No. 74
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. September
1879
neunundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1879 Nr. 74 Seite 1]

Bekanntmachung.

      Die am 1. October d. J. fälligen Zinsen der Reichsanleihen von 1877/79 können von da ab bei der Statsschulden=Tilgungskasse hierselbst, Oranienstraße Nr. 94 unten links, bei der Reichsbank=Hauptkasse hierselbst und bei sämmtlichen Reichsbank=Hauptstellen und Reichsbankstellen, sowie bei denjenigen Kaiserlichen Ober=Postkassen, an deren Sitz sich eine solche Bankanstalt nicht befindet, täglich, mit Ausnahme der Sonn= und Festtage und der Kassenrevisionstage, in den Vormittags=Dienststunden gegen Ablieferung der betreffenden Coupons in Empfang genommen werden.
      Die Coupons müssen nach den Anleihen und den Appoints geordnet, und es muß ihnen ein, die Stückzahl und den Betrag der verschiedenen Appoints enthaltendes, aufgerechnetes, unterschriebenes und mit Wohnungsangabe versehenes Verzeichniß beigefügt sein.
      Die Einlösung der später fälligen Coupons der Reichsanleihen wird in gleicher Weise, ohne besondere Bekanntmachung, vom Fälligkeitstage ab erfolgen.
      Berlin, den 6. September 1879.

Reichsschulden=Verwaltung.
Löwe.           Hering.


Interviewer.

Privatpersonen pflegen, wenn sie hie und da einmal etwas gegen einen ihrer Bekannten auf dem Herzen haben, was sie aus gewissen Gründen menschlicher Klugheit und gesellschaftlicher Rücksicht dem Betreffenden nicht in's Gesicht sagen mögen, dies irgend einem "guten Freunde" aufzupacken, dessen erfahrungsmäßige Verschwiegenheit die Garantie gibt, daß die Sache bald an den rechten Mann kommt; oder sie benutzen das vertrauliche Stündchen, sei's am Kaffee= sei's am Biertisch, um interessante Enthüllungen zu geben, die auf diesem Wege besser und billiger Verbreitung finden, als durch ein Inserat im Localblatt.
Auch in der Diplomatie sind solche Künste nicht ungebräuchlich, ja sie erfreuen sich sogar zu Zeiten einer Vorzugsweisen Beliebtheit; das sind Zeiten, in denen eine gewisse Schwüle herrscht, ohne daß es doch zum Gewitter kommt, es wetterleuchtet nur von fern, aber es donnere nicht; Unerfahrene schließen aus dem Wetterleuchten oft auf ein bevorstehendes Gewitter, Erfahrene beobachten die elektrische Spannung in der Atmosphäre und finden, daß sie doch nicht stark genug ist, um einen Kampf der Elemente herbeizuführen. Die "guten Freunde" der Diplomaten aber welche das Wetterleuchten machen, welche also einer Ungleichheit, einer Verstimmung der diplomatischen Atmosphäre in fremdem Auftrag Ausdruck geben, das sind Interviewer. Diese merkwürdige Pflanze gehört gewöhnlich zur Familie der Zeitungsschreiber und macht sich's zur Aufgabe, geschichtlich oder politisch bedeutende Persönlichkeiten, Minister, Gesandte oder Vertraute derselben mit einem Besuche zu überfallen, ihnen die Pistole des unverschämten Ausfragens auf die Brust zu setzen und dann mit dem geraubten Gute der neuesten politischen Neuigkeit zur Zeitungsredaction zu eilen, die den Raub gut bezahlt und in der nächsten Nummer ihren Lesern auftischt. Es soll neuerdings auch vorkommen, daß der Interviewer ganz höflichst zu einem hohen Staatsmann eingeladen wird. Der sitzt dann auf seinem Stuhle, macht ein sehr geheimnißvolles Gesicht und sagt: "Ich weiß Etwas, nun fragen Sie einmal!" Und der Interviewer fragt, bis er Alles heraus hat, dann geht er hin, läßt entweder eine Flugschrift oder einen großen Zeitungsartikel los; der Herr Minister aber oder der Herr Gesandte hat seine Verstimmung an den Mann gebracht, die Welt schlägt die Hände überm Kopf und die Diplomaten stecken die Köpfe zusammen, das Wetterleuchten ist heftig, die Bangigkeit ist da und die Course an der Börse fallen. Mehre solche Verstimmungen verdunkeln gegenwärtig die gute Laune des Welttheils Europa. Rußland ist verstimmt, weil es meint, es sei beim Berliner Frieden zu kurz gekommen, Italien ist verstimmt, weil es bei dem Frieden keinen Zuwachs an Land erhalten, Oesterreich ist verstimmt, weil Italien begehrliche Augen auf Triest und Südtyrol richtet, Frankreich ist verstimmt noch von anno 70-71 her. Da hat sich denn der russische Kanzler, Fürst Gortschakoff interviewen lassen, um den Franzosen auf Kosten Deutschlands viel Schmeichelhaftes zu sagen und für Oesterreich hat der Oberst Haymerle, der Bruder des künftigen k. k. Kanzlers, eine Flugschrift losgelassen, um die Italiener wegen ihres Geschrei's nach der Italia irendenta etwas auf die Finger zu klopfen.
Nun dürfen wir uns nicht wundern, daß in den Augenblicken, wo Rußland murrt und knurrt, Frankreich die Ohren spitzt und daß je übler die Laune Rußlands gegen Deutschland scheint, desto größer die Freundschaft Frankreichs für Rußland wird. Ja in solchen Augenblicken der größeren Cordialität zwischen unseren westlichen und östlichen Nachbarn taucht jedesmal auf's Neue in den französischen Zeitungen die Mähr auf, anno 75 hätten wir einen zweiten Eroberungszug nach Frankreich vorgehabt, aber Kaiser Alexander habe gesagt: quod non. Wenn nun der Franzose das liest, so fließt er über von Dankgefühl gegen Rußland und der Russe zerdrückt eine Thräne der Wehmuth über seine eigene Großherzigkeit. Der Deutsche aber denkt bei diesen Hetzereien und Stänkereien mit Befriedigung an die Manöver von Königsberg und Straßburg.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 74 Seite 2]

Politische Rundschau.

Deutschland. Die Kaisertage in Elsaß=Lothringen haben begonnen und ist dem greisen Monarchen zunächst in Straßburg ein überaus enthusiastischer Empfang bereitet worden, der ein erfreuliches Zeugniß davon ablegt, daß in Elsaß=Lothringen das Gefühl der Wiederzugehörigkeit zum alten deutschen Stammlande immer breiteren Boden gewinnt. - Ueber die Empfangsfeierlichkeiten, die man dem Kaiser bei seiner Ankunft in Straßburg bereitete, liegen die umfangreichsten Berichte vor, die sämmtlich Zeugniß ablegen von der allgemeinen Verehrung, deren sich der Schirmherr des deutschen Reiches auch in den Reichslanden erfreut.
Indessen ist Fürst Bismarck nach Wien gegangen, nachdem ihm der daselbst beglaubigte päpstliche Nuntius Jacobini in Gastein einen Besuch gemacht hatte. Selbstredend dringt über die Verhandlungen mit Rom nur soviel in die Oeffentlichkeit, als einer der Betheiligten etwa verlauten lassen will und so muß man einstweilen, bis Sicheres kommt, glauben, was der Correspondent eines Berliner Blattes schreibt: Bogenlange Complimente seien bisher das Einzige gewesen, was Rom als Entgegengekommen geleistet habe.
Prinz Ludwig von Orleans, durch seine Verheirathung mit der Kronprinzessin von Brasilien nach der dortigen Erbfolge=Ordnung Thronfolger dieses Kaiserthums, ist in Berlin eingetroffen und nach kurzem Aufenthalt nach Breslau weitergereist.
Generalfeldmarschall Manteuffel wird sich am 28. d. M. nach Straßburg begeben, woselbst alsdann seine Investitur als Statthalter stattfinden wird.
Ueber den österreich=deutschen Handelsvertrag wird aus Berlin berichtet, daß die Angelegenheit während des Besuchs unseres Reichskanzlers in Wien in Fluß gebracht werden wird.
Die Ausarbeitung der vorläufigen Entwürfe zu dem deutschen bürgerlichen Gesetzbuche ist bekanntlich fünf Mitgliedern der vom Bundesrath eingesetzten Commission übertragen worden. Bis zum nächsten Frühjahre sollen die fünf Theilentwürfe, von denen der erste, das Erbrecht betreffend, bereits vertheilt ist, der Commission vorliegen, welche nach der bisherigen Annahme etwa im September nächsten Jahres in die Berathung der Entwürfe eintreten wird.
Die Vorlage des Reichskanzlers wegen Umprägung der 20=Pfennigstücke in Markstücken wird vielfach als Beweis betrachtet, daß in absehbarer Zeit eine Aenderung des Münzsystems nicht in Aussicht genommen sei.
Der Präsident des Reichsgerichts Dr. Simson, wird am 27. September zur Uebernahme seines neuen Amtes in Leipzig eintreffen.
Rußland. Die Russen schweigen das berühmt gewordene Gespräch ihres Kanzlers Gortschakoff mit einem Franzosen in Baden=Baden nicht todt, sondern räumen ein, daß es echt und ihnen recht ist. Die "Petersburger Zeitung" gibt auch sehr offen den Grund des russischen Hasses an: "Die Nothwendigkeit eines mächtigen Frankreichs für Europa wird in Rußland begriffen. Wer erinnert sich auch nicht, mit welchem Abscheu sich die wahren Russen gegenüber den Siegen Deutschlands über Frankreich benahmen? Wer weiß es nicht mit welcher Sorge von den Schwierigkeiten der nächsten Zukunft man bei uns auf das geeinigte Deutschland sieht?" Das ist doch ehrlich! - Obwohl die nihilistischen Umtriebe endlich als lahmgelegt zu betrachten sind, fertigt die "Petersb. Ztg." in einer halbamtlichen Notiz doch alle die Vermuthungen ab, die sich auf die baldige Aufhebung des Belagerungszustandes bezogen.
Frankreich. Zu denen, die mit Nutzen reisen und etwas Hübsches mitbringen, gehört Gambetta, der einflußreiche Spiritus familiaris der Politik Frankreichs. Er war in London, hat dem Minister Beaconsfeld und den Prinzen v. Wales gesprochen und die Ueberzeugung mit nach Haus genommen, daß eine Annäherung Frankreichs an das Syrenenlieder singende Rußland den sofortigen Bruch zwischen England und Frankreich herbeiführen würde.


- (Kaiserliches Geschenk.) Dem Fürsten Nikita von Montenegro hat der Kaiser von Oesterreich ein prachtvolles Geschenk gemacht. Nach einem Galadiner im Schlosse von Schönbrunn, bei welchem von Gold gespeist wurde, führte der Kaiser den Fürsten auf den Schloßhof und übergab ihm dort das Geschenk. Dasselbe bestand aus zwei prächtigen, kostbar aufgezäumten Vollblut=Reitpferden, zwei großen Karossiers und einer Gala=Equipage, auf deren Thürschlag das fürstlich=montenegrinische Wappen prangte. Die Equipage, in Form eines Landauers gebaut, ist so eingerichtet, daß dieselbe auf dem Transport auf Gebirgswegen auseinander genommen und auf Saumthiere verladen an den Ort ihrer Bestimmung befördert werden kann.
- Vom 1. October d. J. an werden in Strafsachen die Straffälle von Schöffengerichten, Strafkammern und Schwurgerichtshöfen entschieden. Vor die Schöffen gelangen die sogen. Uebertretungen, sowie diej. Vergehen, welche nur mit Haft oder mit Gefängniß bis zu 3 Monat oder mit Geldstrafe bis zu 600 M. bedroht sind; auch können die Strafkammern der Landgerichte auf Antrag des Staatsanwalts eine weitere Reihe leichterer Vergehen an das Schöffengericht verweisen, wenn in dem betr. Fall voraussichtlich auf keine höhere Strafe als die oben angegebene erkannt wird. Ebenso gehören die Beleidigungen, sowie leichte Körperverletzungen vor die Schöffengerichte, sofern der Gegenstand der Strafthat den Werthbetrag von 25 M. nicht überschreitet. Ein solches Schöffengericht wird von dem Amtsrichter als Vorsitzenden und zwei aus Laien gewählten Schöffen zusammengesetzt. Das Zusammenwirken von nicht rechtskundigen Richtern aus dem Volk mit dem rechtskundigen Richter im Schöffengericht unterscheidet sich dadurch von dem Schwurgericht, daß in dem Schöffengericht die beiden Elemente des Richterstandes und der des Laienthums vereinigt sind, so daß beide sich gegenseitig verständigen können und gemeinsam über die Schuldfrage und die Höhe des Strafmaßes entscheiden, während bei den Schwurgerichten die Geschworenen nur über die Thatfrage (ob schuldig oder nichtschuldig) zu befinden haben. Gegen die Entscheidung des Schöffengerichts ist binnen 10 Tagen die Berufung zulässig, welche an die Strafkammer der Landgerichte geht, gegen deren Erkenntniß im 3. Rechtszug noch die Revision zulässig ist, über welche die Strafsenate der Oberlandesgerichte zu entscheiden haben. Die mit 5 Richtern besetzten Strafkammern der Landgerichte sind für die Vergehen zuständig, welche nicht vor die Schöffengerichte gehören, ferner für die Verbrechen, welche höchstens mit 5jähriger Zuchthausstrafe bedroht sind, für die Verbrechen jugendlicher (noch nicht 18jähriger Personen) für gewisse Unzuchtsverbrechen für schweren Diebstahl, schwere Hehlerei und für Betrug, endlich für Diebstahl und Hehlerei im wiederholten Rückfall.
- Auch die in Eisenach versammelten Deutschen Aerzte haben die Möglichkeit einer Gefahr bei dem Impfen anerkannt, sie haben aber zugleich ausdrücklich erklärt oder "constatirt", "daß bei Beobachtung aller durch Wissenschaft und Erfahrung an der Hand gegebenen Vorsichtsmaßregeln die betr. Gefahr so gering ist, daß dieselbe gegenüber den großen Segnungen der Impfung gar nicht in Betracht gezogen werden darf."
- New=York. (Ein amerikanischer Schwindel.) Zwei junge Leute schlendern in den Straßen von New=York herum und finden drei Leihauszettel. Zwei dieser Zettel lauten auf eine Uhr, der dritte auf einen Ring, wofür vom Verleiher ein Darlehn in der Gesammtsumme von 48 Dollars gegeben war. Da nun in Amerika höchstens der sechste Theil des Werthes der Pfänder gegeben wird, so glaubten die jungen Leute, ein gutes Geschäft zu machen, wenn sie die Sachen selbst einlösten. Und das thaten sie denn auch. Um ihren Gewinn ermessen zu können, ließen sie die eingelösten Gegenstände durch einen Sachverständigen taxiren. Wie erstaunten sie jedoch, als ihnen dieser die Mittheilung machte, daß der ganze Krempel keine 3 Dollars werth sei. Sie fragten bei verschiedenen Uhrmachern und erhielten überall denselben Bescheid. Da nun nicht anzunehmen war, daß der Verleiher die Gegenstände selbst für echt gehalten, so konnte nur der Betrug vom Leihausbesitzer oder dessen Commis ausgehen. Aber -sollten die jungen Leute Anzeige machen und sich selbst des Funddiebstahls beschuldigen. - Ungefähr 8 Tage später findet der eine jener jungen Leute

[ => Original lesen: 1879 Nr. 74 Seite 3]

abermals einen Zettel von demselben Pfandleiher ausgestellt. Das Pfandobject war eine Geige und der darauf angeblich geliehene Betrag 18 Dollars. Diesmal wurde natürlich der Zettel nicht zum eigenen Nutzen oder Schaden verwendet, sondern einem Detective übergeben. Der Finder erzählte diesem zugleich die frühere Leidensgeschichte. Und siehe da - in weiteren 14 Tagen ist der Schwindel blosgelegt. Der betreffende Leihhausbesitzer hat eine Anzahl der verschiedensten, ganz werthlosen Gegenstände gekauft, in seinem Geschäfte als Pfänder der unter allen möglichen und unmöglichen Namen hinterlegt, die Zettel auf eine ziemlich hohe Summe ausgestellt und dann in den Straßen der Stadt verloren. Die unehrlichen Finder wurden selbst betrogen und konnten schließlich nicht einmal klagbar werden. Der Leihhausbesitzer aber hatte durch seinen Schwindel das hübsche Sümmchen von 35 000 Dollars sich zu eigen gemacht.
- Der Hauptmann, die Kompaniefront musternd, stürzt plötzlich auf einen Einjährig=Freiwilligen los: "Warum in Civil?" Der Einjährige steht wie angedonnert stramm. Der Hauptmann (heftiger): "Warum in Civil?" Dem Einjährigen wird es wüst und toll im Kopfe, daß ihm die Sinne schwinden. Ist der Hauptmann oder er selbst verrückt geworden. Ein Soldat hat immer ein böses Gewissen, aber er meint doch, bestimmt zur Zeit in marschfertiger Uniform zu stecken und dabei brüllt der Hauptmann sein: warum in Civil? noch lauter und wird kirschbraun vor Zorn: Jetzt reift's bei dem Einjährigen. "Aber, Herr Hauptmann, ich stecke doch in voller Uniform und ich verstehe nicht - "Herrrrr!" unterbricht der Vorgesetzte den sich Verantwortenden, "Sie haben einen Ring am Finger und das ist Civil!"
- In Zarskoje Sselo, wo Kaiser Alexander im Sommer wohnt, fand ein Gensdarm in einem Bauernhause die Frau an einer Kette und nahm nicht die Frau sondern den Mann mit vor's Gericht. Mann und Frau hielten aber zusammen und erklärten, bei ihnen sei's so, wer von ihnen betrunken sei, werde von dem andern an die Kette gelegt und ein Krüglein Wutki und ein Imbiß danebengestellt, sie wechselten so ziemlich ein um den andern Tag ab und die Kette werde abgenommen, wenn der Gefesselte nüchtern sei und Befreiung verlange. Von einer Gewaltthat sei keine Rede und was der Herr Richter von einer "widerrechtlichen Freiheitsentziehung" sage, das verstünden sie nicht.
- In Suhl sind schon vor längerer Zeit 30 000 Cavallerie=Revolver von der preußischen Regierung bestellt worden. Es giebt also wieder zu arbeiten.
- Ein 94 3/4 Karat wiegender Diamant, der unlängst in Merkerk's Busch in den südafrikanischen Diamantenfeldern gefunden wurde, ist an Ort und Stelle für 7000 Pfund Sterling verkauft worden. Derselbe Diamantengräber, der so glücklich war, diesen seltenen Stein zu finden förderte auch einen anderen schönen Stein von 26 Karat, einen von 10 3/4 Karat und mehre kleinere zu Tage.
- Das Septemberwetter hat hie und da seltsame Sprünge gemacht. In Bellizona im Canton Tessin trat in der Nacht des 9. September eine so große Kälte ein, daß eine Frau aus dem Blenion=Thal sammt 20 Schweinen, die sie trieb, erfror. Die Aelpler mußten die Viehherden lang vor der Zeit von den Almen zu Thal treiben.
- In Folge eines Ochsentransports aus der Ukraine in Rußland unweit der schlesischen Grenze ist die Rinderpest ausgebrochen. Militär ist zur Sperre nach Oppeln geschickt worden.
- Cetewajo, der Kaffernhäuptling, hat dem englischen General Chelmsford als Beweis für die Ehrlichkeit seiner Friedensanerbietungen einen Elephantenzahn überschickt, der 7 Fuß lang und 1 1/2 Fuß breit ist. Er stellt bildlich den Zahn vor, den Cetewajo auf die Engländer hat.


Anzeigen.

In Sachen betreffend den Concurs über die Verlassenschaft des Zieglermeisters August Winkenwerder zu Lüdersdorf wird hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am 12. d. Mts. abgehaltene Terminsprotocoll sofort im Termine der Präclusivbescheid abgesetzt und publicirt worden ist.
Schönberg, den 17. September 1879.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.       


In das hiesige Handelsregister Fl. XXI. Nr. 34, betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg, ist heute eingetragen:

Col. 6: "An Stelle des bisherigen, am 10. Juli d. J. verstorbenen ersten Mitgliedes des Directorii der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst, Kürschnermeisters W. Gartz in Schönberg, ist in der am 15. September d. J. abgehaltenen ordentlichen General=Versammlung der Actionäre dieser Anstalt der Uhrmacher H. Meyer in Schönberg mit Stimmenmehrheit als Mitglied des Directorii wiedergewählt worden und als solches durch die ad [20] act. anliegende notarielle Urkunde d. d. Schönberg den 15. September 1879, welche auch die Erklärung der Annahme der Wahl und Zeichnung des Namens seitens des p. Meyer enthält, legitimirt.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 20. September 1879.
Das Handelsgericht.
Horn.

A. Dufft.       


Auctions=Anzeige.

Am 26. und 27. d. M., Morgens von 9 Uhr an, sollen beim Gastwirth Tretow in Demern bei Rehna in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

5 Kühe, 1 Wienerwagen, 1 Clavier, Uhren, Sophas, Schränke, Tische, Stühle, Bilder, 6 Stand Betten, 1 großer Vogelkäfig, 1 großes Butterfaß und allerlei Mobilien, Haus= und Küchengeräthe u. s. w.
Verkauf der Küche und der Wagen am 26. um 11 Uhr.
Carlow, den 9. September 1879.

Struck, Landreiter.       


Während meiner vierwöchentlichen Abwesenheit wird mein Vater mich in meiner Privat= und Amts=Praxis im hiesigen Fürstenthume vertreten.

Dr. Max Marung.       


Verschönerungsverein.

General=Versammlung in Spehr's Hotel Donnerstag den 25. September Abends 8 1/2 Uhr, zwecks Berathung über die Verschönerung des Denkmalplatzes.

Der Vorstand.       


Zu Michaelis d. J. event. später habe 2 möblirte Zimmer zu vermiethen.

C. H. Vock.       


In der Nähe am Markt steht zu Michaelis oder später eine Wohnung parterre, bestehend aus 3 Stuben, Küche, Vorplatz, 2 Abseiten, Ställen, Bodenraum, Keller und Hofplatz zu vermiethen. Zu erfragen in der Expedition d. Blattes.


Zu Michaelis d. J. event. später ist die Bel=Etage Siemzer=Straße Nr. 208 ganz oder theilweise zu vermiethen.


Eine große Parthie feinschmeckender Ausschuß=Cigarren.
100 Stück 4 M. Dutz. 50 Pfennig (Mecklenburg)
empfiehlt                                                                       
                                                                Aug. Spehr.


Ein Mädchen
sucht zu Michaelis cr. in den Dienst.                          
Schönberg.                                                     Staffeldt.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 74 Seite 4]

Guano der Peruanischen Regierung

Bleiblombe aus den Importationen der Herren Dreifus Frères & Cie. in Paris.
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Hamburg, im Juli 1879.                                                    
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Zur grösseren Sicherstellung der Abnehmer vor Täuschungen wird jeder einzelne Sack aufgeschlossener und roher pulverisirter Peru-Guano mit der respectiven, vorstehend abgebildeten, die behördlich registrirte Schutzmarke tragenden Plombe versehen, worauf bei Ankäufen zu achten nicht dringend genug empfohlen werden kann.


Guano der Peruanischen Regierung.

Wir bringen hierdurch zur Kenntniss, dass wir unseren Agenten, den Herren Mees & Moens in Rotterdam, untersagt haben, dem Herrn M. H. Salomonson in Rotterdam fernerhin Peru-Guano zu verkaufen und zu liefern.
Hamburg, Juli 1879.

Schröder. Michaelsen & Co.       


Ersparniß= u. Vorschuß=Anstalt.

Auf Beschluß der Generalversammlung der Actionäre wird die Anstalt fortan außer an jedem

Mittwoch

von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags auch noch an jedem

Sonnabend

von 8 Uhr Morgens bis 10 Uhr Morgens geöffnet sein.
Schönberg der 15. September 1879.

Das Directorium.       


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Den Schlaf,

der Kranken so nothwendig, raubt ihnen bei Nacht oft ein böser Husten. Dieselben finden durch den L. W. Eger'schen Fenchelhonig, welcher den Kitzel, resp. Hustenreiz beseitigt, ihren Schlaf wieder und damit neue Stärkung. Dieses unübertreffliche Hustenmittel, welches selbst bei den kleinsten Kindern angewendet werden kann, ist in Schönberg allein echt zu haben bei Buchbinder C. Sievers.


Am Mittwoch und Donnerstag den 24. und 25. d. M. werden auf dem Hoffelde zu Lockwisch Rappsschoten verbrannt.


Sämmtliche Gesellen der Schmiede= und Schlosserzunft werden ersucht zwecks Regulirung der Krankenkasse am Quartalstage den 30. Sept. zu erscheinen.

Die Ladenmeister.              
F. Dräger.       
J. Hagen.        


Zuchtsäue=Verkauf.

Sechs tragende 2 Jahre alte Säue, sehr ferkelreich, sind wegen Fortzuges sofort oder zum 1. November in der Meierei zu Hof=Lockwisch preiswürdig zu verkaufen. - 12 Wochen alte Pölke sind ebendaselbst verkäuflich.


Wegen Reparatur des Dammes ist der Weg durch Klocksdorf für Fuhrwerk bis auf Weiteres gesperrt.

Die Dorfschaft Klocksdorf.       


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Hamburg, Zippelhaus 16,
etablirt 1870.

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Kräftigen und schönen Geschmack garantirt. Auch kann die Verzollung hier geschehen.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


(Hierzu Officieller Anzeiger Nr. 45.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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