No. 48
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. Juni
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 48 Seite 1]

Deutscher und französischer Patriotismus.

= Seit Menschengedenken hat Deutschland das Pfingstfest nicht in so erregter Stimmung gefeiert, wie in diesem Jahre. Mit der Beharrlichkeit eines Naturgesetzes ist noch alle Jahre bald nach Pfingsten die "saure Gurke" in ihre politischen Rechte getreten, diesmal ist der gefürchtete Feind der Großpresse nicht in Aussicht. Im Gegentheil: Die politischen Ereignisse stürmen mit solcher Hast daher, daß kaum Zeit zu einer Besprechung bleibt, daß ein Ereigniß immer das andere jagt und überholt.
Das letzte Attentat, der Zustand Kaiser Wilhelms, die Maßregeln gegen die Sozialdemokratie, die massenhaften Majestätsbeleidigungsprozesse, die criminalistischen Forschungen nach einem wahrscheinlichen Komplott, die Reichstagsauflösung, die Wahlbewegung mit ihren Parteikämpfen, die bedauernswerthe Schiffskatastrophe von Falkestone der Berliner Congreß - Alles wirbelt in den Spalten der Zeitungen durcheinander und bietet so massenhaften Stoff, daß, derselbe kaum zu bewältigen ist.
Die Rolle, die Deutschland noch außen hin spielt, sticht sehr vorteilhaft gegen die geradezu heillose Verwirrung in seinem Innern ab; dieser Umstand regt zu einer für uns wenig erfreulichen Vergleichung unserer inneren Verhältnisse mit denen unseres westlichen Nachbarlandes Frankreich an, das sich heute nach einem für ihn so opfervollen Kriege bereits wieder eines relativen Wohlstandes erfreut, das die Völker der Welt zu einem großartigen Industrie=Congreß in seiner Hauptstadt gastlich empfängt, das seiner heimischen Industrie durch schützende Zölle größere Sicherheit zu gewähren bemüht ist und das trotz seiner republikanischen Staatsform, dem Ideal aller Freiheitsschwärmer, sich doch des inneren Feindes der Gesellschaft, des Sozialismus, wacker erwehrt. Der Franzose liebt sein Vaterland bis zum Fanatismus und in diesem Zuge sind alle Parteien des Landes einig!
Wir wollen nicht untersuchen, wie weit das Unglück, das unser Nachbarland in den Krieg von 1871 stürzte, von dem Volke selbst verschuldet war, aber wir müssen auf die bewundernswürdige Thatsache hinweisen, daß Frankreich viel, sehr viel aus seinem Unglück gelernt und dasselbe teilweise bereits überwunden hat.
Das Jahr 1878 ist für Deutschland ein Jahr des nationalen Unglücks und der Schmach! In vier Wochen zwei frevelhafte Attentate auf unsern Kaiser, beide aus blinder Parteileidenschaft; ein in seiner politischen Bedeutung nicht minder schwer wiegendes Attentat auf den deutschen Kronprinzen in London; verübt aus denselben Motiven; dazu der Untergang eines unserer bedeutendsten Kriegsschiffe der beim Auslande das Vertrauen in die maritime Tüchtigkeit unseres Vaterlandes erschüttert, das sind schwere nationale Unglücksfälle, so folgenschwer, wie ein unglücklicher Feldzug.
Seit Jahrhunderten ist Deutschland gewohnt, die Franzosen nachzuäffen; diese leidige Gewohnheit hat die französische Eitelkeit großgezogen. In der Literatur, Sitte, Kleidung ist Frankreich stets unser Vorbild gewesen. Von Frankreich aus sind die revolutionären Ideen nach Deutschland gekommen; zweimal bereits in diesem Jahrhundert sind von Frankreich aus die Funken des Aufruhrs über Europa geflogen und haben in Deutschland Brände entzündet; seiner Nachahmungssucht zu Liebe hat Deutschland so manche seiner alten und bewährten Institutionen, statt sie zu verbessern und den gesteigerten Anforderungen der modernen Zeit gemäß auszubauen, ganz über den Haufen geworfen und die seiner volkstümlichen Eigenart fremden Neubildungen nach französischen Mustern aufgeführt. Daß dadurch in unserem großen Vaterlande so Manches verbösert statt verbessert wurde, steht außer Frage. Zu wünschen wäre nun aber, daß auch die hervorstechende Eigenschaft der Franzosen die glühende Liebe zu ihrem Vaterlande, von Deutschland als nachahmenswerthes Beispiel betrachtet würde, daß dieser Patriotismus aber in deutschem Sinne aufgefaßt und geübt werde. Die französische Vaterlandsliebe, getragen vom Liberalismus, hat kein gutes Gewissen, keinen reinen Ursprung. Er hat sich bald nach seinem Entstehen mit einem Königsmord befleckt. "Wir sind stolz darauf, das Erwachen des allgemeine Menschenthums, welches überschäumt in der Sozialdemokratie, durch unsere (d. h. liberale) Gesetzgebung hervorgerufen und befestigt zu haben," sagte Herr Lasker vor Jahresfrist. Genau so hätte Mirabeau vor 90 Jahren sagen können, nur hätte er statt Sozialdemokratie das Jacobinerthum setzen müssen. Das Jacobinerthum führte den unglücklichen Ludwig den Sechszehnten und seine Gemahlin auf das Blutgerüst und richtete in Frankreich die erste Schreckensherrschaft der Guillotine auf. Unsere Sozialdemokratie, das Ueberschäumen des erwachenden Menschengefühls, auf welches Herr Lasker stolz ist, würde in der Konsequenz ihrer Agitationen vor gleichen Mitteln nicht zurückschrecken und die beiden letzten Attentate haben uns den Abgrund gezeigt, vor dem wir bereits stehen.
Der Patriotismus Deutschlands muß und wird daher sich nur bekunden können in treuer Anhänglichkeit an die historische Tradition, in Treue zu den Landesfürsten und zum Kaiser, in parteiloser Hingebung an das große, geeinte Vaterland!


Politische Rundschau.

Deutschland. Das Befinden des Kaisers ist unausgesetzt den Umstanden nach ein gutes.
Zur Übersiedelung des Kaisers nach Sanssouci werden bereits die nöthigen Anordnungen getroffen. Der Park in Sanssouci ist sonnig und staubfrei und kann leicht mit voller Sicherheit abgesperrt werden.
- Das Befinden des Wirthes Holtfeuer, auf den Nobiling bei seiner Verhaftung geschossen, hat sich wesentlich gebessert. Die Aerzte hoffen, daß in allernächster Zeit das Wundfieber völlig überwunden sein wird. Auch die Schmerzen haben nachgelassen und machen sich nur noch dann geltend, wenn der Kranke Nahrung zu sich nimmt.

[ => Original lesen: 1878 Nr. 48 Seite 2]

Da die Wahlen zum Reichstage für den 30. Juli angesetzt sind, so wäre eine Einberufung des neuen Reichstages schon für die erste Hälfte des Monats August ermöglicht.
Das wiederholt empfohlene Mittel gegen socialistische Volksversammlungen hat sich, wie an andern Orten, am vorigen Sonnabend auch in Bremen vollständig bewährt. Der größte Theil der Versammlung bestand aus Nichtsocialisten, der Reichstags=Abgeordnete Mosle erhielt in Folge davon den Vorsitz, brachte die staatstreuen Gefühle der bremer Bürgerschaft in beredter Weise zum Ausdruck und schloß mit einem Hoch auf den Kaiser, in welches die nach Tausenden zählenden Anwesenden begeistert einstimmten.
Zur Orientkrise. Der Congreß ist am Donnerstag (13.) zusammengetreten. In Berlin befindet sich gegenwärtig die Elite der gesammten europäischen Diplomatie; seit dem Wiener Congreß von 1815 hat eine ähnliche Zusammenkunft von gleicher Bedeutung nicht stattgefunden. Ueber die Verhandlungen wird einstweilen selbstverständlich das strengste Amtsgeheimniß walten; nichtsdestoweniger werden die Gerüchte und Combinationen über den Verlauf des Congresses voraussichtlich einen nicht unbedeutenden Theil der Zeitungsspalten füllen. Wir können nur auf den wahren Charakter dieser unausbleiblichen Enthüllungen hinweisen: es sind Erfindungen müßiger Literaten, um das Sensations= und Neuigkeitsbedürfniß des Lesepublikums in unlauterer Weise zu befriedigen. Einstweilen beschränken wir uns darauf, den Wunsch auszudrücken, daß der Congreß zum Ziele führen, das heißt, daß er Europa den langentbehrten Frieden bringen möge.
Der Congreß wird auch die Abwendung der Gefahren der sozialistischen Internationale zum Gegenstande der Berathung zwischen den Vertretern der Congreßmächte machen. Es mag hierbei daran erinnert werden, daß im Jahre 1869 schon von Spanien und im Jahre 1872 von Frankreich aus ein gemeinsames Vorgehen gegen die internationalen kommunistischen Bestrebungen in Anregung gebracht wurde.
Wenn man meint, daß die orientalische Frage sich nun ganz friedlich in der Wilhelmstraße zu Berlin abwickeln, so strafen die Thatsachen diese Annahme Lügen. Oesterreich mobilisirt, das ist ein nicht anzuzweifelndes Faktum; es verstärkt seine Garnisonen in Siebenbürgen, wahrscheinlich mit Rücksicht auf die Truppenbewegungen in Rumänien. Die Stellung der Russen und Rumänen ist eine sehr gespannte, so daß ein kleiner Funke den Krieg entzünden kann. Die Ersteren haben ihre Vorwärtsbewegungen gegen die Stellungen der rumänischen Truppen fortgesetzt. Die Vorposten beider Armeen haben Fühlung miteinander. In einem Dorfe, wo rumänische Reiterei stand, erschienen russische Truppen und verlangten die Räumung des Ortes. Die Rumänen erklärten, sich der Gewalt widersetzen zu wollen. Sofort wurde nach Bukarest berichtet. Der Fürst ließ den russischen General Drentelen kommen und erklärte, falls nicht sofort die russischen Truppen den Vormarsch einstellen, werde er zur Armee abreisen und Gewalt mit Gewalt zurückweisen. Drentelen erklärte, er werde von Petersburg Instructionen verlangen.
Frankreich. Am Mittwoch früh um 6 Uhr verstarb in Paris der König von Hannover, Georg V. Er war am 27. Mai 1819 geboren und trat nach dem Tode seines Vaters Ernst August am 18. November 1851 die Regierung an, die er bis zu der Schlacht von Langensalza führte; seitdem hat er im Auslande, namentlich in Oesterreich und Frankreich, gelebt.
Der Prinz von Wales hat auf Wunsch der Hinterbliebenen die telegraphische Bitte an den Kaiser Wilhelm gerichtet, die Leiche des Königs Georg in Hannover beisetzen zu lassen.
Der für Paris geplante sozialistische Arbeiter=Congreß ist nunmehr als gescheitert anzusehen, da der Minister des Innern denselben endgültig verboten hat.
Italien. Der Cardinal Franchi hat im Namen des Papstes ein Rundschreiben an die katholischen Kirchenbehörden in Deutschland erlassen, in dem dieselben, wie es heißt, instruirt werden, die sozialdemokratische Bewegung nach allen Kräften zu bekämpfen.
Spanien. König Alfons hat dem Papste Leo den Wunsch zu erkennen gegeben, ihm persönlich seine Verehrung zu bezeugen und eine Reise nach Rom zu unternehmen; gleichzeitig wollte er dem Könige von Italien seine Aufwartung machen; es sei aber nothwendig, daß er dies früher thue, ehe er sich nach dem Vatican begebe; er bäte daher darum, ihm dies zu gestatten. Der Papst hat Don Alfons geantwortet, er möge nur nach Rom kommen, er werde im Vatikan gut aufgenommen werden, auch wenn er vorher im Quirinal einen Besuch abgestattet hätte.


Anzeigen.

Nachdem laut hohen Publicandi vom 28. Juni v. J. (Regierungsblatt 1877 Nr. 17) die dort genannten, bei der Stadt Rehna belegenen, zum Dominialgebiet gehörenden Grundstücke und Flächen aus dem Dominialnexus ausgeschieden und der Stadt Rehna einverleibt worden, werden zum Zwecke der Anwendung der Stadtbuchgesetzgebung auf jenes zu Stadtrecht übergegangene Amtsgebiet in Gemäßheit deßfallsiger Ermächtigung des hohen Großherzoglichen Justiz=Ministerii zu Schwerin durch das gegenwärtige, mit präclusivischer Wirkung versehene, jede Restitution ausschließende Proclam alle diejenigen, welche

1) bezüglich der nachbenannten, im Freien oder Nutzeigenthum von Privatpersonen befindlichen Grundstücke, nämlich
a) der resp. an Bäckermeister Grevsmühl und Steinhauer Parbs verkauften Ackerstücke an der Hof=Nesower Scheide;
b) der resp. dem Maurermeister Meyer und Schänkwirth Müller gehörenden Wohnhäuser und Bauplätze an der Amtsstraße und Chaussee;
c) der resp. dem Kaufmann Rieck und dem Brauer Jacobs zu freiem, resp. Nutzeigenthum zustehenden Gartenparcelen auf dem Kruge;
d) der Wohnhäuser c. p. des Zimmergesellen Ditz, resp. des Tagelöhners Freytag auf dem Kruge;
e) des Ackerstücks des Schustermeisters Sternberg am Grevesmühlener Wege;
f) des Begräbnißplatzes der vereinigten jüdischen Gemeinden zu Gadebusch, Grevesmühlen und Rehna;
g) des im Nutzeigenthum der Färber Schottschen Erben und des Tischlers Elwert jun. stehenden Fischergartens;
h) der an den Tabackspinner Burmeister und die folgenden Hausbesitzer an der Mühlenstraße bis zum Kaufmann Kindt einschließlich überlassenen Parcelen des früheren Namengartens.
in die II. oder III. Rubrik des Stadtbuchs gehörende dingliche Rechte, mit Ausnahme der sich aus den Grundbriefen ergebenden,
2) bezüglich sämmtlicher übrigen im obgedachten hohen Publicando vom 28. Juni v. J. aufgezählten, im landesherrlichen Eigenthum verbleibenden, resp. im freien oder Nutzeigenthum der Cämmerer, der Kirche oder des deutschen Reiches befindlichen Grundstücke in die II. Rubrik des Stadtbuchs gehörende dingliche Rechte, soweit solche sich nicht aus den Grundbriefen ergeben,
in Anspruch nehmen, hiedurch vorgeladen, solche Rechte in dem auf

Mittwoch, den 28. August d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor uns anberaumten Termine genau anzumelden und rechtsgenüglich zu bescheinigen unter dem einfür allemal angedroheten Nachtheile des Ausschlusses mit denselben.
Zugleich wird hiemit bekannt gemacht, daß mit dem Tage der Veröffentlichung dieses Proclams die Stadtbuchgesetzgebung für das zu Stadtrecht übergegangene Amtsgebiet in Kraft tritt und daher fortan dingliche Rechte aller Art mit den in der revidirten Stadtbuchordnung § 1 Nr. 2 und § 2 am Schlusse angegebene Ausnahmen nur durch Eintragung in das Stadtbuch begründet werden können.
Rehna, den 6. Juni 1878.

Bürgermeister und Rath.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 48 Seite 3]

Auf Antrag Dris. C. W. Dittmer als Güterpflegers der Concursmasse des insolventen Kunstgärtners Joachim Jürgen Diedrich Evers werden hiedurch

1) die Gläubiger des Gemeinschuldners, unter dem Rechtsnachtheile des Ausschlusses von der Concursmasse, imgleichen Alle, welche an einzelne im Besitze der Concursmasse befindliche Gegenstände, sei es kraft Eigenthums= oder Separationsrechts oder aus irgend einem anderen Grunde Ansprüche zu haben vermeinen, bei Verlust ihres Rechtes aufgefordert und schuldig erkannt, binnen sechs Monaten, mithin spätestens am 11. Juli dieses Jahres, ihre Forderungen und Ansprüche, und zwar mit Beifügung der vorhandenen Beweisstücke in Original und Abschrift, sowie mit Angabe des etwa in Anspruch genommenen Vorzugsrechtes, bei dem Güterpfleger und Contradictor Dr. jur. C. W. Dittmer gegen Empfang eines Anmeldescheines, im Falle seines Widerspruchs aber bei dem Stadt= und Landgerichte, und zwar Auswärtige durch einen hiesigen Bevollmächtigten, anzumelden;
2) alle diejenigen, welche zur Concursmasse gehörige Gegenstände in Händen haben, aufgefordert und schuldig erkannt, von diesen Sachen und den ihnen vermeintlich daran zustehendem Pfand= und Retentionsrechten spätestens am 11. Juli dieses Jahres dem genannten Güterpfleger und Contradictor Anzeige zu machen, unter dem Präjudiz, daß sie widrigenfalls dieser Rechte für verlustig erklärt, zur unentgeltlichen Herausgabe der Sachen schuldig erkannt, auch unter Umständen als unredliche Besitzer zur Verantwortung werden gezogen werden.
3) alle Schuldner der Concursmasse angewiesen, ihre Schuld sofort beim Verfall nur an den Imploranten Dr. jur. C. W. Dittmer bei Vermeidung abermaliger Zahlung zu entrichten.

Lübeck, den 11. Januar 1878.

Das Stadt= und Landgericht.
Zur Beglaubigung                           Funk Dr., Act.


Zu einer Besprechung über die dringlichsten Aufgaben des neu zu wählenden Reichstages und zu einer Vorberathung über die für den Mecklenburg=Strelitz'schen Wahlkreis in Aussicht zu nehmende Candidatur erlauben sich die Unterzeichneten alle diejenigen, welche sich für eine Wahl in conservativem Sinne interessiren, auf

Freitag, den 21. Juni,
Nachmittags 4 Uhr,

nach Neubrandenburg im Stöwhase'schen Locale einzuladen.
Neubrandenburg den 30. Juni 1878.

Landsyndicus Ahlers.      H. v. Oertzen=Leppin.      Advocat=Raspe.


Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt in Schönberg.

Die Anstalt ist während des Johannistermines vom

Montag, den 24. Juni d. J.
bis
Montag, den 1. Juli d. J.,
beide Tage einschließlich,
täglich
von 7 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags,
am
Sonntag den 30. Juni d. J.
jedoch nur
von 7 Uhr Morgens bis 10 Uhr Vormittags
                                                    geöffnet.
                                                    Das Directorium.


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Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden prompt und billig ausgeführt.


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Friedrich=Franz=Eisenbahn.

Am Sonntag den 23. Juni cr. wird ein

Extrazug
Hamburg=Lübeck=Schwerin und zurück

abgefertigt.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Auf den vorgenannten Stationen werden an diesem Tage zu dem Extrazuge Hamburg=Lübeck=Schwerin

Fahrbillets II. und III. Wagenklasse nach Schwerin zum einfachen Fahrpreise
ausgegeben, welche zur Rückfahrt nicht allein zu dem Extrazuge Schwerin=Lübeck=Hamburg, sondern auch am 24. Juni cr. zu den fahrplanmäßigen, von Schwerin um 8 Uhr 9 M. und 1 Uhr 42 M. Nachmittags abgehenden Personenzügen cr. Gültigkeit haben.
In gleicher Weise werden am 23. Juni zu den um 7 Uhr 55 M. Morgens abgehenden Zuge in Wismar Billets zum einfachen Fahrpreise nach Schwerin ausgegeben, welche zur Rückfahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen am 23. und 24. Juni cr. berechtigen.
Freigewicht für Gepäck wird auf diese Doppelbillets nicht gewährt.

Die Direction.     


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Seezunge und Schellf. in Gelée, 10 Pfd.-Fass M. 3,50, - 3 Fass M. 10;
Neue russ. Kronsardinen, 10 Pfd.-Fass 120 St. M. 3, - 3 F. M. 8,25, - 6 F. M. 16, verzollt franco Haus p. Postnachnahme.
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 48 Seite 4]

An die Bewohner des Fürstenthums Ratzeburg.
-------------

Die Frevelthaten, welche das Leben unseres erhabenen Kaisers zwei Mal in neuester Zeit bedrohten, haben das ganze deutsche Volk mit Schmerz und tiefer Trauer erfüllt, und überall in deutschen Landen wurde das Bedürfniß gefühlt und es für eine heilige Pflicht gehalten, dem allverehrten und geliebten Kaiser die Entrüstung auszudrücken über die unerhörten Verbrechen, welche den deutschen Namen schändeten. Auch in der Brust der Bewohner unseres Fürstenthums schlägt ein deutsches Herz so gut wie anderswo, und wir wollen in der Erfüllung patriotischer Pflichten hinter keinem deutschen Lande zurückstehen.
Damit sämmtliche Bewohner unseres Fürstenthums offenes Zeugnis ablegen können von dem tiefen Unwillen über die Schande, die eine Umsturzpartei dem Vaterlande bereitet, deren Mitglieder in teuflischer Bosheit an dem geweihten Haupte der Majestät sich versündigten, haben die Unterzeichneten es unternommen, vorbehaltlich behördlicher Genehmigung, jetzt, nachdem durch Gottes Gnade das Leben unseres Kaisers wieder außer Gefahr ist, auf

nächsten Sonntag, den 23. d. M.,
Nachmittags 3 Uhr,

nach Schönberg und allen Kirchdörfern des Fürstenthums eine Volksversammlung zu berufen, die wo möglich unter freiem Himmel stattfinden wird. In dieser Versammlung wird nach einer kurzen Ansprache eine Adresse an Seine Majestät den Kaiser verlesen und ein Hoch auf denselben ausgebracht. Die Adresse wird dann in geeigneten Lokalen zur Unterschrift ausliegen.
Mitbürger! Wir Unterzeichneten bitten Euch herzlich: kommt Alle, die Ihr irgend könnt, und unterzeichnet! Alle müssen ein beredtes Zeugnis ablegen davon, daß in unserm Fürstenthum immerdar alte deutsche Treue wohnen soll und daß wir jederzeit bereit sind mit Gut und Blut einzustehen gegen innere und äußere Feinde für Deutschlands Größe und Herrlichkeit.
Schönberg, den 17. Juni 1878.

Advokat Kindler.    Dr. M. Marung.    Direktor Dr. Schildt.    Senator Wilh. Heincke.    Uhrmacher Vogel jun.=Schönberg.    Schulze Busch=Rodenberg.    Hauswirth Kröger=Lockwisch.    Schulze Siebenmarck=Falkenhagen.    Amtmann Breuel.    Kaufmann Buschow.    Schulze Faasch=Selmsdorf.    Hauswirth Burmeister=Sülsdorf.    Schulze Grieben.    Pastor Langmann=Herrnburg.    Pensionär Hörcher=Wahrsow.    Hauswirth Oldörp=Pahlingen.    Hauswirth Retelsdorf=Gr. Mist.    Schulze Holst.    Hauswirth Holst.    Hartwig Pumplün=Carlow.    Schulze Wigger=Sahmkow.    Oberamtmann Wicke=Demern.    Tischlermeister Leetz.    Pensionär Sick.    Kaufmann Siebenmarck jun.=Schlagsdorf.    Hauswirth Damm=Schl. Sülsdorf.    Schulze Stein=Rieps.    K. Stamer=Mechow.    Schulze Hauschild=Ziethen.


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Bandagist.


(Hierzu Officieller Anzeiger Nr. 13 und eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 48 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 48 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 18. Juni 1878.


Im Zuchthause, Zelle Nr. 8.
Criminal=Erzählung von Ottomar König.
(Fortsetzung.)


- Der längste Mann in Berlin ist gegenwärtig ein Fähnrich des erst seit zwei Monaten dort garnisonirenden 3. Garderegiments zu Fuß, welcher binnen Kurzem zum Offizier ernannt werden wird. Derselbe mißt 6 1/2 Fuß und ist nicht etwa spindeldürr, sondern proportionirt gebaut. Sein Erscheinen auf der Straße erregt jedesmal großes Aufsehen, namentlich wenn er sich in Gesellschaft anderer Militairpersonen, welche er weit überragt, befindet.
- In Rußland soll man damit umgehen, endlich die Gregorianische (unsere) Zeitrechnung einzuführen.
- Die bekannte Redensart "Stein und Bein schwören" ist entstanden aus der Zusammensetzung zweier aller Schwurmethoden, einer heidnischen und einer christlichen. Vor Einführung des Christenthums war es Sitte, beim Eide Steine in's Wasser zu werfen, indem der Schwörende Verwünschungen ausstieß. Nach der Ausbreitung des Christenthums geschah der Schwur, indem die eine Hand auf Reliquien von Heiligen gelegt wurde. Die Heiden schwuren "Stein", die Christen "Bein" und die stärksten Schwüre nannte man später "Stein und Bein."


[ => Original lesen: 1878 Nr. 48 Seite 6]

Die Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft zu Berlin

war schon im 9. Jahre ihres Bestehens nicht nur die bedeutendste Gegenseitigkeits=Anstalt, sondern auch die größte aller Hagel=Versicherungs=Gesellschaften.

Geschäfts=Resultat pro 1877:
21,376 Mitglieder mit 223,693,616 Mark Versicherungssumme.
Reservefond
(an dem auch neu hinzutretende Mitglieder sofort Theil haben)
242,446 Mark 6 Pfennig.
Special=Reserve: 86,966 Mark 91 Pfennige.
Besondere Vortheile:

Regulirung des Schadens durch Vertrauensmänner welche von den Mitgliedern gewählt werden. Titel VI des Statuts.) Vergütung von 1/15 ab. Abschätzung ohne Trennung der Körner vom Stroh und ohne Reduction der versicherten Summe. Auszahlung der vollen ermittelten Entschädigung sofort nach Feststellung.
Ermäßigung der Prämie um 25 % bei Uebernahme einer Selbstversicherung von 2 % der Gesammtversicherungssumme; außerdem Bewilligung eines jährlichen Rabatts von 5 % bei 5jähriger Versicherung.
Ueberschüsse werden an die Mitglieder zurückgezahlt. (1876: 20 % der Prämie.)
Vorstehende Vortheile werden jedem Versicherten die Ueberzeugung aufdrängen, daß die von Landwirthen gegründete und verwaltete

Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft

keine gewinnsüchtigen Zwecke verfolgt, vielmehr lediglich den Interessen der Landwirthe dient und deshalb mit Recht allen Versichernden empfohlen werden kann.
Zu jeder gewünschten näheren Auskunft, sowie Aufnahme von Anträgen sind die Unterzeichneten gerne bereit.

P. Drückhammer, Lübeck.
W. A. Utermöhl, Rupensdorf bei Schönberg i. Meckl.


Schlesische Feuer=Versicherungs=Gesellschaft.
Voll emittirtes Actien=Capital 9 Millionen Mark.
Reserven 2,251,600.

Nachdem mir von der Direktion der Schlesischen Feuer=Versicherungs=Gesellschaft die Agentur für Schönberg und Umgegend übertragen worden ist, empfehle ich mich zu Abschlüssen und Versicherungen auf Gebäude, Mobiliar, Waarenläger und landwirthschaftliche Risicos gegen Feuer und Blitzschlag.

Die Agentur Schönberg.     
Fr. Stoppel.             


Zur bevorstehenden Erndte empfehle ich die stählernen amerikanischen und deutschen

Pferderechen
(Hungerharken), die auch zum Rappnachharken sehr praktisch sind. Dieselben stehen in 7 verschiedenen Arten bei mir auf Lager.

Ludw. Warnke - Mölln i. L.


Mützen.

Seidene Comptoir= und Arbeitermützen (echte Seide) pr. Dutzend für 7 1/2 Mk. - pr. Groß 86 Mk. - also das Stück für nur 60 Pfennige, versendet gegen Nachnahme Carl Minde in Leipzig.


Einladung zum
Scheibenschießen
nach Mobiliengewinnen
am 23. und 24. Juni d. J.

Ein Satz von 3 Schüssen kostet 1 Mark und werden Büchsen sowie Schießbedarf von mir geliefert.
Hierzu ladet freundlichst ein

Gastwirth Oldenburg     
in Lockwisch.           


Feinsten Matjes=Hering
empfiehlt                          
                          J. Ludw. D. Petersen                           in Schönberg.


Am Sonntag und Montag den 23. und 24. Juni d. J. findet bei mir ein

Scheibenschießen
nach Gewinnen

statt, wozu ich meine geehrten Gönner und Freunde ergebenst einlade.
Ein Satz von 3 Schüssen, worauf nur 1 Gewinn fallen kann, kostet 1 Mark und werden Büchsen und Schießbedarf von mir gehalten.

Gastwirth Kaven     
in Pogetz.           


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 20 M -Pfennig.
Roggen13 M -Pfennig  bis 14 M 50Pfennig.
Gerste14 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Hafer13 M 75Pfennig  bis 14 M 50Pfennig.
Erbsen14 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M0,90 .
Tauben d. St. M0,40 .
Hühner d. St. M1,30 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Küken d. St. M0,80 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,10 .
Eier 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


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