No. 77
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Oktober
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 77 Seite 1]

   Die am 1. Oktober d. J. fälligen Zinsen der Reichsanleihe von 1877 können von da ab bei der Staatsschulden=Tilgungskasse hierselbst, Oranienstraße Nr. 94 unten links, und bei der Reichsbank=Hauptkasse hierselbst, sowie bei sämmtlichen Reichsbankhauptstellen und Reichsbankstellen und bei denjenigen Kaiserlichen Ober=Postkassen, an deren Sitz sich eine solche Bankanstalt nicht befindet, täglich, mit Ausnahme der Sonn= und Festtage und der Kassenrevisionstage, in den Vormittags=Dienststunden gegen Ablieferung der Coupons Serie I Nr. 1 in Empfang genommen werden.
   Die Coupons müssen nach den Apoints geordnet und es muß ihnen ein, die Rückzahl und den Betrag der verschiedenen Apoints enthaltendes, aufgerechnetes, unterschriebenes und mit Wohnungsangabe versehenes Verzeichniß beigefügt sein.
   Die Einlösung der später fälligen Coupons der Reichsanleihe wird in gleicher Weise, ohne besondere Bekanntmachung, vom Fälligkeitstermine ab erfolgen.
   Berlin, den 10. September 1877.

Reichsschulden=Verwaltung.
Graf von Eulenburg.      Hering.      Rötger.


Politische Rundschau.

Mecklenburg. Der ordentliche Landtag ist auf den 14. November nach Sternberg ausgeschrieben. Landesherrlich proponirte Verhandlungsgegenstände sind: Ordentliche und außerordentliche Contribution, fortgesetzte Berathung über die durch die Justizreform veranlaßten Kosten.
Deutschland. Kaiser Wilhelm hat den Bundesrath auf den 8. October nach Berlin einberufen.
Die "N. A. Ztg." schreibt: "Durchblättert man die Consular=, Handels= und sonstigen Berichte, welche über den Verkehr Deutschlands mit den außereuropäischen Ländern Aufschluß geben, so wird man selten einen Bericht aus der Hand legen, ohne gefunden zu haben, daß der deutsche Handel seit der Wiederaufrichtung des deutschen Reiches und seit der energischen Vertretung deutscher Interessen durch die thatkräftige Wirksamkeit unseres Auswärtigen Amtes sich in allen Theilen der Erde eines blühenden Aufschwunges erfreut. Ein Beweis für diese Anschauung liefert ein amtlicher Bericht aus Bangkok (Siam), welcher in Bezug auf den Schiffsverkehr anführt, daß die Zahl der im Hafen von Bangkok eingelaufenen deutschen Schiffe sich alljährlich vermehrt hat und im Jahre 1876 von 66 bis 1875 auf 100 gestiegen ist. Die deutsche Segelschiffahrt ist dort bedeutender als die britische und wird nur von der siamesischen noch überboten.
In Frankreich lassen die Republikaner alle Minen springen, um bei den Wahlen zu siegen und den etwaigen Eindruck des Mac Mahonschen Manifestes zu verwischen. Sie haben nicht blos alsbald ein republikanisches Manifest veröffentlicht, sondern bald darauf auch noch ein zweites, in welchen sie das Mac Mahonsche zu widerlegen suchten. Jetzt rufen sie selbst die Todten zu diesem Zwecke an, indem sie auch ein von Thiers kurz vor seinem Tode entworfenes Wahlmanifest veröffentlichen, das an die Wähler des neunten Arrondissements von Paris gerichtet ist und zum Festhalten an der Republik eindringlich ermahnt. Mit welcher Heftigkeit übrigens die Kritik des Mac Mahonschen Manifestes von den republikanischen Journalen gehandhabt wird, zeigt ein Artikel von Lawino im "Journal des Debats," in welchem es heißt: Es ist unmöglich, einem ganzen Volke gröber herauszusagen, daß man sein Gutachten einholt, um es nicht zu befolgen, und daß man es nur befragt, um sich über seine Antwort lustig zu machen. Es ist die ewige Wiederholung der ewigen Formel: "Macht was ihr wollt, ich gehe doch nicht." Ei, Ludwig XIV. wollte auch nicht gehen, Napoleon I., Karl X., Ludwig Philipp, Napoleon III. wollten ebenfalls nicht gehen, und sie sind doch gegangen etc.
Rußland. Niemand in Rußland empfindet den schlechten Verlauf des Krieges schwerer als Kaiser Alexander. Er verweilt noch in dem Hauptquartier, aber förmlich melancholisch, wozu seine Natur überhaupt neigt. Mißmuth und Schlaflosigkeit quälen ihn und drücken seinen Geist nieder; er brütet einen großen Theil des Tages schweigend vor sich hin, hört fast alle Meldungen schweigend an, meidet seine Umgebung und speist oft allein, während er seither mit seinem Stabe zu Tisch zu sitzen pflegte. Seine Leibärzte, auf deren Rath er die quälende Stille von Petersburg mit dem Lärm des Kriegslagers vertauscht hatte, dringen jetzt auf seine Rückkehr. Seine Gemahlin, die Kaiserin, wird nach Rumänien kommen und die Spitäler besuchen, der Kaiser wird ihr dann entgegenreisen und mit ihr über die Krim heimkehren. So ist der Plan, um ihm das Verlassen des Heeres leichter zu machen. Die russischen Offiziere erlauben sich nicht die geringste Bemerkung über den Kaiser, die allerbittersten aber über die Prinzen und Heerführer.
Türkei. Alle Kriegs= und Finanzminister der Welt zerbrechen sich den Kopf, wie die Türkei ohne Geld 500,000 Soldaten ernähren kann. Das Geheimniß ist endlich heraus, aber Niemand kann das Kunststück nachmachen. Der ganze Unterhalt der Soldaten, die Fütterung der Pferde werden aus dem Kornzehenten bestritten, welchen die Bauern jährlich zu entrichten haben. Trotz der Ausfälle in der Bulgarei und einem Theile von Rumelien sind die Getreidevorräthe so ungeheuer, daß von denselben das Heer noch ein Jahr lang erhalten werden könnte. Im Vilajet von Angora hat man die Kornzehnten vom letzten Jahre noch nicht verbraucht und

[ => Original lesen: 1877 Nr. 77 Seite 2]

dieses Jahr ist die Erndte so überreich, daß man den Ertrag kaum wird bergen können. Das Vilajet von Konstantinopel soll so viel Getreidezehenten liefern, daß davon 100,000 Mann ein Jahr lang erhalten werden können. So groß ist der Bodenreichthum des Landes. Die Mühlenbesitzer gewinnen jetzt beträchtliche Summen, da sie nicht nur das Brodmehl für die Armee, sondern auch das für die Biscuitfabrikation bestimmte, welches die Regierung selbst den Fabrikanten lieferte in ungeheurer Menge bestellen müssen. Das Getreide=Ausfuhr=Geschäft, das für die Türkei sonst jährlich 2 Mill. Pfund Sterling betrug, ruht in diesem Jahre gänzlich. In England macht sich dies sehr fühlbar, der Quarter Weizen ist dort von 35 auf 55 Schilling gestiegen, und man hat hier berechnet, das England durch den Kostenaufschlag im Großen und Ganzen so viele Millionen verliert, wie ihm eine kriegerische Allianz mit der Türkei, die den Krieg vielleicht im Keime erstickt hätte, wohl gekostet haben würde.


- Ueber die örtliche Vertheilung der Bevölkerung des Deutschen Reiches giebt das Kaiserliche statistische Amt folgende Ausschlüsse: Es fanden sich am 1. December 1875 in Deutschland 2528 Gemeinden, bezw. Wohnplätze von 2000 Einwohnern und mehr; die Bevölkerung derselben, die sogenannte "städtische", betrug 16,657,172 Einwohner oder 39 Procent der Gesammtvolkszahl, während die Bevölkerung der Orte, welche unter 2000 Einwohner hatten, also die "ländliche" Bevölkerung sich auf 26,070,188 oder 61 Procent belief. Unter obigen 2528 Gemeinden befanden sich 12 Großstädte mit 100,000 Einwohnern und darüber, nämlich Berlin (966,858), Hamburg (264,675), Breslau (239,050), Dresden (197,295), München (193,024), Köln (135,387), Leipzig (127,387), Königsberg in Preußen (122,636), Stuttgart (107,273), Hannover(106,677), Frankfurt a. M. (103,136) und Bremen (102,532). Die Gesammtbevölkerung dieser 12 Städte betrug 2,665,914 Einwohner und hat sich von 1871 bis 1875 um 14,83 Proc. vermehrt. Mittelstädte unter 100,000 bis 20,000 Einwohner zählte man 88 mit einer Gesammtbevölkerung von 3,487,867 Einwohnern, deren Zunahme seit 1871 12,41 Proc. betragen hat. Kleinstädte unter 20,000 bis 5000 Einwohner gab es 593 mit zusammen 5,138,438 Köpfen und einer Zunahme seit 1871 um 10,74 Procent; endlich 1835 Landstädte unter 5000 bis 2000 Einwohner mit zusammen 5,364,963 Einwohnern und einer Zunahme seit 1871 um 5,69 Proc. Dagegen hat die Bevölkerung der Orte, welche 1875 unter 2000 Einwohner hatten, sich seit 1871 nur um 0,79 Proc. vermehrt. Man sieht hieraus, daß die größeren Orte eine viel intensivere Bevölkerungszunahme aufweisen als die kleineren.
In ganz Rußland und nicht zuletzt im Heer sucht man nach dem unbekannten Jemand, damit er Befehl gebe, alles wieder in Ordnung zu bringen.
- "Jemand," sagt man, bestimmt über unser Leben von der Wiege bis zur Bahre, wir haben dabei keine Stimme. "Jemand" hat uns hierher gesandt - und "Jemand" hat uns in all dieses Unheil hineingebracht. Es ist "Jemandes" Sache, uns wieder herauszuziehen. Was sollen wir thun, wenn uns "Jemand" im Stiche läßt? - Sogar die Berliner Zeitung "Post", eine unermüdliche Parteigängerin Rußlands, bestätigt die Mißstimmung aller Kreise in Rußland über die Kriegsführung. Die Garde trifft langsam bei der Armee ein, da die Husaren die Hälfte, die Ulanen ein Drittel der Pferde marode haben und eiligst neue Pferde beschafft werden müssen. Die ersten Verstärkungen (2 Garde=Divisionen) gingen nach dem Schipka=Paß, den man unter allen Umständen halten möchte. Für die Winterbrücken werden eiserne Pontons beschafft, für die Truppen eiserne Paracken für je 500 und 1000 Mann. General Tottleben wird den Bau der befestigten Winterlager und der Brückenköpfe leiten. Wiederum sind Landwehrleute ersten Aufgebotes zur Ausfüllung der Lücken einberufen.
Unter den vielen Wanderversammlungen der letzter Wochen und Monate war die interessanteste die Versammlung der Naturforscher und Aerzte in München. Vieles, was dort von Meistern der Wissenschaften zum Vortrag kam, wird nach und nach in die Zeitungen dringen und zum werthvollen Gemeingut werden. Auch die abendlichen Feste nach angestrengter Tagesarbeit waren sehr gelungen Geist, Humor, Kunst und guter Stoff wetteiferten mit einander und den Gästen aus allen Ländern wurde es wohl. Ein Zeugniß dafür ist der Trinkspruch, den der französische Naturforscher Professor Laneßau im Namen aller französischen Gäste ausgebracht hat. Er lautet: "Wir werden nach unserem Vaterlande zurückkehren, um unsern Mitbürgern zu sagen, mit welcher Liebenswürdigkeit wir in allen Städten Deutschlands empfangen worden sind. Wir werden zurückkehren, um Frankreich zu lehren, Deutschland zu lieben. Wir werden Frankreich den deutschen Liberalismus zutragen, wie wir uns hier bestreben den französischen Liberalismus zu bethätigen. Ich trinke auf das Wohl Deutschlands und es sei mir erlaubt, zu gleicher Zeit auf das Wohl meines Vaterlandes zu trinken. Ich trinke auf die Geschwister Deutschland und Frankreich!" - Das war eine muthige That, die von der Versammlung mit jubelndem Beifall aufgenommen wurde. Wir dürfen gespannt sein, wie man sie in Frankreich aufnimmt. Etwas vorgearbeitet in einer gerechteren Würdigung Deutschlands hat schon der bekannte Oberst Stoffel in einer Reihe offener Briefe an seine Landsleute. Sie scheinen aber in der Aufregung der Wahlkämpfe verhallt zu sein.
- Am 23. September 1862 brachte der preußische Staatsanzeiger folgende königl. Cabinetsordre: "Nachdem der Prinz Adolf von Hohenlohe=Ingelfingen auf sein wiederholtes Gesuch von dem Vorsitz im Staatsministerium entbunden, habe ich den Wirklichen Geheimen Rath v. Bismarck=Schönhausen zum Staatsminister ernannt und ihm den interimistischen Vorsitz des Staatsministeriums übertragen. An demselben Tage, als diese Cabinetsordre in Babelsberg ausgefertigt wurde, hatte das preuß. Abgeordnetenhaus alle Vermittelungsvorschläge Roon's abgelehnt und sämmtliche Mehrausgaben für das reorganisirte Heer aus dem Staatshaushaltsgesetz für 1862 gestrichen; der parlamentarische Conflikt hatte sich bis zu dem äußersten Punkte gesteigert, über den hinauszugehen unmöglich schien. Das Land war tieferregt, der Ringkampf der constitutionellen Gewalten konnte nach Aller Meinung nur mit Revolution oder Reaction enden. In dieser fast verzweifeltem Lage wurde Otto v. Bismarck aus den Pyrenäen (Biarritz) nach Berlin berufen und er kam auf seines Königs Wort: "Majestät hat mich zu Ihrem Dienste berufen, ich thue ihn ohne weiteres als Schuldigkeit!" - Gefragt, auf welche Bedingungen hin er das Ministerium annehme, entgegnete er: "Unbedingt und ohne Vorbehalt. Die Zukunft mag das Weitere lehren."
- In Goddesby in England wurde Rindvieh des berühmten Shorthon (Kurzhorn) Schlages versteigert. Für 21 Kühe und Rinder wurden 11, für 6 Stiere 2657 Guinen erlöst; der Durchschnittspreis für 1 Stück war 574 Guinen. Die teuerste Kuh wurde für 2200, die zweitbeste für 1900, die dritte für 1850, die Vierte für 1650 Guinen zugeschlagen.
- In Zörbig hat eine sonst brave junge Frau ihren zwei kleinen Kindern erster Ehe und dann sich selbst den Hals abgeschnitten. Ihrem zweiten Manne, einem liederlichen und bösartigen Menschen, waren die zwei Kinder immer im Wege gewesen und sie wollte dem Jammer aus dem Wege gehen.
- In Brieg gab ein lebensmüder Schneider einem Dienstmann 1 Thaler, damit er ihn erschieße; der Dienstmann thats, wenn er auch seinen Auftraggeber schlecht traf. Einmal am Werk, schoß er auch einen Kutscher durch den Leib.
- Am Morgen des 25. September stellte sich in Braunschweig ein solche Schneegestöber ein, wie kaum je ein ähnliches dort gesehen wurde. Auf der Erde schmolz zwar der Schnee bald weg, aber auf den Dächern und grünen Bäumen blieb er liegen. Es wird über eine empfindliche Kälte geklagt. Auch aus andern Gegenden hört man von vorzeitigen Schneefällen.
- Nach dem Jahresbericht der Handelskammer zu Hildesheim über das Jahr 1876 sind vom Herbst bis Mitte Februar ungefähr 10,000 Kanarienhähne aus Hildesheim und nächster Umgebung zu einem Durchschnittspreise von 3 Mark nach Amerika ausgeführt worden. Eine gute Kehle wird heutzutage immer besser bezahlt als der schärfste Verstand.

[ => Original lesen: 1877 Nr. 77 Seite 3]

Anzeigen.

Es wird hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die in Gemäßheit bezüglicher Requisition des Königlichen Amtsgerichts zu Ratzeburg, als des competenten Konkursgerichts, von und unterm 24. Juli d. J. verfügte Subhastation der zu Mannhagen belegenen Freischulzenstelle c. p. der Ehefrau des Freischulzen Hennings, Dorette geb. Solvie, zur Zeit zu St. Georgsberg bei Ratzeburg, zufolge weiterer Requisition des Königlichen Amtsgerichts zu Ratzeburg bis auf Weiteres sistirt worden ist und demzufolge die auf den 19. October und 14. November d. J. anberaumten Liquidations=, Verkaufs= und Ueberbots=Termine nicht stattfinden.
Schönberg, den 29. September 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.     


Bekanntmachung.

Die Ferien der hiesigen Mädchenschule sind um acht Tage verlängert worden. Demnach wird der Unterricht nicht am 8. October, wie bestimmt war, sondern erst am 15. October beginnen.
Schönberg, 30. September 1877.

Das Scholarchat.
H. Wohlfahrt.      Kaempffer.


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Schönberg.                                                     Ferdinand Seelig.


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                          Schönberg.


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Schönberg.                                                     C. Egert.


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[ => Original lesen: 1877 Nr. 77 Seite 4]

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NB. Schwarze Seidenzeuge gebe einstweilen noch zu den alten billigen Preisen ab.

H. Siebenmark, Schlagsdorf.     


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habe ich mein Lager mit allen Neuheiten sorgfältig completirt und mache ein geehrtes Publikum ganz besonders aufmerksam auf meine reiche Auswahl von Herrn= Paletot=Stoffen, Buckskins, Damen=Paletots, Kleiderzeugen, Warps, Beiderwands, Tücher aller Art u. s. w.
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August Creutzfeldt,     
Schönberg.              


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Siegel Die Etiquettes müssen stets mit nebenstehendem Stempel versehen sein.

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                          Berlin, Oranienburger Straße 28.


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Leipziger Messe

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Schönberg, den 29. Sept. 1877.

Gebr. Burchard.


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Schönberg.                                                    Ferdinand Seelig.


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                          W. Hundt, Schuhmacher
                          in Schönberg.


Von jetzt an wohne ich nicht mehr am Markt beim Webermeister Baumann, sondern in der Hinterstraße beim Maurergesellen Wilms neben dem Pferdehändler Ohlsen.

Drechsler Renzow.     
Schönberg.               


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen18 M -Pfennig  bis 24 M -Pfennig.
Roggen13 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Gerste13 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Hafer12 M 50Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Erbsen13 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,30 .
Hasen d. St. M3 - 4 .
Enten d. St. M1,60 .
Hühner d. St. M1,20 .
Kücken d. St. M0,70 .
Tauben d. St. M0,40 .
Stoppelgänse d. St. M6 .
Eier 5 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 77 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 77 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 2. October 1877.


Schwarzer Peter.
Eine Erzählung.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1877 Nr. 77 Seite 6]

Schwarzer Peter.
Eine Erzählung.
[Fortsetzung.]


- Die Blumen der Armen. Die meisten Unglücklichen in London lieben die Blumen leidenschaftlich. Vor etwa sechs Jahren beobachtete eine vornehme Dame, Lady S., jeden Sonntag eine wahre Prozession von armen Leuten, die, mit Blumentöpfen im Arm, unter ihren Fenstern vorüberkamen. Etwas fiel ihr dabei besonders auf: diese Leute konnten keine Gärtner sein, da sie meist nur einen, höchstens zwei Blumenstöcke trugen und da sich unter ihnen Frauen, halbwüchsige Burschen und kleine Kinder befanden. Noch merkwürdiger war, daß bei Einbruch der Nacht dieselben Leute mit ihren Töpfen zurückkehrten. Was sind das für Leute? fragte die Dame ihren Diener. - Vagabunden, Mylady. - Vagabunden haben keine Blumen. - Wie es Mylady gefällig ist, aber wenn es keine Vagabunden sind, so sind sie nicht viel Besseres. Die Lady dachte über die Sache nach und dann sagte sie zu demselben Diener: Ich möchte die Gegend besuchen, wo diese Leute wohnen. - Das ist unmöglich, Wagen können dort nicht fahren und Mylady könnte doch dorthin nicht zu Fuß gehen. - Warum nicht? - Weil dies sehr gefährlich wäre. - Lady S. ließ sich dadurch nicht abschrecken; in sicherer Begleitung besuchte sie wirklich jene dunkeln Gassen Londons. Hierauf hatte sie eine Unterredung mit einigen Freundinnen und das Ergebniß ihrer Bemühungen war eine Blumenausstellung eigener Art, die bald darauf ins Leben gerufen und seitdem jährlich wiederholt wurde. Kürzlich hat dieselbe wieder stattgefunden und sie dauert nur einen Tag. Die Aussteller tragen ihre Lieblinge selbst auf dem Arm ins Westminster College, den Ausstellungsort. Diese Blumen sind Geranien, Nelken, Goldlack, Levcoyen, Reseda und manchmal auch eine Blattpflanze. Die einzige Bedingung, um zur Ausstellung zugelassen zu werden, ist der Nachweis, daß die ausgestellte Blume wirklich eigenhändig am Fenster gezogen und gepflegt worden ist. Bis jetzt hatte man den glücklichen Ausstellern nur Geldprämien von 2-10 Shilling gegeben. Die Gewinner waren stets sehr zufrieden heimgegangen, diesmal aber waren sie glücklich, gerührt, entzückt, Dank der liebenswürdigen Idee einer anderen vornehmen Dame, der Herzogin von N. Dieselbe hatte an alle diese in Lumpen gehüllte Blumenliebhaber außer den Geldpreisen noch einen Rosenstrauß vertheilen lassen.


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