No. 52
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Juli
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 52 Seite 1]

   Unter Bezugnahme auf das Publicandum vom 13. d. M., betreffend die Reichstagswahl, wird hiedurch bekannt gemacht, daß die Wählerlisten für das hiesige Amtsgebiet nebst der Mühle sowie für den hiesigen Bahnhof und den Bauhof nebst der Feldziegelei auf der Registratur der Großherzoglichen Landvogtei vom 29. d. M. an gemäß §§ 2 und 3 des Reglements zur Ausführung des Reichswahlgesetzes (Bundesgesetzblatt Nr. 17 von 1870) ausliegen.
Schönberg, den 25. Juni 1878.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Unter den Schaafen der Dorfschaft Thandorf ist die Räude ausgebrochen.
Schönberg, den 28. Juni 1878.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenhums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Ausnahmegesetze.

[] Wenn sich in einem Staat ein sogenanntes Ausnahmegesetz" als nothwendig herausstellt, so beweist dies entweder, daß die Verfassung des betreffenden Landes mangelhaft ist und den Anforderungen des öffentlichen Rechtsbewußtseins nicht entspricht, oder aber, daß außerordentliche Verhältnisse im öffentlichen Leben auftauchen, die eine Gefahr für Staat und Gesellschaft involviren und denen mit den bestehenden verfassungsmäßigen Gesetzen kräftig genug entgegenzuwirken nicht möglich ist.
Kurz vor Schluß der letzten Session des Reichstages hatte die Reichsregierung ein solches Ausnahmegesetz eingebracht, das den Ausschreitungen der sozialdemokratischen Partei entgegenarbeiten sollte. Die Volksvertretung hat dies Gesetz aus Zweckmäßigkeitsgründen abgelehnt und einem neuen Reichstag wird es in neuer Form abermals vorgelegt werden. Indessen was versteht man unter sozialdemokratische "Ausschreitungen." Der wirklich vorurtheilslos urtheilende Mann wird darunter die geammte sozialdemokratische Agitation, die gesammte Methode derselben verurtheilen und der Abgeordnete Lasker hatte ganz Recht, als er in seiner Rede vom 21. Mai sagte, daß zumeist die Agitationsmethode der Sozialdemokraten zu verurtheilen sei. Dasjenige, was die Sozialdemokraten erreichen wollen, wird auch theilweise von anderen Parteien erstrebt.
Sie wollen die Republik - diese Staatsform ist auch den bürgerlichen Demokraten die erwünschte; zum allgemeinen geheimen direkten und geheimen Wahlrechte verlangt die Sozialdemokratie noch Diäten für die Abgeordneten - und in jeder Session wird derselbe Antrag auch von dem fortschrittlichen Abgeordneten Schultze=Delitzsch eingebracht und von einer respektablen Anzahl von Mitgliedern anderer Parteien unterstützt. Ja man kann beliebig jeden einzelnen Programmpunkt vornehmen und man wird in jedem einzelnen immer das Extrem irgend einer Forderung finden, die auch von anderen politischen Parteien erhoben wird.
Die preußische Regierung soll nun der Frage näher getreten sein, ob nicht öffentliche Angriffe in Rede oder Schrift gegen die Institute der Ehe, der Familie des Eigenthums etc. mit Strafe zu bedrohen seien. Es scheint somit, als ob man zur Bekämpfung der sozialdemokratischen Agitation auf den § 20 des preußischen Preßgesetzentwurfs vom Jahre 1873 zurückkommen wolle: "Wer die Familie, das Eigenthum, die allgemeine Wehrpflicht oder sonstige Grundlagen der staatlichen Ordnung in einer die Sittlichkeit, den Rechtssinn oder die Vaterlandsliebe untergrabenden Weise angreift oder Handlungen, welche das Gesetz als strafbar bezeichnet als nachahmenswerth, verdienstlich oder pflichtmäßig darstellt, oder Verhältnisse der bürgerlichen Gesellschaft in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise erörtert, wird mit Gefängniß= oder Festungshaft bis zu zwei Jahren bestraft."
Die Fassung dieses Paragraphen erfuhr damals schon im Bundesrathe eine Milderung, wurde aber gleichwohl vom Reichstage abgelehnt. Wenn auch der Reichstag den Einwand erhob, daß derartige Vorschriften in das Strafgesetzbuch gehörten, so stießen sie auch im übrigen auf großen Widerstand bei den liberalen Parteien. Die Regierung reichte indessen eine Novelle zum Strafgesetzbuch ein, welche Denjenigen mit Gefängniß bestrafen wollte, der die Institute der Ehe, der Familie und des Eigenthums öffentlich durch Rede oder Schrift angreifen würde. Der Bundesrath stimmte dieser Novelle zu, aber der Reichstag lehnte sie ab.
Obwohl sich nun die Bestimmungen dieser Novelle in erster Linie gegen die Sozialdemokraten richteten, hätten doch sehr leicht auch Liberale davon betroffen werden können, denn an der Wehrkraft unseres Vaterlandes wird beispielsweise von der Fortschrittspartei besonders in den Zeiten der Wahlagitation durch Wort und Schrift ganz bedeutend herumgemäkelt.
Mit den Sozialdemokraten stimmt in der Kritik der bestehenden Wirthschaftsverhältnisse ein großer Theil der konservativen Parteien überein. Ja, der Liberalismus selbst ist da, wo es ihm nothwendig erscheint, sozialistisch; so ist beispielshalber das Aktienwesen ein sozialistischer Auswuchs und sogar einer von den schlimmeren.
Sind ferner die Ideen des Tabaksmonopols und der Staats= oder Reichseisenbahn, die beide von der Regierung ausgingen, nicht auch ein Stück

[ => Original lesen: 1878 Nr. 52 Seite 2]

Sozialismus? Davon wollen die Freihändler freilich auch nichts wissen. Aber wenn eine Anzahl Capitalisten den ganzen Eisenbahn= und Industriebetrieb ganzer Länder in ihre Hand nehmen und zu ihrem Vortheil ausbeutet, dann findet der richtige Liberale das ganz in der Ordnung. Wenn dann die kleineren Geschäfte klagen, daß man ihre Existenz vernichte, dann belehren die Zeitungen sie, das könne im Zeitalter der Maschinen, welche auf den Großbetrieb angewiesen seien, nun einmal nicht anders sein!
Erörterungen ernstgesinnter Männer über alle solche Fragen können und werden selbstredend vom Ausnahmegesetz nicht betroffen werden. Aber diese Erörterungen sollen nicht mehr zum Gegenstand einer aufreizenden Agitation benutzt, sie sollen der Diskussion unreifer junger Burschen und blinder Fanatiker entzogen werden. Das allein kann der Sinn der von der Reichsregierung dem neuen Reichstage vorzulegenden Ausnahmegesetze gegen die Sozialdemokratie sein.


Politische Rundschau.

Deutschland. Als Beweis für die fortschreitende Besserung in dem Befinden Kaiser Wilhelms darf der Umstand gelten, daß derselbe den Besuch des Grafen und der Gräfin von Flandern persönlich entgegen nehmen konnte. Beide haben den Kaiser den Verhältnissen nach sehr wohl gefunden. Die Unterhaltung war allerdings nur kurz. Der Kaiser sprach sein Bedauern darüber aus, daß er den Besuchern nicht die Hand reichen könne. Er fügte hinzu, daß seine Aerzte ihm den Genuß der Landluft angerathen hätten, er möchte jedoch ihren Wünschen nicht gerne Folge leisten, da ihm die Einsamkeit des Landlebens nicht behage, während er in Berlin selbst auf seinem Krankenlager etwas vom Leben spüre.
Der Reichsanzeiger vom Freitag veröffentlicht eine kaiserliche Verordnung, die sehr überrascht und am besten zeigt, für wie ernst die Regierung die innere Lage hält: "Bis auf Weiteres ist jeder in der Stadt Berlin ankommende Fremde oder Neuanziehende verpflichtet, sich durch Paß oder Paßkarte über seine Person auszuweisen. Ueber die Ausführung dieser Bestimmung sind von der Polizei=Behörde die erforderlichen Vorschriften zu erlassen.
Der bisherige Botschafter Deutschlands bei der Pforte, Prinz Reuß, ist in gleicher Eigenschaft nach Wien versetzt worden. Er wird daselbst schon in dieser Woche erwartet. Sein Vorgänger in Wien, Graf Otto zu Stolberg=Wernigerode, ist bekanntlich in das preußische Staatsministerium berufen worden.
Die Reichs=Militärverwaltung beabsichtigt mit der Bildung eines dritten Eisenbahn=Bataillons vorzugeben, welches seine Garnison in Straßburg im Elsaß erhalten soll.
Wie die preußische Regierung an alle Behörden Erlasse gerichtet hat, die sozialdemokratischen Versammlungen auf das strengste zu bewachen, so sind diesem Beispiele fast alle deutsche Regierungen gefolgt. Bemerkenswerth ist, daß einzelne Bundesregierungen, namentlich in Süddeutschland, an der Hand von Erfahrungen darauf hingewiesen haben, daß derartige Versammlungen nicht von untergeordneten Polizeiorganen, sondern von höheren, wissenschaftlich gebildeten Beamten beaufsichtigt werden.
Fürst Bismarck wird alsbald nach dem Schlusse des Congresses nach Kissingen gehen, hält aber an der Absicht fest, wenn irgend thunlich, sich an den Arbeiten der nächsten Reichstagssession zu betheiligen und im Spätherbst sich aufs Land zurückzuziehen. Die noch immer ausstehende Ernennung des Grafen Stolberg zum General=Stellvertreter des Reichskanzlers wird erst nach dem Schlusse des Congresses erfolgen.
Offiziös wird geschrieben: "Die Möglichkeit, den "Großen Kurfürst" im Kanal zu heben, ist nicht ganz ausgeschlossen, aber die Aussichten gering. Eine zahlreiche Menge von Projekten liegt dazu vor, aber noch keines verspricht annähernd einen Erfolg. Das Gewicht des Schiffes ist ein so enormes, daß die Hebung desselben bei dem ungünstigen Wetter= und Stromverhältnissen im Kanal eine wahre Riesenarbeit ist. Das ausgerüstete Schiff wiegt im Ganzen 6700 Tonnen = 6,700,000 Kilo; das Hebegewicht im Wasser wird allerdings durch einzelne im Innern befindliche Einrichtungen etwas verkleinert. Zur Hebung selbst würden für die Hebung des Schiffskörpers von 94 Metern eine große Anzahl gleicher und zugleich wirkender Hebevorrichtungen nothwendig sein, welche bei gemeinsamem Wirken mindestens das obengenannte Gewicht tragen müßten. Hierzu müßte nach einem ganz besonders reiflich überlegten Plan verfahren werden, bevor an Beschaffung solcher mechanischer Hülfsmittel überhaupt gegangen werden kann. Zunächst ist es aber erforderlich, über die Art der Befestigung am Schiffskörper ins Klare zu kommen. Bis jetzt ist die Lage noch nicht einmal zweifellos konstatirt. Stände das Schiff mit dem Kiel auf dem Grunde, so ließen sich eine große Anzahl, vielleicht 100, von Ketten und Stahltrossen unter dem Kiel anbringen und oben auf der Meeresfläche mit großen Schiffen verbinden, an denen die Ketten bei niederem Wasser steif geholt werden und welche bei steigendem Wasser den Schiffskörper mit heben. Dies ist nicht der Fall. Vielmehr liegt, soweit bekannt, das Schiff auf der Seite, sogar mit dem Kiel nach oben gerichtet und müßte erst aufgekippt werden, um regelrecht gehoben werden zu können, anderenfalls würde es sich beim Heben selbst aufzurichten suchen und dabei jedenfalls die Ketten sprengen. In der Tiefe von ungefähr 100 Fuß jedoch das Schiff auf den Kiel zu bringen, ist eine zweite Riesenarbeit. Die Aussichten zum Heben verlieren daher an Wahrscheinlichkeit. Es sei noch erwähnt, daß es in England nicht gelungen ist, den "Vanguard" in ca. derselben Tiefe und aufrecht stehend auch nur annähernd von der Stelle zu bewegen.
Die Taucher, welche gegenwärtig den Zustand des "Großen Kurfürst" untersuchen, fertigen nunmehr eine Zeichnung von dem Wrack an, nach deren Vollendung die Hebung des Schiffes angeblich in Submission ausgeboten werden soll.
In Elsaß=Lothringen ist auf Grund des dort noch geltenden französischen Preßgesetzes das ultramontane "Mainzer Journal" verboten worden. Die "Germania" ist dort schon lange verboten.
Wir haben uns die Mühe genommen, schreibt die socialdemokratische Berl. Fr. Pr., herauszurechnen, wie viel Jahre Gefängniß seit dem 2. Juni wegen Majestätsbeleidigung verfügt wurden. Es sind dies nicht weniger wie 287.
Rußland. Die Commission, welche zur Untersuchung der Mißbräuche bei den Lieferungen für die russische Armee eingesetzt ist, befindet sich in voller Thätigkeit. Die Mißbräuche, denen auf die Spur gekommen ist, sind ganz erstaunlicher Art. Da ist zum Bespiel ein Oberst, welcher seinerzeit gemeldet hat, daß ihm ein Sturm 5000 Tschetwerik (etwa 2500 Scheffel) Mehl, das heißt dem Staate 50,000 Rubel entführt hat, da ein Tschetwerik Mehl mit 10 Rubel bezahlt wurde. An einem anderen Punkte sollte sich ein Heuvorrath von 300,000 Pud befinden. Von dieser Quantität waren nur 10,000 Pud verabfolgt worden, der Rest soll durch die Witterung verdorben worden sein. Ein hübsches Beispiel bietet endlich ein Zwiebackvorrath, welcher confiscirt wurde und von dem Sachverständige erklärten, daß das Gebäck selbst für Schweine nicht tauglich sei. Die letzten Exemplare dieses famosen Gepäcks wurden auf einem Dampfer mit Beschlag belegt, auf welchem dieselben zur activen Armee befördert werden sollten.


Anzeigen.

Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß vom Sonnabend, den 29. Juni ab bis zum Dienstag, den 9. Juli einschließlich die Wählerliste hiesiger Stadt für die am 30. Juli d. J. bevorstehende Wahl eines Abgeordneten zum Deutschen Reichstage zur Einsicht in der Rathsstube hierselbst ausliegt.
Etwaige Reclamationen wider die Vollständigkeit dieser Liste sind spätestens bis zum 9. Juli bei uns vorzubringen.
Schönberg, den 27. Juni 1878.

Der Magistrat.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 52 Seite 3]

Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Kommission macht hiedurch auf die Bestimmungen in den §§ 89 und 91 der Ersatz=Ordnung vom 28. September 1875, betreffend die Nachsuchung der Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militairdienste und den Nachweis der dazu erforderlichen wissenschaftlichen Befähigung mit dem Bemerken aufmerksam, daß die Herbstprüfungen in der 2 Hälfte des Monats September stattfinden werden, und daß Gesche um Zulassung zu dieser Prüfung bis zum 1. August d. J. angebracht werden müssen.
Schwerin, 26. Juni 1878.

Großherzoglich Mecklenb. Prüfungs=Kommission für Einjährig=Freiwillige.


Statt besonderer Anzeige.

Heute früh 7 Uhr wurde meine liebe Frau Dorette, geborene Saß von einem kräftigen Knaben glücklich entbunden.
Kattowitz, den 29. Juni 1878.

G. Arndt, Kreisrichter.     


Nach Gottes unerforschlichem Ratschlusse endete heute früh gegen 2 1/2 Uhr ein sanfter Tod die schweren Leiden unseres lieben ältesten Sohnes, des

Bautechnikers Georg Warncke;

aufs Tiefste betrauert von uns Eltern und seinen Brüdern, bitten wir um stille Theilnahme.

Lehrer Warncke und Frau,     
geb. Schlebusch.               

Schönberg, den 30. Juni 1878.


Gestern Abend 11 1/2 Uhr entschlief sanft in dem Herrn im fast vollendeten 84 Jahre der

Senior Dr. G. M. C. Masch,
Großherzoglicher Archiv=Rath,
Ritter der Wendischen Krone,

welches mit tief betrübtem Herzen anzeigen

                          die trauernde Wittwe E. Masch,
                          Carl Masch, Apotheker in Sülz
                          und dessen Kinder.

Demern, den 29. Juni 1878.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 3ten Juli, Nachmittags 3 Uhr statt.


Eisenbahn    Die Direktion der Friedrich=Franz=Eisenbahn hat sich auf unsere Veranlassung bereit erklärt, am ersten Tage unseres diesjährigen Königschußfestes, den 8 Juli, Abends 1/2 11 Uhr einen

Extrazug

von hier nach Lüdersdorf=Lübeck zu veranstalten.
Es haben die gewöhnlichen einfachen wie auch Retour=Billets Gültigkeit.
Schönberg, 27. Juni 1878.

Der Vorstand der Schützenzunft.     


Frischen Sommerhonig
à Pfund 75 Pfennig
empfiehlt                                                     D. Hempel, Schönberg.


Suche zu sofort ein tüchtiges Kindermädchen.

Auguste Sick geb. Harms.
Schlagsdorf.


  Magenbitter      Bei der
jetzigen Jahreszeit
empfehlen als gesundestes Genußmittel den von den angesehensten Aerzten unserer Zeit besonders bei Schwäche der Verdauungen empfohlenen Magenbitter, genannt L'estomac, von Dr. med. Schrömbgens, prakt. Arzt in Kaldenkirchen (Rheinpreußen).
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Zu haben in der Niederlage von Herrn J. Ludw. D. Petersen in Schönberg.


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kostet vierteljährlich nur M. 1,25.

Abonnements werden von allen Buchhandlungen und Postanstalten jederzeit angenommen.


Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und Strelitz.

Wir bringen hierdurch zur Kenntniß der Herren Landbewohner, daß die Statuten unseres Vereins von der hohen Großherzoglichen Landes=Regierung zu Neustrelitz bestätigt sind und für das Fürstenthum Ratzeburg ein eigener District gebildet werden soll. Für das gegenwärtige Jahr und bis sich die erforderliche Anzahl Mitglieder zur Bildung eines eigenen Districts gefunden haben, ist das Fürstenthum Ratzeburg dem ersten Districte des Vereins, welcher von dem Herrn Pensionair Molter zu Parber bei Rehna, als Districts=Vorsteher vertreten wird, zugelegt worden und sind die Statuten und Formulare zu den Antragslisten sowohl von dem genannten Herrn Districts=Vorsteher als auch von dem Secretair des Vereins, Herrn Senator Freytag in Grevesmühlen unentgeldlich zu beziehen.
Grevesmühlen, den 18. Juni 1878.

Die Direction.                     
M. von Leers auf Mühlen=Eixen.


Heinr. Kirchmann's
Hefenmehl
nach Jul. Liebig
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen
                                                    in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 52 Seite 4]

Zu dem am Montag den 8. und Dienstag den 9. Juli d. J. stattfindenden

Königschuß
laden wir die geehrten Bewohner von Stadt und Land so höflichst als ergebenst ein.
Schönberg.
Kapitän und Schaffner der Schützenzunft.
Vogel.    J. Ludwig D. Petersen.    C. Sievers.
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Programm:

Zur Vorfeier am Sonntag Nachmittag die üblichen Ständchen.- Von Abends 7 1/2 Uhr an Concert im Schützenhause. - 10 Uhr Zapfenstreich.
Montag, den 8. Juli: Morgens 5 Uhr Reveille durch die Stadt; um 7 Uhr Antreten der Schützen vor dem Hause des Kapitäns; um 8 Uhr Ausmarsch in nachstehender Ordnung:
       1) die Wärter der Zunft mit der Scheibe und den Silbergewinnen,
       2) Musikcorps,
       3) der Magistrat mit dem Schützenkönig,
       4) die Herren Ehrenmitglieder von Stadt und Land - Medaille mit rother Schleife - und
       5) solche nicht uniformirte Bürger, welche der Zunft 4 Jahre und länger angehören - Medaille mit blauer Schleife -,
       6) Musikcorps,
       7) die Compagnie der Schützenzunft,
       8) Tamboure,
       9) die verschiedenen Vereine hiesiger Stadt, sofern sie sich anzuschließen belieben und
     10) sonstige Festtheilnehmer.
Nach Ankunft im Schützenhause Beginn des Schießens nach der Königsscheibe und den beiden Gewinnscheiben. Frühstück bei Tafelmusik. - Von Nachmittags 4 Uhr an bis zum Einmarsch Harmonie=Musik im Schützenhause und auf dem Festplatze. - Abends Ball für Stadt= und Landbewohner gegen Entree im Schützenhause.
Dienstag, den 9. Juli: Ausmarsch, Schießen, Harmonie u. s. w. wie am Montage. Nachmittags 6 Uhr

Ziehung der Tombola.

Abends Festball für Stadt= und Landbewohner im Schützenhause gegen Entree.
Mittwoch, den 10. Juli: Abends von 7 Uhr an im Schützenhause freier Schützenball, nur für Ehren= und Zunftmitglieder, welche als Legitimation die betreffende Medaille mit Schleife zu tragen haben.


Für Land= und Ackerwirthe.
Engl. Futterrüben=Samen.

Diese Rüben, die schönsten und ertragreichsten von allen jetzt bekannten Futterrüben, werden 1-3 Fuß im Umfange groß und 5-10-15 Pfund schwer, ohne Bearbeitung. Die erste Aussaat geschieht Ausgangs März oder im April. Die zweite Aussaat im Juni, Juli, auch noch Anfangs August und dann auf solchem Acker, wo man schon eine Vorfrucht abgeerntet hat, z. B. Grünfutter, Frühkartoffeln, Raps, Lein und Roggen. In 14 Wochen sind die Rüben vollständig ausgewachsen und werden die zuletzt gebauten zum Winterbedarf aufbewahrt, da dieselben bis im hohen Frühjahre ihre Nähr= und Dauerhaftigkeit behalten. Das Pfund Samen von der großen Sorte kostet 6 Mk., Mittelsorte 3 Mk. Unter 1/2 Pfund wird nicht abgegeben. Aussaat pro Morgen 1/2 Pfund. Culturanweisung füge jedem Auftrage bei.

Ernst Lange, Schöneberg bei Berlin.     

Frankirte Aufträge werden umgehend per Postvorschuß expedirt.


Pa. neue Matjes-Heringe, 30 St. pr. 10 Pfd.-F. M. 3,50. - 3 Fass M. 10;
ff. marin. dick. Gelée-Aal, 5 Pfd.-Dose M. 5,50, - p. 10 Pfd.-Fass M. 8;
Pa. neue Lissab. Kartoffeln, 10 Pd.-Kiste M. 3, - 3 Kisten M. 8;
Seezunge und Schellf. in Gelée, 10 Pfd.-Fass M. 3,50, - 3 Fass M. 10;
Neue russ. Kronsardinen, 10 Pfd.-Fass 120 St. M. 3, - 3 F. M. 8,25, - 6 F. M. 16, verzollt franco Haus p. Postnachnahme.
E. H. Schulz, Ottensen bei Hamburg.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen19 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.
Roggen13 M 50Pfennig  bis 14 M 50Pfennig.
Gerste14 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Hafer13 M 75Pfennig  bis 14 M 50Pfennig.
Erbsen14 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M0,90 .
Tauben d. St. M0,40 .
Hühner d. St. M1,40 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,80 .
Küken d. St. M0,80 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,15 .
Eier 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .
junge M1,00 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 52 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 52 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 2. Juli 1878.


Neubrandenburg, 23. Juni. Seitens der Herren Geh. Legationsrath v. Oertzen=Leppin, Adv. Raspe und Landsyndicus Rath Ahlers hierselbst, welche bei der letzten Reichstagswahl den conservativen Wahlvorstand bildeten, war auf heute Nachmittag 4 Uhr eine Versammlung im Stöwhase'schen Locale ausgeschrieben, zu welcher die conservativen Wähler des Herzogthums Strelitz und des Fürstenthums Ratzeburg eingeladen waren. Adv. Raspe eröffnete die ziemlich zahlreich besuchte Versammlung damit, daß er der gegen den deutschen Kaiser verübten meuchlerischen Angriffe gedachte und die Versammlung ersuchte, auf die glückliche Rettung des Kaisers ein Hoch auszubringen. Die Versammlung entsprach der Aufforderung auf das Freudigste, verfehlte auch nicht, in ein auf Se. K. H. den Großherzog ausgebrachtes Hoch begeistert einzustimmen. - Geh. Legationsrath v. Oertzen setzte in einer längeren Rede auseinander wie es angesichts der Attentate und der Schäden, welche die in den letzten zwölf Jahren betriebene Politik dem deutschen Volke zugefügt, dringend nothwendig sei, dem durch Auflösung des Reichstages Seitens des deutschen Kronprinzen im Auftrage des Kaisers an das deutsche Volk gerichteten Aufrufe durch eine conservative Wahl zu dem neuen Reichstage zu entsprechen. Es sei eine tief betrübende Wahrnehmung, daß angesichts des letzen Attentats auf Se. M. den Kaiser in unserem Volke sich Hunderte von Männern gefunden hätten, die es offen ausgesprochen, daß sie mit dem beabsichtigten Morde einverstanden seien, sich also offen für den Mord erklärt hätten. Wer die Bewegung der Sozialdemokratie verfolgt habe, wie sie in ihren bewußten Führern hervorgetreten sei, der werde nicht leugnen, daß die Sozialdemokratie in erster Linie die Schuld treffe, solche Gesinnungen in unserem Volke erzeugt und gepflegt zu haben. Aufgabe eines Reichstagscandidaten sei darum die Bekämpfung der Sozialdemokratie. Ferner aber müsse Heilung gesucht werden für die tiefen Schäden, welche die Gewerbeordnung von 1869 unserer Industrie und namentlich unserem kleinen Handwerkerstande geschlagen habe. Statt an Bestehendes anzuknüpfen und dasselbe zu reformiren, seien die alten Formen rücksichtslos zerstört und der Handwerker schutzlos der Macht des Capitals überlassen worden. An Klagen, Wünschen, Petitionen und praktischen Vorschlägen aus dem Gewerbestande habe es nicht gefehlt; dieselben seien aber, weil durch sie die prinzipiellen Grundlagen des Liberalismus in Frage gestellt, von der Mehrheit des Reichstages abgelehnt worden. Durch das Unterstützungsgesetz in Verbindung mit dem Freizügigkeitsgesetz sei der Begriff "Heimath" rechtlich aus der Gesetzgebung gestrichen und damit eine der kräftigsten Wurzeln des Patriotismus für die arbeitenden, ums Dasein ringenden Classen abgeschnitten. Auch an der Verwilderung der Jugend, der Zunahme der Verbrechen, der Sittenverderbniß in allen Ständen trage die jetzige Gesetzgebung einen großen Theil der Schuld. Wenn Tausende von Kindern ohne Taufe und Religion aufwüchsen, dann sei es freilich kein Wunder, daß die Zuchthäuser sich füllten. Die Forderung der Conservativen gehe darum dahin: Revision der gesammten Gesetzgebung, auch der Culturkampfgesetze. - Kammerherr v. Oertzen=Feldberg wies darauf hin, daß in der nächste Legislaturperiode auch die Neubewilligung der Mittel fallen, welche dem Kaiser zum Bestand des Reichsheeres gewährt würden ; er will dafür gesorgt wissen, daß der Bestand der Armee nicht in Frage gestellt werde; Oeconomie=Commissions=Rath Thilo=Neubrandenburg wünscht Beschränkung der Rede= und Preßfreiheit. - Adv. Raspe schlug nun den Vice=Landmarschall v. Dewitz=Cölpin als conservativen Reichstags=Candidaten für Mecklenburg=Strelitz vor, womit sich die Versammlung einstimmig einverstanden erklärte. Da Vice=Landmarschall v. Dewitz in der Versammlung nicht anwesend war, so wurde beschlossen, an denselben telegraphisch die Anfrage zu richten, ob er geneigt sei, die Wahl anzunehmen. Das Telegramm wurde sofort expedirt. - Ueber die angeregte Frage, welche Mittel zu ergreifen seien, um den conservativen Candidaten durchzubringen, entspann sich eine längere Debatte, nach welcher man sich dahin einigte, für Mecklenburg=Strelitz ein Central=Wahl=Comite, bestehend aus dem jetzigen Wahlvorstande mit dem Rechte der Cooptation zu constituiren, außerdem aber in den anderen Städten des Landes Localcomites zu gründen, welche es sich zur Aufgabe zu machen hätten, die Wahl des conservativen Candidaten zu fördern. Auch hielt man es im Allgemeinen für räthlich, daß Seitens des Wahlvorstandes ein Aufruf erlassen werde. Endlich wurden die Anwesenden ersucht, etwaige Beiträge zu den Kosten, welche durch die conservative Wahlagitation dem Central=Comite erwachsen würden, sofort einzuzahlen. Dieser Aufforderung wurde auch sofort entsprochen und in kurzer Zeit waren über 300 M. eingezahlt. - Da eine Antwort Seitens des Vicelandmarschalls v. Dewitz trotz ziemlich vorgerückter Zeit nicht mehr einging, wurde die Versammlung von dem Advocaten Raspe mit dem Bemerken geschlossen, daß Seitens des Wahlvorstandes eine neue Versammlung in acht Tagen werde anberaumt werden, falls der Vicelandmarschall v. Dewitz die Wahl ablehne; andernfalls solle die Annahme publicirt werden. Die Annahme ist inzwischen erfolgt.


Es war nicht anders möglich, als daß der Tod der jungen Königin von Spanien fast überall das tiefste Bedauern erweckt. Dieses junge Leben, das mit allen Ehren geschmückt war, mit denen der Jugend , der Schönheit und des höchsten irdischen Ranges, mußte plötzlich einer Krankheit weichen, welche die Königin Mercedes befallen hatte, ehe sie kaum den ersten Zug aus dem Becher irdischen Glückes gethan hat. Alle europäischen Höfe legen um ihren Tod Trauer an. Nach Nachrichten, die aus Madrid kommen, ist dort die Trauer eine außergewöhnliche, man scheint dort den Tod der Königin, wie einen intimen, privaten Schmerz zu empfinden. Sie hat etwas Rührendes, diese Trauer in einem Lande, wo man es sonst mit der königlichen Würde nicht gar so genau nimmt und wo in diesem Jahrhundert ein Halbdutzend Könige auf den Thron erhoben, ein halbes Dutzend gestürzt worden ist.
Nun ist dieses Glück für immer vorbei, und der junge König Alfonso, der vor sechs Monaten sein 20. Lebensjahr zurückgelegt hat, ist so jung ein trauernder Wittwer. Die junge Königin Marie de la Marcedes Isabella Francesca de Assisi Antonia Louise Ferdinande - so hieß die Verstorbene mit vollem Namen - hat auf dem Krankenbett, auf dem Sterbebett am Montag ihren achtzehnten Geburtstag gefeiert. Die Kanonensalven, die zu Ehren dieses Tages abgegeben wurden, dröhnten zu ihrem Krankenzimmer hinüber - und eben konnten die Aerzte dem besorgten Gatten erklären, daß eine leichte Besserung eingetreten sei, die das Erfreulichste hoffen ließ. Ach, die Hoffnung erwies sich achtundvierzig Stunden später als so ganz trügerisch. Der Typhus ist ein tückischer Geselle. So manches junge Leben ist ihm zum Opfer gefallen - auch hier ließ er sich das Opfer nicht rauben, das er mit seinen Krallen gepackt hatte.
Am 27. Juni war in Madrid die Leiche der jungen schönen Königin ausgestellt und schon Tags darauf ist sie hinausgeschafft nach dem Escurial,

[ => Original lesen: 1878 Nr. 52 Seite 6]

ist sie in der düstern Gruft der spanischen Könige, wo so viele Tragödien in wappengezierten Särgen für immer begraben sind, wo so viele traurige und bewegte Schicksale ihren Abschluß gefunden haben, beigesetzt worden. In der bewegten, an tragischen Zwischenfällen so überreichen Geschichte der Spanischen Dynastien wird die Geschichte der Königin Mercedes, die sechs Monate, nachdem sie in der Kirche Marche Adocha feierlich gekrönt war, mit ähnlich feierlichem Pomp in der Gruft des Escurial beigesetzt wurde, eine ewig rührende Episode bilden.


- In Coblenz ist die Verordnung erlassen, wonach das Polizeigericht gegen junge Raucher unter 16 Jahren, welche rauchend auf der Straße betroffen werden, strafend einschreitet. Hat wohl Jemand gegen diese Beschränkung der persönlichen Freiheit etwas einzuwenden?
- In Niederursel kam's neulich zwischen Zigeunern, die ins Dorf einrückten und Bauern, die es hindern wollten, zu einem Gefecht, in welchem die Zigeuner zuletzt den Kürzeren zogen.
- Generalpostmeister Stephan hat für seine Verdienste um die Weltpost=Conferenz von Frankreich das Großkreuz der Ehrenlegion erhalten.
- Aus Astrachan kommt die Nachricht über einen Häringsfang Von 151 Millionen Stück, 46 Mill. mehr als im vorigen Jahre.
- Seit 39 Jahren saß ein Mörder im Zuchthause in Halsheim in Bayern. Er hatte einst seine Ehefrau erschlagen, war zum Tode verurtheilt und dann zu lebenslänglicher Gefangenschaft begnadigt worden, er war der Letzte der in Arnstein am Pranger stand. Seit Jahren hatte er nur den einen Wunsch, noch einmal, sei es auch nur auf Stunden, die Freiheit zu genießen, aber Niemand verwendete sich für ihn; endlich wurde doch ein Gnadengesuch für ihn eingereicht, es hatte Erfolg, er wurde frei. Wie staunte er die Welt an, wie sah sie anders aus nach 39 Jahren. Eisenbahnen und Telegraphen hatte er nie gesehen, kaum eine Vorstellung von ihnen; vor lauter Jubel fuhr er zweiter Classe; er hatte sich ja 112 Mark gespart! Er schwelgte im Glück. Seiner Heimathgemeinde will er nicht zur Last fallen, er zieht vielmehr als 69jähriger Mann über's Meer, nach Amerika, wo ihm wohlhabende Verwandte wohnen.
- Zu einer Diakonissin in Nürnberg kommt eine dürftig gekleidete Frau und bietet um Gotteswillen um eine Unterstützung, damit sie ihren Mann anständig begraben lassen könne. Die Diakonissin sammelt bei frommen und guten Leuten Geld und bringt's der armen Frau ins Haus. Da sieht sie im Zimmer den todten Mann, nur mit einem großen weißen Tuch bedeckt, auf der Diele liegen. Sie sollten ihren armen Todten doch besser betten! sagt sie zu der Frau, und diese verspricht's, da sie nun Geld habe. Die Diakonissin geht fort, kehrt aber wieder um, um den vergessenen Regenschirm mitzunehmen. Wer sitzt da am Tische mit der Frau und zählt das Geld? - Der Todte. -
- Eine Congreß=Anekdote. Drei den Häuptern des Congreßes beigegebene jüngere Diplomaten saßen eines Abends unter den Linden in Berlin bei Madame Poppenberg. - - "Das muß man ihm lassen," - meinte Einer - "der junge Graf B. ist stets schlagfertig, stets vorbereitet - kommt niemals in die geringste Verlegenheit - er ist Diplomat comme il faut." - "Sie kennen wohl nicht das persische Sprüchwort, mon cher? "Wenn man den Teufel zum Großvater hat - ist man stets schlagfertig!" Und um dies Sprüchwort noch besser zu illustriren, erzählte der junge Diplomat: "Ich war, als Deutschland noch nicht Deutschland war, behufs militärischer Studien, der kleinen X.'schen Armee als Portepeefähnrich zugetheilt in der Garnison C., deren oberster Commandant der Gemahl meiner Tante war. - Eines Abends war Gesellschaft beim Kurfürsten, auch ich war geladen. Gegen Mitternacht zog mich plötzlich meine ebenfalls anwesende Tante bei Seite: "Gehe sofort nach deiner Kaserne - der Kurfürst hat soeben einem Manne Ordre gegeben, um 12 Uhr 55 Minuten die ganze Garnison zu alarmiren." Ich eilte nach der Kaserne, kaum daß ich Salonuniform mit Dienstuniform vertauscht hatte, ertönte das Alarmsignal - ich - war natürlich der erste am Platz in voller Marschausrüstung! Dann so nach und nach kamen Mannschaften und Offiziere, welche meist erst an Ort und Stelle ihre Adjustirung vervollständigten. Der Kurfürst, der gar nicht wußte, daß ich bei der Gesellschaft im Schlosse gewesen - zog mich, nachdem ich den Rapport abgenommen hatte, vor die Front und sprach mit lauter vernehmlicher Stimme: "Garnison! Eure Bereitschaftsfähigkeit läßt noch sehr viel zu wünschen übrig - ich bin sehr unzufrieden! - Da! - und er faßte mich am Knopfloch - nehmt Euch ein Beispiel an diesem jungen Fähnrich, er war der Erste am Platz! - Ihr seid Schlafmützen, donnerte schließlich der erzürnte Fürst." - Dies kleine Geschichtchen gefiel, erregte Heiterkeit und keine der Anwesenden dachte daran, die undiplomatische Frage zu stellen: "Welche Beziehung die Schlagfertigkeit des jungen Grafen B. mit dem persischen Sprüchwort - und der erzählten Geschichte habe."


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Schönberg, den 1. Juli 1878.

Aug. Spehr.     


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Wegen Brückenbau ist der Weg von Kl. Mist und Gr. Mist nach Herrnburg vom 10. d. M. auf einige Tage gesperrt.

Dorfschaft Duvennest.     


Dem Herrn W. Sch. zu seinem am 3. Juli stattfindenden 37. Wiegenfeste ein donnerndes Hoch, sodaß die ganze Börse wackelt!
Ob hei sick woll wat marken lett?

Schönberg.                                                     Mehrere Freunde.


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