No. 61
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. August
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 61 Seite 1]

Die beiden im Kieler Hafen beschlagnahmten Dampfschiffe "Diogenes" und "Sokrates" sollen, wie Gerüchte besagen, von Feniern oder Nihilisten oder Peruanischen Insurgenten oder endlich von der Peruanischen Regierung zu Kriegszwecken bestellt gewesen sein.
In einer Reihe pommerscher Ortschaften haben neue Judenhetzen stattgefunden.
Oesterreich. In Brünn wurden von den Czechen Musiker gemißhandelt, weil diese unter dem Beifall der Deutschen das Lied "Oesterreich mein Vaterland" gespielt.
In Gastein ist am 4. August der Kaiser von Oesterreich zum Besuche des Kaisers Wilhelm eingetroffen, unter Glockengeläute und Hochrufen, die beiden Kaiser haben sich herzlich begrüßt, geküßt und dann zusammen gespeist. Das gute Beispiel steckt hoffentlich die Völker an.
Gerade a tempo zur Gasteiner Entrevue colportirt die "Bohemia" ein echt deutsches Wort des Kaisers Franz Joseph. Ein Prager Universitäts=Professor der Czechischen Unterrichtssprache wurde dieser Tage in Audienz empfangen, um für seine Ernennung zum ordentlichen Professor zu danken. Der Kaiser sagte zu demselben: "Sagen Sie Ihren Collegen, die deutsche Sprache sei unerläßlich; man kann seine Sprache achten, die Deutsche muß man lernen." Der Bemerkung des Professors, daß es angezeigt wäre, daß an allen österreichischen Gymnasien die deutsche Sprache obligat sein solle, stimmte der Kaiser bei.
Frankreich. Die Tunnelverbindung zwischen England und Frankreich unter dem Kanal hinweg gewinnt immer mehr Aussicht auf Verwirklichung. Neuerdings haben die mit der Untersuchung des Erdreiches beauftragten englischen und französischen Ingenieure erklärt, daß die Herstellung eines Tunnels zwischen Dover und Calais nicht nur völlig ausführbar, sondern sogar mit weniger Schwierigkeiten verknüpft sein würde, als man bisher angenommen hatte.
England. England hat ein unerhörtes Schauspiel erlebt. Bradlaugh, ein polterndes Parlamentsmitglied, ist aus dem Parlament hinausgeworfen worden, nicht bildlich sondern leibhaftig, ein paar handfeste Diener des Präsidenten oder Sprechers packten ihn an beiden Armen, als er gewaltsam in den Saal dringen wollte, und setzten ihn an die Luft, die von dem Geschrei der Volksmenge erfüllt wurde. Der Mann hatte vorher im Parlament erklärt, er sei Atheist, das heißt, er glaube an keinen Gott (nur an sich) und lege den vorgeschriebenen Eid nicht ab. Da schloß ihn das Parlament aus. Der Spektakel klingt nun im Parlament, in den Zeitungen und in allen Mäulern fort - als Präcedenzfall, wie die Juristen sagen.
Amerika. Das Befinden des Präsidenten Garfield ist gegenwärtig durchaus zufriedenstellend. Von einem Herausziehen der Kugel wollen die Aerzte absehen, so lange ihr Verbleib im Körper keine Störungen herbeiführt.


Die Ansprache des Herrn Dr. Marung, mit welcher derselbe das 7. Gesangfest des Elbe=Sängerbundes eröffnete, hatte folgenden Wortlaut:
Willkommen, von ganzem Herzen willkommen! rufe ich im Namen der hiesigen Sänger vor Allem Euch Sangesbrüdern zu, die Ihr in unsere Stadt gepilgert seid, um hier in schöner Eintracht und edlem Wettstreit zugleich dem deutschen Gesange einen Ehrentag zu bereiten, willkommen, von ganzem Herzen willkommen Euch Festgenossen allen, die Ihr heute den Staub des alltäglichen Lebens von Euren Füßen geschüttelt habt, um auf den Flügeln des Gesanges emporzuschweben zu fernen Höhen, wo ungetrübte Freude und herzerquickende Fröhlichkeit wohnen. Laßt uns, so bitte ich, alle heute hinter uns werfen, was uns sorgt, quält und drückt, und unsere Herzen willig und ganz der beseligenden Gewalt des Gesanges hingeben, damit unser heutiges Fest das werde, was es werden soll, ein Fest der Freude. Ja, ein Freudenfest soll ein deutsches Sängerfest sein, und mehr noch, ein Volksfest, ein echtes rechtes Volksfest, wie es nur das deutsche Gemüth feiern kann. Denn wenn auch keine Nation sich dem Zauber des Gesanges entziehen kann, keine ist, die im Tiefinnersten der Seele von ihm bewegt wird, wie die deutsche. Kein Volk der Erde ist so reich an schönen Liedern, keins wird so stetig von der Wiege zur Bahn auf Schritt und Tritt von ihnen begleitet, wie das deutsche; und nichts ist bezeichnender für deutsche Art und deutsches Wesen, als die packende Gewalt, die der Gesang auf das Gemüth ausübt. Entquillt doch das deutsche Lied dem Herzen und geht zum Herzen, und ist doch das Herz das, was den Deutschen zum Deutschen macht, und ihn auszeichnet vor allen Völkern der Erde. Ist es da nicht natürlich, daß die Sprache dieses treuen Herzens, das ist gerade der Gesang, von jeher als unveräußerliches schönstes Erbtheil der deutschen Nation, als ein unerschütterlicher Hort echten Deutschthums empfunden wurde? Selbst in der Zeit der Zersplitterung blieb dieser Hort dem Vaterlande, und in ihm fanden sich immer und immer wieder die getrennten Gemüther zusammen. Freilich ersungen konnte Deutschlands wirkliche Einheit nicht werden, und wenn auch das ein Mal versucht worden, und der deutsche Gesang sich in den Dienst der Politik begab, so war das ein Abweg auf den er gerieth. Zu jener Zeit, wo absolut das Deutsche Vaterland durch große allgemeine Feste, Turner=, Schützen=Feste und wie sie alle heißen, zusammengeschweißt werden sollte, da wurde auch der Sänger von dem allgemeinen Strom mit fortgerissen, da wollte auch er auf allgemeinen deutschen Sängerfesten die Einigkeit vom Himmel herabsingen. Ein Abweg war das freilich, ein Irrthum, aber ein Irrthum, dessen sich keiner zu schämen braucht, der ihn begangen, ein Irrthum, der den Spott nicht verdient, der man über ihn ausgegossen, denn es geschah im guten Glauben und hat gute Früchte getragen. Sein Werk ist es, daß der nationale Gedanke in alle Schichten der Bevölkerung drang, und daß das Deutsche Herz in seiner ungestillten Sehnsucht und mannhaften Kraft nicht vom Posten wich. Und als nun die Stunde gekommen war, da ein Gewaltiger, der sich wenig um Turnen und Singen gekümmert, uns die Wege wies, auf denen Deutschland einig und groß werden konnte, da griff der deutsche Sänger zum Schwert und bewies, daß er das, wofür und wovon er gesungen, auch mit seinem Herzblut zu vertheidigen bereit sei. Und auch in den Kampf begleitete ihn, begleitete uns alle der Gesang. Wer von uns, der

[ => Original lesen: 1881 Nr. 61 Seite 2]

jene Tage erlebt, weiß nicht, wie mehr, als alle schwungvolle Reden und Proklamationen uns das einfache Lied "Jubelnd sei's der Welt verkündet" vor Augen gestellt, daß Deutschlands Fürsten und Volk einig seien, wer erinnert sich nicht, wie mächtiger als Trommeln= und Trompetenklang ein fröhliches deutsches Marschlied die müden Geister und die ermatteten Glieder mit frischem Muthe und neuer Kraft belebte, wer weiß nicht mit welchem Hochgefühl die da draußen und die daheim von der "Wacht am Rhein" erfüllt wurden, vor der unsere Feinde ihren Respect mit den Worten bekundeten "die Allmands sind terribles, wenn sie ihren chanson de guerre de lieb Vaterland singen" - und wen, der einen treuen Kameraden begrub, hat nicht die traurige herzerhebende Weise "Ich hatt' einen Kameraden" in seinem Schmerz mit den Trostesworten erschüttert und aufgerichtet "Bleib dir in jenem Leben ein treuer Kamerad"! Für wahr, zwar nicht der kräftige Männergesang, sondern die wuchtige Männerfaust hat den Erbfeind zu Boden geschlagen, aber das deutsche Lied hat wieder mitgeholfen, und auch ihm gebührt sein Antheil an den Lorbeeren jener großen Zeit. Und als nun der Kampf beendigt war, da steckte der Sänger wohlgemuth sein Schwert in die Scheide, kehrte zurück an seinen heimathlichen Herd und sang fröhlich und fromm seine deutsche Weise weiter. Nun aber war er bewahrt vor dem Abwege, auf den ihn "die kaiserlose, die schreckliche Zeit" geführt. Noch wurde zwar gesungen, und nun im vollem Brustton des stolzen Siegesbewußtseins, von des deutschen Reiches Größe und Herrlichkeit, aber mehr noch von des deutschen Mannes Tüchtigkeit und Treue, von des deutschen Weibes Züchtigkeit und Holdseligkeit, von der deutschen Jugend Frömmigkeit und frischem Muthe, von Allem, was im Himmel und auf Erden, in Freud und Schmerz, in Lust und Leid das fromme deutsche Herz bewegt. Ein frisches, frohes Sangesleben grünte und blühte in allen deutschen Gauen, und all' überall in Stadt und Dorf erwuchsen Vereine zur Pflege der edlen Kunst des Gesanges. Und nicht mehr, wie früher, schweiften diese Vereine in's Weite, sondern suchten ihre Aufgabe da, wo die Kraft der deutschen Einheit wurzelt, in der trauten Heimath. Hier strebten sie die Liebe zum deutschen Gesange zu wecken, hier trotz aller Lebensmisere einen frischen fröhlichen Sängersinn zu erhalten, hier durch die Macht des Gesanges auf die Entwicklung der edelsten Tonnoten zu wirken, daß Tiefe des Gemüths, Treue des Herzens und Wahrhaftigkeit der Gesinnung immer stärkere Wurzeln schlage im ganzen Volke. Man bildete zu diesem Zwecke engere Verbände und beschränkte die Vereinigungen auf solche Kreise, die durch gemeinsame Sitten und gemeinsame Abstammung zusammen gehörten, um durch ein inniges freundschaftliches Zusammenleben in richtiger Erkenntniß der erhabenen Ziele die ersprießliche Lösung der gestellten Aufgabe in der schönen Weise, wenn es in der That geschehen ist, jedem zu seinem Theil zu ermöglichen. Ein Ausdruck dieses verdienstlichen Strebens ist auch der Elbe=Sängerbund, ist das Fest, welches heute den Bund zum siebenten Male zusammenführt. Dies Fest, ich wiederhole es, auf so enge Grenzen es beschränkt ist, ist ein deutsches Volksfest im wahren Sinne des Wortes. Denn es soll, es wird Zeugniß davon ablegen, daß auch in des Mecklenburgers, in des Ratzeburgers Brust warm und treu das deutsche Herz schlägt, daß wir, trotz und eben weil wir unsere berechtigten Eigenthümlichkeiten hochhalten, zugleich mit Liebe und Sorgfalt des deutschen Herzens köstlichste Schätze hegen und pflegen, und daß in der Nordmark der deutsche Gesang so hell und voll gen Himmel klingt, wie irgend wo in deutschen Gauen. so, verehrte Festgenossen, fasse ich das heutige Fest auf, in diesem Sinne, bitte ich Sie mit mir einzustimmen in den Ruf: Der deutsche Gesang, die beredte Stimme des deutschen Herzens, der deutsche Männergesang lebe hoch, hoch, hoch!


- Die †Zeitung berichtet: In "Schleswig=Holstein und Lauenburg sind die Erndteaussichten so schlecht wie noch nie. Kein Futter= und Körnerertrag; an sehr vielen Stellen erndtet der Landmann kaum die Einsaat; der Roggen und Hafer ist oft so kurz an Stroh, daß die Sense es nicht fassen kann. Sehr viele und wohl die allermeisten schaffen Hornvieh ab, sogar auch Ackerpferde, da sie wegen Futtermangels nicht durch den Winter zu bringen sind. Wir kennen eine Domaine, welche genöthigt ist, 100 Kühe zu verkaufen; eine andere Domäne hat auf 1400 Morgen nicht mehr als 125 Fuder Korn gegeben. Auf vielen Gütern, auf denen sonst Hafer verkauft wurde, wird nicht einmal das nöthige Futterkorn geerndtet und zur Aussaat muß das nöthige Quantum zugekauft werden. Die Kartoffelerndte scheint ebenfalls ganz schlecht zu werden, indem unter den Blüten fast nichts ist und was darunter sich befindet, ist äußerst klein. Wir kennen einen Hof, der im vorigen Jahr auch nur eine sehr mäßige Heuerndte hatte, derselbe erndtet dieses Jahr 400,000 Pfund weniger. Die Aussichten für den Winter sind also für den Landmann sehr traurig."
- Reichsgerichts=Entscheidung. Der Zusatz unbrauchbarer Theile einer Pflanze zu Fabrikaten aus den brauchbaren Theilen derselben - beispielweise der Zusatz der holzigen Staudentheile der Tabackpflanze zu den Tabackblättern bei der Cigarrenfabrikation - ist als Fälschung eines Genußmittels aus dem Nahrungsmittelgesetz, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenat, vom 4. Juni 1881 zu bestrafen, wenn durch den Zusatz die Qualität des Fabrikats erheblich verschlechtert und dessen Zusammensetzung eine andere wurde, als stillschweigend oder nach Uebereinkunft erwartet werden durfte.
- In Kaiserslautern wurde ein Metzger, der Kuhfleisch für Ochsenfleisch verkaufte, in zwei Instanzen wegen Betrugs verurtheilt; die Einrede half nichts, daß er das Kuhfleisch zu seinem richtigen Preise (45 Pfennig (Mecklenburg).) verkauft habe; die Gerichte erklärten, er habe es auf eine Täuschung des Publikums abgesehen.
Die kleine unscheinbare Postkarte ist ein so wichtiger Factor in der postalischen Entwicklung aller Länder geworden, daß das "Postarchiv" bereits eine recht umfangreiche und inhaltsreiche Geschichte der Postkarte publiciren kann. Wir entnehmen daraus, das die Postkarte z. Z. in 73 Ländern eingeführt ist und im inneren Verkehre Deutschlands im letzten Jahre allein rund 123 Millionen Karten zur Versendung gekommen sind. Die im hiesigen Reichs=Postmuseum befindliche Sammlung von Postkarten enthält zur Zeit 418 verschiedene Arten aller seit Einführung der Postkarte amtlich ausgegebenen Formulare. Die kleinsten aller Postkarten sind die der Insel Neufoundland. Das Reichspostamt hat von Privatpersonen mehrfach Proben erhalten, wie viel auf die Fläche einer Postkarte geschrieben werden kann, und in der letzen Zeit haben die Zusendungen von Postkarten für das Postmuseum, welche von oben bis unten mit den winzigsten Schriftzügen bedeckt sind, einen fast epidemischen Charakter angenommen. Als Inhalt der meisten Karten kehrt das "Lied von der Glocke" in Verbindung mit anderen mehr oder weniger langen Gedichten wieder. Eine der Postkarten enthält sogar mit Dinte geschrieben die Gedichte: "Der Gang nach den Eisenhammer", "Der Graf von Habsburg", "Der Handschuh" und "Das Mädchen aus der Fremde". Das größte Kunststück in dieser Beziehung hat aber bis jetzt ein englischer Stenograph geleistet, der 33,363 Worte auf eine englische Postkarte gebracht hat.
- In der Elektrizität sind wir Deutschen Allen über, sogar den Franzosen. Das macht der Berliner Siemens. In der Ausstellung elektrischer Apparate und Erfindungen in Paris ist die deutsche Abtheilung Nr. 1.
- In London sind 3000 europäische Aerzte zum Congreß versammelt, unter ihnen 300 Deutsche. Gott helf ihnen und durch sie der Menschheit.
- Wem seither kein Licht aufgegangen ist, der mache in den Nächten vom 9.-14. August die Augen auf, da wirds ihm aufgehen wie Sternschnuppen; denn es sind die Nächte des großen Sternschnuppenfalls, des Laurentiusschwarmes. Die Hauptnächte sind der 10. und 11. August.
- Berliner Spitzbuben sind in den Palast des österreichischen Botschafters Czechenyi eingebrochen und haben ihm allerlei Schmuck, Orden, Pelze etc. gestohlen.
- Den Eifer, mit welchem jetzt das Turnen in der Armee betrieben wird, schildert ein junger Offizier also: Unter uns ist der Turnteufel gefahren. Wenn man Urlaub haben will, muß man ein guter Turner sein; für eine elegante große Grätsche kann

[ => Original lesen: 1881 Nr. 61 Seite 3]

man zwei, für den Diebssprung vier, für den Todtensprung acht Tage herausschlagen. Springen, Voltigiren, Ziehklimmen etc. muß man besser lernen als ein Kunstreiter. Der Oberst selbst hantelt jeden Morgen mit zwei Centner Eisen.
- Der Schnelläufer Fritz Köpernik hat in Wien, wo er am 1. August zum ersten Male auftrat, zwar Anerkennung seiner Leistungen, aber nicht die gewohnte enthusiastische Bewunderung gefunden (man tadelte namentlich, daß er seinen 7jährigen Knaben mit auftreten läßt und ihn zu außerordentlichen Anstrengungen zwingt) nebenher aber auch, wenn auch nicht einen Besieger, doch einen Konkurrenten in dem sogenannten "Lokomotivmanne" gefunden, der in drei Stunden vier Min. 36,000 Meter ablief und sich der Gunst des Wiener Publikums in höherem Grade als sein Berliner Kollege zu erfreuen scheint.
- Ein "jung, jung Zimmermann" in der Münchener Vorstadt Haidhausen wollte auch 'was zur Feier des Schützenfestes thun. Er kletterte am Blitzableiter bis auf die Spitze des Kirchthurms, nahm das blauweiße Fähnchen ab und pflanzte die schwarz=weiß=rothe Fahne auf, die lustig im Winde flattert.
- In Frankfurt hatte ein Hausknecht im Auftrage seines Herrn Bier abzuzapfen. Er kam dem nach, trank sich aber bei der angenehmen Beschäftigung einen solchen Schwips an, daß er hintaumelte, den Krahnen offen ließ und einschlief. Das edle Naß strömte in den Keller, überfluthete den Boden und machte den Rausch zu einem sehr kostspieligen.


Anzeigen.

Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 18 81/82 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis zum 15. September cr. hierher anzuzeigen.
Schönberg den 23. Juli 1881.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


In der Nacht vom 24./25. Juli dieses Jahres sind aus dem Stalle des Wirthes Witt in Selmsdorf folgende Gegenstände gestohlen worden:
       1. Ein hellgrauer Sommerrock,
       2. eine braungestreifte Hose und dito Weste,
       3. Zwei neue leinene Hemden mit Einsätzen, gezeichnet: H. W.,
       4. eine Unterhose von weißem Parchent,
       5. ein Paar baumwollene Strümpfe,
       6. ein Paar schwarzwollene Strümpfe,
       7. eine graue Glaserschürze,
       8. Glaser=Werkzeug:
          a. ein Diamant,
          b. ein Hammer,
          c. ein Kittmesser,
       9. ein Paar neubesohlte Halbstiefel,
     10. eine Kleiderbürste,
     11. 9 M. baares Geld, und zwar:
          a. ein Fünfmarkstück,
          b. ein Zweimarkstück,
          c. zwei Markstücke,
     12. ein Fremdzettel, ausgestellt von dem Glasermeister Fleischhauer zu Potsdam auf den Namen des Glasergesellen Hermann Weich aus Goldbach.
Des Diebstahls verdächtig ist ein Former, circa 19 oder 20 Jahre alt, von mittlerer Größe, mit blondem Haar, ohne Bart, mit freier Stirne, graublauen Augen, langer Nase, gewöhnlichem Mund, dito Kinn, länglichem Gesicht, gesunder Gesichtsfarbe und schmächtiger Statur.
Bekleidet war derselbe mit einem braungrünen Sommerüberzieher, graugestreifter Hose und schwarzem runden vorne etwas eingerissenen Hut.
Um Vigilanz, Anhaltung der gestohlenen Gegenstände und des Diebes und schleunigste Benachrichtigung wird gebeten.
Neustrelitz, 28. Juli 1881.

Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.


Zur Beachtung.

Es wird hierdurch in Erinnerung gebracht, daß das Himbeer=Pflücken in den jungen Pflanzungen und Schonungen strenge untersagt und zugleich angekündigt, daß den Zuwiderhandelnden die betr. Gefäße in Zukunft confiscirt werden sollen. Den Selmsdorfer Einwohnern ist das Holzsammeln sowohl als jegliches Beeren=Pflücken und Krautschneiden im Rupensdorfer Revier verboten.
Schönberg den 4. August 1881.

Der Oberförster:               
C. Hottelet.        


Todes=Anzeige.

Am Sonnabend den 6. August starb in Folge eines Nervenschlages in Wismar beim Baden unser innigst geliebter Sohn der Füselier

Joachim Voß

in seinem 23. Lebensjahre. Tief betrauert von seinen Eltern, Geschwistern und Schwägern.

J. Voss u. Frau.       

Selmsdorf den 7. August 1881.


Eisenbahn        Eisenbahn
Mecklenb. Friedrich=Franz Eisenbahn.
Am Sonntag den 14. August d. Js.
wird ein Extrazug
Hamburg=Lübeck=Schwerin

und zurück abgefertigt:
Abfahrt von Lübeck 9 Uhr 5 Min. Vorm.
Abfahrt von Schönberg 9 Uhr 37 Min. Vorm.
Abfahrt von Grevesmühlen 10 Uhr 3 Min. Vorm.
Abfahrt von Bobitz 10 Uhr 24 Min. Vorm.
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr 40 Min. Vorm.
Ankunft in Schwerin 11 Uhr 2 Min. Vorm.
                --------------------------
Abfahrt von Schwerin 9 Uhr 24 Min. Abends
Ankunft in Kleinen 9 Uhr 47 Min. Abends
Ankunft in Bobitz 10 Uhr 4 Min. Abends
Ankunft in Grevesmühlen 10 Uhr 21 Min. Abends
Ankunft in Schönberg 10 Uhr 46 Min. Abends
Ankunft in Lübeck 11 Uhr 12 Min. Abends
Auf den vorgenannten Stationen werden an diesem Tage zu dem Extrazuge Hamburg=Lübeck=Schwerin

Fahrbillets II. und III. Wagenklasse
nach Schwerin zum einfachen Fahrpreise

ausgegeben, welche zur Rückfahrt nicht allein zum Extrazuge Schwerin=Lübeck=Hamburg, sondern auch am 15. August cr. zu den fahrplanmäßigen, von Schwerin um 8 Uhr 11 Min. Morgens und um 1 Uhr 42 Min. Nachmittags abgehenden Personenzügen Gültigkeit haben.
In gleicher Weise werden am 14. August cr. zu dem um 7 Uhr 52 Min. Morgens abgehenden Zuge in Wismar Billets zum einfachen Fahrpreise nach Schwerin ausgegeben, welche zur Rückfahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen am 14. und 15. August cr. berechtigen.
Freigewicht bei Gepäck wird auf diese Doppelbillets nicht gewährt.
Schwerin den 21. Juli 1881.

Die Direction.       


Die Einsendung von Geldeinlagen auf halb= und vierteljährliche Kündigung an

die Mecklenburgische Bank in Schwerin

wird durch Unterzeichneten porto= und kostenfrei besorgt, ebenso die Erhebung der fälligen Zinsen von der Bank. Näheres über den Verkehr mit der Mecklenburgischen Bank ist zu erfahren bei

Schönberg.                                                     Wilh. Schrep.


Die Einsendung von Geldeinlagen auf halb= und vierteljährliche Kündigung an

die Mecklenburgische Bank in Schwerin

wird durch Unterzeichneten porto= und kostenfrei besorgt, ebenso die Erhebung der fälligen Zinsen von der Bank. Näheres über den Verkehr mit der Mecklenburgischen Bank ist zu erfahren bei

Schönberg.                                                     Wilh. Heincke.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 61 Seite 4]

Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha
Stand am 1. Januar 1881.
Versichert 56604 Personen mit 384,231,300 Mark
Bankfonds 97,950,000 Mark

Die Bank vertheilt alle Ueberschüsse voll und unverkürzt an die Versicherten und gewährt auf jede Normalprämie Dividende. Die letztere beträgt in diesem Jahre 39% der Jahresprämie, wird aber schon im Jahre 1882 auf 42% steigen und in den nächsten Jahren sich voraussichtlich noch weiter erhöhen.
Versicherungsanträge werden vermittelt:

Schönberg.                                                    Wilh. Schrep.


Außerordentliche Generalversammlung
des
Feuerversicherungs=Vereins Mecklenburgischer Kirchendiener und Forstbeamten
am 12. September d. J.
Mittags 12 Uhr in Schwerin
Stern's Hôtel

          Tagesordnung:

1. Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr.
2. Gewährung des Eintritts anderer als der im §. 8 der Statuten bezeichneten Mecklenburgischen Beamten.

Der Vorstand.       


Italienische
Leghühner und Hahnen

mit einfachen Kämmen, gelben Füßen und Schnäbeln, racerein, bunte à M. 3 und M. 3,50 Prachtexemplare à M. 4, Kukuksperber, Schwarzsperber, rebhuhnfarbige und gelbe à M. 4,50, schwarze und weiße à M. 5-6.
Spanier, Houdan, Gold- und Silbersprenkel, La Flêche, Crêve-Coeur, Kampfbantams, goldhalsig, englische Zwerghühner, porzellanfarbig.
Holländer (Polen), schwarz und blau, Kämpfer, goldhalsig, Malaien, braun, Breda-, Gold-, Silber- und Victoria-Brabanter, Cochins, gelbe gesperbert, schwarz und rebhuhnfarbig. Brahmas, gelb und dunkel, Andalusier, blau, Gold- u. Silberbantam, schwarze und Japanesen-Dorkings, weiß, dunkel= und silberhalsige, Puter, Aylesbury-Enten sendet gegen Nachnahme

J. Bungert in Köln.       


Feinste Essiggurken,
garantirt haltbar und wohlschmeckend, 100 Stück M. 1,50 in Gebinden à 300, 500 und 1000 Stück.
Ia. Ochsenmaulsalat, I. Qual. M. 4, II. Qual. 3, III. Qual. M. 2,50 in 10=Pfd.=Fäßchen versendet.

J. Bungert in Köln.       


Erntehandschuhe
sind stets zu haben in Schönberg bei                                        
                                                    Emil Jannicke, Handschuhmacher.


Die Wormser Müller-Schule

beginnt das Wintersemester am 1. November. Programme und Auskunft ertheilt die
                          Direction: Dr. Schneider.
WORMS a. Rhein.


Von der Direction der
Kaiserl. Tabacks=Manufactur zu Straßburg

ist mir der Alleinverkauf sämmtlicher Fabrikate für Grevesmühlen und Umgegend übertragen und halte ich die Fabrikate derselben hiemit bestens empfohlen.

Cigarren in abgelagerter, guter Waare
zu 3,50 bis 15 M. à 1/10 Kiste.
Grevesmühlen, Juli 1881.                          
                                                    A. Schultz.


Von einer älteren soliden Lebensversicherungs=Gesellschaft wird für das Fürstenthum Ratzeburg ein tüchtiger Vertreter gesucht.
Offerten sub R. 2207 gefl. an die Annoncen=Expedition von Johannes Nootbaar in Hamburg.


Beste Gußstahlsensen
à Stück 2 M. 25 Pfennig (Mecklenburg).
empfiehlt                          
                                                    Aug. Spehr.


Zu sogleich oder Michaelis steht noch
eine Wohnung

parterre zu vermiethen. Näheres in der Expedition dieses Blattes.


Eine fast neue, sehr leicht und billig arbeitende

Seltermaschine
steht preiswürdig zum Verkauf. Kaufliebhaber können Näheres erfahren Sabowerstraße Nr. 23. Schönberg (Meckl.) den 5. August.


Zu Michaelis
wird ein ordentliches Mädchen oder eine Aufwartefrau gesucht von                          
                                                    Frau Prorector Juling.


Agenten-Gesuch.
Die Bremer Lebensversicherungs-Bank

sucht unter günstigsten Bedingungen respectable und zuverlässige Agenten und Acquisiteure. Reflectanten wollen sich unter Aufgabe von Referenzen an die Bank-Direction nach Bremen wenden.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 8. August 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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