No. 18
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. März
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 18 Seite 1]

     Auf Anordnung Großherzoglicher Hoher Landesregierung zu Neustrelitz soll in diesem Frühjahre eine Musterung sämmtlicher Pferde des hiesigen Fürstenthums stattfinden und sind die Districtsvorstände bereits aufgefordert, unter Beachtung der gesetzlichen Bestimmungen - Offizieller Anzeiger pro 1877 Nr. 3 - die Vormusterungen vorzunehmen.
     Demnach werden die Ortsvorstände darauf hingewiesen, daß sie verpflichtet sind, die ihnen von den betreffenden Districtsvorständen für die Musterung bezeichneten Termine und Plätze in ihren resp. Dorfschaften genügend bekannt zu machen, in den Terminen persönlich sich einzufinden und ein namentliches Verzeichniß der Pferdebesitzer ihrer resp. Ortschaften den betreffenden Districtsvorständen vorzulegen.
     Von der Verpflichtung zur Vorführung ihrer Pferde sind befreiet:
        1) Mitglieder der regierenden deutschen Familien;
        2) die Gesandten fremder Mächte und das Gesandtschaftspersonal;
        3) Beamte im Reichs= oder Staatsdienste hinsichtlich der zum Dienstgebrauch, sowie Aerzte und Tierärzte hinsichtlich der zur Ausübung ihres Berufes nothwendigen Pferde;
        4) die Posthalter hinsichtlich derjenigen Pferdezahl, welche von ihnen zur Beförderung der Posten contractlich gehalten werden muß,
im Uebrigen muß jeder Pferdebesitzer seine sämmtlichen Pferde gestellen, mit Ausnahme jedoch
        a) der Fohlen unter 3 Jahren,
        b) der Hengste,
        c) der Stuten, die entweder hochtragend sind oder noch nicht länger als 8 Tage abgefohlt haben.
               In beiden Fällen ist eine Bescheinigung vom Ortsvorstande vorzuzeigen.
     Die von den Districtsvorständen als diensttauglich bezeichneten Pferde müssen zu der im März d. Js. stattfindenden Hauptmusterung der Musterungs=Commission vorgeführt werden und sollen die Termine und Plätze demnächst bekannt gemacht werden.
     Schönberg, den 26. Februar 1878.

Der Großherzogliche Bezirks=Commisarius.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Die Reichstagsdebatte über die Tabakssteuer hat die Frage wegen Steuerreform, wegen der Stellvertretung des Reichskanzlers und wegen des Eintritts nationalliberaler Führer in die Regierung, kurzum die "innere Krise" in ein neues Stadium gebracht. Minister Camphausen erklärt, daß er zurücktreten werde, wenn die Tabakssteuervorlage nicht durchginge. Der Reichstag hat die Vorlage an eine Kommission verwiesen, was in diesem Falle soviel wie Ablehnung bedeudet. Minister Camphausen reichte in Folge dessen seine Entlassung ein, welche der Kaiser bisher jedoch verweigerte. - Seit Fürst Bismarck sich zum Anhänger des Tabaksmonopols erklärt hat, scheint das Tafeltuch zwischen ihm und den Nationalliberalen entzweigeschnitten; Herr von Bennigsen wenigstens, den man schon allgemein als den Vicekanzler ansah, hat seinen Parteigenossen erklärt, daß unter der Aegide des Tabaksmonopols ein nationalliberales Ministerium nicht möglich sei. Die Tabakssteuervorlage ist von so großer Tragweite, daß in Bezug darauf sogar schon Gerüchte über Auflösung des Reichstags umlaufen.
Nach einer Meldung der Allg. Z. von der deutschen Ostseeküste werden nun doch alle Vorbereitungen getroffen um eine starke Flottille deutscher Panzerschiffe in kürzester Frist an die türkischen Küsten senden zu können, wenn die politischen Ereignisse deren Anwesenheit daselbst erwünscht machen sollten. Es sind sowohl die Commandanten als auch alle übrigen Offiziere der betr. Schiffe ernannt worden.
Oesterreich macht eine Anleihe von 80-100 Millionen Gulden, sie ist von sämmtlichen Ministern unter Vorsitz des Kaisers beschlossen worden. Da Rothschild und die Bank Körbe gaben, ging man nach London und soll mehr Glück gehabt haben. Auch über die Mobilmachung zweier Armeecorps laufen Gerüchte. Mit dem Geld und dem Armeecorps in der Tasche wird Graf Adrassy zum Congreß in Baden=Baden gehen.
Für den Anfang Mai steht der Besuch des österreichischen Kronprinzen Rudolf am Berliner Hofe in Aussicht.
Bezüglich der Conferenz wird gemeldet, daß Oesterreich auf deren baldige Einberufung dringe, Rußland, das aber dieselbe hinausschiebe, sucht nun in jedem Falle mit dem Friedensvertrage auf der Conferenz erscheinen zu können.
Das Kriegsministerium in England kauft 21,000 Pferde an.
Die Orientkrisis. Das politische Wetterglas

[ => Original lesen: 1878 Nr. 18 Seite 2]

sinkt immer mehr. Zwar ist die endgültige Unterzeichnung des Friedens zwischen Rußland und der Pforte unmittelbar bevorstehend, aber die russischen Bedingungen sind für Oesterreich und England so verletzend, daß diese beiden Mächte sie sicherlich nicht gutheißen werden. Großfürst Nikolaus hat mit Zustimmung des Sultans das dicht bei Konstantinopel belegene San Stefano besetzt, woselbst auch die Unterzeichnung des Friedens stattfinden soll. Ueber die nun endgültig festgestellten Friedensbedingungen verlautet, daß das neue Fürstenthum Bulgarien über den Balkan hinausreichen und solle der Fürst von Bulgarien durch eine allgemeine Notablen=Versammlung erwählt und durch die Pforte und die Mächte bestätigt werden. Eine russische Commission würde während zweier Jahre die Regierung Bulgariens überwachen, welches gleichzeitig von russischen Truppen besetzt sein würde, Serbien und Montenegro würden vergrößert. Die Dobrudscha würde von Rußland im Austausch von Bessarabien an Rumänien cedirt werden. Bezüglich der Dardanellen würden alle Kriegsschiffe, abgesehen von einzelnen Ausnahmen, von der Durchfahrt ausgeschlossen sein. Die an Rußland zu zahlende Kriegskosten=Entschädigung würde 140 Millionen Rubel betragen. Zur Deckung derselben würde die Pforte Batum, Kars, Bajazid, Ardahan mit den dazu gehörigen Territorien abtreten. Die Pforte würde außerdem eine bedeutende Summe in Obligationen zu bezahlen haben, deren Zinsen und Amortisirung durch den Tribut Bulgariens und Aegyptens, durch die Einkünfte Anatoliens und durch die Minen von Heraclea garantirt würden. Zehn Millionen Rubel sollen sofort bezahlt werden. Die Sulina=(Donau=)Mündungen würden wieder hergestellt werden.
10,000 Russen haben St. Stefano besetzt und sehen den Häusern in Constantinopel unmittelbar in die Fenster. Das Hauptquartier des Großfürsten Nicolaus ist daselbst.


- Die preußischen Eisenbahnen sind angewiesen worden, in dieser Zeit der Noth ihren Bedarf an Kohlen, Schiefer, Locomotiven u. s. w. möglichst in Preußen und Deutschland zu decken. Die oberschlesische Bahn hatte jüngst Locomotiven bei der Sigl'schen Fabrik in Wien bestellt, weil diese am billigsten liefere, der Handelsminister bewog sie aber, die Bestellung zu kündigen und bei deutschen Fabriken arbeiten zu lassen. Bei der Lieferung von 100 Locomotiven für die Staatsbahn Berlin=Metz hatte Sigl in Wien ebenfalls den billigsten Preis gestellt, der Handelsminister hat aber wiederum darauf bestanden, daß die Arbeit deutschen Fabriken zugewiesen werde.
- Das 5. deutsche Turnfest wird vom 27. bis 30. Juli in Breslau gehalten. Mit demselben wird die Gedächtnißfeier des 100jährigen Geburtstags des alten Jahn verbunden.
- In München soll ein Student am Hungertyphus gestorben sein. - In Urschau in Bayern hat der Förster Reisperger einen achtender Hirsch im tiefen Schnee lebend gefangen. - In Mainz wurde ein Wildprethändler dieser Tage wegen Betrug verhaftet, weil er 6 abgezogene Katzen als Hasen feilgeboten hatte. Man fand die Mäuse in dem Magen. - In Aachen wurde arsenikhaltiges Kochsalz verkauft. Mehrere Familien in einem Hause erkrankten schwer und der Arzt fand endlich die Ursache in dem Salz. Dieses ist dem betreffenden Kaufladen weggenommen worden.
- Am 30. Januar Morgens wurde die Botenfrau Wittwe Rasch aus Preust bei Danzig auf dem Wege überfallen, durch Messerstiche verletzt, beraubt, bei lebendigem Leibe gepfählt und endlich an den Kleidern in Brand gesteckt, so daß sie eines qualvollen Todes gestorben ist. Dieses haarsträubende Verbrechen haben die Arbeiter Klein und Nagel aus Preust verübt; der erstere ist verhaftet, der andere flüchtig. Auf die Ergreifung hat die Regierung eine Belohnung von 300 Mark ausgesetzt.


Hausfrauen aller Stände und besonders die des guten Bürgerstandes machen wir heute auf unsern Inseratentheil aufmerksam. Zwei Artikel Oswego= Stärke und amerikanisches Mais=Mehl werden darin ihrer vorzüglichen Eigenschaften wegen empfohlen. Diese unentbehrlichen Haushaltsbedürfnisse, vor mehr als 25 Jahren durch den Amerikaner Kingsford erfunden, sind seit jener Zeit allen Verbesserungen unterzogen und zur höchst erreichbaren Qualität gebracht worden. Die von diesen Artikeln gemachten Analysen weisen nach, daß sich in 1000 Loth nur 2 Loth fremder Bestandtheile befinden. Die Packete sind mit dem Namen T. Kingsford & Sohn versehen. Nicht minder ist das "Frederick'sche Hefenmehl und Puddingspulver" zu empfehlen, und ist auch dieser Artikel für den Haushalt von unzweifelhafter Bedeutung. Das vorzügliche Hefenmehl wird sich bald die Gunst aller Hausfrauen erwerben.


Anzeigen.

Der am 5. Juni 1858 verstorbene Zieglermeister und Büdner Johann Joachim Kähler zu Woitendorf hat in seinem unterm 1. März 1858 zu amtsgerichtlichem Protocolle errichteten Testamente seine zur Universal=Erbin ernannte Ehefrau, Maria Magdalena Dorothea geb. Kaven, in der Art mit Vermächtnissen belastet, daß nach deren Ableben die von ihm nachgelassenen Capitalien sowie außerdem eine Summe von 500 Taler (Mecklenburg) (1500 M.) an die Kinder der Brüder und Schwestern seines Vaters nach Köpfen vertheilt werden sollten.
Die Ehefrau trat die ehemännliche Verlassenschaft auf Grund des Testaments an, verstarb am 8. December 1874 und hinterließ zufolge testamentarischer Bestimmung ihre 3 Halbschwestern:

a. die Hauswirthsfrau Henriette Lewitz geb. Kaven zu Sterley,
b. die Schusterfrau Sophie Langhoff geb. Kaven zu Dechow,
c. die Käthnerfrau Caroline Dettmann geb. Kaven ebendaselbst

zu Erben ihres Nachlasses, welche letzteren angetreten haben und nunmehr verpflichtet sind, die in dem Nachlasse vorgefundenen Capitalien des wail. Büdners Kähler sowie 500 Taler (Mecklenburg) (1500 M.) an die behufigen Interessenten auszuzahlen.
Als solche Interessenten zu den fraglichen Legaten sind inzwischen zu den diesseitigen Nachlaßacten nachstehende 16 Personen:

  1. Wittwe Catharina Dorothea Magdalena Busekist geb. Kähler zu Göhren,
  2. Johann Carl Friedrich Kähler, Fischereipächter zu Neu=Kogel,
  3. Christina Maria Elisabeth Langhans geb. Kähler, Ehefrau des Hufenaltentheilers Langhans zu Hollenbeck (bei Seedorf, Lauenburg),
  4. Johann Christian Wilhelm Kähler, Arbeitsmann zu Ziethen,
  5. Anna Catharina Elisabeth Langhans geb. Kähler, Ehefrau des Halbhufners Langhans zu Ziethen,
  6. Maria Sophia Catharina Junge geb. Kähler, Ehefrau des Schneiders Junge zu Hollenbeck,
  7. Johann Dorothea Magdalene Puls geb. Kähler Ehefrau des Fuhrmanns Puls zu Hamburg,
  8. Johann Friedrich Kähler, Ziegler zu Politz bei Oldesloe,
  9. Johann Carl Kähler, Schulze zu Kl. Siemz,
10. Johann Friedrich Peter Kähler, Landbriefträger zu Schönberg,
11. Joachim Heinrich Christian Kähler, Maurergeselle zu Schönberg,
12. Johann Heinrich Carl Kähler, Klempner zu Hagenow,
13. Marie Sophia Deecke geb. Kähler, Ehefrau des Schuhmachers Deecke zu Hagenow,
14. Maria Sophia Techant, Ehefrau des Töpfers Techant zu Hamburg,
15. Friedrich Kähler, Ziegler zu Mölln,
16. Hans Heinrich Christoph Junge, Brinksitzer zu Castorf (bei Steinhorst, Lauenburg) Namens seiner Kinder aus der wailand Maria geb. Kähler,

aufgetreten und werden auf zulässig befundenen Antrag des Herrn Bürgermeisters Lange zu Rehna als legitimirten Bevollmächtigten der Erbinnen der wailand Wittwe Kähler alle Diejenigen, welche außer den vorstehend genannten 16 Personen an dem fraglichen Vermächtnisse Theil zu haben vermeinen, hiedurch geladen, zu dem auf

Freitag den 22. März k. J. (1878),
Vormittags 11 Uhr,

zur Liquidation solcher Ansprüche auf der Amtsgerichtsstube zu Rehna anstehenden Termine, in welchem der Präclusivbescheid sofort wird publicirt werden, in Person oder durch gehörig legitimirte Bevollmächtige zu erscheinen und ihre Ansprüche darzulegen und gehörig zu bescheinigen, unter dem ein für alle Mal angedrohten Nachtheile, daß die Erbinnen der wailand Wittwe Kähler durch Leistung an die sich Meldenden und Legitimirenden von den ihnen im Testamente des am 5. Juni 1858 verstorbenen Zieglermeisters und Büdners Johann Joachim Kähler zu Woitendorf gemachten Auflagen werden liberirt werden.
Gadebusch, den 14. December 1877.

Großherzogliches Amtsgericht Rehna.


[Achtung Seitenwechsel]
[ => Original lesen: 1878 Nr. 18 Seite 3][Achtung Seitenwechsel]

Holz=Auction.

Am Montag den 4. März, Morgens 9 Uhr, sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden

aus dem Heidenholze:

ca.    80 Stück eichen Wagendeichseln,
          7 Stück buchen Nutzholzblöcke
          9 Rmtr. eichen Kluft und Knüppel,
          9 Rmtr. buchen Kluft (Felgenholz),
      113 Rmtr. buchen Kluft 1., 2. und Knüppel,
        11 Fuder starkes eichen Durchforstholz,
ca. 100 Fuder buchen Durchforstholz und Zweigholz,
Schönberg, den 25. Februar 1878.

Der Oberförster     
C. Hottelet.     


Holz=Auction.

Am Sonnabend den 9. März, Morgens 10 Uhr, sollen im Garnseer Holze an Ort u. Stelle meistbietend gegen baar bei freier Concurrenz verkauft werden:

    4 Rmtr. eichen Kluft und Olm,
232 Rmtr. buchen Kluft, Olm und Knüppel.

Im Bahlen lagernd:

    5 Rmtr. eichen Kluft und Knüppel,
  16 Rmtr. buchen Olm.

Käufer wollen sich zur gedachten Zeit beim Schlagbaum am Garnsee einfinden.
Bemerkung. Das Holz im Bahlen wird am Orte der Zusammenkunft verkauft!
Schönberg, den 27. Februar 1878.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Holz=Auction.

Am Mittwoch den 6. März, Morgens 10 Uhr, sollen im Röggeliner Holze an Ort und Stelle meistbietend gegen baar verkauft werden:
     178 Rmtr. buchen Kluft und Olm.
Käufer wollen sich zur gedachten Zeit am Röggeliner Schlagbaum einfinden.
Schönberg, den 27. Februar 1878.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Am Dienstag den 5. März, Morgens 10 Uhr, sollen in der am Heidenholze belegenen Maack'schen Holzkoppel bei Lockwisch folgende Holzsortimente an Ort und Stelle verkauft werden:

14 Rmtr. buchen Kluft und Knüppel, 8 Fuder starkes buchen Durchforstungsholz, 5 Fuder Zweigholz, 2 Rmtr. eichen Kluft, 2 Rmtr. eichen Knüppel, 3 Fuder starkes eichen Durchforstungsholz, 1 Fuder eichen Zweigholz, 2 Rmtr. aspen Kluft, 3 Rmtr. fichten Kluft und Knüppel, 3 Rmtr. ellern Kluft und Knüppel, 4 fichten Blöcke, 7 eichen Blöcke und 1 kirschen Block.
Lockwisch, den 25. Februar 1878.

Die Maack'schen Curatoren         
G. Creutzfeldt.                 
J. Lenschow.                  


Das hiesige Pfarrwittwengehöft - mit Haus, Garten und Teich - soll unter der Hand verkauft werden. Kauflustige wollen sich baldigst bei dem Unterzeichneten melden.
Schlagsdorf bei Ratzeburg,
25. Februar 1878.

Gerling, Pastor.     


Kostgänger.

Für einen jungen Mann aus gebildeter Familie, in mäßigem Grade schwachsinnig, aber gutartig und lenksam, wird zum 1. Mai ein Unterkommen bei freundlichen und gewissenhaften Leuten gesucht, wo er Gelegenheit hat, sich im Freien körperlich zu beschäftigen.
Anerbietungen mit Angabe der näheren Verhältnisse und des geforderten Kostgeldes sind zu richten sub H. 0503b. an die Annoncen=Expedition von Haasenstein & Vogler in Lübeck.


Unterzeichneter empfiehlt 20 bis 30 Schock durchgewinterte Sommerkohlpflanzen, Trauer=Eschen Weiden, hoch und halbstämmige Rosen, Perl , Wachs= und Mooskränze, sehr geschmackvoll; auch empfehle mein reichhaltiges Lager von Gemüse= und Blumensämereien, sowie später Gemüse und Blumenpflanzen.

                          Hochachtungsvoll
                          H. Upahl, Handelsgärtner.
                          Schönberg.


Für Frühjahrsdüngung
empfiehlt und liefert
Ammoniak= und Nitril=Superphosphate
aus Knochenkohle
die Nitril=Superphosphatfabrik
Krümmel bei Lauenburg a/d Elbe.
A. Schram.

Lager werden in Lauenburg, Geesthacht, Schwarzenbeck und Anderorts gehalten.
Preiscourante franco auf Verlangen.


Lübecker Feuerversicherungs=Verein der Landbewohner.

Durch Rescript des Königlich Preußischen Ministerium des Innern ist nun mehr dem Lübecker Feuer=Versicherungs=Verein der Landbewohner die Concession zum Geschäftsbetriebe in der Preußischen Monarchie wieder verliehen worden.

Lübeck, den 25. Februar 1878.                                                     Die Direction


Bei allen katarrhalischen Leiden,

wie Husten, Heiserkeit, Grippe, Brustschmerzen, Verschleimung, Rauheit, Kitzel oder Kratzen im Halse, Krampf=, Keuch= und Stick=Husten, selbst bei beginnenden Kehlkopf= und Lungen=Leiden wirkt der seit bereits 17 Jahren weltbekannte L. W. Egers'sche Fenchelhonig reizmildernd und besänftigend, er befördert auffallend den Auswurf des zähen stockenden Schleimes und vermindert die Husten=Anfälle, auch wird der so unangenehme Reiz oder Kitzel im Kehlkopf sehr bald dadurch gehoben und mit ihm die häufigste Ursache der fatalen Schlaflosigkeit. Um nicht durch eine der zahlreichen Nachpfuschungen dieses bewährten Mittels hinter's Licht geführt zu werden, wolle man sich merken, daß der L. W. Egers'sche Fenchelhonig, kenntlich an Siegel, Faksimile, sowie an der in die Flasche eingebrannten Firma von "L. W. Egers in Breslau" allein echt zu haben ist in Schönberg beim Buchbinder C. Sievers.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 18 Seite 4]

Ein seltenes Ereigniss

ja, ein im Buchhandel gewiß Sensation erregender Fall ist es, wenn ein Buch 100 Auflagen erlebt, denn einen so großartigen Erfolg kann nur ein Werk erzielen, welches sich in ganz außerordentlicher Weise die Gunst des Publikums erworben hat. - Das berühmte populär=medicinische Werk: "Dr. Airy's Naturheilmethode" erschien in

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und liegt darin allein schon der beste Beweis für die Gediegenheit seines Inhalts. Diese reich illustrirte, vollständig umgearbeitete Jubel=Ausgabe kann mit Recht allen Kranken, welche bewährte Heilmittel zur Beseitigung ihrer Leiden anwenden wollen, dringend zur Durchsicht empfohlen werden. Die darin abgedruckten Original=Atteste beweisen die außerordentlichen Heilerfolge und sind eine Garantie dafür, daß das Vertrauen der Kranken nicht getäuscht wird. Obiges 544 Seiten starke, nur 1 Mark kostende Buch kann durch jede Buchhandlung bezogen werden, man verlange und nehme jedoch nur "Dr. Airy's Naturheilmethode", Original=Ausgabe von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig.

 

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Gesucht wird zu Ostern ein Kuhfutterer von

H. Pumplün, Pfarrackerpächter.
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Gesucht wird zu sofort oder zu Ostern ein Hausknecht mit guten Zeugnissen von

Gastwirth Creutzfeldt
in Carlow.


Gesucht zu Ostern d. J. ein tüchtiges Stubenmädchen von

Hof Schlagsdorf.                                                     Auguste Sick.


Gesucht

zu Ostern ein Bursche, der die Müllerei erlernen will.

Pfaffenmühle bei Ratzeburg.     


Verkauf einer Landstelle
in der Nähe Lübecks,

70 Tonnen Aussaat, sehr guten Boden mit fast neuem Inventar. Kaufpreis 22,000 Thaler. Anzahlung nach Uebereinkunft. Näheres: Gastwirth Holst, zur "Sonne", Lübeck.


Hierdurch machen wir bekannt, daß wir mit Erlaubnis des Herrn Oberförsters Hottelet dessen Revierjäger Klennloff den Schutz über unsere Buschkoppeln übertragen haben.
Kl. Siemz, den 18. Februar 1878.

                          Für die Hauswirthe der Schulze,
                          C. Kähler.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag, 3. März.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 21 M 50Pfennig.
Roggen12 M 50Pfennig  bis 14 M 30Pfennig.
Gerste14 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Hafer12 M -Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Erbsen14 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,10 .
Hasen das St. M3,00 .
Hühner d. St. M1,30 .
Spickgans d. St. M3,00 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 18 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 18 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 1. März 1878.


Ein Zug aus dem Leben des Kaisers.
[Erzählung.]

[ => Original lesen: 1878 Nr. 18 Seite 6]

Ein Zug aus dem Leben des Kaisers.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]


- In Wien ist 73 Jahre alt der Graf Sandor gestorben, der Schwiegersohn des alten Fürsten Metternich und der Vater der viel genannten Fürstin Pauline Metternich. Wie sein Schwiegervater s. Z. der Kutscher Europas war, so war Sandor der tollkühnste Reiter der Welt, kein Kunstreiter übertraf ihn. Seiner Bravourstücke waren unzählige, sie sind Thatsache, aber es war, als ob sie Münchhausen erfunden hätte. Mit seinem Pferde setzte er über einen mit 3 Pferden bespannten Bauernwagen, ritt er 2-3 Treppen hoch zu Besuch, setzte bei Pest über die Donau, während das Eis im Gang war. Vierspännig fuhr er in Pest die hohe Frei=Treppe an der Donau hinauf und hinunter. Er war ein Original und in Wien und Pest bekannt wie ein weißer Pudel. Als man ihm 1848 eine Katzenmusik brachte (sie galt dem Schwiegersohn Metternichs), spektakelte er sammt seinen Dienern oben auf dem Balkon selber mit, ging dann hinunter zu den tobenden Musikanten, half ihnen die Fenster seines Hauses einwerfen und fragte: wohin gehen wir jetzt? Ein Theil seiner Originalität ist auf seine Tochter übergegangen, die am Hofe Napoleons eine so große Rolle spielte und der Wildfang genannt wurde.
- Ein Wunder der Mechanik. In der Buchdruckerei der Zeitung "Republikan" in der Stadt St. Louis ist eine Hoe=Presse aufgestellt, die als ein wahres Wunder bezeichnet werden muß. Dieselbe druckt 24,000 Bogen auf beiden Seiten in einer Stunde, d. h. 400 in einer Minute; zugleich werden die Bogen gefalzt, beschnitten und deren Rücken zusammengeklebt, so daß die Zeitung mit ihren Beilagen wie ein Buch gelesen werden kann. Die Vollkommenheit, zu welcher man es im Bau von Buchdruckerpressen gebracht hat, ist ganz erstaunlich. Vor ungefähr 5 Jahren wurde die erste dieser Art Pressen in der Office der 'Philadelphia Times' eingeführt, druckte aber blos 10,000 Exemplare in der Stunde.
- Nichts Neues unter der Sonne hat sich auf einem vornehmen Balle in Prag ereignet. Da gefiel einem Tänzer seine schöne Tänzerin so gut, daß er ihr einen Kuß auf den Nacken und sie ihm eine klatschende Ohrfeige gab. Das wäre über gewesen, aber es kam ärger. Der Bräutigam nahm sich seiner Braut an, rasch kam's vom Wortgefecht zum Faustkampf. Weiter konnte man nichts sehen, denn es wurden alle Lichter ausgelöscht.
- Was die Kinder für Einfälle haben? Ein Knabe fragte: Nicht wahr, Mama, der Himmel wird bei der Nacht schwarz angemalt und am Tag wieder blau? - Ein Mädchen: Warum liest denn der Herr Pfarrer das Gebet vor? Kanns denn der liebe Gott nicht selber lesen? - Ein anderes meint: "Gelt, Papa, die Affen kommen auch in den Himmel! - Wie viel schöner ist das, als die Drohung des Herrn Caplans im Algäu, der auf der Kanzel sprach: Wenn Ihr den Völk in den Reichstag wählt, so müßt Ihr alle lutherisch werden und Eure Kinder stammen nachher von den Affen ab!
- Ein Jüngling, der sich durch reine Wäsche, Bescheidenheit und sehr methodisches Verfahren in all' seinen Unternehmungen auszeichnete, ging auf Freiersfüßen. Er hatte zuweilen eine junge Dame Sonntags Abends von der Kirche heimgeleitet und dann noch einen kleinen Imbiß bei ihr im Hause genommen, und letzten Sonntag, nachdem sich das Elternpaar discret zurückgezogen, sagte er plötzlich zu ihr: "Sprechen Sie im Schlaf?" - "Nein," antwortete sie überrascht. - "Wandeln Sie Nachts?" fragte er dann. - "Nein, mein Herr." - Er rückte seinen Stuhl einen Zoll näher und fragte mit gesteigertem Interesse: "Schnarchen Sie?" - "Nein." erwiederte sie hastig, ihn ernsthaft anschauend. Bei dieser Antwort fingen seine Augen förmlich an zu glänzen. Seine Lippen theilten sich erwartungsvoll und indem er seinem Stuhl wieder einen Ruck gab, fragte er lebhaft: "Werfen Sie ihre ausgekämmten Haare in's Waschbecken?" - "Wa-a-s?" stammelte sie mit starrem Antlitz. Er wiederholte die Frage in nervöser Hast. "Nein, das thue ich nicht," antwortete sie; und wieder rutschte sein Stuhl näher, während seine Erregtheit sich steigerte, so daß er kaum ruhig sitzen konnte. "Reinigen Sie den Kamm, wenn sie fertig sind?"- "Natürlich, jedes Mal, sagte sie, ihn mit aller Macht anstarrend. Im nächsten Augenblick lag er vor ihr auf den Knieen und streckte die Arme zu ihr auf. "Ich liebe Dich, rief er leidenschaftlich. Ich gebe Dir mein ganzes Herz. Liebe mich, ich werde Dein Sklave sein. Liebe mich, wie ich Dich liebe, und ich will Dich auf Händen tragen. Oh, willst Du mich annehmen als Deinen Geliebten, Deinen Beschützer, Dein Alles?" Es war ein kritischer Moment für eine junge Dame in ihrem Alter, aber sie war dem Außerordentlichen gewachsen, - was gewöhnlich bei Mädchen der Fall ist - und - sie nahm ihn.


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