No. 19
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. März
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 19 Seite 1]

     Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 25. Februar d. J. bringe ich hiedurch zur allgemeinen Kenntniß, daß vor der Musterungs=Commission die Hauptmusterung der von den Districtsvorständen beorderten Pferde des hiesigen Fürstenthums stattfinden wird

1) für die Stadt Schönberg, die sämmtlichen Ortschaften der beiden Vogteien Rupensdorf und Stove, sowie für das Gut Torrisdorf am

Dienstag, den 26. März d. Js.,
von Morgens 8 Uhr an,

     in Schönberg auf dem sogenannten Amtsbauplatze gegenüber dem Schützenhause,

2) für sämmtliche Ortschaften der Vogtei Schönberg am

Mittwoch, den 27. März d. Js.,
von Morgens 8 Uhr an,

     in Schönberg auf dem sogenannten Amtsbauplatze gegenüber dem Schützenhause,

3) für sämtliche Ortschaften der Vogtei Schlagsdorf am

Donnerstag, den 28. März d. Js.,
von Morgens 9 Uhr an,

     in Schlagsdorf auf dem Dorfplatze in der Nähe des alten Kirchhofes,

4) für sämmtliche Ortschaften der Vogtei Mannhagen, sowie für das Gut Horst am

Freitag, den 29. März d. Js.,
von Morgens 10 Uhr an,

     im Dorfe Mannhagen auf der Dorfstraße vor dem Viceschulzengehöfte.

   Die Besitzer der von den Districtsvorständen als diensttauglich bezeichneten Pferde haben letztere in dem bestimmten Termine pünktlich an Ort und Stelle vorzuführen.

   Schönberg, den 28. Februar 1878.

Der Großherzogliche Bezirkscommissarius.
F. Graf Eyben.


Der gegenwärtige Stand der Orientfrage.

[] Nachdem die Türkei durch den Fall von Plewna und Sofia ihre Schlagfertigkeit verloren, sich ganz in die Hände Rußlands gegeben sah, richteten sich ihre Blicke hülfebittend auf England, dessen bisheriges Verhalten sehr wohl eine Parteinahme für die Türkei erwarten ließ. Die Pforte muß auf eine solche auch ganz sicher gerechnet haben, denn sonst würde man dem englischen Botschafter in Constantinopel, Bayard, nicht so viele Complimente gemacht, sondern von jeder Einmischung in die inneren Fragen ausgeschlossen haben.
Wochenlang schien es so, als ob England seine der Pforte gemachten Zusicherungen auf militärische Unterstützung einlösen wollte. Im englischen Parlamente wurden kriegerische Reden vom Stapel gelassen und der Telegraph hatte alle Hände voll zu thun, um die übrige Welt mit Nachrichten von den kriegerischen Vorbereitungen Englands zu versorgen. Wirklich wurde die Besatzung der Insel Malta um einige Bataillone verstärkt und ein Theil der Kanalflotte nach dem Mittelmeer geschickt.
Ja, England ging noch weiter, indem es in offenbarem Widerspruch mit dem Pariser Vertrage einigen seiner Kriegsschiffe die Einfahrt in die Dardanellen befahl. Da man aber sah, daß dies doch nicht die gewünschte Wirkung auf Rußland übte, so - - rief es die Schiffe wieder zurück; abermals große Parlamentsreden und Drohungen gegen Rußland - dann fuhren die Kriegsschiffe wirklich in die Dardanellen ein und ankerten vor Konstantinopel. Aber wie lange? Zwei Tage! Dann nahmen sie zwanzig Meilen von dieser Stadt ihre Stationen.
Hieraus wurde der Welt allmählig klar, daß auch auf die Engländer das alte Sprichwort paßt:
Hunde, die da bellen, beißen nicht, und so ist denn London nicht mehr, wie vor vier Wochen, der Schwerpunkt der weiteren Verwickelungen in der Orientfrage. Dieser Schwerpunkt ist vielmehr, ziemlich unvermuthet, nach Wien verlegt worden.
Trotz aller offiziösen Bemäntelungen oder direkten Ableugnungen bleibt für den nüchternen Beobachter die Thatsache bestehen, daß in Oesterreich die Vorarbeiten für eine Mobilmachung mit aller Emsigkeit betrieben und bis ins Kleinste hinein die vorbereitenden Maßregeln getroffen werden, um die gesammten Wehrkräfte in kürzester Zeit auf den Kriegsfuß stellen zu können. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß bereits Verfügungen getroffen werden, welche sich auf einen konkreten Mobilisirungsfall beziehen. Im Reichskriegsministerium wie in den verschiedenen Generalstabsbureaus herrscht eine fieberhafte Thätigkeit und finden ununterbrochen Sitzungen und Berathungen statt.

[ => Original lesen: 1878 Nr. 19 Seite 2]

Die Kriegseintheilung für alle bei den Hauptquartieren und bei den Stäben zur Verwendung gelangenden Organe sind bereits festgestellt und den betreffenden Personen mitgetheilt worden; - in gleicher Weise sind auch schon die Grenzen für das erste Avancement fixirt. Die Heeresverwaltung ist bereits auch mit mehreren Unternehmern wegen Lieferung größerer Vorräthe von Verpflegungsbedürfnissen in Unterhandlung getreten.
In Ungarn und Galizien werden durch die Intendanzen gleichfalls Maßregeln wegen Ansammlung von Verpflegungsvorräthen getroffen. Durch die Verpflegungsmagazine wurde bereits die beurlaubte Mannschaft zur Dienstleistung einberufen. Ebenso sind wegen möglichst rascher Durchführung der Truppen= und Kriegsmaterial=Transporte die Vorbereitungen in vollem Zuge. In dem Bureau des Generalstabes für Eisenbahn= und Telegraphenwesen werden im Einvernehmen mit den Bahnverwaltungen die Kriegs=Fahrordnungen entworfen und zwar auf Basis der größtmöglichen Leistungsfähigkeit der einzelnen Bahn und in der Weise, daß beim Beginn der Militär=Transporte der gewöhnliche Verkehr ganz eingestellt oder nur theilweise beschränkt wird. Das erforderliche Pferdematerial ist gleichfalls sichergestellt und auf Grund des Assentplanes auf die verschiedenen Länder und Provinzen repartirt.
Diese Maßnahmen werden durch die neuesten Nachrichten aus Petersburg in Besorgniß erregendster Weise illustrirt. Rußland ist entschlossen, die orientalische Frage ein für allemal jetzt zu lösen, und wird selbst einen Krieg gegen Oesterreich und England vorziehen, ehe es ein Jota von seinen Forderungen nachgiebt.
Bei diesem thatsächlichen Stande der Sache ist das Zustandekommen der Konferenz wieder sehr problematisch geworden. Wenn Deutschland seinen vom Reichskanzler gezeichneten Standpunkt als "ehrlicher Friedensmakler" innehalten will, so dürfte es in nächster Zeit kaum Gelegenheit zur Ausübung seiner Maklerrolle bekommen. Kaum war von Wien aus die Nachricht verbreitet worden, daß eine 60=Millionen=Anleihe beabsichtigt sei, so kam von Petersburg gewissermaßen als Antwort darauf die Meldung, Kaiser Alexander habe die Mobilisirung von weiteren 400,000 Mann angeordnet.


Politische Rundschau.

Deutscher Reichstag. Die vergangene Woche stand noch ganz unter dem Druck der Tabakssteuerdebatten, in deren Verfolg der Finanzminister Camphausen den Kaiser um seine Entlassung bat. Am Montag begann, der Reichstag die Berathung des Reichsbudgets. Längere Debatten knüpften sich dabei an die Berathung des Justizetats, in welchen zwei neue Räthe eingestellt sind. Der Abg. Forkel schilderte die Verwirrung, in welche die Gerichtsorganisation der thüringischen Kleinstaaten gerathen ist und wünschte Abhülfe vom Reiche. - Bei dem Gehalt für den Botschafter in Petersburg wurde Fürst Bismarck gefragt, wie es mit den Verhandlungen über den Handelsverkehr mit Rußland stehe. Derselbe bemerkte, es seien Verhandlungen im Gange, allein die politischen Beziehungen der Staaten seien von geringem Einflusse auf die Handelsbeziehungen. "Wenn wir einen entsprechenden Zoll auf alle russischen Produkte legen, welche unsere Grenze passiren , dann glaube ich, daß dieses Argument nicht ohne Einfluß auf Rußland bleiben wird." - In seiner Donnerstagssitzung beschäftigte sich der Reichstag mit Elsaß Lothringen ; der Präsident der Reichslande hatte nämlich die Herausgabe eines ultramontanen Blattes, der "Elsässer", verboten. Die Regierung vertheidigte ihren Standpunkt, nach welchem das Verbot aufrecht erhalten wird.
Die Arbeiten der Budgetcommission des Reichstages machen so schnelle Fortschritte, daß deren baldige Überweisung an das Plenum zu erwarten steht. Von den Steuervorlagen erwartet man nur die Annahme des Entwurfs über den Spielkartenstempel vom Reichstage, alles Uebrige wird der Ablehnung für sicher gehalten.
Nach Delbrück und Eulenburg geht auch Camphausen, der Finanzminister, er hat bei dem Kaiser seine Entlassung erbeten. Er war seither dem Reichstage sehr angenehm (die Politiker sagen in ihrem Latein 'persona grata), hat sich aber selbst unmöglich gemacht, indem er in den Steuerdebatten an dem einen Tage entschieden gegen das Tabaksmonopol und anderen Tags unter dem Drucke des Reichskanzlers ebenso entschieden für das Tabaksmonopol sprach. Solcher äußeren und inneren Widersprüche sind in den letzten Wochen viele zum Vorschein gekommen und Niemand weiß genau, wo man hält. Delbrück hat sich s. Z. solchen Dingen durch seinen Rücktritt entzogen, er blieb ohne Schuld und Fehle und hört jetzt oft den leisen Seufzer: Ist kein Delbrück da?
Die große Rede des Fürsten Bismarck über die gegenwärtige Lage der orientalischen Verwickelungen beschäftigt noch immer die Gemüther im Auslande und findet noch immer neue Auslegungen in der ausländischen Presse. Am meisten scheint die englische "Times" mit ihrem Vorwurfe den Nagel auf den Kopf zu treffen. Fürst Bismarck blicke auf die Erregung und Beunruhigung anderer Staaten mit einer halb geringschätzigen Gleichgültigkeit hin und gebe ihnen zu verstehen, daß er ihretwegen Deutschland keiner Gefahr aussetzen werde. Möge sie damit Recht behalten, deutsches Pulver darf auch nur für deutsche Interessen verschossen werden!
Das Gerichtskosten=Gesetz ist im Ausschuß des Bundesraths für Justizwesen berathen worden. Dieser Gesetzentwurf, welcher ohne wesentliche Aenderungen von dem Ausschuß demnächst an den Bundesrath gelangen wird , dürfte auch in diesem eine ebensolche Aufnahme finden.
Zur weiteren Durchführung der Reichsjustizgesetzgebung ist nunmehr im Reichsjustizamt der Entwurf eines Strafvollzuggesetzes ausgearbeitet worden, welcher zunächst einer Commission von Sachverständigen zur Begutachtung vorgelegt werden soll.
Mit der Einziehung der Einsechstelthaler=(Achtschillings=)Stücke ist der vorletzte Schritt zur Vollendung der Münzreform geschehen, da jetzt nur noch von Landesmünzen die Thalerstücke übrig bleiben, von welchen man annimmt, daß sie in zwei Jahren eingezogen werden können.
Die gegenwärtig für das ganze deutsche Staatsgebiet angeordnete Revision des gesammten Pferdebestandes beruht auf dem Pferdeaushebungs=Reglement vom 9. December 1876, wonach eine solche Musterung von sechs bis zu sechs Jahren vorgenommen werden muß. Dieselbe hat den Zweck, ein Urtheil darüber zu gewinnen, wieviel kriegsdiensttaugliche Pferde überhaupt vorhanden sind und ob das den Kreisen für den Mobilmachungsfall zugetheilte Contiguent mit dem vorhandenen Pferdebestande in richtigem Verhältnisse steht.
Papst Leo litt in voriger Woche so heftig an Rheumatismus und Zahnschmerzen, daß er mehrere Tage wider Gewohnheit seine Gemächer nicht verlassen hat; er ist überhaupt seit seiner Erhebung sehr abgespannt. Seine Umgebung findet, er gehe im Pflichteifer zu weit und erschöpfe sich in Audienzen und persönlicher Arbeit, während er bisher an geräuschlosere Lebensweise und viel körperliche Bewegung gewöhnt gewesen sei. Doch war die für ihn sehr anstrengende Krönungsfeier am Sonntag (den 3. d.) nicht abbestellt worden.
Für den Fall, daß Rußland von seiner Forderung des zu Rumänien gehörenden Stückes von Beßarabien nicht zurücktritt, wird dem Fürsten Carl die sehr ernste Absicht zugeschrieben, abdanken zu wollen. Auf der andern Seite scheint man diese Möglichkeit bereits ins Auge gefaßt zu haben; denn in russischen Kreisen wird schon Fürst Gregor Sturdza als Candidat für den rumänischen Thron genannt.


- Die Rothschild'schen Herren scheinen rar zu werden, da in diesen Tagen ein Fräulein v. Rothschild einen Herrn Goldschmidt heirathet, während bisher keine Rothschild aus der Familie heirathen durfte. Der Volkswitz sagt: Bisher haben die Rothschilds unter sich geheirathet, diesmal heirathet eine Rothschild unter sich.
- In Württemberg scheint es mit dem Reinmachen ernst zu werden; denn laut Staatsanzeiger ist bei dem Schreibtisch der Oberfinanzkammer der Kanzlist Unrath in Ruhestand versetzt und an seine Stelle der Kanzlist Umrath angestellt worden.

[ => Original lesen: 1878 Nr. 19 Seite 3]

- In Haag in Holland wurde eine furchtbar vornehme Dame verhaftet, weil sie einen Giftmord versucht hat.
- Der erste Hauptgewinn der Albertvereins=Lotterie, ein silbernes Tafelservice im Werthe von 30 000 Mark, ist einem preußischen Dorfschullehrer zugefallen, welcher jedoch auf das Service verzichtete und sich mit der Abstandssumme von 24,000 Mark begnügte. Der zweite Hauptgewinn, ein Silberservice von Leipzig, hat seinen Weg nach Chemnitz genommen.
- In einer höchst feinen Berliner Speisewirthschaft bestellte kürzlich ein Herr ein Beefsteak. Man brachte ihm auf elegantem Teller das Gewünschte, aber in äußerst kleinem Format. "Warten Sie!" sagte er zum Kellner, spießte ruhig den Bissen auf die Gabel, ging ans Fenster, besah ihn lange und genau und sagte dann: "'s ist richtig. Von dieser Sorte Rindfleisch können Sie mir ein Beefsteak machen lassen."
- Aus der Naturgeschichte. Lehrer: Die Nagethiere hätten wir also durchgenommen; wer von Euch kann mir jetzt wohl ein gänzlich zahnloses Geschöpf nennen? - Kleiner Knabe: Ich, Herr Lehrer! -Nun, was denn für eins? - Meine Großmutter!


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Anmeldung aller Ansprüche und Forderungen an den angeblich verloren gegangenen Hypothekenschein cum annexis, betreffend die ursprünglich auf den Namen des Bauervogt=Altentheilers Johann Joachim Ludwig Brüggemann in Walksfelde ad Fol. IVe 2ter Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die zu Mannhagen belegene Freischulzenstelle c. p. der verehel. Hennings geb. Solvie eingetragene Forderung von 100 Taler (Mecklenburg) N2/3 zu voll, wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, das auf das am 15. d. M. abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termine der Präclusiv=Bescheid abgesetzt und publicirt worden ist.
Schönberg, den 26. Februar 1878.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Zum Zweck der Vormusterung der Mobilmachungspferde haben die Pferdebesitzer hiesiger Stadt ihre Pferde am

Sonnabend den 9. März c.,
Morgens 9 Uhr,

in der Hinterstraße beim Gasthause der Wittwe Boye hieselbst unter Vermeidung der gesetzlichen Strafen dem Districtsvorstande vorzuführen.
Ausgenommen von dieser Verpflichtung sind die in der bezüglichen Bekanntmachung des Herrn Bezirks=Commissarius vom 26. Februar c. (Wöchentliche Anzeigen 1878 Nr. 18) aufgeführten Pferdebesitzer.
Schönberg, den 4. März 1878.

Der Magistrat.


Holz=Auction.

Am Sonnabend den 9. März, Morgens 10 Uhr, sollen im Garnseer Holze an Ort u. Stelle meistbietend gegen baar bei freier Concurrenz verkauft werden:

    4 Rmtr. eichen Kluft und Olm,
232 Rmtr. buchen Kluft, Olm und Knüppel.

Im Bahlen lagernd:

    5 Rmtr. eichen Kluft und Knüppel,
  16 Rmtr. buchen Olm.

Käufer wollen sich zur gedachten Zeit beim Schlagbaum am Garnsee einfinden.
Bemerkung. Das Holz im Bahlen wird am Orte der Zusammenkunft verkauft!
Schönberg, den 27. Februar 1878.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Lehrerversammlung

am 9. d. M., Nachmittags 2 Uhr, im Kruge zu Boitin=Resdorf zwecks nochmaliger Besprechung der Statuten des zu gründenden Lehrervereins im Fürstenthum Ratzeburg.

H. Oldörp.     


Holz=Auction.

Am Mittwoch den 6. März, Morgens 10 Uhr, sollen im Röggeliner Holze an Ort und Stelle meistbietend gegen baar verkauft werden:
     178 Rmtr. buchen Kluft und Olm.
Käufer wollen sich zur gedachten Zeit am Röggeliner Schlagbaum einfinden.
Schönberg, den 27. Februar 1878.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Nach kurzem Krankenlager entschlief zu einem bessern Erwachen unsere liebe Tochter Emma im Alter von 4 Jahren. Theilnehmenden Verwandten und Bekannten dies zur Anzeige von den tiefbetrübten Eltern.
Schönberg, den 4. März 1878.

Heinr. Kock und Frau,     
geb. Maaß.               


Das hiesige Pfarrwittwengehöft - mit Haus, Garten und Teich - soll unter der Hand verkauft werden. Kauflustige wollen sich baldigst bei dem Unterzeichneten melden.
Schlagsdorf bei Ratzeburg,
25. Februar 1878.

Gerling, Pastor.     


Unterzeichneter empfiehlt 20 bis 30 Schock durchgewinterte Sommerkohlpflanzen, Trauer=Eschen Weiden, hoch und halbstämmige Rosen, Perl , Wachs= und Mooskränze, sehr geschmackvoll; auch empfehle mein reichhaltiges Lager von Gemüse= und Blumensämereien, sowie später Gemüse und Blumenpflanzen.

                          Hochachtungsvoll
                          H. Upahl, Handelsgärtner.
                          Schönberg.


Für Frühjahrsdüngung
empfiehlt und liefert
Ammoniak= und Nitril=Superphosphate
aus Knochenkohle
die Nitril=Superphosphatfabrik
Krümmel bei Lauenburg a/d Elbe.
A. Schram.

Lager werden in Lauenburg, Geesthacht, Schwarzenbeck und Anderorts gehalten.
Preiscourante franco auf Verlangen.


Hierdurch machen wir bekannt, daß wir mit Erlaubnis des Herrn Oberförsters Hottelet dessen Revierjäger Klennloff den Schutz über unsere Buschkoppeln übertragen haben.
Kl. Siemz, den 18. Februar 1878.

                          Für die Hauswirthe der Schulze,
                          C. Kähler.


Am 22. d. Mts., zu Ehren des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers,

Fest=Diner
in Spehr's Hotel,

wozu ergebenst einladet

Aug. Spehr, Schönberg.

Subscribtionsliste liegt bis zum Montag den 18. d. M. zur gefälligen Unterschrift bei mir aus.


Vorzügliche Chocoladen
aus der Kais. Königl. Hof-Chocoladen-Fabrik
Gebrüder Stollwerck, Cöln,
Lieferanten fast aller europ. Souveraine,

empfehlen ganz besonders für Kinder und Reconvalescenten als stärkende Nahrung. In Schönberg bei Herrn Wigger Nachfolger, F. Lundwald, in Herrnburg bei Joachim Kleinfeldt.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 19 Seite 4]

Lübecker Feuerversicherungs=Verein der Landbewohner.

Durch Rescript des Königlich Preußischen Ministerium des Innern ist nun mehr dem Lübecker Feuer=Versicherungs=Verein der Landbewohner die Concession zum Geschäftsbetriebe in der Preußischen Monarchie wieder verliehen worden.

Lübeck, den 25. Februar 1878.                                                     Die Direction


Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Gegründet 1827. Eröffnet am 1. Januar 1829.
Stand am 1. Januar 1878.

Versichert 50640 Personen mit 328,000,000 Mark
Bankfonds 78,830,000 Mark
Ausgezahlte Sterbefälle seit 1829 106,550,000 Mark
Durchschnitt der Dividende der letzten 10 Jahre 37,3 Prozent.
Dividende in den Jahren 1877 und 1878 je 41 Prozent.
Versicherungsanträge werden durch unterzeichneten Agenten entgegengenommen und vermittelt.

Wilh. Schrep, Schönberg.     


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Aug. Spehr.     


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Gesucht wird zu Ostern ein Kuhfutterer von

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Carlow.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 21 M 50Pfennig.
Roggen12 M 50Pfennig  bis 14 M 30Pfennig.
Gerste14 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Hafer12 M -Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Erbsen14 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,10 .
Hasen das St. M3,00 .
Hühner d. St. M1,30 .
Spickgans d. St. M3,00 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 19 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 19 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 5. März 1878.


Ein Zug aus dem Leben des Kaisers.
[Erzählung.]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1878 Nr. 19 Seite 6]

Ein Zug aus dem Leben des Kaisers.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]


- Am preußischen Hofe ist am 18. Januar d. J. eine neue Rangordnung ausgegeben worden. Jedem, der zu Hofe geht, ist sein Rang zugewiesen, die ganze Rangordnung umfaßt nicht weniger als 62 Stufen. Die drei höchsten Stufen nehmen ein der Oberst Kämmerer, die Generalfeldmarschälle und der preußische Minister=Präsident, die drei untersten die Kammer= und Hofjagd=Junker, die Premier= und die Seconde=Lieutenants. Die activen Generale stehen auf der 12., die Staatsminister auf der 13. Stufe, die ersten Präsidenten des Herren und des Abgeordneten Hauses auf der 14., die Räthe I. Cl. auf der 30., die Bischöfe auf der 31., die Obersten auf der 35. Stufe. Die Generalsuperindententen auf der 37., die Berliner Ober=Bürgermeister auf der 39., die Rektoren der Universitäten auf der 47., die Mitglieder des Preußischen Landtages auf der 58. Stufe. Der Reichstag und der Reichskanzler fehlen.
- Vor dem Sultan noch werden die Tscherkessen nach Asien wandern. Sie sind wilde Thiere, Bestien die ohne Unterschied Freund und Feind überfallen und niedermetzeln. Mord , Brand und Schändung sind ihre Tagesordnung, einerlei gegen wen. Sie haben türkische Dörfer niedergebrannt so gut wie christliche und alles massakrirt. Neulich wollten sie Pera, die europäische Vorstatt Constantinopels, anzünden, um nach Herzenslust zu morden und zu plündern; in Pera wohnen die europäischen Gesandten etc. Zum Glück wurde der Plan verrathen und durch regelmäßige Truppen vereitelt. Nun will man sie endlich nach Asien zurücktransportiren, woher sie gekommen und es wird ihnen nichts mehr helfen, daß der Sultan, die Prinzen und Paschas Schwiegerväter und Schwäger vieler Tscherkessen sind und mit Vorliebe die wilden Rosen des Kaukasus in ihre Hausgärten versetzen.
- Der Glasindustrie steht, wenn sich eine eben in England und Oesterreich gleichzeitig gemachte Erfindung bewährt, eine vollständige Umwälzung bevor. Die lästig große Menge von Schlacken, welche sich bei Hochöfen anhäuft, hat schon längst Anlaß gegeben, auf Mittel zu ihrer Beseitigung zu sinnen: man hat sie zu Wegbauten benutzt, in neuerer Zeit ein Filtrir= und Umhüllungsmittel daraus gewonnen (Schlackenwolle), allein damit war nur wenig geholfen. Man fing deshalb an, die Schlacke zur Glasfabrikation zu verwenden und es soll dies so gut gelungen sein, daß sich in England eine große Gesellschaft gebildet hat, um die Erfindung auszuführen. Die Schlacke wird, so wie sie aus dem Hochofen kommt, glühend verwendet und damit eine enorme Ersparniß an Brennstoff erzielt, abgesehen davon, daß der Rohstoff nichts kostet.
- Wie man ein Hexenmeister werden kann, hatte vor einiger Zeit ein Berner Nationalrath erfahren. Derselbe besaß unter seinem Hausgesinde zwei Knechte: Hans und Benz. Hans war schon einige Jahre im gleichen Dienst und hatte sich, wie er sagte, "tusig Pfund" (etwas über tausend Francs) erspart, die er in einem Säcklein in seinem "Tröglein" aufbewahrte. Benz war durch Hansens Empfehlung in das Haus seines Brodherrn gekommen, hatte sich aber die Sympathien seines Brodherrn nicht sehr zu erwerben gewußt. Eines schönen Morgens klagte Hans seinem Meister, die "tusig Pfund" sammt Säcklein seien ihm gestohlen worden. Der Letztere, in der sichern Ueberzeugung, daß der Dieb nur im Hause selbst gesucht werden könne, tröstet ihn, giebt ihm ein uraltes Gebetbuch und einen Nagel und heißt ihn den Nagel am Morgen vor Sonnenaufgang unter dem Ablesen einer gewissen Gebetsformel in einen Baum schlagen, den ersten Tag nur zur Hälfte, den zweiten zu drei Viertheilen und den dritten, wenn bis dahin das Geld nicht zurück sei, ganz. Damit werde dem Diebe das Lebenslicht ausgeblasen. Nur solle er keinem Menschen ein Wort davon sagen, als höchstens seinem Schlafkameraden, dem Benz, damit die Sache unbeschrieen bleibe. Hans thut, wie ihm befohlen, sagt das Gebet her, schlägt den Nagel zur Hälfte ein und versetzt demselben, um ja nichts zu versäumen, noch einen Streich extra. Das Geld kommt noch nicht zurück. Am anderen Morgen wiederholt der Befohlene mit tiefer Inbrunst das Experiment, sodaß der Nagelkopf nur wenig mehr vom Baume absteht. Am dritten Morgen aber, als Hans dem Bösewicht den Todesschlag versetzen will und aus der Kammer tritt, liegt das Säcklein mit den vollgezählten "tusig Pfund" auf der Schwelle derselben. Darüber herrscht großer Jubel in Israel, nur bei Benz nicht, der nach Artikel 79 des Bundes=Strafrechtes auf dem Wege des Administrativverfahrens seines Dienstes entlassen wird. Hans aber legt nun sein Geld in die Sparkasse. Nicht lange gehts jedoch, so kommen von Nah und Fern, zwei bis drei Stunden weit her, Bestohlene, um die Hülfe und den Beistand des braven Volksvertreters zur Herbeischaffung der ihnen abhanden gekommenen Gegenstände anzusprechen, und der Mann darf froh sein, daß er nicht einige Jahrhunderte früher gelebt hat, wo das hochnothpeinliche Halsgericht mit so geschickten Leuten nicht lange Federlesens machte.


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