No. 4
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. Januar
1879
neunundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1879 Nr. 4 Seite 1]

Der Schlachter Carl Julius Heinrich Gothmann aus Mölln i. Mecklb. beabsichtigt in der zu Herrnburg belegenen Büdnerei des Krämers Hagen in Ollendorf, und zwar in dem mit dem Wohnhause zusammenhängenden Scheunengebäude, die Schlachterei zu betreiben und hat bei Vorlegung der erforderlichen Zeichnung und Betreibung des gedachten Grundstücks um die obrigkeitliche Erlaubniß hierzu nachgesucht.
Indem wir solches gemäß der Vorschriften im § 17 der Gewerbeordnung zur öffentlichen Kenntniß bringen, ergeht hiedurch die Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen die projectirte Anlage binnen 14 Tagen bei uns anzubringen.
Schönberg, den 10. Januar 1879.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Publicandum.

Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die im Jahre 1859 und früher geborenen, resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche im hiesigen Fürstenthum ihren dauernden Aufenthalt haben, verpflichtet sind, sich Zwecks Eintragung ihrer Namen in die Recrutirungsstammrolle in der Zeit

von 15. Januar bis 1. Februar d. Jahres

bei dem Ortsvorstande ihres Aufenthaltsorts anzumelden, und zwar die auswärts Geborenen unter Vorlegung eines Geburtsscheins (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird) sowie die schon früher Gemusterten unter Vorlegung ihres Loosungsscheines.
Im Uebrigen wird bezüglich der Meldepflicht auf die Vorschriften des § 23 der Ersatz=Ordnung (deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) hingewiesen und wird hervorgehoben, daß von der Meldepflicht nur die mit dem Berechtigungsschein zum Einjährigfreiwilligendienste oder mit besonderer Ausstandsbewilligung versehenen Militairpflichtigen ausgenommen sind. Sind zur Meldung Verpflichtete vorübergehend von ihrem ständigen Aufenthaltsorte abwesend, so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehrer, Brod= oder Fabrik=Herren etc. die Verpflichtung, sie zur Stammrolle anzumelden.
Zugleich werden sämmtliche Militairpflichtige sowohl, wie die Ortsvorstände des hiesigen Fürstenthums auf die genaue Befolgung resp. Ueberwachung der Bestimmungen im § 23 sub 8 der Ersatz=Ordnung aufmerksam gemacht, wonach Militairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Laufe eines ihrer Militairpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem andern Aushebungsbezirke verlegen, dieses Zwecks Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgange der Behörde oder Person, welche sie in die Stammrolle aufgenommen hat, als auch nach der Ankunft an dem neuen Orte derjenigen, welche daselbst die Stammrolle führt, spätestens innerhalb dreier Tage zu melden haben.
Die Unterlassung der vorgeschriebenen Meldungen ist mit Geldstrafe bis zu 30 M. oder mit Haft bis zu 3 Tagen bedroht.
Schönberg, den 4. Januar 1879.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirk für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Enqueten.

Enquete ist das Stichwort unserer Tage. Außer der Tabacks=Enquete sind nicht weniger als drei andere ähnliche Untersuchungen im Gange über die Eisen=, die Baumwollen= und die Leinenindustrie und eine vierte über die Lederindustrie ist bei dem Reichskanzler beantragt. Ferner ist eine Commission zur Revision des Zolltarifs berufen. Mit alledem ist der Anfang zu einer wirthschaftlichen Reform in Deutschland gemacht, welche von vielen Seiten mit Freuden begrüßt, von andern befürchtet oder bekämpft wird, Schutzzoll und Freihandel stehen einander gegenüber und kämpfen um - den deutschen Reichskanzler, denn wer den hat, der hat auch den Sieg. Fast könnte es scheinen, als ob die Schutzzöllner die beste Aussicht hätten, denn in der Abhandlung, welche Mitte December der Reichskanzler dem Bundesrathe zugehen ließ, ist die deut=

[ => Original lesen: 1879 Nr. 4 Seite 2]

liche Erwähnung enthalten, daß die einheimische Production des Schutzes bedürfe. Dagegen hat wieder der Verein zur Beförderung des Freihandels dem Bundesrathe eine Denkschrift überreicht, welche nachzuweisen sucht, daß nur der Freihandel für Deutschland eine Wiederbelebung der Geschäfte und einen Aufschwung des Verdienstes bringen könne. Auf Seite der Freihändler stehen vornehmlich die Seestädte und die Küstenbevölkerung, deren Verdienst von lebhafter Ein= und Ausfuhr abhängt, auf

(Fortsetzung in der Beilage.)


Anzeigen.

In Sachen, betreffend die Subhastation der zu Mannhagen belegenen Freischulzenstelle c. p. der Ehefrau des Freischulzen Hennings, Dorette geb. Solvie daselbst steht zur Beschlußfassung der Gläubiger über die Vertheilung der im gerichtlichen Verwahrsam befindlichen Massegelder ein Termin auf

Freitag den 31. Januar dieses Jahres,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Justizamte an, zu welchem die interessirenden Hennings'schen Gläubiger unter dem Nachtheile hiemit geladen werden, daß die nicht erscheinenden an die Gerichtswegen genehmigten Beschlüsse der erschienenen gebunden sein sollen.
Schönberg, den 8. Januar 1879.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.       


Antragsmäßig soll über die zu Gr. Rünz belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Hans Heinrich Freitag daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Donnerstag den 20. Februar 1879,
Vormittags 11 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 26. November 1878.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.       


Auf Antrag Dris. Hahn für

a) den Arbeitsmann Peter Heinrich Maas in Ollndorf im Fürstenthum Ratzeburg,
b) dem Arbeitsmann Joachim Friedrich Prager in Gadebusch für seine minderjährige Tochter Maria Catharina Elisabeth Prager,
werden hiedurch alle diejenigen, welche außer den Imploranten an den am 19. September 1809 auf den Namen von Hinrich Maack über 2100 Mark Crt. ausgestellten, jetzt noch für 1163 Mark Crt. validirenden und mit den Loos=Nummern 1233 und 1234 versehenen Lübeckischen Stadtcassenbrief Rechte und Ansprüche zu haben vermeinen, aufgefordert und schuldig erkannt, diese Ansprüche binnen doppelter, sächsischer Frist vom Datum des erlassenen Proclams angerechnet, mithin bis zum 1. März 1879 im Stadt= und Landgerichte hieselbst, Auswärtige durch einen hier wohnhaften gehörig legitimirten Bevollmächtigten geltend zu machen, unter dem Rechtsnachtheile, daß sie widrigenfalls mit ihren Ansprüchen ausgeschlossen und die Stadtcasse (Schuldenregulirungs=Commission) ermächtigt und angewiesen werden soll, den auf den gedachten Stadtkassenbrief ausgeloosten Betrag von 1163 Mark Courant an die Imploranten und zwar an Peter Hinrich Maaß zu einem Drittel und an Maria Catharina Elisabeth Prager per, tut. patrem zu zwei Dritteln auszuzahlen.
Lübeck den 29. November 1878.

                          Das Stadt= und Landgericht.
                          Zur Beglaubigung       Funk Dr., Act.


Holz=Auction.

Am Donnerstag den 16. Januar, Morgens 10 Uhr, sollen im Selmsdorfer Kirchenholze an Ort und Stelle nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:

1 eichen Nutzholz=Drumm,
10 Rmtr. eichen Kluftholz 1. und 2. Cl. und Knüppel,
10 Fuder starkes eichen Durchforstholz,
27 Rmtr. buchen Kluftholz 1. und 2. Cl. und Knüppel,
19 Fuder buchen Zweigholz,
4 Rmtr. ellern Knüppel,
10 Fuder ellern Wadelholz.
Schönberg, den 9. Januar 1879.

Der Oberförster:            
C. Hottelet.      


Holz=Auction.

Am Donnerstag den 16. Januar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

1. Lenschower Tannen:

40 Stück kiefern Kiepenhölzer,
150 Rmtr. do. Kluft= und Knüppel,
22 Rmtr. do. Rodestämme.
2. Wahrsower Tannen.
92 Rmtr. kiefern Kluft.
3. Duvennester Tannen.
43. Rmtr. kiefern Kluft.
Schönberg den 9. Januar 1879.

Der Oberförster:            
C. Hottelet.      


Holz=Auction.

Im Vitenser Forste, Revier: Woitendorf am Mittwoch den 15. Januar 1879, unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

Eichen Klafterholz
Buchen=Nutzholz=Drümme
Buche=Klafterholz
Buchen=Zweigholz
Birken Stangenholz in Fuderhaufen.
Versammlung Morgens: 10 Uhr, beim Holzwärtethause zu Woitendorf.

Großherzogl. Forst=Inspection Rehna.
I. A.
L. Wiegandt, Förster.


Holz=Auction.

Am Montag den 20. Januar Morgens 10 Uhr sollen in Köster's Hotel hieselbst nachstehende Holzsortimente aus dem Rupensdorfer Holze meistbietend verkauft werden

beim Diestelhorstmoor.

cr. 23 Fuder starkes Eichen Durchforstholz
cr. 80 Raummeter eichen Knüppelholz
cr. 53 Fuder buchen Durchforstholz,

auf der Haberkost

cr. 170 Raumt. buchen Kluft= und Knüppelholz.

Schönberg den 12. Januar 1879.

Der Oberförster              
C. Hottelet.       


Verkaufs=Anzeige.

Am nächsten Montag den 20. d. M., Mittags von 12 Uhr ab, sollen in Herrnburg im Kruge beim Schulzen Grieben abgepfändete Gegenstände öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

Mehrere gute Männerkleidungsstücke, als Hosen, Westen, Röcke, Ueberzieher, Hemde, Strümpfe u. s. w.
Schönberg den 13. Januar 1879.

Kutzbach, Landreiter.       


[ => Original lesen: 1879 Nr. 4 Seite 3]

Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt

Die Anstalt ist während des Antoni=Termins vom

Freitag den 17. Januar d. J.
bis
Freitag den 24. Januar d. J.
beide Tage einschließlich,
täglich von
8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags,
am
Sonntag den 19. Januar d. J.
jedoch nur von
8 Uhr Morgens bis 10 Uhr Morgens

geöffnet.

Das Directorium.       


Einen Posten schwerer Cattune und Madapopolans zu Bettbezügen passend, sollen um damit zu räumen zu 25 Pf. die alte Elle verkauft werden.

Gebr. Burchard.       


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


Spielwerke

4 bis 200 Stücke spielend; mit oder ohne Expression, Mandoline, Trommel, Glocken, Castagnetten, Himmelstimmen, Harfenspiel etc.

Spieldosen

2 bis 16 Stücke spielend; ferner Necessaires, Cigarrenständer, Schweizerhäuschen, Photographiealbums, Schreibzeuge, Handschuhkasten, Briefbeschwerer, Blumenvasen, Cigarrenetuis, Tabacksdosen, Arbeitstische, Flaschen, Biergläser, Portemonnaies Stühle etc., alles mit Musik. Stets das Neueste empfiehlt

J. H. Heller, Bern.       

Alle angebotenen Werke, in denen mein Name nicht steht, sind fremde; empfehle Jedermann direkten Bezug, illustrirte Preislisten sende franco.


Bekanntmachung.

Alle Diejenigen welche noch Flachs auf hiesiger Fabrik gebraakt und geschwungen zu haben wünschen mögen es doch baldigst herbesorgen.
Bauhof=Schönberg d. 9. Jan. 1879.

Frau Amt. Drews.       


Vom 23. September v. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet von:

  1) Hauswirth Kroeger Lockwisch 1 Starke 120 M.
  2) Hauswirth Wigger Grieben 1 Pferd 150 M.
  3) Arbeitsmann Schroeder Torriesdorf 1 Kuh 135 M.
  4) Hauswirth Robrahn Pogez 1 Pferd 450 M.
  5) Hauswirth Loeper in Campow 1 Kuh 120 M.
  6) Schlachtermeister Hennings hieselbst 1 Pferd 200 M.
  7) Hauswirth Holst in Ziethen 1 Kuh 135 M.
  8) Büdner Retelsdorf Herrnburg 1 Pferd 150 M.
  9) Lehrer Lüth in Falkenhagen 1 Kuh 105 M.
10) Büdner Schröder in Selmsdorf 1 Pferd 150 M.
11) Pastor Fischer hieselbst 1 Kuh 135 M.
12) Büdner Hagen Herrnburg 1 Pferd 200 M.
13) Hauswirth Fick Ww. Lüdersdorf 1 Pferd 200 M.
14) Büdner Badstein Herrnburg 1 Pferd 120 M.
15) Hauswirth Bade in Ollndorf 1 Kuh 135 M.
16) Schmiedemeister Griem hieselbst 1 Pferd 300 M.
17) Hauswirth Freitag in Pogez 1 Pferd 100 M.
18) Schulze Völkner in Mechow 1 Kuh 120 M.
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 70 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M. Versicherungssumme am

Montag den 20. Januar, Morgens 10 Uhr,

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Die Gesammt=Versicherungssumme unseres Vereins beträgt gegenwärtig rund 445,000 M.
Schönberg, den 8. Januar 1879.

Direction der Viehversicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.


Duve's Hôtel Schönberg i. Mecklenb.

Einern geehrten reisenden Publikum empfehle ich mein unter dem heutigen Tage eröffnetes, am Markt belegenes, vollständig neu eingerichtetes Hotel ganz ergebenst.
Für vorzügliche Speisen und Getränke ist bestens gesorgt, Mittagstisch 1 1/2 Uhr, a la carte zu jeder Tageszeit.
Stallungen und Wagenremisen sind genügend vorhanden.
Indem ich billigste und beste Bedienung verspreche, empfehle ich dieses Unternehmen nochmals der Gunst des geehrten reisenden Publicums und zeichne

                          Hochachtungsvoll
                                                    H. Duve.

Schönberg, den 10. Januar 1879.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 4 Seite 4]

Wieder sind von hoher Staats=Regierung
8 Millionen 920,000 Reichsmark

dazu bestimmt, um in den nächstem Monaten durch Verloosung in sechs Abtheilungen vertheilt zu werden. 45,000 Nummern erhalten sicher, im glücklichsten Fall:
              1 Prämie und Gewinn von 450,000 Reichsmark sonst aber
              1 Gewinn 300,000 Mark.
              1 Gewinn 150,000 Mark.
              1 Gewinn 100,000 Mark.
              1 Gewinn 60,000 Mark.
              3 Gewinne a 40,000 Mark.
              3 Gewinne 30,000 Mark.
              1 Gewinn 25,000 Mark.
              5 Gewinne a 20,000 M.
            12 Gewinne a 15,000 M.
              1 Gewinn 12,000 M.
            22 Gewinne a 10,000 M.
              2 Gewinne a 8,000 M.
              4 Gewinne a 6,000 M.
            61 Gewinne a 5,000 M.
              6 Gewinne a 4,000 M.
          107 Gewinne a 3,000 M.
          213 Gewinne a 2,000 M.
              1 Gewinn 1600 M.
          523 Gewinne a 1000 M.
          848 Gewinne a 500 M.
        1100 Gewinne a 300 M.
Für die unparteiliche Vertheilung und pünktliche Auszahlung des ganzen Capitals von 8,920,000 Mk. hat der Staat die Garantie übernommen. Die Ziehung der Nummern und Gewinne geschieht durch zwei Waisenknaben unter steter Aufsicht einer dazu eingesetzten obrigkeitlichen Behörde im öffentlichen Saal, wozu der Eintritt Jedem frei gestattet ist. Nach geschehener Ziehung werden die Nummern und die Gewinne noch mal auf das Genaueste revidirt, reihenfolgend geordnet und dann die, unter Aufsicht in der Staatsdruckerei gedruckten, amtlich gestempelten Gewinn Ziehungslisten ausgegeben. Man verwechsele diese Prämien=Verloosung nicht mit den vielen Privat=Lotterien, auch bitte ich, mich nicht etwa mit jenen Loose=Händlern zu verwechseln, vor welchen in den Zeitungen gewarnt wird. Ich stehe mit der hohen Behörde in direkter Verbindung und kann jeder, der sich an mich wendet, der reellsten und pünktlichsten Bedienung versichert sein. Auch bei der vor Kurzem beendeten Capital=Verloosung hatte ich wieder das Vergnügen, sowohl hier am Platze wie nach entfernten Orten viele der größten Gewinne auszuzahlen; für meine gewissenhafte Handlungsweise erhielt ich eine Menge Dankschreiben. Meiner strengen Redlichkeit habe ich es auch wohl zu danken, daß meine Loose zum größten Theil im Voraus feste Abnehmer haben. Man mache daher die Bestellung sofort, zumal schon am

16. Januar 1879 die erste Ziehung

beginnt und über die voraus bestimmte Zahlen den Gesetzen nach keine Loose nachgeliefert werden. Um Jedem die Betheiligung nach seinen Verhältnissen zu ermöglichen, ist von hoher Regierung der Preis für diese 1 Ziehung in humanster Weise
                          für ein ganzes Original=Loos zu 16 Mark
                          für ein ganzes Original=Loos zu 8 Mark
                          für ein ganzes Original=Loos zu 4 Mark
                          für ein ganzes Original=Loos zu 2 Mark
festgestellt und versende ich zu diesem Preise die mit dem Staatswappen und meinem Namensstempel versehenen Loose gegen Einsendung des Betrages durch Postanweisung oder Brief, oder auf Wunsch auch gegen Postvorschuß, mit amtlichem Prospect oder Plan, nach allen Gegenden. Es werden nur Gewinne gezogen, und sende ich nach der Ziehung die amtlich gestempelte Gewinn=Ziehungs=Liste, sowie die Gewinngelder prompt und verschwiegen. Gesang=, Turn=, Schützen= und anderen Vereinen, auch Clubs und Spielgesellschaften, kann ich noch mit Partien in beliebiger Theilung dienen, wenn mir die Aufträge baldigst zugehen. Hiesige Firmen, wie hohe Behörde selbst können die beste Auskunft über mich ertheilen.
Man wende sich stets nur direkt an den

Haupt=Collecteur Carl Hemme in Braunschweig.
Bohlweg 7, gegenüber dem Herzoglichen Residenzschloß.

NB. Wer es unterläßt, dem Glücke ein Fensterchen zu öffnen, hat es oft sich selbst zuzuschreiben, daß er trotz aller Mühen und Arbeiten nie auf den Standpunkt des Wohlergehens gelangt, wohin ihn ein derartiger Versuch so schnell erheben kann.


Man biete dem Glücke die Hand!

Die allerneueste grosse Geldverloosung, welche von der hohen Regierung genehmigt und garantirt ist, besteht aus

87000 Loosen 45000 Gewin. und einer Prämie.

Der grösste Gewinn ist im glücklichsten Falle 450,000 Mark, dann wie folgt:
300,000, 150,000, 100,000. 60,000, 3 a 40,000, 3 a 30,000, 25,000, 5 a 20,000, 12 a 15,000, 12,000, 22 a 10,000, 800, 4 a 6000, 61 a 5000, 6 a 4000, 107 a 3000, 213 a 2000, 1600, 523 a 1000, 848 a 500, 1100 a 300, 75 a 240, 85 a 200, 28,200 a 142, 50 a 130, 2900 a 122, 25 a 100, u. s. w., ein Capital von

8,920,000 Mark.

muss innerhalb einiger Mo. bestimmt verloost werden. Die Ziehung findet statt am 16. und 17. Januar 1879.
Zu welcher ich nur Original-Loose

1/4 M. 1/2 8 M. 1/1 16 M.

gegen Einsendung des Betrages oder Postvorschuss versende. Jeder erhält die amtlichen Pläne und Gewinnlisten gratis. Da die Aufträge recht zahlreich einlaufen, so erbitte gefl. Bestellungen umgehend einzusenden an

Louis Königsdorf,
Bank- und Wechsel-Geschäft in Braunschweig, am Magnithor 8. Ein- und Verkauf aller Arten Staatsobligationen, Eisenbahn=Actien und Anlehnsloose.


Das Leih= und Pfandhaus von Aron Pincus, Lübeck, Kolk 315 bei der Holstenstr., ist täglich bis 9 Uhr Abends geöffnet.


Beste Mess. Apfelsinen
empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Lager von
prima böhm. Stückkohlen,
prima Braunkohlenbriquettes,
prima Maschinen Stückkohlen,
prima Camin Nusskohlen,
prima Schmiede Kohlen,

                          bei
                          F. Heitmann.

Schönberg.


Wir machen hiemit bekannt, daß wir jedes unbefugte Betreten unserer Aecker und Holzkoppel, sowie das Durchbrechen durch die Hecken verbieten und Jeden, den wir dabei betreffen, gerichtlich belangen und daß wir auf unsern Gehöften an den Gebäuden Eisen legen werden, um Ungeziefer zu fangen.
Pogetz den 12. Januar 1879.

Hauswirthe J. Freitag und H. Harm.       


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


(Hierzu Officieller Anzeiger Nr. 1 und eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 4 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 4 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 14. Januar 1879.


Seite des Schutzzolles stehen die großen Industriellen und Grundbesitzer, welche eine Preissteigerung für die Erzeugnisse ihrer Industrie und für das in den letzten Jahren etwas billigere Getreide herbeisehnen.
Wir kleinen Leute werden wenig darum gefragt werden, ob wir lieber Freihandel oder Schutzzoll haben wollen. Um das rechte Gleichgewicht in den Zöllen herstellen zu können und beiden Theilen, der Gesammtheit des Volkes und den landwirthschaftlichen wie industriellen Producenten gerecht zu werden, dazu hat der Reichskanzler die Enqueten angeordnet, dadurch wird ermittelt, wie viele Menschen von dieser oder jener Industrie leben, an welche Bedingungen dieselbe geknüpft ist, ob und wie weit vom Auslande abhängig und von dessen Concurrenz bedroht; wie viel sie Zoll vertragen kann oder wie viel Erleichterung ihr gewährt werden muß, läßt sich dann aus den gewonnenen Resultaten berechnen.


Politische Rundschau.

Deutschland. Vor Kurzem brachte die italienische Zeitung "Fanfulla" die ihr angeblich von glaubwürdigster Seite zugegangene Nachricht, daß die deutsche Reichsregierung bei den auswärtigen Mächten Fühlungen versucht habe, ob dieselben zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen sozialdemokratische oder deren verwandte kultur=, staats= und gesellschaftsfeindliche Bestrebungen geneigt seien. Von Seiten der offiziösen deutschen Presse erfolgte kein Widerruf und eine fernere Bestätigung findet die Nachricht darin, daß auch Pariser Zeitungen das Gleiche melden.
Die durch auswärtige Blätter von Neuem in Umlauf gebrachte Nachricht, daß Fürst Bismarck den Papst um eine Einwirkung auf das Centrum behufs anderer politisier Haltung angegangen sei, wird officiös als völlig grundlos bezeichnet.
Der Reichskanzler hat dem Bundesrathe einen Entwurf über die gesetzliche Strafgewalt des Reichstags gegen seine Mitglieder vorgelegt. Die Veranlassung dazu ist der Mißbrauch der Redefreiheit, welche der sozialistische Abgeordnete Hasselmann auf der Tribüne des Reichstages getrieben hat. In parlamentarischen Kreisen, die konservativen ausgenommen, findet der Entwurf keine Sympathien.
Die Anklage=Akten in Sachen des "Großen Kurfürsten" sind nunmehr in Berlin eingetroffen. Als muthmaßlich Angeklagte bezeichnet man den Chef des Geschwaders, Admiral Batsch, den Capitän des "Großen Kurfürsten", Graf von Monts, den Kapitän des "König Wilhelm", den Kapitän Kühne und den wachthabenden Offizier des "König Wilhelm" zur Zeit des Zusammenstoßes, Clausa.
Die Berathungen der Bundesrathsausschüsse über den Bericht der Tabacks=Enquete=Commission nahmen am Sonnabend ihren Anfang. Man wird sich zunächst mit dei Vertheilung von Referaten beschäftigen. Begreiflicher Weise sieht man mit großer Spannung den Ausschußanträgen entgegen, weil man zweifelt, daß die Ausschüsse allen Vorschlägen der Commission zustimmen werden.
Der Reichskanzler hat sich, wie referirend vermerkt werden mag, in einem neuen Schreiben an Herrn v. Varnbüler ganz entschieden für das Tabacksmonopol erklärt und gedenkt die Monopolfrage mit aller Energie zu verfolgen; er erklärt, daß er trotz der Ergebnisse der Tabacks=Enquete=Commission nach wie vor von der Nothwendigkeit der Einführung des Tabacksmonopols in Deutschland überzeugt sei.
Für die Einberufung des deutschen Reichstages ist der 20. Februar (Donnerstag) definitiv in Aussicht genommen. Da die Verhandlungen des preußischen Landtages selbst bis dahin noch nicht beendet sein können, so werden immerhin wohl noch vierzehn Tage hindurch beide Volksvertretungen neben einander ihre Berathungen fortsetzen.
Frankreich. Der Conflict mit Tunis ist beendigt, der Bey hat klein beigegeben und in die französischen Forderungen gewilligt. Seine Nachgiebigkeit ist besonders durch den Umstand hervorgerufen, daß der französische Konsul mit seiner Abreise drohte und sich anschickte, seine Funktionen dem spanischen Konsul zu übertragen. - Die neue Session der Kammern wird am 14. d. M. eröffnet werden. - Man glaubt, daß Gambetta sehr bald die Verlegung des Parlaments von Versailles nach Paris in Anregung bringen wird; man soll in der Residenz nur noch um eine Localität in Verlegenheit sein. - Die Regierung beeilt sich, die Arbeiten der Begnadigungscommission zum Abschluß zu bringen, um für den Fall, daß ein Antrag auf Amnestie für die Communärds von 1871 eingebracht wird, diesen mit der Erklärung beseitigen zu können, daß Alles in dieser Hinsicht geschehen sei, was sich mit der Ruhe und Ordnung vertrage.
England. Ueber den Gang der Ereignisse in Afghanistan wird die Welt mit Berichten versorgt, die alle ihren Weg über England nehmen und daher mehr oder minder im Interesse Englands gefärbt sind. Nun gelangt auch über Rußland ein Bericht zu uns und zwar von dem bekannten General Kauffmann, der vor drei Jahren die russische Expedition gegen Chiwa kommandirte. Nach diesem Bericht beharrt der Emir darauf, nach Petersburg zu reisen, um seinen Zwist dem Czaren zu unterbreiten. Kauffmann fragte telegraphisch beim russischen Reichskanzler Gortschakoff an, was er thun solle, wenn der Emir wirklich über die Grenze käme, hatte aber bis zum 5. d. M. noch keine Antwort. Der Emir hat seinem Sohn die Regierungsgewalt übertragen, zugleich aber in gleichbedeutenden Briefen an die englischen kommandirenden Generale erklärt, daß Jacub Kahn sich auf Unterhandlungen nicht einlasse. - Nach einer Zusammenstellung der "Times" haben im verflossenen Jahre in England und Schottland nicht weniger als 277 (größere) Arbeitseinstellungen stattgefunden, 96 mehr als im Jahre 1877; alle jedoch, mit Ausnahme von 4, sind zu Ungunsten der Arbeiter ausgefallen.
Holland. Es wirft ein trauriges Schlaglicht auf die Familienverhältnisse des niederländischen Königshauses, daß bei den in voriger Woche stattgehabten Feierlichkeiten der Wiedervermählung des Königs Wilhelm III. weder die beiden Söhne des Monarchen aus dessen erster Ehe, noch sein Bruder Prinz Heinrich der Niederlande, erschienen sind.
Spanien. Am Donnerstag vergangener Woche ist der 87jährige Marschall Espartero auf seinem Landsitz in Longrono verstorben. Espartero war mehreremal Premierminister und während der letzten Zeit der Minderjährigkeit Isabells der Regent des Landes.
Rußland. Die Behörden sind bemüht, die Bevölkerung über das Auftreten der in einigen südlichen Gouvernements aufgetretenen Pest zu beruhigen. Der Leiter des Ministeriums des Innern, Staatssekretär Makoff, hat eine Bekanntmachung erlassen, in welcher ein vom "Golos" gebrachtes Telegramm, wonach auch in Zaritzin die Pest aufgetreten sein sollte, als eine vollständige Erfindung bezeichnet wird. Zugleich weist der Staatssekretär Makoff auf die gegen die Verbreitung der Epidemie ergriffener Maßregeln hin und erklärt, daß sonach kein Grund zu übertriebenen Besorgnissen vorhanden sei.
Türkei. Die Aussichten für das baldige Zustandekommen eines definitiven Friedensvertrages mit Rußland sollen nach allseitigen Berichten sehr günstig sein. Rußland hat seine Kriegskostenforderung von 300 Mill. Rubel auf 100 Mill. Francs herabgesetzt, wahrscheinlich gegen irgend eine bisher noch geheim gehaltene Entschädigung. Es ist aber

[ => Original lesen: 1879 Nr. 4 Seite 6]

schwer zu sagen, wo die Türkei auch nur 100 Mill. Francs auftreiben will. So plant sie jetzt schon aus Sparsamkeitsrücksichten eine erhebliche Verminderung ihres stehenden Heeres. Auf der anderen Seite wird ein geradezu unverständlicher Luxus getrieben. Das Gehalt des neuernannten Botschafters in Paris, Savfet Pascha, wurde beispielsweise auf die respectable Summe von 20,000 Francs per Monat festgesetzt und seine zurückbleibende Familie erhält monatlich 4000 Francs. Als Reisekosten=Entschädigung sind ihm 1500 Pfd. bewilligt. Und das Alles von einem Staate, der politisch und finanziell völlig ruinirt ist.


- Der Kaiser von Oesterreich hat der Marschallin Mac Mahon dieser Tage durch den Grafen Beust eine kostbare Gürteltasche (eine sogenannte Almosen=Tasche) übersenden lassen. Die Tasche ist in dem Stiel des dreizehnten Jahrhunderts mit dem Wappen der Gattin des Marschalls in echten Perlen gestickt.
- Die Fortschaffung des Schnees, aus den Straßen Berlins welcher vor Weihnachten gefallen war, erforderte im vorigen Monat 40,000 Fuhren, die einen Kostenaufwand von über 30,000 M. machten. Der letzte Schneefall, der bedeutend größer war, wird infolge dessen einen viel bedeutenderen Kostenaufwand erheischen.
- Die Gerüchte, daß der Papst in nicht allzuferner Zeit ein neues öcumenisches Concil abhalten werde, gewinnen an Bestand und Glaubwürdigkeit. Vollkommen irrig dürfte es hingegen sein, von demselben die schließliche Beilegung des Kulturkampfes zu erwarten; im Gegentheil dürfte es sich, wenn dieser Plan zur Ausführung kommt, vielmehr darum handeln, auf dem Concil die Erklärung abzugeben, daß der Friede zwischen Berlin und Rom endgültig geschlossen sei.
- In keinem Lande ist die Zahl der Arbeitseinstellungen so groß wie in England; schon der für dieses Vorgehen der Arbeiter allgemein üblich gewordene englische Name "Streik" beweist, daß wir es hier mit einer ursprünglich englischen Sache zu thun haben, die allerdings in allen Ländern vielfache Nachahmung gefunden hat. Wir entnehmen aus der diesmaligen Uebersicht, welche am Schlusse jedes Jahres über die in demselben stattgehabten Arbeitseinstellungen in der englischen Zeitung "Times" veröffentlicht wird, daß, während im Jahre 1877 deren 181 stattfanden, im Jahre 1878 über 50 % mehr, nämlich 277 eingetreten sind. Auch die mit den Arbeitseinstellungen verbundenen Ausschreitungen der Arbeiter sind im keinem Lande so weit gegangen wie in England; allem Anschein nach ist aber auch kaum irgendwo der Nothstand der Arbeiter gegenwärtig so groß, wie in diesem Musterlande der Industrie. Die Geschäftsstockung hat die Fabrikanten bereits zu Lohnherabsetzungen bis zu 57 1/2 % gezwungen, und zu noch weiteren haben sich dieselben neuerdings in einigen Bezirken genöthigt gesehen, um nicht ihre Fabriken ganz zu schließen und ihre Arbeiter ganz brodlos machen zu müssen.
- Bei der Vermählung des Königs der Niederlande mit der Prinzessin von Waldeck in Arolsen war der preußische Hof durch den Commandeur des Gardecorps, einen Oheim der verstorbenen Königin Sophie von Holland, vertreten. Bei ihrer Trauung hatte die nunmehrige Königin Emma von Holland eine kostbare Lilienkrone von Diamanten und statt des Myrthenkranzes im Haar Orangenblüthen getragen, wie es die holländische Sitte verlangt.
- Aus Bayreuth wird daran erinnert, daß der Dichter Dr. Gutzkow s. Z. (1865) fast ein ganzes Jahr in Dr. Falcos Privatirrenanstalt "dem trefflich geleiteten Asyl St. Gilgenberg" zugebracht und vollständige Genesung gefunden hat. Er hat nach dieser Zeit noch mehr als 10 Jahre mit frischer Geisteskraft gelebt und gearbeitet.
- Papst Leo ist wirklich ein sparsamer Mann. In seinem Haushalt und in seiner Umgebung gabs eine Menge von vornehmen und niedern Faulenzern und unnützen Prassern; er hat sie nach und nach meist entlassen. In Toulon liegt seit vielen Jahren ein päpstliches Kriegsschiff im Hafen, das Pius IX. "Unbefleckte Empfängniß" getauft hat und - fault sammt der theuern Mannschaft. Es ist das letzte päpstliche Kriegsschiff und wird auf Befehl des Papstes jetzt auch verkauft.
- Im Militär dienen jetzt viele Handwerksgesellen die sich freiwillig zum Dienst gemeldet haben. Daran studiren die Officiere die Zeichen der Zeit.
- In dem Schweizer Kurort Davos überwintern jetzt nahezu 1000 kranke aller Völker, um in diesem sonnigen, nebelfreien Alpenthale ihre Gesundheit zu schützen oder wieder zu erlangen.
- Gicht und Podagra sind berechtigte Eigenthümlichkeiten englischer Minister und großer Geister. Sie sind auch die grimmigsten Feinde des Lord Beaconsfield. Eben jetzt hat ihn die Gicht mitten in seinen afghanischen Siegeslauf so hart auf's Lager geworfen und kriecht ihm zum Herzen hinauf, daß seine Landsleute sehr besorgt sind.
- In Rostock ist dieser Tage, 80 Jahre alt, der frühere Kaufmann und Schiffsrheder Brockelmann gestorben, in den 50er Jahren viel genannt wegen seiner energischen Unterstützung der Flucht des Dichters Kinkel aus dem Zuchthaus in Spandau, wo er Wolle spulte. Als Kinkel unter Carl Schur's Führung aus Spandau entflohen war, hielt er sich mehre Tage bei Brockelmann verborgen und als er auch da nicht mehr sicher war, ließ Brockelmann eines seiner Schiffe von Warnemünde heimlich in See gehen, obgleich die Weizenladung noch gar nicht fertig und fest verstaut und dadurch die Fahrt gefährlich war; er rettete dadurch Kinkel. Brockelman gehörte s. Z. zu den intelligentesten und reichsten Rhedern, verlor aber später durch gewagte Unternehmungen, die er nicht übersehen konnte, sein Vermögen.
- Wer die Carl Stangen'sche Gesellschaftsreise nach Egypten, Palästina, Syrien, Griechenland und der Türkei mitmachen will, muß sich im Stangen'schen Bureau in Berlin melden. Die Reise beginnt am 22. Januar.
- Der häßlichste Mann, den man kennt und der jetzt in Brüssel lebt ist ein Amerikaner in New=York. Er weiß es selbst und hat auch einmal eine Probe gemacht. Als er einen Preis von 1000 Dollars für den häßlichsten öffentlich ausschrieb, meldeten sich 60 Männer; es war zum erschrecken, die Preisrichter aber erkannten ihm einstimmig den Preis zu. Er hat Geld und Humor genug, um sich nicht zu grämen, auch eine schöne Frau und versichert oft, gerade die schönsten und liebenswürdigsten Frauen hätten die häßlichsten Männer, wenn sie Geist hätten, am liebsten.
- Junge was hast Du vor kurze Beene! rief dieser Tage ein Berliner Schuljunge seinem Kammeraden zu. - "Schafskopp", lautete die freundliche Antwort, "meine reichen jrade so gut bis auf die Erde als Deine ollen langen Stelzen."
- Aus dem (Einjährig=Freiwilligen=Examen.)
Frage des Offiziers an einen Handelsbeflissenen: "Nennen Sie mir einige holländische Kolonien." Examinand schweigt. Der Offizier sucht in vergeblichen Querfragen, ihm die Sache mundgerechter zu machen und fragt, um ihn auf Java zu bringen: "Woher bezieht Ihr Haus den Kaffee?" Examinand: "Das ist Geschäftsgeheimniß, Herr Major."
- In den Zeitungen laufen die Erfordernisse eines guten Gastmahles um als da sind 1) ein freundlich Gesichte, 2) gute Gerichte, 3) Weine von Gewicht, 4) eine schöne Nichte, 5) eine lustige Geschichte, 6) hübsch hell und lichte, 7) beim Sitzen nicht so dichte, 8) eine gute Verpichte. Viel älter und klassischer ist die Bedingung, daß die Gesellschaft nicht unter der Zahl der Grazien (3) und nicht über der Zahl der Musen (9) sei. Dann gehören nicht einmal viele gute Speisen und Weine dazu.


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