No. 84
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. Oktober
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 84 Seite 1]

Politische Rundschau.

Man hat mit der Zeit ordentlich eine Scheu davor, den Blick nach Rußland zu wenden, denn in der Regel kehrt man ihn mit einem peinlichen Gefühle wieder ab. Es wird dort immer finsterer und unheimlicher. Die paar Lichtstrahlen, die vor einiger Zeit durch das Gewölk drangen, waren nur Wetterleuchten. Und mit um so größerer Bangigkeit blickt der Deutsche nach Rußland, weil unsere sozialen Verhältnisse auch zu mancher Besorgniß Anlaß geben. Neuerdings wird der Ausbruch eines gegen Kaufleute und Juden d. h. die Reichen, gerichteten Aufstandes befürchtet. Die Truppen sind deshalb täglich in den Kasernen zusammengehalten und an sie scharfe Patronen vertheilt worden. Die Umsturzpartei wiegelt systematisch weiter auf und hat Proklamationen erlassen: 1) an die uralischen, donischen, orenburgischen, kubanischen, terschen, astrachanischen, sibirischen und andern Kosaken mit der Aufforderung zum Abfall von Alexander III.; 2) eine Bekanntmachung des Executivcomite an das Volk der Ukraine in kleinrussischer Sprache gegen die Juden gerichtet; 3) eine Proclamation an die Arbeiter Rußlands; 4) das Programm der Arbeiter und 5) das Programm des Executivcomite, bestehend aus 6 Hauptpunkten mit 24 Unterabtheilungen unterzeichnet von "Ispolnitelni Comité" (Executivcomité) gedruckt schon am 27. August und nun erschienen in dritter Auflage. Dabei dauert die Anfeindung des Deutschthums in den Ostseeprovinzen fort. Mit besonderem Ingrimm blickt die russische Nationalpartei auf die Universität Dorpat, die allerdings vornehm absticht gegen die russischen Universitäten, die Brutstätten politischer Agitationen, und es fehlt in der slavophilen Presse nicht an Bemerkungen aller Art, um Dorpats deutsches Wesen und deutsche Sitten als gefährlich und das Nationalgefühl beleidigend zu verdächtigen. Leider gilt auch bei diesen tendenziösen Unwahrheiten derselbe Ausspruch, der sich ja bei allen Verleumdungen bewahrheitet, daß immer etwas hängen bleibt. Auch die seit einiger Zeit für die Ostseeprovinzen angeordnete Selbstverwaltung wird von mancher Seite mit Mißtrauen betrachtet, weil sie auf den Antrag Ignatieffs gesehen.
Oesterreich=Ungarn. Die "Montags=Revue" meldet, die Ernennung des Grafen Gustav Kalnoky, Botschafters in Petersburg, zum Minister des Auswärtigen, unmittelbar nach Schluß der Delegationen gelte als ausgemacht, und wie die "N. Fr. Pr." versichert, soll auch Graf Andrassy auf Befragen sich mit vieler Wärme für diese Kandidatur ausgesprochen haben. Graf Kalnoky, gilt für eine Persona grata an höchster Stelle, und als Beweis dafür wird in politischen Cirkeln Folgendes erzählt: Als Graf Kalnoky noch Gesandter im Haag war, wurden seine Berichte über die dortigen Zustände dem Kaiser vorgelegt, der auf einen derselben eigenhändig die Bemerkung schrieb: "der Autor der Berichte erscheine besonders begabt und könnte event. auch auf einem wichtigeren Posten Verwendung finden." Bald darauf reichte Baron Langenau seine Demission ein, und Graf Andrassy beeilte sich, Kalnoky für den Petersburger Botschafterposten vorzuschlagen.
Zwischen den Oesterreichern und Italienern stand seither die Irredenta. Diese Irredentisten schielen nicht nur, sondern schreien sehr laut nach der Annexion mehrer österreichischer Provinzen. So lange Italien mit Frankreich auf gutem Fuße stand, durfte die Irrendenta schreien und hetzen. Das ist seit dem französischen Feldzug nach Tunis anders geworden, die Italiener sehen ein, daß sie sich mit Oesterreich auf guten Fuß stellen müssen, namentlich auch, weil Oesterreich mit Deutschland auf gutem Fuße steht. Das bedeutet der Besuch des Königs Humbert in Wien, über den in ganz Oesterreich große Freude ist und die Freude ist noch größer, seit man erfahren, daß König Humbert nicht auch nach Petersburg geht; denn den Russen, auch wenn sie Freunde des Freundes sind, traut kein Mensch, König Humbert bringt auch seine schöne Gemahlin Margaretha nach Wien mit. Die Königin gilt als der gute Genius ihres Gemahls. Sie ist ihm in der Liebe des Volks voraus und hat ihm seine Popularität erringen helfen. Jedes italienische Auge glänzt, sobald ihr Name genannt wird; ihre Kleidung bestimmt die Mode in Italien, ihre Liebhabereien werden zur allgemeinen Passion. Sie ist eine Tochter des Königs Johann von Sachsen.
Frankreich. Von Paris kommt die Sensationsnachricht, daß gegen Gambetta ein Attentat geplant sei. Auf seinem Landsitze zu Ville d'Avay wurde ein Mann ergriffen, welcher angeblich Gambetta ermorden wollte. Der Attentäter heißt Florian. Scheint geistesgestört zu sein und wird von den Aerzten beobachtet. Er will die Bourgeoisie vernichten und hält Gambetta für das Haupt derselben. Florian ist Weber, aus Rheims gebürtig, hat sonst ein intelligentes Aussehen, ist aber unwissend. Das Lesen revolutionärer Zeitungen verwirrte ihm den Kopf. Die politische Situation in Paris ist unverändert. Sicher ist, das Gambetta erst nach der Kammerdebatte die Bildung eines Ministeriums übernehmen würde. Diesbezüglich ist ein Einverständnis mit Grevy erzielt worden.
Großbritannien. Das schärfere Anziehen der Zügel seitens der Regierung in Irland hat schon einige gute Folgen gehabt. Besonders fängt das "Boycottiren" an, nachzulassen, obwohl die jüngst erlassene Proclamation der Regierung nur gegen die mit dem "Boycottiren" zusammenhängende thatsächliche Einschüchterung und nicht gegen die mehr passiv hervortretenden Wirkungen der Verrufserklärungen gerichtet war. Die Landliga von NewCroß hat sogar förmlich beschlossen, das Boycottiren von Ladenbesitzern aufzugeben, und einige bis dahin boycottirte Pächter fanden dieser Tage auf dem Markte zu New=Croß keinerlei Schwierigkeit, ihre Producte abzusetzen. In Dublin haben die Unruhen so gut wie aufgehört.


- Entscheidung des Reichsgerichts über die Rechte des Gastwirths. Muß ein Gastwirth jedem Gast, der bei ihm eintritt, Unterkunft und Speisen gewähren? Wann kann der Gastwirth verlangen, daß der Gast, dem er Speisen gewährt hat, das Lokal räume? wann macht sich ein aufgenommener Gast, sofern er sich nicht nach erfolgter Aufforderung des Berechtigten entfernt, des Hausfriedenbruches schuldig? Dies sind Fragen, welche stets

[ => Original lesen: 1881 Nr. 84 Seite 2]

wiederkehren und von den Gerichten verschiedenartig beantwortet worden sind. Das Reichsgericht (III. Strf. S. Urtheil vom 18. Juli 1881) hat sich jetzt ausführlich über diese Fragen wie folgt ausgesprochen: "Daß Derjenige, welcher als Gast ein öffentliches Schank= oder Wirthschaftslokal befugter Weise betritt, damit zugleich auch ein Recht erwirkt, darin nach eigener Willkür zu verweilen, ist eine haltlose Aufstellung. Immer hängt es vom Willen des berechtigten Inhabers der fraglichen Lokalität ab, dem Gaste Aufnahme zu gewähren, oder zu verweigern, die Aufnahme für eine gewisse Zeit oder auf gewisse Zwecke zu beschränken. So lange jener sich nicht ausdrücklich oder durch konkludente Handlungen gebunden hat, dem Gast, sei es Unterkommen, sei es Beköstigung, zu gewähren, verweilt der letztere "ohne Befugniß" und ist rechtlich verpflichtet, sich auf Aufforderung zu entfernen. Auch wo beispielsweise der Wirth durch Verabfolgung von Speise und Trank zum Verzehren in seinem Lokal die Befugniß zum vorübergehenden Aufenthalt einem Dritten eingeräumt hat, dauert eine solche Befugniß nicht länger, als nach billigem Ermessen und vernünftiger Auslegung des beiderseitigen Vertragwillens zur Erfüllung des vereinbarten Zweckes erforderlich ist. Ist der Zweck erfüllt so tritt der Inhaber einer derartigen Lokalität auch wieder in die freie Verfügungsgewalt zurück und ist unbehindert das längere Verweilen zu versagen. Nicht weniger kann ungebührliches Betragen des Gastes als ein begründeter Anlaß gelten, denselben schon früher aus dem Lokal auszuweisen."
- Der Stammbaum Gambettas ist folgender: Um die Zeit des Sturzes Napoleon I. kamen drei italienische Familien nach Casors, darunter die Familie Gambetta. Die Voreltern desselben führten den Namen Baccho; der Urahn Leon Gambetta bekam wegen seines kurzen Beines den Spottnamen Gambetta (Kurzbein). Als ein Mitglied der Familie in Genua wegen Teilnahme an Brigandage öffentlich hingerichtet worden, tauschte Joseph Baccho seinen Namen gegen den Beinamen und zwar mit obrigkeitlicher Genehmigung ein. Der Geburtsort der Familie heißt Cella=Liguria und liegt auf dem Wege von Genua nach Savona. 1818 etablirte sich Jean Baptiste Gambetta, der Großvater des Exdictators, in Cahors, wo er einen Handel in Fayencen, Salben, Pomaden, Tabacken, trockenen, eingemachten und anderen Südfrüchten eröffnete. Sein Vater heirathete die daselbst ansässige Apothekertochter Orasia Massabie. (Bekanntlich ist Gambetta unter diesem Namen kürzlich in Deutschland umher gereist.) Eine Tochter war der erste Sprößling dieser Ehe; diese wurde später an einen Mr. Leris vermählt; der zweite Sprößling war Leon, am 30. October 1838 geboren.
- Oberst Caries in Amberg setzte sich neulich Morgens auf sein Pferd und ritt zum Thore hinaus. Niemand, der ihm begegnete, dachte daran, daß es das letzte Mal wäre, es war aber so. Der Oberst ritt ziemlich weit und auf abgelegenem Wege und endlich stieg er vom Pferde, streichelte ihm noch einmal den Hals, gab ihm einen Schlag mit der Reitpeitsche und heim flog das Thier. Der Oberst aber schoß sich eine Kugel durch den Kopf und wurde Abends todt gefunden, nachdem halb Amberg auf die Beine gekommen war.
- Kaiserin Elisabeth von Oesterreich hält sich nicht nur viele Reit= und Jagdpferde, sondern auch 50 bis 60 Jagdhunde. Diese Hunde haben in Gödöllö in Ungarn ihr eigenes Haus und in dem Haus Schlaf= und Bade=Säle und mehrere Küchen. Jeden Tag werden sie nach der Jahreszeit kalt oder warm gebadet.
- Bei dem häufigen Auftreten von Kometen in diesem Jahre hat gewiß Mancher den Wunsch gehabt, einmal einen Blick durch ein großes Fernrohr einer Sternwarte auf einen solchen Stern thun zu können. Da werden wir aber durch den Astronomen Klein in Köln belehrt, daß die Kometen mit bloßem Auge einen viel schöneren, imposanteren Eindruck gewähren, als durch Fernrohre. Der Laie erwartet überhaupt meist Wunderdinge, wenn er sein Auge an ein Fernrohr bringt. Seine Enttäuschung ist dann um so größer. Der Grund liegt theils darin, daß die Abbildungen astronomischer Gegenstände, die dem großen Publikum vorgeführt werden und nach denen es sich Vorstellungen bildet, meist fürchterlich übertrieben sind, und anderntheils darin, daß man ohne lange und sorgsame Uebung des Auges am Fernrohr nicht viel sehen kann. Dinge, die der erfahrene Beobachter mit Leichtigkeit sieht, werden von ungeübten Augen nicht wahrgenommen. Das muß wohl wahr sein, denn was passirte neulich einem französischen Astronomen? Während er die Sonne und namentlich den Sonnenrand beobachtete, bemerkte er wiederholt ganz unerwartete hell aufblitzende Erscheinungen. Er berichtete darüber, man zerbrach sich den Kopf über die Ursache und suchte sie zunächst in den Vorgängen auf der Sonne, die an sich noch unbekannt sein müßten. Dem gegenüber glückte nun einem italienischen Astronomen der Nachweis, daß die ganze räthselhafte Erscheinung von vorüberfliegenden Vögeln herrühre, die nicht direct zwischen Fernrohr und Sonne durchstrichen, sondern so, daß die Sonnenstrahlen von ihrem Gefieder nach dem Beobachter hin reflectirt wurden.
- In Garnsee hatte sich ein Bienenschwarm im Schornstein niedergelassen und wurde erst entdeckt, als der Ofen gereizt werden sollte. Der Schatz wurde gehoben und gab eine große Schüssel voll Waben.
- Ueber den Sturm vom 15. d. wird von der Elbe geschrieben! Das am 12. von Tönning nach London abgegangene Dampfschiff "Ditmarschen" ist in der Nacht vom 13. bis 14. in die Elbe verschlagen. Dasselbe hatte gegen 1000 Stück Rindvieh und Schafe geladen, von denen über 100 Stück krepirt sind. Die sämmtlichen Schafe sind fast umgekommen. Das innere des Schiffes bot einen gräßlichen Anblick dar, indem viele Thiere von dem furchtbaren Schaukeln des Schiffes Beine gebrochen hatten und total verstümmelt waren. - Der Deich von Glückstadt bis Brokdorf liegt voller Schiffstrümmer. Dort liegen an einer Stelle allein 40 Stück Hornvieh und mehre Pferde todt angetrieben. Der Sturm hat in einer kaum glaublichen Weise getobt. Der Bartler Sommerdeich bei Meldorf wurde auch überflutet wodurch eine große Menge Hornvieh und Schafe ertrunken sind, ferner sind gleichfalls die Sommerdeiche in der Nähe von Wesselburen und Meldorf überfluthet, wodurch vieles Vieh ertrunken ist. Gleiche Nachrichten laufen auch von Glückstadt ein dort ist auch an verschiedenen Stellen Vieh ertrunken. Nicht nur, daß die Erndte höchst mangelhaft ausgefallen ist, sondern auch ein großer Theil unserer Landleute ist noch durch das Hochwasser stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Leider hat aber nicht nur das Hochwasser wahre Verwüstungen angerichtet, auch sind durch die heftigen Gewitter, die sich während des furchtbaren Sturmes über unsere Provinzen entluden, über zwanzig Feuerschäden entstanden.
- Eine gewöhnliche Taschenuhr pickt 17,160 Mal in einer Stunde, folglich 411,840 Mal in einem Tage 150,424,506 Mal in einem Jahre. Bei sorgfältiger Behandlung geht eine Taschenuhr zuweilen hundert Jahre richtig, und in diesem Falle würde sie 15,042,456,000 Mal picken. Eine Uhr ist von hartem Metall gemacht, aber es gibt eine andere merkwürdige Maschine, die aus weit weicherem Stoffe besteht und doch 500 Mal in einer Stunde schlägt, 120,000 Mal in einem Tage, 43,830,000 Mal in einem Jahre. Sie dauert auch wohl, jedoch nicht oft, 100 Jahre und würde dann 4,383,000,000 Mal schlagen. Man sollte denken, diese Maschine müßte, da sie so weich ist, sich schneller abnutzen als die andere, aber dem ist nicht so. Jedermann hat diese kleine Maschine bei sich und kann ihren Schlag fühlen, sie ist das Herz.
- Hohle Zähne entstehen häufig dadurch, daß zwischen den Zähnen Speisereste, besonders zähes oder sehniges Fleisch, sitzen bleibt. Indem diese Reste in Fäulniß übergehen, bilden sich Stoffe, welche den Schmelz der Zähne angreifen und den Zahn allmählich dieses seines Schutzes berauben. Man trage daher Sorge, solche Speisereste nach jeder Mahlzeit sorgfältig durch Zahnstocher (hölzerne) zu entfernen, oder durch Anwendung eines Taschentuches herauszuziehen. Letzteres empfiehlt sich besonders, wenn zähe Fleischfasern oder Sehnen sich zwischen die Backenzähne geklemmt haben.
- Ein Frostbalsam, der sich bei der österreichischen Nordpolexpedition sehr gut bewährt haben soll, besteht aus 4 Theilen Jodtinktur, 30 Thei=

[ => Original lesen: 1881 Nr. 84 Seite 3]

len Schwefeläther und 100 Theilen Collodium. Man läßt ihn natürlich in der Apotheke bereiten. Für die Hälfte des obigen Quantums nach Grammen oder 67 Gramm bedarf es also 2 Gramm Jodtinktur, 15 Gramm Schwefeläther und 50 Gramm Collodium.
- Ein Adjutant in Civil. Während der Schlacht von Waterloo (18. Juni 1815) hielt sich ein junger Mann zu Pferde in der Nähe Wellingtons, indem er dem Kampfe aufmerksam folgte. Plötzlich wandte sich Wellington um, als suche er einen Adjutanten, und den jungen Mann bemerkend, fragte er ihn: "Wer sind Sie? was wollen Sie?" "Ich heiße Jones," erwiderte der Gefragte, "und reise in Kurzwaaren für das Londoner Haus Smith und Jenkins. Ich hörte in Brüssel, daß es zu einer Schlacht kommen werde, und da bin ich hierher geritten, um beizuwohnen, aber ich fürchte, daß ich meinen Miethsgaul einbüßen werde, denn die Kugeln fliegen schon bis hieher." "Hören Sie," sagte Wellington, "Sie können England einen großen Dienst erzeigen, wenn Sie einen Befehl an den General * bringen!" "Warum nicht? Mir ist es einerlei, wohin ich reite. Aber wenn ich die Ordre bringe, wird man mir Glauben schenken?" "Nehmen Sie meinen Ring und sagen Sie dem General, was ich Ihnen mittheilen werde." Der Handlungsreisende hörte den Befehl und sprengte mit ihm über Todte und Verwundete in die Schlacht hinein, und die Ausführung seiner Ordre bewies dem Herzog bald, daß sein Adjutant den erhaltenen Auftrag prompt ausgeführt habe. Der Commis war verschwunden, und Wellington glaubte, er sei gefallen. Da wurde nach mehren Jahren dem Herzog in London ein Herr Jones gemeldet, der ihn zu sprechen wünsche. Wellington erkannte in ihm sofort seinen Adjutanten und lud ihn ein, ihm Bericht über seinen gefährlichen Auftrag zu erstatten. Nun erzählte Jones, wie er nach vollzogenem Auftrag bald hierher, bald dorthin gedrängt worden sei und schließlich seinen Gaul durch einen Kanonenschuß verloren habe. Lächelnd fragte ihn Wellington, wie er ihm den wichtigen Dienst vergelten könne. Jones, der mittlerweile als Theilhaber in das Geschäft von Smith und Jenkins eingetreten war, entgegnete, er mache auf weiter keine Belohnung Anspruch, als daß ihm die Regierung etwas abkaufen möge. Seitdem liefert die Handlung Smith, Jenkins und Cie. für die Regierung sämmtliche Kohlenschaufeln.


Anzeigen.

Die Herren Wahlvorsteher im Mecklenburg=Strelitz'schen Wahlkreise ersuche ich auf Grund des §. 25 des Reichs=Wahlreglements, mir hieher nach Neustrelitz die über die Wahl des Reichstagsabgeordneten aufgenommenen Protocolle mit den zugehörigen Schriftstücken so zeitig zuzusenden, daß dieselben spätestens bis zum Sonntag Abend, 30. dieses Monats, in meine Hände gelangen.
Am Montag, 31. dieses Monats, findet aus den eingegangenen Protocollen die Ermittelung des Wahlergebnisses auf dem Rathhause zu Neustrelitz in dem Sitzungszimmer des Magistrats und Polizei=Collegiums von Morgens 10 Uhr an statt.
Neustrelitz den 20. October 1881.

Landgerichtsrath Wohlfahrt,
als Wahlcommissar
für
den Mecklenburg=Strelitz'schen Wahlkreis.


Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum halben Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 24. October 1881.

Die Armenbehörde.


Umständehalber habe zu Ostern 1882 die erste Etage meines neuen Hauses ganz oder getheilt sowie eine Wohnung in meinem Hinterhause zu vermiethen.

F. C. Wolgast.       


Schmiedegehöfts=Verpachtung.

Wer geneigt ist, das Wahrsower Schmiedegehöft mit Wohnhaus, Nebengebäude, Stallgebäude und der Schmiede mit 4 Scheffel Gartenland und einer Wiese von 7 Scheffel Aussaat auf vierzehn mit Martini 1881 beginnende Jahre zu pachten, wolle sich bis zum 1. November d. J. bei mir melden und die Pachtcontracts=Bedingungen einsehen. Schönberg den 17. October 1881.

Kindler, Rechtsanwalt.       


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Auf Wunsch mehrerer Mitglieder versammelt sich die

gr. Siemzer-Schweinegilde

am Sonntag den 30. October Nachmittags 2 Uhr beim Gastwirth Staak vor Schönberg.

Der Vorstand.       


[ => Original lesen: 1881 Nr. 84 Seite 4]

G. Barnewitz'sche Hofbuchhandlung.

Einem geehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich das Geschäft meines verstorbenen Vaters übernommen habe und mit Allerhöchster gnädiger Erlaubniß unter obiger Firma in seinem ganzen bisherigen Umfange fortführen werde.
Ich erbitte mir für dasselbe das alte Vertrauen und die langbewährte Anhänglichkeit.
Neustrelitz, Oktober 1881.

Martha Barnewitz.       


Holz- Bretter- Baumaterialien-Handlung
von
A. Wigger Nachfolger.
Bei vorkommendem Bedarf halte mein Lager bestens empfohlen und sichere bei billigsten Preisen prompte und reelle Bedienung.


Am 24. October c. wurden nachstehende Nummern der Schützenhaus=Antheilscheine gezogen und zwar:

Nr. 350 und Nr. 439.

Schönberg.

Der Vorstand der Schützenzunft.       


Die Apotheke zu Schönberg i. M.
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sind am Sonnabend den 29. October von Vormittags 11 Uhr bis Nachmittags 2 Uhr stückweise billig zu verkaufen bei

J. Ladendorf,         
Schönberg.           


Am 1. Markttage

sind in der Garderobenstube in Kösters Hotel zwei fast neue Herrenhüte zurückgeblieben, welche die betreffenden Eigenthümer gegen Erstattung der Insertionskosten beim Unterzeichneten in Empfang nehmen können.

Gieseler, Briefträger.       


Die Unterzeichnete empfiehlt sich mit
Grab= und Trauerkränzen
sowie Bouquets und Blumenkörben.                          
                                                    Frau Johanna Oesen,
                                                    untere Marienstraße.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 30. October.

Frühkirche: Pastor Kämpffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
     Amtswoche: Pastor Langbein.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 27. October 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


"Der heutigen Nummer unserer Gesammtauflage liegt ein Prospect des Bankhauses "Mindus & Marienthal" in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrl. Leser besonders aufmerksam machen."


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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