No. 6
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. Januar
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 6 Seite 1]

Publicandum.

   Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die im Jahre 1858 und früher geborenen, resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche im hiesigen Fürstenthum ihren dauernden Aufenthalt haben, verpflichtet sind, sich zwecks Eintragung ihrer Namen in die Recrutirungsstammrolle in der Zeit

vom 15. Januar bis 1. Februar d. Js.

bei dem Ortsvorstande ihres Aufenthaltsortes anzumelden, und zwar die auswärts geborenen unter Vorlegung eines Geburtsscheines, (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird) sowie die schon früher Gemusterten unter Vorlegung ihres Loosungsscheins.
   Im Uebrigen wird bezüglich der Meldepflicht auf die Vorschriften des § 23 der Ersatz=Ordnung (deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) hingewiesen und wird hervorgehoben, daß von der Meldepflicht nur die mit dem Berechtigungsschein zum Einjährigfreiwilligendienste oder mit besonderer Ausstandsbewilligung versehenen Militairpflichtigen ausgenommen sind. Sind zur Meldung Verpflichtete vorübergehend von ihrem ständigen Aufenthaltsorte abwesend, so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehr=, Brod= oder Fabrikherrn etc. die Verpflichtung, sie zur Stammrolle anzumelden.
   Zugleich werden sämmtliche Militairpflichtige sowohl, wie die Ortsvorstände des hiesigen Fürstenthums auf die genaue Befolgung resp. Ueberwachung der Bestimmungen im § 23 sub 8 der Ersatz=Ordnung aufmerksam gemacht, wonach Militairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Laufe eines ihrer Militairpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem andern Aushebungsbezirke verlegen, dieses zwecks Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgange der Behörde oder Person, welche sie in die Stammrolle aufgenommen hat, als auch nach der Ankunft an dem neuen Orte derjenigen, welche daselbst die Stammrolle führt, spätestens innerhalb dreier Tage zu melden haben.
   Die Unterlassung der vorgeschriebenen Meldungen ist mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder Haft bis zu 3 Tagen bedroht.
Schönberg, den 8. Januar 1878.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungs=Bezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
I.V.: Horn.


Politische Rundschau.

Wie die "Prov.=Corr." meldet, ist die Berufung des Reichstages auf den 6. Februar festgesetzt.
Die Zollplänkeleien zwischen Deutschland und Oesterreich beginnen bereits. Die preußischen Zollbehörden haben die bisher bestandene freie Einführung von roher Leinwand aus Oesterreich insofern beschränkt, als der tarifmäßige Eingangszoll für Leinwand so lange bezahlt werden muß, bis der Eingang derselben zu einem Leinwandmarkt oder einer Bleicherei durch amtliche Bescheinigung nachgewiesen ist. Diese Bestimmung steht zwar mit dem noch 6 Monate geltenden alten Handelsvertrag in voller Uebereinstimmung, wurde aber bisher milde ausgeübt, indem sich die preußischen Zollämter über den Verbleib der Leinwand gar nicht kümmerten.
Das Krönungs= und Ordensfest in Preußen findet am 20. d. Mts. statt. - Die in Folge des Ablebens des Königs Victor Emanuel angesetzte dreiwöchentliche Hoftrauer wird auf die bevorstehenden Hoffestlichkeiten Einfluß nicht üben. Für das Ordensfest, die Cour und das Hof=Concert, welche in diese drei Wochen fallen, wird die Trauer abgelegt werden.
Der kommandirende General v. Göben reist im Auftrage des Kaisers zur Vermählung König Alphons am 23. d. nach Madrid und wurde am Sonnabend vom Kaiser in Audienz empfangen. (v. Göben machte den ersten Carlistenkrieg in den Jahren 1836 bis 1840 mit.)
Das Leichenbegängniß des verstorbenen Königs von Italien wird am 17. d. in der Pantheonkirche zu Rom stattfinden. Der Papst hat durch einen den Kirchenbehörden ertheilten Befehl alle Schwierigkeiten des Begräbnisses beseitigt. Es treffen viele Prinzen und andere hohe Personen zur Begräbnißfeier in Rom ein. Der deutsche Kronprinz ist ebenfalls daselbst angelangt. Der deutsche Botschafter, v. Keudell, hat im Auftrage des Kaisers Wilhelm einen Kranz auf den Sarg des Königs Victor Emanuel niedergelegt. Die Leiche des verstorbenen Königs ist ausgestellt und wird von einer großen Menschenmenge besucht. Die Truppen haben dem neuen König bereits gehuldigt. Derselbe wird am 19. d. vor dem Parlament den Eid auf die Verfassung leisten.

[ => Original lesen: 1878 Nr. 6 Seite 2]

Im 4. Quartal 1877 sind in Deutschland 65 Postanstalten neu eingerichtet, 8 aufgehoben; Telegraphenanstalten wurden in demselben Zeitraume 233 neu eingerichtet, 11 (für das Winterhalbjahr) geschlossen.
In Berlin ist eine aus Amerikanern bestehende Gesandschaft der Schifferinseln (Australien) eingetroffen, um einen Freundschafts= und Handelsvertrag mit dem deutschen Reiche abzuschließen.
In England finden auffallend häufig Ministerkonferenzen statt, deren Berathungen sich um die Stellung des Landes zur Friedensfrage drehen. Der englische Generalstab in Malta ist mit mehreren Kriegsschiffen nach der Insel Cypern abgegangen.
Im indischen Amte zu London ist der Raub wichtiger Documente durch Erbrechung des dem Vorsteher der Museumsabtheilung gehörigen Pultes entdeckt worden. Unter den geraubten Schriftstücken befinden sich amtliche Briefe Lord Salisbury's, des Ministers für Indien. Daß es nicht auf Diebstahl abgesehen, geht daraus hervor, daß nur Schriftstücke fortgenommen. Die Sache ist um so auffallender, da die Räume Nachts beständig von Schutzleuten abgegangen werden.
Don Carlos erklärt in einem englischen Blatte, daß es sich jetzt, wie zur Zeit, wo er an der Spitze seiner Armee stand, alle seine Rechte sich vorbehalte, und nicht ein einziges derselben aufgeben werde, und daß, obschon im Exil, er die nationale Frage in Gemäßheit seiner veröffentlichten Manifeste aufrecht halten werde. In Uebereinstimmung mit diesem Beschlusse habe Don Carlos erklärt, daß er nicht der König einer Partei, sondern König aller Spanier sein wolle, und das genannte Blatt ist in der Lage zu versichern, daß er alle Diejenigen empfangen wird, die bereit sind, in gutem Glauben für das Glück seines vielgeliebten Landes zu wirken. Deshalb habe Don Carlos seine Tante, Königin Isabella, so warm empfangen, und er sowohl, als Donna Margerita, haben mit derselben die herzlichsten Beziehungen hergestellt. Dies eigenthümliche Schriftstück soll natürlich ein Attentat auf den kürzlich erwähnten Brief des Papstes sein, worin derselbe den spanischen Prätendenten ziemlich ungnädig aufordert, seiner Rechte auf den Thron von Spanien zu entsagen.
Wie nach jeder größern Aktion, so ist auch jetzt wieder nach der Forcirung der Balkanpässe eine Pause, wenn auch nicht in den kriegerischen Operationen, so doch in den Berichten vom Kriegsschauplatze eingetreten. Was die Russen gegenwärtig thun, ist auch eigentlich selbstverständlich; sie steigen aus den Balkanpässen nach Rumelien hernieder, wo sie vorläufig keinen Widerstand finden. Philippopel würde die vom Trajanswalle heranrückenden Corps wohl kurze Zeit aufhalten, während die unter Radetzki vom Schipkapasse kommenden Truppen direkt auf Adrianopel marschiren. Militärkundige Berichterstatter versichern, daß es mit den Vertheidigungswerken dieser Stadt, über deren Zweckmäßigkeit bereits so viel geschrieben wurde, in Wirklichkeit sehr dürftig aussehe. Um die Stadt ziehen sich in beträchtlicher Entfernung einige niedere Höhenrücken; auf diesen hat man etwa zwei Dutzend Erdschanzen aufgeführt und so angeblich Adrianopel zu einem befestigten Lager gemacht. Daß dem Platze zu einem solchen noch Mancherlei, wenn nicht Alles fehlt, mag man getrost glauben, die Situation wird sich aber noch ungünstiger gestalten, wenn man erwägt, daß zur Vertheidigung dieser ausgedehnten und weitläufigen Vertheidigungswerke kaum mehr Truppen vorhanden sein dürften, als Osman Pascha in dem gänzlich räumlich unbedeutenden Plewna zur Disposition hatte. Die Bevölkerung der Stadt hält auch eine Vertheidigung für zwecklos und will eine solche nicht zugeben. - Suleiman Pascha ist in Philippopel. - In ganz Rumelien herrscht unter der türkischen Bevölkerung großer Schrecken vor den Russen; sie flüchtet massenhaft nach Konstantinopel und trägt den Schrecken auch nach dieser Stadt. Daselbst ist man höchst aufgeregt gegen die eigene Regierung, der man Schuld giebt, daß sie durch ihre Einmischung in die kriegerischen Angelegenheiten Alles verdorben, und fast noch mehr auf England, das die Türkei mit Aussichten und Versprechungen hingehalten, ins Unglück geführt habe und sie jetzt verlasse.
Darnach kann man die Pforte als vollständig besiegt und verlassen betrachten; der bevorstehende zwar noch nicht abgeschlossene Waffenstillstand wird sicher mit dem Friedensschluß enden.
Die Serben nach der Einnahme der Festung Nisch und die Montenegriner nach der Einnahme von Antivari gehen jetzt auf neue Angriffsobjecte los. Mit ihnen verhandelt die Pforte wegen des Waffenstillstandes nicht, würde ihnen aber solchen gewähren, wenn er mit Rußland zu Stande kommt. Daran ist nun zwar nicht zu zweifeln, wohl aber ob Serbien und Montenegro den Waffenstillstand annehmen werden.


- Die einen Prinzen und Gesandten ziehen nach Rom zur Todtenfeier, die andern nach Madrid zur Hochzeitsfeier. Der junge König Alfons macht Hochzeit mit seiner Cousine Mercedes, der Tochter des Herzogs von Montpensier. Die Mutter des Königs fehlt bei der Hochzeit, sie ist eine Feindin ihres Sohnes bis zur Selbsterniedrigung. Der deutsche Kaiser schickt als Gratulanten zur Hochzeit den General v. Goeben. der in jungen Jahren, als es daheim noch nichts zu thun gab, den spanischen Carlistenkrieg als Freiwilliger mitmachte. (1836).
- Die Damen, welche bei der bevorstehenden Hochzeit der Prinzessin Charlotte als Brautjungfern fungiren, deren Zahl auf vierzig angegeben wird, sollen als Erinnerungszeichen jede eine kostbare goldene Broche erhalten, die äußerst geschmackvoll modellirt, in der Mitte den Namenszug des Brautpaares zeigt.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf belegene Vollstelle c. p. - No. III - des Hauswirths Jochen Fick daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 9. Februar k. J.,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke, sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch Diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 13. November 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Der am 5. Juni 1858 verstorbene Zieglermeister und Büdner Johann Joachim Kähler zu Woitendorf hat in seinem unterm 1. März 1858 zu amtsgerichtlichem Protocolle errichteten Testamente seine zur Universal=Erbin ernannte Ehefrau, Maria Magdalena Dorothea geb. Kaven, in der Art mit Vermächtnissen belastet, daß nach deren Ableben die von ihm nachgelassenen Capitalien sowie außerdem eine Summe von 500 Taler (Mecklenburg) (1500 M.) an die Kinder der Brüder und Schwestern seines Vaters nach Köpfen vertheilt werden sollten.
Die Ehefrau trat die ehemännliche Verlassenschaft auf Grund des Testaments an, verstarb am 8. December 1874 und hinterließ zufolge testamentarischer Bestimmung ihre 3 Halbschwestern:

a. die Hauswirthsfrau Henriette Lewitz geb. Kaven zu Sterley,
b. die Schusterfrau Sophie Langhoff geb. Kaven zu Dechow,
c. die Käthnerfrau Caroline Dettmann geb. Kaven ebendaselbst

zu Erben ihres Nachlasses, welche letzteren angetreten haben und nunmehr verpflichtet sind, die in dem Nachlasse vorgefundenen Capitalien des wail. Büdners Kähler sowie 500 Taler (Mecklenburg) (1500 M.) an die behufigen Interessenten auszuzahlen.
Als solche Interessenten zu den fraglichen Legaten sind inzwischen zu den diesseitigen Nachlaßacten nachstehende 16 Personen:

  1. Wittwe Catharina Dorothea Magdalena Busekist geb. Kähler zu Göhren,
  2. Johann Carl Friedrich Kähler, Fischereipächter zu Neu=Kogel,
  3. Christina Maria Elisabeth Langhans geb. Kähler, Ehefrau des Hufenaltentheilers Langhans zu Hollenbeck (bei Seedorf, Lauenburg),
  4. Johann Christian Wilhelm Kähler, Arbeitsmann zu Ziethen,
  5. Anna Catharina Elisabeth Langhans geb. Kähler, Ehefrau des Halbhufners Langhans zu Ziethen,
  6. Maria Sophia Catharina Junge geb. Kähler, Ehefrau des Schneiders Junge zu Hollenbeck,
  7. Johann Dorothea Magdalene Puls geb. Kähler Ehefrau des Fuhrmanns Puls zu Hamburg,
  8. Johann Friedrich Kähler, Ziegler zu Politz bei Oldesloe,
  9. Johann Carl Kähler, Schulze zu Kl. Siemz,
10. Johann Friedrich Peter Kähler, Landbriefträger zu Schönberg,
11. Joachim Heinrich Christian Kähler, Maurergeselle zu Schönberg,
12. Johann Heinrich Carl Kähler, Klempner zu Hagenow,
13. Marie Sophia Deecke geb. Kähler, Ehefrau des Schuhmachers Deecke zu Hagenow,
14. Maria Sophia Techant, Ehefrau des Töpfers Techant zu Hamburg,
15. Friedrich Kähler, Ziegler zu Mölln,
16. Hans Heinrich Christoph Junge, Brinksitzer zu Castorf (bei Steinhorst, Lauenburg) Namens seiner Kinder aus der wailand Maria geb. Kähler,

aufgetreten und werden auf zulässig befundenen Antrag des Herrn Bürgermeisters Lange zu Rehna als legitimirten Bevollmächtigten der Erbinnen der wailand Wittwe Kähler alle Diejenigen, welche außer den vorstehend genannten 16 Personen an dem fraglichen Vermächtnisse Theil zu haben vermeinen, hiedurch geladen, zu dem auf

Freitag den 22. März k. J. (1878),
Vormittags 11 Uhr,

zur Liquidation solcher Ansprüche auf der Amtsgerichtsstube zu Rehna anstehenden Termine, in welchem der Präclusivbescheid sofort wird publicirt werden, in Person oder durch gehörig legitimirte Bevollmächtige zu erscheinen und ihre Ansprüche darzulegen und gehörig zu bescheinigen, unter dem ein für alle Mal angedrohten Nachtheile, daß die Erbinnen der wailand Wittwe Kähler durch Leistung an die sich Meldenden und Legitimirenden von den ihnen im Testamente des am 5. Juni 1858 verstorbenen Zieglermeisters und Büdners Johann Joachim Kähler zu Woitendorf gemachten Auflagen werden liberirt werden.
Gadebusch, den 14. December 1877.

Großherzogliches Amtsgericht Rehna.


Achtung Seitenwechsel
[ => Original lesen: 1878 Nr. 6 Seite 3][Achtung vorheriger Seitenwechsel]

Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1858 und früher geborenen, resp. mit ihrer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat

am Mittwoch, den 30. Januar d. J.,
Vormittags in den Stunden von 9-12 Uhr,

bei uns zu geschehen. Auswärts geborene Militairpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein uns vorzulegen.
Schönberg, den 14. Januar 1878.

Der Magistrat.


Holz=Auction.

Am Donnerstag den 24. Januar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Krüger Jabs in Schlag=Resdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

I. aus dem Schlagbrügger Holz

    2 Stück buchen Blöcke,
144 Rmtr. buchen Kluft 1. und 2. Cl.,
  24 Fuder buchen Durchforstholz,
  17 Rmtr. tannen Kluft und Knüppel,
    1 Fuder fichten Durchforstholz,
    5 Fuder Heckenholz;

II. aus dem Lanckower Holz

  16 Fuder buchen Durchforstholz,
  30 Rmtr. tannen Kluft und Knüppel;

III. aus dem Steinbrinck

  40 Fuder eichen Durchforstholz 2. und 3. Cl.,
    3 Rmtr. ellern Knüppel;

IV. aus dem Thandorfer Zuschlag

    7 Rmtr. eichen Knüppel,
    5 Rmtr. ellern Knüppel.

Schönberg, den 16. Januar 1878.

align="right"Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Holz=Auction.

Am Montag, den 21. Januar, Morgens 10 Uhr, sollen im Kruge zu Carlow nachstehende Holz=Sortimente meistbietend gegen Baar verkauft werden:

Aus dem Röggeliner Holze.

  32 Raummeter Eichen=Kluft I., II. und Knüppel,
  20 Raummeter Buchen=Knüppel,
150 Fuder Buchen=Durchforstholz,
  10 Raummeter Aspen=Kluft I. u. II.,
    1 Eichen=Block beim Forstgehöft belegen.

Aus dem Cronscamper Zuschlag.

    9 Fuder geringes Eichen=Durchforstholz.
Schönberg, den 11. Januar 1878.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Auction.

Am Donnerstag den 24. Januar cr. und event. am Freitag den 25. Januar, von Morgens 9 1/2 Uhr an, sollen im Gastwirth Boye'schen Locale in Schönberg gegen gleich baare Zahlung versteigert werden:

eine Parthie Buckskin, engl. Leder, Düffel, Plüsch und diverse halbwollene Hosenzeuge, Kleiderstoffe in Cattun und Wolle, Bettzeug, Parchend, Tischdecken, Gardinen, Sonnen= und Regenschirme, Shwals, Umschlag=, Umsteck= und seidene Tücher und Reste schwarzer Seidenzeuge, fertige Damen=Paletots, Unterröcke und Schürzen, auch fertige Unterjacken, Drellhosen, Westen und Kinderjacken, sowie endlich mehrere Bettstellen, Stühle, Tische u. s. w.

Schönberg.                                                     Staffeldt, Landreiter.


Auctions=Anzeige.

Im Auftrage der Erben des verstorbenen Senators a. D. Demmler hieselbst werde ich dessen Mobiliar=Nachlaß am

Donnerstag, den 24. und Freitag, den 25. dieses Monats,

jedesmal von 9 Uhr Morgens an, im Demmler'schen Wohnhause am Markte meistbietend gegen sofortige Baarzahlung versteigern.
Zum Aufgebot kommen namentlich:

7 Sophas, 12 verschiedene Tische, darunter ein Ausziehtisch für 24 Personen, 4 Dutz. Stühle, 3 Commoden, 7 Spiegel, 1 Secretair, 1 Fortepiano, 10 Bettstellen, theilweise mit Matratzen, herrschaftliche und Leutebetten, 4 Waschkommoden, 6 diverse Schränke, Uhren, Koffer, Bilder, Rouleaux, Gardinen, 1 Zeugrolle, Haus= und Küchengeräth, 1 Wienerwagen, 2 Phaetons, 2 Kummtsielen, eichen Bauholz etc. etc.
Kaufliebhaber werden mit dem Bemerken eingeladen, daß der Verkauf der 3 Wagen und der Sielen am ersten Auctionstage, Mittags 12 Uhr geschehen wird.
Rehna, den 12. Januar 1878.

Bruse, Stadtsecr.     


[ => Original lesen: 1878 Nr. 6 Seite 4]

       Herrn Fenchelhonigfabrikanten L. W. Egers, Breslau.

Berlin, 24. August 1877.              

Ihr Fenchelhonig*) ist mir für veraltete Heiserkeit empfohlen worden und ersuche ich Sie, mir einige Flaschen für meine Frau zum Gebrauch per Post zuzusenden.

       A. W. Herrmann, Wachstuchfabrik, Brüderstraße 4.

------------------------
*) Allein echt zu haben in Schönberg bei Buchbinder C. Sievers.


Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.

Die Anstalt ist während des Antonii=Termines

vom Donnerstag den 17. Januar d. J.
bis
Donnerstag den 24. Januar d. J.,
beide Tage einschließlich,
täglich von 8 bis 12 Uhr Vormittags,
am Sonntag den 20. Januar d. J.
von 8 bis 10 Uhr Morgens

geöffnet.

Das Directorium.     


Gußeiserne Grabkreuze
in großer hübscher Auswahl
empfiehlt                                                     C. Schwedt, Schönberg.


Indem ich mich hier als Schneider etablirt habe, bitte ich das geehrte Publikum von Cronscamp und Umgegend, mich mit allen in diesem Fache vorkommenden Arbeiten zu beehren, indem ich reelle Arbeit und solide Preise verspreche.

Achtungsvoll
Heinr. Harms, Schneider.
Cronscamp,
Fürstenthum Ratzeburg.


Hiermit thue ich meinen Freunden und Kunden kund, daß ich jetzt soweit wieder hergestellt bin und meiner Arbeit wieder nachkommen kann.

J. Krack, Böttchermeister.
Carlow.


Zur Beachtung.

Die Quelle der meisten Krankheiten ist unbestritten die Vernachlässigung der Erkältungen; Heiserkeit und Husten im Beginn unbeachtet, haben leicht die bedenklichsten Folgen, als Lungenentzündung, Schwindsucht etc. Das einfachste und probateste Mittel sind anerkannt die Stollwerck'schen Brustcaramellen, welche in allen hervorragenden Geschäften und den meisten Apotheken käuflich sind.


Vertrauen kann ein Kranker
nur zu einer solchen Heilmethode haben, welche, wie Dr. Airy's Naturheilmethode, sich thatsächlich bewährt hat. Daß durch diese Methode äußerst günstige, ja staunenerregende Heilerfolge erzielt wurden, beweisen die in dem reich illustrirten Buche:
Dr. Airy's Naturheilmethode
bgedruckten zahlreichen Original=Atteste, laut welchen selbst solche Kranke noch Heilung fanden, für die Hilfe nicht mehr möglich schien. Es darf daher jeder Kranke sich dieser bewährten Methode um so mehr vertrauensvoll zuwenden, als die Leitung der Kur auf Wunsch durch dafür angestellte praktische Aerzte gratis erfolgt. Näheres darüber findet man in dem vorzüglichen, 544 Seiten starken Werke: Dr. Airy's Naturheilmethode, 100. Aufl., Jubel=Ausgabe, Preis 1 Mark, Leipzig, Richter's Verlags=Anstalt, welche das Buch auf Wunsch gegen Einsendung von Briefmarken à 10 Pf. direct franco versendet.

 

Warnung! Um nicht durch ähnlich betitelte Bücher irre geführt zu werden, verlange man ausdrücklich Dr. Airy'sillustrirtes Originalwerk, herausgegeben von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig.


500 Schöfe gutes Dachrohr

sind zu verkaufen beim

Hauswirth Kleinfeldt
in Lockwisch.


Ueber meine Koppel, genannt Moorkamp, wird seit einiger Zeit mit Fuhrwerk gefahren, von solchen die nach dem Rünzer Torfmoor wollen; ich verbiete hiermit diesen Unfug und werde Jeden, der unbefugt auf meinem Felde betroffen wird, dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen.

Pächter Jochen Frank     
in Schaddingsdorf.       


Zu Ostern suche ich einen Lehrling unter günstigen Bedingungen, der später auch die Feierabendschule besuchen kann.

Schmiedemeister Bremer,
Schönberg.


Wegen einer plötzlichen und langwierigen Erkrankung des Hausmädchens wünsche ich die Stelle anderweitig zu besetzen. Gewandte in Hausarbeit erfahrene Mädchen können sich melden bei

Frau Oberamtmann Wicke.

Demern bei Rehna, Mecklenburg.


Gesucht wird ein Mädchen zu häuslichen Arbeiten in Stelle eines erkrankten.

Aug. Spehr, Schönberg.     


Für die Flachs=Reinigungsfabrik werden noch

einige Frauen

zum Schwingen gegen gutes Lohn gesucht.
Bauhof Schönberg.

Frau Amtm. Drevs.     


Zu Ostern wird ein
ordentliches Kindermädchen

gesucht von

G. Kreutzfeldt,            
Lockwischer Mühle.     


Sonntag den 27. d. M.
Großes Concert
der Bergkapelle F. Günther
unter Leitung ihres Dirigenten.
Anfang 7 Uhr. Entre à Person 50 Pfennige.
Nach dem Concert Tanz
bis nach 11 Uhr hinaus.
Hierzu ladet ergebenst ein                          
J. Köster Wwe.
Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag, 20. Januar.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M -/td>Pfennig  bis 21 M -Pfennig.
Roggen12 M 50Pfennig  bis 14 M 50Pfennig.
Gerste14 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Hafer12 M -Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Erbsen14 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Hasen das St. M3,00 .
Hühner d. St. M1,30 .
Spickgans d. St. M3,00 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 4 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 6 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 6 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 18. Januar 1878.


Eine chinesische Leichenfeier.

San Francisco, 25. Nov. 1877.          

Amerika ist noch Immer der Zufluchtsort aller Glücksjäger. Es gilt noch immer als ein Land, in dem das Recept, in kurzer Frist reich zu werden, zu finden sei. Trotzdem, daß sich die Tagesliteratur bemüht, die amerikanischen Zustände in das richtige Licht zu stellen, das Elend, dem die mittellosen Emigranten verfallen sind, den Verblendeten vorzustellen, sie wollen nicht hören, sie stürzen sich mit sehenden Augen ins Unglück, ins Elend. Sie lassen sich noch immer von den gewissenlosen Agenten der Auswanderer=Compagnien, die nur auf den Geldbeutel des armen Volkes spekuliren, bethören, verkaufen ihre einzige Habe, um nur den Preis zur Überfahrt zu erzwingen und segeln hinüber in ein unbekanntes Land, fremd, der Sprache nicht mächtig. Sie besitzen nichts, als vielleicht ein theures Andenken, das sie aus ihrer Heimath mitgenommen; leere Taschen, doch Muth im Herzen. Das Glück, das ihnen zu Hause versagt war, denken sie hier zu finden, der Traum, welchen sie zu Hause auf hartem Polster geträumt, wollen sie hier verwirklicht sehen. Arme Menschen! Nur zu bald stürzen sie aus ihres Traumes stolzem Fluge in die krasse Wirklichkeit herab, nur zu bald lernen sie einsehen, daß sie vergebens nach einem Phantome jagen, das in unerreichbaren Höhen sich befindet. Aber nicht genug, daß sie sich in ihren Hoffnungen getäuscht sehen, nicht nur, daß der erträumte Himmel über sie zusammenstürzt, noch anderes Unheil stürmt auf sie ein, das sie, wenigstens zum großen Theile, zu Hause nicht kannten. Am Krankenlager siechen sie dahin, weil sie das Klima nicht vertragen können; nach Tausenden streckt der Tod seine dürre Hand aus und mäht sie wie mit einer Sense nieder; oder ist ihre Natur gegen die barbarischen Einflüsse des Klimas gestählt, so überkommt sie ein anderes Uebel: der Hunger. Er ist ein unerbittlicher Feind des Menschen, dem selbst der stärkste Körperbau nicht trotzen kann; wie gern möchte er jede Arbeit, selbst die niedrigste, deren er sich drüben zu thun gescheut hätte, verrichten; aber er findet keine. Hoffnungslos siecht er am Hungertyphus dahin, bis ihn die erbarmende Erde in sich aufnimmt. Er stirbt fern von seinen Bekannten und Verwandten. Nichts Liebes steht an seinem kümmerlichen Lager, das ihm die Augen zudrücken würde. Er sehnt sich zurück in seine Heimath, wo doch sein Körper in heimathlicher Erde ruhen konnte; aber es bleibt beim Wünschen. - Ich weiß, daß dies alles bekannte Thatsachen sind, aber ich glaube, man kann nicht genug darauf hinweisen, vielleicht sind doch noch Einige unter Ihnen, die ebenfalls von der Auswanderungslust befallen sind und sich zur Vernunft bringen lassen. Aber nicht nur Europa, auch Asien hat seine Auswanderungscompagnien. Es existirt hier eine chinesische Gesellschaft, die Arbeiter aus China hierher befördert mit der Verpflichtung, dieselben mit Arbeit zu versorgen. Sie stehen dann so lange in ihrem Dienste, bis der Lohn ihrer Arbeit die Höhe des Reisegeldes erreicht hat. Daß die Kräfte dieser armen Menschen ausgebeutet werden, brauche ich nicht erst zu versichern. Doch der Wunsch des Deutschen, in heimathlicher Erde ruhen zu dürfen, geht bei dem chinesischen Arbeiter in Erfüllung. Die Gesellschaft, die ihn hierher befördert, hat sich verpflichtet, die irdischen Ueberreste der hier sterbenden Chinesen in die Heimath zurückzusenden. Ohne diese Bedingung würde kein Chinese sein Vaterland verlassen, da nach seiner Religion nur dessen Seele in den Himmel kommt, der in heimathlicher Erde bestattet ist. Das Begräbniß eines hier sterbenden Chinesen möchte ich, da ich glaube, daß es Sie höchlichst interessiren dürfte, in Folgendem beschreiben. Die dabei vorkommenden Ceremonien sind mannigfach und es ist werthvoll ein Bild der Sitten und Gebräuche eines Volkes, das uns Abendländern so fern steht, zu erhalten.
Stirbt hier ein Chinese, so wird er eingesargt und 24 Stunden später nach dem Kirchhof abgeführt. Hinter dem Leichenwagen folgt ein Arbeitswagen, worauf gemiethete Heulweiber ganz in weißem Shirting gewickelt sitzen und bis zum Kirchhof weinen und schreien. Hinter dem "Heulwagen" folgen die Kutschen mit den Leidtragenden, dann folgt wieder ein Arbeitswagen, worauf einige Chinesen mit einem ganzen gebratenen Schwein, Früchten, eingemachten Sachen sich befinden; dies alles wird am Grabe verzehrt. Hinter dem ersten Arbeitswagen folgt eine Kutsche, in der ein Mann mit einer Art von Oboe, ein Anderer mit einem Tamtam sitzen und eine wahre Höllenmusik vollführen. Auf dem Heulwagen neben dem Kutscher sitzt ein Chinese, welcher fortwährend kleine, mit Zeichen bemalte Papierstreifen fortwirft. Auf dem Kirchhofe angelangt, wird, nachdem zuvor gebetet wurde, das Mahl gehalten; der Sarg wird nun in ein bereits mit vielen Bürgern angefülltes Haus gestellt. Es wird weiter gegessen, gebetet, geheult und die Ceremonie ist zu Ende. Einige Wochen darauf wird der Sarg wieder herausgenommen, der in Verwesung übergegangene Körper zerlegt, das Fleisch von den Knochen gelöst und diese, in einer Kiste verpackt, nach China geschickt. Dort wird die Leiche nicht begraben, sondern die Anverwandten stellen den Sarg auf Felder oder in den Hof und nehmen die Leichen auf ihren Wanderungen überall hin mit.


- Der Wintergarten des Königs von Bayern. Bei der Anwesenheit der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich und des Kronprinzen Rudolf hat der König Ludwig den hohen Gästen zu Ehren seinen sonst so sorgsam gehüteten Wintergarten der königlichen Residenz geöffnet. Die Anlage des Gartens im obern Stock ist durchweg nach englischer Manier mit vielfach gewundenen Wegen, welche aus Cement hergestellt sind. Der üppige Gras= und Baumwuchs hat eine etwa zwei bis drei Fuß tiefe Grundlage von Erde, welche auf einer Kupferdecke von etwa drei Millimeter Dicke ruht, die überhaupt dem ganzen Garten als abschließende Scheidewand gegen die unteren Stockwerke der Residenz dient und die allein im Stande ist, dieselben vor Schädigung durch die großen Erd= und Wassermassen vollkommen zu sichern, welche dieser "hängende Garten" birgt. Vom Eingang aus wendet sich der Weg rechts zu einer großen Grotte, von Gips und zum Theil Tuffstein gefertigt, in der kleine Wasserstrahlen herabrieseln; Palmen und Aloe überragen dieselben. Hinter diesen ist die Stelle, wo die elektrische Sonne und desgleichen der Mond zu gewissen Zeiten emporsteigen. In der Grotte befindet sich ein steinerner Sitz und von hier aus pflegt König Ludwig öfters dem Gesang oder der Musik zu lauschen, welche von Personen, die auf der entgegengesetzten Seite des Gartens im Hintergrund sich postiren, angestimmt wird. Links ab führt dann ein bedeckter Laubgang, in welchem verschiedenfarbige Papageien auf Stangen sich bemerkbar machen; weiter befindet sich noch hier der Gitterkäfig der Schwäne, in dem diese außer dem See sich aufhalten. Es sind bekanntlich einige sehr kostbare Paare von schwarzen Schwänen aus Australien und auch sogenannte Trompetergänse dabei. Nach rechts ab geht der Weg in verschiedenen Bogenwindungen zum See, wobei man mehrmals über Brückchen schreitet, die über den Zufluß desselben führen, welches Bächlein zuerst als Wasserfall in der Nähe der Grotte in die Landschaft eintritt. Hier passirt man einen ziemlich weiten Rasenplatz, von Palmen umstanden, in dessen Mitte ein maurischer Kiosk steht, innen bemalt und vergoldet, außen Weiß und Gold. In demselben stand früher ein Thron inmitten eines Beetes von Veilchen. Der See hat

[ => Original lesen: 1878 Nr. 6 Seite 6]

einen Umfang von reichlich 400 Quadratmeter. Er ist theils von Schilf umwachsen und hat verschiedene Ausbuchtungen. Ein Ruderschiff mit vergoldetem Schnabel hält am Einsteigeplatz. Gegen das untere Ende des Sees werden die Ufer romantischer, wildnißartiger. Halbüberwachsene oder gefallene Baumstämme versperren den Weg, Schlingpflanzen und Rosen überwuchern das Wasser. Beim dichten Gebüsch steht eine Fischerhütte, aus Bambusrohr erbaut. Am Ausfluß des Sees angekommen wird die Landschaft freier, man hat den Ausblick auf einen üppigen Grasplatz, durch den das Flüßchen sich fortschlängelt auf einen von Palmen umwachsenen Hügel und ein Schneegebirge im Hintergrunde, letzteres selbstverständlich eine Wandmalerei.
- Die Bevölkerung Berlins hat sich in den letzten zwei Jahren um circa 5 PC. vermehrt. Die Zählung ergab am 1. December 1875 eine Bevölkerung von 966,858 Seelen, am 1. December 1877 dagegen von 1,018,818 Seelen beides incl. Militär, also eine Zunahme von 51,966 Seelen in 2 Jahren.
- In Mariabrunn bei München haben sich bei der bekannten Doctor=Bäuerin für nächsten Sommer zum Kuraufenthalte bereits 800 Russen, fast ausschließlich höhere Offiziere, darunter der durch die Operationen vor Plewna bekannt gewordene General Fürst Imeritinski, angemeldet. Auch General Totleben, der im verflossenen Sommer schon zum dritten Male die Doctor=Bäuerin consultirte, wird für nächsten Sommer wieder in Mariabrunn erwartet, freilich nur, wenn bis dahin der Krieg sein Ende gefunden haben sollte.
- Pferde und Knechte. Nicht bloß in kriegerischen Zeitläuften, in welchen man schon ein Königreich vergebens für ein einziges Exemplar geboten, sondern auch im behaglichen Frieden erfreut sich das Pferd einer besonderen Schätzung und Fürsorge. Im § 13 der würtembergischen Dienstinstruction für die Beschälaufseher vom 7. Februar 1876 steht nämlich zu lesen: "Erkrankung von Hengsten und Knechten. Bei jeder Erkrankung von Hengsten ist unverweilt ein Thierarzt zu Rathe zu ziehen und zwar der Oberamts=Thierarzt, wenn er in der Station wohnt, sonst der nächste geprüfte Thierarzt. Leichtere Erkrankungen sind im Monatsrapporte aufzuführen. Von schweren ist dem Landoberstallmeisteramt alsbald, nötigenfalls telegraphisch, Anzeige zu machen. Gefährliche Erkrankungen der Hengste sind gleichzeitig auch der Landgestütscommission anzuzeigen. Dasselbe gilt von Erkrankungen der Knechte."
- Von der polnischen Grenze berichtet die N. Ztg. folgende "Waffenthat" eines russischen Grenzsoldaten. Derselbe traf mit zwei bei der Feldarbeit beschäftigten Mädchen zusammen. Nach einigem Hin= und Herreden meinte der Grenzsoldat: "Mädchen sind auf dieser Welt überflüssig und ich werde Euch deshalb todtschießen". Dabei steckte er in gemüthlicher Ruhe eine Patrone ins Gewehr, zielte und - schoß das eine noch immer nichts Böses ahnende Mädchen todt. Das andere entfloh. Dem tapfern Mädchenvertilger sind für diese Uebung in der Kriegskunst 20 Jahre unterirdische Sibirien=Arbeit zudictirt worden."
- Von einem scheußlichen Verbrechen berichten die Zeitungen aus Morgenroth OS., 3. Jan. wie folgt: Als ein auf der nahen Godullahütte beschäftigtes Mädchen nach Empfang ihres Lohnes am letzten Löhnungstage ihren Heimweg angetreten hatte, wurde sie von 2 Strolchen angehalten und ihrer Baarschaft von 26 Mark, des ganzen vierwöchentlichen Lohnes, beraubt. Hierauf band man sie an einen Baum. Nach kurzer Zeit kam einer der Strolche zurück und frug die Beraubte, ob sie die beiden Männer wieder erkennen würde. Auf die bejahende Antwort stach der ruchlose Kerl der Beraubten beide Augen aus und überließ sie dann ihrem Schicksale. Als man die Unglückliche fand, lebte sie noch.
- Hartgesotten. Am 21. v. Mts. wurde in Canton (Vereinigte Staaten) ein neunzehnjähriger Mann, Van Dyke aus Ogdensburg, durch den Strang hingerichtet. Er hatte nach einer blos einwöchigen Ehe seine Frau, die nicht älter war als er selbst, erschossen. Seine letzten Nächte brachte er mit dem Absingen von Schelmenliedern, Tanzen und Rauchen zu und sprach gegen den Sheriff den Wunsch aus, um 11 Uhr baumeln zu dürfen, damit er rechtzeitig zum Mittagsessen in der Hölle eintreffe.


- Victor Scheffel hat sein neuestes launiges Gedicht, eine poetische Anspielung darauf, daß der Mensch vom Affen abstamme, der Didaskalia in Frankfurt anvertraut. Es lautet:

Der Turner.
Hoch ragte, der Sündfluth entstiegen,
Das struppige Urwaldgeschlecht,
Da turnte in lärmenden Riegen
Der Affen behendes Geschlecht.
Sie liefen so sicher als zierlich
Die Palmen hinauf und hinab
Und baumelten quadrumanierlich
Am Wickelschwanz lotrecht herab.

Doch sprach eines Tages ein Schimpanse:
"Ihr Brüder ich sag' es Euch frei!
Es fehlt uns wie ich das Ding anseh',
Schon längst eine Fortschrittspartei.
Was frommt in gleichbleibenden Zykeln
Dies Generationengedreh?
Ich werde mich weiter entwickeln
Und nenne mich Homo Linné.

Ihr treibt mit den Beinen Verschwendung,
Stets conservativ und bequem;
Ich glaube zu bessrer Verwendung
Taugt wohl unser Gliedersystem.
Zum Gehen gebrauch ich bescheiden
Hinfüro die hinteren zwei,
So bleiben die vorderen Beiden
Zum Heben des Schoppens uns frei."

So schob sich mit schwankenden Schritten
Der Mensch in der Bildung Revier;
Erfand bald die Kleider und Sitten,
Das Wahlrecht, den Skat und das Bier.
Hochmütig bald hat er vergessen,
Wie nah er dem Affen verwandt,
Und neckte ihn, wenn er auf Messen
In Daggesells Bude ihn fand.

Doch an den entarteten Thieren
Ward schwer die Verirrung gerächt,
Denn schändlich zu degeneriren
Begann bald das Menschengeschlecht.
Seitdem in die Häuser, die dumpfen,
Man zog aus der Urwaldnatur,
Begann gar bedenklich zu schrumpfen
Die stattliche Muskulatur.

Vornämlich in großen Städten
Kam gänzlich der Mensch auf den Hund!
Dünn blieben die Extremitäten,
Es wüthet im Haare der Schwund.
Die Bäuche nur zog man sich dicker
Mit Bier und verdächtigem Wein,
Und schaute durch Kneifer und Zwicker
Blasirt in das Leben hinein.

Da kam ein erleuchteter Greise,
Der sprach das gewichtige Wort:
"Es geht in bisheriger Weise
Unmöglich noch länger so fort!
Nur Umkehr zur Sitte der Väter
Befreit uns von aller Beschwer".
Flugs tönte durchs Land das Gezeter:
Der Turner, der Turner muß her!

Und trotz schikanirlichem Einwand
Der löblichem Staatspolizei
Erschien er in graulicher Leinwand
Und sprach sein: Frisch, fröhlich, fromm, frei!
Er schwang an den Barren sich heiter
Und lief Kilometer im Trab,
Und stieg an schräg lehnender Leiter
Mit Händen hinauf und hinab.

Wir sagen es sonder Erdreistung:
Einst schaut es die Zukunft vielleicht,
Daß in akrobatischer Leistung
Man die rühmlichsten Väter erreicht.
So schreiten auf richtigen Bahnen
Wir weiter in rüstigem Gang
Und grüßen die zottigen Ahnen
Mit civilisirtem Gesang.


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