No. 42
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. Mai
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 42 Seite 1]

Politische Rundschau.

Reichstagswoche. Am vergangen Sonnabend erledigte der Reichstag dir dritte Berathung der Gewerbe=Ordnungs=Novelle in dritter Lesung. Als bedeutsamster Beschluß ist hervorzuheben, daß in der Frage der Sonntagsarbeit die Regierungsvorlage wiederhergestellt wurde, sodaß also die Arbeiter an Sonn= und Festtagen von den Gewerbtreibenden zum Arbeiten nicht verpflichtet werden können, im Uebrigen aber in der Verwendung ihrer Arbeitskraft an solchen Tagen nicht beschränkt werden.
In der Montagssitzung genehmigte der Reichstag endgültig die Nachtragssubvention für die Gotthardbahn und erledigte einige Vorlagen geringer Bedeutung ohne eigentliche Debatte. Ebenso wurde das Spielkartenstempelgesetz in dritter Berathung erledigt.
Die Sitzung vom Mittwoch brachte in dritter Lesung die Rechtsanwaltsordnung zu Stande, dagegen scheiterte in derselben Sitzung das Zustandekommen des Entwurfs wegen der gewerblichen Schiedsgerichte. Es behält nunmehr bei dem bisherigen § 208 der Gewerbeordnung sein Bewenden. Mit Hinzufügung dieses Paragraphen wurde alsdann die Gewerbeordnungsnovelle endgültig angenommen.
Donnerstag und Freitag waren den Berathungen des Gesetzentwurfs gegen die Ausschreitungen der Sozialdemokratie gewidmet. Die betroffene Partei, die Sozialdemokratie, betheiligte sich an der Debatte garnicht. Ihr Abg. Liebknecht verlas eine Erklärung, wonach es die sozialdemokratischen Abgeordneten "unter ihrer Würde" erachten, irgendwie in die Debatte einzugreifen. An der Diskussion betheiligten sich die hervorragendsten Redner aller anderen Parteien, doch waren von vornherein die Nationalliberalen, die Fortschrittler, das Centrum, Sozialdemokraten und Polen in der Verwerfung der Vorlag einig, so daß sich bei der Abstimmung 251 Stimmen dagegen und nur 57 dafür erklärten. Am Freitag Abend 8 Uhr 10 Minuten wurde der Reichstag durch Kaiserliche Botschaft geschlossen.
Die Vorarbeiten eines im Reichskanzleramt entworfenen Gesetzes, welches den Schutz der nützlichen Vögel behandelt, sind so weit beendet, daß der Entwurf demnächst an den Bundesrath gelangen kann.
Formell ist die Todesstrafe zwar nicht abgeschafft, doch werden nach und nach die Scharfrichter beseitigt. Die Stelle eines Scharfrichters in Köln soll vorläufig nicht wiederbesetzt werden, weil der König die Todesstrafe regelmäßig in Zuchthausstrafe umwandelt. Es befinden sich im Zuchthause zu Rawicz nicht weniger als 120 zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigte Verbrecher.
Zur Orientkrise. Schuwaloff ist wieder in London eingetroffen, er hat mit dem Minister Salisbury eine längere Unterredung gehabt und darauf hat eine Ministersitzung stattgefunden, aber über das Ergebniß ist noch nichts bekannt geworden. Der Umstand, daß der jetzt in England weilende Kronprinz des deutschen Reichs dem englischen Premierminister einen Besuch gemacht hat, wird von den Preßorganen im Sinne friedlicher Einwirkung gedeutet. Die Frage, auf deren Beantwortung ganz Europa mit Spannung wartet ist nun, ob die Zugeständnisse, die Graf Schuwaloff namens seiner Regierung nach London mitgebracht hat, von England als genügend anerkannt werden.
Der Palast der hohen Pforte auf der Serail=Spitze am goldenen Horn ist abgebrannt. Das Feuer in dieser Burg der Türkenherrschaft in Europa wirft einen grellen Schein auf die orientalische Frage und zeigt der Türkei den Weg, auf dem die genannte Frage zu lösen ist; mögen die Türken sich ihren Palast auf dem jenseitigen Ufer wieder aufbauen.


Schönberg. Bei dem Gewitter am Sonntag Nachmittag zündete der Blitz in der Scheune des Hauswirths Lenschow zu Lübseerhagen; die rasch um sich greifenden Flammen legten das ganze Gehöft in kurzer Zeit in Asche; auch sind einige Pferde mitverbrannt. Die Magdeburger Feuerversicherung hat den Schaden zu tragen.
- Eine Stimme von oben. Der alte Wartburg=Commandant v. Arnswald besaß ein mächtiges Fernrohr, mit dem er gern von seinem erhabenen Sitze ins Thal hinunter lugte. Gewahrt er da eines Tages an dem nahen Felsen "Mönch und Nonne" einen ihm bekannten Bürger von Eisenach ("verstören Blicks," setzt die "Didaskalia" gut hinzu!!) umherirren, endlich einen Strick hervorholen und alle Anstalten machen, denselben an einem Baumast zu befestigen. Augenscheinlich wollte hier ein Verzweifelter seinem Leben ein Ziel setzen. Was thun? Bis der alte Oberstlieutenant oder sein Diener hinuntergeeilt, wäre es längst zu spät, die unselige That geschehen gewesen. Da gedenkt er seines gewaltigen Sprachrohrs, das ihm der Großherzog verehrt. Mit mächtiger Stimme ruft er durch dasselbe ins Thal hinunter: "Sünder, laß ab von Deinem Thun! Denk' Deines Schöpfers!" Der Mann unten sieht sich einen Augenblick erschrocken um und nimmt dann Reißaus, so schnell ihn seine Füße tragen können. Wiederholt ist der alte Herr dem Geretteten begegnet. Der reuige Sünder aber hat niemals den "frommen Betrug" gemerkt, dessen - "Opfer" er geworden (schreibt die "Didaskalia") der ihm aber vielmehr das Leben gerettet.


Im Zuchthause, Zelle Nr. 8.
Criminal=Erzählung von Ottomar König.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1878 Nr. 42 Seite 2]

Im Zuchthause, Zelle Nr. 8.
Criminal=Erzählung von Ottomar König.
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1878 Nr. 42 Seite 3]

Im Zuchthause, Zelle Nr. 8.
Criminal=Erzählung von Ottomar König.
[Fortsetzung.]


Anzeigen.

Von dem unterzeichneten Handelsgericht wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß nach dem Abgange des Herrn Assessors Kammerherrn von Arnim für den Rest des Geschäftsjahres 1878 der Herr Assessor Horn hieselbst zur Führung des hiesigen Handelsregisters bestimmt ist.
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 24. Mai 1878.

Das Handelsgericht.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Am Freitag den 31. Mai d. J., Vormittags 10 Uhr sollen auf dem Hofe des Kaufmanns Vock hieselbst an abgepfändeten Gegenständen

1 Cylinderuhr, 1 Schiebkarre, 1 Lade, 1 Fischketscher, etwas Heu und Holz
öffentlich meistbietend verkauft werden.

Schönberg.                                                     Staffeldt, Landreiter.


Die Schützenzunft zu Schönberg beabsichtigt die Restauration im Schützenhause auf fünf auf einander folgende Jahre vom 1. Juni 1878 bis zum 1. Juni 1883 für die von der Zunft arrangirten Festlichkeiten öffentlich meistbietend an einen hiesigen Wirth, der zugleich Bürger und Mitglied der Schützenzunft sein muß, zu verpachten.
Es steht zu diesem Zwecke ein einziger Termin an auf

Freitag, den 31. Mai cr.,
Nachmittags 4 Uhr.

in der Wohnung des Herrn Advocaten E. Wohlfahrt hierselbst, zu welchem Pachtliebhaber hiermit geladen werden.
Die Pachtbedingungen sind beim Kaufmann J. Ludw. D. Petersen einzusehen und gegen die Gebühr auch in Abschrift zu erhalten.
Schönberg, den 27. Mai 1878.

Der Vorstand der Schützenzunft.     


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jetzigen Jahreszeit
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Ratzeburg, Mai 1878.

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[ => Original lesen: 1878 Nr. 42 Seite 4]

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Dankschreiben.

Hierdurch Ihnen die Mittheilung, daß ich durch Anwendung Ihres Honig=Kräuter=Malz=Extraktes in innerhalb sechs Tagen meinen Lungen=Catarrh und Husten vollständig verloren habe. J. Seydel, Oberamtmann,
Breslau, Friedrichstr. 12, 1. Et.

Zu haben in Schönberg bei Kaufmann J. Ludw. D. Petersen.


Am 1. Pfingsttage
Concert
im Boye'schen Garten.


Einladung zum Scheibenschießen
am 2. Pfingsttage und dem darauf folgenden Tage.

Der Ball findet am 2. Pfingsttage statt, wozu ergebenst einladet

A. Reimers.     

Schlagsdorf, den 25. Mai 1878.
NB. Besondere Einladung findet nicht statt.

40 Ferkel,
7 Wochen alt, sind verkäuflich zu Hof Lockwisch.


Einem geehrten Publikum der Stadt und des Landes mache ich hierdurch die ergebene Anzeige, daß ich von Rehna nach Schönberg übergesiedelt bin und empfehle mich zur

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                                                    A. Wigger Nachfolger.
                                                    Schönberg.


Aus dem Wege von Thandorf nach Neuhof wird von Freitag an auf acht Tage Kies gefahren, weshalb der Weg bei Nacht mit Vorsicht zu passiren ist, was wir hierduch bekannt machen.

Die Dorfschaft Thandorf.     


Gesucht zu Michaelis ein Mädchen von                          
Heinrich Freitag, Bäckermeister.

Schönberg.


Man biete dem Glücke die Hand!
375,000 R.-Mark

Haupt-Gewinn im günstigsten Falle bietet die allerneueste grosse Geld-Verloosung, welche von der hohen Regierung genehmigt und garantirt ist.
Die vortheilhafte Einrichtung des neuen Planes ist derart, dass im Laufe von wenigen Monaten durch 7 Verloosungen 49,600 Gewinne zur sichern Entscheidung kommen, darunter befinden sich Haupttreffer von eventuell R.-M. 375,000 speciell aber

1 Gewinn à M. 250,000
1 Gewinn à M. 125,000
1 Gewinn à M. 80,000
1 Gewinn à M. 60,000
1 Gewinn à M. 50,000
2 Gewinne à M. 40,000
1 Gewinn à M. 36,000
3 Gewinne à M. 30,000
1 Gewinn à M. 25,000
5 Gewinne à M. 20,000
6 Gewinne à M. 15,000
1 Gew. à M. 12,000
23 Gew. à M. 10,000
4 Gew. à M. 8,000
31 Gew. à M. 5,000
74 Gew. à M. 4,000
200 Gew. à M. 2,400
412 Gew. à M. 1,200
621 Gew. à M. 500
700 Gew. à M. 250
28015 Gew. à M. 138
etc. etc.

Die nächste erste Gewinnziehung dieser großen vom Staate garantirten Geld- Verloosung ist amtlich festgestellt und findet

schon am 12. u. 13. Juni d. J. statt

und kostet hierzu

1 ganzes Original-Loos nur Mark 6
1 halbes Original-Loos nur Mark 3
1 viertel Original-Loos nur Mark 1 1/2.
Alle Aufträge werden sofort gegen Einsendung, Posteinzahlung oder Nachnahme des Betrages mit der grössten Sorgfalt ausgeführt und erhält Jedermann von uns die mit dem Staatswappen versehenen Original-Loose selbst in Händen.
Den Bestellungen werden die erforderlichen amtlichen Pläne gratis beigefügt und nach jeder Ziehung senden wir unseren Interessenten unaufgefordert amtliche Listen.
Die Auszahlung der Gewinne erfolgt stets prompt unter Staats-Garantie und kann durch directe Zusendungen oder auf Verlangen der Interessenten durch unsere Verbindungen an allen grösseren Plätzen Deutschlands veranlasst werden.
Unsere Collecte war stets vom Glücke begünstigt und hatte sich dieselbe unter vielen anderen bedeutenden Gewinnen oftmals der ersten Haupttreffer zu erfreuen, die den betreffenden Interessenten direct ausbezahlt wurden.
Voraussichtlich kann bei einem solchen auf der solidesten Basis gegründeten Unternehmen überall auf eine sehr rege Betheiligung mit Bestimmtheit gerechnet werden,man beliebe daher schon der nahen Ziehung halber alle Aufträge baldigst direct zu richten an

Kaufmann & Simon,
Bank- und Wechsel-Geschäft in Hamburg.
Ein- und Verkauf aller Arten Staatsobligationen, Eisenbahn-Actien und Anlehnsloose.

P. S. Wir danken hierdurch für das uns seither geschenkte Vertrauen und indem wir bei Beginn der neuen Verloosung zur Betheiligung einladen, werden wir uns auch fernerhin bestreben, durch stets prompte und reelle Bedienung die volle Zufriedenheit unserer geehrten Interessenten zu erlangen.

D. O.          


Kirchliche Nachrichten.

Himmelfahrt.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen18 M -Pfennig  bis 22 M -Pfennig.
Roggen14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Hafer14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,00 .
Tauben d. St. M0,45 .
Hühner d. St. M1,20 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,10 .
Eier 7 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hierzu Off. Anzeiger Nr. 10.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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