No. 60
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. August
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 60 Seite 1]

Die neuentdeckten Petroleumquellen bei Peine.

Peine bricht sich, Peine bricht sich, Peine bricht - sich Bahn!" . . . so sang die gesammte Schuljugend unter Leitung des würdigen Kantors, als Hannovers erster und vorletzter König, Ernst August, auf seiner Huldigungsreise auch das Städtchen an der Fuhse berührte. Der neue Landesvater wartete aber gar nicht einmal die letzten Worte ab, mit einem barschen: "Soll sich nur brechen so viel es will" gab er das Zeichen zur Abfahrt. Seitdem galten im Hannoverschen die Peinenser für gleiche Leute wie die Schöppenstedter in Braunschweig, - doch heute 44 Jahre nach jener Prophezeihung des Schulmeisternden Dichter=Komponisten, hat es fast den Anschein, als solle jenes Wort in Erfüllung gehen. Seit einigen Tagen herrscht nämlich in Peine ein so reges Leben, wie es dieses Städchen noch niemals gesehen; jeder Zug bringt zahlreiche Fremde, unter denen hin und wieder bereits das verschmitzte Gesicht eines Yankees hervortaucht, und alle strömen über Peine nach Oelheim, dem neuen deutschen Petroleum=Eldorado zu; die Quellen liegen in der Heide, etwa eine Stunde von Peine entfernt. Die zahlreichen Holzpyramiden, die eisernen Rohrthürme, die rauchenden Schlote der Dampfkessel, die niedrigen Holzhäuser und das laute Treiben mitten in der öden Gegend erinnere lebhaft an die Petroleumdistrikte Pensylvaniens. Die große Quelle, deren Auffindung in dieser Weise viele Sensation erregte, wird durch eine Pumpe von 55 Meter Tiefe gehoben, während das Bohrloch selbst bis zu 69 Metern niedergeht. In Form einer dicken, ockergelben, mit vielen Gasblasen durchsetzten Flüssigkeit tritt das Petroleum hervor und sammelt sich, wohlgemerkt aus dieser einen Quelle, bis auf ein Quantum von 90,000 Litern in je 24 Stunden an! Von dieser Flüssigkeit sind ein Drittel salzhaltiges Wasser, zwei Drittel Oel. Letzteres ergiebt in der Raffinerie wieder 45 pCt. Petroleum und 50 pCt. - im Preise doppelwerthiges - Schmieröl. Sobald sich das Oel absondert, zeigt das Oel eine leuchtende, dunkelgrüne Farbe. Diese Quelle, welche an Ergiebigkeit den besten Pensylvanischen Petroleumquellen gleichkommt, übertrifft die Resultate der übrigen Bohrungen bedeutend, da der Oelgehalt der anderen, früher erschlossenen Quellen sich nur auf 2 bis 5 pCt. der ausströmenden Flüssigkeiten belief. Das glückliche Ereigniß der letzten Tage hat nun aber eine solche Erregung hervorgerufen, daß man von einem wirklichen "Petroleum=Fieber" sprechen könnte. Die Preise für das Land in der Nähe der jetzigen Quellen gehen schon in das Fabelhafte. - Das Dingungsrecht für den Morgen, bisher mit 20 M. bezahlt, kostet heute 3-4000 M. und dabei hört man täglich von Gründung neuer Gesellschaften. Mögen die Aussichten im Allgemeinen vielleicht auch recht günstig sein, so bietet sich bei der gegenwärtigen allgemeinen Aufregung doch auch für schwindelhafte Unternehmungen hierbei Gelegenheit genug, und dem Publikum, welches sich in Oelheim betheiligt, ist Vorsicht jedenfalls anzurathen, und das umsomehr, als in früheren Jahren die Lüneburger Heide bereits Millionen verschlungen hat, welche auf verfehlte Bohrversuche verwendet wurden.


Politische Rundschau.

Die Ist-Einnahme der Zölle und Steuern im ersten Viertheljahr brachte der deutschen Reichskasse gegen die entsprechende Zeit im Vorjahr ein Mehr von über 11 Millionen Mark, worunter die Zölle mit 9 Mill. figuriren, Salz= und Tabacksteuer weisen eine kleine Mindereinnahme auf.
Aus Schleswig=Holstein kommen bezüglich der Ernte=Aussichten sehr trübe Berichte. Die Ernte soll vieler Orten kaum der Aussaat gleichkommen, die Abschaffung des Hornviehs wegen Futtermangels die Regel sein.
Frankreich. Unter den französischen Truppen in Tunis und im südlichen Algier soll der Typhus in besorgnißerregender Weise ausgebrochen sein. Da diese Truppen daher nicht in der Lage sind, die Europäer genügend zu schützen, so hat sich der österreichische Consul in Tunis an den französischen Ministerresidenten Rouston daselbst gewendet und auf die bei dem Fanatismus der Araber sehr gefährliche Lage der Europäer hingewiesen. Diesem Schritt haben sich die Consuln der anderen Staaten angeschlossen.
Gambetta ist unter die Zeitungsschreiber gegangen. Er will während der Wahlen den Moniteur der Republik, die "Republique francaise" persönlich leiten und ist zu diesem Zwecke sogar in den Palast gezogen, welcher der Redaction gehört und hat sämmtliche Mitglieder der Redaction um sich versammelt, um ihnen zu sagen: Die Republik - das bin ich.
England. Da in England die Stimmung gegen Leute, die mit Dynamit, Feuer, Dolch und derlei Dingen spielen, sehr ernst geworden ist, hat der russische Nihilist Hartmann eiligst eine Reise nach Amerika gemacht, eine Studienreise wie er sagt.
Washington. Die Besserung in dem Befinden des Präsidenten Garfield dauert fort. Die Aerzte sind der übereinstimmenden Ansicht, daß die Kugel in der äußeren Unterleibswand, etwa 5 Zoll unterhalb und zur Rechten der Nabelgegend, gerade über der Leiste liege und daß dieselbe, da sie bisher keine Beschwerden verursacht, sich recht wohl einkapseln und aufhören könne, eine Ursache von Besorgnissen zu sein. Auch haben die Aerzte die zuversichtliche Erwartung ausgesprochen, daß die Genesung des Präsidenten eine vollständige sein und daß keine Unfähigkeit oder permanente Schwäche zurückbleiben werde. Die Kräfte des Präsidenten haben zugenommen und das Allgemeinbefinden derselben hat sich merklich gebessert.


Schönberg, 3. August 1881.       

Auf dem letzten Delegirtentage des Meckl. Kriegerverbandes zu Stargard i./M. wurde von mehreren Kameraden der Meckl. Strelitzer=Krieger=Vereine der Wunsch geäußert, ob es nicht besser sei, daß sämmtliche Strelitzer Vereine unter sich einen Verband bildeten, unter dem Protektorat Sr. Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs Adolph Friedrich, unter engstem Anschluß an den Meckl. Kriegerverband. Infolge dieser Aeußerung wurde ein Circular entworfen, welches an sämmtliche Krieger=Vereine des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz die Aufforderung richtete, zwecks Constituirung einer Mecklb.=Strelitz'schen Kriegerkameradschaft Delegirte zu dem am 24. Juli d. J. anberaumten Delegirtentage zu Neustrelitz zu schicken. Am erwähnten Tage trafen denn auch die Delegirten in Neustrelitz ein; auf dem Bahnhofe, sowie an verschiedenen Thoren der Stadt wurden dieselben von den Neu=

[ => Original lesen: 1881 Nr. 60 Seite 2]

strelitzer Kameraden auf das freundlichste empfangen und nach dem Vereinslocal Strasenshöh geführt. Hier fand durch den Kameraden Kandeler=Neustrelitz eine herzliche Begrüßung statt, und wurde das Vereinslocal der Versammlung übergeben. Hierauf wurde Herr Kamerad Stabsarzt d. L. Dr. Marung einstimmig zum Vorsitzenden gewählt. Kamerad Dr. Marung nahm die Wahl an und hielt eine längere Ansprache an die Versammlung, worin er unter anderem den Zweck der Zusammenkunft den Kameraden recht warm an's Herz legte und bat, die Kameraden möchten in treuer Kameradschaft und Uneigennützigkeit ihm treu zur Seite stehen, um das schöne Werk, welches wir beabsichtigten, zu Stande zu bringen.
Nachdem darauf ein Bureau gewählt,

Als Vorsitzenden Stabsarzt d. L. Dr. Marung,
Schönberg.
Als stellvertretenden Vorsitzenden:
Reserve=Lieutenant und Landgerichts=Secretair
Adermann Neustrelitz.
Als Schriftführer:
Regierungs=Kanzlist Meynke Neustrelitz.
Amtsverwalter Bartold, Mirow, als Stimmzähler;

trat man in die Verhandlung ein.
Vertreten waren folgende Vereine:

Feldberg, Fürstenberg, Friedland, Stargard, Neubrandenburg, Alt=Strelitz, Neu=Strelitz, Wesenberg, Mirow, Woldegk und Schönberg.
Der patriotische Kriegerverein Neustrelitz, sowie der Kampfgenossen=Verein zu Schönberg hatten schon zur Constituirung einer Mecklb. Strelitz'schen Kriegerkameradschaft unter Zugrundelegung des Statuts des Mecklb. Kriegerverbandes einen Entwurf ausgearbeitet. Bei Berathung des Entwurfes, traten zwar oft weit auseinandergehende Meinungen zu Tage, doch Dank der umsichtigen Leitung des Kameraden Dr. Marung und dem kameradschaftlichen Entgegenkommen der Versammlung, wurde unter einzelnen Abänderungen weniger Paraphen das entworfene Statut angenommen und somit die Mecklb. Strelitz'sche Krieger=Kameradschaft constituirt.
Als Vorort wurde Neustrelitz gewählt und zugleich eine Deputation, um Sr. Königlichen Hoheit dem Erbgroßherzoge die unterthänigste Bitte zu unterbreiten, daß Höchstderselbe das Protektorat übernehmen möchten.
Als Zeichen der Anerkennung brachte die Versammlung dem Kameraden Dr. Marung für die umsichtige und wohldurchdachte Leitung ein dreifach donnerndes Hoch!
Ein gemeinschaftliches Festessen vereinigte die meisten Kameraden sowie einige Ehrenmitglieder Abends 8 Uhr im Vereinslocal Strasenshöh.
Sehr viele Toaste wurden ausgebracht auf unseren Landesherrn Se. königliche Hoheit den Großherzog, Sr. Königlichen Hoheit den Erbgroßherzog, Sr. Majestät den Kaiser, Sr. Königliche Hoheit den Kronprinzen des deutschen Reichs, die Krieger=Kameradschaft und auf das engere Vaterland. Als Kamerad Dr. Marung seinen Toast auf das engere Vaterland mit den Worten einleitete "An's Vaterland an's theure schließ dich an, das halte fest mit Deinem ganzen Herzen etc." wurden die Kameraden so begeistert, daß sie sich unwillkürlich die Hände reichten und gelobten mit den Worten: "Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern." Später vereinigte ein kleiner Commers im Scheibel'schen Restaurant noch viele Kameraden, von wo man sich erst spät auf den morgenden Tag verabschiedete.
Am nächsten Tage war die erwählte Deputation zu Se. Königliche Hoheit den Erbgroßherzog befohlen, Höchstwelcher dieselbe sehr freundlich empfing, sich mit Gründung des Verbandes völlig einverstanden erklärte und sein Protektorat in sichere Aussicht stellte.
Auch war für diesen Tag ein Auszug nach Hohenzieritz (Sterbeort der Hochseligen Königin Louise von Preußen) über Weisdin in Aussicht genommen, es mußte jedoch Umständehalber davon Abstand genommen werden, namentlich wegen der schon am ersten Abend erfolgten Abreise der Mehrzahl der Kameraden.
Aber Dank den Neustrelitzer Kameraden! Sie wollten den wenigen Kameraden, die sie noch ihre Gäste nennen konnten, einen Ersatz dafür bieten, und so wurde denn ein Ausflug nach dem Schweizerhause, dem Lieblings=Aufenthalte und Sterbeorte des Hochseligen Großherzogs Georg von Mecklb.=Strelitz, unternommen. Nachdem das Schweizerhaus und die schöne romantische Gegend besichtigt, und der Magen restaurirt worden, wurde der Heimweg angetreten. Später fand man sich noch im Scheibel'schen Restaurant wieder beim Glase Bier zusammen, und dem jungen Verband noch ein gesundes glückliches Gedeihen wünschend, verabschiedeten wir uns denn auf das Herzlichste. Unsern lieben Neustrelitzer Kameraden wollen wir aber noch als Zeichen des Dankes einen freundlichen Kameradengruß senden.

Schönberg. Am Montag den 1. August feierte der Elbe=Sängerbund hier sein 7. Gesangfest unter lebhafter Betheiligung der Bewohner von Stadt und Land. Das Fest verlief nach dem veröffentlichten Programme und gestaltete sich zu einem Volksfeste. Die benachbarten Städte hatten ihre Sängervereine gesandt, die Morgens von dem hiesigen Gesangvereine Teutonia festlich empfangen und willkommen geheißen wurden. Nachmittags 2 Uhr bewegte sich der Festzug vom Amtsplatze bis zum Markte, wo aus dem Kreise des Ehrenpräsidiums der Herr Dr. Marung in einer Ansprache in beredten und bewegten Worten die Macht des Gesanges pries und darlegte, wie der Gesang so recht ein Theil der deutschen Nation und in Freud und Leid mit ihr verwachsen sei. (Wir hoffen den Wortlaut dieser Ansprache unsern Lesern später mittheilen zu können). Der Festzug setzte sich nach Beendigung der Rede wieder in Bewegung zum Boye'schen Garten, wo alsbald die Wettgesänge der einzelnen Vereine begannen. An dem gemeinschaftlichen Festessen, das mit einigen Toasten (auf II. KK. HH. die Großherzöge von Mecklenburg=Strelitz und Schwerin, auf den Elbe=Sängerbund, auf das Ehrenpräsidium etc.) gewürzt wurde, nahmen ca. 340 Personen theil. Der nachfolgende Ball hielt die Theilnehmer noch bis zum frühen Morgen zusammen.
- Die New=Yorker Dampfschiffslinie der Hamburg=Amerikanischen Packetfahrt=Actien=Gesellschaft ist jetzt zu einer zweimal wöchentlichen Expedition ausgedehnt worden, indem vom Monat August an jeden Mittwoch und jeden Sonntag ein Dampfschiff von Hamburg nach New=York expedirt wird. Von dem geschäftlichen wie dem reisenden Publikum wird diese Betriebs=Erweiterung der ältesten deutschen Dampfschifffahrts=Gesellschaft mit großer Befriedigung aufgenommen werden. Zwei Mal wöchentlich eins der großen Postdampfschiffe nach New=York zu expediren, das erwartete man nicht, als die Gesellschaft vor 35 Jahren in Hamburg ins Leben gerufen wurde.
- Eine für deutsche Geschäftsleute höchst wichtige Entscheidung ist vom höchsten österreichischen Gerichtshof getroffen. Auf Grund nämlich der zwischen Deutschland und Oesterreich jetzt gewährleisteten Gegenseitigkeit gerichtlicher Zwangsvollstreckung können in Deutschland gefällte gerichtliche Entscheidungen der Civilgerichte auch in Oesterreich gegen den Verurtheilten vollstreckt werden.
- Bonmor aus Leipzig. Als kürzlich durch einen heftigen Sturm die Kolossal=Figur, den "Frieden" darstellend, von der Säulenhalle heruntergefallen war, bemerkte ein Preuße zu einem Sachsen, daß dies doch eine schlechte Bedeutung sei, es gebe gewiß Krieg. "Ach nee, mein Kutester, das bedeutet Sie "Frieden auf Erden."
- Reitende Vögel. Es ist weltbekannt, daß die kräftigen Flieger unter den Zugvögeln im Winter nach Afrika gehen und dabei den Weg über das Mittelländische Meer in einem Zuge zurücklegen. Die weniger kräftigen benutzen die Inseln als Ruhepunkte und werden von der Reise stark angestrengt; Jedermann kennt ja z. B. die hundertfach wiederholten Schilderungen von den ermüdeten Wachteln auf Capri. Man findet aber auch ganz kleine mitteleuropäische Vögel, und zwar solche, deren kurze Flügel ihnen gar keinen weiten Flug gestatten, in den Wintermonaten auf afrikanischem Gebiete während sie zur Sommerszeit in Europa sind. Wie kommen die über das Meer? Oder nehmen sie etwa den Landweg über Kleinasien? In englischen und amerikanischen Blättern finden wir eben jetzt eine Anzahl von Beobachtungen verzeichnet, welche auf diese Frage eine ebenso hübsche wie unerwartete Antwort geben: sie reiten hinüber, und zwar auf den Rücken von größeren Zugvögeln, hauptsächlich von Kranichen. Ein Korrespondent der "New=Yorker Evening Post" schreibt: Im Herbst 1878 brachte ich mehre Wochen auf Kreta zu. Bei mehren Gelegenheiten lenkte der Dorfgeistliche, mit dem ich viel verkehrte, meine Aufmerksamkeit auf das zwitschernde Singen kleiner Vögel, welches deutlich hörbar wurde, wenn eine Heerde von Kranichen auf ihrem Fluge nach dem Süden über uns wegzog. Ich sagte ihm, ich sähe keine kleinen Vögel und vermuthete, daß das Geräusch von den Flügeln der großen herrühre. "Nein, nein", sagte er, "ich weiß, es ist das Gezwitscher der Kleinen, sie sitzen auf dem Rücken der Kraniche, ich habe sie oft aufliegen und wieder aufsitzen sehen, und sie bleiben während der Futterpause immer bei den andern." Ich war immer noch ungläubig, fand aber bald, daß das Dasein dieser kleinen gefiederten Begleiter bei alten und jungen Leuten für eine feststehende Thatsache galt. Ich sprach die Vermuthung aus, die Kleinen möchten vielleicht vom Ufer eine kleine Strecke seewärts fliegen und dann mit den Kranichen zurückkehren, aber "nein", hieß es, "sie kommen von Europa". Ich selbst habe das Gezwitscher der Thierchen mit Sicherheit mehrfach gehört, auf dem Lande sowohl wie über dem Meere. Eines Tages endlich fischten wir, 24 Kilometer weit vom Ufer auf dem Meere, als ein Zug Kraniche ganz nahe an der Yacht vorüberflog, die Fischer hörten die "kleinen Vögel" und machten mich auf ihren Gesang aufmerksam. Auf einmal rief Einer: "Da ist einer!"

[ => Original lesen: 1881 Nr. 60 Seite 3]

aber es gelang mir nicht, ihn zu sehen. Da schoß ein Fpischer seine Flinte ab; drei kleine Vögel stiegen aus der Heerde in die Höhe und verschwanden bald wieder unter den Kranichen.
- In der Nacht vom 21. zum 22. Juli sind in mehren Landstrichen an der Ems Buchweizen, Kartoffeln und Bohnen erfroren.


Anzeigen.

In der Nacht vom 24./25. Juli dieses Jahres sind aus dem Stalle des Wirthes Witt in Selmsdorf folgende Gegenstände gestohlen worden:
       1. Ein hellgrauer Sommerrock,
       2. eine braungestreifte Hose und dito Weste,
       3. Zwei neue leinene Hemden mit Einsätzen, gezeichnet: H. W.,
       4. eine Unterhose von weißem Parchent,
       5. ein Paar baumwollene Strümpfe,
       6. ein Paar schwarzwollene Strümpfe,
       7. eine graue Glaserschürze,
       8. Glaser=Werkzeug:
          a. ein Diamant,
          b. ein Hammer,
          c. ein Kittmesser,
       9. ein Paar neubesohlte Halbstiefel,
     10. eine Kleiderbürste,
     11. 9 M. baares Geld, und zwar:
          a. ein Fünfmarkstück,
          b. ein Zweimarkstück,
          c. zwei Markstücke,
     12. ein Fremdzettel, ausgestellt von dem Glasermeister Fleischhauer zu Potsdam auf den Namen des Glasergesellen Hermann Weich aus Goldbach.
Des Diebstahls verdächtig ist ein Former, circa 19 oder 20 Jahre alt, von mittlerer Größe, mit blondem Haar, ohne Bart, mit freier Stirne, graublauen Augen, langer Nase, gewöhnlichem Mund, dito Kinn, länglichem Gesicht, gesunder Gesichtsfarbe und schmächtiger Statur.
Bekleidet war derselbe mit einem braungrünen Sommerüberzieher, graugestreifter Hose und schwarzem runden vorne etwas eingerissenen Hut.
Um Vigilanz, Anhaltung der gestohlenen Gegenstände und des Diebes und schleunigste Benachrichtigung wird gebeten.
Neustrelitz, 28. Juli 1881.

Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.


Zur Beachtung.

Es wird hierdurch in Erinnerung gebracht, daß das Himbeer=Pflücken in den jungen Pflanzungen und Schonungen strenge untersagt und zugleich angekündigt, daß den Zuwiderhandelnden die betr. Gefäße in Zukunft confiscirt werden sollen. Den Selmsdorfer Einwohnern ist das Holzsammeln sowohl als jegliches Beeren=Pflücken und Krautschneiden im Rupensdorfer Revier verboten.
Schönberg den 4. August 1881.

Der Oberförster:               
C. Hottelet.        


Verpachtung.

Der Hauswirth H. Woisin zu Lindow beabsichtigt seine dortige Vollhufnerstelle mit Zubehör meistbietend öffentlich zu verpachten, wozu Termin angesetzt ist im Hause des Ackerbürgers Boye hieselbst auf

Donnerstag, den 15. September d. J.
Vormittags 11 Uhr.

Abschrift des Pachtcontractes ist beim Privatcopisten C. Buschow und beim Hauswirth Woisin zu erhalten und das Gehöft etc. stets in Augenschein zu nehmen.
Schönberg den 14. Juli 1881.

J. F. Kindler, als Notar.       


Erntehandschuhe
sind stets zu haben in Schönberg bei                                        
                                                    Emil Jannicke, Handschuhmacher.


Die unter Gottes gnädigem Beistande heute früh erfolgte glückliche Entbindung meiner lieben Frau, Elisabeth, geb. von Linstow, von einer gesunden Tochter, beehre ich mich hierdurch, statt besonderer Meldung, anzuzeigen.
Neustrelitz, 2. August 1881.

Regierungsrath von Arnim.                 
Kammerherr S. K. H. des Großherzogs.       


Die Lehrer

im Fürstenthum Ratzeburg, welche bei der Einweihung der Domkirche den 24. Psalm mitgesungen haben, werden gebeten, zu erklären, ob sie bereit sind, diesen Psalm noch einmal an unserm Missionsfeste, den 7. September, in der Domkirche mitzusingen, und mich baldigst durch Postkarte in Kenntniß zu setzen. Probe wird am genannten Tage Morgens 9 Uhr stattfinden.
Domhof=Ratzeburg den 31. Juli 1881.

Probst Russwurm.       


Mecklenburgische Bank,
Schwerin i. M.

Status per ultimo Juli 1881.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Außerordentliche Generalversammlung
des
Feuerversicherungs=Vereins Mecklenburgischer Kirchendiener und Forstbeamten
am 12. September d. J.
Mittags 12 Uhr in Schwerin
Stern's Hôtel

          Tagesordnung:

1. Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr.
2. Gewährung des Eintritts anderer als der im §. 8 der Statuten bezeichneten Mecklenburgischen Beamten.

Der Vorstand.       


Die Wormser Müller-Schule

beginnt das Wintersemester am 1. November. Programme und Auskunft ertheilt die
                          Direction: Dr. Schneider.
WORMS a. Rhein.


Von der Direction der
Kaiserl. Tabacks=Manufactur zu Straßburg

ist mir der Alleinverkauf sämmtlicher Fabrikate für Grevesmühlen und Umgegend übertragen und halte ich die Fabrikate derselben hiemit bestens empfohlen.

Cigarren in abgelagerter, guter Waare
zu 3,50 bis 15 M. à 1/10 Kiste.
Grevesmühlen, Juli 1881.                          
                                                    A. Schultz.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 60 Seite 4]

Handwerker Mecklenburgs!
Innungsgenossen!

Wie lange noch wollen wir es dulden, daß unserem Gewerbe der Boden unter den Füßen entzogen wird. Wie lange soll es noch dauern, daß die Handwerksgesellen unfähig zu tüchtiger Arbeit die Landstraße bevölkern und wir dadurch gezwungen werden oft schlecht ausgeführte Arbeit zu theuren Preisen zu liefern? Seit Jahren hat sich der Handwerker Mecklenburgs von den Liberalen täuschen lassen, von einer Reichstags=Periode zur andern hofften wir auf Besserung, doch es waren nur vergebliche Hoffnungen, der Liberalismus hat kein Herz für den Handwerker, ihm steht die Ausführung seiner Ideen höher als unser Wohl, was kümmert es den Liberalen, wenn dem Handwerker seine Meisterehre geraubt wird, und er zum Lohnarbeiter herabsinkt, wenn nur die schrankenlose Gewerbefreiheit, und auch die schrankenlose Freizügigkeit bewahrt bleibt, mag dann der Handwerker gerne zum Lohnarbeiter und Knecht werden, Freiheit brachte der Liberalismus, aber sie war auch darnach. Freiheit verlieh er dem Capital, Unterdrückung durch die Abhängigkeit vom Kapital war das Loos des Handwerkers, doch die nothwendigsten Forderungen des Handwerkers, soll sein Stand sich zur neuen Blüthe entfalten, sind:

1. Obligatorische Innungen,
2. Geordnetes Lehrlingswesen,
3. Gesellen- und Meisterprüfungen,
4. Geordnetes Heimathwesen,
5. Geordnetes Wanderwesen,
6. Heranziehung des Capitals durch eine angemessene Börsensteuer.
Diese Forderungen kann und wird der Liberalismus niemals erfüllen. Wohlan kehren wir ihm den Rücken, seit Jahren tritt eine conservative Partei für diese unsere Ideen ein, hören wir auf, Unterwürfige und Nachbeter des Liberalismus zu sein und werden wir mächtige und selbstbewußte Verbündete der Conservativen, laßt uns zeigen, daß wir den liberalen Bann gebrochen und über die Schmähungen der liberalen Zeitungsschreiber erhaben sind.
Handwerker Mecklenburgs, tretet selbstständig zusammen und gründet conservative Wahlvereine, wo aber solche schon bestehen, schließt euch ihnen an, der Erfolg ist euch sicher, wir Gadebuscher Handwerksmeister traten selbstständig zusammen und schon jetzt erfreut sich unser Verein einer hohen Blüthe; wenn jede Stadt Mecklenburgs unternimmt, was Gadebusch that, dann wird kein liberaler Abgeordneter je wieder aus Mecklenburg nach Berlin gesandt.
Gadebusch 1881.

August Pragst, Glasermeister.
J. F. Lübcke. Maschinenbauer.
C. Stephan, Schustermeister.
C. Pauls, Töpfer.
W. Weidemann, Schmiedemeister.
W. Becker. Drechslermeister.
H. F. Weber, Schneidermeister.
A. Kollmorgen, Sattlermeister.
H. Frahm, Klempnermeister.
E. Schultz, Gärtner.
P. Düßler, Schneidermeister.
H. Saß, Tischlermeister.
Ad. Busch, Glasermeister.
F. Schönberg, Schneidermeister.
C. Trube, Schlachtermeister.
E. Schultz, Schneidermeister.
      H. Eggers, Schuhmachermeister.
A. Schröder, Seilermeister.
H. Evers, Stellmachermeister.
F. Brandt, Schmied.
C. Böhme, Sattler.
H. Müller, Maurermeister.
F. C. Gerds, Malermeister.
J. A. Gehlke, Tischlermeister.
L. Güthe, Schuhmachermeister.
F. Jentz, Schlossermeister.
Robert Grothkast, Schuhmachermeister.
C. Winkelmann, Schlachter.
J. Neumeister, Schlachter.
J. Barckert Schuhmachermeister.
Wilh. Saß, Tischler.
F. A. Rosehr, Maler.
      C. A. Wolter, Maler.
W. Wenzel, jun., Drechsler.
Fr. Grothkast, Tischlermeister.
H. Levermann, Klempnermeister.
Albert Eyl, Maschinenbauer.
Ludw. Jentz, Malermeister.
Carl Jentz, Hofschlosser.
L. Hühn, Schuhmachermeister.
H. Kruse, Pumpenbauer.
Fried. Becker, Töpfer.
W. Viereck, Tuchmacher.
J. Köhler, Töpfermeister.
Fr. Mälk, Böttchermeister.
J. Müller, Sattlermeister.


Am Sonntag den 7. d. M. Nachmittags 5 Uhr werden im Schützenhause die nicht abgeforderten Gewinne der diesjährigen Tombola meistbietend verkauft, wozu die Schützenmitglieder freundlichst einladet
Schönberg den 5. August 1881.

der Vorstand der Schützenzunft.       


Zu sogleich oder Michaelis steht noch
eine Wohnung

parterre zu vermiethen. Näheres in der Expedition dieses Blattes.


Eine fast neue, sehr leicht und billig arbeitende

Seltermaschine
steht preiswürdig zum Verkauf. Kaufliebhaber können Näheres erfahren Sabowerstraße Nr. 23. Schönberg (Meckl.) den 5. August.


Zu Michaelis
wird ein ordentliches Mädchen oder eine Aufwartefrau gesucht von                          
                                                    Frau Prorector Juling.


Fruchtpressen
vermiethet                          
                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Sieben Faselschweine

ein halb Jahr alt, stehen in der Holländerei zu Toriesdorf zum Verkauf.


Bergmann's
Sommersprossen-Seife
zur vollständigen Entfernung der Sommersprossen, empf. à Stück 60 Pfennig (Mecklenburg). Apotheker Herold, Ratzeburg.



Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 7. August.

Frühkirche: Fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
     Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 4. August 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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