No. 70
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. September
1879
neunundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1879 Nr. 70 Seite 1]

Bekanntmachung.

      Nachdem die in der Bekanntmachung vom 12. Juni d. J., betreffend die Anlage und den Betrieb von Dampfkesseln, - Offic. Anz. Nr. 27 - zur Anmeldung solcher Kochkessel,

in welchen Dampf aus Wasser durch Einwirkung von Feuer erzeugt wird, die aber mit der Atmosphäre durch ein unverschließbares, in den Wasserraum hinabreichendes Standrohr von nicht über fünf Meter Höhe und mindestens acht Centimeter Weite verbunden sind,
von Großherzoglicher hoher Landesregierung festgesetzte Frist verstrichen, ergeht an alle Besitzer von kleineren Dampfkesseln, sogenannten Kochkesseln der voraufgeführten Construction hiermit unter Hinweis auf die oben angezogene regiminelle Bekanntmachung die wiederholte Aufforderung,
nunmehr binnen acht Tagen der unterzeichneten Landvogtei den Nachweis zu erbringen, daß ihre resp. Kochkessel die den Kesselraum mit der Atmosphäre verbindende, unverschließbare Standrohr=Einrichtung besitzen.
      Gleichzeitig werden alle Besitzer von Dampfkesseln hierdurch aufgefordert, sofern solches bisher verabsäumt worden, innerhalb der oben bestimmten Frist bei der Großherzoglichen Landvogtei die Genehmigung, resp. die wiederholte sachverständige Prüfung ihrer Dampfkessel zu beantragen.
      Die Landreiter und Husaren erhalten hierdurch die Weisung, in ihren Vogteien resp. Districten auf die Befolgung der vorstehenden Anordnungen strengstens zu achten.
      Schönberg, den 6. September 1879.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei der Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.


Politische Rundschau.

Deutschland. Der Kaiser hat das Project, in sechs Jahren in Berlin eine Weltausstellung zu veranstalten, genehmigt, und der Kronprinz interessirt sich speciell für das Unternehmen. Die renommirtesten Baumeister sind schon am Werk, das Project auszuarbeiten, Scizzen und Pläne zu entwerfen etc., und so werden wir denn freilich erst nach fünf Jahren, das Vergnügen haben, einmal auf deutschem Boden die Industrien aller Welttheile sich gegenseitig den Rang ablaufen sehen.
Dem Bundesrath liegen gegenwärtig drei das Eisenbahnwesen betreffende Gesetzentwürfe vor: der Entwurf des Reichseisenbahngesetzes, der Entwurf zur Errichtung eines Reichseisenbahnrathes und der Entwurf zur Errichtung eines Verwaltungsgerichtes für streitige Eisenbahnverwaltungssachen. Wahrscheinlich sollen diese Entwürfe in Gemeinschaft mit dem Gütertarifgesetz dem Reichstage bei dessen nächstem Zusammentreten vorgelegt werden.
Die deutsche Kronprinzessin ist unter dem Namen einer Gräfin von Lingen über München und Wien nach Steiermark gereist.
Das freundschaftliche Einvernehmen zwischen Rußland und Deutschland hat durch die Zusammenkunft der beiden Monarchen zu Alexandrowo abermals einen hervorragenden Ausdruck gefunden, dem gegenüber die kleinlichen Hetzereien verstummen müssen. Kaiser Alexander traf mit großem Gefolge am 3. September Nachm. 1 1/2 Uhr in Alexandrowo ein; wenige Minuten nach 3 Uhr erfolgte die Ankunft unseres Kaisers. Die Begrüßung der beiden Monarchen war eine überaus herzliche. Von allen Seiten herzugeströmte Volksmassen hatten sich in der Nähe des Bahnhofs aufgestellt und erfreuten die Monarchen durch enthusiastische Zurufe.
Abermals ist das Gerücht aufgetaucht, Fürst Bismarck habe ein Abschiedsgesuch eingereicht; in Folge dieses Gerüchts waren die Geschäfte auf der hiesigen und der Wiener Börse sehr schwach. - Solche Gerüchte werden von den Herren an der Börse ab und zu in Umlauf gesetzt, um bei den dadurch hervorgerufenen Geschäftsschwankungen das Schäfchen ins Trockene zu bringen.
In nächster Zeit wird sich eine Reichscommission nach der Insel Wangeroog begeben, um die dort von der Kaiserlichen Admiralität vorgenommenen Befestigungsarbeiten abzunehmen. Die Befestigungen wurden vorgenommen, um die Insel gegen die Erdabschwemmungen zu schützen.
Der Bundesrath ist zum 15. September nach Berlin zusammenberufen. Da der Präsident des Reichskanzleramts, Staatsminister Hofmann, der gewöhnlich den Vorsitz im Bundesrathe führt, erst zwei Tage vor dem Zusammentritt dieser hohen Körperschaft in Berlin eintrifft, so vermuthet man, daß die Anordnungen für diejenigen Arbeiten, mit welchen sich der Bundesrath zunächst zu beschäftigen haben wird, schon vor der Abreise des Herrn Hofmann ergangen sind. Diese Arbeiten werden zunächst dem Vernehmen nach der Erledigung jener Verwaltungsangelegenheiten sich zuzuwenden haben, welche mit dem 1. Januar k. J. in's Leben treten sollen. Hinsichtlich der legislatorischen Arbeiten wird man sich zunächst wohl mit denjenigen Entwürfen beschäftigen, welche in voriger Session unerledigt geblieben sind.
Es bestätigt sich, daß zwischen Deutschland und Oesterreich=Ungarn ein Ideenaustausch über die Einleitung von Verhandlungen wegen eines neuen Handelsvertrags stattgefunden hat. Die Verhandlungen werden wahrscheinlich in Berlin geführt werden.

[ => Original lesen: 1879 Nr. 70 Seite 2]

Zu Basel ist am 1. d. Mts. die siebente Weltversammlung der evangelischen Allianz unter Betheiligung von 1400 Mitgliedern und zahlreicher Betheiligung der Bevölkerung eröffnet worden. Es wurde durch die bedeutensten Deputirten aller Länder Bericht erstattet.
In Danzig fand am 4. d. der Stapellauf der auf der dortigen Werft erbauten eisernen Corvette statt. Der Chef der Admiralität, General v. Stosch, welcher die Werft inspicirt hatte, taufte das Schiff auf den Namen "Gneisenau."
England. Großbrittannien stehen abermals Arbeiterunruhen bevor. Die Töpferwaaren= und Porzellanfabrikanten in Stafforshire haben nämlich in Folge der Handelsstockung und der ausländischen Concurrenz eine Herabsetzung der Arbeitslöhne beschlossen, wodurch über 50,000 Arbeiter getroffen werden. Auch in den Kohlengruben=Districten von Süd=Yorkshire und Burnley sind Lohnherabsetzungen angekündigt.
Der Winter will schon seinen Einzug halten. Kürzlich ist auf dem Bracriach und anderen Spitzen der Grampian=Kette in Schottland Hagel und Schnee gefallen; um 8 Uhr Morgens hatte man 4 Grad Frost.
Frankreich. Die politischen Organe ergehen sich anläßlich der deutsch=russischen Differenzen in Phantastereien, die alles bis jetzt über diese Angelegenheit Geleistete weit hinter sich lassen. Die "Republique" glaubt sogar an ein dem Jahre 1870=71 ähnliches 1890=91 zwischen Deutschland und Rußland. - Die den deutschen Manövern bei Königsberg beiwohnenden französischen Officiere haben Befehl erhalten. Sofort nach Beendigung jener Uebungen in die Heimath zurückzukehren; sie sollen den Manövern der deutschen Armee in Elsaß=Lothringen nicht beiwohnen. - Die Wallfahrten nach Lourdes nehmen wieder großartige Dimensionen an. Zur Zeit befinden sich dort auch 6000 spanische Pilger und eine größere Anzahl Amerikaner mit dem Erzbischof von Neu=Orleans und einem Bischof aus Columbien.
Rußland. Endlich ist es gelungen, den Mörder des ehemaligen Gouverneurs von Charkow, Fürsten Krapotkin, im Gouvernement Tschermikoff zu verhaften. Derselbe soll zur Mordtat durch Bestechung seitens des bereits hingerichteten Lisogub veranlaßt worden sein. Der Mörder wird nach Charkow transportirt, um dort abgeurtheilt zu werden.
Spanien. Die Heirath des Königs mit der österreichischen Prinzessin wird von den Liberalen nicht besonders günstig betrachtet. Ebenso opponiren die republikanischen und demokratischen Parteien dagegen; sie glauben, daß diese Heirath die Regierung den fanatischen und ultramontanen Elementen der conservativen Partei in die Arme treibt, welche die Idee einer Versöhnung mit Don Carlos, der die Majorität der Nation gänzlich widerstrebt, nähren. - Die Niederwerfung der Insurrection auf Cuba scheint dem spanischen Marschall Martinez Campos doch nicht so vollständig gelungen zu sein, wie man bisher in Madrid angenommen hat. Nach einer in Neuyork eingegangen Depesche aus Havanna vom 3. d. hat nämlich die spanische Regierung die Mittheilung dorthin gelangen lassen, daß sie zur Aufrechterhaltung der Ruhe auf Cuba unverzüglich Truppen in Stärke von 20,000 Mann und die erforderlichen Geldmittel senden werde.
Belgien. Das in Brüssel tagende Institut für Völkerrecht hat einen Antrag des Professors Bluntschli aus Heidelberg angenommen, wonach die Regierungen ersucht werden sollen, die kriegsrechtlichen Bestimmungen durch Verträge zu regeln.
Oesterreich=Ungarn. Der Besuch des Fürsten von Montenegro in Wien wird von der Presse als ein Sieg der Politik des Grafen Andrassy dargestellt. Er gilt als ein Beweis dafür, daß der Fürst die Reduction seiner Forderungen durch den Berliner Frieden - die namentlich Andrassy's Verhalten auf dem Congreß herbeiführte - verschmerzt hat. - Graf Andrassy wird noch Kanzler sein, wenn Fürst Bismarck in Wien eintrifft. Der zum Nachfolger designirte Baron Haimerle will dieser zweiten Kanzlerzusammenkunft beiwohnen, wahrscheinlich um dadurch zu betonen, daß er bezüglich der Politik sich in vollem Einvernehmen mit dem Grafen Andrassy befinde. - In Seragewo ist abermals ein heftiger Brand, wie es heißt, durch Unvorsichtigkeit ausgebrochen. Das Feuer entstand in dem türkischen Stadttheil wurde, aber durch das energische Einschreiten des Militairs gelöscht.


- Königsberg, 4. September. Blumenspenden aus Petersburg für den Kaiser. Gestern kam aus St. Petersburg eine Depesche an die Ostbahn=Verwaltung an, welche ohne eine Namensunterzeichnung die Ankunft zweier Waggons meldete; dieselben trafen auch alsbald ein und waren voll der schönsten Blumen und Gewächse, die als ein Geschenk für den deutschen Kaiser gespendet waren.
- Im Schlosse in Stockholm wurde dem russischen Thronfolger bei seinem jetzigen Besuche ein Bündel Stroh gezeigt, auf welchem er vor 41 Jahren als Knabe geschlafen. Er war damals mit seinem Vater, dem Kaiser Nicolaus, in Stockholm gewesen und dieser litt es nie, daß seine Kinder ein anderes als ein Strohlager hatten.
- Bad Elster. (Eine Schlange.) Im hiesigen Damenbade hat sich eine fürchterliche Scene abgespielt. Aus einer Zelle, in welcher eine Dame ein Moorbad nahm, erscholl plötzlich ein ängstliches Gekreisch und die Glocke wurde stürmisch in Bewegung gesetzt. Große Aufregung! Das Personal lief zusammen und zwei Bademägde drangen muthig in die Zelle ein. Da stand die Dame von einer dichten Moorkruste überzogen, außerhalb des Bades, zeigte zitternd in das Bassin und rief: eine Schlange, eine Schlange! Das war zuviel für den Muth der Bademägde, sie citirten den Bademeister, eine wahre Hünengestalt, herbei, der sich vor keiner Schlange der Welt fürchtet. Er tauchte den entblößten Arm in die dicke Flüssigkeit, und was zog er heraus? - einen Zopf!
- Dr. Carver, ein Amerikaner, ist ein Büchsenschütze, der seines Gleichen nicht in der Welt hat. Bei einem Probeschießen in Berlin vor eingeladenen Sachkennern hat er von 50 Glaskugeln, die in die Höhe geworfen wurden, jede Einzelne zertrümmert, Goldmünzen vom silbernen 5=Markstück bis zum goldenen 10=Markstück zerschoß er mit unfehlbarer Sicherheit. Er schießt eigentlich ohne zu zielen. Die Schüsse fallen von Sekunde zur Sekunde und treffen fast ausnahmslos ihr Ziel. Bei vielen Schüssen wie bei dem Zielen vermittelst des Spiegels, bei dem Schuß von der Hüfte, dem Schuß, bei dem der Kolben der Büchse, der Hahn nach unten gekehrt ist, möchte man an Zauberei glauben. Dr. Carver, früher Zahnarzt, ist ein bildschöner junger Mann und soll seine Kunst unter den Indianern gelernt haben.
- Ein eigenthümlicher Gottesdienst fand vorigen Sonntag in Berlin in der Dorotheenkirche statt, wo 1500 Taubstumme aus der Stadt und von auswärts sich zur Feier ihres alljährlichen Kirchenfestes eingefunden hatten. Pastor Schönberner, der langjährige Seelsorger der Berliner Taubstummen, verstand es auf dem Wege der Pantomime, seine mit gespannter Aufmerksamkeit ihm folgenden Gemeinde in den tröstenden Inhalt des von der Heilung eines Taubstummen handelndeln Textes, Mark. 7, 31-37, einzuführen. Abendmahl, Bibelvertheilung und eine Trauung schlossen sich an den Gottesdienst. Nachmittags 5 Uhr hielten die Taubstummen eine ganz parlamentarisch geleitete Versammlung. Der Montag wurde von den Meisten zur Besichtigung der Sehenswürdigkeiten Berlins benutzt. Zoologischer Garten und Aquarium gewährten auf die Festkarte freien Zutritt wie dieselbe auch auf allen deutschen Bahnen ihrem Inhaber freie Fahrt sicherte.
- Aus dem Gefängniß in Poitiers entsprang (zum 7tenmale) ein gefährlicher Verbrecher Mignon. Vor der Stadt traf er einen Pferdehirten auf dem Felde und bat ihn, ihm ein Pferd zu kurzem Spazierritt zu leihen. - Fällt mir nicht ein! sagte der Hirte. - Im Nu hatte sich Mignon auf ein Pferd geschwungen und galoppirte davon. Er kam bis Charroux, wo eben Jahrmarkt war, und verkaufte dort das Pferd um 800 Francs. Um seiner Rolle treu zu bleiben, begab er sich mit dem Käufer in ein Gasthaus, um den Kauf mit einem Trunke zu besiegeln. Mitten im Trinken entschuldigte sich Mignon bei dem Käufer und sagte, er müsse einen Augenblick weggehen. Er eilte in den Stall, machte dort das eben verkaufte Pferd los und - brachte es dem Schäfer zurück. -

[ => Original lesen: 1879 Nr. 70 Seite 3]

- Zur Verhinderung von Zusammenstößen auf dem Meere hat das englische Marine=Ministerium durch eine besondere Commission in 26 Paragraphen eine Reihe von Bestimmungen ausarbeiten lassen, welche von Amerika, Belgien, Chili, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, den Niederlanden, Oesterreich=Ungarn, Portugal, Rußland, Spanien und Schweden=Norwegen anerkannt worden sind, jedoch erst mit dem 1. Sepbr. 1880 in Kraft treten.
- Einen streng durchgeführten staatlichen Schulzwang kennt man in England, wo vor nicht langer Zeit Jeder noch volle Freiheit hatte. Seine Kinder in die Schule zu schicken oder nicht, auch heute noch nicht; dagegen besitzen die Gemeinden jetzt die gesetzliche Ermächtigung denselben bei sich einzuführen. Gegenwärtig besteht der Schulzwang für etwa 70 % der Bevölkerung; im Laufe des vorigen Jahres hat die Zahl der schulpflichtigen Kinder um 11 % die der wirklichen Schulbesuche ebenfalls um 11 %, die der Schulräumlichkeiten um 8 % sich vermehrt.
- In Afrika gehen die Franzosen mit dem Bau von Eisenbahnen ernstlich vor; das französische Bautenministerium hat einen Ausschuß zur Prüfung der Frage eingesetzt, ob und wie Algerien und der Senegal mit dem Innern von Sudan durch einen Schienenweg verbunden werden könne. In seiner Sitzung am 21. Juli, die unter dem Vorsitz des Ministers Freycinet stattgefunden hat und welcher auch die Herren v. Lesseps, Dumas und Daubrée beiwohnten, hat er sich in vier Untercommissionen zerlegt, von denen die erste alle die Sahara und das Sudan=Land bezügliche Dokumente sammeln, die zweite sich mit den technischen Studien beschäftigen, die dritte die Forschungsreisen fördern und leiten, die vierte alle einschlägigen internationalen Fragen erörtern soll.
- Zur Nachachtung für alle Geschäftsleute, welche in die Lage kommen, ihren Arbeitern Zeugnisse auszustellen, theilen wir den nachstehenden Fall mit. Ein Geschäft, das einen großen Detailverkauf hat, engagirte auf Empfehlung eines Kaufmanns einen jungen Mann aus höchst anständiger Familie und übertrug ihm die Verwaltung der Kasse des Detail=Verkaufs. Die hier eingehenden Gelder wurden gewohnheitsmäßig nicht gebucht, sondern nur des Abends insgesammt zur Hauptkasse abgeliefert. Daß ein solcher Usus für manchen jungen Mann der Stein des Anstoßes werden kann, liegt auf der Hand. Auch der Jüngling in Rede vermochte der Versuchung nicht zu widerstehen. Die Verkäuferinnen hatten mehrfach bemerkt, daß der neue Detail=Cassirer Geldscheine die sie ihm zubrachten, nicht in die Kasse sondern in die Tasche steckte. Eine gutgemeinte Warnung des bejahrten Buchhalters half nichts, der junge Mann stahl weiter und wurde, nachdem er eingestanden, daß er nach und nach mindestens 1600 M. entwendet, von dem Chef ohne Zeugniß entlassen. Der letztere nahm von einer kriminellen Anzeige Abstand, forderte aber von dem früheren Prinzipal des Diebes unter Betonung des Umstandes, daß derselbe nur auf Grund des mitgebrachten, seine Ehrlichkeit ausdrücklich außer Zweifel stellenden Zeugnisses von ihm engagirt worden sei, volle Entschädigung für den ihm zugefügten Verlust. Der frühere Prinzipal weigerte sich zu zahlen, ist aber gerichtlich dazu verurtheilt worden, weil nachgewiesen wurde, daß auch er den jungen Mann wegen Unehrlichkeit entlassen und das Zeugniß nur aus Mitleid wider besseres Wissen ausgestellt hatte.


Anzeigen.

In Sachen betreffend den Concurs über den Nachlaß des Schlächtermeister Daniel Stockfisch hieselbst giebt das

Großherzogliche Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg

auf das am 26. d. M. abgehaltene Terminsprotocoll, nachdem die gehörige, öffentliche Bekanntmachung des Termins zu den Acten docirt worden, hiermit den

Bescheid:

daß unter Vollstreckung der ladungsmäßigen Nachtheile, die in dem Termine am 26. d. M. nicht erschienenen Gläubiger hiedurch an den gefaßten Beschlüssen der Erschienenen für gebunden erklärt werden.

Von Rechts Wegen.

Schönberg, den 30. August 1879.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

(L. S.)                                                     A. Dufft.


In Sachen betreffend die Subhastation der zu Mannhagen belegenen Freischulzenstelle c. p. der verehel. Hennings geb. Solvie steht zur Publikation des Prioritätserkenntnisses ein Termin auf

Sonnabend den 13. d. Mts.
Morgens 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Subhastationsgerichte an, zu welchem die interessirenden Hennings'schen Gläubiger unter dem Nachtheile hiemit geladen werden, daß auch bei ihrem Ausbleiben mit der Publikation wird erfahren werden.
Schönberg, den 8. September 1879.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.       


Auctions=Anzeige.

Am Montag den 22. und Dienstag den 23. d. M., Morgens von 9 Uhr an, sollen beim Gastwirth Kreutzfeld hieselbst und theilweise auch beim Schmiedemeister Friedrichs und Schlossermeister Wiencke hier in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden und zwar:

Am Montag:

2 zweisp. Wagen, 3 Pferdesielen, 1 Pflug, 3 Eggen, 1 Walzblock, 50 eich. Pföste mit Zaundrath, 1 neuer Dreschmaschinen=Umgang, eine Kornsaemaschine, 1 eich. Baumstamm u. Hefterholz, eichen=, buchen= und eschen Bohlen und Maschinenholz; 2 Kleesämaschinen, 2 Ambosse, 2 Blasbalgen, 1 neuer Schleifstein, Kluppen und das sonstige vollständige Schmiedehandwerkzeug, Uhren, Tische, Komoden, Spiegel, Laden, Bettstellen, Leinenzeug und allerlei Mobilien, Haus= und Küchengeräthe.

Am Dienstag:

1 Hammel, gute Frauenkleidungsstücke aller Art, neues Bettzeug, wollen Zeug, flächsen und heden Leinen, Flachs u. Wolle, 1 Koffer, 1 Lade u. s. w. ferner Tischlerhandwerkszeug aller Art, ein Kleiderschrank, 1 Eckschrank, 1 Sopha, 2 Komoden und allerlei Mobilien Haus= und Küchengeräthe.

Carlow den 7. September 1879.

Struck, Landreiter.       


Baumaterial.

Vom Abbruch der 3. Kupferhütte auf der Baek als: Ganze und halbe Mauersteine, Dachpfannen, Sparren, Balken, Bretter etc. außerdem eine große Parthie schwedisches Nutzeisen, passend für Schmiede, sollen preiswürdig verkauft werden. Näheres daselbst.


= Lampen =
als: Tischlampen,        
        Hängelampen,        
        Wandlampen,        
        Handlampen,        
in reichster Auswahl,
sowie Glocken, Cylinder u. Docht
in bester Qualität.
Petroleum=Kochöfen
in neuester Konstruktion
empfiehlt möglichst billig                          
W. Wieschendorf,
                          Klempner.


Gesucht.
zu Michaelis ein Knecht bei zwei Pferden.
Schönberg, den 8. September 1879.                          
                                                    G. Breuel jun,
                                                    Färbermeister.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 70 Seite 4]

Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo August 1879.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schwerin, im September 1879.
Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.


Heinr. Lenschow's
Caffe-Handlung.
Hamburg, Zippelhaus 16,
etablirt 1870.

liefert auf Bestellung prompt und reell ab hier gegen Nachname:

Santos Caffee à Pfund 64 Pfennig,
Guatemala=Caffee à Pfund 74 Pfennig,
von 10-20 Pfund an, mehr billiger.

Kräftigen und schönen Geschmack garantirt. Auch kann die Verzollung hier geschehen.


Fenchelhonig
von L. W. Egers in Breslau,

unübertrefflich gegen Schnupfen, Katarrh, Grippe, Husten, Heiserkeit, Verschleimung, Kitzel und Kratzen im Halse, sowie in größeren Gaben gegen Verstopfung, ist in Schönberg allein echt zu haben bei Buchbinder C. Sievers.


Den geehrten Damen Schönbergs und der Umgegend, mache ich hierdurch die ergebenste Anzeige, daß ich vom heutigen Tage an für ein auswärtiges Geschäft den Verkauf von fertigen Bandschleifen übernommen habe. Die modernsten Facons und Farben sind schon von 40 Pfennig (Mecklenburg). an zu haben. Mich dem geneigten Wohlwollen der geehrten Damen empfehlend zeichnet

                          ganz ergebenst
                          Dora Fick, geb. Hersen.
Schönberg den 28. August 1879.                          
(Im Hause des Herrn Tischlermeister Flügge.)


Die amerikanische
Schnell=Liniir=Anstalt
von Georg Derlien, Lübeck Fischstr. 91.

hält sich zur Anfertigung aller Arten Liniaturen zu billigen Preisen bestens empfohlen.


Lampen

aller Art in neuesten Mustern und reichster Auswahl

empfiehlt
Heinr. Pagels.
Lübeck Breitestr. 945, beim Markt.


Zu Michaelis habe noch eine Wohnung, bestehend aus 4 heizbaren Zimmern, Dachkammer, Küche, Waschküche, Keller und Holzstall zu vermiethen.
Schönberg den 26. August 1879.

J. Licht,              
Bürstenmacher.       


Gegen
Hals- & Brust-Leiden

sind die Stollwerk'schen Honig-Bonbons, Malz-Bonbons, Gummi-Bonbons a Paquet 20 Pfg. sowie Stollwerck'sche Brust-Bonbons, a Paquet 50 Pfg., die empfehlenswerthesten Hausmittel.


Zwei Knaben oder Mädchen, welche hier die Schule besuchen, finden freundliche Aufnahme, gleich oder später, bei billiger Pension. Ein Piano steht zur Verfügung. Näheres in der Expedition d. B.


In Angelegenheiten des intendierten
Versicherungs-Vereins Mecklenburgischer Kirchendiener und Forstbeamten

erlauben sich die Unterzeichneten die sich dafür interessirenden Herren Geistlichen und Forstbeamten in Mecklenburg Schwerin und Mecklenburg Strelitz zu einer

Versammlung im
Hôtel de Paris in Schwerin
am 17. September Mittags 12 Uhr

einzuladen. - Gegenstand der Verhandlung: Berathung und Erstellung der Statuten, eventuelle Konstituirung des Vereins und Wahl des Vorstandes und der Revisoren. - Zahlreiche Betheiligung ist im Interesse der Sache erwünscht.
          Förster Hennings=Lübtheen,
          Pastor Jung daselbst,
          Förster Rosenwanger=Loissow,
          Pastor von Starck daselbst,
          Förster Tackert=Quast,
          Pastor Wüstney=Jabel.


Zur bevorstehenden Saison empfehle mich den Herrn Landwirthen bestens mit Mejillonos Guano Superphosphaten, wovon für kleinere Parthien Lager=Vorrath beim

Herrn H. Pumplün in Carlow       

zur Disposition sein wird.

F. Becker.       


Zu nächsten Ostern 1880 ist eine Wohnung zu vermiethen bei

Wwe. Greif, Conditor.       


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


(Hierzu Officieller Anzeiger Nr. 42.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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