenwärtigen und somit "das Fest der eigenen christlichen Wiedergeburt" feiern.
Wir wissen kein Fest, selbst kein religiöses Fest, das uns so anregt, unser ganzes "Ich" so in Anspruch nimmt, als das Weihnachtsfest. Wochen, ja Monate vor dem Erscheinen des Festes sinnen die Eltern darüber nach, wie sie ihren Kindern eine Weihnachtsfreude bereiten und ihnen das Fest der christlichen Wiedergeburt verschönen können, denkt der Mann oder Jüngling daran, wie er seiner Frau oder Braut "eine heimliche Freude", die Frau oder Braut daran, wie sie dem Mann oder Bräutigam "eine Ueberraschung" machen kann. Abends beim dämmernden Lampenlicht, lauschen die süßen Kleinen spannend den Erzählungen der beim Strickstrumpf sitzenden Mutter, wie sie vom Weihnachtsmann erzählt, der ihnen allerlei hübsche Sachen bringen soll, wenn sie das Gebet, das sie ihnen lehrt, bei der Bescheerung gut herzusagen wissen; die Kleinen ihrerseits wieder schreiben heimlich in der Schule Festgedichte für die Eltern um so ein Gegengeschenk für die elterliche Fürsorge zu machen. Je näher der erwartungsvolle Tag heranrückt, desto gespannter und erregter werden die Gemüther in Erwartung dessen, "was ihnen das Christkind bescheert." Endlich ist er da, der Tag des "Heiligen Abends". Während der Schatten der Nacht auf der Erde lagert, wird es in den Wohnungen der Menschen lichter Tag. Ueberall scheinen die Kerzen des reichgeschmückten Weihnachtsbaums in die dunkle Nacht hinein und überall sieht man verklärten Antlitzes und erhobenen Herzens auf den in Götterglanz schimmernden Christbaum und - den reich gedeckten Weihnachtstisch.
Wie begierig langt das Kleinste auf dem Arme der Mutter nach dem ihm gegebenen Spielzeug und schaut, als wie auf etwas Fremdartiges, nach dem strahlenden Baum; wie hüpfen und tanzen die Kinder nachdem sie ihr Gebet verrichtet, um den Tisch und umhalsen die guten Eltern für deren Liebe und Fürsorge, während bei Mann und Frau, bei Bräutigam und Braut nach Darreichung ihrer kleinen und großen Aufmerksamkeiten sich die Hände zum gegenseitigen Danke finden und so den Bund erneuerter Liebe besiegeln.
Nichts als Freude überall! Festesjubel, wohin das Auge schaut! Von den Palästen der Kaiser und Könige bis hinab in die ärmsten Hütten sieht man an diesem Tage frohe Menschen, zufriedene Herzen! Und wenn sich auch diesem oder jenem eine Thräne in das Auge stiehlt über die Abwesenheit lieber Angehörigen, welche der bittere Tod entrissen oder über den Mangel irdischer Güter, durch welchen die Weihnachtsfreude vergällt ist, so wirkt doch der Gedanke an die Geburt unseres Erlösers tröstend und heilend auf das blutende Herz und ein inbrünstiges Gebet zu Gott versöhnt ihn mit dem Leben, - versöhnt ihn am Weihnachtsfeste! - Die Thränen, die vordem reichlich geflossen, sind mit dem Gebet allmählich versiegt und nur noch eine, die Freudenthräne, gleich den Thautropfen am Lenzesmorgen, bleibt den Wimpern haften bei dem Gedanken an den einstigen Anbruch des immerwährenden Weihnachtsfestes; dort sind wir frei von allen irdischen Unvollkommenheiten und Entbehrungen.


Politische Rundschau.

Fast überall ist die Luft voll elektrischer Spannung, in Deutschland, in Frankreich in England, in Italien, in Rußland etc. Man spürt diese elektrische Spannung, die keine Ruhe, keine Sicherheit und kein Behagen aufkommen läßt, in der Politik (im Reichstag in den Kammern und wie die öffentlichen Vertretungen heißen mögen), in den gesellschaftlichen Zuständen und Streitfragen, in Kirche und Schule und sogar in der Wissenschaft. Ueberall ringt das Alte mit dem Neuen, überall Grenzstreitigkeiten und Verdrießlichkeiten im Kleinen und Großen; kein Gebiet des Lebens scheint ausgeschlossen. In Berlin sind sogar die Aerzte, vorläufig schriftlich, hart aneinandergerathen, die Allopathen wollen die Homöopathen nicht als wissenschaftliche Aerzte gelten lassen und es blitzt herüber und hinüber; in München dagegen wird ein neues homöopathisches Spital errichtet, zu dessen Erbauung eine Fürstin 50,000 M. vermacht hat.

[ => Original lesen: 1881 Nr. 100 Seite 6]

Minister von Puttkammers Erklärungen im Reichstage haben die Stellung der Staatsdiener in den Wahlen auf die Tagesordnung gebracht. Puttkammer sagte, die Staatsregierung müsse erwarten, "daß diejenigen Beamten, in deren Händen wesentlich die politische Vertretung der Staatsgewalt liegt, insoweit sie überhaupt ihre Rechte als Wähler und Staatsbürger ausüben, die Regierung unterstützen". Puttkammers Erklärung soll den vollen Beifall des Kaisers und Bismarcks gefunden haben.
Die "Köln. Ztg." melden jüngst, die preußische Regierung wolle sich nicht damit begnügen, eine discretionäre Gewalt für die Anwendung der Maigesetze sich ertheilen zu lassen, sondern es sollen die Maigesetze wirklich geändert werden. Das ist allerdings richtig, aber vorläufig, d. h. für die nächste Landtagssession ist, nur die Revision einiger, nicht aller Maigesetze in Aussicht genommen.
Frankreich. Ein Prozeß des französischen Consuls Roustan in Tunis gegen den Laternenmann Rochefort hat in Frankreich große politische Bedeutung gewonnen. Der Consul hat in den Unterhandlungen Frankreichs mit Tunis vor und während des Kriegs eine große Rolle gespielt und zwar eine sehr bedenkliche und unreinliche Rolle, wie Rochefort in seinem Blatte behauptete, er beschuldigte ihn geradezu der Bestechlichkeit. Roustan klagte Rochefort der Verläumdung an, aber die Geschworenen sprachen Rochefort frei und verurtheilten den Ankläger in die Kosten. Der Urtheilsspruch sollte Gambetta, den Gönner Roustans und zugleich den Krieg in Tunis treffen, der in Frankreich sehr unpopulär ist und mit dem Kriege Napoleons III. in Mexiko verglichen wird. Darin besteht die politische Bedeutung des Prozesses. Gambetta und Roustan behaupten, die Geschworenen hätten sich durch Drohbriefe der rothen Freunde Rocheforts einschüchtern lassen.
Während in Wien die öffentliche Meinung unterstützt von der Presse mit und neben den Behörden über die Ursachen des Ringtheaterbrandes eine eingehende Untersuchung anstellt, wird aus Nizza berichtet, daß die Stadtbehörden und der Staatsprokurator ein tiefes Schweigen über die Ursachen des nicht minder schaudervollen Nizzaer Theaterbrandes beobachten. Die Ergebnisse der langen Untersuchung werden im tiefsten Dunkel gehalten. Was für Dinge in einer französischen Provinzialstadt möglich sind, davon macht man sich im Ausland selten einen richtigen Begriff. In Nizza hat man noch nicht einmal soviel aus dem Unglück gelernt, an den Theaterabenden alle Ausgänge zu öffnen, erst am Schluß der Vorstellung werden sämmtliche Thüren geöffnet. Das Fremdenpublikum in Nizza kritisirt diese Verhältnisse sehr scharf.
Minister auf der Rednerbühne müssen mit dreifachem Erz um die Brust gepanzert sein. Gambetta trägt diesen Panzer noch nicht; so oft ein spitzer Pfeil auf ihn abgeschossen wird, schnellt er empor und schreit laut auf, ähnlich dem Helden Homers, der schreit "wie 10,000 Ochsen." Als der von ihm ernannte Kriegsminister General Campinon einem herausfordernden Abgeordneten zur unpassenden Zeit antworten wollte, hielt ihn Gambetta am Rockschoß fest. Da rief Abg. Maret von der äußersten Linken dem General höhnisch zu: Gehorchen Sie dem Cäsar, er will nicht, daß Sie reden!" - Gambetta antwortet wüthend: "Es gibt hier keinen Cäsar (Kaiser)! sprechen Sie wenigstens französisch!"- "Soll ich lieber Vitellius sagen?" rief Maret zurück. (Vitellius war einer der schlimmsten römischen Kaiser und - Schlemmer.)
England. Der Times in London behagt das Einvernehmen zwischen Deutschland und Frankreich gar nicht. Sie hetzte die beiden Länder und Völker gern gegen einander und versteigt sich sogar zu der Behauptung, Deutschland und die Türkei hätten ein Bündniß und einen Krieg gegen Frankreich vor.


- Kaiser Wilhelm hat am 21. December damit begonnen, seine Weihnachtseinkäufe persönlich zu machen. Da es bei diesen Einkäufen Ueberraschungen für Andere gilt, so besorgt der Kaiser diese Einkäufe ohne jede Begleitung. Um jedes Aufsehen zu vermeiden, besteigt er sodann ein einspänniges geschlossenes Coupe und fährt in demselben vor den Geschäften vor. Der Kaiser liebt es, unangemeldet zu kommen, aber die Chefs sind die Tage vor dem Feste von früh ab auf dem Posten da es schon vorgekommen ist, daß der Kaiser sie vor 8 Uhr Morgens überraschte. Am 21. d. unternahm der Kaiser seine Ausfahrt schon kurz nach 8 1/2 Uhr. Sein erster Besuch galt dem Hoflieferanten Révir, Unter den Linden. Um 9 1/4 Uhr erschien er in dem Geschäft des Hofuhrmachers Conrad Felsing, Unter den Linden 20. Er besichtigte mit großem Interesse das reiche Lager, u. A. auch das eben fertiggestellte zweite Exemplar eines pneumatischen Pianinos, welches sowohl mit der Hand, wie mit Hilfe einer Kurbel gespielt werden kann und auch Geigenregister hat. Zu seinen Einkäufen verlangte der Kaiser vorzugsweise nach deutschen Fabrikaten und kaufte sowohl kunstindustrielle Erzeugnisse wie Uhren umher. Nach einem circa 1/2stündigen Aufenthalte begab sich der Kaiser zu Fuß in das benachbarte Magazin von Kunst= und Luxusgegenständen des Hoflieferanten Fiocati, wo er ebenfalls bedeutende Einkäufe machte. Hier, wie überall, zeigte der Kaiser, erzählt, den Geschäftsinhabern gegenüber seine bekannte gewinnende Leutseligkeit.
- Eine zweckmäßige Verordnung, welche im Publikum mit Freuden begrüßt werden wird, hat jetzt der Staatssekretair des Reichspostamtes erlassen. Durch dieselben sollen die Beamten der Post= und Telegraphenverwaltung angehalten werden, ihre Namensunterschriften deutlich abzugeben, daß sie auf den ersten Blick geläufig gelesen werden können. Das ist gewiß recht schön! Nicht weniger erfreulich dürfte es aber sein, wenn man auch im Publikum sich deutlicher Unterschriften befleißigen wollte. Wie oft ist die undeutliche Adressirung von Postsendungen auf vorausgegangene undeutliche Namensunterschrift zurückzuführen und welche Mühewaltung wird den Postbeamten behufs der Richtigstellung unrichtiger Adressen verursacht! Freilich müssen wir bekennen, daß in dieser Beziehung Bitten und Ermahnungen wohl nichts fruchten werden; es wird vielmehr nur ein sicher helfendes Mittel geben, und das ist - die Portopflichtigkeit der durch Undeutlichkeit der Adressirung nothwendig werdenden postamtlichen Verhandlungen.
- Der jetzige Earl of Crawford macht einen Brief seiner Mutter bekannt, in welchem sie ihren festen Entschluß kundgiebt, den Dieben der Leiche ihres Gatten kein Lösegeld für die Auslieferung der Leiche anzubieten. Sie würde damit, schreibt sie, nur zur Wiederholung einer so schändlichen Handlung verlocken und glaube nur im Sinne ihres verstorbenen Gatten zu handeln, wenn das Pflichtgefühl auch in diesem schmerzlichen Falle über alle anderen Empfindungen siege.
- Die Zahl der Brandopfer in Wien ist entsetzlich. Die letzte amtliche Liste weist nach, daß 144 Leichen erkannt und beerdigt worden sind und daß 650 Personen vermißt werden. Die Gesammtzahl der Opfer stellt sich danach auf 794.
- Der große Gotthard=Tunnel ist mit Kanal und Nischen Ende November fertig geworden; der Werth der geleisteten Arbeiten beträgt 56,808,620 Francs. Die Direction hat die am 1. Januar bevorstehende Betriebseröffnung für Personen, Gepäck, Tiere und Güter angezeigt. Der Gotthardpaß ist abermals zugeschneit und der Postverkehr wieder unterbrochen.
- Sehr bezeichnend und ehrenvoll für die Leitung des deutschen Krieges gegen Frankreich 1870/71 ist die gelegentliche Erklärung des alten Moltke: "Im ganzen Verlaufe des Krieges hat nie ein Kriegsrath stattgefunden, kein Entschluß ist gefaßt worden unter Heranziehung anderer Männer als der zu den täglichen Vorträgen bei Sr. Majestät ein= für allemal Berufenen."
- Den Amerikanern ist eine zehntägige Reise über das Meer nach dem europäischen Festland viel zu lang; es sollen nur 5 Tage nöthig sein. Eine Gesellschaft in Newyork will Schiffe ganz neuer Art bauen, ohne Masten mit kuppelförmigen Verdecken, auf denen die Fahrt in der halben Zeit zurückgelegt wird.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 100 Seite 7]

Weihnachts-Ausstellung.
von
Kurz- Galanterie- und Spielwaaren
bei
Glocksien & Evers.
Lübeck, Schlüsselbuden 192.


Henning & Meyer Lübeck,
942 Breitestrasse 942.
empfehlen zum Weihnachts-Einkauf
in grösster Auswahl:
Costumes, Winter-Paletots, Regen- und Kinder-Mäntel.
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Abendmäntel.
zu aussergewöhnlich billigen Preisen.
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Morgenröcke u. Jupons in neuseter Ausführung.
Kleiderstoffe jeden Genres u. in grösstem Farben-Sortiment.
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Ausstellung wollener Fantasie Artikel.
Tücher, Capotten, Fichus, Sortis de bal. Garnituren, Schleifen und Lavallières.
Muster- und Auswahlsendungen.


== Neuheiten ==
für Hauswirthschaft,
Küche, Waschküche, Plättstube,
Garten und Veranda,
sowie Gesellschafts- & Kinder-Spiele
in grossartiger Auswahl
als passende Weihnachtsgeschenke
empfiehlt                                                    
Lübeck. Breitestrasse 945 beim Markt.    Heinr. Pagels.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 100 Seite 8]

Weihnachts-Ausstellung
neuer u. praktischer Maschinen u. Gegenstände für
Haus, Küche und Garten etc. etc. empfehlen zu Geschenken
Jürgensen & Robschuld,
Grosse Burgstrasse 717. Lübeck, Grosse Burgstrasse 717.
Lager von Werkzeugen u. Eisenwaaren.


Gänzlicher Ausverkauf
des Restes meines Manufacturwaaren-Lagers,
bestehend in div. Kleiderstoffen, Flanellen zu Hauskleidern, Regenmäntelstoffen, Buckskins zu Knabenanzügen, Möbelstoffen, Gardinen, Cattunen, Tischdecken, Bettvorlegern, Damen= und Herren=Plaids, weißen Waaren etc. etc. zu jedem annehmbaren Preise.

                          H. Diederichs,
309 Holstenstraße Lübeck, Holstenstraße 309.
Verkaufszeit: Von 9 bis 1 Uhr und von 4 bis 8 Uhr.


Melbourne 1881 - 1. Preis -
Silberne Medaille.
Spielwerke

4-200 Stücke spielend; mit oder ohne Expression, Mandoline, Trommel, Glocken, Castagnetten, Himmelsstimmen, Harfenspiel etc.

Spieldosen

2-16 Stücke spielend; ferner Necessaires, Cigarrenständer, Schweizerhäuschen, Photographienalbums, Schreibzeuge, Handschuhkasten, Briefbeschwerer, Blumenvasen, Cigarren-Etuis, Tabaksdosen, Arbeitstische, Flaschen, Biergläser, Portemonnaies, Stühle etc., alles mit Musik. Stets das Neueste und Vorzüglichste empfiehlt

J. H. Heller, Bern (Schweiz).

Nur direkter Bezug garantirt Aechtheit; illustrirte Preislisten sende franco.
100 der schönsten Werke im Betrage von 20,000 Francs kommen unter den Käufern von Spielwerken vom November bis 30. April als Prämie zur Vertheilung.


Ferkel

6 und 10 Wochen alt nur gut genährt empfiehlt zur geneigte Abnahme aus dem Hause.

C. Buchholz.       

NB. Hausirt wird nicht damit.


"Der heutigen Nummer unserer Gesammtauflage liegt ein Prospect des Bankhauses "Carl Hemme" in Braunschweig bei, worauf wir unsere verehrl. Leser besonders aufmerksam machen."


Kirchliche Nachrichten.
1. Weihnachtstag.

Frühkirche (7 Uhr): Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kämpffer.

2. Weihnachtstag.

Frühkirche (7 Uhr): Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
     Amtswoche: Pastor Langbein.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 22. December 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


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