No. 98
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Dezember
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 98 Seite 1]

      Der Sattlergeselle Bartels hat sich vor etwa 10 Tagen mit seiner Frau und 3 Kindern im Alter von 1-11 Jahren, nachdem er zuvor seine Sachen aus der von ihm gemietheten Wohnung heimlich fortgeschafft hatte, von hier entfernt, ohne von seinem Aufenthalt Kenntniß zu geben.
     Wir ersuchen alle Polizeibehörden auf den p. Bartels zu vigiliren und uns seinen Aufenthalt mitzutheilen.
        Schönberg, den 12. December 1881.

Großherrzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
W. v. d. Lancken.


Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Arbeiter Carl Rohner aus Nicolseichen, Kreis Gumbinnen, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht denselben zu verhaften und in das Amtsgerichts=Gefängniß zu Schönberg i. M.
abzuliefern.
Neustrelitz, 8. December 1881.

Der Großherzogliche Staatsanwalt.
H. Götze.
Beschreibung.

Statur: groß und breitschulterig.
Haare: hellblond.
Nase: spitz.
Sprache: hochdeutsch
Bart: hellroth
Gesichtsfarbe: roth und Sommersprossen.
Kleidung: schwarzer runder Hut, graue lederne Joppe, desgl. Hose und hohe Stiefel.


Es wird hiedurch bekannt gemacht, daß die Entmündigung des Hauswirths Woisin zu Lindow durch Urtheil des Großherzoglichen Landgerichts zu Neustrelitz vom 22. Juni 1881 wieder aufgehoben worden ist, und daß nach Eintritt der Rechtskraft dieses Erkenntnisses auch die über denselben angeordnete Curatel wieder aufgehoben worden ist.
Schönberg, den 13. December 1881.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       


Am Sonntag den 4. December Abends ist während der Tanzmusik aus der Leutestube im Baumann Spehr'schen Hause ein dem Dienstmädchen Trina Stegmann (im Dienst beim Schulzen Maaß zu Mahlzow) gehöriger enganschließender Paletot mit Atlasknöpfen und atlasbesetzten Hintertaschen weggenommen.
Es wird um Vigilanz und um Benachrichtigung gebeten.
Schönberg den 13. December 1881.

Der Amtsanwalt.
W. V. d. Lancken.


Holz=Auction Nr. 4.

Am Sonnabend den 17. December Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Lenschow in Selmsdorf über nachstehendes Holz bei freier Concurrenz.

Lauer= und Palinger=Tannen

228 Rmt. tannen Kluft und Knüppel
ca. 40 Fuder tannen Durchforstholz von Hopfenstangen und Schleetstärke.
Schönberg den 11. December 1881.

Der Oberförster:                 
C. Hottelet.       


Holz=Auction Nr. 5.

Am Dienstag den 20. December Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Eckmann zu Carlow nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

a. Aus dem Carlower Holze

50 Fuder starkes eichen Durchforstholz
30 Fuder starkes buchen Durchforstholz

b. Aus dem Röggeliner Holze

ca. 20 Loheichen Nutzholz=Drümme
ca. 190 Rmt. loheichen Kluft I. u. II. und Knüppel I. u. II.
Schönberg, den 12. December 1881.

Der Oberförster:                
C. Hottelet.       


Torf=Auction.

Am Sonnabend den 17. December Morgens 10 Uhr sollen auf dem Torfmoor des Schulzen Oldörp=Lockwisch

ca. 20 Mille Torf

meistbietend verkauft werden
Lockwisch den 11. December 1881.

G. Creutzfeldt.       


Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundliche Gaben aus der Gemeinde und ersuchen, solche gütigst bis zum 18. d.M. uns zukommen zu lassen.
Schönberg den 9. December 1881.

Kaempffer.           Langbein.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 98 Seite 2]

Meine jetzt eröffnete                                                    
Weihnachts-Ausstellung
empfehle zum fleißigen Besuch                                                    
Hochachtend
Buchbinder C. Sievers.


Hängelampe Zu Weihnachtseinkäufen
empfehle ich mein gut sortirtes Lager von
Lampen,
ferner eine reichhaltige Auswahl in
lackirten Blechwaaren
als: Kaffeebrettern, Brodkörben, Gebäckkasten, Spülwannen, Vogelbauern, Kochapparaten, Kohlenkasten und Ofenvorsetzern u. s. w.
Blech=Spielwaaren f. Knaben u. Mädchen.
Blei= und Blech=Soldaten.
Tannenbaum-Leuchter von 1 Pfennig an.
Hochachtungsvoll
               W. Wieschendorf,
               Klempner


Zu meiner diesjährigen

Weihnachts-Ausstellung.

die ich am 15. d. Mts. eröffnen werde, empfehle ich eine große Auswahl von echtem Eierschaum=Confect, Chokoladen=, Marzipan= und Liqueur=Sachen.           à Pfund 2 M.

                          Hochachtungsvoll
                                                    Wwe. Greiff.
                                                                              Conditor.


Den hochgeehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend erlaube ich mir hierdurch ergebenst anzuzeigen, daß ich am 18. dss. Mts. meine diesjährige

Weihnachts=Ausstellung

eröffne und bitte um geneigten Zuspruch.

Auch werden Marzipan=Torten auf Bestellung prompt und billig ausgeführt.

Hochachtungsvoll
                                                      Heinrich Freitag.
                                                         Bäcker und Conditor.
Schönberg, den 13. December 1881.


Weihnachts-Ausstellung.

Die Eröffnung meiner Ausstellung findet am Bußtage statt. Enthält alle Sorten Kuchenwaaren und Tannenbaum=Confecte. Als besonders schmackhaft empfehle braune Nüsse von Honig.
NB. Hausiren lasse ich in der Stadt nicht. Um geneigten Zuspruch bittet

Hochachtungsvoll
                                                    H. Wolgast.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 98 Seite 3]

F. G. Oderich.
177. Holstenstrasse Lübeck, Holstenstrasse 177.
empfiehlt in neuester reichhaltigster Auswahl für den Winter.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

sowie schwarze Tuchröcke, Kaisermäntel, Schlafröcke, Arbeitsanzüge aller Art und zu allen passende Stoffe, Flanelle, blau mel. Bays, Schlafdecken, Pferdedecken, Parchende u. s. w. zu den billigsten Preisen.

Anfertigung nach Mass zu soliden Preisen.


Weihnachts-Ausstellung
bei
Alfred Schmidt.
Lübeck, Breitestrasse.
Sämmtl. Neuheiten
für Gesellschafts- und Balltoilette
in Umhängen, Fichus, Kragen, Cravatten etc.
sowie grosse Auswahl in Abendmänteln
zu billigsten Preisen.

MB. Sämmtliche Winterkleiderstoffe und Mäntel kommen von heute an im Ausverkauf zu Einkaufspreisen. Fertige Costüme von 20 M. an, sämmtlich unter Preis.


Chocoladenmehl,
Krümel-Chocolade,
Gewürz-Chocolade,
Vanille-Chocolade,
ff. Vanille-Chocolade,
Caracaschocolade,
entölten Cacao in Dosen 1,50, 2,30 u. 2,50 pr. Pfund.
                          halte bestens empfohlen

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Wiener Eiscrem u. Gelee,
sowie Backpulver u. Hefenmehl
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Cath. Pflaumen demi Choix,
Türkische Tafel=Pflaumen und amerik. Backäpfel

empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Messina=Apfelsinen u. Citronen
Malaga Feigen,
Krachmandel, Traubrosinen,
Elemi= und Sultana=Rosinen

empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Weihnachts-Ausstellung.

Meine diesjährige besonders reichhaltige Weihnachts=Ausstellung in Holz=, Leder=, Galanterie= u. Kurzwaaren, sowie Bilderbüchern und Jugendschriften halte einem geehrten Publikum bestens empfohlen.
Besonders aufmerksam mache auf mein reichhaltiges Lager von Kunstholzwaaren und den billigen Preis derselben.
Um recht zahlreichen Besuch bittet

                          Achtungsvoll
                          Emil Hempel,
                          Buchbinder.

                          Schönberg i. M., 5. December 1881.


Hamburger und Bremer Cigarren.

alte gelagerte Sorten im Preise von 3 bis 10 M. pro 100 Stück. Ferner Kistchen mit 25 Stück Cigarren pr. 1 M. empfiehlt als passendes Weihnachtsgeschenk.

A. Zander.       


[ => Original lesen: 1881 Nr. 98 Seite 4]

Weihnachts-Ausstellung.
von
Kurz- Galanterie- und Spielwaaren
bei
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Lübeck, Schlüsselbuden 192.


Henning & Meyer Lübeck,
942 Breitestrasse 942.
empfehlen zum Weihnachts-Einkauf
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Tücher, Capotten, Fichus, Sortis de bal. Garnituren, Schleifen und Lavallières.
Muster- und Auswahlsendungen.


== Neuheiten ==
für Hauswirthschaft,
Küche, Waschküche, Plättstube,
Garten und Veranda,
sowie Gesellschafts- & Kinder-Spiele
in grossartiger Auswahl
als passende Weihnachtsgeschenke
empfiehlt                                                    
Lübeck. Breitestrasse 945 beim Markt.    Heinr. Pagels.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt, und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 98 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 98 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 16. December 1881.


Die Erwartung, die Reichstagssession vor Weihnachten schließen zu können, darf nach dem gegenwärtigen Stand der Arbeiten nicht mehr aufrecht erhalten werden. Insbesondere haben die Berathungen in der Hamburger Kommission einen so langsamen Gang genommen, daß die zweite Berathung der Vorlage erst nach Neujahr vorgenommen werden kann.
Die sozialdemokratischen Abgeordneten im Reichstage haben einen Antrag auf Neu=Eintheilung der Wahlkreise und eine den Ergebnissen der neuen Volkszählung entsprechende Vermehrung der Reichstagsabgeordneten eingebracht.
Essen. Der "Essener=Ztg." zufolge ist in der am 11. d. M. in Düsseldorf abgehaltenen Generalversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute folgendes Telegramm an den Reichskanzler gesendet worden: 300 hier versammelte Mitglieder des Vereins deutscher Eisenbahnleute danken Ew. Durchlaucht für die segensreich wirkende Wirthschaftspolitik, welche die Wiederkehr besserer Zeiten für Werke und Arbeiter herbeigeführt hat. Der Vorsitzende C. Lueg.
Frankreich. Auch der Senat hat die Kosten für den tunesischen Feldzug bewilligt. Die Debatte darüber war nur insofern interessant, als aus Anlaß derselben Gambetta zum ersten Male vor dem Senat erschien. Man weiß, wie dieser Mann den Senat haßt, der ihm durch Verwerfung der Listenwahlen einen Strich durch die schönste Rechung gemacht hat; man weiß daß er den Senat schwächen und zur Bedeutungslosigkeit herabdrücken will und man war deshalb darauf gespannt, was er den Herren Senatoren ins Gesicht sagen würde. Und was war es? Ausgesuchte Höflichkeit und Schmeicheleien, die Versicherung, daß der Senat nothwendig sei und daß die von ihm (Gambetta) geplante Reform dieser Körperschaft nur den Zweck hätte den Senat beim Volke beliebter zu machen, ihn in engere Verbindung mit den Grundsätzen des allgemeinen Stimmrechts zu bringen.


Schönberg. Die hier seit einigen Wochen sich aufhaltende Theatergesellschaft unter der Direction des Herrn Schuldt erfreut sich mit Recht eines sehr lebhaften Besuchs. Allgemein werden die Leistungen der Gesellschaft anerkannt, die es versteht das Publikum zu fesseln und zu immer neuen Besuchen der Vorstellungen zu veranlassen. Wie üblich, wird den Hauptdarstellern gegen das Ende des Abonnements ein Benefiz gewährt, das ihnen gleichsam ein Ehrentag für ihre Leistungen sein soll. Auf vorigen Freitag war dies für Herrn und Frau von Strom angesetzt, und das Publikum zeigte beiden, wie sehr es ihre Spiel zu schätzen weiß. Es wurde an diesem Abend die größte Einnahme der ganzen Zeit erzielt. Auf heute Freitag ist das Benefiz des Fräulein Kalklöser angesetzt. Dieselbe, eine anmuthige Erscheinung auf der Bühne, verdient durch ihr feines gewandtes Spiel ebenfalls ein volles Haus, wozu ihr das hübsche Birch=Pfeiffer='sche Stück "Dorf und Stadt" verhelfen wird. Wie wir hören, wird eine weitere Benefiz=Vorstellung am nächsten Donnerstag stattfinden und zwar die des Herrn Bunke, der uns durch seine natürliche Komik so oft die Vorstellungen würzte. Mit dem Schlusse des Jahres neigen sich auch diese Vorstellungen ihrem Ende zu, die uns so manchen angenehmen Abend brachten.
- † Die sonst so lebhafte Kaiserstadt Wien ist ein großes Trauerhaus geworden. 250 Leichen sind entstellt, verbrannt, verkohlt dem Feuermeer in dem Ringtheater entrissen worden und werden auf Staatskosten den Gräbern überantwortet, nur wenige konnten von den Angehörigen mit Bestimmtheit erkannt werden, drinnen in dem Feuergrabe liegen noch ungefähr 650 fast spurlos zu Asche verbrannt, viele auf den oberen Gallerien und Gängen und Treppen zu grauenvollen Knäueln zusammengeballt. Das amtlich festgestellte Verzeichniß der Vermißten, das allein sichere Auskunft über die Zahl der Verunglückten geben kann, ist veröffentlicht. Ganze Familien sind ausgestorben. Ein Kaufmann, der Monate lang auf Reisen war, kehrte an dem Unglückstage heim, um seinen Geburtstag zu feiern. Abends besuchten Vater, Mutter und die 6 Kinder das Ringtheater und fanden ihren Tod. Der verwaisten Kinder sind sehr viele, sie werden auf Kosten der Stadt und des Staates erzogen werden. Die Nachricht, das Jauner, der Direktor des Theaters, sich erschossen habe, bestätigt sich nach den Wiener Zeitungen nicht. Es trifft ihn die Schuld, viele Vorsichtsmaßregeln zum Schutz des Theaters unterlassen zu haben; er selbst hat alles verloren. Die Wiener Thelegraphen hatten am Tage nach dem Unglück 27,000 Depeschen zu befördern nach dem Reiche, nach dem Ausland und aus dem Ausland. Ueberall wird für die Hinterbliebenen gesammelt. In Paris wurden an ersten Tage 150,000 Fr. gesammelt, in London eine gleiche Summe; alles wetteifert.
- † Die Wiener Zeitungen sind angefüllt mit Schilderungen des Unglücks. Hunderte von Unglücklichen hatten sich bis zu dem großen Balkon des Theaters durchgearbeitet, hinter ihnen und neben ihnen her wälzten sich die Flammen und der erstickende Rauch. Unten auf dem Platze fehlte es an Leitern und Rettungsgerätheu. Endlich kommt athemenlos eine Schaar Männer herbei. "Halt, halt, das Springtuch kommt! Es ist schon da!" Alles athmet auf. Siebzig Männer rollen es auseinander und spannen es. Sie stehen unter dem linken Foyer=Fenster. Herunter! Herunterspringen! Muth! Courage! So tönt es herauf. Jetzt wagt sonderbarer Weise Niemand den Sprung. "Springen! Springen!" Wie das Brausen eines Orkans, so hören sich die ermunternden Stimmen von Tausenden und Tausenden Menschen, die vor dem Theater stehen, an. Mit Angst und Spannung beobachtet das Publikum die Bewegung eines jeden Einzelnen der Obenstehenden. Eine Dame schickt sich jetzt an, die Brüstung zu übersteigen. "Bravo! Bravo! Sie steht frei - sie breitet die Hände aus, als wollte sie von einem Trampolin springen. "Bravo! Bravo!" So braust es ihr entgegen. Sie beugt sich vor - - sie schwebt in der Luft - die siebzig Männer spannen das Tuch, ein dumpfer Ton - - gerettet! Ohnmächtig liegt die Arme auf dem Springtuche. Starke Hände packen sie und tragen sie auf die Straße, wo sie sich bald erholt und im Gewühle verschwindet. Nachdem die beherzte Dame den ersten Sprung gewagt, folgen ihr die anderen rascher. Die Meisten haben kleine Hautschürfungen, Manche bluten, die Kleider sind zerfetzt, die Hüte fehlen, Einige haben Sacktücher um den Kopf gebunden.
- † Ein Musiker, der einzige der sich aus dem Theater gerettet hat, hielt den Tumult auf der Bühne für den Lärm eines Streites, als plötzlich die Flammen durch den Vorhang brachen. Mit einem Satze sprang er über die Brüstung in den Seitengang des Parterres. Da senkten sich aber bereits aus der Höhe die Rauchmassen schwer und erdrückend herab: eine dicke dunkle Masse die sich in zähflüssigen Wogen herabwälzte und den ganzen Raum undurchdringlich erfüllte. Halb betäubt stürzte der Musiker zu Boden, behielt aber so viel Bewußtsein, daß er sich deutlich erinnerte von den Galerien herab ein herzerschütterndes Aechzen und Stöhnen, ein furchtbar klägliches Wimmern und Weinen vernommen zu haben. Das waren die Sterbelaute der in dem Sumpfe von Qualm erstickenden Opfer. Aber das dauerte nur wenige Secunden. Krampfhaft sich gegen die tödliche Betäubung wehrend, kroch der Musiker, bevor die

[ => Original lesen: 1881 Nr. 98 Seite 6]

Rauchmassen sich noch ganz niedergesenkt hatten, auf allen Vieren weiter und erreichte alsbald den Ausgang, die Thür, durch die ihm schon frische Luft, der Hoffnungshauch der Rettung, zuströmte. In diesem Momente war aber auch schon das Aechzen und Stöhnen ganz verstummt; der Tod muß oben sein kurzes Werk bereits vollendet gehabt oder seine Opfer wenigstens in Bewußtlosigkeit versenkt haben. Unten konnte der so glücklich entronnene sich wieder aufrichten, er stürzte in den Corridor hinaus, wurde von der Strömung der Menge erfaßt, über die Treppe hinabgedrängt und hinabgestoßen, und gelangte endlich ins Freie - er war gerettet!
- † Herr Rathkämmerer Wilhelm Kraus aus Hildburghausen, eben erst in Wien angekommen, schreibt vom 8. December: Das gräßliche Unglück im Ringtheater übertönt Alles. Wohl kein Haus in Wien hat nicht ein liebes Familienglied zu beweinen, ganze Familien sind ausgerottet. Heute schon sind 1100 Todte angemeldet (bestätigt sich nicht), die verkohlt im tiefen Schutt begraben. Die Zuschauer der 3. und 4. Gallerie allein, wozu ca. 600 Billette ausgegeben, sind fast sämmtlich mit den Gallerien verkohlt in den unglücklichen Theaterfeuerheerd versunken. Es hatte eben Jedermann den Kopf verloren, von den raffinirt ausgedachten Sicherheitsmaßregeln Gebrauch zu machen, und so hat man weder den eisernen Vorhang (Ketten=Courtine) niedergelassen, noch die neben den Gasflammen brennen sollenden Oellampen entzündet als das Gas ausgedreht und die Menge in der Finsterniß die Ausgänge nicht fand. - Man macht Condolenzbesuche in allen Familien, von denen Glieder das Ringtheater besuchen wollten. So mein Freund Justin Weinberg der von einer reizenden Russin gebeten wurde, ihr noch ein Musikstück vorzutragen, nicht widerstehen konnte, darüber in das Theater zu spät kam und so gerettet wurde, Aus der Condolenz wurde eine Umarmung und er schwört nun, von nun an der ewig weiblichen Schönheit zu folgen.
- † Ein Polizei=Commissar, der sich in das Feuermeer wagte, berichtet: "Ich und einige Wachmänner eilten sogleich, als wir hörten, daß im dritten Stockwerke noch Menschen sein sollten, so gut es in der herrschenden Dunkelheit möglich war, die Stiegen hinauf und zündeten erst oben angekommen, einige Pechfackeln an; wir fanden hier die Thür, welche auf die Stiege hinausführte, geschlossen, trotz Rüttelns, dieselbe nicht zu öffnen. Ein uns nachkommender Feuerwehrmann zertrümmerte mit seiner Hacke die Thür. Ein schauerlicher Anblick bot sich uns dar: an die Thür gedrückt lag und stand eine große Anzahl Leichen, hinter denselben züngelten die Flammen an den Sitzen der dritten Galerie und hatten bereits die Füße der rückwärts liegenden Leichen der meist durch den Rauch erstickten Menschen erfaßt. Ich und die mit mir gekommenen Leute griffen hinein in den Leichenhaufen und zerrten einzelne an den Kleidern heraus, die wir so rasch als möglich in das Polizei=Directions=Gebäude trugen. Der Knäuel der übereinanderliegenden Menschen war so dicht, daß beim Zerren sogar einzelne Gliedmaßen herausgerissen wurden. Ich habe von dort allein 9 Menschen fortgetragen. Wir hatten eben wieder eine Partie Leichen über die Stiege geschleppt, als plötzlich die vierte Galerie krachend und prasselnd sich senkte und auf die dritte Galerie stürzte. Nun bot sich ein schauerlicher Anblick dar; von der vierten Galerie stürzte eine Menge menschlicher Körper in das Flammenmeer, in dem sie verschwanden. Wir konnten hier nichts mehr ausrichten und mußten uns, um unser eigenes Leben zu wahren, rasch entfernen."


- Der römische Kalender hat vier neue Heilige bekommen: der Kanonikus de Rosi, der Kapuzinermönch Lorenz de Brindisi, den Eremiter Labre und die Nonne Clare von Montefalco.
- Vor vielen Jahren wandelte in Berlin ein Handwerksbursche, seines Zeichens ein Schreiner, mit dem Wanderstab ein; denn damals gab's noch keine Eisenbahn und nur schlechte Landstraßen. Er trug nur wenige Groschen in der Tasche, aber Grütze und helle Augen im Kopfe. Er machte Möbel für seine Meister und nach Jahr und Tag wurde er selber Meister und brachte die "Berliner Möbel" in Ruf und Schwung in Preußen, im Reich und im Auslande. Er wurde immer berühmter und größer und sein feuerfester Geldschrank auch. Vorige Woche ist er als Achtziger und als "Commerzienrath Pfaff" gestorben.
- Die Firma Ittmann hat aus Paris neue Firmenschilder mit Leuchtbuchstaben in Frankfurt a. M. eingeführt, welche an mehren Stellen der Stadt angebracht sind. Auch der Frankfurter Verschönerungsverein hat im Stadtwalde mehr als 100 Wegweiser an allen Wegkreuzungen mit Leuchtfarbe anstreichen lassen, um bei einbrechender Nacht den wegesuchenden Wanderern heimzuleuchten. Die praktische Errungenschaft der heimgegangenen Patent=Ausstellung.
- Der Obstversandt nach England und Holland dauert noch immer fort; große Summen sind noch aus dem Erlös für Obst gekommen.
- Leibgerichte berühmter Männer. Karl XII. von Schweden: Brod mit frischer Butter. Heinrich III. König von Frankreich: Melonen. Karl der Große: Hirschbraten am Spieß gebraten. Friedrich der Große und Napoleon I.: Kaffee. Lessing: Linsen. Klopstock: Trüffeln und Weintrauben. Kant: Linsen und Speck. Schiller: Schinken. Wieland: Kuchen. Pope: Kaltes Frühstück. Goethe: Champagner. Luther: Torgauer Bier. Torquato Tasso: Kandirte Früchte. Voltaire: Kaffee.
- In Kreis Waldenburg in Schlesien ist in drei Höfen die Rinderpest ausgebrochen, angeblich nicht eingeschleppt.
- Der letzte direkte Nachkomme Luthers. Nicht uninteressant dürfte die Nachricht sein, daß während der männliche Stamm Luthers bereits 1720 mit Professor Luther in Leipzig ausstarb, noch ein direkter Nachkomme von Luthers Tochter Anna am Leben ist. Es ist das, wie die "Württembergische Landeszeitung mittheilt, der frühere Hofschauspieler W. Wolters in Stuttgart.


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[ => Original lesen: 1881 Nr. 98 Seite 7]

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Anfang 7 Uhr.
                                                    W. Schuldt, Direktor.


Vorläufige Anzeige.

Zu meiner am Freitag den 16. December stattfindenden Benefiz=Vorstellung erlaube ich mir ein hochgeehrtes Publicum von Schönberg und Umgegend freundlichst einzuladen. Zur Darstellung gelangt:

Dorf und Stadt.
Schauspiel in 2 Abtheilungen und 5 Acten von Charlotte Birch=Pfeifer.

Obiges Schauspiel ist in Berlin, Dresden, Leipzig mit großem Erfolge gegeben und glaube ich durch die Wahl des Stückes dem geehrten Publikum einen genußreichen Abend zu versprechen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Mathilde Kalklöser.


Preciosa.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 15. December 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 18. December.

Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Adendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
     Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


[ => Original lesen: 1881 Nr. 98 Seite 8]

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