No. 5
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Januar
1880
fünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1880 Nr. 5 Seite 1]

Politische Rundschau.

Die diplomatische Vertretung des Reiches wird im neuen Etatsjahre mehrfache Veränderungen zeigen. Am Hofe Serbiens, wo bisher ein Ministerpräsident fungirte, soll ein Gesandter ernannt werden; das Consulat in Constantinopel soll in ein Generalconsulat umgewandelt werden; auch in Sydney wird ein Generalconsulat errichtet und in Apia (auf den Samoa=Inseln) ein deutscher Consul eingesetzt.
Am Montag fand im preußischen Abgeordnetenhause die Debatte über die Nothstandsvorlage statt. Zwölf Redner ließen sich sofort dafür, Niemand dagegen einschreiben. Allerdings ging die Debatte weit über den Rahmen hinaus, der ihr eigentlich durch ihren Gegenstand gesteckt war; es kamen der Culturkampf, der Volksunterricht, die Judenfrage, die Wuchergesetze und dgl. mit auf's Tapet; indessen wurde kein Wiederspruch gegen die Tendenz der Vorlage erhoben und die letztere der Budgetkommission zur Vorberathung überwiesen. Wahrscheinlich wird noch ein Passus eingefügt werden, der die gesetzliche Controle über die Verwendung der für die Nothleidenden ausgeworfenen Summen handelt.
In Hannover sind mehrere dortige und auswärtige Firmen zusammengetreten, um eine Bohrgesellschaft zur Aufsuchung und Erwerbung von Petroleumquellen und anderen Mineralien zu gründen.
Eine deutsche "Seehandels=Gesellschaft" zur Uebernahme der Godeffroy'schen Factoreien auf den Samoa=Inseln ist in der Bildung begriffen. Das Grundcapital ist auf 8 Mill. M. festgesetzt. Der einstweilige Sitz der Gesellschaft ist Berlin, doch kann derselbe auch nach Hamburg verlegt werden.
Frankreich. Wie der "Tribüne" aus verbürgter Pariser Quelle mitgetheilt wird, ist die Personenfrage hinsichtlich des Berliner Botschafters bereits thatsächlich entschieden. Die Ernennung Challemel=Lacours zum Vertreter Frankreichs am Berliner Hofe ist erfolgt; officiell ist diese Ernennung noch nicht bekannt gegeben und vorläufig werde Graf St. Vallier die Geschäfte weiterführen. - Am Dienstag traten in Paris wieder die beiden parlamentarischen Körperschaften zusammen. - Das officielle "Journal" veröffentlicht die Decrete, nach welchen die Direktoren der Ministerialabtheilungen in republikanischem Sinne gewechselt werden.
Oesterreich. Der Kaiser von Oesterreich soll sehr fleißig sein, die rechte Hand nicht wissen zu lassen, was die linke thut, aber andere Leute haben es ihm nachgerechnet, was er allein im Jahre 1879 aus seiner Privatkasse für Bedrängte und Unglückliche aller Art gethan hat. Und die Summe dieser Thaten beläuft sich auf 472,000 Gulden. Er könnte, obgleich Kaiser und Inhaber einer schönen Civilliste, dies nicht thun, wenn er nicht vor Jahren ein schönes Privatvermögen geerbt hätte.
Spanien. Die Cortes haben nach den Weihnachtsferien die Berathungen wieder aufgenommen.
Beide Kammern derselben, der Senat sowohl wie der Congreß, haben eine Adresse an den König und die Königin votirt, in welcher dem Abscheu Ausdruck gegeben wird, welchen das Attentat gegen die Majestäten allen Vertretern der Nation eingeflößt hat. Gleichzeitig wird darin die Freude darüber ausgesprochen, daß das für alle Spanier so kostbare Leben des Königs und der Königin erhalten worden ist. Die Adresse soll dem Königspaare durch eine aus Senatoren und Deputirten gebildete Commission überreicht werden, welche sich andere Deputirte und Senatoren anschließen können.
Italien. Die Italiener haben schöne Augen und rollen sie auch meist fürchterlich schön, sie sind aber zu groß und begehrlich für ihren Magen. Glück und Geschick haben den Italienern die alten Provinzen Mailand und Venedig wieder zugeführt, sie könnten sich damit begnügen, sie werfen aber ihre rollenden Augen unaufhörlich nach Triest und Trient, dem noch "unerlösten Italien," wie sie sagen und werden dadurch zu gefährlichen Nachbarn und Verschwörer Oesterreichs. Es ist sehr die Frage, ob Triest und Trient einen guten Tausch machen würden, wenn sie italienisch würden; Venedig wenigstens hat, als es wieder zu Italien kam, einen schlechten Tausch gemacht und verfällt immer mehr, weil Italien kein Geld hat für diese Königin, die zur romantischen Bettlerin geworden. Italien ist nicht krank, weil es zu klein ist, wie die Verschwörer=Gesellschaft Italia irredenta behauptet, sondern weil es zu groß, zu arm und von leidenschaftlichen Parteien zerrissen und gelähmt ist. Die Italiener sollten ihre großen, schönen und rollenden Augen lieber nach innen als nach außen richten und nicht immer die Verschwörer und den Möros "den Dolch im Gewande" spielen.
Rußland. Skobeleff ist einer der wenigen russischen Generale, die sich im letzten Türkenkriege ausgezeichnet haben. Derselbe General hat den Kaisermanövern in Königsberg, Stettin und Straßburg beigewohnt und soll kürzlich seine Beobachtungen in einer geheimen Denkschrift niedergelegt haben; in dieser soll er der deutschen Armee und namentlich der Reiterei eine große Lobrede gehalten haben. Polnische Blätter, also eine etwas trübe Quelle, wollen wissen, daß Skobeleff einen baldigen Krieg Rußlands mit Oesterreich in Aussicht stelle. (Sk. sagt nichts von einem Kriege mit Deutschland. Deutsche Militairschriftsteller aber des letzten Jahres fassen auch diese Möglichkeit ins Auge und weisen überzeugend nach, wie viel seit Jahren geschehen ist, um die deutsche Grenze gegen Rußland so fest und sicher zu machen wie die westliche Grenze gegen Frankreich. In dem großen Generalstab vollends mag auf den verschwiegenen Karten der Krieg gegen Rußland vielmals geführt worden sein; denn da sieht und arbeitet man lang voraus und wenn's einmal, was der Himmel verhüte, nöthig werden sollte, könnte der alte Moltke wie damals 1870 sagen: Alles fertig, Schubfach links Nr. I.)
Die Gerüchte von einem abermaligen Attentate, aufgefundenen Proklamationen, vorgenommenen Ver=

[ => Original lesen: 1880 Nr. 5 Seite 2]

haftungen werden jetzt von Petersburg aus officiös als unrichtig bezeichnet. Es hätten zwar Recherchen stattgefunden, aber es ist nichts Verdächtiges entdeckt worden.


Schönberg. Die Verbesserung der Umgebung unserer Schönberger Kirche wird allgemein dankbar anerkannt, und jeder freuet sich dieser wesentlichen Verschönerung
Nun aber soll dort, wo durch Wegnahme des unschönen Spritzenhauses ein freier Blick und offener Zutritt zu der Kirche, sowie ein erwünschter freier Platz gewonnen, vor der neuen großen Treppe zwischen dem kleinen unansehnlichen Predigerwittwenhause und einer Schmiedewerkstätte das Krieger=Denkmal errichtet werden!
Da dieser Platz nun fast allgemein gemißbilligt wird, so soll hierdurch dem Wunsche und der Bitte Ausdruck gegeben werden, es möge das lange gewünschte Denkmal einen bessern, würdigeren Platz erhalten.

Viele Bewohner des Fürstenthums Ratzeburg von Stadt und Land.


Anzeigen.

In dem Hypothekenbuch über die zu Selmsdorf belegene Hauswirthsstelle c. p. des Vollhufners Matthias Möller steht Fol. XVIII. die Forderung des Schmiedemeisters Ludwig Wendland in Selmsdorf von zweihundert (200) Thalern Cour. eingetragen, welche nach dem erfolgten Tode des p. Wendland auf seine damals noch minorennen Kinder vererbt ist. Es ist glaubhaft nachgewiesen, daß diese 200 Taler (Mecklenburg) an die Vormünder der Wendland'schen Minorennen zurückbezahlt sind. Der betreffende Hypothekenschein soll nach Anzeige des Vollhufners Matthias Möller zu Selmsdorf verloren gegangen sein, und ist von demselben der Antrag auf Mortification dieses Hypothekenscheins gestellt.
Demzufolge werden hiermit Alle und Jede, welche an den angeblich verloren gegangenen, vorstehend des Näheren bezeichneten Hypothekenschein cum annexis Ansprüche und Forderungen zu haben vermeinen, hiermit peremtorisch geladen, solche in dem deshalb auf

Sonnabend den 24. Januar 1880
Morgens 10 Uhr

anberaumten Termine vor unterzeichnetem Gerichte anzumelden und zu bescheinigen, oder zu erwarten, daß sie durch den alsbald zu erlassenden Präclusivbescheid damit ausgeschlossen, der für verloren zu erachtende Hypothekenschein aber mortificirt werden soll.
Schönberg, den 28. October 1879.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Antragsmäßig soll über nachstehend bezeichnete Grundstücke des Drechslers Johann Joachim Heinrich Holst zu Schönberg, als:

1) das allhier an der Siemzerstraße sub Nr. 130 belegene Wohnhaus c. p.,
2) das allhier an der Wallstraße sub Nr. 129 a belegene Wohnbaus c. p.
          und
3) das auf der Schönberger Feldmark im Mühlenkamp belegene Ackerstück von angeblich ca. 50 []Ruthen Größe
- welche einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden sollen -
ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend den 31. Januar 1880
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 20. November 1879.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Antragsmäßig soll über die zur Baeck belegene Büdnerstelle Nr. 18 der Ehefrau des Arbeitsmannes Leonhardt zur Baeck, Louise geb. Clasen, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend d. 24. Januar 1880
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit geladen, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die künftigen Besitzer erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gericht versehenen vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 31. October 1879.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Holz=Auction.

Am Montag den 19. Januar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Spolert auf der Baeck nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

1. Aus dem Hasselholze.

    9 Stück buchen Nutzholzblöcke
211 Rmt. buchen Kluft I. und II. Cl.

2. Aus dem Steinort.

    3 Stück buchen Nutzholzblöcke
  65 Rmt. buchen Kluft I. und II. Cl.

3. Aus dem Rodendieck.

  ca. 40 Rmt. buchen Kluft I. und II. Cl.
    2 Rmt. buchen Knüppel
    6 Fuder buchen Zweigholz.
Schönberg, den 11. Januar 1880.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Holz=Auction

Am Donnerstag den 22. Januar Morgens 9 Uhr sollen in Kösters Hotel hies. nachstehende Holzsortimente aus dem Rupensdorfer Holze meistbietend verkauft werden.

Standort bei Müschenbruch und Haberkost

  ca. 80 Rmt. eichen Kluft und Knüppel
  25 Fuder eichen starkes Durchforstholz
150 Rmt buchen Kluft
    8 Fud. buchen Durchforstholz
    7 Fud. buchen Zweigholz
    7 Rmt. birken und ellern Knüppel
    1 zäheschen Kluft.

Am Neuen=Schlag.

12 Fud. buchen Durchforstholz
   8 Fud. ellern Wadelholz
   3 Fud. birken Wadelholz.

Auf dem Diestelhorstmoor.

  13 Fud. geringes Zweigholz.

Die Aufnummerirung des Holzes kann erst zum Sonnabend Abend fertig gestellt werden.
Schönberg den 15. Januar 1880.

Der Oberförster:              
C. Hottelet.          


[ => Original lesen: 1880 Nr. 5 Seite 3]

Holz=Auction.

Am Dienstag den 20. Januar Morgens 10 Uhr sollen beim Krüger Jabs zu Schlagsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

1. Aus dem Schlagbrügger Holze.

    1 Stück buchen Nutzholzblock
115 Rmt. buchen Kluft I. und II. Cl.
    2 Rmt. eichen Knüppel.

2. Aus dem Thandorfer Zuschlage

    1 Stück eichen Nutzholzblock
    6 Rmt. buchen Knüppel
    8 Fuder buchen Durchforstholz
    4 Rmt. ellern Knüppel
    6 Fuder ellern Zweigholz
  16 Rmt. fichten Knüppel.

3. Aus dem Steinbrinck.

    6 Stück eichen Wagendeichseln
  28 Fuder eichen Durchforstholz (für Kiepenmacher)
  16 Rmt buchen Knüppel
  17 Fuder buchen Zweigholz und Hegenholz.
Schönberg den 11. Januar 1880.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Holz=Verkauf.

Am Donnerstag den 22. Januar d. Js. sollen im Forstbezirke Schattin des Israelsdorfer Forstrevieres meistbietend verkauft werden.

  23 Rm. entb. eichen Kluft= und Knüppelholz
  26 Rmt. Birken und Aspen Kluft= und Knüppelholz
200 Haufen eichen Stangen= und diverses Buschholz, darunter Holz für Kiepenmacher und Zaunbesp.
Der Verkauf beginnt Vormittags 11 Uhr in der Nähe der Holzvogtswohnung zu Schattin.

Der Oberförster.     


Vorläufige Anzeige von Holzauction.

Im Thurower Holz bei Thurower Horst kommen Mitte Februar 1880 zur Auction:

1. circa 80 Faden Buchenholz
2. circa 50 Haufen Buchen=Durchforstungs=Holz,
3. circa 20 Haufen Bohnenstacken.
NB. 60 Bund Besenreiser liegen schon jetzt zum Verkauf auf dem Hofe Groß=Thurow.
Der Tag der Auction wird Anfang Februar bekannt gemacht.
Groß=Thurow, den 11. Januar 1880.

Der Forstaufseher     
J. Steinfath.        


Am Mittwoch _den 21. Januar d. J. Mittags 12 Uhr sollen zu Torrisdorf an gepfändeten Gegenständen:

1 eichene Lade, 1 Rest blaues Leinen und Männerkleidungsstücke
meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg den 14. Januar 1880.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.     


Die Schulgelderhebung

findet in den nächsten beiden Wochen - vom 19. bis 31. Januar - statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.

J. Wegner,              
beauftragter Erheber.      


Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt                                      
ist während des
Antoniitermines
vom
17. bis 24. Januar d. J.
täglich
von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags,
am
Sonntag den 18. Januar d. J.
aber nur
von 8 Uhr Morgens bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.                                                            

Das Directorium.                    


Thierschau
und
Gewerbe=Ausstellung
in Neustrelitz.

Unter dem Protectorate Sr. Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs von Mecklenburg Strelitz veranstaltet der landwirthschaftliche Verein zu Neustrelitz vom 8. bis 14. Juni dieses Jahres daselbst eine Thierschau, sowie eine landwirthschaftliche und Gewerbe=Ausstellung, verbunden mit einer Verloosung gewerblicher Gegenstände.
Anmeldungen sind bis zum ersten Mai an den Hofapotheker Zander in Neustrelitz zu richten, welcher auch auf Wunsch Prospecte und Anmeldebogen versendet und jede Auskunft ertheilt.

Die Localcomitte.
O. Zander, Hofapotheker.       v. Behmen, Hofgoldschmied.       Hustaedt, Baumeister.       Kohrt, Senator.       Krüger, Senator.       Rust, Kommerzienrath.       Schüder, Kaufmann.       Starke, Großherzogl. Garteninspector.


Bekanntmachung.

Den Bewohnern von Selmsdorf und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich nach dem Ableben meines Mannes die Tischlerei unter Leitung eines tüchtigen Geschäftsführers in unveränderter Weise fortführen werde, ersuche deshalb meine geehrten Gönnern mein Unternehmen so viel als möglich zu unterstützen.
Selmsdorf im Januar 1880.

H. Bruhn,           
Tischlermeisterwittwe.     


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der Kaiserlich. & Königl. Hof-Chocoladen Fabrikanten:
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In Gastwirthschaften, wo meine Placate hängen, wird mein Bier geschänkt.

C. Schwedt.     


[ => Original lesen: 1880 Nr. 5 Seite 4]

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Lotterie
für die Errichtung eines Deutschen Militair-Curhauses auf Sylt
Lotterie

Gesammtwerth der Gewinne:
Mark 46,000.
1. Hauptgewinn Rm. 10,000 u. s. w.
Die Gewinn-Ausstellung in Bremen ist eröffnet und währt bis Ende Januar 1880.
Loose à 3 M.
sind durch das Comité und durch den General-Debiter E. Calmann, Hamburg zu beziehen.
Ziehung
am 1. Februar 1880.
Bei Entnahme von 10 Loosen gewährt das Comité ein Freiloos, bei grösserer Abnahme sehr günstige Bezugsbedingungen.
Tarifsätze, photographische Abbildungen der 8 Hauptgewinne, sowie Prospecte und Plakate stehen Jedermann gratis und franco zu Diensten.
Man wende sich
An das Lotterie-Comité
in Bremen,
Domhof Nr. 28.


Gesucht zu Ostern

ein confirmirter Bursche in die Schornsteinfegerlehre.

C. Pfaiffer,        
Schornsteinfeger.     

Travemünde 1880.


Verlaufen

hat sich vor einigen Tagen ein kleiner gelber Teckel, der auf den Namen "Kuhlmann" hört. Abzugeben gegen eine gute Belohnung beim Revierjäger

Ahrendt in Schönberg.     


Für große schöne schwarze          
Katzenfelle
zahlt von heute ab 3 Reichsmark.
                                                    Heinr. Schäding.


Sonnabend
Erlanger vom Faß
und Bierwürstel.
                                                    H. Duve.


Am Freitag den 23. Januar 1880
Abends 6 Uhr
Ball
des Kuh=Versicherungs=Vereins
beim Gastwirth Kaven in Pogetz.
                                                    Der Vorstand.


Für die Nothleidenden Oberschlesiens

sind mir bis heute 88 M. 40 Pfennig (Mecklenburg), 2 paar Stiefel, 10 Paar Strümpfe zugegangen. Im Einverständniß mit den Spendern dieser Gaben werde ich dieselben an den Bürgermeister der hart in Mitleidenschaft gezogenen Stadt Pleß in Oberschlesien zur Vertheilung einsenden. Indem ich den gütigen Gebern meinen herzlichsten Dank ausspreche, bin ich zu weiterer Empfangnahme und Absendung von Gaben jeglicher Art stets gern bereit.
Schönberg den 15. Januar 1880.

A. Montag.          


Das erste
Solisten=Concert
findet am
Montag den 19. d. Monats im Kösterschen Saale statt.
Anfang Abends 7 1/2 Uhr.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg.

Geboren: D. 20. Dec. dem Klempner Wieschendorf zu Schönberg eine T. D. 21. dem Tischler Klodt zu Schönberg eine T. D. 21. dem Weber Oldörp zu Schönberg ein S. D. 25. dem Klempner Lenschow zu Schönberg ein Zwillingspaar (Knabe und Mädchen). D. 27. dem Zimmergesellen Arndt zu Sabow eine T. D. 28. dem Zimmergesellen Will zu Schönberg eine T. D. 29. dem Zimmergesellen Boye zu Niendorf ein S. D. 29. eine uneheliche Tochter zu Schönberg. D. 31. dem Kaufmann Wolgast zu Schönberg eine T. D. 12. Jan. dem Arbeitsmann Busch zu Schönberg ein S. D. 12. dem Arbeitsmann Niemann zu Schönberg ein S. D. 8. ein unehel. Sohn zu Schönberg (todtgeboren.)

Gestorben: D. 2. Jan. Else Voß geb. Maaß, Arbeitsmannswittwe zu Schönberg, 61 J. 10 M. alt. D. 8. Anna Johanna Caroline Tews, Hauswirthstochter zu Bechelsdorf, 21 J. 5 M. alt. D. 13. Wilhelmine Sophie Marie Fick geb. Scharff, Gastwirthswittwe zu Schönberg, 65 J. 2 M. alt.

Eheschließung: D. 1. Jan. Arbeitsmann Hans Peter Ditz zu Warneckow und Marie Elisabeth Putensen zu Wahlsdorf.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 18. Januar.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hiezu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 5 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 5 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 16. Januar 1880.


- In Warschau und einigen anderen Orten in Polen ist die Rinderpest wieder ausgebrochen.
- Wie lebt der Feldmarschall Graf Moltke? Seitdem am 24. December 1868 die glückliche Ehe des preußischen Generalstabs=Chef durch den Tod der Gattin gelöst worden ist, waltet seine einzig übrig gebliebene Schwester Frau v. Burt, in seinem Hause, deren einziger Sohn ihm gleichzeitig als zweiter Adjutant beigegeben wurde. Hierdurch wurde, soweit dies überhaupt möglich ist, einigermaßen Ersatz geschaffen, so daß der General=Feldmarschall an seinem Lebensabend nicht ganz vereinsamt dasteht. Graf Moltke wohnt in dem gewaltigen neuen Generalstabsgebäude am Königsplatze, seine Zimmer liegen nach der Südfront hinaus und gewähren die Aussicht auf die Siegessäule, welche dem Andenken an die drei großen Kriege gewidmet ist, in denen ihm vergönnt war, dem Vaterlande so hervorragende Dienste zu leisten. Während des Sommers lebt der General=Feldmarschall auf seinem Gute Kreisau bei Schweidnitz in Schlesien. Seine Lebensweise ist äußerst regelmäßig und einfach, die Zeiteintheilung eine streng geregelte, welche zugleich durch zweckmäßige Abwechselung in der Art der Thätigkeit dem vielbeschäftigten Generalstabschef die Möglichkeit gewährt, allen Pflichten seines hohen Amtes dauernd gerecht zu werden. Während des Winterhalbjahrs, in Berlin, pflegt Graf Moltke schon früh im Morgenrocke, das Haupt mit einem Käppchen bedeckt, das sehr einfach eingerichtete Arbeitszimmer zu betreten, wo er um 7 Uhr den Morgenkaffee nimmt und dazu eine Cigarre raucht. Dann geht er an sein Tagewerk und arbeitet bis 9 Uhr; er schreibt schnell und regelmäßig, ändert häufig nachfraglich einzelne Stellen in Manuscripte; seine Handschrift ist flüssig und gut lesbar, fast ohne Haarstriche, in gleichstarken, kräftigen Zügen. Um 9 Uhr werden die eingegangenen Dienstbriefe vorgelegt, welche er genau durchsieht und darauf die Uniform anlegt, um 11 beginnt der Vortrag der Adjutanten, worauf der General ein höchst einfaches zweites Frühstück einnimmt und bis gegen 2 Uhr Vortrag des Abtheilungschefs des Großen Generalstabs, dessen Dauer von den Umständen abhängt, worauf Graf Moltke in der Regel einen Spaziergang unternimmt und nach der Heimkehr im Kreise seiner Familie zu Mittag speist. Sein Lieblingsgetränk bei Tische ist Moselwein. Hierauf wird der Kaffee im Arbeitszimmer eingenommen, bei heiterer Unterhaltung mit den seinen, die Zeit von 5 bis 7 Uhr jedoch wieder schriftlichen Arbeiten gewidmet, woran sich von 7 bis 8 Uhr die Durchsicht der inzwischen eingegangenen Zeitungen schließt. Um 8 Uhr folgt der Thee im Familienkreise und hierauf eine Partie Whist, ein Spiel, in welchem Graf Moltke Meister ist, dann zum Beschluß gewöhnlich eine kurze musikalische Unterhaltung und um 11 Uhr begibt sich der General=Feldmarschall zur Ruhe, um sich am folgenden Tage zum neuen Tagewerke zu erheben.
- Zur Verzinsung der Staatsschulden muß jährlich aufbringen jeder Franzos 12,7 Gulden, jeder Engländer 8,3 fl., jeder Italiener 7 fl., jeder Spanier 6 fl., jeder Oesterreicher 5,25, jeder Sachse 5,15, jeder Ungar 4,70. der Russe kommt mit 2 fl., der Preuße mit 1,55 à Kopf durch. Wollen wir uns diese Ziffern erklären, so müssen wir auf die Ausgaben für militärische Zwecke achten. Jeder Engländer zahlt 9,35 für Heer und Flotte, jeder Franzos 7,85, jeder Holländer 7,45, jeder Deutsche 4,3, jeder Russe 3,65, jeder Oesterreicher 3,45.
- Eine sehr interessante Bildergallerie enthält die Nr. 1906 der Illustrirten Zeitung in Leipzig: 50 Köpfe aus dem photographischen Verbrecher=Album der Berliner Criminal=Polizei, eine Blüthenlese, wie sie sagt. Die Bilder 1-5 zeigen berühmt gewordene Mörder: die Raubmörder Thürloff, der einen Briefträger und einen Tischlergesellen Lack, der seine Tante und Wohltäterin ermordete und beraubte, den Mörder Richter, der einen armen Arbeiter um seines Ueberziehers willen erschlug u. s. w. Dann folgten 14 Räuber und Einbrecher, unter ihnen Klitze, der Einäugige, der Böttcher=Carl und Grasemann, der nur in Juwelen "arbeite" d. h. stiehlt; ferner berüchtigte Ladendiebe, Hochstapler und Betrüger und endlich Bauernfänger und Taschendiebe. Fast alle, möchte man sagen, sind Charakter=Köpfe; man studire nur die Augen und den Blick; schon die Haltung Vieler ist eigenthümlich und fast verrätherisch, obwohl sie im Bilde mehr hervortreten mag als im Leben. Auch die Weiber und Mädchen drunter sind äußerst charakteristisch. Man möchte zu Jedem und Jeder sagen bleib' mir drei Schritte vom Leibe! seit Jahren schon wird von der Polizei in Berlin jeder eingelieferte Verbrecher photographirt, nicht gerade seiner schönen Augen willen, sondern damit die Polizei etc. jeder Zeit ihre guten Freunde wieder erkennen kann. Die Meisten sträuben sich gegen das Photographiren. Manche aber sind eitel oder sogar stolz auf ihre Gesichter und Einer hat nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus sogar um ein Dutzend seiner Photographien im Visitenkartenformat gebeten.
- Das Jahr 0. Der Streit, ob unser Jahrhundert mit dem 1800 oder dem Jahr 1801 angefangen, ist für jeden des Rechnens fähigen Menschen ein ganz müssiger. Ein Jahrhundert umfaßt eben 100 Jahre und das erste Jahrhundert kann deren nicht 99 gezählt haben. Wenn man von dem "achtzehnten Jahrhundert" spricht, so versteht sich von selbst, daß das Jahr 1800 dazugehört. Nun schreibt ein erleuchteter Kopf in der Wiener "Deutschen Zeitung": "Ihre Gegner übersehen, daß wir es mit der christlichen Zeitrechnung zu thun haben. Dieselbe scheidet sich von der früheren (1 v. Chr. = 754 ab urbe condita) durch das Jahr 0, d. i. das Jahr der Geburt Christi. Mit diesem Jahre 0 beginnt die christliche Chronologie, und das erste Jahrzehnt derselben schließt nicht mit dem Jahre 10 n. Chr., sondern mit 9, und das erste Jahrhundert nicht mit 100, sondern mit 99 n. Chr.; es begann so mit dem Jahre 100 das zweite Säculum derselben. Folglich begann auch das neunzehnte Jahrhundert mit 1800 und das neunte Zehent desselben mit 1880." sollte man es für möglich halten! Bisher hat die Menschheit 1880 Jahre lang geglaubt, Christus sei an einem bestimmten Tage geboren worden, das Jahr vorher sei das Jahr 1 vor Christi Geb., das Jahr nachher das Jahr 1. nach Christi Geb. gewesen. Die Entdeckung des Jahres 0 gehört zu den überraschendsten Eingebungen der Neuzeit. Wenn künftig ein Sohn geboren wird, vergesse nicht, daß das Geburtsjahr als 0 zählt und das Kind keineswegs schon 12 Monate nach der Geburt ein Jahr alt ist.
- Ein Sonderling. Einer der originellsten Sonderlinge Berlins ist ein Herr W., der, obwohl er sehr wohlhabend ist, in mehr als schlichter Kleidung einhergeht. Derselbe ist Junggeselle geblieben. Im Sommer wie im Winter empfängt er seine Besucher stets in einem alten langen Pelz, der ihn seit seiner Jugend begleitet und ihm als Schlafrock und Bettdecke dient. Schon die Eingangsthüre macht den Fremden stutzig. Auf einem halben Bogen Papier sind die Worte geschrieben: "Sollte auf das zweite Klopfen nicht geöffnet werden, ist ein fernerer Aufenthalt im Flur verboten. Briefträger und Steuermann haben dreimal hintereinander anzuklopfen!" Beim Betreten der Wohnung glaubt man in einer Trödlerbude, die mit zerbrochenen Möbeln vollgestopft ist, sich zu befinden. Anstatt mit Tapeten sind die Wände mit Illustrationen aus verschiedenen Zeitungen des In= und Auslandes versehen, die durch starke eiserne Nägel befestigt sind. Eine lange niedrige Kiste bildet oder enthält vielmehr sein Ruhelager, deren Bestandtheile absonder=

[ => Original lesen: 1880 Nr. 5 Seite 6]

licher Natur sind. Keine freundliche Hülle verdeckt diese Sehenswürdigkeit, da der Eigenthümer dieser Wohnung seine Bettdecke wie schon erwähnt, als Schlafrock anhat. Zahlreiche aus Schweinsleder gebundene Bücher sind stufenartig auf dem Fußboden aufgestapelt. Es ist gefährlich, sich auf einen der drei Stühle zu setzen, und unmöglich, dieselben freizustellen, da ein oder auch beide Hinterbeine - fehlen. Zwei übereinandergelegte Kisten werden als Schreibtisch benutzt, und als Tintenbehälter wird ein zerbrochener Eierbecher verwendet. Dutzende von Kielfedern, die der Alte sich selbst präparirt, liegen zerstreut umher. Jahre hindurch blieben diese alten Möbelstücke unberührt von Bürste oder Scheuerlappen. Zum größten Erstaunen der Bewohner des Hauses ist seit Anfang der letzten Woche mit Herrn W. und seiner Wohnung eine große Veränderung vor sich gegangen. Sämmtliche Möbelstücke wurden zu Brennholz geschlagen, da neue normale Zimmereinrichtungen anlangten und noch an demselben Tage Herr W. sich in einem eleganten schwarzen Anzug zeigte. Die Nachbarn glaubten W. wäre wahnsinnig geworden, oder wie man sich zuflüsterte, noch in seinen alten Tagen - Heirathscandidat. Zwei Tage später klärte sich das Räthsel auf. W. nahm die Wittwe seines vor Kurzem verstorbenen Bruders und ihre vier Kinder zu sich. W. wird gegenwärtig im Hause mit größter Auszeichnung behandelt. Es soll aber auch rührend sein, wie eifrig und wie reichlich der geizige Sonderling für die Hinterbliebenen seines Bruders sorgt und wie er ihnen alle seine Absonderlichkeiten zum Opfer bringt.
- Aus Estridge St. Kitt auf der Insel St. Christopher (Insel der kleinen Antillen) ist dem Generalpostmeister Dr. Stephan folgendes Schreiben zugegangen: "Ew. etc. wollen gütigst gestatten, daß ich diese Postkarte an Sie entsende. Seit dem 1. Juli vorigen Jahres haben auch wir das Glück, dem Weltpostverein anzugehören. Gegenwärtig sind auch unsere Postkarten angekommen, und es drängt mich, die erste, die ich schreibe und schreiben kann, an Ew. etc. mit Dankbarkeit für alle diese Erleichterungen zu adressiren. Nicht etwa aus Geiz, um einen Brief zu sparen, sondern damit Sie, gerade Sie sehen können, daß wieder ein Land in weiter Ferne sich dieser Wohlthaten erfreut. Dankbar ergebenster J. F. Gerschwitz."
- Auf den Vesuv führt jetzt eine 900 Meter lange Eisenbahn bis an den Rand des Kraters. Die Züge werden mittelst zweier Stahl=Seile durch eine Dampfmaschine, die sich am Fuße des Kegels des Vesuvs befindet, in Bewegung gesetzt. Die Räder sollen so eingerichtet sein, daß die Gefahr des Entgleisens ausgeschlossen ist; eine starke automatische Bremse kann für den Fall eines Seilbruchs fast augenblicklich hemmen. Die große Schwierigkeit war die Beschaffung von Wasser; man hat für diesen Zweck zwei sehr große Reservoirs, eines in der Nähe der Station, eines unweit des Observatoriums, angelegt. Die Bahn ist sehr solid gebaut und gegen Lavaströme gesichert.
- Neulich berichteten die englischen Zeitungen, daß ein Schotte Mac Pear in Glasgow die Anfertigung künstlicher Diamanten, die in nichts sich von den natürlichen unterscheiden sollten, erfunden habe. Jetzt hat ein Mineralog des brittischen Museums, Nevil Story Mackelyne, von dem Erstgenannten hergestellte Probestücke bezüglich der Härte und Lichtstrahlenbrechung untersucht und erklärt, daß dieselben keine Diamanten, überhaupt keine Karbonate (Kohlenstoff=Körper) sondern Silikate (Kieselstoffkörper) seien, die künstliche Diamantenherstellung mithin vor der Hand noch ein ungelöstes Problem bleibe.
- Wieviel Eier vermag ein Huhn zu legen? Die Zeitschrift des Thierschutzvereins in Dresden gab darüber vor längerer Zeit folgende Auskunft. Eine Henne hat in ihrem Eierstocke in runder Zahl nur 600 Eierchen, die sie entwickeln und legen kann. Von den 600 Eiern legt sie, wenn es gut geht, im ersten Jahr nach dem Ausbrüten etwa 20 Stück, im zweiten 120, im dritten 135, im vierten 114; die folgenden Jahre nimmt die Zahl der Eier stetig um 20 ab und im neunten Jahre legt eine Henne im bestem Falle nur 10 Eier. Wer also eine richtige Uebereinstimmung zwischen Futter und Leistung haben will, hält sich keine Henne länger als 4 Jahre, es wäre denn der seltenen und werthvollen Race wegen.
- Gefrorene Kartoffeln zu benutzen. Gefrorene Kartoffeln hat man lange Zeit für völlig unnütz gehalten und weggeworfen. Chemische Untersuchungen aber haben gezeigt, daß das Gefrieren nicht so zerstört, daß sie unbrauchbar wären. Ja es giebt Fälle, wo man die Kartoffeln absichtlich gefrieren lassen muß, z. B. wenn man sie auf Zucker benutzen will; denn durchs Gefrieren wird in ihnen der Zuckerstoff frei. Auch die übrigen Bestandtheile der Kartoffeln z. B. das Wasser, Stärkemehl, Schleim, Faser= und Eiweißstoff trennen sich durch heftige Kälte. Man kann die gefrornen Kartoffeln auf 7fache Art benutzen: zu Syrup, Essig, einem weinartigen Getränke, Kleister und Schlichte für Buchbinder und Weber, auch zur Seife und Stärke. Zu Stärkemehl werden sie mit vielem Vortheil benutzt, sie geben mehr Stärke als ungefrorene Kartoffeln. Zu diesem Zwecke legt man die gefrorenen Kartoffeln mehre Tage in fließendes und eiskaltes Wasser und läßt sie so lange darin liegen, bis sie völlig darin aufgethaut sind, dann nimmt man sie heraus und verfährt mit ihnen auf die allgemein bekannte Art, um Stärke zu bereiten. Als Stellvertreter der Seife können sie ebenfalls benutzt werden. Schon das Wasser guter Kartoffeln besitzt eine reinigende Eigenschaft. Noch mehr aber besitzt diese Eigenschaft der Schaum, welcher entsteht, wenn man gefrorene Kartoffeln reibt und sie dann mit Wasser übergießt. Die Zeuge, vorzüglich seidene, welche in demselben gewaschen werden, leiden nicht im Geringsten. Will man die gefrorenen Kartoffeln unter den Brodteig nehmen, so werden sie behandelt, als wären sie nicht gefroren. Um Buchbinderkleister oder Weberschlichte daraus zu machen, werden die gefrorenen Kartoffeln mit Wasser gekocht, zerstoßen, mit Braunbier versetzt und dann läßt man die Masse in einem Fasse gähren, nachher ist sie brauchbar.
- Fischklöße sind die neueste Bereicherung des Küchenzettels und werden aus Seedorsch und Kartoffeln bereitet. In Norwegen erfunden, werden sie in Nordamerika bereits fabrikmäßig hergestellt und in hermetisch verschlossenen Zinndosen versendet. Man muß diesen Fischklößen schon entschiedenen Geschmack abgewonnen haben, da das Geschäft seit dem Mai v. J. der Art sich entwickelt haben soll, daß eine einzige Gesellschaft mit der Fabrikation der Klöße 250, mit derjenigen der Zinndosen 60 Personen beschäftigt.
- Die Kultur der Sonnenrose. Schon früher haben wir auf den Werth der Sonnenrose (Helianthus annuus, L.) als Kulturpflanze hingewiesen; die damaligen Angaben sind wiederholt und neuerdings wieder durch eine im "Landwirth" vom Kunst und Handelsgärtner Grunert veröffentlichte Mittheilung der außerordentlich häufigen Anbau dieser Pflanze in Litthauen bestätigt worden. Die dortige Benutzung ist eine sehr ausgiebige. Am werthvollsten ist selbstverständlich der Samen, von welchem ein Centner über 40 Pfund dem Provence Oel an Güte fast gleichkommendes Oel liefert, während die Preßkuchen ein gesundes, gern angenommenes Futter für Rindvieh geben. Zu Gries gemahlen, besitzt der Samen einen angenehmen, mandelähnlichen Geschmack, und zu Mehl gemahlen, verwendet man ihn zu feinem Backwerck, geröstet sogar zu einer Art nicht übelschmeckender Chokolade; frisch in Wasser und Alaun gekocht gibt es eine schöne blaue Farbe. Die Blumen sind wegen ihres Reichthums an Honig und Wachs ein treffliches Bienenfutter, die noch nicht aufgeblühten werden wie Artischocken in der Küche zubereitet; die klein geschnittenen frischen Strünke und Blätter dienen zur Siede geschnitten als Viehfutter, die Blätter werden auch als Rauchtabak benutzt die Samenböden zu Löschpapier, das Innere der Stengel zu feinem Papier verarbeitet; die holzigen Theile dienen als Brennmaterial, ihre stark salpeterhaltige Asche liefert Potasche. Es kommt noch hinzu, daß in sumpfigen Gegenden nach den gemachten Erfahrungen der Anbau der Sonnenrose die Einwohner gegen Wechselfieber schützt. Zum Anbau sollen die aus der Krimm die besten sein. Um starke Blumen zu erhalten, schneidet man die jungen Nebentriebe ab und entblättert die Stengel.


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