No. 30
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. April
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 30 Seite 1]

Des Osterfestes wegen erscheint die nächste Nummer der Anzeigen am Freitag den 22. April d. Js.


Landwirthschaftliches aus Schweden.

Den Erndteertrag sucht man durch reichere und bessere Düngung zu steigern, namentlich auch durch künstliche Düngemittel, wie Phosphate, Knochenmehl u. s. w. So lieferte z. B. im mittleren Schweden der Hektar Acker noch vor 1 oder 2 Jahrzehnten etwa 18 Hektoliter, heute dagegen 40 Hektoliter, ja auf einem mir besonders bekannten Gut in der letzten Erndte 46,6 Hektoliter Getreide. Man erzielt bei dieser Bewirthschaftung eine 16= bis 20fache, ja auf vorgenanntem Gut im letzten Jahr eine 23fache Getreideerndte. Jedoch sei hier erwähnt, daß die diesjährigen officiellen Veröffentlichungen des statischen Bureaus für 1877 für Weizen eine 5 1/2 fache, für Roggen, Gerste und Hafer eine 6fache und für Kartoffeln eine 6 1/2 fache Erndte für das ganze Reich im Durchschnitt ergeben. Durch die bessere und reichliche Düngung verschwindet auch die alte Sitte mehr und mehr, die Felder ein Jahr um das andere oder wenigstens nach einigen Jahren je ein Jahr brach liegen zu lassen. Da das Wasser der schwedischen Bäche wenig düngende Sinkstoffe enthält und dazu bis weit in den Sommer hinein kühl bleibt, so ist dasselbe zur Wiesenbewässerung weniger geeignet, und dies mag der Grund sein, weshalb auch anstatt des Kunstwiesenbaues der Feldgrasbau - ich sah meistens Thimotheusgras - besonders gepflegt wird. Ebenso wird viel Klee gebaut. Um in der kurzen Sommerzeit das Trocknen zu beschleunigen, legt man den Klee auf in einfachster Weise zu diesem Behuf hergestellte Holzzäune, ebenso wie man oft die Korngarbe auf eine Holzstange aufsteckt. Auf dem vorerwähnten Gute lieferte der Hektar Kleefeld in der letzten Erndte im ersten Schnitte 8010 Kilogramm und im zweiten 3005 Kilogramm Heu. Als ein Beispiel, wie gewaltig durch rationelle Bewirthschaftung die Landwirthschaft an Ertrag sich gesteigert hat, führe ich an, daß auf einem Gute im mittleren Schweden, welches 1857 nur 20 Kühe ernährte, jetzt 135 Kühe, 20 Kälber und 4 Stiere gehalten werden. Dazu hat man nicht nur die Milchergiebigkeit derselben gesteigert. Auf demselben Gute, wo vor einem oder mehreren Jahrzehnten der Landwirth noch mit 1200 Liter Milch pro Kuh jährlich zufrieden war, gewinnt man jetzt 2600 Liter per Kuh. In richtiger Erkenntniß der Bedeutung der Milchwirthschaft hat man durch Kraftfuttermittel die Ergiebigkeit weiter noch bis auf 3100 Liter gesteigert; ja einzelne Exemplare geben jährlich 5000 Liter Milch. Auf einem gut verwalteten Gut erhielt jede melkende Kuh täglich 4,7 Kilogramm Kraftfutter, welches aus 0,6 Kilogramm Rappskuchen, 0,6 Kilogramm Sonnenblumensamenkuchen, 0,9 Kilogramm gemahlene Wicken, 1,3 Kilogramm Weizenkleie, 1,3 Kilogramm Gerstenabfälle bestand. Die Oelkuchen werden meist eingeführt. 1878 überwog die Einfuhr die Ausfuhr um mehr als 4 1/2 Millionen Kilogramm. Durch das Kraftfutter erzeugt man größere Mengen Dünger, Fleisch und Milch. Auf die Qualität der letzteren sowie weiter auf die Güte, den Geruch und Geschmack der Butter, wirkt wesentlich fördernd der Umstand ein, daß die Kühe den Sommer hindurch sich frei auf der Weide bewegen, und daher besser verdauen und die Hautausdünstungen leichter abgeführt werden als bei unserer Stallfütterung, bei der wir außerdem vielfach technische Abfälle verwenden, während der Schwede auch im Winter Heu und Körner füttert.
In der schwedischen Milchkammer herrscht die peinlichste Sauberkeit. Das Eis wird mit einem hölzernen Hammer auf einem eisernen Roste klein geschlagen und die durchfallenden eier= oder nußgroßen Stücke zur Kühlung des die Milchsatten umgebenden Wassers benutz. Von 100 Liter Milch erhält man - nach Angabe eines Gutes im mittleren Schweden - nach zehn Stunden 9,73 Liter Rahm, welche 2,42 Kilogramm Butter geben. Nach weiteren 14 Stunden gewinnt man noch 7,54 Liter Rahm und aus diesen weiter 1,23 Kilogramm Bitter. Im Durchschnitt geben 26 Liter Milch 1 Kilogramm Butter, und da man für ein Kilogramm Butter 2,50 bis 2,60 M. erhält, so hat man durch die Butter allein das Liter Milch zu 10 Pfennig (Mecklenburg). verwerthet. Die abgerahmte Milch, welche etwa noch 1 Procent Fettstoffe enthält, wird entweder nach den größeren Städten transportirt und dort an die Haushaltungen oder an die Bäcker verkauft, oder zur Käsebereitung benutzt. Vielfach wendet man jedoch dieselbe in neuerer Zeit mit Vortheil zur Kälberzucht an. Man erzielt aus dem Liter abgerahmter Milch netto etwa 3 bis 5 Pfennig (Mecklenburg). Der Absatz der Butter geschieht meist durch Genossenschaften, denen, um die Landwirthe im eigenen Interesse zur Erzeugung guter Waare anzuhalten, das Recht zusteht, die Butter zu classificiren, beziehungsweise den Preis derselben festzusetzen. Die Genossenschaften haben sich in jeder Hinsicht als praktisch und förderlich erwiesen.


Politische Rundschau.

Der Reichskanzler hält an der Idee des Tabacksmonopols fest. Er geizt nicht mit Versprechungen. Den Fabrikanten verheißt er Entschädigung, den Cigarrenarbeitern, sogar den Cigarrenhändlern stellt er die Gewährung von Lebensunterhalt auf 1 Jahr in Aussicht; nur die Tabackshändler sollen daran glauben müssen. Fürst Bismarck hat gut versprechen. Einstweilen verblutet sich aber die so gesunde deutsche Tabacksindustrie unter den fortgesetzten Anzapfungen.
Für die Wachtposten in Berlin ist eine neue Instruktion bezüglich der Festnahme von Civilpersonen erlassen worden. Hiernach haben die Wachtposten auf den Antrag aller der mit der Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit betrauten Personen, als Beamte der Staatsanwaltschaft, der Polizei, Gensdarmen, Nachtwächter u. s. w. jeden ihnen Bezeichneten unweigerlich, jedoch auf Gefahr und mit Verantwortung des Antragstellers festzunehmen. Letzterer hat für schleunige Abholung des Inhaftirten Sorge zu tragen, widrigenfalls der Wachtposten denselben wieder seiner Haft entläßt. In Bezug auf die Festnahme von Militairpersonen bleibt es bei den bestehenden Anordnungen.

[ => Original lesen: 1881 Nr. 30 Seite 2]

Die Luft wird rein, ganz rein; wenn wir Deutschen daheim etwas Großes und Guies auszurichten haben, die Zeit ist günstig, wir werden für eine Weile, aber nicht Langeweile, die Arme frei haben. Unsere Nachbarn, die Russen und Franzosen, werden uns nicht stören, nicht einmal geniren, die einen haben übergenug mit sich, die andern mit Algier, Tunis und Tripolis zu thun und man weiß, die Arbeit wächst oft unter den Händen, wie der Appetit unter'm Essen. Die Franzosen wollen Tunis nicht annektiren, bei Leibe nicht, nur, wie sie sagen, wenn es durchaus nöthig ist und der Bey sich gar nicht fügen will. Nach dem modernen Maßstab ist es nur eine Hand voll Soldaten, die sie hinüber schicken, etwa 15,000 Mann, aber für den Deutschen Zuschauer und Kritiker ist schon das interessant, daß es mit dem Mobilmachen gar nicht so fix und glatt geht, wie es auf dem Papier steht; es giebt viel Aufenthalt, Verwirrung, Ordre und Gegenordre, so daß die Pariser die Köpfe dazu schütteln. Sie haben uns Deutschen allerlei abgeguckt, mehr aber, wie man sich räuspert und spuckt, als wie man mobil macht. Die Mobilmachung drüben sieht wie eine Probe aus, aber wie eine schlecht gelungene. Bismarck hat der französischen Regierung seinen Segen zum Feldzug gespendet; Frankreich, sagte er einem Abgesandten, mag ruhig in's Feld ziehen, es wird keine europäischen Verwickelungen geben, England wird ein finsteres Gesicht machen, aber sich nicht rühren, Italien wird schreien, aber auch nichts thun. Der Zug nach Algier und Tunis ist ein Unterpfand des Friedens. - Frankreich wird beschäftigt und wird seinem militairischen Ruhmesbedarf durch eine glückliche Campagne Genüge thun. Es hat ihm seit 1871 in allen Fingern gekrippelt.
Kaiserin Augusta hat vor zwei Jahren einen Preis von 2000 M. für die beste Arbeit über die furchtbare Diphtheritis ausgesetzt. Die berühmtesten Aerzte waren zu Preisrichtern bestellt und der Preis sollte dieser Tage im Chirurgen=Congreß in Berlin

(Fortsetzung in der Beilage.)


Schönberg. Am Donnerstag Nachmittag wurde hier in der Richtung nach Selmsdorf ein heftiger Rauch beobachtet, von dem man annahm, derselbe sei durch ein großes Feuer in Selmsdorf oder Sülsdorf erzeugt. Nachdem von hier aus zwei Spritzen zur Hülfe abgegangen waren, kam alsbald die Nachricht, daß die Hohemeiler Tannen brennen, in denen das Feuer bei dem heftigen Nordostwinde große Verheerungen anrichten wird.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Boitin=Resdorf belegene Büdnerstelle Nr. 1 des Arbeitsmanns Ludwig Möller aus Rabensdorf ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Mittwoch, den 18. Mai d. Js.,
Vormittags 11 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen Besitzer als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 28. Februar 1881.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Eichen=Lohrinden=Auction.

Am Mittwoch den 27. April Morgens 11 Uhr soll in Kösters Hotel hieselbst die diesjährige Eichenloh=Nutzung

1. aus dem Rupensdorfer Revier, nachgewiesen durch den Oberförster C. Hottelet zu Schönberg.
2. aus dem Carlower Revier, nachgewiesen durch den Förster Joachimi zu Carlow.
3. aus dem Schlagbrügger Revier, nachgewiesen durch den Förster Blanck zu Schlagbrügge bei Ratzeburg.
4. aus dem Mannhäger Revier, nachgewiesen durch den Förster Solvie zu Mannhagen bei Mölln i. L.
meistbietend gegen Baarzahlung zur Selbstgewinnung verkauft werden.
Schönberg den 14. April 1881.

Der Oberförster:                
C. Hottelet.       


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Ziehung am 1. Juni 1881.

Hauptgewinne: 1 Gewinn im Werthe von M. 10,000. 1 von 6000. 1 von 5000. 1 von 4000. 1 von 3500. 1 von 3000. 1 von 2500. 1 von 2000 und 44 einzelne Wagen und Reitpferde im Werthe von 600 bis 1800 Mrk. sowie 1000 weitere Gewinne im Werthe von 5 bis 300 Mark, zu dieser Lotterie versendet der Unterzeichnete Loose incl. Porto und Spesen:

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zwölf Original=Loose zu 45 Mark

gegen Einsendung des Betrages oder per Postnachnahme. Jeder Theilhaber erhält die Gewinnliste franco und gratis übersandt, größere aus Pferden und Wagen bestehende werden per Telegramm angezeigt. Da in der Regel die Betheiligung bei dieser Lotterie eine sehr starke ist, so wolle man Bestellungen baldigst machen, um allen Wünschen genügen zu können.

                                                    D. F. Seipp
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 30 Seite 3]

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[ => Original lesen: 1881 Nr. 30 Seite 4]

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Ich mache hiemit die ergebenste Anzeige, daß ich dahier eine

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eröffnet habe.

Sülsdorf im April 1881.      
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"Der heutigen Nummer unserer Gesammtauflage liegt ein Prospect des bekannten Bankhauses "Abr. Kaufmann" in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrl. Leser besonders aufmerksam machen."


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Von heute an ist bei mir gegen gleich baare Zahlung

Kartoffelland

zu haben.

Schönberg.                                                     Eckmann.


Durch die glückliche Geburt einer Tochter wurden erfreut

                          J. Ludw. D. Petersen u. Frau
                          geb. Bade.

Schönberg den 12. April 1881.


Allen Verwandten und Bekannten, welche meiner lieben Frau die letzte Ehre erwiesen und mit Blumen beschenkt, sage hiermit meinen innigsten Dank.
Schönberg den 13. April 1881.

Fach.       


Kirchliche Nachrichten.
Charfreitag.

Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittagskirche: Pastor Langbein.

1. Ostertag.

Frühkirche: Pastor Kämpffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Nachmittagskirche: Pastor Kämpffer.

2. Ostertag.

Frühkirche: Fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittagskirche: Fällt aus.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 14. April 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 30 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 30 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 15. April 1881.


zuerkannt werden. 9 Schriften waren eingelaufen, aber keiner konnte der Preis zuerkannt werden. Er ist nun für 1882 neu ausgeschrieben worden in der bestimmten Fassung: "Experimentelle Untersuchungen über die Ursache der Diphtheritis und die aus dieser sich ergebenden praktischen Folgerungen". Möchte es endlich gelingen, dem Würgengel besser zu Leibe zu steigen.
Der Großherzog von Weimar hat auf seiner Rückreise aus Petersburg Bismarck besucht und ihm geschildert, was er dort gesehen und erlebt hat. Der neue Kaiser, sagte er, wird, was Deutschland betrifft, vollständig in die Fußstapfen seines Vaters treten. Er kann jetzt und lange Zeit noch nichts besser brauchen, als getreue und starke Nachbarn und desgleichen. Ein Mann, der bis an den Hals im Wasser steckt, braucht einen Freundesarm.
Ein besonderes Jubiläumsgeschenk haben die deutschen Fürsten für den Herzog von Braunschweig. Sie wollen ihm zum goldenen Regierungsjubiläum am 25. April die Würde eines Großherzogs antragen.
Frankreich. Frankreich schickt 15,000 Mann nach Algier, um die tunesischen Grenzstämme, die Krumirs, zu züchtigen. Die Italiener und Engländer sind sehr mißtrauisch gegen die Expedition, in Rom ist sogar das Ministerium weil es nicht mißtrauisch genug war, gestürzt worden. Der Bey von Tunis hat den Franzosen erklärt: ich werde meine Völker selbst im Zaume halten. Womit? antworteten die Franzosen.
Rußland. In der Familie des Czaren sind heftige Zerwürfnisse ausgebrochen, oder vielmehr erneuert und vergrößert. Daß Alexander III. mit seinem Oheim, Konstantin Nikolajewitsch seit dem Orient=Kriege zerfallen war, ist ziemlich bekannt; als Grund wird angegeben, daß Großfürst Konstantin mit einem übel berüchtigten Armeelieferanten, wenn auch nicht unter einer Decke gesteckt, doch dieselben begünstigt habe. Des Großfürsten ältester Sohn, Nikolai Konstantinowisch, welcher sich früher einer Handlung schuldig gemacht, die ihm die Internierung in einer kleineren Stadt (zu deutsch Gefangenschaft) schon unter dem vorigen Czaren eintrug, hatte sich ohne Erlaubniß Alexanders III. aus seinem Aufenthaltsort entfernt und war im Begriff nach St. Petersburg zu reisen, wurde jedoch auf seinem Wege ergriffen und auf's Neue zur Haft gebracht. Hierüber hat der Großfürst Konstantin den Czaren zur Rede gestellt, wobei es zu heftigeren Auftritten gekommen sein soll, als dies sonst bei Hof üblich ist. Die Unterredung endete damit, daß der erstere sofort ins Ausland abgereist ist (zu deutsch Verbannung).
Der Czar, der seit längerer Zeit das Palais nicht verlassen hat, begiebt sich mit seiner Familie in das in der Nähe von Petersburg gelegene Schloß Gatschina, um bis zu seiner Abreise nach Deutschland dort seinen Aufenthalt zu nehmen.
In nächster Nähe von Petersburg soll eine vollständig explosionsfähige Mine entdeckt worden sein.
Das Urtheil in dem Attentats=Prozeß ist gefällt worden, danach sind Ryssakow, Michaeloff, Jeljaboff, sowie die Jesse Helfmann und die Perowskaja zum Tode durch den Strang verurtheilt. Betreffs der letzteren, als einer Adligen, bedarf das Urtheil der kaiserlichen Bestätigung.
Die Uebersiedelung Czar Alexanders III. von Petersburg nach Gatschina ist unter strengster Wahrung des Geheimnisses vorbereitet und vollzogen worden. Naheliegende Ursachen hatten es wünschenswerth erscheinen lassen, die Meinung zu erwecken, als wolle der Kaiserliche Hof die nächsten Monate in Zarskoe Selo zubringen. Der Kaiser, so wird erzählt, befindet sich in großer Gemüthserregung;
Ruhe ist für ihn in jeder Begehung nothwendig und er hofft, daß ihm in dem jetzt gewählten Aufenthalt diese Ruhe nicht fehlen wird. Der Aufenthalt in Gatschina soll mindestens ein Vierteljahr währen, da die Kaiserin Maria Feodorowna in zwei Monaten ihrer Entbindung entgegensieht.
Großfürst Konstantin Nikolajewitsch, der Oheim des Kaisers, wird allmählich seiner Würden entkleidet. Das Amt, das ihm zunächst genommen werden soll, ist das eines Großadmirals. Den Anlaß zur Verabschiedung soll das fünfzigjährige Marine=Dienstjubiläum des Großfürsten geben, der als dreijähriges Kind der Seewehr zugetheilt wurde.
Von den verurtheilten Staatsverbrechern haben Michailow und Russakow, neuesten Nachrichten zufolge, Gnadengesuche bereits unterzeichnet, Kibaltschitsch und die Helfmann werden voraussichtlich noch von ihren Vertheidigern bewogen werden, das Gleiche zu thun. Die Perowkaja bat zu einem solchem Schritte noch keine Veranlassung, da ihr Todesurtheil erst noch der kaiserlichen Verfügung unterliegt. Sheljabow wird, seinem ganzen Auftreten nach zu urtheilen, keine Gnade fordern. Es verdient Beachtung, daß für die Strafumwandlung wenigstens bezüglich der Frauen und einiger der minder schuldbelasteten Männer ziemlich lebhaft agitirt wird, daß beispielweise der Professor Solowiew von der Petersburger Universität in einem öffentlichen Vortrage unter Hinweis auf die versöhnende Lehre des Christenthums für die theilweise Begnadigung plädirte.
Rußland. Die Revolution in Rußland tritt immer merkwürdiger auf und verhandelt bereits mit dem neuen Kaiser, wie eine Macht mit der andern, nur daß die eine Macht ohne Namen als "Geheimer Revolutionsausschuß" unterzeichnet. "Unterzeichnet"; denn sie hat an den Kaiser ein Manifest gerichtet und ihm dasselbe in seinen Palast geschickt, eine Art Ultimatum. Dieses Manifest ist in großem Format gedruckt und verlangt von dem Kaiser 1) Allgemeine Amnestie für alle politischen Verbrecher, 2) Einsetzung einer Vertretung des gesammten russischen Volkes aus Abgeordneten aller Stände ohne Unterschied. Für die Zeit der Wahlen verlangt das Manifest vollständig freie Bewegung durch Wort, Presse und Versammlungen. Es schließt: Wenn der Kaiser diese Bedingungen erfüllt, "dann schwören wir bei allem, was heilig ist, die Waffen niederzulegen und uns vollständig der Regierung zu unterwerfen." Der Ton des Schriftstücks ist gemessen und furchtbar ernst und so, als ob sich der Revolutionsausschuß auf den Willen vieler Millionen stützen könne. Der Kaiser hat nach Empfang des Manifestes sofort einen außerordentlichen Minister= und Vertrauten=Rath in seinen Palast berufen.
Türkei. Der Zustand auf der Insel Chios ist furchtbar. Die Zahl der Erdstöße betrug bis jetzt 250 und 40 waren so stark, daß sie die dicksten Mauern umwarfen. Die Zahl der Todten soll an 16,000 betragen. Man befürchtet ansteckende Krankheiten, da man die vielen Todten nicht alle begraben kann.
Ungarn. In Ungarn hat die Theiß in Folge eines Dammbruches bei Berzel 100,000 Joch Ackerfeld, bei Szentes 40,000 Joch überfluthet. Die Reichsregierung hat 4 Bataillone Pioniere zu Hülfe geschickt.


- Berlin ist um eine weltstädtische Einrichtung reicher geworden, welche die Aufmerksamkeit besonders der Geschäftswelt und desjenigen Theiles des Publikums verdient, welcher größere, namentlich überseeischen Reisen unternimmt. In ihren Prachträumen hat die Speditionsfirma Brasch und Rothenstein ein "Centralbureau für den Weltverkehr" und ein damit verbundenes großes "Informationsbureau" errichtet, welches allen Berlin auf der Durchreise besuchenden Fremden und den geschäftlich interessirten Berlinern zur unentgeltlichen Verfügung steht und ihnen für den internationalen und überseeischen Verkehr nach allen Richtungen hin Auskunft ertheilt. Was dem Geschäftsmann wie dem Vergnügungsreisenden hier zu Gebote steht, ist in der That geeignet ihm eine ganze Last von Unbequemlichkeiten abzunehmen, welche auch dem Bemittelten und Reisegewandten oft die größten Schwierigkeiten bereiten,

[ => Original lesen: 1881 Nr. 30 Seite 6]

seine Pläne kreuzen, seine Zeit in Anspruch nehmen und obendrein noch in vielen Fällen theuer zu stehen kommen. Zwei große im behaglichen Komfort eingerichtete Lesezimmer (eines für Damen und Nichtraucher) stehen dem Publikum zur Benutzung offen. Es liegen darin nicht weniger als 207 Zeitungen und Zeitschriften, hauptsächlich solche, welche für Handel und Verkehr hervorragend, bedeutend sind, aus allen Ländern der fünf Welttheile aus, darunter fünfundfünfzig deutsche. Abgesehen von Europa und Nordamerika finden sich die wichtigsten Blätter von Australien, Ostindien, holländisch Indien, China, Japan, Persien, Aegypten, Algier, Tunis, Kap, Transvaal, Panama, Brasilien, Westindien, La Plata, Chili und Peru vor. Da sind ferner Adreßbücher aller größeren Städte, Dampferlisten (mit den Passagieren), Wolffs telegraphische Depeschen, Dampferankunftsdepeschen, Marktberichte der wichtigsten Handelsplätze der ganzen Erde, Fahrpläne, Landkarten, Reisebeschreibungen etc. Die weiteren Räumlichkeiten, welche von dem Institute eingenommen werden (noch ca. 6 bis 7 Zimmer und Salons), enthalten, eine Bibliothek mit Schiffsregistern, Zolltarifen, Handelsgesetzbücher fast aller Länder der Erde, welche das Bureau in Stand setzen, in dieser Richtung allen Nachfragen zu genügen. Speziell über die Berliner Verkehrs= und Platzverhältnisse wird jede Auskunft, sofern sie nicht mit Selbstkosten verbunden ist, gratis ertheilt. Die Einrichtung einer kaiserlichen Post= und Telegraphen=Agentur steht in Aussicht. Der Reisende kann ferner hier Billete von Berlin ab nach den meisten überseeischen Ländern kaufen und zwar zu den Originalpreisen der betreffenden Bahnen und Dampferlinien, für einzelne Routen sogar mit besonderer Vergünstigung. Das "Kursbureau" ertheilt gratis Auskunft über jede Eisenbahnverbindung auf dem Continent. Briefe und Telegramme an Reisende werden aufbewahrt und nachgesandt. Man findet ferner ein Register aller in Berlin (in Hotels oder Privatwohnungen) sich aufhaltenden Fremden, so weit Vollständigkeit hier möglich ist. Die Speditionsabtheilung besorgt das Gepäck des reisenden Publikums, sowie Güter nach allen Richtungen. Eine Telephonleitung verbindet das Bureau mit der Hauptspeditionsabtheilung auf dem Lehrter Bahnhof und den Lokalbureaux. Endlich wird eine Bankkasse ausländische Geldsorten aller Länder einwechseln und Werthsachen sowie Gelder gegen Depotschein in Verwahrung nehmen. Dies ist in kurzen Umrissen das Programm des Instituts, welches jetzt in das Leben getreten ist. Das reisende Publikum darf demselben in seinem eigenen Interesse eine glückliche Entwicklung wünschen.
- Ein großer Prozeß, der für einen der blühendsten deutschen Industriezweige von weittragender Bedeutung ist, hat vor dem Londoner Appellationsgericht sein Ende erreicht und zwar mit dem Siege der deutschen Firma. Die Singer Manufacturing Company in London hatte mit Unbehagen bemerkt, daß ihr von deutschen Nähmaschinen=Fabrikanten erfolgreiche Konkurrenz gemacht wurde. Sie beschloß daher, gegen den Vertreter der Frister und Roßmann'schen Nähmaschinen=Fabrik, Herrn Herrmann Loog in London, klagend vorzugehen und zwar unter dem Vorgeben, daß diese Firma welche nach dem Syrern "Singer" und "Wheeler und Wilson" fabrizirt, dadurch eine Täuschung des Publikums herbeiführe, daß sie auf allen Cirkularen, Preislisten etc. den Ausdruck "Frister und Roßmann'sche Singer=Maschine" gebrauche. Die Verhandlung erster Instanz währte 17 Tage. 45 Zeugen, Händler, Käufer etc. wurden vernommen. Der gedruckt vorliegende stenographische Bericht weist nach, daß ein Zeuge 26 Stunden (!) vernommen wurde und daß im Kreuzverhör 11,304 Fragen gestellt wurden. Als das Urtheil gesprochen wurde, lautete es gegen die Herren Frister und Roßmann resp. deren Agenten. Die Gerichtskosten betrugen 6000 Pfund Sterling oder 120,000 M. - Die unterlegene Firma konnte sich jedoch bei diesem Erkenntniß nicht beruhigen, sie appellirte und es wurde nach nur viertägigen Verhandlungen die Anklage zurückgewiesen und der Singer Manufacturing-Compagny die inzwischen auf 200,000 M. angewachsenen Kosten auferlegt. Während dieser letzten Verhandlung wurde noch die interessante Thatsache festgestellt, daß der inzwischen nach Australien gegangene Direktor der Singer'schen Fabrik eigenmächtige Aenderungen in der stenographischen Aufnahme der Verhandlungen vorgenommen hatte. In den Entscheidungsgründen sagt der erste Richter, Lord Justice James, daß die Cirkulare die Möglichkeit einer Täuschung absolut ausschließen und daß die Bezeichnung "System Singer" nicht den Eindruck machen könne, als handle es sich um eine in Amerika fabrizirte Singer'sche Maschine. - Die deutsche Nähmaschinenfabrikation wird Dank dieser im heißen Kampfe errungenen Entscheidung nach wie vor auf dem englischen Markte ein lohnendes Absatzgebiet haben.
- Spielkartenstempel. Das Deutsche Reich hat zusammen 66 Spielkartenfabriken die insgesammt im abgelaufenen Etatsjahr 4,320,100 Spiele fabrizirten. Ausgeführt wurden 921,100 Spiele, die also nicht versteuert wurden, eingeführt und verzollt nur 26,000 Spiele. Der heimische Stempel beträgt pro Spiel 30 Pfennig (Mecklenburg). und wurden im Ganzen Steuer eingenommen 1,083,400 M. d. i. auf den Kopf 2,4 Pfg. Preußen mit 14 Fabriken ergab 622,200 M., Würtemberg, Baden, Hessen mit zusammen 6 Fabriken 212,500 M., Bayern mit 19 Fabriken 131,300 M., Sachsen mit 16 Fabriken 84600 M. die übrigen Staaten nur geringe Beträge.
- Im Rauhen Hause in Horn bei Hamburg ist der OC.=Rath Dr. Wichern gestorben, einst viel genannt und gefeiert. Er war ein Mann von seltenem organisatorischen Talent, die Kirche hat wenige seines Gleichen aufzuweisen. Er war überaus thätig und ein Redner voll Kraft. Sein ganzes Leben stand im Dienste der Menschenliebe und seine Schöpfungen in Horn sichern ihm langen Nachruhm. Der gesunde Theil der inneren Mission ist auf ihn zurückzuführen. Er war ein strenggläubiger Theologe und doch beherrschte sein Thun und Lassen nie das Dogma, er förderte lieber das Christenthum durch liebevolles Sorgen für Arme und sittlich Verlorene. Ein hochgebildeter Mann sicherte ihn seine Lust am praktischen Christenthum vor mancherlei Einseitigkeiten. In den Gefängnissen diente er den Verbrechern, in den Familien Gefangener tröstete und half er. Er war ein frommer Mann, aber kein Mucker, eine genial angelegte noble Natur, ein Missionär in großem Stiel. Auch seine Persönlichkeit war imponirend.
- Zum Wuchergesetz. Zum ersten Male hatte sich vor einigen Tagen die Strafkammer des Berliner Landgerichts I. mit einer Anklage auf Grund der Wuchergesetze zu beschäftigen und zwar richtete sich dieselbe gegen den Rentier und Geldverleiher Levi Moses Cohn, einen schon bejahrten Mann, der eben zu hohe Procente genommen hat. Der Gerichtshof erkannte 4 Wochen Gefängniß und 500 Mark Geldbuße.
- Prinz Peter Bonaparte ist in einem Gasthofe zu Versailles gestorben. Die Bonapartes, ziemlich zahlreich, sahen fast alle das Leben für ein Gastmahl an und setzten sich gerne an die volle Tafel, nahmen aber, wenn die Zeit bös war, auch mit wenig vorlieb. Prinz Peter führte von klein auf ein abenteuerliches Leben und gehörte zu den Vettern des dritten Napoleon, von denen er sagte, ich habe sie alle auf dem Buckel; denn er mußte sie alle durch die Welt schleppen und hatte wenig Dank. In einem ahmte Peter seinem kaiserlichen Vetter nach, er machte eine Mesalliance. Wie der Kaiser eine bedenkliche Spanierin zur Frau nahm, so Peter eine Pariser Arbeiterin, die für ihn arbeitete Tag und Nacht. Als der Kaiser gestorben war, der ihn unterstützte, und dann seine brave Frau, die ihn mit ihrer Nadel unterhielt, heirathete sein Sohn, der Lieutenant, die millionenreiche Tochter des Spielpächters Blanc, und so war wieder für ihn gesorgt.
- In der Nähe von Hebron in Palästina stehen die spärlichen Trümmer eines Gehöfts, das als das Wohnhaus des Patriachen Abraham ausgegeben wird und in dem Gehöfte steht ein Baum, der schon Abraham beschattet haben soll. Aus einem Zweige dieses Baumes haben die Mönche von Hebron einen Spazierstock geschnitzt und ihn dem österr. Kronprinzen zum "Stecken und Stab" durchs Leben geschenkt. In der Nähe wird ein Wäldchen als der "Hain Mamre" gezeigt, in welchem Abraham den Besuch der Engel empfangen hat.


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