No. 49
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. Juni
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 49 Seite 1]

Bekanntmachung.

Das diesjährige Ober=Ersatzgeschäft zur Aushebung der Militairpflichtigen des hiesigen Aushebungsbezirks findet statt

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
am
Donnerstag, den 27. Juni.

Zu demselben haben Sich diejenigen Militairpflichtigen, welche nach Ausweis ihrer Loosungsscheine eine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht zu erwarten haben, und denen übrigens noch besondere Ladungen zugehen werden, Morgens präcise 7 Uhr einzufinden.
Nicht verpflichtet zum persönlichen Erscheinen sind die bei der letzten Musterung für dauernd untauglich befundenen und die zur Ersatzreserve zweiter Classe angesetzten Militairpflichtigen, sofern sie nicht speciell beordert sind; jedoch ist jeder in den Grundlisten des Aushebungs=Bezirks enthaltene Militairpflichtige berechtiget, im Aushebungstermine zu erscheinen und der Ober=Ersatzcommission etwaige Anliegen vorzutragen.
Die bei der Musterung für diensttauglich befundenen Mannschaften gelangen zuerst zur Vorstellung. Im Anschluß an das Ober=Ersatzgeschäft findet die Superrevision der Temporär=Invaliden statt.
Militärpflichtige, welche zum Termine nicht pünktlich erscheinen, haben, sofern sie nicht dadurch zugleich eine höhere Strafe verwirkt haben, auf Grund des § 24,7 der Ersatz=Ordnung (Deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) eine Geldstrafe bis zu 30 M. oder Haft bis zu drei Tagen zu gewärtigen, und können denselben die Vortheile der Loosung entzogen werden. Ist diese Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt, so werden sie dem Befinden nach als unsichere Heerespflichtige zur sofortigen Einstellung gebracht werden.
Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der betreffenden Militärpflichtigen aus ihrer Ortschaft Sorge zu tragen.
Schönberg, den 1. Juni 1878.

Der Civil=Vorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungs=Bezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Deutschland. In dem Befinden Sr. Majestät des Kaisers ist in den letzten Tagen eine wesentliche Veränderung nicht eingetreten.
Der Ausschuß des Bundesraths für Justizwesen ist am 19. d., wie offiziös mitgetheilt wird, zusammengetreten, um die Rechtsanwaltsordnung, wie sie aus den Berathungen des Reichstages hervorgegangen zu prüfen.
Ueber die Möglichkeit einer etwaigen Hebung der gesunkenen Panzerfregatte großer Kurfürst" ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die bisherigen Untersuchungen englischer Taucher wollten herausgefunden haben, daß der Ueberrest des Schiffes geborsten sei. Man will sich diesseits indeß hiermit nicht beruhigen, und es ist ein deutscher Taucher und ein kaiserlicher Marine=Ingenieur zu erneuter Untersuchung des Thatbestandes abgesandt worden.
Aus Anlaß des silbernen Ehejubiläums des sächsischen Königspaares ist Sonntag Abend Prinz Luitpold von Bayern, am Montag früh Prinz Albrecht von Preußen und im Laufe des Vormittags Erzherzog Wilhelm von Oesterreich in Dresden angekommen. Erwartet werden noch der Großherzog von Baden, der Großherzog und die Großherzogin von Sachsen=Weimar, der Graf und die Gräfin von Flandern, der Herzog von Sachsen=Altenburg, der Fürst von Reuß, der Erbprinz von Hohenzollern. Auch der päpstliche Nuntius aus München ist in Dresden eingetroffen.
Es sind bereits Anweisungen für die Ueberführung der Laiche des Königs Georg von Hannover getroffen, Prinz Ernst August hatte Anstand genommen, direct an die preuß. Regierung die Bitte wegen Ueberführung der Leiche Georgs V. nach Hannover zu richten; er hat sich vielmehr der Vermittelung der Königin von England bedient, welcher Letzteren vom Berliner Hofe angeblich der Bescheid: "wir bewilligen Alles, was Prinz Ernst August wünscht," zuging.
Frankreich. Der stärkste Besuchstag für die Weltausstellung brachte der letztern 198,709 Personen, eine Ziffer, die in den glänzendsten Tagen der Ausstellung von 1867 nicht erreicht worden ist, da damals das Maximum nur auf 172,000 ging.
England. Der Strike der Baumwollenspinner in Lancashire scheint endlich seinem Ende entgegenzugehen und mit einem Siege der Fabrikherren zu

[ => Original lesen: 1878 Nr. 49 Seite 2]

enden. In Burnley haben einige Fabriken wieder ihre Thätigkeit anfangen können, nachdem die Arbeiter sich die Lohnkürzungen von 10 pCt. gefallen ließen. Auch in Todmorden haben die Arbeiter, mit Ausnahme derer in zwei Fabriken, den Strike aufgegeben. - Wieder ist England allem Anscheine nach dazu ausersehen, die Zufluchtsstätte zahlreicher deutscher Flüchtlinge zu werden. In London kommen fast täglich deutsche Sozialdemokraten an, die Deutschland verlassen müssen, theils weil sie hier nicht den geeigneten Boden für ihre Maulwurfsarbeit finden, theils weil sie nicht den Mannesmuth haben, der Justiz Rede zu stehen, theils aber auch, weil sie durch vorgefundene Papiere schwer compromittirt erscheinen. So bereichert sich die deutsche Colonie in London in kaum erwünschter Weise und es steht zu befürchten, daß England in nächster Zeit die Brutstätte und der Hauptheerd der deutschen Sozialdemokraten sein werde.
Rußland. Eine am 16. d. in Petersburg stattgehabte allgemeine Versammlung dortiger deutscher Reichsangehörigen hat beschlossen, einen Aufruf an die deutschen Colonien in allen Erdteilen zu erlassen, um als Beweis der Liebe für Kaiser Wilhelm einen großen Fonds zu sammeln behufs Ersetzung der durch den Untergang des "Großer Kurfürst" herbeigeführten Verlustes oder zu einem ähnlichen durch Seine Majestät zu bestimmenden Zwecke.
Amerika. Das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten hat mit 215 gegen 21 Stimmen eine Resolution angenommen, in welcher ausgesprochen wird, daß, nachdem der Congreß Herrn Hayes als zum Präsidenten gewählt erklärt habe, kein anderer Congreß berechtigt sei, diese Entscheidung umzustoßen, und daß jeder derartige Versuch als eine Revolution angesehen werden würde.
Aegypten. Eine aus französischen, englischen und italienischen Vertretern bestehende Kommission beschäftigt sich mit der Vermögensregulirung des Landes und des Vicekönigs. Als der Letztere zur Regierung gelangte, besaß er nur 25,000 Feddans (4 Feddans gleich 1 Morgen) an Grundstücken. Die etwa 1,300,000 Feddans Ländereien (im Werthe von circa 1 Milliarde Mark, welche er jetzt besitze, soll er größtentheils mit Geldern, die dem Staate gehörten, erworben haben.
Zur Orientkrise. Die in Berlin zum Congreß versammelten Diplomaten haben sich unter einander das Wort gegeben, vorläufig nichts über ihre Verhandlungen verlauten zu lassen; selbst die Arbeiter der ehemaligen v. Decker'schen Geheimen Oberhofbuchdruckerei, die die Vorlagen zu setzen und zu drucken haben, sind auf strengstes Schweigen in Pflicht genommen worden; diese beiden Thatsachen müssen die Zeitungen eingestehen, trotzdem bringen sie aber spaltenlange Berichte, die natürlich von A bis Z auf Erfindung und Combination beruhen. Vorläufig wird sich der Leser daher bezüglich authentischer Nachrichten vom Congreß schon gedulden müssen.
Serbien, Montenegro und Rumänien haben zwar auch ihre Vertreter nach Berlin gesendet, diese sind aber nicht zu den Sitzungen des Congresses zugelassen worden. Nun ist auch der persische Gesandte in London nach Berlin gekommen, um die Zulassung Persiens zu dem Congreß zu erwirken.
Ueber das Verhalten der Pforte weiß ein Londoner Correspondenzbureau zu berichten, daß die türkischen Delegirten den Congreß sofort verlassen würden, falls derselbe die Selbstständigmachung von Epirus, Thessalien, Bosnien und der Herzegowina aussprechen sollte. Für diesen Fall würde die Pforte einzig und allein die Bestimmungen des Friedensvertrages von San Stefano ausführen.
Mitten in die friedlichen Vermittelungen fällt die Nachricht, daß es am 15. d. zu einem Zusammenstoß zwischen Türken und Montenegrinern gekommen sei und daß man den ganzen Tag gekämpft habe. Baschibozuks sollen sich einer Grenzverletzung schuldig gemacht und dadurch das Rencontre herbeigeführt haben. Man legt in diplomatischen Kreisen diesem Vorgange keine ernstere Bedeutung bei, er erinnert eben an den Ausspruch eines alten Diplomaten, daß Montenegro ein Zündholz sei, mittelst welches ganz Europa in Brand gesteckt werden könnte.
Schönberg. Von befreundeter Seite sind wir in den Stand gesetzt, unsern Lesern schon heute den Inhalt der Adresse, wie solche in den im hiesigen Fürstenthume auf Sonntag den 23. Juni anberaumten Volksversammlungen verlesen und nach geschehener Unterschrift, calligraphisch ausgestattet und in verziertem Einband demnächst an Se. Majestät den Kaiser abgesandt werden wird. Die Adresse lautet:
   Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser!
   Allergnädigster Kaiser und Herr!
Die beglückende Kunde, daß Ew. Majestät durch Gottes gnädige Hülfe vom Schmerzenslager erstanden, welche das tiefgebeugte deutsche Volk in seinem namlosen Schmerze überall aufrichtet, hat auch in unseren trauernden Herzen freudigen Wiederhall gefunden. Gestatten Ew. Majestät den ehrerbietigst gehorsamst unterzeichneten Bewohnern des Fürstenthums Ratzeburg huldreichst, daß wir unsere hohe Freude über AllerhöchstDero fortschreitende Genesung aussprechen, sowie den innigsten Wunsch, daß der allmächtige Gott unserem theuern Kaiser die volle Gesundheit wiedergeben und Ihn noch lange Jahre erhalten möge in ungeminderter Kraft zu Deutschlands Ehre und Heil! Genehmigen aber auch Ew. Majestät den Ausdruck unserer tiefinnersten Empörung über die Frevelthaten, die den deutschen Namen schänden, indem sie Ew. Majestät ehrwürdiges geheiligtes Haupt bedrohten und unseres Abscheus gegen die vaterlandslose Umsturzpartei, die den Mördern die Waffe in die Hand gedrückt, und geruhen Allerhöchstdieselben die Versicherung entgegen zu nehmen, daß die Bewohner des Fürstenthums Ratzeburg in guten und schlechten Tagen allzeit in unentwegter Treue stehen zu Kaiser und Reich.
Wir ersterben in tiefster Ehrfurcht Ew. Kaiserlichen Majestät allerunterthänigste
                          (folgen die Unterschriften.)


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Subhastation des zu Schönberg neben der Kirche sub Nr. 213 belegenen Wohnhauses c. p. des Kaufmanns Julius Schweigmann steht ein neuer Verkaufstermin auf

Mittwoch den 28. August d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

und ein anderweitiger Ueberbotstermin auf

Freitag den 20. September d. J.
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte an, wozu Kaufliebhaber mit dem Bemerken hiemit geladen werden, daß die Verkaufsbedingungen jederzeit auf der Gerichts=Registratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Schönberg, den 12. Juni 1878.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt in Schönberg.

Die Anstalt ist während des Johannistermines vom

Montag, den 24. Juni d. J.
bis
Montag, den 1. Juli d. J.,
beide Tage einschließlich,
täglich
von 7 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags,
am
Sonntag den 30. Juni d. J.
jedoch nur
von 7 Uhr Morgens bis 10 Uhr Vormittags
                                                    geöffnet.
                                                    Das Directorium.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 49 Seite 3]

Zu einer Besprechung über die dringlichsten Aufgaben des neu zu wählenden Reichstages und zu einer Vorberathung über die für den Mecklenburg=Strelitz'schen Wahlkreis in Aussicht zu nehmende Candidatur erlauben sich die Unterzeichneten alle diejenigen, welche sich für eine Wahl in conservativem Sinne interessiren, auf

Freitag, den 21. Juni,
Nachmittags 4 Uhr,

nach Neubrandenburg im Stöwhase'schen Locale einzuladen.
Neubrandenburg den 30. Juni 1878.

Landsyndicus Ahlers.      H. v. Oertzen=Leppin.      Advocat=Raspe.


Eisenbahn    Mecklenburgische
Friedrich=Franz=Eisenbahn.

Am Sonntag den 23. Juni cr. wird ein

Extrazug
Hamburg=Lübeck=Schwerin und zurück

abgefertigt.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Auf den vorgenannten Stationen werden an diesem Tage zu dem Extrazuge Hamburg=Lübeck=Schwerin

Fahrbillets II. und III. Wagenklasse nach Schwerin zum einfachen Fahrpreise
ausgegeben, welche zur Rückfahrt nicht allein zu dem Extrazuge Schwerin=Lübeck=Hamburg, sondern auch am 24. Juni cr. zu den fahrplanmäßigen, von Schwerin um 8 Uhr 9 M. und 1 Uhr 42 M. Nachmittags abgehenden Personenzügen cr. Gültigkeit haben.
In gleicher Weise werden am 23. Juni zu den um 7 Uhr 55 M. Morgens abgehenden Zuge in Wismar Billets zum einfachen Fahrpreise nach Schwerin ausgegeben, welche zur Rückfahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen am 23. und 24. Juni cr. berechtigen.
Freigewicht für Gepäck wird auf diese Doppelbillets nicht gewährt.

Die Direction.     


Heinr. Kirchmann's
Hefenmehl
nach Jul. Liebig
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen
                                                    in Schönberg.


   Selters mit Cognac à Flasche 25 Pfennig (Mecklenburg),
   Selters u. Sodawasser à Flasche 10 Pfennig (Mecklenburg).,
   Brause=Limonade à Flasche 20 Pfennig (Mecklenburg).
Es können auch Pyrophosphorsaures Eisenwasser und Friedrichshaller Bitterwasser, sowie künstliche Brunnen auf vorherige Bestellung angefertigt werden.

Achtungsvoll
M. Lange, Schönberg.
Anstalt künstlicher Mineralwasser.


Tesch's Restauration.
Morgen Sonnabend und Sonntag
Marienthaler Bier
vom Faß.


Gesucht zu sofort

ein Knecht oder Arbeitsmann bei Pferden. Wo? sagt die Exped. der Anz. zu Schönberg.


Das Wohlthätigste für Hals= und Brustkranke

ist der Aufenthalt auf dem Lande, fern von der unreinen Luft der großen Städte. Daher sollten dieselben im Sommer mindestens einige Zeit in eine gegen Nord= und Ostwind geschützte, gesunde Gegend ziehen und neben Ruhe und Luft noch Milch, eine nahrhafte Kost und als bestes diätisches Mittel den L. W. Egers'schen Fenchelhonig genießen. Erwachsene nehmen davon täglich 3 bis 4 Mal, auch öfter je nach Bedürfniß, jedes Mal einige Theelöffel. Dieses seit bereits 18 Jahren von mir fabricirte Präparat übertrifft an Güte und Wirksamkeit alle noch so pomphaft angekündigten Brust= und Husten=Mittel. Seiner großen Verbreitung wegen wird mein Fenchelhonig massenhaft nachgepfuscht. Um echte Waare zu bekommen, achte man daher sorgfältig darauf, daß jede Flasche mein Siegel, meinen Namenszug und im Glase eingebrannt meine Firma trägt. Meine Verkaufsstelle ist in Schönberg nur allein bei Buchbinder C. Sievers.

L. W. Egers in Breslau.


Durch die Veränderungen der Statuten der Schlagsdorfer Kuhgilde werden mehrere Mitglieder austreten und eine Neue errichten. Mitglieder welche in dieselbe eintreten wollen, haben sich innerhalb 14 Tagen beim Unterzeichneten zu melden.
Schlagsdorf, den 20. Juni 1878.

Reier,             
Webermeister.     


Allgemeine Gesellenkrankenkasse.

Die Einzahlung des vierteljährigen Beitrages von Johannis bis Michaelis geschieht am Sonntag den 30. Juni, Nachmittags 3 Uhr, im Lokale des Herrn Gastwirth J. Krüger hieselbst.

Schönberg.                                                     Der Vorstand.


Am Montag den 24. ds. Mts., Nachmittags 3 Uhr, werde ich mein

Heu= und Kleefutter

an Ort und Stelle auf dem sog. Kl.=Moore an der Siemzer Scheide in trockenen Haufen in Cavelingen oder im Ganzen verkaufen.

Schönberg.                                                     C. Rahn.


Am Sonntag und Montag den 23. und 24. Juni d. J. findet bei mir ein

Scheibenschießen
nach Gewinnen

statt, wozu ich meine geehrten Gönner und Freunde ergebenst einlade.
Ein Satz von 3 Schüssen, worauf nur 1 Gewinn fallen kann, kostet 1 Mark und werden Büchsen und Schießbedarf von mir gehalten.

Montag: Ball.

Gastwirth Kaven     
in Pogetz.           


Einladung zum
Scheibenschießen
nach Mobiliengewinnen
am 23. und 24. Juni d. J.

Ein Satz von 3 Schüssen kostet 1 Mark und werden Büchsen sowie Schießbedarf von mir geliefert.
Hierzu ladet freundlichst ein

Gastwirth Oldenburg     
in Lockwisch.           


[ => Original lesen: 1878 Nr. 49 Seite 4]

Volksversammlung zur Unterzeichnung einer Adresse an den Kaiser!

Nachdem die Erlaubniß zur Abhaltung der Volksversammlung (vgl. Nr. 48 d. Bl.) von Großherzoglicher Landvogtei ertheilt worden ist, findet dieselbe nunmehr bestimmt statt, und zwar

in Schönberg (auf dem Marktplatze) für sämmtliche Ortschaften der Schönberger Gemeinde, so wie die nach Mummendorf, Lübsee und Rehna eingepfarrten Ortschaften,
in allen Kirchdörfern des Fürstenthums Ratzeburg für die entsprechenden Gemeinden,
auf dem Domhofe zu Ratzeburg für die Domgemeinde,
im Dorfe Mannhagen für die Vogtei Mannhagen.

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Programm: Choral: Ein feste Burg ist unser Gott! Ansprache. Verlesung der Adresse. Hoch auf den Kaiser. Gesang: Wacht am Rhein. -

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Kommt und unterschreibt Alle!
Schönberg, den 20. Juni 1878.                                                     Das Comité.


Zu dem am Montag den 8. und Dienstag den 9. Juli d. J. stattfindenden

Königschuß
laden wir die geehrten Bewohner von Stadt und Land so höflichst als ergebenst ein.
Schönberg.
Kapitän und Schaffner der Schützenzunft.
Vogel.    J. Ludwig D. Petersen.    C. Sievers.
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Programm:

Zur Vorfeier am Sonntag Nachmittag die üblichen Ständchen.- Von Abends 7 1/2 Uhr an Concert im Schützenhause. - 10 Uhr Zapfenstreich.
Montag, den 8. Juli: Morgens 5 Uhr Reveille durch die Stadt; um 7 Uhr Antreten der Schützen vor dem Hause des Kapitäns; um 8 Uhr Ausmarsch in nachstehender Ordnung:
       1) die Wärter der Zunft mit der Scheibe und den Silbergewinnen,
       2) Musikcorps,
       3) der Magistrat mit dem Schützenkönig,
       4) die Herren Ehrenmitglieder von Stadt und Land - Medaille mit rother Schleife - und
       5) solche nicht uniformirte Bürger, welche der Zunft 4 Jahre und länger angehören - Medaille mit blauer Schleife -,
       6) Musikcorps,
       7) die Compagnie der Schützenzunft,
       8) Tamboure,
       9) die verschiedenen Vereine hiesiger Stadt, sofern sie sich anzuschließen belieben und
     10) sonstige Festtheilnehmer.
Nach Ankunft im Schützenhause Beginn des Schießens nach der Königsscheibe und den beiden Gewinnscheiben. Frühstück bei Tafelmusik. - Von Nachmittags 4 Uhr an bis zum Einmarsch Harmonie=Musik im Schützenhause und auf dem Festplatze. - Abends Ball für Stadt= und Landbewohner gegen Entree im Schützenhause.
Dienstag, den 9. Juli: Ausmarsch, Schießen, Harmonie u. s. w. wie am Montage. Nachmittags 6 Uhr

Ziehung der Tombola.

Abends Festball für Stadt= und Landbewohner im Schützenhause gegen Entree.
Mittwoch, den 10. Juli: Abends von 7 Uhr an im Schützenhause freier Schützenball, nur für Ehren= und Zunftmitglieder, welche als Legitimation die betreffende Medaille mit Schleife zu tragen haben.


Vor einigen Tagen ist mir ein rother, halbjähriger Bolle entlaufen. Wer über den Verbleib Nachricht geben kann, bitte ich, sich bei mir zu melden.

Hauswirth Jochen Dähn.     
Schlagsdorf.              


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag, 23. Juni.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 20 M -Pfennig.
Roggen13 M -Pfennig  bis 14 M 50Pfennig.
Gerste14 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Hafer13 M 75Pfennig  bis 14 M 50Pfennig.
Erbsen14 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M0,90 .
Tauben d. St. M0,40 .
Hühner d. St. M1,30 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Küken d. St. M0,80 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,10 .
Eier 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 49 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 49 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 21. Juni 1878.


Im Zuchthause, Zelle Nr. 8.
Criminal=Erzählung von Ottomar König.
(Schluß.)


- Vorige Woche war's, da kommt in das Wirthshaus in Oberickesheim (Franken) ein Metzgerbursche, schwadronirt über das Attentat und schimpft auf den Kaiser, daß dem gut deutsch gesinnten Wirthe, der keine Schlafmütze trägt, das Blut in den Kopf steigt. Still! ruft er, und als der Kerl fortlärmt, verabreicht er ihm eine mächtige Ohrfeige mit den Worten: "im Namen des Kaisers," läßt auch sogleich die zweite folgen "im Namen des Königs von Bayern" und wirft ihn dann mit Hülfe von ein paar Bürgern zum Hause hinaus "im Namen des deutschen Volkes." "Zur deutschen Dreieinigkeit" heißt seitdem das Wirthshaus.

[ => Original lesen: 1878 Nr. 49 Seite 6]

- In Pürglitz in Böhmen untersuchte ein Förster seine Bienenkörbe, ohne die nötigen Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Die Bienen fielen über ihn her und zerstachen ihn so jämmerlich, daß er nach einer Stunde starb.
- Wie stark die Insekten sind, geht aus Nachstehendem hervor: Eine Colonie Dungkäfer (Aphodius fessor) arbeitete an einem halbvertrockneten Kuhfladen, schob, trug und wälzte die Fragmente desselben dem Straßengraben zu. Es war erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit die kleinen Thiere große Stücke aufhoben und förmlich davontrugen oder in Gemeinschaft mit ihren Genossen in die Höhe hoben und auf die entgegengesetzte Seite warfen. Ein Exemplar und seine Last wog ich und fand, daß dasselbe nicht ganz 1 Gramm, seine Last aber 119 Gramm wog. Wo bleiben unsere kräftigsten Akrobaten im Vergleich mit diesen Insekten? Wenn der Mensch 5/6 seines Eigengewichtes zieht oder trägt, so will das schon etwas heißen.
- König Victor Emanuel pflegte zu sagen: einen Orden und eine Cigarre darf man Niemand verweigern. Und er handelte darnach, ja er war mit seinen Orden noch freigebiger als mit seinen Cigarren. - Wenn der König Geld brauchte, was sehr oft der Fall war, so schickte er seinem strengen Hausminister einen Fasan, dann zwei, dann vier - und dann erst bat er ihn um einen Vorschuß von 30-50,000 Francs. Der Minister war so daran gewöhnt, daß er, wenn Fasane gebracht wurden, zu seiner Familie sagte: Aha, der König braucht Geld!
- Der interessanteste Gast für die Pariser Spitzbuben ist der persische Schah. Er ist in Paris angekommen mit 36 Kisten und in jeder stecken 120,000 Frcs. in Gold; das macht zusammen 4,320,000 Frcs. So versichert die Liberte, der man doch glauben muß.


- Die Schreckens=Kammer im Panoptikum (Wachsfiguren=Kabinet) in Berlin schildert C. Köhler: Wie der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen, so ist der Weg zur Schreckens=Kammer mit allerlei hübschen Sachen gepflastert. Der Haupteingang ist unter den Linden, eine breite Treppe mit Wandmalereien führt zur Kasse, wo eine reizende Nymphe die Hand aufhält und "50 Reichspfennige" lispelt. Durch den Restaurationssaal kommt man in den Kaisersaal, wo am Tage Flügelmusik, Abends Concert der Hauskapelle ist. Dieser Saal enthält die lebensgroßen, meist sprechend ähnlichen Wachsfiguren fast aller Mitglieder des preußischen Königshauses und namentlich auch Bismarck's und Moltkes. An den Wänden stehen Schiller, Göthe, Kant, Humboldt, Lessing, der neue Papst, Ledochowski, Antonelli, Loyola, Mac Mahon, Blücher u. s. w. Im daranstoßenden "Blauen Saal" befindet sich der Krönungswagen Napoleons I., der Kinderwagen des Königs von Rom, die Wiege Kaiser Joseps II., der letzte Anzug Friedrichs des Großen, ein Degen Napoleons I., die Reiterstiefel des Prinzen von Homburg aus der Schlacht von Fehrbellin, die Büste Napoleons etc. Im Goethe=Zimmer sieht man eine Zusammenstellung von Goethe=Reliquien, die sämmtlich aus den Sammlungen des Medicinalraths Dr. Lutze stammen. In einem anderen Gemach haben sich Maria Antoinette, Rothschild, Don Carlos, Olivier Cromwell, Rochefort, Isabella, Abdul=Aziz, Bazaine, Voltaire, die Cameliendame, Abdul Hamid II., das Aschenbrödel, Rothkäppchen und die zweiköpfige Nachtigall (zusammengewachsene Negerzwillinge) zusammen gefunden.
Soweit ist alles hübsch und interessant, aber nun fängt es an, schauerlich zu werden. Die Eigenthümer des Panoptikums müssen dies auch selbst gefühlt haben, denn dem "Erwachen eines Lebendigbegrabenen in den Katakomben von Paris" ist die rücksichtsvolle Bemerkung hinzugefügt: "Die Besichtigung dieses Tableaus wird Schwachnervigen nicht anempfohlen." Zunächst kommt eine Händesammlung, darunter die Hand Moltke's und des Riesen Murphy; alsdann eine Sammlung von Todtenmasken berühmter Persönlichkeiten, wie Luther, Beethoven, Thorwaldsen, Toussaint=Louverture, Devrient, und endlich stehen wir vor der geheimnißvollen Pforte der eigentlichen Schreckenskammer. Vermuthlich, um Nervenschwache abzuschrecken, einzutreten, werden hier 30 Pf. extra erhoben. Gleich am Eingange lächelt uns, nach einer Todtenmaske angefertigt, das treuherzige bebrillte Vollmondsgesicht des Massenmörders Thomas, das Schwestermodell seiner Morduhr neben sich, so sauft entgegen, als könne er keinem Kinde etwas zu Leide thun. Neben ihm, als Contrast, steht der bleiche, abgehärmte Schneidergeselle Franz Müller, der den Coupe=Mord erfunden und dafür in England am 14. November 1864 baumeln mußte. Gegenüber sieht man die beiden Scheusale Burke und Hare, die zahllose Menschen in ihre Mordhöhle gelockt und nur um ihrer Leichname willen, die sie an Aerzte verkauften, ermordeten. Schade, daß ihre Kunden, die wohl wußten, woher die Leiber stammten, nicht mitgehängt wurden, wie der gleichfalls in Wachs verewigte Dr. William Palmer, der aus purem "Wissensdrang" seinen Patienten, die meist den ersten Familien Londons angehörten, nach und nach beträchtliche Dosen der gefährlichsten Gifte beibrachte, nur, um deren Wirkung zu beobachten. Schließlich vergiftete er auch noch seine Frau und Schwiegermutter, deren Leben er für beträchtliche Summen versichert hatte. So grinst uns aus allen Ecken der Abschaum der Menschheit, wie de la Pommerais, der französische Giftmischer, Mary Cotton, die englische "Engelmacherin", Robespierre und andere entgegen, neben denen selbst Kullmann, Thürolf und Francesconi wie unschuldige Lämmer erscheinen.
Mit den Genannten sind aber die aufgestapelten Schrecken noch lange nicht erschöpft. Im halbdüsteren Hintergrunde des Gemaches ist eine große Gruppe "Die Jagd nach dem Glücke", nach einem Gemälde von R. Henneberg, aufgestellt. Ein jugendlicher Reiter auf schnaubendem, weit ausgreifendem Roß verfolgt die voranschwebende Fortuna, nicht ahnend des Todes, der neben ihm, gleichfalls beritten, die Hand auf ihn legt, nicht achtend der verlassenen Geliebten, die seines Rosses Huf zerstampft. Noch eine Minute und er wird jählings in den drohenden Abgrund stürzen. Eine andere humoristisch angehauchte Gruppe zeigt eine Rotte Berliner Bauernfänger um einen Wirthstisch versammelt, die einen "Onkel" vom Lande mittelst des Kümmelblättchens rupfen. An einer Wand gewahrt man eine vergilbte Tricolore aus der ersten französischen Revolution und daneben eingerahmt ein Taschenbuch, welches auf dem Schaffot in das Blut Louis XVI. getaucht worden und für 1000 Francs aus der Sammlung Couvreur im Hotel Drouot erstanden wurde. In der Mitte des Zimmers in einem Glaskasten befindet sich eine interessante Sammlung von pensionirten Richtschwertern, Handfesseln, Fußschellen, Daumenschrauben, Mundbirnen und anderen Inquisitions=Instrumenten. Ein zweiter Glasschrank enthält die Gipsmodelle der Köpfe sämmtlicher berühmter Mörder. Eine Notiz besagt, daß "sämmtliche Exemplare direkt nach der Hinrichtung über Natur geformt sind, nachdem die Haare geschoren worden, um im Interesse der Phrenologie die Schädelbildung untersuchen zu können." Es ist dies so ziemlich das Abschreckendste der ganzen Schreckenskammer.
Das Neueste ist der Attentäter Hödel, im fadenscheinigen Anzug mit der Pistole zielend. Zweifellos wird zur Stunde in irgend einem "Atelier" auch schon an dem Conterfei Nobilings gearbeitet, um die nächste Zierde der Schreckenskammer abzugeben. Eine Schaustellung in letzterer mag zwar nicht von jedem Missetäter, wie z. B. der Spitzeder, die die Eigenthümer des Panoptikums wegen Aufstellung ihres Gerippes dortselbst verklagte, als eine besondere Ehre angesehen werden, sicherlich aber von einem Hödel und ähnlichem Gelichter und die Folgen einer solchen Schaustellung zusammen mit dem verwildernden Einfluß eines solchen Instituts sind sicherlich der bedenklichsten Art.


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