No. 62
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. August
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1881 Nr. 62 Seite 1]

Politische Rundschau.

Das Reichstagsgebäude in Berlin wird auf dem Königsplatz errichtet. Die Regierung hat diesen Entschluß dem Magistrate mitgetheilt.
Der alte Moltke sieht sich jährlich ein neues Stück Welt an und versteht's, mit Nutzen zu reisen. Jetzt ist er Gast des Königs von Schweden.
Deutschland verliert immer mehr Terrain, wie die Insel Helgoland, nicht nur durch Auswanderung der Deutschen - man klagt sogar, es wanderten nicht genug aus -, sondern auch durch Abbröckelung. In Böhmen und Mähren, in Krain und Kärten, in Ungarn und in Süd=Tyrol geht deutsche Sprache und deutsches Leben immer mehr verloren. In Böhmen allein soll die deutsche Sprache in einem Jahrzehnt 40,000 Leute verloren haben. Das ist ein ungeheurer Verlust. Dabei wird den Deutschen nachgesagt, sie duckten sich im Auslande allzuleicht unter, statt den Kopf hoch zu halten.
Alle Diejenigen, die sich für die Frage der Getreidezölle interessiren, werden auf folgende Thatsachen aufmerksam gemacht. Am 30. Juni d. J. betrug an der Berliner Getreidebörse der Durchschnittspreis für Weizen 216 M. per 1000 Kilogr. Nach Verlauf eines Monats, am 30. Juli, ist dieser Preis auf 211,5 M. gesunken. Noch stärker ist der Roggenpreis innerhalb eines Monats gefallen. Am 30. Juni betrug der Durchschnittspreis für Roggen 207,5 M. per 1000 Kilogr. Am 30. Juli ist Roggen mit 169,5 bis 168 M. notirt. Demnach ist in 30 Tagen der Weizenpreis um circa 4 M. 50 Pfennig (Mecklenburg)., der Roggenpreis sogar um circa 33 M. gesunken. Bei diesem rapiden Sinken der Getreidepreise ist nun bisher in den Preisen des Brodes keine Veränderung eingetreten. Der Getreidezoll beträgt 50 Pfennig (Mecklenburg). pro Centner. Wenn nun, wie wir eben sahen, eine Preisveränderung des Roggens, die 1 M. 90 Pfennig (Mecklenburg). pro Centner beträgt, keinerlei Einwirkung auf den Brodpreis äußert, wie soll denn jener kleine Zoll im Stande sein, einen Einfluß auf die Preisgestaltung zu üben? (Post.)
In Folge der Ermäßigung der Gerichtskosten hat sich die Zahl der Klagen bei dem Berliner Land= und Amtsgericht so vermehrt, daß die ersten Monate nach den Gerichtsferien bereits völlig mit Terminen besetzt sind.
In Berlin wurde ein junger Gefangenen=Aufseher, der Briefe und Aufträge zwischen den Gefangenen und deren Angehörigen etc. heimlich hin= und hergetragen hatte, zu 3 Jahren Gefängniß verurtheilt. Die Strafe fiel so schwer aus, weil die Untersuchungsrichter schon lange ein Klagelied singen, daß durch die Durchstechereien in den Gefängnissen die Untersuchungen außerordentlich erschwert würden.
Fritsche, der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete in Berlin hat gut umgesattelt; er hat in Philadelphia eine Wirthschaft errichtet und verzapft Bier statt Politik. Die Amerikaner loben ihn und sein Bier.
Die schönen kühlen Mittags= und Abendgesellschaften, die der Prinz von Wales gern auf seiner Dampf=Yacht gibt, muß er einstellen. Die Behörden haben ihm einen Wink zugehen lassen, vorsichtig zu sein, er könne einmal sammt seinen Gästen in die Luft fliegen. Das ist auch eine Ansteckung, die wie die sibirische Pest aus Rußland gekommen ist und kein Militär= und Sanitäts=Cordon hilft gegen die Teufel. In Petersburg kam Alexander III. dieser Tage mit einem tiefen Seufzer an. Nirgends, sagte er, war mir's wohler als in Moskau, da hab' ich Athem geschöpft. Er hatte vergessen, daß Hartmann seinen Vater Alexander II. in Moskau in die Luft sprengen wollte und daß des Kaisers Leben an einem Haar gehangen hat, wie Hartmann in Amerika großsprecherisch selber erzählt. 1870 kam Gambetta in Tours mit dem Luftballon an; er war aus dem belagerten Paris entwischt, um das Volksheer aus dem Boden zu stampfen und die Leitung der jungen Republik zu übernehmen. Vor einigen Tagen ist er wieder nach Tours gekommen, um Tage der Erinnerung zu feiern und Reden zu halten. Er fiel aber beinahe wieder aus dem Luftballon; denn die Leute in Tours fanden, daß er alt geworden und hörten seinen schmeichlerischen Reden so aufmerksam zu, daß sie das Klatschen vergaßen. Sie blieben ziemlich kühl, noch kühler in Chateaudün. Das Klatschen besorgen die Pariser Blätter. Sie heben hervor, daß General Gallifet, der aus einem eifrigen Bonapartisten ein noch eifriger Republikaner und Gambettist geworden ist, sich zum Festbankett nicht einstellte. Sondern sagen ließ, er stimme ganz mit Gambetta überein, daß ein Soldat nicht dahin gehöre, wo Politik getrieben werde.
Dem König Kalakaua von Hawai thut kein Nihilist was zu Leid. Er ist in London, Berlin und Wien, wo er soeben eingetroffen, der Löwe der Tages. Das verdankt er 1) dem glücklichen Einfall, zu einer Zeit nach Europa zu kommen, wo alle interessanten Welthändel in die Wasser= und Luft=Bäder gewandert sind und 2) der Dankbarkeit der Zeitungen, die sich ihm für den guten Einfall ganz widmen. Sie begleiten ihn auf Schritt und Tritt bei Tag und bei Nacht und interwiewern ihn, wenn er einmal zu Haus bleibt. Einer sagte ihm, ich wußte gar nicht, daß es auf Hawai Löwen gibt. - Löwen? fragte der König verwundert? Nicht einen! - Doch, Majestät, Sie sind ein Löwe! - Er ist übrigens wirklich ein netter und gebildeter Mensch, der sich für alles interessirt und so klug ist, daß es ihm jedesmal in der Residenz am besten gefällt, in der er gerade lebt. Nur seine Löwin hätte er mitbringen sollen, sagen die Zeitungen, die bekanntlich Damen sind.
England. Der "Times" wird aus Philadelphia telegraphirt, daß in Chicago eine Versammlung von Irischen Delegirten geheimer Gesellschaften stattgefunden habe, in welcher 100,000 Dollars zum Zwecke von Dynamit=Comploten gesammelt worden seien.


Neustrelitz, 9. August. Se. königliche Hoheit der Großherzog, welcher am 23. v. M. von hier nach England abgereist und nach einer stürmischen Ueberfahrt von Ostende nach Dover zum 84. Geburtstag der Herzogin von Cambridge Königlichen Hoheit in London eingetroffen war, ist am 6. d. M. von dort wieder abgereist, um sich nach Bad Homburg zu einem mehrwöchigen Aufenthalte zu begeben.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 62 Seite 2]

Berichtigungen:

In der in voriger Nummer d. Blattes abdruckten Rede muß es Seite 1, Spalte 2, Zeile 8 von oben heißen "jenen" statt fernen; Zeile 23 "Bahre" statt Bahn; Seite 2, Zeile 22 "wacker" statt wieder; Zeile 50 "Tugenden" statt Tonnoten; Zeile 60 "wie" statt wenn.

+ Der orkanartige Sturm, welcher hier am Dienstag Nachmittag 2 Uhr losbrach hat in Holstein, Lauenburg und Mecklenburg die größten Verwüstungen an Gebäuden, Bäumen und Kornfeldern angerichtet. Von überall bringen die Zeitungen Berichte über Gebäude und Dächer, die der Wind umgeweht, abgedeckt oder doch stark beschädigt hat, von Bäumen die trotz ihrer 4 Fuß im Stamme betragenden Stärke abgebrochen wurden. In Lübeck stürzte der Wind den Fabrik=Schornstein der Maschinenfabrik um, er fiel in den Modellraum und verletzte 4 Arbeiter schwer, andere leicht; im Hafen wurden Schiffe von ihren Ketten gerissen und gegen einander geschleudert, so daß sie theils arg beschädigt wurden. Allein in Herzogthum Lauenburg wurden, so weit jetzt bekannt, 12-16 Scheunen und Bauerhäuser umgeweht. In Travemünde ist von dem Warmbadehause das ganze Dach bis zum Mauerwerk abgerissen und ca. 70 Schritte weit auf das Leuchtenfeld geworfen. Auf den Kornfeldern hat der Sturm arge Verwüstungen angerichtet, die Garben wurden oft mehrere hundert Schritte von ihrem Standorte wie Strohhalme fortgeweht, von dem nicht gemähten reifen Korn, namentlich Hafer, die Körner ausgeschlagen, so daß der ohnehin durch die diesjährige völlige Mißernte heimgesuchte Landmann von dem Wenigen, was er zu ernten hoffte, noch einen verhältnismäßig großen Theil unbenutzt auf dem Felde lassen muß.
- Bei der gewaltigen Hitze der letzten Tage hatten in Leipzig die Zuhörer eines Professors während der Vorlesung die Röcke ausgezogen. Ohne darauf zu achten, hielt der Professor seinen Vortrag und erst am Schlusse bemerkte er: "Es ist in der That sehr heiß, und ich hätte auch gern meinen Rock ausgezogen, ich habe es aber aus Hochachtung vor Ihnen unterlassen." Allgemeines Fußtrampeln (bei den Studenten eine Beifallsbezeugung) bekundete das Verständniß des Zuhörerkreises für diese trockene Zurechtweisung des beliebtem Lehrers.
- Ein äußerst einfaches Verfahren, Eisen und Stahl dauernd zu Schützen, ist vor kurzem in England von dem Ingenieur Bower unter Benutzung der bereits 1876 von Professor Barff gemachten Entdeckungen erfunden worden. Es besteht in der Erzeugung eines Ueberzuges von Eisenoxyduloxyd, der nicht nur alles Eisen= und Stahlmaterial, das bei Brückenbauten, Eisenbahnschwellen, Gas= und Wasserleitungen zur Verwendung kommt, sondern auch alle Wirthschaftsgeräthe an Stelle der Verzinnung, sowie alle Kunstgegenstände an Stelle einer Deckfarbe vor jedem Verrosten bewahren soll, ohne doch der Festigkeit des Stahles Eintrag zu thun. Der Ueberzug ist an und für sich von so schöner Farbe, daß die dem Oxydationsverfahren ausgesetzt gewesenen Gegenstände sofort verkaufsfertig sind, außerdem glaubt der Erfinder auch, denselben noch anders färben zu können, wenn er für Kunstgegenstände zur Verwendung kommen soll. Was letztere betrifft, so soll der Ueberzug noch den hier besonders wesentlichen Vortheil gewähren, daß er sich auf das innigste dem Material anschmiegt und demnach auch die feinsten und zartesten Formen unbeschädigt hervortreten läßt.
- Gerüchtsweise verlautet, daß der im vorigen Jahre berühmt gewordene Hungerkünstler Dr. Tanner in England verstorben sei.
- Vom Münchener Schützenfest "bei dem Schützenliesli" wird folgendes Sprachen=Potpurri berichtet: Schweizer: ""Weil's bigolt au so famos ischt bi üch in Dütschland ussa, so will ich mim' Harz kei' Gewalt mer anthue, un offa ausspracha: Dütschland soll laaba hoch!" - Berliner: "Ick jlobe, dat man Ihre Rede janz famos war, aberst wann Sie jloben, dat ick och nur ne Silbe verstanden, so sind Sie man uff dem Holzwege." - - Schwabe: "Jetzt hent boid a Red g'halta, aber verstanda han i au koi Sterbenswörtle." - Tyroler: "Do hoscht jetzt die Sakra! Hab's alm g'sagt, lad'n koant Welsche ein, do sitzt gleich a ganzer Tisch voll, wo koaner a Wort dütsch kann." - Man lacht, aber Verstanden haben sie einander Alle.
- Gnevko, ein junger Berliner, hat neulich in 2 Stunden 1 Minute die ganze klippenreiche Insel Helgoland umschwommen. Es war ein schweres Stück Arbeit, der Wellenschlag war ziemlich stark und das Wasser ziemlich kalt, mehre Boote folgten dem Schwimmer und alles, was nur ein Auge oder ein Augenglas hatte auf der Insel, folgte ihm; mehrmals wurde ihm eine Flasche Rothwein zugeworfen. Kein Helgoländer und kein Fremder hatte bisher das Kunst= und Kraftstück fertig gebracht, die Insel zu umschwimmen, Gnevko aber siegte.
- Von Schillers "Lied von der Glocke" existiren nach einer bibliographischen Studie von Louis Mohr (Straßburg, Schultz u. Co.) achtzehn französische, siebzehn lateinische, fünfzehn englische, vier italienische, vier böhmische, vier polnische, vier esthnische, drei ungarische, zwei russische, eine holländische, eine norwegische, eine lettische, eine hebräische, eine dänische, eine spanische, eine schwedische, eine slovenische, eine plattdeutsche, eine niederländische, eine wendische und eine rumänische, im ganzen 83 Uebersetzungen.
- Die Leipziger, die doch gewiß verwöhnt sind durch Bravourvorstellungen aller Art (man denke nur an die Curiositäten, welche die Messen bieten), waren von den Tausendkünsten des alten Blondin rein aus dem Häuschen. Wir sagen des "alten" Blondin, denn dieser Herr erlaubte sich schon im Jahre 1824 das Licht der Welt zu erblicken, er hat mithin seine 57 auf dem Rücken und es stände ihm also wohl an, seine Sprünge aufzugeben - wenigstens würde es ihm kein vernünftiger Mensch verübeln, wenn er's thäte und endlich vernünftig würde. Nun, die Jahre machens ja nicht - und wahrlich, wer das noch nicht wußte, der konnte es durch Blondin lernen. Es war zwar kein Spaziergang über den Niagara wie Anno 1859, das Seil war aber doch 60 Fuß hoch gespannt und in anständiger Länge, und auf diesem Seil producirte der alte Blondin sich so jünglingsfrisch wie der Wasserfall, der auf dem Felsen niedertanzt. Wie bei einem Ball die gemessene Polonaise die Eröffnung bildet, so beschritt der "Held des Niagara" zuerst das Seil in gravitätischem Gang. Aber schon auf der Mitte desselben kamen die Touren. Scheinbar ermüdet legte er sich dort nieder, um sich bald darauf plötzlich wie eine Schlange emporzuschnellen und, unter dem Schreckensruf der Menge sich überschlagend, wieder auf die Beine zu stellen. So etwas hatte noch Niemand gesehen! . . Nach der Polonaise kamen dann die Tänze, die wir aber der Kürze halber übergehen. Die verschiedenen Vorstellungen zusammenfassend, möchten wir den Cottillontouren den Preis zuerkennen. Es genügt, sie kurz aufzuzählen. Blondin kommt mit einem schweren Stuhl beladen, trägt ihn bis auf die Mitte des Seiles, setzt sich dort auf den Stuhl und schaut lächelnd um sich, obwohl ein heftiger Wind die nahen Bäume schüttelt und das Seil in schwankende Bewegung versetzt. Derselbe Blondin erscheint mit einem Mann im Huckepack und spaziert mit ihm über das Seil: es ist sein Sohn Filius, 138 Pfund schwer. Dann macht er die Korbtour, d. h. er geht mit Körben beschuht à la Spelterini hinüber. Um der Sache nun auch einen grausigen Anstrich zu geben, producirt er sich dann als Kettenmann, oder à la Verbrecher mit Ketten an den Beinen. Er vergißt jedoch auch nicht den heiteren Schluß, indem er seine Zuschauer mit Eierpfannkuchen bewirthet, die er oben auf dem Seil gebacken. Ja wohl, auf dem Seil mittels eines richtigen Kochheerdes, natürlich leichter Construction und mit Spiritus geheizt. Aber mache es ihm trotzdem ein anderer Koch oder eine Köchin nach! - Von Leipzig ist Blondin wieder abgedampft, um den Berlinern seine Zauberkünste vorzumachen.
- Ein schweizerisches Blatt veröffentlicht die nachstehende poetische Wohnungsanzeige eines Buchbinders:
          Es wohnt die Reblaus in der Traube,
          Die Wachtel wohnt im goldnen Weizen,
          In frommen Herzen wohnt der Glaube,
          Ich wohne Jakobstraße 13.
                    Emanuel Kniehuber, Buchbindermeister.
- Herein! ruft der Photograph Schweitzer in Straßburg; denn es hat geklopft. Herein kommt die hübsche Miß Minna, die Thierbändigerin im Circus. "Ich möchte mein Bild machen lassen."

[ => Original lesen: 1881 Nr. 62 Seite 3]

- Schön, nehmen Sie gefälligst Platz! - Verzeihen Sie, ich bin nicht allein, meine zwei besten Freunde begleiten mich und stehen vor der Thüre, sie wollen auch photographirt sein." - Die Thür geht auf und herein stolziren zwei - Löwen. - Manierlich? fragt Herr Schweitzer. - "Sehr manierlich!" - Die Löwen werden rechts und links gruppirt, Miß Minna in die Mitte. Der Photograph ordnet die Mähnen der Löwen und ruft den Dreien zu: Bitte nun aufgepaßt und nicht gemuckst! - Sie mucksten wirklich nicht, das Bild ist famos ausgefallen.
- Im Wartesaal in Vilshofen kamen der Kaufmann Wöhrle und der Reisende Löwinger hintereinander. Wöhrle sagte, "unter 100 Juden sind 99 Wucherer", Löwinger antwortete: "Den Juden stehen die Kanonen zu Gebote" und "die Juden haben das Geld." Dann kam's zu sehr persönlicheren Ausfällen. Sie verklagten sich beim Landgerichte in Passau und L. wurde zu 70, W. zu 40 Mark Strafe verurtheilt.
- In Würzberg wurde ein Baumfrevler, der aus Rache Chausseebäume geknickt hatte, zu 2 Jahren Gefängniß verurtheilt.


Anzeigen.

Zum öffentlich meistbietenden Verkaufe der aus dem Abbruche der Zellen des ehemaligen Gefangenhauses berührenden Bohlen, sowie der alten Zellenthüren und der vorhandenen Eisentheile ist ein Termin auf

Sonnabende den 13. dies. Mts.
Vormittags 9 1/2 Uhr

an Ort und Stelle anberaumt, zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken geladen werden, daß die Verkaufsbedingungen vor Beginn der Licitation durch den mit derselben beauftragten Landreiter Kutzbach bekannt gemacht werden.
Schönberg den 6. August 1881.

Großherzogl. Meckl. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Antragsmäßig soll über nachbenannte Grundstücke, als:

1. das zu Schönberg an der Siemzerstraße sub Nr. 108 belegene Wohnhaus c. p. der Geschwister Dora und Carl Mußfeldt allhier;
2. das in Schönberg an der Siemzerstraße sub Nr. 109 belegene Wohnhaus c. p. der Geschwister Dora und Carl Mußfeldt allhier;
3. die zu Schlagsdorf sub Nr. IX belegene Halbstelle c. p. des Halbhufners Johann Jochen Bremer daselbst
Hypothekenbücher niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in die anzulegende Hypothekenbücher verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag den 15. August dss. Js.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen die jetzigen als auch die künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 24. Mai 1881.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Antragsmäßig soll über die zu Lockwisch belegene Büdnerstelle Nr. 4 c. p. des Böttchermeisters jetzt Gastwirths Georg (al. Jürgen) Heinrich Oldenburg daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag den 5. September 1881,
Vormittags 11 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 20. Juni 1881.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Verpachtung.

Der Hauswirth H. Woisin zu Lindow beabsichtigt seine dortige Vollhufnerstelle mit Zubehör meistbietend öffentlich zu verpachten, wozu Termin angesetzt ist im Hause des Ackerbürgers Boye hieselbst auf

Donnerstag, den 15. September d. J.
Vormittags 11 Uhr.

Abschrift des Pachtcontractes ist beim Privatcopisten C. Buschow und beim Hauswirth Woisin zu erhalten und das Gehöft etc. stets in Augenschein zu nehmen.
Schönberg den 14. Juli 1881.

J. F. Kindler, als Notar.       


Eisenbahn        Eisenbahn
Mecklenb. Friedrich=Franz Eisenbahn.
Am Sonntag den 14. August d. Js.
wird ein Extrazug
Hamburg=Lübeck=Schwerin

und zurück abgefertigt:
Abfahrt von Lübeck 9 Uhr 5 Min. Vorm.
Abfahrt von Schönberg 9 Uhr 37 Min. Vorm.
Abfahrt von Grevesmühlen 10 Uhr 3 Min. Vorm.
Abfahrt von Bobitz 10 Uhr 24 Min. Vorm.
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr 40 Min. Vorm.
Ankunft in Schwerin 11 Uhr 2 Min. Vorm.
                --------------------------
Abfahrt von Schwerin 9 Uhr 24 Min. Abends
Ankunft in Kleinen 9 Uhr 47 Min. Abends
Ankunft in Bobitz 10 Uhr 4 Min. Abends
Ankunft in Grevesmühlen 10 Uhr 21 Min. Abends
Ankunft in Schönberg 10 Uhr 46 Min. Abends
Ankunft in Lübeck 11 Uhr 12 Min. Abends
Auf den vorgenannten Stationen werden an diesem Tage zu dem Extrazuge Hamburg=Lübeck=Schwerin

Fahrbillets II. und III. Wagenklasse
nach Schwerin zum einfachen Fahrpreise

ausgegeben, welche zur Rückfahrt nicht allein zum Extrazuge Schwerin=Lübeck=Hamburg, sondern auch am 15. August cr. zu den fahrplanmäßigen, von Schwerin um 8 Uhr 11 Min. Morgens und um 1 Uhr 42 Min. Nachmittags abgehenden Personenzügen Gültigkeit haben.
In gleicher Weise werden am 14. August cr. zu dem um 7 Uhr 52 Min. Morgens abgehenden Zuge in Wismar Billets zum einfachen Fahrpreise nach Schwerin ausgegeben, welche zur Rückfahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen am 14. und 15. August cr. berechtigen.
Freigewicht bei Gepäck wird auf diese Doppelbillets nicht gewährt.
Schwerin den 21. Juli 1881.

Die Direction.       


[ => Original lesen: 1881 Nr. 62 Seite 4]

Jürgensen & Robschuld,
717 Lübeck, große Burgstraße 717.
Vollständiges Magazin
von Haus= und Küchengeräthen,
Lager von Werkzeugen, Eisen- und Kurzwaaren.


100 Tonnen
Probsteier Saatroggen

liegen zum Verkauf auf dem Hofe Lockwisch bei Schönberg. Proben sind zu Händen des Herrn Senator Spehr=Schönberg und werden den Herrn Reflectanten auf Wunsch auch direct von mir zugesandt.

Dierking.       


Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich nach Gadebusch übergesiedelt bin.

                          H. Schmidt, Thierarzt.


Weinkirschen

mit Stengel pr. 100 Pfd. 15 Mark kaufe täglich größere Pöste, auf Wunsch sende Körbe zum Transport.

Adolph Henkel, Lübeck       
Marlesgrube.                


Erntehandschuhe
sind stets zu haben in Schönberg bei                                        
                                                    Emil Jannicke, Handschuhmacher.


Die Wormser Müller-Schule

beginnt das Wintersemester am 1. November. Programme und Auskunft ertheilt die
                          Direction: Dr. Schneider.
WORMS a. Rhein.


Von der Direction der
Kaiserl. Tabacks=Manufactur zu Straßburg

ist mir der Alleinverkauf sämmtlicher Fabrikate für Grevesmühlen und Umgegend übertragen und halte ich die Fabrikate derselben hiemit bestens empfohlen.

Cigarren in abgelagerter, guter Waare
zu 3,50 bis 15 M. à 1/10 Kiste.
Grevesmühlen, Juli 1881.                          
                                                    A. Schultz.


Von einer älteren soliden Lebensversicherungs=Gesellschaft wird für das Fürstenthum Ratzeburg ein tüchtiger Vertreter gesucht.
Offerten sub R. 2207 gefl. an die Annoncen=Expedition von Johannes Nootbaar in Hamburg.


20 schöne Ferkel
hat zu verkaufen
                                                    A. Russwurm,
                                                    Lockwisch.


Am Sonntag den 14. d. M.
Tanzmusik
                                                                  bei
Carlow.                                                     W. Creutzfeldt.


Weißen Senf- und Spörgelsamen
empfiehlt zu sehr billigen Preisen.                                                    
Rehna i. M.                                                     Johs. Parbs.


Bergmann's
Theerschwefel-Seife

bedeutend wirksamer als Theerseife, vernichtet sie unbedingt alle Arten Hautunreinigkeiten und erzeugt in kürzester Frist eine reine blendendweiße Haut. Vorräthig à Stück 50 Pfennig (Mecklenburg). bei Apotheker Herold zu Domhof=Ratzeburg.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


Eine fast neue, sehr leicht und billig arbeitende

Seltermaschine
steht preiswürdig zum Verkauf. Kaufliebhaber können Näheres erfahren Sabowerstraße Nr. 23. Schönberg (Meckl.) den 5. August.


Zu Michaelis
wird ein ordentliches Mädchen oder eine Aufwartefrau gesucht von                          
                                                    Frau Prorector Juling.


Durch die glückliche Geburt eines kräftigen Knaben wurden erfreut

                                                    W. Vock und Frau
                                                    geb. Busch.
Schönberg den 11. August 1881.                          


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 14. August.

Frühkirche: Fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
     Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 11. August 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD