No. 44
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. Juni
1880
fünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1880 Nr. 44 Seite 1]

Der Nord=Ostsee Kanal.

Die Herstellung einer besseren und kürzeren Verbindung zwischen Nord= und Ostsee, als sie gegenwärtig durch das Skagerak, das Kattegat und die drei Meerengen, Sund, großer und kleiner Belt, bewirkt wird, mittelst eines Holstein durchschneiden, den auch für große Kriegs= und Handelsschiffe befahrbaren Kanals gewinnt immer mehr Aussicht auf Verwirklichung, seit die frühern dem Plane entgegenstehenden Ansichten in Folge veränderter Umstände günstigeren Anschauungen Platz gemacht haben. Vom militärischen Standpunkte hatte früher Moltke sich dagegen erklärt, weil man das dazu erforderliche Geld besser zum Bau einer zweiten Flotte verwende, um in beiden Meeren sich gleichzeitig vertheidigen zu können, und unsere größten Schiffe überdies in der Ostsee gar nicht brauchbar seien; aber auch von Seiten der Handelsmarine glaubte man dem Kanal nicht die Bedeutung beimessen zu können, die einen so großen Aufwand rechtfertigen ließe. Jetzt wo unsere Kriegsmarine von dem Baue großer Panzerkolosse zurückkommt und mehr mittelgroße und kleine Schiffe baut, die in beiden Meeren verwendbar sind, ist die Leichtigkeit einer Ueberführung derselben von einem Meere in das andere mehr in den Vordergrund getreten, und in der Handelsmarine ist der sich jetzt auch für den Frachtverkehr vollziehende Uebergang von der Segelschifffahrt zur Dampfschifffahrt ein wesentliches Moment für die Herstellung eines kurzen und bequemen Verkehrsweges der unsere ersten Seehandelsstädte einander bedeutend näher rücken und jenen Uebergang, ohne den wir mit andern Ländern, namentlich England, nicht mehr konkurriren können, ungemein fördern würde. Der Kanal aber würde nach dem von uns bereits früher erwähnten Projekte des Ingenieurs Dahlström, der jetzt die Erlaubniß zur Vornahme technischer Vorarbeiten von der Regierung erhalten hat, den Seeweg aus den englischen Gewässern nach der Ostsee um 200, der von der Elbe und Weser nach der Ostsee um 380 Seemeilen verkürzen, was für Dampfer einen Zeitgewinn von 21 bis 26 Stunden ergibt. Aus diesem Grunde ist auch jetzt von Seiten des Kapitals die Geneigtheit vorhanden, zur Ausführung des Unternehmens eine Aktiengesellschaft zu gründen, und von Seiten des Staates die Bereitwilligkeit zur Uebernahme der Mehrkosten für die von ihm geforderte Ausmündung in den Kieler Hafen. Von der Elbe aus nahe bei Brunsbüttel, soll derselbe in nordwestlicher Richtung zunächst bei Wittenbergen an der Eider geführt werden und von da mit Benutzung der Eider und des schon vorhandenen Eiderkanals den Kieler Hafen bei Holtenau erreichen. Man glaubt, auf die beim Suezkanal gemachten Erfahrungen gestützt, den etwa 13 Meilen langen Nord=Ostseekanal in 5 Jahren vollenden zu können. Den aufgestellten Berechnungen zufolge verspricht der Kanal bei mäßigen Tarifsätzen eine gute Rente neben den Vortheilen die er für Erhaltung und Entwickelung unserer Kriegs= und Handelsmarine, wie für die Landwirthschaft und Bodenkultur des ganzen Eidergebiets haben wird.


Politische Rundschau.

Deutschland. Nach einem Beschlusse des Reichsgerichts, III. Strafsenats, ist die telegraphische Anmeldung von Rechtsmitteln (Berufung, Revision etc.) ohne jede Wirkung.
Die Angaben, welche über die Abhaltung der Berliner Nachconferenz verbreitet worden, erweisen sich wieder einmal mehr oder minder als ungenau. Jetzt heißt es nämlich, die Conferenz werde im Anfang Juli stattfinden und etwa 14 Tage in Anspruch nehmen. Die Konferenz wird sich aus den Botschaftern der Mächte in Berlin und dem griechischen Gesandten zusammensetzen.
Zwischen Deutschland und Frankreich ist am 16. Mai zu Berlin ein vom Fürsten Hohenlohe und dem Grafen St. Vallier unterzeichnetes Abkommen getroffen worden, wonach dieselben sich gegenseitig verpflichten, durch Schiffbruch oder sonstiges unverschuldetes Unglück in Noth gekommenen Seeleuten beider Länder Unterstützungen an Kleidungsstücken, ärztlicher Pflege und Mitteln zur Heimreise, im Todesfalle auch ein anständiges Grab zu gewähren.
Der Kampf zwischen dem preußischen Staate und dem Papstthume, welche Wendung er auch augenblicklich nimmt, bringt keine Entscheidung, er ist eine Etappe in einem 1000jährigen Kriege. Fürst Bismarck kann den Prozeß vielleicht beschleunigen, Papst Leo ihn vielleicht aufhalten; zu beseitigen aber ist er weder durch einen Erlaß des Einen noch durch eine Breve des Andern, weder durch Sieg, noch Niederlage; denn er hat nicht gestern begonnen und wird nicht morgen enden. Fürst Bismarck weiß dies so gut wie Leo XIII. Als der deutsche Kaiser 1873 jenen berühmten Brief an Pius IX. schrieb, worin er die Anmaßungen des Papstthums zurückwies, als der deutsche Kronprinz während seiner Regentschaft 1878 in einem anderen Briefe die Unabänderlichkeit des Kampfes zwischen Staat und Kirche hervorhob, da hatten Beide den Kanzler zum Berather. Und heute, da Rom sich weigert, auf einen Modus vivendi einzugehen (d. h. auf Bedingungen, wie man einstweilen friedlich mit einander leben kann), da antwortet Rom: der Staat müsse sein Schwert senken vor der göttlichen und ewigen Einrichtung des Papstthums. Schärfer kann der Streitpunkt zwischen weltlicher und geistlicher Macht nicht gefaßt werden; gerade so bestand er, als die kaiserlichen Hohenstaufen an dem Bestreben, die Macht Roms zu brechen, verdarben; als Ludwig der Bayer sich beugen mußte; als das Papstthum gedemüthigt nach Avignon in Frankreich übersiedelte; als Napoleon Bonaparte dem Papstthum seine Ueberlegenheit zu spüren gab.
Rußland. Anläßlich des am Donnerstag erfolgten Ablebens der Czarin kommt der Kronprinz des deutschen Reiches im Auftrage des Kaisers nach Petersburg, um den dortigen Todesfeierlichkeiten beizuwohnen. Seitens der Königin von England ist der Erzherzog von Edinburg mit der gleichen Mission betraut worden. Auch der englische Hof legt vom 4. bis 28. d. M. Trauer um das Ableben der Kaiserin an. - Der Papst war einer der Ersten unter den höchsten Persönlichkeiten des Auslandes welche dem Czaren sein Beileid ausdrückten. (Die Czarin gehörte bekanntlich vor ihrer Vermählung der römisch=katholischen Kirche an und soll auch als Kaiserin dem päpstlichen Stuhle bedeutende Summen zugewendet haben. - Der alte

[ => Original lesen: 1880 Nr. 44 Seite 2]

Gortschakoff in Petersburg ist nach Baden=Baden gereist.
England. Das Ministerium Gladstone hat die erste Niederlage erlitten. Um die Lösung der orientalischen Frage auf Grund des Berliner Vertrages energisch zu betreiben, hatte sie bekanntlich Göschen in spezieller Mission nach Constantinopel geschickt. Der Sultan hat diesen Botschafter aber nicht angenommen. Bei einem nochmaligen Besuche Göschen's wurde letzterer zwar vom Sultan empfangen, man meint, es sei dies erst geschehen, nachdem Göschen einen sehr bescheidenen Ton angeschlagen habe. - Die Kaiserin Eugenie langte am 28. Mai in Ityotozi, unweit der Stelle, wo ihr Sohn am 1. Juni v. J. im Kampfe gegen die Zulus gefallen ist, an. Dienstag, am Jahrestage des Todes des Prinzen Louis Napoleon, wurde in der Marienkirche zu Chislehurst eine feierliche Gedächtnißmesse celebrirt. Die Kirche war schwarz ausgeschlagen und der Sarg des Prinzen mit Blumen, Immortellen, Kränzen und Palmen bedeckt.
Türkei. Die Civilliste des Sultans. Das Budget, das die Pforte soeben für ihr laufendes Finanzjahr veröffentlicht hat, enthält diesmal auch einige nähere Mittheilungen über die Civilliste des Sultans und seiner Geschwister. Abdul Hamid's Civilliste beträgt jetzt 6,150,000 fl. österr. W., (unter Murad V. betrug dieselbe noch 10,800,000 unter Abdul Aziz 13,480,000 und unter Abdul Medschied sogar 18,750,000 fl.) Die Renovirungen in den kaiserlichen Palästen und die Einrichtungen in denselben kosten 600,000 fl. und der Ankauf von Mastvieh, Geflügel und Fischen für die kaiserliche Küche 879,394 fl. Die Brüder und Schwestern des Sultans beziehen an Apanagen 2,375,488 fl. und die Anschaffung von Fleisch, Geflügel und Fischen für dieselben kostet 740,000 fl. Im Ganzen kostet also die kaiserliche Familie dem Lande 10,894,882 fl. bei einer Staatseinnahme von 142,858,200 fl.


Schönberg, 5. Juni. Wie im vorigen Jahre hat am letzten Mittwoch unsere Mädchenschule eine Ausfahrt nach Ratzeburg gemacht. Wieder war es am Morgen zweifelhaft, ob der hübsche Plan zur Ausführung kommen könne, denn es war bestimmt worden, daß nur bei ganz klarem Himmel die Fahrt unternommen werden solle; nun aber war der Himmel fast ganz dicht bewölkt. Doch unsere wackern Fuhrwerksbesitzer ließen sich dadurch nicht abschrecken. Zur bestimmten Zeit 1/2 7 Uhr, fanden sich 10 Leiterwagen und 3 Stuhlwagen beim Mädchenschulhause ein, sie wurden schnell gefüllt und führten eine muntere Schaar von etwa 160 Mädchen nebst einigen Angehörigen und den Lehrern sicher nach der Bäck bei Ratzeburg. Hier wurden die mitgenommenen Schultaschen und =Mappen ein wenig verhört, dann brachten die Fährboote die Gesellschaft nach dem Domhofe hinüber. Selbstverständlich wurde der alte herrliche Dom besichtigt, dessen Restauration zum Herbste d. J. vollendet sein soll. Bei einem Spaziergange um den "kleinen See" wurde in Farchau und Waldesruh ein längerer Aufenthalt gemacht. Dort hatte ein Mädchen beim unvorsichtigen Hinabspringen von der ziemlich steil abfallenden "Marienhöhe" das Unglück sich einen Arm zu brechen. Etwa um 1/2 6 Uhr langte man wieder auf der Bäck an, und eine Stunde später wurde in frohester Stimmung die Rückfahrt angetreten. Gegen 10 Uhr traf man in Schönberg wieder ein. Den freundlichen Fuhrwerksbesitzern, den Fuhrleuten Arndt, Fanselow, Krohn, Busch, Söhlbrandt, Bäcker Retelsstorf, Gastwirth Boye, Färber Breuel, Schmied Griem, Pferdehändler Vock, Schulze Grevsmühl=Kl. Bünsdorf, Hauswirth Arndt=Sabow und Meier=Mahlzow, welche den Kindern diese Freude bereiteten, gebührt wärmster Dank.
- Leipzig, 28. Mai. Das Kaiserliche Patentamt in Berlin hat soeben eine hochwichtige Erfindung, die für die Gesundheit von großer Wichtigkeit ist, patentirt. Es ist dies Verfahren, alle zu ventilirenden Räume, als Krankenhäuser, Schulen, Theater, Concertsäle, Fabriken u. s. w. mit von Kohlensäure, Staub und Ansteckungsstoffen gänzlich befreiter Luft zu versehen, welches Verfahren durch kombinirte Apparate mit leichtem Kraftbedürfniß bewerkstelligt wird. Die betr. Vorrichtung setzt selbst im Winter, die Temperaturwärme geheizter Räume nicht herab, was auch von großer materieller Bedeutung ist. Diese Erfindung löst eine Aufgabe, mit welcher sich Unzählige schon beschäftigt haben. Wir freuen uns mittheilen zu können, daß der Erfinder ein Deutscher ist, nämlich der schon wohnhafte, aber in Untermaßfeld bei Meiningen geborene Orgelbaumeister Herr Gottfried Hildebrandt.
- Pesti Hirlap berichtet aus Tarzal: Vor 15 Jahren wanderte ein junger Mensch nach Amerika aus und ließ seine Mutter und zwei Brüder zurück. Er ließ nichts von sich hören und man sah ihn für todt an, plötzlich aber kehrte er im vorigen Monat nach Kaschau zu seinen Brüdern zurück. Die Freude war groß und steigerte sich noch durch die Mittheilung daß er 300,000 fl. mitgebracht habe. Nach der Mutter fragend, wurde ihm gesagt, sie habe auf einer Puszta ein Wirthshaus. Die Brüder kamen überein, der Heimgekehrte solle zuerst die Mutter aufsuchen und sich ihr nur nach und nach zu erkennen geben, während die anderen zwei Brüder erst nach drei Tagen nachfolgen sollten. Der Amerikaner kam Abends an und bat um Nachtquartier. Die Mutter erkannte ihn nicht und erfüllte sein Begehren. Vor dem Niederlegen bat er sie, sein Geld, das er bei sich nicht für sicher genug halte, in Verwahrung zu nehmen. Die Frau that das ihr vorgezählte Geld auch weg, in der Nacht indeß erwachte in ihr der Dämon der Geldgier. Sie ergriff ein Rasiermesser und schnitt ihrem eigenen Sohne die Kehle durch, so daß er auf der Stelle todt war, worauf sie die Leiche in den Keller hinabtrug. Am dritten Tage darauf kamen die andern beiden Brüder an und fragten nach dem Reisenden, welcher vor drei Tagen hier eingekehrt sei. Die Frau erbleichte und gestand alsbald, was sie gethan. Ihre Verzweiflung, als sie erfuhr, daß der Ermordete ihr Sohn gewesen, kannte keine Grenzen, und sie stellte sich selbst dem Gerichte.
- Sturz vom Seil. Der Seiltänzer Thomson produzirte sich am vorigen Donnerstag in der Militärschießstätte zu Pest. Als Köchin verkleidet, mit einem Kochofen experimentirend, verlor er plötzlich das Gleichgewicht, fing sich jedoch mit den Füßen auf und betrat wieder das Seil; kaum fünf Schritte gegangen stürzte er aufschreiend nochmals und fiel vom dreistöckigen Thurmseil auf den Rand des Fallnetzes und von dort zu Boden. Blutend und besinnungslos wurde er in das Rochusspital übertragen.
- Noch nie hat man in Rom davon gehört, daß selbst auf dem höchsten Punkte der äußeren Galerien der großen St. Peterskuppel die Herren Taschendiebe ihr Werk treiben. Der Aufgang zur Peterskuppel ist nur einmal wöchentlich, am Donnerstag, Morgens zwischen 9 und 11 Uhr, geöffnet. Am 20. v. M. - so berichtet ein römischer Correspondent - bewunderte von ihrer immensen Höhe eine dänische Dame das ihr zu Füßen liegende Rom. Ein eleganter junger Herr stimmte ihrer Entzückung bei. Nach einer kurzen Unterhaltung verschwand höflichst grüßend, der enthusiastische Jüngling. Alsbald bemerkte die Dame, daß sie das Gewicht einer schwer mit Gold gespickten Börse nicht mehr fühlte. Instinctiv rief sie: "Al ladro" (Packt den Dieb!) Aber wer sollte in der riesigen Einsamkeit der gewaltigen Kuppel den Hülferuf hören? Zwei elegante Herren stürzten jedoch plötzlich aus einer verborgenen Nische hervor und eilten blitzschnell die endlose Treppe hinunter. Die allgegenwärtige Polizei hatte den Strolch bald erreicht und konnte der Dame noch ehe sie unten in der Kirche anlangte, ihre werthvolle Baarschaft zurückgeben. Eine so prompte Polizei, wie die italienische in diesem Falle, kommt nicht häufig in den hohen Regionen vor.
- Die größte Meerestiefe ist nach den bisherigen Messungen vom Capitän Belknap von dem Vereinigten=Staaten=Schiff "Tuscarora" ermittelt worden. In dem Nord=Pacific, und zwar unter 44 Gr. 55 Min. nördlicher Breite und 152 Gr. 26 Min. westlicher Länge (Greenwich), fand das Blei erst Grund bei der erstaunlichen Tiefe von 8513 Meter, also bei nahezu fünf und ein Viertel (See)=Meilen.
- Dem verstorbenen Bildhauer Friedrich Ritschl, der so vielen berühmten Leuten Denkmäler errichtet hat, ist nun selber eines in Leipzig errichtet worden.

[ => Original lesen: 1880 Nr. 44 Seite 3]

- Stephan auf der Jagd. Der Staatssecretär der Post, Dr. Stephan, war jüngst auf der Jagd. Es wurden 19 Böcke erlegt, aber die Kugeln von Excellenz gingen alle hinterum. Beim Jagddiner wurde ihm zu allgemeiner Heiterkeit per Postkarte folgender Trost gespendet:
          Dat hüt up unse Jagd Exlenz
          Nicks drapen, was ut Cunsequenz:
          Sei hewwen jo bi all Ehr Dahten
          Ehr Lewdag noch kein Buck nich Schaten.
- In dem Orte Hermsdorf in Sachsen wurde am 28. Mai ein Fuhrmann sammt Pferden vom Blitz erschlagen todt auf der Straße aufgefunden.
- Die Einwohnerzahl Berlins betrug nach den Ermittelungen des städtischen statistischen Bureaus am Schlusse des verflossenen Jahres 1,081,230 Köpfe, wovon 1,060,057 auf die Civilbevölkerung, 21,173 auf das Militär entfallen.
- Zu dem Amt des tiefsinnig gewordenen Scharfrichters Scheller in München (der 72 Menschen vom Leben zum Tode gebracht hat) haben sich 280 Bewerber gemeldet, unter ihnen ein Friseur und ein Schauspieler.
- H. Rochefort, der Laternenmann, hat sich mit dem bekannten Fabrikanten Köchlin duellirt und einen bitterbösen Degenstoß in den Magen erhalten.
- Wenn ein Haus fertig gebaut ist, dann schmückt man den Giebel mit Blumen und Kränzen. Die Thürme des Kölner Doms bekommen auch ihre Blumen, aber steinerne, die sogenannten Kreuzblumen. Jede dieser zwei Blumen wiegt 1000 Centner.


Anzeigen.

Der bei Lankow "upn Sann" von dem Molzahner Wege an bis an den Thurower Weg belegene herrschaftliche Acker, enthaltend 5250 []Rth., - welcher bisher verpachtet gewesen und Michaelis d. J. aus der Pacht fällt - soll anderweitig auf 18 Jahre, mithin bis Michaelis 1898, öffentlich meistbietend verpachtet werden. Es ist dazu Termin auf

Sonnabende den 19. d. M.
Vormittags 11 Uhr

auf der Amtsstube allhier angesetzt, und wollen Pachtliebhaber sich sodann einfinden.
Schönberg, den 2. Juni 1880.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


In das hiesige Handelsregister Fol. XXI. Nr. 34, betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg, ist heute eingetragen:

Col. 6. ad. 2: Die unter dem Namen "Revidirte Statuten der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt in Schönberg" beschlossene Abänderung des Gesellschaftsvertrags dieser Anstalt trägt das Datum des 26. Februar 1880. Die Landesherrliche Bestätigung der Statuten ist zurückgenommen.
ad. 4: Die Anstalt hat den Zweck einerseits Gelegenheit zu sicherer Kapitalbelegung zu geben, andererseits Bankgeschäfte aller Art zu betreiben, insbesondere den Geldverkehr im Fürstenthum Ratzeburg zu vermitteln und zu erleichtern.
9.: Das Directorium zeichnet für die Anstalt durch die dem Namen derselben hinzugefügte Unterschrift eines Mitgliedes des Directorii und des Secretairs. Ausgenommen sind die Actien, welche mit der Unterschrift sämmtlicher Directoren und des Secretairs auszufertigen sind. -

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 3. Juni 1880.
Das Handelsgericht.
                          Dr. jur. E. Hahn.


Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 7. Juni 1880.

Die Armenbehörde.


Am Donnerstag den 10. Juni cr. Mittags 12 Uhr sollen vor der Büdner Wiechmann'schen Wohnung in Selmsdorf verschiedene Pfandstücke als namentlich

Haus= und Küchengeräth auch 2 Schiebkarren
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.

Schönberg.                                                     Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


In den nächsten Tagen erwarte ich einige Ladungen

bester böhmischer Braunkohlen,

die ich ab Bahnhof zu liefern billigstens empfehle

Aug. Spehr.     


Empfehle mein Lager

von krummen und geraden Sensenbäumen, Guß= und Silberstahlsensen, amerik. und deutsche Kartoffelhacker, Staak= und Schott=Forken, Heu= und Kornharken u. s. w.

C. Schwedt.     


Geschäfts=Anzeige.

Einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum erlaube ich mich hiemit ergebenst anzuzeigen, daß ich am heutigen Tage mich als

Schlosser

etablirt habe.
Ich werde stets bemüht sein, durch gute und solide Arbeit, mir das Wohlwollen des geehrten Publikums zu erwerben.

Ergebenst
                          Heinr. Klasohm.
Schlagsdorf, den 4. Juni 1880.                                                    


Frische Eßkartoffel
                                                    empfiehlt
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Ersparniß=und Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist zur Zinszahlung am
Dienstag den 8. Juni,         
Mittwoch den 9. Juni,        
Donnerstag den 10. Juni,    
Freitag den 11. Juni,         
und
Sonnabend den 12. Juni d. J.
von                          
7 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags
geöffnet.                          
Schönberg den 22. Mai 1880.
                                                    Das Directorium.


Hierdurch mache ich den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich ein

Schuhmacher=Geschäft

betreibe. Meine Wohnung ist beim Herrn Reimer in der Wallstraße 121. Da ich für reelle Arbeit die billigsten Preise berechne, so bitte ich um geneigten Zuspruch.

Wilhelm Peter Lehnhardt.      
Schuhmacher.         


Knechte, Mädchen und Ammen

welche in Hamburg zu dienen wünschen, können zu jeder Zeit Stellen erhalten durch das Nachweisungs=Bureau von

J. Bruhn,                         
Gr. Michaelisst. 4. in Hamburg.      


Honig
à Pfund 75 Pfennig (Mecklenburg) bei                                                    
                                                    D. Hempel.


Ein Fuder Pferdeheu hat jetzt und einige Fuder zur bevorstehenden Vormaht zu verraufen.

Staffeldt i. Schönberg.      


[ => Original lesen: 1880 Nr. 44 Seite 4]

Boye's Garten.
Freitag den 18. Juni
großes Militair=Concert,
ausgeführt von der Capelle der Mecklenburgischen Feldartillerie.
Anfang 5 Uhr. Entrée à Person 30 Pfennig. Nach dem Concert Ball,
wozu ebenso freundlichst als ergebenst einladet                                                    
Schönberg den 3. Juni 1880.                                                    
                                                    M. Boye Wwe.


Gegen Husten und Katarrh,

gegen alle Beschwerden des Kehlkopfes, der Luftröhre und Lunge, gegen Heiserkeit, Verschleimung, Grippe, Keuch= und Stickhusten etc. ist der von mir erfundene und seit 1861 fabricirte

L. W. Egers'sche Fenchelhonig

ein anerkannt wirksames Mittel. Man nehme ihn täglich 3-4 Mal, auch öfter, jedes Mal einige Theelöffel. Wer an Verstopfung leidet, nehme jedesmal einen Eßlöffel voll. Selbst bei den kleinsten Kindern kann es ohne Bedenken angewendet werden. Manches Kind ist durch seinen rechtzeitigen Gebrauch schon gerettet worden! Namentlich auf dem Lande, wo Arzt und Apotheke oft entfernt, sollte der L. W. Egers'sche Fenchelhonig in keinem Hause fehlen. Man hüte sich vor den zahlreichen Nachahmungen und achte darauf, daß jede Flasche mein Siegel, meinen Namenszug und im Glase eingebrannt meine Firma trägt, sowie daß der echte L. W. Egers'sche Fenchelhonig in Schönberg allein zu haben ist bei Buchbinder C. Sievers.

L. W. Egers in Breslau, Erfinder des Fenchelhonigs.


Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo Mai 1880.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, im Juni 1880.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
Aug. Kirchner, Director.                                                    C. L. F. Soltau, General=Agent.


Patent Stärke=Glanz
von G. Jahnson London
                                                    empfiehlt
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


In hiesige Landstellen werden zu Johannis d. Js. zu sicherer Hypothek gesucht:

1 Posten von 4,600 Mark,
und
2 Posten von a 1500 Mark
zu 4 und 4 1/2 %. Näheres bei                          
                                                    Peter Maass.
                                                    Schönberg, Marien=Straße Nr. 46.


Mit Bewilligung des Herrn Oberförster Hottelet zu Schönberg habe ich dem Forstschutzpersonal zur Hohenmeile die Aufsicht über meine Holzungen übergeben.

Schulze H. Dräger, Lauen.      


1800 Pianinos

sind aus der Fabrik von Th. Weidenslaufer, Berlin, Doratheenstrasse 88 bereits hervorgegangen und über ganz Deutschland versandt. Frachtfreie Lieferung mit 3 Wochen Probezeit, kleinste Theilzahlungen oder Baar mit hohem Rabatt. Kauflustige erhalten, sofort gratis und franco Preis-Courant mit ehrenden Zeugnissen über die Güte des Fabrikats und die rühmliche Reellität dieses Fabrikhauses.


Die Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital=Einlage , Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.

Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan.       W. H. Schacht.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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