No. 99
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. Dezember
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 99 Seite 1]

Nach Anzeige des Herrn Dr. Max Marung ist im Mai d. Js. in seinem Vorzimmer ein Ueberzieher (Paletot) von blauer Farbe gefunden. Da der Eigenthümer sich bisher nicht gemeldet hat, so wird über den gefundenen Gegenstand anderweitig verfügt werden, wenn derselbe nicht vom Berechtigten bis zum 31. December d. J. abgeholt ist.
Schönberg, den 14. December 1881.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
W. v. d. Lancken.


Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Arbeiter Carl Rohner aus Nicolseichen, Kreis Gumbinnen, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht denselben zu verhaften und in das Amtsgerichts=Gefängniß zu Schönberg i. M.
abzuliefern.
Neustrelitz, 8. December 1881.

Der Großherzogliche Staatsanwalt.
H. Götze.
Beschreibung.

Statur: groß und breitschulterig.
Haare: hellblond.
Nase: spitz.
Sprache: hochdeutsch
Bart: hellroth
Gesichtsfarbe: roth und Sommersprossen.
Kleidung: schwarzer runder Hut, graue lederne Joppe, desgl. Hose und hohe Stiefel.


Bekanntmachung.

Diejenigen Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts, welche noch mit der zweiten resp. dritten Hebung der Armensteuer in Rückstand sind, werben hirmit aufgefordert bis zum 27. December cr. ihre Beiträge einzuzahlen, widrigenfalls die Restantenliste zur executivischen Einforderung abgegeben werden soll.
Schönberg, den 19. December 1881.

Die Armenbehörde.


Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.

Die Auszahlung der zu Antonii k. J. fällig werdenden Zinsen auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Kapitalien findet bereits in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr statt. Die Anstalt ist zu diesem Zweck von

Dienstag den 27. December d. J.
bis
Sonnabend den 31. December d. J.,

beide Tage einschließlich,

von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags

geöffnet.

Schönberg den 17. December 1881.
                          Das Directorium.


Wegen Verpachtung meiner Ziegelei werde ich am Donnerstag den 22. December Morgens 10 Uhr

20 Mille Mauersteine

gegen gleich baare Bezahlung öffentlich meistbietend verkaufen.

Lüdersdorf.                                                     D. Leptin.


Wiener Eiscrem u. Gelee,
sowie Backpulver u. Hefenmehl
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Cath. Pflaumen demi Choix,
Türkische Tafel=Pflaumen und amerik. Backäpfel

empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Messina=Apfelsinen u. Citronen
Malaga Feigen,
Krachmandel, Traubrosinen,
Elemi= und Sultana=Rosinen

empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Chocoladenmehl,
Krümel-Chocolade,
Gewürz-Chocolade,
Vanille-Chocolade,
ff. Vanille-Chocolade,
Caracaschocolade,
entölten Cacao in Dosen 1,50, 2,30 u. 2,50 pr. Pfund.
                          halte bestens empfohlen

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Roggenstroh=Häcksel
(Handdrusch)
empfiehlt

und nimmt Aufträge auf Weizen=, Roggen=, Hafer= und Gerste=Stroh entgegen

F. Heitmann.       


[ => Original lesen: 1881 Nr. 99 Seite 2]

Magr. Butter
                                                    empfiehlt
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Tannenbaumlichte
zu billigen Preisen empfiehlt
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Wallnüsse
                                                    empfiehlt bestens
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Engl. Syrup,
sowie sämmtliche Artikel zur Festbäckerei empfiehlt                          
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Weiße Bohnen
in guter Waare, empfiehlt                          
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Für Zahnkranke

bin ich morgen Mittwoch von 10 Uhr Morgens bis 2 Uhr Nachmittags zu sprechen.

Reinhard.                  
Schönberg, Kalter Damm 4.       


Besten
engl. Syrup
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Das Sandgraben in unserer Tannenkoppel verbieten wir bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
                                                    Hauswirth Jochen Mette,
                                                    Hauswirth Faasch,

Palingen.       


Kölner Dombau-Lotterie.

17. und letzte Ziehung 12./14. Januar 1882. 1372 Geldgewinne baar ohne Abzug. 75,000, 30,000 M. etc. - Nur Original=Loose versendet incl. fro. Zusendung amtlicher Gewinnliste à M. 3,50. Der Haupt=Collecteur A. J. Pottgießer in Cöln.
Wiederverkäufer erhalten Rabatt.


Besten russischen Hafer
aus dem Schiffe und ab Speicher empfiehlt billigst                          
                          H. J. Damm,
                          Lübeck.


Engl. Syrup,

Weizen=Dampfmehl, Hefenmehl, Succade, cand. Orangenschaale, gerein. Potasche, Citronenöl, sowie sämmtliche Artikel zur Festbäckerei empfiehlt in bester Waare billigst.

A. Zander.       


Verschiedene Sorten Aepfel als:

Gravensteiner, Melonenäpfel, Traubäpfel, Kantäpfel, Gold= und Graureinetten sowie auch gutes Backobst

empfiehlt                          
                                                    J. Koopmann.


Bei Ziehung 6. Klasse 212. Mecklenburgischen Landes=Lotterie fielen folgende Gewinne in unserer Hauptcollecte:
          5000 Mark auf Nr. 1169,
          3000 Mark auf Nr. 8303,
          3000 Mark auf Nr. 8307,
          3000 Mark auf Nr. 17229,
          1000 Mark auf Nr. 17520,
            500 Mark auf Nr. 1015,
            500 Mark auf Nr. 1518,
            500 Mark auf Nr. 10220,
            500 Mark auf Nr. 10760,
            500 Mark auf Nr. 15261,
            300 Mark auf Nr. 1033,
            300 Mark auf Nr. 1547,
            300 Mark auf Nr. 8341,
200 Mark auf die Nr. 1572, 10230, 12066,
147 Mk. auf die Nummern 542, 597 599 600 1013 1018 1019 1020 1022 1030 1040 1166 1167 1172 1401 1404 1407 1504 1515 1516 1522 1530 1535 1539 1642 1545 1554 1558 1559 1560 1565 1567 1568 1570 1580 1702 1712 1713 1715 8302 8304 8309 8320 8321 8325 8361 8362 8333 8334 8353 8354 8355 8307 8361 8362 8364 8266 9367 8369 8370 10201 10202 10206 10208 10210 10212 10213 10215 10221 10227 10229 10232 10243 10244 10246 10742 10746 10750 10754 10759 10765 10767 10769 10770 10772 10773 10774 10775 12058 12060 12063 12064 12065 12066 12068 12069 12070 12074 12077 12078 12079 15278, 15291 15299 15300 17217 17220 17222 17223 17227 17230 17503 17504 17505 17508 17512 17512 17516 17517 17519 17524 17887.

Zur beginnenden 213. Lotterie empfehlen Loose
Gadebusch den 12. December 1881.              
              Gebr. Lindenberg.


Ausverkauf
von Schuhwaaren.
Halbstiefel von 7 Mark an.
                          F. Kleinfeldt,
                                         Siemzerstraße.


Weihnachts-Ausstellung.

Meine diesjährige besonders reichhaltige Weihnachts=Ausstellung in Holz=, Leder=, Galanterie= u. Kurzwaaren, sowie Bilderbüchern und Jugendschriften halte einem geehrten Publikum bestens empfohlen.
Besonders aufmerksam mache auf mein reichhaltiges Lager von Kunstholzwaaren und den billigen Preis derselben.
Um recht zahlreichen Besuch bittet

                          Achtungsvoll
                          Emil Hempel,
                          Buchbinder.

                          Schönberg i. M., 5. December 1881.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 99 Seite 3]

Meine jetzt eröffnete                                                    
Weihnachts-Ausstellung
empfehle zum fleißigen Besuch                                                    
Hochachtend
Buchbinder C. Sievers.


Hängelampe Zu Weihnachtseinkäufen
empfehle ich mein gut sortirtes Lager von
Lampen,
ferner eine reichhaltige Auswahl in
lackirten Blechwaaren
als: Kaffeebrettern, Brodkörben, Gebäckkasten, Spülwannen, Vogelbauern, Kochapparaten, Kohlenkasten und Ofenvorsetzern u. s. w.
Blech=Spielwaaren f. Knaben u. Mädchen.
Blei= und Blech=Soldaten.
Tannenbaum-Leuchter von 1 Pfennig an.
Hochachtungsvoll
               W. Wieschendorf,
               Klempner


Zu meiner diesjährigen

Weihnachts-Ausstellung.

die ich am 15. d. Mts. eröffnen werde, empfehle ich eine große Auswahl von echtem Eierschaum=Confect, Chokoladen=, Marzipan= und Liqueur=Sachen.           à Pfund 2 M.

                          Hochachtungsvoll
                                                    Wwe. Greiff.
                                                                              Conditor.


Den hochgeehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend erlaube ich mir hierdurch ergebenst anzuzeigen, daß ich am 18. dss. Mts. meine diesjährige

Weihnachts=Ausstellung

eröffne und bitte um geneigten Zuspruch.

Auch werden Marzipan=Torten auf Bestellung prompt und billig ausgeführt.

Hochachtungsvoll
                                                      Heinrich Freitag.
                                                         Bäcker und Conditor.
Schönberg, den 13. December 1881.


Weihnachts-Ausstellung.

Die Eröffnung meiner Ausstellung findet am Bußtage statt. Enthält alle Sorten Kuchenwaaren und Tannenbaum=Confecte. Als besonders schmackhaft empfehle braune Nüsse von Honig.
NB. Hausiren lasse ich in der Stadt nicht. Um geneigten Zuspruch bittet

Hochachtungsvoll
                                                    H. Wolgast.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 99 Seite 4]

Einzige Zeitung, welche ihren Abonnenten ein Illustrirtes Witzblatt gratis liefert.

Zeitungslesern bietet das täglich zweimal, in einer Morgen= und Abend=Ausgabe, erscheinende "Berliner Tageblatt" durch die Reichhaltigkeit, Mannigfaltigkeit und Gediegenheit seines Inhalts die interessanteste und anregendste Lektüre. In Folge dessen vermochte es sich einen festen Stamm von ca. 70,000 Abonnenten zu erwerben und gleichzeitig zu der gelesensten und verbreitesten Zeitung Deutschlands emporzuschwingen. Die große Verbreitung des "Berliner Tageblatt" liefert außerdem den besten Beweis, daß es die Bedürfnisse des Zeitungslesenden Publikums im weitesten Maße zu befriedigen weiß. Die besonderen Vorzüge des "B. T." bestehen vornehmlich in Folgendem: Durch täglich zweimaliges Erscheinen ist das "B. T." in der Lage, alle Nachrichten stets 12 Stunden früher als jede nur einmal täglich erscheinende Zeitung zu bringen. Das "B. T." beobachtet eine gänzlich unabhängige, freisinnige, politische Haltung und unterhält Special=Korrespondenten an allen wichtigen Plätzen, daher rascheste und zuverlässige Nachrichten; bei bedeutenden Ereignissen umfassende Spezial=Telegramme. Es ist eine Thatsache, daß das "B. T." einen großen Theil der deutschen auch auswärtigen Presse als vorzugsweise Quelle für neue Nachrichten dient. Es bringt ferner: Ausführliche Parlamentsberichte. Geographische Wetterkarte nach telegraphischen Mittheilungen der deutschen Seewarte. Umfassende Handelszeitung und Courszettel der Berliner Börse. Vollständige Ziehungslisten der preußischen und Sächsischen Lotterie, sowie der wichtigsten Loospapiere. Reichhaltige und wohlgesichtete Tages=Neuigkeiten aus der Reichshauptstadt und den Provinzen. Theater, Kunst und Wissenschaft werden im Feuilleton des "B. T." in ausgedehntem Maße gepflegt, außerdem erscheinen in demselben Romane und Novellen unserer ersten Autoren. Das Roman=Feuilleton des nächsten Quartals bringt einen höchst fesselnden Roman, das neueste Werk des berühmten Erzählers Levin Schücking: "Alte Ketten." Das "B. T." wird durch stete Vervollkommnung und Erweiterung seines Inhalts bemüht bleiben, sich nicht allein auf dem erreichten Höhepunkt zu erhalten, sondern auch immer weitere Kreise an sich zu fesseln. Die Abonnenten des "Berliner Tageblatt" empfangen außerdem drei werthvolle Separat=Beiblätter: Das illustrirte Witzblatt "ULK", daß illustr. beletristische Sonntagsblatt: "Deutsche Lesehalle" und die alle 14 Tage erscheinende landwirthschaftliche Fachzeitschrift: "Mittheilungen über Landwirthschaft, Gartenbau und Hauswirthschaft" bei dem ernorm billigen Abbonnementspreise von nur 5 Mark 25 Pfennig (Mecklenburg). für das Vierteljahr. Man beliebe das Abonnement bei dem nächstgelegenen Postamt schleunigst anzumelden, damit die Zusendung des Blattes vom 1. Januar ab pünktlich erfolge.

Gelesenste und verbreitetste Zeitung Deutschlands.


Freunden einer geistig anregenden und unterhaltenden Lektüre

kann mit vollem Recht das Deutsche Montags=Blatt empfohlen werden. Diese durch und durch originelle literarisch=politische Wochenschrift, welche die hervorragendsten deutschen Schriftsteller zu ihren Mitarbeitern zählt, enthält eine Fülle geistvoll geschriebener Artikel, die ein treues Spiegelbild der politischen, literarischen und künstlerischen Strebungen unserer Tage darstellen. Jede neu auftauchende Frage, jede neue Erscheinung in Wissenschaft, Politik, Kunst und Leben findet im "Deutschen Montags=Blatt" unparteiische und erschöpfende Behandlung, während die gesellschaftlichen Zustände der Gegenwart in elegantester Form interessante Beleuchtung erfahren. Belletristische Feuilletons und Humoresken sorgen für die Unterhaltung der Leser.
Diese literarisch=politische Zeitschrift ersten Ranges, welche am zeitungslosen Tage, dem Montag, erscheint, verbindet die Vorzüge einer unterhaltenden und anregenden Wochenschrift mit denen einer wohlinformirten, reich mit Nachrichten aus erster Quelle ausgestatteten Zeitung, und so entspricht das "Deutsche Montags=Blatt" in seiner Doppel=Natur einem entschiedenen Bedürfniß des gebildeten Lesepublikums, wofür die große Verbreitung den besten Beweis liefert.
Alle Reichspostanstalten und Buchhandlungen nehmen Abonnements zum Preise von 2 Mark 50 Pf. pro Quartal entgegen. Zur Begegnung von Verwechselungen verweise man bei Postbestellungen auf Nr. 1304 der Post=Zeitungs=Preisliste pro 1882. Probe=Nummern versendet gratis und franco die Expedition des "Deutschen Montags=Blatt", Berlin SW.


Die Vereinsbank in Berlin, (Actien=Gesellschaft,)
Grundkapital: 30 Millionen Mark, hiervon emittirt und vollbezahlt: 6 Millionen Mark,
übernimmt

die Besorgung des An= und Verkaufs börsengängiger Werthpapiere zum officiellen Tagescours der Berliner Börse, sowie die Ausführung sonstiger bank= und börsengeschäftlicher Ordres, u. A. auch die Ausführung von Börsen=Zeitgeschäften.
Die von der Bank in Ansatz gebrachte Provision beträgt auf bank= oder börsengeschäftliche Umsätze ein Zehntel Procent.
Die Controle der Verloosungen, die Einholung neuer Couponsbogen, sowie die Einziehung von Zinscoupons, Dividendenscheinen und ausgeloosten Stücken, soweit letztere hier oder an größeren Bankplätzen zahlbar sind, wird für die Kunden der Bank kostenfrei besorgt
Verwerthung von in fremder Münze zahlbaren Coupons bei resp. einige Zeit vor Verfall Zum jeweiligen Börsen=Course.
Darlehne auf börsengängige Werthpapiere werden zu 5-7 % per annum gewährt.
Die Verzinsung für Baareinlagen beträgt derzeit:

-------------------------
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

-------------------------

Die Wechselstube der Bank ist angewiesen, über Ausloosung von Effecten, sowie über Anlagen in börsengängigen Papieren eingehenden Bescheid zu ertheilen. Auf frankirte diesbezügliche Anfragen giebt das Informations=Bureau der Bank entsprechende schriftliche Auskunft ohne weitere Spesen=Berechnung.
Berlin, November 1881.

Die Direction der Vereinsbank.       


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt, und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 99 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 99 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 20. December 1881.


Die Stimmzettel bei der Reichstagswahl.

Man schreibt der in Lübeck erscheinenden "Nordischen Presse aus dem Fürstenthum Ratzeburg:
"Der Reichstag hat dem Antrage der Wahlprüfungs=Commission entsprechend die Wahl des Abgeordneten Pogge trotz des von dem Vorstande des Mecklenburg=Strelitzer conservativen Landes=Wahlvereins eingelegten Protestes für gültig erklärt, weil nicht bewiesen sei, daß durch die gelbliche Farbe der auf den Namen Pogge lautenden Stimmzettel des Fürstenthums Ratzeburg eine Wahlbeeinflussung stattgefunden habe, auch nicht einmal, daß eine solche beabsichtigt sei. Wer nur einigermaßen mit den Verhältnissen des Fürstenthums bekannt ist, wird keinen Augenblick daran zweifeln, daß die Kenntlichkeit der liberalen Zettel den entschiedensten Einfluß auf den Ausfall der Wahlen gehabt hat. Denn, wenn auch wie die beträchtliche Anzahl der Unterschriften, welche der conservative Wahlaufruf in allen Ständen des Fürstenthums gefunden, und die wachsende Zunahme der conservativen Stimmen (ca. 100 im Jahre 1874, 400 1877, 500 1878, und 600 1881), sowie die stetige Abnahme der liberalen (von 2055 in 1878 auf 1469 in 1881) beweisen, die früher fast absolute Herrschaft der liberalen Agitatoren über die künstlich aufgeregte, im Grunde ihres Herzens doch conservative Bevölkerung des Fürstenthums gebrochen ist und ihrem Ende zuwankt, so ist doch noch, namentlich durch die geschickte Verquickung der Reichstagswahl mit dem unseligen zwischen der Regierung und den Hauswirthen des Fürstenthums schwebenden Verfassungsstreite so viel davon übrig geblieben, daß die Mehrzahl der letzteren an der zur Observanz gewordenen Opposition festhält und "liberal" wählt. Bei der Abhängigkeit der meisten Gewerbtreibenden und Arbeiter vom Bauernstande, liegt die Wirkung der durch die hervorstechende Farbe der liberalen Zettel ermöglichten Controle auf der Hand. Dieselbe aber actenmäßig zu machen, ist einfach unmöglich, da kein Wähler der aus Furcht vor den "Anderen" liberal gewählt hat. So dumm sein wird, dies amtlich zu Protokoll zu geben. Nichts anders steht es mit der Absichtlichkeit. Denn der Umstand, daß im Herzogthum Strelitz, wo das Gros der Bevölkerung wesentlich von den conservativen Rittergutsbesitzern und Domanialpächtern abhängig ist, die liberalen Stimmzettel mit rührender Sorgfalt den conservativen gleichgebildet, bei demselben Buchdrucker gedruckt, von demselben Buchbinder geschnitten sind, ja sogar sich, vermöge ihrer Gleichförmigkeit (natürlich lediglich durch einen unglücklichen Zufall!) theils in ganzen Packeten, theils in einzelnen Exemplaren unter die versandten conservativen Stimmzettel verirrt haben, während im Fürstenthum Ratzeburg, wo das oben erwähnte umgekehrte Verhältniß stattfindet, die - überdies nachweislich später ausgegebenen - Pogge=Stimmzettel schon aus der Ferne von den "Dewitz" sich unterscheiden, macht die Absichtlichkeit zwar jedem unparteiischen Beobachter höchst wahrscheinlich, erbringt aber offenbar keinen stringenten Beweis. - Unseres Erachtens aber war weder der eine noch der andere Nachweis nothwendig, und ist die Begründung des Votums des Reichstages resp. der Wahlprüfungs=Commission ein logischer Fehler. Entweder ist der §. 19,1 des Wahlreglements, welcher lautet: Ungültig sind 1) Stimmzettel welche nicht von weißem Papier oder welche mit einem äußere Kennzeichen versehen wird, so dehnbar, daß er exquisit gelbes Concept=Papier (denn um solches, nicht um Papier mit "gelblichem Schimmer" handelt es sich im vorliegenden Falle) gestattet - dann sind die betr. Wahlzettel gültig, gleichviel ob eine Wahlbeeinflussung durch dieselben stattgefunden hat oder nicht. Die Wahlbeeinflussung ist eben dann keine ungesetzliche, und die Hunderte von kleinen Wahlmaneuvres, die unter dem Schutze des Gesetzes ohnehin schon die "freie und geheime" Wahl fast illusorisch machen, sind durch das Reichstags=Votum einfach um eins vermehrt. Oder aber: das gelbe Concept=Papier ist nicht als "weißes Papier" im Sinne des §. 19,1 aufzufassen, sondern die gelbe Farbe als eine ungesetzliche Kenntlichmachung zu bezeichnen - dann wäre es schon Pflicht der Wahlvorsteher gewesen, die betr. Zettel ohne Weiteres als ungültig zurückzuweisen. Da dies aber von denselben aus Unkenntniß versäumt, so hatte es in Folge des Protestes der Reichstag nachholen und dadurch die nur mit 500 Stimmen Majorität zu Stande gekommene Wahl des Abgeordneten Pogge annulliren müssen, unbekümmert um eine etwa stattgehabte Wahlbeeinflussung. In einem oder dem andern Sinne hätte die fragliche Gesetzesstelle interpretirt werden müssen; das jetzt vorliegende Votum schafft, resp. erhält eine Rechtsunsicherheit, die geändert werden muß. Daß dies auch in den Kreisen der Reichstagsabgeordneten empfunden wird, beweist der Vorschlag des Abg. Schroeter, daß künftig die Wahlzettel in gleichmäßige von der Reichsregierung zu liefernde Couverts gesteckt werden sollen.


Die Schäden der Gewerbeordnung von 1869.

In dieser ganzen Gewerbeordnung kommt das Wort "Meister" nicht einmal vor. Sie spricht von Arbeitgebern, Arbeitnehmern, Gewerbeunternehmern, aber sie kennt kein "Handwerk" keine "Fabrik". Nach §. 1 des Gewerbes ist der Betrieb eines Gewerbes, wo nicht eine ausdrücklicheAusnahme stattfindet. Jedermann gestattet, also auch dem unmündigen Gewerbetreibenden unverwehrt, auch Lehrlinge anzunehmen.
Die Folgen davon sind nicht ausgeblieben. Wer vier Arbeitgebern wortbrüchig davonläuft, ist nicht daran behindert, auch einen fünften zu betrügen, denn ein Arbeitsbuch brauchen die Gehilfen nicht mehr zu führen. Wer sich erbietet, dich gegen Entgelt zu kuriren, kann nicht daran gehindert werden, auch wenn er von deiner Krankheit und Krankheiten überhaupt nicht das Geringste gelernt hat. Man riß alte, fest geschlossene Ordnungen ein, welche ein Jahrtausend geschaffen und gehegt hatte, und setzten an ihrer Stelle das freie Spiel der Kräfte. Man wähnte, die Menschen seien so gut und so vortrefflich, daß sich von selbst alle Dinge zum besten wenden müßten. Aber haben die Lehrlinge nun aus eigenem Antriebe ihren Vortheil erkannt und wahrgenommen? Haben sie wie früher ausgedauert und etwas Tüchtiges gelernt? Nein, sie waren öfter wie je leichtsinnige, kurzsichtige, faule Jungen weil ihre Zucht gelockert wurde. Die Lehrherrn - so nahm man an - würden aus Gemeinsinn und im Bewußtsein ihrer Pflicht das Beste der Lehrlinge wahrnehmen; aber der Gewissenhafte that es, der Gewissenlose mißbrauchte die ihm Anvertrauten. Die Gesellen und Fabrikarbeiter hatten nicht ferner nöthig, Zeugnisse zu führen und ihre bisherigen Leistungen controliren zu lassen, die Arbeitsbücher fielen weg. Die Folge davon war bei vielen fuschrige Arbeit, Trotz und Aufsässigkeit gegen die Meister, häufiger Wechsel des Aufenthalts, Arbeitsscheu, Vagabondiren, Strolchen. Man schaffte die Wuchergesetze ab und überließ sich der Hoffnung, daß das schändliche Gewerbe des Wuchers vor der öffentlichen Meinung nicht aufkommen, und das Jedermann so klug sein werde sich nicht selbst den Strick um den Hals zu legen. Weit gefehlt! Man mußte wieder zum Strafrecht greifen um den wucherischen Spitzbuben das Handwerk zu legen. Die Schankwirthschaften wurden freigegeben, weil man wähnte sie würden sich nur nach Bedürfniß vermehren; allein

[ => Original lesen: 1881 Nr. 99 Seite 6]

sie wuchsen im Uebermaaß und lockten die Leichtsinnigen. Gelegenheit macht Diebe.
Solche Beispiele ließen sich noch fernere anführen. Man hoffte eben, daß alle Fehler sich von selbst kuriren würden.
"Die schrankenlose Gewerbefreiheit hat ein Uebermaaß von Concurrenz geschaffen und den Meister erdrückt. Wie hat sich der arme Mann in den letzten 10 Jahren verändert! Er ist so still geworden, sieht so dürftig aus und scheint so nachdenklich. Was fehlt dem Manne? Er ist nicht krank, er ist nur "frei geworden".
Vorstehende Worte sind dem Munde eines ernsten, tüchtigen Handwerkers entnommen und glaubten wir unseren Lesern dieselben nicht vorenthalten zu dürfen.


Politische Rundschau.

Das neueste in der Tabaksmonopolfrage ist eine Erklärung des Fürsten Bismarck, dahin lautend, daß er zunächst durchaus nicht die Einführung eines Fabrikationsmonopols beabsichtige, wie dasselbe in anderen Staaten bestehe, sondern nur die eines Rohmonopols, so daß der Staat den Zwischenhändler zwischen dem Producenten und dem Fabrikanten bilden würde.
Nach Mittheilung der "Kiel. Ztg." hat die englische Regierung die Einfuhr von Vieh aus Schleswig=Holstein nach England verboten. Es dürfte diese Maßregel lediglich der übertriebenen Furcht vor Einschleppung der in Schlesien ausgebrochenen Rinderpest zuzuschreiben sein.
Im Vatikan, im Heim des Papstes in Rom, hat es zwei Parteien gegeben, eine, die den Papst hinausführen wollte in das freigewählte Exil und eine zweite, die der Meinung ist, der Papst sei nur in Rom Papst, der Weg hinaus sei leicht, die Rückkehr aber desto schwerer. Diese Partei hat vorläufig gesiegt und der Papst bleibt in Rom, zumal nachdem man in Malta, Salzburg und Fulda mit wenig Erfolg angeklopft hatte.
Vor einigen Tagen ist vom Posthause zu Emden aus mit der Legung eines Kabels begonnen worden, das mit einem der transatlantischen Kabel in Irland in Verbindung gebracht werden soll, so daß Deutschland demnächst auch eine directe telegraphische Verbindung mit Amerika besitzt.
Aus einer jüngst von militär=wissenschaftlicher Seite angestellten Vergleichung der Erkrankungs= und Sterblichkeitsverhältnisse der deutschen Armee mit derjenigen der französischen und österreichischen während der letzten zwei Jahrgänge ergiebt sich ziemlich unwiderleglich, daß wir 1) einen durchweg geringeren Krankenbestand haben und daß 2) bei uns außerdem die Sterblichkeit sowohl im allgemeinen wie auch in Bezug auf einzelne Krankheitsformen eine bedeutend geringere ist. Die Mortalität der französischen Armee ist doppelt so groß wie die unsrige, für die österreichische Armee ist das Verhältniß ähnlich.


Hamburger und Bremer Cigarren.

alte gelagerte Sorten im Preise von 3 bis 10 M. pro 100 Stück. Ferner Kistchen mit 25 Stück Cigarren pr. 1 M. empfiehlt als passendes Weihnachtsgeschenk.

A. Zander.       


Ferkel

6 und 10 Wochen alt nur gut genährt empfiehlt zur geneigte Abnahme aus dem Hause.

C. Buchholz.       

NB. Hausirt wird nicht damit.


Zu Ostern

suche ich einen Knaben, welcher Lust hat die Schneiderei zu erlernen.

                                                                 H. Bruhn jun.
Carlow.                                                     Schneidermeister.


Gänzlicher Ausverkauf
des Restes meines Manufacturwaaren-Lagers,
bestehend in div. Kleiderstoffen, Flanellen zu Hauskleidern, Regenmäntelstoffen, Buckskins zu Knabenanzügen, Möbelstoffen, Gardinen, Cattunen, Tischdecken, Bettvorlegern, Damen= und Herren=Plaids, weißen Waaren etc. etc. zu jedem annehmbaren Preise.

                          H. Diederichs,
309 Holstenstraße Lübeck, Holstenstraße 309.
Verkaufszeit: Von 9 bis 1 Uhr und von 4 bis 8 Uhr.


Weihnachts-Ausstellung
neuer u. praktischer Maschinen u. Gegenstände für
Haus, Küche und Garten etc. etc. empfehlen zu Geschenken
Jürgensen & Robschuld,
Grosse Burgstrasse 717. Lübeck, Grosse Burgstrasse 717.
Lager von Werkzeugen u. Eisenwaaren.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 99 Seite 7]

Weihnachts-Ausstellung.
von
Kurz- Galanterie- und Spielwaaren
bei
Glocksien & Evers.
Lübeck, Schlüsselbuden 192.


Henning & Meyer Lübeck,
942 Breitestrasse 942.
empfehlen zum Weihnachts-Einkauf
in grösster Auswahl:
Costumes, Winter-Paletots, Regen- und Kinder-Mäntel.
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Abendmäntel.
zu aussergewöhnlich billigen Preisen.
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Morgenröcke u. Jupons in neuseter Ausführung.
Kleiderstoffe jeden Genres u. in grösstem Farben-Sortiment.
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 99 Seite 8]

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Gesangverein zu Herrnburg.

Die Weihnachtsfeier findet am 26. d. M. statt.    Anfang 5 Uhr.

Der Vorstand.       


Theater=Anzeige.
Dienstag den 22. December 1881
Auf vieles Verlangen zum 2. Male
Hamburgs goldene Zeit.
Charakterbild in 5 Abtheilungen und einem Vorspiel
Die Tochter des Senators.
in 1 Akt von Charles Caßmann.
Anfang 8 Uhr.
                                                    W. Schuldt, Direktor.


Theater.

Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß am Donnerstag den 22. December mein Benefiz unter freundlicher Mitwirkung des hiesigen Gesangvereins Teutonia, stattfindet.

Zur Aufführung kommt:                          
Preciosa
Schauspiel mit Gesang.

Es bedarf wohl weiter keiner Reclame, da obiges Stück sich schon von selbst empfiehlt und kann ich dem geehrten Publicum einen genußreichen Abend versprechen.

                                                    Hochachtungsvoll
Heinrich Bunke.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 19. December 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


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