No. 8
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. Januar
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 8 Seite 1]

Bekanntmachung.

   Die Räudekrankheit unter den Schaafen des Hauswirths Baars in Niendorf ist erloschen.
   Schönberg, den 19. Januar 1878.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Der deutsche Kaiser soll den Wunsch geäußert haben, das 15. Armeekorps (Elsaß=Lothringen) im Mannöver zu sehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Straßburg das Standquartier werden, von welchem aus im Herbst d. J. das Manöverfeld täglich besucht wird.
Die jüngsten Kammerverhandlungen im Großherzogthum Hessen haben ergeben, daß in der Staatsschuldentilgungskasse seit Jahren schlimme Unregelmäßigkeiten vorgekommen sind und die Verhaltung der Hauptstaatskasse eine durchaus schlechte war. Der Großherzog hat es abgelehnt, die von dem Finanzminister in Folge jener Verhandlungen erbetene Entlassung zu genehmigen. Der Minister soll bleiben, bis die ganze Angelegenheit vollständig ausgetragen ist.
Wahrscheinlich ist der letzte Kanonenschuß in diesem unglückseligen Kampfe auf der Balkanhalbinsel bereits gefallen. Nicht nur Philoppopel ist ohne Schwertstreich von den Russen genommen worden, sondern auch Adrianopel ist seit Sonntag früh im Besitz der Russen, denen nunmehr, wenn die Waffenstillstandsverhandlungen nicht zum Frieden führten, der Weg nach der Siebenhügelstadt am Bosporus offenliegen würde. Die Räumung Adrianopels türkischerseits, die gleichfalls ohne Schwertstreich erfolgte, soll nicht auf militärischen sondern auf politischen Gründen beruhen; Großfürst Nikolaus hätte nämlich, einer englischen Version zufolge, den ihm von der Pforte zugeschickten Unterhändlern erklärt, er könne die Verhandlungen nur in Adrianopel führen. Darauf ordneten die Bevollmächtigten die Räumung der genannten Stadt telegraphisch an. Die muhamedanische Bevölkerung verließ die Stadt; die Patriarchen und christliche Bürgergarde hielten die Ordnung aufrecht und am Sonntag früh marschirten die Russen ein.
In Konstantinopel verbreitet sich immer mehr und mehr die Ansicht, daß die Pforte durch die bedrohliche Gestaltung der Verhältnisse, namentlich in der Hauptstadt selbst, gezwungen werden würde, um jeden Preis die Einstellung der Feindseligkeiten zu erkaufen. Gegen 300,000 Menschen sollen auf der Flucht nach Konstantinopel begriffen sein. Der Oberbefehl über die Truppen zur Vertheidigung der Hauptstadt und die Vertheidigungslinie ist Mukthar Pascha anvertraut worden.
Zu allem Unglück für die Pforte ist nun auch noch in Thessalien ein Aufstand ausgebrochen, der übrigens lange vorbereitet war. 500 Insurgenten haben die Waffen ergriffen. Die Thessalier, die sich in Griechenland aufhielten, sind als Freiwillige in die Reihe der Aufständischen eingetreten, die unter Fahnen mit den griechischen Farben kämpfen.
Die auf Kreta gebildete Nationalversammlung hat den Mönch Kalaidi abgesandt, um dem Kaiser von Rußland eine Petition zu überreichen, worin der Kaiser zu den Siegen über die Türken beglückwünscht und ersucht wird, bei dem Abschluß des Friedens auch Kretas eingedenk zu sein.
In Kleinasien ist Erzerum von den Russen isolirt, Streifcolonnen sind auf dem Wege nach Trapezunt bis in das Thal des Tschoruk=Flusses gedrungen und haben sich bei Baiburt und Ispir festgesetzt.
Trotz dieser für die Pforte überaus ungünstigen Lage der Dinge hat der Sultan dennoch, um für den Fall der Unannehmbarkeit der russischen Friedensbedingungen weiter kämpfen zu können, den türkischen "Landsturm" aufgeboten - vielleicht nur, um den Mohamedanern zu zeigen, daß er die allerletzten Mittel aufgeboten habe, ehe er den für die Türkei sicherlich nicht allzu glimpflich ausfallenden Frieden schloß.
Die Berliner officelle "Prov.=Corr." bringt an der Spitze ihrer neuesten Nummer in Betreff der Waffenstillstands= und Friedensverhandlungen nachstehenden Artikel: Mit gespannter Erwartung sind in diesem Augenblicke Aller Augen auf das Russische Hauptquartier in Rumelien gerichtet, nicht mehr um über weitere Kriegsoperationen Aufschluß zu erhalten, sondern um die Kunde von den mehr oder minder nahen Friedensaussichten zu vernehmen. Früher als irgend Jemand es noch vor Kurzem, selbst nach dem Fall von Plewna, ahnen konnte, ist durch die gewaltigen Erfolge des kühnen Winterfeldzugs der Russen der Augenblick herbeigekommen, wo die Türkei ihre militärische Widerstandskraft erschöpft sieht und um Frieden bittet. Nachdem sie die Vermittelung Europa's, dessen Stimme sie vor dem Kriege nicht gehört hatte, und die besondere Vermittelung Englands vergeblich angerufen hatte, mußte sie den einzig möglichen Weg zum Frieden, den Weg unmittelbarer Verhandlung mit Rußland einschlagen. Seit einigen Tagen sind denn die Abgesandten der Pforte im Hauptquartier zu Kasanlik mit den Russischen Feldherren versammelt, um die Vorbedingungen eines Waffenstillstandes zu verabreden. Da aber die wichtigste und entscheidende Voraussetzung für den Waffenstillstand die wirkliche Bereitschaft der Türkei zum Friedensschlusse ist, so wird man in ernsten und erfolgreichen Waffenstillstandsverhandlungen zugleich die Wahrscheinlichkeit eines baldigen Friedens erblicken dürfen. Der volle Abschluß freilich wird nicht durch die Entschließung der beiden kriegführenden Mächte allein bestimmt werden: die Lösung der in Betracht kommenden Fragen wird theilweise nicht ohne das Einverständnis und die Mitwirkung der Europäischen Mächte erfolgen können. Aber die bisherigen

[ => Original lesen: 1878 Nr. 8 Seite 2]

Beziehungen unter den Mächten scheinen die Zuversicht zu begründen, daß es auch in diesem entscheidenden Abschnitte der Orientalischen Verwickelung gelingen werde, die Lösung unter voller Wahrung des Friedens zu erreichen. Die Weisheit und Mässigung des Kaisers Alexander, die innige und vertrauensvolle Verbindung desselben mit den benachbarten Mächten, und nicht minder die soeben von Neuem bekundeten friedlichen Neigungen Englands, scheinen die Bürgschaft zu gewähren, daß die jüngste Orientalische Krisis, früher als es gehofft werden konnte, einen friedlichen Abschluß finde.


Anzeigen.

In Sachen betreffend den zwangsweisen öffentlich meistbietenden Verkauf der zu Mannhagen belegenen Freischulzenstelle c. p. der Ehefrau des Freischulzen Hennings von dort, Dorette geb. Solvie, wird der auf

Freitag, den 8. Februar 1878,
Mittags 12 Uhr,

anstehende Ueberbotstermin mit dem Bemerken hiedurch in Erinnerung gebracht, daß in dem Verkaufstermine am 11. d. M. ein Gebot überall nicht abgegeben worden ist.
Schönberg, den 14. Januar 1878.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.     


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf belegene Vollstelle c. p. - No. III - des Hauswirths Jochen Fick daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 9. Februar k. J.,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommene Realrechte an dem proclamirten Grundstücke, sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 13. November 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Auf Instanz eines Gläubigers soll das dem Fuhrmann J. Barkenthien zu Schönberg gehörige, an der Siemzerstraße sub. Nr. 181 belegene Wohnhaus c. p. öffentlich meistbietend verkauft werden. Demgemäß wird der Verkaufstermin auf Sonnabend, den 16. März d. J., Vormittags 12 Uhr, der Ueberbotstermin auf

Freitag den 12. April d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Justiz=Amte anberaumt, zu welchen Kaufliebhaber hiemit geladen werden. Dem Schuldner, sowie den Gläubigern wird freigelassen, in dem Verkaufstermine behufs endlicher Regulirung der Verkaufsbedingungen zu erscheinen.
Der Entwurf der Verkaufsbedingungen kann 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der Gerichts=Registratur eingesehen werden und wird aus denselben hieher bemerkt, daß die Conventionalpoen 400 M. beträgt, die eine Hälfte des Kaufgeldes bei der Tradition des Grundstücks, unter An= und Abrechnung der Conventionalpoen, die andere Hälfte des Kaufgeldes zu Michaelis 1878 zu entrichten ist mit Zinsen à 4 % vom Tage der Uebergabe an.
Gleichzeitig wird zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das zu verkaufende Grundstück, zur Vorlegung der Originalien und der sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritäts=Ausführung ein Termin auf

Sonnabend, den 16. März d. J.,
Vormittags 11 Uhr

angesetzt, zu welchem an die nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommenen Gläubiger bei Strafe der Abweisung und des Ausschlusses hiedurch Ladung ergeht.
Schönberg, den 3. Januar 1878.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Auf Antrag Dris. C. Plitt als Güterverpflegers und Contradictors der Concursmasse des insolventen Bauunternehmers Hinrich Johann Diedrich Kock werden hiedurch:

1) alle Gläubiger des insolventen Bauunternehmers Hinrich Johann Diedrich Kock unter dem Rechtsnachtheile des Ausschlusses von der Concursmasse, sowie alle diejenigen, welche an einzelne im Besitze der Concursmasse befindliche Gegenstände Ansprüche zu haben vermeinen unter dem Präjudiz des Verlustes ihres Rechts schuldig erkannt, solche Forderungen und Ansprüche binnen sechs Monaten, mithin spätestens bis zum 26. April 1878 unter Beifügung der vorhandenen Beweismittel in Original und Abschrift sowie mit Angabe des etwa in Anspruch genommenen Vorzugsrechts bei dem Güterpfleger und Contradictor Dr. C. Plitt gegen Empfang eines Anmeldescheines, im Falle dessen Widerspruchs beim Stadt= und Landgerichte, und zwar Auswärtige durch einen hiesigen Bevollmächtigten anzumelden;
2) alle diejenigen, welche zur Concursmasse gehörige Sachen in Händen haben, schuldig erkannt, von diesen Sachen und den ihnen etwa angeblich daran zustehenden Rechten innerhalb gleicher Frist Anzeige bei dem Güterpfleger und Contradictor zu machen, unter dem Rechtsnachtheile, daß sie widrigenfalls ihrer Rechte für verlustig erklärt, auch zur unentgeltlichen Herausgabe solcher Sachen verurtheilt und unter Umständen als unredliche Besitzer zur Verantwortung gezogen werden sollen;
3) alle Schuldner des Cridars aufgefordert, bei Vermeidung abermaliger Zahlung, ihre Schuld nur an den implorantischen Güterpfleger zu berichtigen.
Lübeck den 26. October 1877.

Das Stadt= und Landgericht
Zur Beglaubigung     Funk Dr., Act.


Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1858 und früher geborenen, resp. mit ihrer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat

am Mittwoch, den 30. Januar d. J.,
Vormittags in den Stunden von 9-12 Uhr,

bei uns zu geschehen. Auswärts geborene Militairpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein uns vorzulegen.
Schönberg, den 14. Januar 1878.

Der Magistrat.


Vom 1. Februar c. ab decken auf der Beschälstation Schönberg die Großherzoglichen Landbeschäler

Quastenberg, Goldfuchs, v. Chingachgook v. Blackdrop a. d. Dolphin v. Wodan v. Red Rover,
Paladin, rothbr., v. Tschibuk a. e. meckl. Stute,
Phantom, v. Cardinal a. e. meckl. Stute,
zu den bisherigen Preisen.
Neustrelitz, den 15. Januar 1878.

Großherzogliches Marstall=Amt.
D. von Bülow.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 8 Seite 3]

Holz=Auction.

Am Donnerstag den 31. Januar sollen im Garnseer Holz an Ort und Stelle nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen baar verkauft werden:

100 Rmtr. buchen Olm,
  60 Fuder = Reiserholz,
    9 Fuder ellern Wadelholz.

Zusammenkunft Morgens 10 Uhr am Schlagbaum am Garnsee.
Schönberg den 24. Januar 1878.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Kampfgenossen=Verein 1870/71.
Am Sonntag den 3. Februar d. J.,
Nachmittags 4 Uhr,
ordentliche Versammlung
im Vereinslocale.

Der Vorstand.         
I. A.: Westphal.     


Die Mitglieder des Lübecker Feuer=Versicherungs=Vereins der Landbewohner werden hierdurch davon in Kenntniß gesetzt, daß die Direction durch eine von dem hohen Senat der Stadt Lübeck unterstützte Eingabe an das königliche Ministerium des Innern in Berlin die dem Verein entzogene Concession zum Geschäftsbetriebe in der Preußischen Monarchie wiederzuerlangen sucht.
Inzwischen wird zur Vermeidung von Mißverständnissen bemerkt, daß die bei dem Verein bereits bestehenden Versicherungs=Verträge durch die Entziehung der Concession in keiner Weise berührt werden, sondern in voller Gültigkeit verbleiben.
Lübeck im Januar 1878.

Die Direction des
Lübecker Feuer-Versicherungs-Vereins der Landbewohner.


Gußeiserne Grabkreuze
in großer hübscher Auswahl
empfiehlt                                                     C. Schwedt, Schönberg.


Ein junges Mädchen sucht auf 1. Februar eine Stelle für Haus= und Küchenarbeit. Adresse : Herrn Seelig.


H. Prüss, Ratzeburg,
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Warnung! Um nicht durch ähnlich betitelte Bücher irre geführt zu werden, verlange man ausdrücklich Dr. Airy'sillustrirtes Originalwerk, herausgegeben von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig.


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Sonntag den 27. d. M.
Großes Concert
der Bergkapelle F. Günther
unter Leitung ihres Dirigenten.
Anfang 7 Uhr. Entre à Person 50 Pfennige.
Nach dem Concert Tanz
bis nach 11 Uhr hinaus.
Hierzu ladet ergebenst ein                          
J. Köster Wwe.
Schönberg.


Bis Ende Februar:
Ausverkauf
sämmtlicher Modenartikel, Longchâles, Teppich- Möbel- Gardinenstoffe u. fertiger Sachen
bei
Ludwig Wendt, Lübeck.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 8 Seite 4]

Vom 20. September v. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:

  1) vom Hauswirth Retelsdorf=Raddingsdorf ein Pferd 500 M.
  2) vom Hauswirth Block=Menzendorf eine Kuh 135 M.
  3) vom Büdner Städing=Lankow ein Pferd 120 M.
  4) vom Hauswirth Rußwurm=Lockwisch eine Kuh 135 M.
  5) vom Hauswirth As. Lenschow=Grieben ein Pferd 300 M.
  6) vom Müller Creutzfeldt=Lockwisch ein Pferd 550 M.
  7) vom Hauswirth Robrahn=Kl. Siemz ein Pferd 525 M.
  8) vom Hauswirth Beckmann=Cronscamp ein Pferd 450 M.
  9) vom Förster Blank=Schlagbrügge eine Kuh 135 M.
10) vom Schulzen Völkner=Mechow ein Pferd 600 M.
11) Schulzen Meier=Sülsdorf eine Kuh 120 M.
12) Hauswirth Boye=Schwanbeck ein Pferd 330 M.
13) Hauswirth Krüger=Lockwisch ein Pferd 350 M.
14) Hauswirth Freitag=Pogetz eine Kuh 100 M.
15) Hauswirth Jabs=Schl. Resdorf ein Pferd 450 M.

und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 1 M. pro 100 M. Versicherungssumme am

Donnerstag den 30. Januar, Morgens 10 Uhr,

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 21. Januar 1878.

Direction der Viehversicherungs-Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.


Großer Maskenball
am Freitag, den 1. Februar 1878,

wozu ich meine Gönner von Stadt und Land freundlichst einlade.

Entree an der Casse M. 1,50.
     H. Boye Wittwe.
     Schönberg.

NB. Nummerirte Sitzplätze à M. 1,50 und Maskenbillets à M. 1,00 sind vorher bei Herrn Cigarrenfabrikant Chr. Rieckhoff und in meiner Wohnung zu haben.
Vom 31. Januar c., Mittags 1 Uhr steht eine elegante Maskengarderobe aus Lübeck dem geehrten Publikum zur Verfügung.


Es empfiehlt circa 200 Sack

gute Eßkartoffel

a Sack 9 bis 10 Mark,

F. Wilms, Lüdersdorf.     


Zu Ostern wird zu Hof Stove eine Köchin gesucht.      Lohn 120 Mark.


Gesucht: Zu Ostern event. zu sofort ein
Lehrling.
C. Namel, Schuhmachermeister.
Lübeck, Alfstraße 38.


Einen Lehrling

in die Tischlerlehre sucht unter günstigen Bedingungen

Kiel & Rindfleisch, Tischlermeister     
in Schönberg.                    


Zu Ostern suche ich einen Lehrling unter günstigen Bedingungen, der später auch die Feierabendschule besuchen kann.

Schmiedemeister Bremer,
Schönberg.


Wegen Brückenbau ist der Weg von der Lockwischer Scheide (Erskarr) nach Hof Wahrsow bis auf Weiteres gesperrt.

W. Hörcher.     


Eine Wohnung,

bestehend aus Stube, Schlafstube, Küche und Bodenraum ist noch zu Ostern dieses Jahres zu vermiethen bei

J. Voß, Tuchmachermeister     
in Schönberg.            


Das Dachrohr von Hauswirth Kleinfeldt in Lockwisch ist verkauft.


Eintragungen in die Standes=Register
des Standesamtsbezirks Schönberg.

Geboren: D. 27. December dem Tischler Klodt zu Schönberg eine Tochter. - D. 24. dem Schuhmacher Hundt zu Schönberg eine Tochter. D. 31. eine uneheliche Tochter zu Törpt. - D. 29. dem Schulzen Lohse zu Törpt eine Tochter - D. 6. Januar dem Arbeitsm. Oldörp zu Bechelsdorf ein Sohn. - Dem Arbtsm. Beckmann zu Resdorf ein Sohn. - D. 9. dem Realschullehrer Konow zu Schönberg ein Sohn. - D. 13. eine uneheliche Tochter zu Raddingsdorf.

Gestorben: D. 28. December Anna Maria Wriege geb. Maaß, Kutscherfrau zu Schönberg, 28 J. 7 M. alt. - D. 27. Peter Mathias Thomssen, früher Müllergeselle, zu Schönberg, 80 J. 11 M. alt. - D. 3. Januar Hans Joachim Willwater, Arbtsm. zu Torisdorf, 80 J. 6 M. alt. - D. 11. Joachim Oldenburg, Hauswirte zu Raddingsdorf, 82 J. alt. - D. 11. Elisabeth Wigger geb. Busch, Maurergesellenwittwe zu Gr. Bünsdorf, 63 J. 5 M. alt. - D. 13. Joachim Heinrich Wienck, Arbtsm. zu Schönberg, 47 J. 9 M. alt. - D. 17. Wilhelm Heinrich Simon Joachim Godknecht, Maurergesellensohn zu Schönberg 1 J. 5 M. alt. - D. 19. Rentier Heinrich Christoph Untermöhl zu Rupensdorf, 61 J. 5 M. - D. 18. Anna Catharina Elisabeth Bohnhoff zu Raddingsdorf, 8 Tage alt.

Eheschließung: D. 18. Januar Johann Heinrich Ernst Ollmann zu Niendorf und Ingrid Kajsa Gummesdotter aus Nydala in Schweden.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag, 27. Januar.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.
Roggen12 M 50Pfennig  bis 14 M 30Pfennig.
Gerste14 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Hafer12 M -Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Erbsen14 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Hasen das St. M3,00 .
Hühner d. St. M1,30 .
Spickgans d. St. M3,00 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 4 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hierzu Off. Anz. Nr. 1 und eine Beilage).


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 8 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 8 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 25. Januar 1878.


- Schon seit dem 9. Januar, dem Todtestage Victor Emanuels, strömten die Fremden zur "ewigen Stadt" und in der Nacht vor der Beisetzung reichten alle Gasthöfe und Privat=Wohnungen nicht mehr zur Unterbringung der Fremden aus. Die Zahl der nichtrömischen Italiener wird auf mindestens 200,000 berechnet. Die Eisenbahndirection hatte keine Retourbillets mehr und schrieb auf die betreffenden Billets einfach für Rückfahrt gültig." Die jüngeren Fremden blieben, wenn sie kein Logis fanden, in den Kaffeehäusern sitzen, machten Spaziergänge und sahen sich die Altertümer Roms bei Nacht an. In der Nacht vom 16. zum 17. war man fortwährend thätig mit Vorbereitungen zu den Leichenfeierlichketten, Bestreuen des Weges mit Gold=Sand, Errichtung von Ehrenpforten, Aufführung von Gerüsten für die Zuschauer. Um 9 Uhr Morgens waren alle Straßen, durch die der Zug seinen Weg nehmen mußte, mit Publikum und Militär aller Waffen angefüllt. Die Soldaten bildeten Spaliere, um den Zug freie Bahn zu machen. Mit dem ersten Kanonendonner, Punkt 10 Uhr, setzte sich der Zug in Bewegung welcher vom Quirinal bis zum Pantheon 2 1/2 Stunden brauchte. Mehr als eine halbe Million Augen waren in Bewegung, Straßen, Fenster, Thüren, Balkone, Gerüste waren voll von Menschen, sogar hinter Schornsteinen, Dachfirsten, Denkmälern befanden sich Zuschauer. Mich gruselt, wenn ich an Diejenigen denke, welche ich von meinem sichern Balkon auf Dachfirsten und Dächern hocken sah; aber kein Unfall ist vorgekommen. Eine Schwadron Reiter, Infanteriemusik, Bersaglieri, Alpenjäger marschirten vor dem Leichenwagen, welchem alle Offiziere voranschritten. 2000 Offiziere in Silber und Gold glitzernd, wie ein bewegter See im Sonnenschein. Dann folgten die Vice= und Contreadmirale, die Mitglieder des Appellationsgerichts, des Cassationshofes, alle Magistrate in ihren Amtskleidern, von den verschiedensten Farben; darauf die Deputirten und Senatoren, endlich 15 Geistliche, und an deren beiden Seiten hohe Offiziere. Zwischen den Priestern und dem Leichenzuge schritten die Gesandten, der deutsche Botschafter, Baron v. Keudell, am rechten Flügel. Dann die Fürsten, in vorderster Linie, als rechter Flügelmann, der deutsche Kronprinz; an dessen linker Seite der portugiesische, 16 Jahre alte Erbprinz ging (Enkel Victor Emanuels), der Prinz Amadeo, Bruder des jetzigen Königs und Erzherzog Rainer von Oesterreich. An der linken Seite des deutschen Gesandten ging ein kleiner untersetzter Mann, mit wettergebräuntem Bulldogge=Gesicht, der sich sehr lebhaft mit dem Baron v. Keudell unterhielt. Unmittelbar vor dem Leichenwagen ritt General Medici einher, erster Adjutant des Königs, welcher Victor Emanuels Degen trug. Der Leichenwagen wurde von 8 Rappen in Trauerflor gezogen, auf dem Kopfe trugen sie große schwarze und weiße Federbüsche und jedes wurde von einem baarhäuptigen Diener in schwarzem Anzuge und weißer Perücke geführt. Zur linken Seite des Wagens ging der Minister des Innern, einige Schritte hinter ihm der Kammerpräsident und schließlich Ritter des Ordens "Maria Verkündigung" etc. etc. Hinter dem Leichenwagen wurde die eiserne lombardische Krone auf einem Kissen getragen. Das Schlachtpferd des Königs, von einem Diener geführt, rief im Volke eine große Bewegung hervor. Hierauf folgten alle Fahnen der Armee, von Offizieren getragen und einer Ehrenwache begleitet. Eine prächtige Krone aus weißen Blumen mit zwei großen schwarzen Bändern, auf welchen die Worte zu lesen waren: . alla sacra memoria del Re Galautuomo. I commercianti di Roma" fiel besonders auf. Der Deputation der Kaufleute aus Rom folgten unzählige Vereine, studentische Deputationen aus allen Universitäten Italiens und Corporationen aller Zünfte. Eine Schwadron Reiter schloß den Zug. Noch donnern die letzten Kanonensalven von einer der Lieblingspromenaden des verstorbenen Königs hinab in die Straßen Roms, - hinüber zu dem verblaßten König im Pantheon. Es ertönten die letzten Ehrensalven!
- Am 19. Januar Nachmittags 5 Uhr hat der deutsche Kronprinz Rom mit Extrazug verlassen und wie man dort sich ausdrückt "einen wahren Enthusiasmus als Andenken" zurückgelassen - bei dem König und dem Hofe und bei dem römischen Volke. Seine Abreise war auf den 18. Jan. festgesetzt, aber König Humbert bat ihn dringend, seiner Eidesleistung vor dem Parlament beizuwohnen. "Telegraphiren Sie dem Kaiser, sagte er, wie sehr ich es wünsche, daß Sie meiner Eidesleistung beiwohnen; es ist die erste Auszeichnung, welche ich vom Kaiser erbitte. Ihre Gegenwart wird mir Glück bringen." Der Kaiser bewilligte sofort das telegraphische Ansuchen. So wohnte der Kronprinz der Eidesleistung in dem Parlamentssaale bei, es war eine feierliche Stunde. Entblößten Hauptes leistete König Humbert den Eid: "Ich schwöre vor Gott und dem Volke Treue der Verfassung, die Ausübung der königl. Gewalt gemäß den Gesetzen, verspreche Jedem Gerechtigkeit nach eigenem Rechte, meine einzige Richtschnur soll das Wohl und die Ehre des Vaterlands sein." Dann unterzeichnete er nochmals die Eidesformel. Nun bekräftigte jeder einzelne Senator und jeder Abgeordnete den Huldigungs= und Treu=Eid mit den Worten: Ich schwöre! Selbst von den Republikanern fehlten nur einzelne. Unter Glockengeläute schloß die Feier, das Königspaar zog heim zu seinem Palast (Quirinal), das Volk folgte unter Jubel. Der König und die Königin Margerita zeigten sich mit ihrem 9jährigen Kronprinzen dem Volke; das Volk jubelte von neuem und verlangte auch den deutschen Kronprinzen zu sehen. Da erschien das Königspaar mit seinem Sohne noch einmal zugleich mit dem deutschen Kronprinzen und dieser hob den Knaben hoch empor, küßte ihn und zeigte ihn der Menge. Da wollte der Zuruf: Evviva Italia! Evviva Germania! nicht enden. Der Balkon ist derselbe, auf welchem im Jahre 1847 Pius IX. zum Papste ausgerufen wurde.
- Das Annektiren ist ein großes, flottes Geschäft, wenn's auch in keinem Adreßbuch und Handelsregister steht. Die Hauptsache ist, daß die Unternehmer groß sind und es groß treiben; denn im kleinen ist das Annektiren in zahlreichen Straf=Paragraphen verboten. Die Concurrenz ist auch in diesem Geschäft nicht angenehm, sondern auf dem Zeuge. Die Russen haben in 130 Jahren 1,340,000 Quadratmeilen mit 14 Millionen Seelen oder Menschen (obwohl nicht jeder Mensch eine Seele ist, annektirt ohne daß ihnen nur eine Quadratmeile oder Seele im Magen liegen geblieben wäre. Die Engländer, die lauten Lärm darüber aufschlagen, haben in demselben Zeitraum 2 Millionen []Meilen mit 250 Mill. annektirt. Der ganze Unterschied ist nur, daß sie keinen Lärm davon machen und das Gute am liebsten im Stillen thun. Ihr großer Wollsack im Parlament auf welchem der Sprecher des Hauses sitzt und der, nämlich der Wollsack, das bedeutungsvolle Wahrzeichen Englands ist, ist auch mit der Wolle der Krausköpfe der Neger, Hottentoten etc. ausgestopft; denn sie scheren alle und alles, aber, wie gesagt, am liebsten in der Stille und etwas weit ab von neidischen Nachbarn. Wenn die geschorenen Lämmer zu sehr zappeln oder blöcken oder ausschlagen, werden sie mit Kanonen weggeblasen, namentlich die indischen Lämmer, die goldene Vließe haben. Diese goldenen Vließe sind noch werthvoller als das

[ => Original lesen: 1878 Nr. 8 Seite 6]

Andrassy'sche. Haus Oesterreich hat s. Z. nicht glücklich annektirt, sondern geheirathet, eine Provinz nach der andern, und diese Methode nennt man die bürgerliche und sie ist bei Allen, die noch jung und schön genug sind, auch heutigen Tages noch sehr beliebt.
- Was das Preußische Oberverwaltungsgericht unter Hazardspiel versteht, geht aus nachstehendem Sachverhalt hervor: Nachdem durch Zeugenaussagen und eigenes Geständniß eines Restaurateurs festgestellt worden war, daß in des Letzteren Localitäten zu wiederholten Malen um Geld gespielt worden war und zwar ein Würfelspiel mit Einsätzen von 10 Pfennigen an, ferner das sogenannte "vingt-un" und Sechsundsechszig, wurde demselben durch Erkenntniß des Kreisausschusses die Schank=Concession entzogen. Der Restaurateur legte hiergegen Berufung ein und suchte auszuführen, daß die Concessions=Entziehung ungerechtfertigt sei, da die aufgeführten Spiele keine Hazardspiele seien. Nur dann charakterisire sich ein Spiel als Hazardspiel, wenn die Theilnehmer an demselben Einsätze machten, deren Höhe außer Verhältniß zu ihrem Vermögen stehe. Es sei aber nicht nachgewiesen, und nicht richtig, daß von ihm oder in seinem Locale in dieser Weise gespielt worden. So sei der einmalige Verlust eines Spielers von 10 Mark in Anbetracht der Vermögenslage des Verlierers ein geringfügiger gewesen. Das Oberverwaltungsgericht hat diese Auffassung nicht getheilt. Indem es den Berufskläger abwies, rechtfertigte es seine Entscheidung in folgender Weise: Wenn Berufskläger den nachgewiesenermaßen bei und von ihm gespielten namentlich aufgeführten Spielen die Eigenschaft von Hazard abspricht, so irrt er. Denn wie aus dem Worte Hazardspiel ersichtlich sei, gehöre unter diese Kategorie ein jedes Geldspiel, bei welchem im Wesentlichen der Zufall über den Geldgewinn entscheidet. Ein Würfelspiel aber, wie auch "vingt-un", überlasse, ersteres vollständig, letzteres zu einem wesentlichen Theile, dem Zufalle die Entscheidung über Gewinn und Verlust. Hiernach sei für erwiesen zu erachten, daß Berufskläger die ihm ertheilte Concession zur Förderung verbotenen Hazardspiel mißbraucht habe, eine Thatsache, welche die Concessions=Entziehung rechtfertige.
- In Triest ist Miklaucic gestorben, 113 3/4 Jahr alt.
- An der Westküste Schwedens in den Scheeren nördlich von Gothenburg und an der Norwegischen Küste bei Frederikshald haben sich in den letzten Wochen große Heringsmassen eingestellt. Ein großer Heringszug hat sich nämlich von der Nordsee ins Skagerack hineinbegeben, und der Heringsfang an der Schwedischen Westküste hat seit 70 Jahren kein so ergiebiges Resultat als in diesem Jahre ergeben. Natürlich hängt es von der Beschaffenheit des Herings ab, ob der große Fang an der Schwedischen Westküste das Heringsgeschäft beeinflußen wird oder nicht. Nach der bisherigen Erfahrung tritt der große Heringsfang an der Schwedischen Westküste periodisch ein. Der Hering ("Vollhering") pflegt in 20, höchstens 80 aufeinander folgenden Jahren seinen Weg nach dort zu nehmen, um dann durchschnittlich 70 Jahre das Skagerack zu meiden.
- Als vorige Woche zu den armen, fleißigen und sparsamen italienischen Eisenbahnarbeitern im Werragrund in Franken die Kunde kam, ihr König Victor Emanuel sei gestorben, da legten sie Hacke und Schaufel nieder stellten alle Arbeit ein, hielten einen stillen Trauertag für ihren König und legten die Löhnung eines Arbeitstages auf dem Altar ihrer Vaterlandsliebe nieder. Staunend, fast kopfschüttelnd sahen's die bayerischen Landleute. Die stille Trauer der Italiener fern vom Vaterland war vielleicht das schönste Todtenamt und die größte Ehre für den König=Ehrenmann.
- Zu kostbar fast zum Essen, es sei denn auf der Hochzeitstafel, und die Sterlet=Fische, die der bekannte Berliner Bankier v. Bleichröder aus dem Innern Rußlands hat kommen lassen. Acht Stück wurden in der Wolga gefangen und auf zwei Eisenbahnwagen in großen Wasserkübeln nach Berlin gebracht, geleitet von zwei russischen Fischern, die sie auf den Hauptstationen mit frischem Wasser versorgten. Die zwei größten Fische hat Bleichröder dem Kaiser und dem Kronprinzen zum Geschenk gemacht.
- In China herrschte im vorigen Frühling eine lange Dürre, die große Hungersnoth zur Folge hatte; im Sommer wütheten Seuchen, die Hunderttausende dahinrafften. Die Chinesischen Minister hielten in Folge davon eine Berathung, wie man die Götter besänftigen und das Reich vor Wiederkehr solcher plagen schützen könne. Man beschloß, daß der Kaiser Kwang-su einen andern Namen annehmen solle, damit die Götter gezwungen würden, alle die Uebel einzustellen, mit denen sie das Land seither heimgesucht.
- Die großen Schneiderinnen in Paris klagen, das Geschäft gehe so flau, daß das Genie eingeschläfert werde. Wenn nicht die spanische Prinzessin Mercedes, die den jungen König heirathet, und das Freifräulein von Rothschild Hochzeit machten und ihre Siebensachen an Kleidern und Wäsche bei ihnen bestellt hätten, so trüge es nicht aus. Trotzdem werden die Ausstattungsstücke beider Bräute genau aufgezählt und beschrieben. Ein gewöhnlicher Vater würde über die Rechnung erschrecken, die beiden Brautväter "haben's und können's zum Glück." Man müßte ohnehin ein Richard Wagner sein, um die Feinheiten der einzelnen Toilettestücke voll würdigen zu können.
- Amerikanisches. In Maine werden Eier zu zwei Dollars per Dutzend verkauft. Die Hühner haben zu diesem werthvollen Artikel freilich nur die Schale geliefert, denn der Inhalt besteht aus - Whiskey. An beiden Enden wird die Schale mit einer Nadel durchstochen, das Ei ausgeblasen und dann mittelst eines eigenen Apparates mit dem verbotenen Stoffe gefüllt, worauf man die Löcher an den Enden zuklebt. Eine andere hübsche Erfindung im Lande der frommen Mäßigkeit ist ein Patentkrahn, der, wenn er zur Rechten gedreht wird, Essig auslaufen läßt, während ein Druck nach links Bier hervorsprudeln macht.
- Alexander der Große legte auf seinen Feldzügen seinen Homer unter das Kopfkissen. Victor Emanuel trug in der Schlacht von Novara (er war damals noch Kronprinz) einen Band von Schillers Gedichten in der Brusttasche. Plötzlich fühlte er einen Schuß, ohne verwundet zu werden, der Waffenrock war zerfetzt, er selber unverletzt. Die Kugel war von Schillers Wilhelm Tell abgeprallt und hatte ihm das Leben gerettet. Sein Lebensretter blieb ihm das liebste Buch in seiner Handbibliothek.
- Ein junger Mediziner in Berlin kam spät von einem Commers beim und legte sich ins offene Fenster, um sich abzukühlen. Bald fröstelte es ihn und er legte sich zu Bett. Morgens wacht er auf, aber es ist noch alles dunkel. Er schläft weiter, bis er von seiner Hauswirthin geweckt wird: Herr Doctor, wollen Sie denn nicht aufstehen, es ist ja heller lichter Tag! - Heller Tag? fragt er, es ist ja noch alles finster! - In dem Augenblick erschrickt er und ruft: Mein Gott, ich bin doch nicht blind geworden? - Leider war es so. Er fiel in ein heftiges Fieber und war nach drei Tagen todt.
- Im Dörfchen Dankerode im Harz lebte der Handelsmann und Brauer Kaiser mit seinem erwachsenen Sohne, einem Maschinenbauer, im Streit. Vor ein paar Tagen fährt der Alte mit Reifstangen aus dem Walde heim und sieht seinen Sohn mit Gewehr und Revolver hart am Wege stehen. - Was machst Du da, Herrmann? ruft er ihn an.
- Was ich mache? Dich erschießen will ich! - Er schießt auch, aber der Schuß fährt in die Reifen, weil der Vater die Pferde rasch angetrieben hat. - Der Vater fährt im Galopp davon und der Sohn bringt sich selber vier Schüsse bei, eine Botenfrau findet nach einer halben Stunde seinen Leichnam. Eine erwachsene Tochter derselben Familie hat sich vor zwei Jahren erhängt.


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