No. 25
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. März
1880
fünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1880 Nr. 25 Seite 1]

Des Osterfestes wegen erscheinen die Anzeigen am Dienstage den 30. März nicht.


Politische Rundschau.

Deutschland. Kaiser Wilhelm hat, wie von verschiedenen Seiten gemeldet wird, am vergangenen Sonnabend wiederholt Anlaß genommen, zu denjenigen Personen, welche ihn zum Geburtstage beglückwünschten, sich dahin zu äußern, daß der Friede gesichert erscheine, alle gegentheiligen Gerüchte aber grundlos seien.
Die Verlobung des Prinzen Wilhelm. Wie jetzt verlautet, soll die Verlobung des Prinzen Wilhelm mit der Prinzessin Augusta Victoria von Schleswig=Holstein bereits im Mai officiell publicirt werden, unmittelbar nach der Rückkehr der Kronprinzessin, die zu jener Zeit erfolgen wird. Am 22. d. M. ist Prinz Wilhelm nach England zum Besuche seiner Braut, die bei ihrem Onkel, dem Prinzen Christian von Schleswig=Holstein, dem Schwiegersohne der Königin von England weilt, abgereist. Es ist noch nicht festgestellt, ob zur Zeit der officiellen Verlobung die Braut des Prinzen Wilhelm selbst in Berlin anwesend sein wird, weil auch dann erst wenige Monate seit dem Tod ihres Vaters verstrichen sein werden.
In Preußen darf, wie man weiß, ein Lieutenant nicht heirathen, ohne eine Caution von bestimmter Höhe zu hinterlegen, die seinen persönlichen Unterhalt feststellt . . . . Das wäre nun bei dem Prinzen Wilhelm, da derselbe aus einer notorisch recht hohen Familie zu stammen das Glück hat, wohl nicht der Fall gewesen . . . . . aber für einen Bräutigam aus solcher Familie ist doch der Rang eines Premierlieutenants kein sonderlich hoher und deshalb ist er nach seiner Verlobung zum Hauptmann avancirt. Das ist am Geburtstag des Kaisers geschehen und der Kaiser hat seinem Enkel selbst das Patent eines Hauptmanns der zweiten Compagnie des ersten Garderegiments in Potsdam, bei dem der Prinz bisher als Lieutenant stand, übergeben. Vor seiner officiellen Verlobung wird der Prinz aller Wahrscheinlichkeit nach zum Major avanciren, da es nicht Sitte ist, daß ein Preußischer Prinz mit niederem Range als dem eines Majors, in die Ehe tritt. Der Hauptmann Prinz Wilhelm wird übrigens ganz die dienstlichen Funktionen eines Hauptmanns bei seiner Compagnie erfüllen.
Das Project einer Wehrsteuer dürfte dem Reichstage in dieser Session nicht mehr vorgelegt werden. Weder im Bundesrathe ist etwas darüber bekannt, noch ist den sich in Berlin aufhaltenden Ministern der Südstaaten über die Wehrsteuer eine Mittheilung gemacht worden. Es sollen die Verhandlungen über das Project zwischen dem Reichskanzler und dem Kriegsministerium noch immer schweben.
Der Besuch der Königin Victoria in Baden wird sich auf etwa drei Wochen ausdehnen.
Die Anwesenheit des rumänischen Ministers Bratianu in Berlin dient der Conjecturalpolitik ebenfalls als erwünschtes Thema. Von den Auslassungen darüber sei als die wahrscheinlichste angeführt, Bratianu betreibe die Anerkennung Rumäniens als Königreich. Fürst Bismarck soll diese Anerkennung, wie die "Daily News" melden, unter der Bedingung zugesagt haben, daß Rumänien der deutsch=österreichischen Allianz beiträte.
Frankreich. Seit der Erledigung der Unterrichtsgesetze ist in dem parlamentarischen Kreise eine merkliche Ruhe, eine Abspannung eingetreten. Die Tarifdebatten in der Deputirtenkammer sind lange nicht so aufregender Natur, wie es die Verhandlungen über den gleichen Gegenstand im deutschen Reichstage waren; der Senat wird auf etwa sechs Wochen in die Ferien gehen und die Regierung findet Muße, über ihr Vorgehen gegen die religiösen Ordensgemeinschaften nachzudenken. Die Orden, die hierbei in Frage kommen, zählen in Frankreich insgesammt rund 21,500 Mitglieder. - Die republikanische Presse setzt sich jetzt Rußland gegenüber auf das hohe Pferd, und meint, Gortschakoff möge die Auslieferung Hartmanns jetzt von England resp. Nordamerika verlangen. Hartmann selbst veröffentlicht in dem Blatt "Justice", das von dem Radikalen Clemenceau geleitet wird, ein Schreiben worin er sich allerdings als Mitschuldiger am Moskauer Attentat bezeichnet. - Fürst Orloff hat Paris verlassen, ohne sich zuvor bei den maßgebenden Persönlichkeiten verabschiedet zu haben, eine Thatsache, die auf die hochgradige Gespanntheit der Beziehungen zwischen Rußland und Frankreich folgern läßt. General Chanzy der Botschafter Frankreichs in Petersburg rüstet sich ebenfalls zur Abreise, vorgeblich wegen Kränklichkeit seiner Gemahlin.
Rußland. Graf Loris Melikoff (die Leipz. Illustirte Ztg. bringt sein Bild), der Dictator Rußlands, ist ein unerschrockener Mann. Er räumt mit eisernem Besen unter den Großen des Reichs auf und schont die mächtigsten Würdenträger nicht. Mit einem Schlage flogen der Petersburger Stadthauptmann General Surow und General Gurko, der kühne Eroberer der Balkanpässe, über Bord; sie wandern als Verbannte auf ihre Güter, um über die Hinfälligkeit menschlichen Glücks in der Stille nachzudenken. Wer weiß ob der alte Reichskanzler Gortschakoff, Graf Tolstoi, der verhaßte Unterrichtsminister, und Graf Todleben, der grimmigste der Generalgouverneure, nicht nachfolgen? Am meisten wagte Melikoff, als er den General Drentelen, den Chef von "Sr. kaiserl. Majestät höchsteigene Kanzlei dritten Abtheilung" beseitigte und sich selbst über diese geheime Inquisition setzte.
England. Durch ein ungünstiges Zusammentreffen der Umstände haben die englischen Versicherungsgesellschaften innerhalb eines Jahres für drei Schäden nicht weniger als 25 Millionen Mark zu zahlen gehabt. Es waren dies die Policen des Herzogs von Newcastle, des Marquis of Anglesea und des Earl of Tife. Der Tod zweier anderer Englischer Aristocraten während desselben Jahres bringt die Schadensumme auf rund 30 Mill. Mark.


- Kronprinz Rudolf und seine Verlobte, Prinzessin Stephanie, haben neulich 3 Stunden gesessen - nämlich dem Hofphotographen in Brüssel von 10 1/2 bis 12, und von 1 1/2 bis 3 Uhr. Eine lange Geduldsprobe, die aber mit 50 bis 60 Aufnahmen, immer eine schöner wie die andere, belohnt worden ist.

[ => Original lesen: 1880 Nr. 25 Seite 2]

- Das schreckliche Unglück auf dem Bahnhof in Halle ist durch den Weichensteller herbeigeführt worden. Als die Rangiermaschine nach dem Halberstädter Güterbahnhof hinausfuhr um einige Wagen zu holen, vergaß er die Weiche für den um 9 Uhr 58 Minuten einfahrenden Halberstädter Personenzug zu stellen. So kam es, daß der letztere Zug beim Einfahren die beiden letzten Wagen des auf dem Geleise stehenden Rangierzuges (Wagen 4. Cl.) erfaßte und umwarf. Unmittelbar darauf kam der Magdeburger Personenzug und fuhr in den Halberstädter Zug so hinein, daß abermals mehrere Wagen umfielen und zertrümmert wurden. Der Weichensteller hat sich im Güterwagen erhängt.
- Welche Macht dem Staate durch die großen Ankäufe von Eisenbahnen in Preußen in die Hände gegeben ist, erhellt aus den stattlichen Nachweisen, daß nahezu 1 1/4 Proc. der männlichen Bevölkerung im Eisenbahndienste ihren Unterhalt finden. Das bei den Eisenbahnen täglich beschäftigte Personal bestand nämlich schon Ende 1878 aus 94,000 Beamten und 85,200 Arbeitern, zusammen also aus 179,200 Köpfen, wobei die beim Bau neuer Linien beschäftigten Leute nicht mitgerechnet sind. Rechnet man die Angehörigen dieser Beamten und Arbeiter hinzu, so ergibt sich die Gesammtzahl der dem Verkehrsminister unterstellten Personen auf wenigstens 800,000 Köpfe oder ungefähr 5 Proc. der Staatsangehörigen. - Das Sinken der wirthschaftlichen Zustände in Deutschland spiegelt sich in der Benutzung der Wagenklassen ab. Während nämlich die Benutzung der ersten und zweiten Wagenklasse seit dem Anfang der 1870er Jahre stetig abgenommen hat, steigerte sich die Benutzung der 3. und 4. Wagenklasse, von denen die erstere ungefähr 52 Proc. von der Gesammtzahl der Reisenden enthält. Die Bahnhofsgebäude ergeben einen Werth von etwa 500 Millionen Mark, die Vermeidung jedes Luxus ist dringend geboten.
- Die Communisten oder Communards in Paris haben den 18. März, den Jahrestag der rothen Commune, nicht ohne Feier vorübergehen lassen. In einem großen Wirthshaus mitten in der Stadt versammelten sie sich, die Pfeiler des Saales waren mit rothen Fahnen und Tafeln, auf denen die bekanntesten Namen der Commune zu lesen waren, geschmückt; dazu wurden blutrothe Reden gehalten. Das Bonapartistische Blatt "Gaulois" versichert zwar, es seien lauter Deutscher gewesen und wäre auch nur in deutscher Sprache geredet worden; das ist aber unwahr; es waren Communards aller Länder und die Sprachen schwirrten durcheinander wie beim Thurmbau in Babel. Bei dieser Gelegenheit erfährt man, daß die Männer der Commune ein gutes Verzeichniß der Versailler Armee von 1870 haben vom Marschall Mac Mahon bis zum jüngsten Lieutenant. Wozu? braucht man nicht zu fragen; denn es war die Arme, welche den Aufstand niedergeschlagen hat.
- Pferdepreise. Das Angebot von Pferden auf den schlesischen Remontemärkten hat sich im Jahr 1879 gegen 1878 von 960 auf 760 Pferde vermindert. Trotzdem sind die im Jahre 1879 gezahlten Durchschnittpreise 65 M. pr. Pferd billiger gewesen als 1878.
- Das soeben ausgegebene 16. Heft d. Generalstabswerkes über den Krieg von 1870/71 ist den letzten Thaten der 2. Armee, deren Feldzug gegen die 2. Loire=Armee gewidmet, welche Chanzy zum Entsatz von Paris bei Le Mans reorganisirt hatte. Unter den größten Schwierigkeiten, welche Jahreszeit und Terrain darbieten können, in Kälte, Schnee und Nebel und in einem Berglande mit tiefen Thaleinschnitten, bedeckt mit Gehöften, Feldern und Gärten, und durchzogen von Hecken und Gräben, drang die zweite Armee unter Prinz Friedrich Carl in einer Reihe von Gefechten, die sich in den kurzen Wintertagen oft bis in die Dunkelheit erstreckten, gegen Le Mans vor und eroberte diese Stadt nach einer dreitägigen Schlacht (10.-12. Jan. 1871).


Anzeigen.

Holz=Auction.

Am Dienstag den 30. März Morgens 9 Uhr sollen beim Gastwirth Boye nachstehende Holzsortimente aus dem Rupensdorfer Holze meistbietend verkauft werden.

Einige Loheichen Nutzholzblöcke
    4 Rmt. eichen Kluft
    1 Rmt. eichen Knüppel
    1 Fuder eschen Durchforstungsholz
105 Rmt. buchen Kluft und Olm
  20 Rmt. buchen Knüppel
  29 Fuder buchen Durchforstungsholz und Zweigholz
    4 Rmt. birken Kluft und Knüppel
    1 Rmt. ellern Knüppel.
Schönberg, den 24. März 1880.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Holz=Auction.

Am Mittwoch den 31. März Morgens 9 Uhr sollen in Kösters Hotel aus dem Kleinfelder= und Sülsdorfer Zuschlage meistbietend verkauft werden.

  36 Rmt. eichen Kluft I., II. und Knüppel
  28 Fuder eichen Durchforstungsholz (für Kiepenmacher)
119 Rmt. buchen Kluft I., II. und Knüppel
  44 Fuder buchen Durchforstungsholz und Zweigholz
    5 Rmt. fichten Kluft und Knüppel
    1 Rmt. ellern Knüppel
  52 fichten Stangen von Wesebaum= und Leiterbaumstärke.
Schönberg den 24. März 1880.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Auction.

Am Dienstag den 30. März cr. sollen die nachgenannten und diverse andere Gegenstände öffentlich meistbietend verkauft werden:

1. Morgens 9 Uhr im Armenhause vor der Sabower Straße in Schönberg:
Tische, Stühle, Bettstellen, Koffer, Laden und sonstiges Haus=, Küchen= und Feldgeräth etc.
2. Morgens 10 Uhr im Gastwirth Boye'schen Locale und resp. in der Arbeitsmann Renzow'schen Wohnung in der Siemzerstraße in Schönberg:
Betten, Bettstellen, Leinwand und Leinenzeug, Flachs und Garn, Kleiderschränke und Eckschränke, Tische, Stühle, Koffer, gute Frauenkleidungsstücke, 1 Chatoulle mit Aufsatz, 1 Wanduhr, Küchengeräth, 1 Ziege, circa 4 Meter Holz, Kartoffeln, 1 zerlegtes Schwein geräuchert, verschiedenes Arbeitsgeräth, 1 Rest Heu und Stroh, 3-4 Fuder Dung u. s. w. u. s. w.

Schönberg.                                                     Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Schmiedeeiserne Träger, Alte Bauschienen
halten stets vorräthig                          
                                                    L. Possehl & Co.
Lübeck & Schwerin i. M.


Möbel

als Stühle, Sopha, Bettstellen mit und ohne Matratzen, Komoden, Schränke aller Art, Tische, Gardinenleisten und Rosetten u. s. w. hält stets
vorräthig und fertigt solche nach Wunsch zu billigen Preisen in kürzester Zeit an.

Kiel & Rindfleisch.     


Frischen Kalk und Cement,
                          besonders gut und billig, empfiehlt
                                                    W. J. Heymanson, Lübeck,
                                                                              Trave 300.


Sprechstunde für Frauenkrankheiten.
Täglich von 10-11 und 2-4 Uhr.
                                                    Dr. Thiede,
bisheriger Assistenzarzt an der Königl. Universitäts=Entbindungs=Anstalt in Berlin.
Lübeck.                           Holstenstraße 301 I.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 25 Seite 3]

Leutewitzer Runkelrüben=Samen
direct zu beziehen vom Rittergut Leutewitz, bei Meißen,
Post Krögis, Sachsen.

Sehr viele Samenhandlungen verkaufen unechten von mir nicht bezogenen Leutewitzer Runkelrüben=Samen. Dieser Mißbrauch veranlaßt mich, die Herren Landwirthe zu ersuchen, den Samen direct von Leutewitz kommen zu lassen.
Hier gebauter Samen ist etwas theurer, es wird aber für Sorte und Keimfähigkeit, auf welche bekanntlich hier die peinlichste Sorgfalt verwendet wird, jede Garantie gegeben. Samenersparnis und höhere Erträge decken die Ausgabe reichlich; mittelst schriftlicher vielfacher Anerkennungen seitens meiner langjährigen Abnehmer kann ich dafür jeden Beweis liefern.
Ich ersuche daher die Herren Landwirthe, welche von Leutewitz direct noch nicht bezogen haben, unter genauer Angabe ihrer Adresse, mir ihre Aufträge baldigst zugehen zu lassen, wie ich darum noch besonders meine bisherigen Kunden ersuche, um rechtzeitig noch Alles ausführen zu können.
Jede Bestellung auch die kleinste wie größere wird noch sofort pünktlich besorgt, und Anweisung und Erfahrungen im Rübenbau dieser Sorte schriftlich beigegeben, ein Futteranbau, welcher bekanntlich den höchsten Futter=Ertrag pro Ackerfläche 600-1000 Ctr. per sächs. Acker = 2 preuß. Morgen oder 0,55 Hectaren ergibt.
Diejenigen Samenhandlungen, welche nur von mir direct bezogenen Samen verkaufen bin ich brieflich sehr gerne erbötig zu nennen.
                  Leutewitz bei Meißen.
            Post Krögis in Sachsen im März 1880.

Otto Steiger.                 


Frankfurter Pferde-Markt-Lotterie.
Mit Genehmigung der Regierung.
Ziehung am 25. April d. J.

Bei dieser nun allgemein beliebten Lotterie kommen zehn elegante Equipagen mit vier und zwei Pferden bespannt und hochfeiner Schirrung, ferner 60 der schönsten Reit= und Wagenpferde nebst vielen hunderten von anderen sehr werthvollen Gewinnen zur Vertheilung. Zur diesjährigen Frühjahrs=Lotterie versendet der Unterzeichnete Loose incl. Porto und Spesen bei Uebersendung der resp. Gewinne.

1 ganzes Loos für 4 Mark,
12 ganze Loose für 45 Mark

gegen Einsendung des Betrags oder per Postvorschuß. Jeder Loosbesitzer erhält nach erfolgter Ziehung die Gewinnliste franco und gratis übersandt. Um allen Ansprüchen genügen zu können, so wolle Bestellungen baldigst machen und werden solche nach Eintreffen sofort effectuirt.

D. F. Seipp.             
Herrmannstrasse Nr. 26     
in Frankfurt a. M.          


Lübeck, Trave Ecke d. Fischergrube 465/66.

Wegen Geschäfts=Veränderung grosser Massen-Ausverkauf von Herren-Garderoben aller Art sowie dazu gehörigen Stoffen zu fabelhaft billigen Preisen.

Lübeck, Trave Ecke d. Fischergrube 465/66.


Die diesjährige Frühjahrsversammlung des Landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg findet statt am

Donnerstag den 1. April cr.
Morgens 11 Uhr
im Boye'schen Gasthause hieselbst,

wozu ergebenst einladet

                                                    Namens des Vorstandes:
                                                    Der Secretär des Vereins
                                                    Wilh. Heincke.


Zu sofort
suche ich ein tüchtiges, erfahrenes Mädchen.                          
                                                    J. Ringeling, geb. Gerdeß.

Nähere Auskunft gibt Frau Senator Spehr.


Tesch's Restauration.

An den Festlagen:

Krebs=Suppe
Karpfen und Beefsteak, a la Carte
Bock=Bier vom Faß.
Rostocker=Bier vom Faß.
Wismarsches=Bier vom Faß.


Damen-Zugstiefel

sind fertig zu haben das Paar von 7 M. 50 Pfennig (Mecklenburg) an, bis zu 8 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). Kinderschnürstiefel von 2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). an, mit und ohne Lackblätter, Knopfstiefel mit und ohne Lackblätter für Kinder, auch Schnürstiefel von verschiedener Größe für Kinder, alles so gut wie bestellte Waare gearbeitet. Meine Wohnung ist beim Herrn J. F. Busch Siemzerstraße Nr. 191. Da ich die Preise auch äußerst billig gestellt habe, bitte um geneigte Abnahme.

                                                    Achtungsvoll
                                                    J. Söhlbrandt,
                                                    Schuhmachermeister.
Schönberg, den 8. März 1880.


An beiden Ostertagen Bock=Bier vom Faß bei

F. C. Wolgast.     


Zum waschen, färben und modernisiren alter Strohhüte nach den neuesten Facons empiehlt sich

Kiel & Rindfleisch.     


Strohhüte, Blumen, Federn,

Bänder und alle Putzartikel, alles in den neuesten Mustern, empfehlen als besonders billig

Kiel & Rindfleisch.     


[ => Original lesen: 1880 Nr. 25 Seite 4]

Maitrank-Extract

auf vorherige Bestellung auch Maitrank-Bowlen sowie alle feinen Parfüms, worunter auch das neue

Maiglöckchen

liefert zu billigen Preisen

M. Lange,             
Mineralwasser=Fabrik.     


Knochenmehlfabrik
von
F. Köhnke in Ratzeburg

empfiehlt zur bevorstehenden Frühjahrs=Saatzeit: Gedämpftes Knochenmehl von 4-5 % Stickstoff und 18-20 % Phosphorsäure, a Centner N. 9. Aufgeschlossenes Knochenmehl von 3 1/2 % Stickstoff und 15-17 % Phosphorsäure, wovon 6-8 % im Wasser löslich sind, a Centner M 9. Hornmehl von 9-10 % Stickstoff und 6-8 % Phosphorsäure, a Centner M. 12.

Ergebenst
F. Köhnke,
Maschinenbauer und Knochenmühlenbesitzer.


Nach Ostern erwarte ich wieder eine Ladung der beliebten

Daberschen Kartoffeln

und bitte bis dahin um gefl. Aufträge.

Aug. Spehr.     


Engl. Porter

empfiehlt           
Aug. Spehr.     


Zu sofort oder später ist eine Wohnung parterre mit Garten zu vermiethen. Näheres Siemzerstraße Nr. 177.


Wasser-Lieferung
stets unter Garantie.

H. J. Lassen, Bohrunternehmer, Eutin, empfiehlt sich zum Bohren von amerikanischen Röhrenbrunnen, sowie zu Anlagen von sonstigen Wasserleitungen bestens.
Preiscourante, sowie Atteste auf Verlangen franco.


Ich empfehle mich den geehrten Landbewohnern der Umgegend Herrnburgs und Lübecks mit Allen in meinem Fache vorkommenden Arbeiten. Auch alle Reparaturen in Gold und Silber werden stets schnell, gut und billigstens angefertigt. Um recht zahlreichen Zuspruch bittet ergebenst

G. F. Steussloff,               
Goldschmied in Herrnburg.        


Aufforderung.

Zwecks Regulirung des Kaufmann Heinrich Creutzfeldt'schen Nachlaßes ersuchen wir alle Leute, welche noch Forderungen an denselben haben, solche innerhalb 4 Wochen bei den Unterzeichneten anmelden und andernfalls, welche demselben noch Schulden, diese ihre Schuld binnen gleicher Frist an dieselben einzahlen zu wollen.
Schönberg den 18. März 1880.

Die Erben.     


Während der Festzeit                          
Bock=Bier vom Faß.
                                                    Boye.


Große Tanzmusik
am 2. Ostertage
wozu ergebenst einladet                          
Schlutup.                                                     H. Ebell.


Acker=Verpachtung.

Am Sonntag den 4. April, Nachmittags 5 Uhr, beabsichtige ich meinen Garten parcelenweise zu verpachten und ersuche Pachtliebhaber sich rechtzeitig an Ort und Stelle einfinden zu wollen. Gleichzeitig sollen einige Haufen Buschholz meistbietend verkauft werden.
Schönberg, im März 1880.

Theodor Fick.     


Schul=Anzeige.

Anfang des neuen Schuljahrs am Montag den 5. April Morgens 7 Uhr. Die Aufnahme neuer Schülerinnen findet an demselben Tage Morgens 9 Uhr statt. Jede neu eintretende Schülerin hat einen Impfschein, und die nicht in hiesiger Gemeinde geborenen außerdem einen Geburtsschein mitzubringen.

Rector P. Rußwurm.     

Schönberg, den 15. März 1880.


Von Dienstag nach Ostern an bis auf Weiteres werde ich von Carlow nach Schönberg nur 3 mal die Woche fahren und zwar Dienstag, Freitag und Sonntag.

Oldenburg.     


Heute Morgen 3 Uhr starb meine innigst geliebte einzige Tochter Marie in ihrem 19. Lebensjahre, was ich betrübten Herzens allen Verwandten und Bekannten hiemit anzeige.
Schönberg den 25. März 1880.

Wittwe Else Krellenberg geb. Buschow.

Die Beerdigung findet am Dienstag Nachmittag 2 Uhr statt.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg.

Geboren: D. 27. Febr. dem Arbeitsmann J. P. Ahrendt zu Schönberg eine T. D. 5. März dem Arbeitsmann M. H. Wigger zu Schönberg ein S. D. 6. dem Arbeitsmann J. H. David zu Sabow ein S. D. 6. dem Amtsrichter Horn zu Schönberg eine T. D. 14. dem Arbeitsmann Hagen zu Torisdorf ein S. D. 14. dem Schulzen Hagendorf zu Resdorf ein S. D. 15. eine uneheliche T. zu Rabensdorf. D. 15. dem Hauswirth J. Retelsdorf zu Ollndorf ein S. D. 15. dem Schlachter H. Stockfisch zu Schönberg ein S. D. 23. dem Arbeitsmann Pöhls zu Westerbeck ein S.

Gestorben: D. 5. März Catharina Oldenburg geb. Dettmann, Arbeitsmannswittwe zu Schönberg, 57 J. alt. D. 6. Catharina Rickhoff geb. Lüth, Arbeitsmannswittwe zu Schönberg, 27 J. 11 M. alt. D. 5. Erasmus Wilhelm Georg Heinrich Creutzfeldt, Kaufmann zu Schönberg, 47 J. 6 M. alt. D. 8. Friedrich Wilhelm Voß, Hauswirthssohn zu Wahlsdorf, 9 M. 9 Jahre alt. D. 9. Marie Elise Louise Krüger, Postmeistertochter zu Schönberg, 8 J. 1 M. alt. D. 14. Joachim Peter Maaß, Schulzenaltentheiler zu Mahlzow, 79 J. 2 M. alt. D. 14. Elise Louise Franziska Caroline Staffeldt, Gerichtsvollziehertochter zu Schönberg, 4 J. 9 M. alt. D. 15. ein unehelich geborenes Kind zu Rabensdorf, 3 Stunden alt. D. 17. Heinrich Joachim Franz Hans Jenckel, Arbeitsmannssohn zu Sabow, 1 J. 11. M. alt. D. 18. Johann Heinrich Dietrich Wischendorf, Krämer zu Schönberg, 64 J. 11 M. alt. D. 19. Frieda Anna Louise Elisabeth Wigger, Hauswirthstochter zu Gr. Bünsdorf, 4 M. 18 T. alt.

Eheschließungen: D. 9. März Knecht Hans Heinrich Voß aus Mahlzow und Catharina Maria Elisabeth Bade aus Schönberg. D. 12. Sattlermeister Otto Wilhelm Rindfleisch und Anna Catharina Marie Lisette Bohnhof beide zu Schönberg. D. 12. Maurergeselle Hans Peter Wilhelm Freitag aus Törpt und Catharina Louise Beckmann aus Raddingsdorf. D. 19. Wittwer und Arbeitsmann Mathias Heinrich Storm aus Lindow und Catharina Magdalena Robrahn aus Neschow.


Kirchliche Nachrichten.
1. Ostertag.
Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittagskirche: Pastor Langbein.

2. Ostertag.
Frühkirche: Pastor Kämpffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Nachmittagskirche: Fällt aus.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.

[ => Original lesen: 1880 Nr. 25 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 1 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 1. Januar 1880.


- Ein Geburtstagsgeschenk für den Kaiser fand Sonntag Abend, als es seinem Bestimmungsorte zugetragen wurde, viele Bewunderer. Es war eine Vase aus Chocoladenguß, die der Hofbanquier, Baron von Cohn aus Dessau, durch die Hof Conditorei von "Meyer" in der Neuen Friedrichsstraße hatte anfertigen lassen. Auf vier geschweiften Füßen, die geschmackvoll mit einer Fülle von Blumen garnirt waren und zwischen denen Confituren lagen, befand sich die eigentliche Vase mit dem Namenszug des Kaisers, ein Bouquet aus Aehren und Kornblumen, an denen Thautropfen glänzten, enthaltend. Der Fuß dieser Gruppe war äußerst geschmackvoll mit blauer und weißer Seide decorirt.
- Noch etwas von dem Geburtstagstische des Kaisers. Der Geburtstagstisch des Kaisers war im Audienzgemache Ihrer Majestät im ersten Stockwerke des königlichen Palais aufgestellt. Die kostbarsten Geschenke kamen von der Kaiserin; sie waren sämmtlich Erzeugnisse des Berliner Kunstgewerbes; so drei prächtige Postamente aus Eichenholz, um Vasen oder Büsten darauf zu stellen; ein mächtiges Schreibzeug von röthlichem kostbaren Marmor mit der Eule der Athene darauf, dem Sinnbilde der Weisheit; ferner eine kostbare Wanduhr mit einer Einfassung von chinesischem Porzellan; zwei Candelaber mit königsblauen Porzellanuntersätzen, in die en cama&'239;eu die Standbilder Königs Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise im Thiergarten gemalt waren. Von der Kaiserin eigenen Hand war ein kleiner Holztisch gemalt: sinnig schlingt in der Mitte um den Reichsadler sich der blaue Namenzug des Kaisers, um dieses Mittelbild zieht sich ein reicher voller Kranz. Ein Erzeugniß der berühmten Fabrik in Mettlach spendete das Kronprinzliche Paar in einer gewaltigen Porzellanplatte, blau und weiß in chinesischer Manier. Die Geschenke des Badischen Großherzoglichen Paares bestanden aus einer Majolika=Jardiniere, ein Jagdstück darstellend, aus prächtigen Candelabern in cuivre poli. Auch die Karlsruher Kunstschule war in den Geschenken des Großherzoglichen Paares vertreten, in zwei allerliebsten Bildern von Hertha v. Beyer, je eine jugendliche, männliche und weibliche Gestalt auf Goldgrund darstellend. Damit aber auch das Practische nicht fehle, gesellte sich diesen Gaben auf einem Ebenholzgestell ein vollständiges, mit buntgestickten Servietten und allem Zubehör ausgestattetes Dejeuner hinzu. Das Collectivgeschenk der Königlichen Familie war ein etwa einen halben Meter hohes silbernes Schaugefäß, eine Nachahmung alter Augsburger Silberschmiede=Arbeiten, wie solcher einige Kleinodien auf dem bemerkenswerthen Buffet des Rittersaales zu sehen sind. Das Geschenk der Erbprinzessin von Sachsen=Meiningen für den Großvater war ein von ihr gearbeiteter blauer Fußschemel. Ein großes Oelbild, eine Landschaft darstellend, gab als Geschenk der Großherzoglichen Herrschaften von Sachsen Zeugniß von der Kunst der Weimarer Kunstschule. Die Frau Erbprinzessin von Hohenzollern hatte eine mittelalterliche Eichentruhe gesandt, deren Panneaux von ihr gemalt waren. Die Geschenke, welche dem Kaiser aus Anlaß seines Geburtsfestes von Privatpersonen zugingen, waren im blauen Vortragszimmer aufgestellt. Es waren zumeist Blumen, in solcher Fülle und Schönheit, wie sie eben der Frühling in dieser Zusammenstellung und Vereinigung dringen kann. Die Damen der hohen Aristokratie waren unter den Geberinnen vielfach vertreten, theils durch Blumensträuße, theils durch große Blumenkörbe, so die Fürstin Radziwill, die Prinzessin Biron von Kurland, die Frau Gräfin v. Schleiniß; die drei Schwestern Gräfin Perponcher, Gräfin Dankelmann, Frau v. Prillwitz hatten zusammen einen großen Blumenkorb gespendet, in welchem jeder dieser Namen durch ein Blumenmedaillon vertreten war. Die Gräfin Josephine Dönhoff, geb. Gräfin Seydewitz, hatte einen Camelienbaum gespendet, dessen Stamm mit Kornblumen umwunden war. Frau Meyerbeer, die Wittwe des Componisten, hatte aus Wiesbaden einen prächtigen Blumenkorb geschickt. Herr von Ohlendorff aus Hamburg - der geadelte Besitzer des großen Guanogeschäftes und Eigenthümer der "Nordd. Allg. Ztg." - eine Blumenpyramide, zu deren Beförderung ein ganzer Eisenbahnwaggon nöthig war.
- Die Haltung und Führung des Viehes ist, wie auch jetzt wieder in fast allen Berichten erwähnt wird, wesentlich beeinflußt durch die Beschaffenheit des Heu's und Strohs der vorjährigen Ernte, welche fast allgemein, freilich mehr oder weniger unbefriedigend gewesen ist. Der Berichterstatter des Vereins für das nördliche Schleswig bemerkt, daß vielfach behauptet werde, daß der Futterwerth des Heues von Wiesen, welche vor dem Mähen längere Zeit unter Wasser gestanden haben, selbst wenn es später gut geborgen, gleich Null sei; es stimmt das mit den Ansichten der Landwirthe in den Stoerniederung welche glauben, solches Heu den Kühen, nicht vorgeben zu dürfen. Da solche Wiesenüberschwemmungen im großen Umfange vor der Heuernte stattgefunden haben, da überall sehr wenig Heu wirklich gut geborgen ist, so wird es einleuchten, daß es sich in diesem Winter, wie man sagt, schwer füttert und daß ein größerer Aufwand von Kraftfutter dazu gehört, um das Vieh in normalem Futterzustande und guten Erträgen zu erhalten. Es ist immerhin schon mit Freude und als ein Beweis Sorgfältiger Pflege und Haltung anzuerkennen, daß der Gesundheitszustand des Viehes als normal geschildert wird und von besonderen Krankheiten oder gar Seuchen nichts verlautet. Das Verkalben mag vielleicht häufiger vorkommen, als in andern Jahren, und die Ursache davon gleichfalls auf das weniger gute Rauhfutter zurückzuführen sein, wie denn aus dem Vereine an der Trave berichtet wird, daß es in den Wirthschaften vorzugsweise vorkomme, in den viel Heu verfüttert wird, welches von überflutheten Wiesen herstammt.
- Capitän Webb, der am 1. September 1875 ohne künstliche Hülfsmittel über das Meer zwischen England und Frankreich geschwommen ist, hat vorige Woche sich selbst übertroffen. In Folge einer Wette brachte er in dem großen Bassin des Aquarium in London 60 Stunden schwimmend im Wasser zu, mit nur einer Pause von 20 Minuten am 2. Tage. Seine Nahrung, gehaktes Beafsteack, Ei, Thee und Kaffee, nahm er schwimmend zu sich.
- Ein gefälschte Wittwe ist wohl eine ziemlich seltene Sache. In Amerika spielt eine solche in einem interessanten Prozeß. Vor einigen Jahren starb in Hoboken, dem Landungsplatze der Hamburger und Bremer Dampfer in New=Jersey, ein alter Mulatte, der Sohn eines in Jamaika wohnenden jüdischen Hausirers und einer Negerin, Namens Lewis. Er hatte sich durch glückliche Speculation ein Vermögen im Betrage von mehr als 1 Million Dollars erworben, welches in soliden Papieren angelegt und in dem Gewölbe seiner Bank aufbewahrt wurde. Zum Erben dieses Vermögens setzte Lewis durch testamentarische Verfügung die Regierung der Vereinigten Staaten ein, welche dasselbe zur Abzahlung der Nationalschuld verwenden sollte. Nachdem das Testament veröffentlicht wurde, trat eine Frau in mittleren Jahren auf, welche behauptete die Frau des Millionärs zu sein, sie wies einen Trauschein und andere Papiere vor, welche ihre Ansprüche geltend machen sollten, die sie durch renommirte Advocaten vertreten ließ. Der Prozeß zog sich Monate lang hin und findet erst jetzt sein Ende dadurch, daß die Wittwe Lewis, schließlich sehr in die Enge getrieben, eingestand, welche Rolle sie, auf Veranlassung eines wohlbeleumundeten Arztes und mehrerer anderer Erbschleicher, die das Complott gebil=

[ => Original lesen: 1880 Nr. 25 Seite 6]

det, dabei gespielt hatte. Sie war allerdings mit einem gewissen Lewis verheirathet gewesen, aber keineswegs mit dem Hobokener Millionär, den sie nie gekannt, nie gesehen hatte - ja Hoboken selbst hat sie nie mit einem Fuße betreten. Der Arzt hatte sich von einem der wenigen intimen Freunde des alten Sonderlings dessen Gewohnten, Manieren, dessen Hauseinrichtung sich ganz genau beschreiben lassen und ihr die Einzelheiten, wie ein Schüler die Lektion, einstudirt. Trauschein, Unterschriften der Zeugen und alle andern Papiere waren gefälscht, der erstere auf vergilbtem Pergament mit 40 Jahre alter Tinte; Zeugen waren bestochen, Meineide erkauft -kurz, der Plan war so schändlich=schlau, so abgefeimt=künstlerisch, daß es nur durch Zufall gelingen konnte, ihn zu vereiteln. Dergleichen findet man gewöhnlich nur in Romanen, und wenn man es liest, pflegt man den Kopf zu schütteln über das "Haschen nach Effect" und "unmöglichen Situationen."
- Eine merkwürdige Uhr ist in Weißenfels ausgestellt, deren Erfinder ein Tischler Namens Martin in Koblenz ist. Die Uhr zählt ohne alle Getriebe 265 Räder, geht durch einen Perpentikel und 12 Gewichte, von welchen auf 5 Fuß Fall das erste nach 8 Tagen und das zwölfte nach tausend Jahren angeblich aufgezogen wird. Die Uhr ist so eingerichtet, daß sie für den Transport auseinandergenommen werden kann, sie nimmt einen Raum von 200 Kubikfuß ein und soll 15 Centner wiegen. Außer Secunden, Minuten, Stunden, Tagen, Wochen, Monaten zeigt die Uhr, wie behauptet wird, mit jedem neuen Jahr die Jahreszahl, sowie die Schaltjahrzahlen an. Das Gangwerk soll so eingerichtet sein, daß der Mechanismus mit dem Jahr 10,000 erst seinen Dienst versagt und die Uhr zum Stehen bringt, 122 feingeschnitzte Holzfiguren werden zu verschiedenen Zeiten von dem Uhrwerk in Bewegung gesetzt, und ein im Innern angebrachtes Orchestrion spielt unaufhörlich die reizendsten Piecen.
Fünf Bräute auf einmal zu haben ist ein Kunststück, durch welcher der Posthilfsbote Felix Schureck in Berlin dem "ollen Bräsig" noch "über" gekommen ist. Alle fünf hintergangenen Bräute figurirten vor Gericht als Belastungszeugen gegen den untreuen Don Juan. Letzterer hatte sich in kurzen Zwischenräumen hintereinander mit den fünf haubenlüsternen Jungfrauen, die zumeist dem dienenden Stande angehörten, verlobt, und sie dann nachdem er ihnen unter schlauen Vorspiegelungen ihre kleinen Ersparnisse abgeschwindelt, schnöde sitzen lassen. Der Gerichtshof verurtheilte ihn zu einem Jahr Gefängniß, verfügte auch seine sofortige Verhaftung.
- Das Zeugenverhör in der Untersuchung über den Einsturz der Eisenbahnbrücke über den Tay in Schottland ist am 1. März in London beendigt worden und hat ergeben, daß, abgesehen von den Mängeln im Bauplan, die Schuld des fürchterlichen Unglücks hauptsächlich in der höchst nachlässigen Ausführung des Baues und der Benutzung fehlerhaften Materials zu suchen ist.
- Die Denkmünze welche der Schweizer Bundesrath zur Erinnerung an die vollendete Durchbohrung des Gotthard den dabei betheiligten Arbeitern am 1. März hat überreichen lassen, trägt auf der einen Seite die Wappen der drei betheiligten Staaten mit ihren lateinischen Namen: Germania, Helvetia, Italia (Deutschland, Schweiz, Italien) darüber den ebenfalls lateinischen Sinnspruch: viribus unitis, (mit vereinten Kräften); darunter auf der andern Seite die Zeitangabe: "Marzo 1880" inmitten eines Lorbeerkranzes, welchen von unten die deutsche Umschrift: "Den Arbeitern am Gotthardtunnel", von oben die gleichbedeutende italienische "Ai lavoranti al traforo del Gostardo", umschließen. Die Münze ist sehr schön geprägt und hat die Größe eines Fünffrankenstückes. Der Bundesrath hat 3000 Stück in Silber und 700 in Bronze herstellen lassen.
- In Leipzig fand am 19. März in der Halle auf dem Königsplatze die feierliche Eröffnung der Fachausstellung des Drechsler= und Bildschnitzer=Gewerbes aus Deutschland und Oesterreich=Ungarn statt.
- Von der Gartenbaugesellschaft in Wien ist dem Rothschild'schen Obergärtner Joli ein Preis von 10 Dukaten für die erste reife Erdbeere ausgeantwortet worden.
- Ein Missionär verunglückt. Aus Kairo kommt die Nachricht: Herr Fuchs, ein junger Missionär, kam auf eine entsetzliche Weise ums Leben, indem er bei Berber, am oberen Nil, einem Krokodil zum Opfer fiel.
- Vertilgung der Feldmäuse. Das Abfangsystem von Feldmäusen bewährt sich vorzüglich. Der Gemeinderath von Blatzheim in der Rheinprovinz setzte auf jede an den Gemeindediener abgelieferte Feldmaus 3 Pf. Prämie. Die Folge hiervon war, daß 10,000 Stück abgeliefert wurden, die Felder wenig Schaden hatten und die Ernte eine gute war.
- Eine Prachtkuh. Eine außerordentlich werthvolle Kuh befindet sich im Besitze eines großen englischen Viehzüchters. Dieselbe hat im verflossenen Jahr das neunte Mal abgekalbt. Die von dieser Kuh und ihren Nachkommenschaft entstandenen Kälber wurden zu kolossalen Summen verkauft. Acht der Thiere erzielten 263,000 Gulden. Die anderweitige Nachkommenschaft der Kuh ist auf 232,000 Gulden bewerthet.
- Erhöhte Keimkraft der Saatkartoffeln. Ein gelungener, die Keimkraft der Saatkartoffeln fördernder Versuch empfiehlt sich zur Nachahmung. 3 bis 4 Wochen vor der Saat, also Ende März, werden die Sattkartoffeln namentlich alle frühern und werthvollen Sorten, bei welchen durch Zerschneiden der Werth der Saatkartoffeln etwas billiger sich stellen soll, in eine Dachkammer gelegt und die Knollen ganz dünn auseinandergebreitet. Innerhalb 14 Tagen bis 3 Wochen zeigen sich die Keime als kleine grüne Punkte. Bei diesen Anzeichen beginne man mit der Theilung, und nach 4-5 Tagen, wenn die Schnittfläche etwas eingetrocknet, mit dem Auslegen.
- In der Forst Drömmling (Altmark) hatten Holzschläger vor Kurzem beim Fällen einer alten, gänzlich hohlen Eiche eine grauenhafte Ueberraschung. Der morsche Baum fiel und ein Skelett rutschte den Arbeitern entgegen; dasselbe war sehr gut erhalten, ebenso die bis zum Kniegelenk reichenden Stiefel. Ein Pulverhorn, eine silberne Uhr und Porzellan=Pfeifenkopf lagen zur Seite; auf besagter Uhr war der Name H. v. Krackowitz 1812 eingravirt. Es wird angenommen, daß der Mann (der, nach dem vollständigen Gebiß zu urtheilen, zwischen 30 und 40 Jahre gezählt) wahrscheinlich bei einem Jagd=Abenteuer den Baum erstiegen, die Höhlung hinabgerutscht und so stehend in diesem engen Holzkerker den entsetzlichen Hungertod gefunden hat.
- Aus dem Studentenleben in Halle in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts erzählt ein "uralter Philister" Studentenstreiche. Aus dem Dachfenster eines großen Eckhauses an der Marienkirche schoben einige fidele Rheinländer einen starken Balken nach der Straße, befestigten denselben im Innern, hängten ein Tischchen und etliche Stühle daran und leerten ein Fäßchen vaterländischen Weines. Aber die Tollköpfe, denen man nicht an den Kragen kommen kann. Setzen beim Rundgesang das Gelage fort und ziehen sich erst dann in das Haus zurück, als keine Nagelprobe mehr im Glas geblieben. - Eine Ferienreise führte etwa 12 Studenten durch das Städtchen Delitzsch, das jetzt durch seinen Schultze berühmt geworden. Wie bei den Fackelzügen wurden am Eingang die Röcke umgekehrt angezogen, in die vorderste Reihe zwei Mann mit Rappiren gestellt und zwischen dieselben ein Gefährte, der schon damals ein Galgengesicht hatte; die Hände wurden ihm mit einem Stricke auf den Rücken gebunden und von dem langsam nach dem Markte schreitenden Zuge wurden Sterbelieder gesungen: "N. N. muß sterben, ist noch so jung, so jung" u. s. w. - Leider ist aus dem damaligen Scheinarrestanten später nach Verübung der schlechtesten Streiche ein wirklicher geworden, wofür ihn beim ersten Anblick schon damals nicht wenige Zuschauer halten mußten.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD