No. 73
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. September
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 73 Seite 1]

Politische Rundschau.

Mecklenburg. Zu unserer großen Freude können wir unsern Lesern die wichtige Nachricht mittheilen, daß nun vom 1. October dieses Jahres ab wirklich des vielbesprochene mecklenburgische Beiblatt zum "Reichsboten" erscheint. Der "Reichsbote" gehört ja zu den vortrefflichsten konservativen Blättern Deutschlands und hat es sich zu seiner Hauptaufgabe gemacht: "an den Aeußerungen der Presse der verschiedenen Parteien und an den Gestaltungen unseres öffentlichen Lebens den Beweis zu liefern, daß die Loslösung unserer Verhältnisse von der christlichen Weltordnung und der Aufbau derselben auf naturalistischer und atheistischer Grundlage unserem Volke nur zum Verderben gereichen kann;" eine Wahrheit, die erst allgemein wieder erkannt und geglaubt werden muß und werden kann, wenn es besser und nicht immer schlechter werden soll bis zum gänzlichen Verderben. "Da der "Reichsbote" in der Hauptstadt Deutschlands erscheint," heißt es in einer Ankündigung des Beiblattes, "und für das ganze Deutsche Reich geschrieben wird, so kann derselbe die provinziellen Bedürfnisse nicht ausreichend befriedigen. Er ist nicht im Stande, die Leser unserer Heimath, Mecklenburg, über die Begebenheiten im engeren Vaterlande zu orientiren und werden dieselben dadurch gezwungen, neben demselben ein mecklenburgisches Blatt zu halten; an dem Kostenpunkt, der hierdurch herbeigeführt wird, scheitert sehr häufig das Abonnement auf den "Reichsboten." Diesem Uebelstande wollen wir abhelfen und soll vom 1. October an in Stavenhagen ein Blatt erscheinen unter dem Titel:

"Mecklenburgische Landesnachrichten,"
Beiblatt zum "Reichsboten."

Dieses Blatt soll über die inneren Angelegenheiten Mecklenburgs orientiren und zu dem billigen Preise 1 Mark pro Quartal sechs Mal wöchentlich erscheinen. Es soll Hof= und Landesnachrichten, kirchliche Mittheilungen, Schulnachrichten und Handelsberichte bringen, sowie über Verkäufe und Auktionen, vakante und gesuchte Stellen und Familiennachrichten Auskunft geben und wöchentlich einmal die hauptsächlichsten politischen Ereignisse kurz berichten. Da das Blatt sowohl in Brandenburg mit dem "Reichsboten", der vierteljährlich nur 3 Mark kostet, als auch allein durch die Post bezogen werden kann, so hoffen wir, daß es in den weitesten Kreisen unseres Vaterlandes Verbreitung finden wird.
Deutschland. Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm und die Kaiserin sind am Sonnabend den 15. d. nach dem Schluß der Feldmanöver des achten Armeecorps von Brühl nach Koblenz gereist, um dort dem Gottesdienste beizuwohnen, und haben sich dann nach dem Niederwald begeben, wo die feierliche Grundsteinlegung zu dem Nationaldenkmal vollzogen worden ist. Nach dieser Feierlichkeit ist Ihre Maj. die Kaiserin nach Koblenz zurückgekehrt, während Se. Maj. der Kaiser sich nach Karlsruhe begeben hat, wo derselbe zu den Manövern des 14. Armeecorps bis zum Sonntag den 23. d. zu verweilen gedenkt. Am 24. d. wird der Kaiser dem Exerzieren der bei Darmstadt vereinigten Kavallerie=Division beiwohnen; und am 30. d. M. findet in Baden-Baden die Feier des Geburtstagsfestes der Kaiserin statt. Die Rückkehr des Kaisers nach Berlin wird nicht vor Mitte des Monats Oktober erwartet.
Der Geh. Kommerzienrath Krupp in Essen hat durch Anschlag in seiner Fabrik angezeigt, daß der Kaiser ihm bei dem Besuche der Gußstahlfabrik für die Arbeiter Kranken= und Pensionskasse ein Geschenk von 1000 Mark gemacht habe.
Die verwittwete Königin Maria von Sachsen, Wittwe des Königs Friedrich August II. und Tochter des verstorbenen Königs Maximilian I. Joseph von Bayern, ist im 73 Lebensjahre am 13. September in Dresden gestorben.
In Santos in Brasilien hat ein bedauerlicher Konflikt zwischen einem Theil der Mannschaft der "Vineta" und brasilianischen Polizeisoldaten stattgefunden, bei welchem ein Polizeisoldat getödtet und zwei deutsche Matrosen übel zugerichtet sind.
In der zu Würzburg tagenden Generalversammlung der deutschen Katholiken wird über eine durchgreifende Organisation der gesammten katholischen Presse in Deutschland berathen. Wie man dem "Berl. Tageblatt" schreibt, handelt es sich u. A. um einen Antrag, der auf die Gründung eines Vereins zur Pflege der katholischen Presse hinausläuft. Dieser Verein soll 1) die Gründung katholischer Tagesblätter an solchen Orten, wo das Bedürfniß vorhanden ist, anregen, unterstützen und regeln; 2) die katholischen Journalisten behufs harmonischen Zusammenwirkens unter einander in beständiger Verbindung erhalten; 3) die Heranbildung von katholischen Journalisten ordnen und fördern; 4) Fachjournalisten im Falle ihrer Hülfsbedürftigkeit unterstützen. Außerdem ist der Antrag auf's Tapet gebracht worden, die Generalversammlung wolle die Bildung eines Rechtsschutzvereins für Katholiken in Deutschland veranlassen.
In Bezug auf die Revision des Unterstützungs=Wohnsitz=Gesetzes wird folgendes berichtet: Die mehrfach erwähnte Novelle zu dem Gesetz über den Unterstützungswohnsitz ist in einer der letzten Sitzungen des Bundesrathes vor den Ferien eingebracht und den Ausschüssen für Handel und Verkehr und Justizwesen überwiesen worden, welche sofort nach dem Wiederbeginn der Bundesrathsarbeiten sich mit dieser Angelegenheit beschäftigen und zu entscheiden haben werden ob die Vorlage überhaupt zu weiterer Behandlung kommen soll. Der Entwurf selbst zerfällt in drei Artikel. Der erste, welcher die Erwerbung des Unterstützungs=Wohnsitzes behandelt, enthält die Abänderung von 10 Paragraphen des Gesetzes vom 6. Juni 1870. In der Hauptsache will der neue Entwurf die Erwerbung des Unterstützungs=Wohnsitzes für Jeden, der "innerhalb eines Ortsarmen=Verbandes nach zurückgelegtem einundzwanzigsten Lebensjahre 1 Jahr lang ununterbrochen seinen gewöhnlichen Aufenthalt gehabt hat." - Der Verlust des Unterstützungswohnsitzes soll eintreten "durch 1) Erwerbung eines anderweiten Unterstützungswohnsitzes; 2) einjährige ununterbrochene Abwesenheit nach zurückgelegtem 21. Lebensjahre." Bei Erkrankung von Personen im Gottesdienst an dem Orte ihres Dienst= und Arbeitsverhältnisses hat der Ortsarmenverband die Verpflichtung, den

[ => Original lesen: 1877 Nr. 73 Seite 2]

Erkrankten die erforderliche Kur= und Verpflegung zu gewähren etc.
Frankreich. Der Marschall=Präsident Mac Mahon ist auf einer Reise in den Süden Frankreichs begriffen, wo derselbe überall großartigen Demonstrationen für die Republik begegnen soll.
In Paris ist die republikanische Partei in großer Erregung über die Verurtheilung Gambettas. Letzterer hat gegen das Urtheil Einspruch erhoben; doch hat die neue Verhandlung wahrscheinlich schon gestern stattgefunden. Der "Moniteur" behauptet, daß Grévy es ablehne, als Nachfolger Thiers die Führung der radikalen republikanischen Partei zu übernehmen. vom Kriege ist nur zu berichten, daß Plewna noch immer nicht von den Russen hat erobert werden können. Der Kampf dauert fort, und die Russen und Rumänen sollen bereits furchtbare Verluste erlitten haben.
- Schönberg. Nachdem die schriftlichen Prüfungsarbeiten für das Abgangsexamen an der hiesigen Realschule, 27.-31. August, angefertigt waren, wurde am 15. September unter Vorsitz des Großh. Kommissars, Herrn Konsistorialrath Naumann, die mündliche Prüfung abgehalten. Es hatte sich dies Mal nur ein Schüler der 1. Realklasse gemeldet, da in der Regel der Abgang der Abiturienten zu Ostern stattfindet. Dieser einzige Examinandus Marbod Tamms erhielt das Zeugniß der Reife, welches bis jetzt 16 Abiturienten der Schule ertheilt worden ist.
Die Verwaltung des deutschen Reichstelegraphen hat vom 1. Januar bis Juli d. J. 5,232,938 Telegramme befördert, 405,525 mehr als im Vorjahr. Die Mehreinnahme beträgt 690,000 Mark. - In Eisenach ist eine Dame, Frau v. Zech aus Gotha, auf dem Bahnhofe vom Schlage getroffen worden und gestorben.
- Freund Mars regiert in diesen Septembertagen am Himmel wie auf Erden. Aber am Himmel tritt der Planet in diesen Tagen in eine Art Opposition mit der Sonne und kommt in seinem kriegerischen Feuer unserer Erde fast bedenklich nahe. Sein Abstand von der Erde beträgt dann nur noch 7 Millionen Meilen und das ist die geringste Entfernung in unserem Jahrhundert. Er erlangt daher eine außerordentliche Helligkeit und überstrahlt jetzt schon den Jupiter. Gegen 9 Uhr Abends geht er auf und man sieht ihn am östlichen Himmel in hellem rothen Lichte strahlen.
- Was soll aus der Welt werden, wenn, wie in London, die Polizei selber unter die Schwindler und Spitzbuben geht? Da sind drei Häupter der sonst so gerühmten geheimen Polizei wegen vielerlei Betrügereien und Durchstechereien in Untersuchung genommen worden, was großer Aufsehen macht. Die drei Geheimen hatten u. a. eine Tänzerin um 10,000 Pfd. St. beschwindelt.
Aus Schlesien, 7. Sept., wird geschrieben: In Striegen ist vor einigen Tagen eine Arbeiterversammlung aufgelöst. Der dort anwesende Sozialdemokrat Schumacher aus Holstein hatte nämlich, veranlaßt durch die Aeußerung, "die Sozialdemokraten trieben die Massen zur Revolution heran," öffentlich erklärt: "Ja die Sozialdemokraten wollen die Revolution!" Damit aber fand er selbst im eigenen Lager keinen Anklang, und unter dem Rufe: "Das geht zu weit! Das wollen wir nicht!" drangen seine eigenen Parteigenossen auf den Agitator ein. Der Tumult wurde so arg, daß der Vertreter der Polizei die Versammlung auflöste. Eine schlimmere Niederlage hat die Sozialdemokratie in Brieg erlebt. Dort hatte sich unter den Cigarren=Arbeitern mit ihrer Agitation von vornherein großen Anklang gefunden; die Schließung der Deter'schen Cigarren=Fabrik aber, welche über 100 Arbeiter beschäftigte, hat die Wirkung gehabt, daß die weitaus größte Zahl der Arbeiter eine Verständigung mit dem Fabrikanten gesucht und sich von dem Sozialdemokraten losgesagt hat.
- Der Papst (oder die, welche es werden wollen) hat den Prinzen Lulu am 15. August zum Napoleonstage beglückwünscht und jetzt von ihm zum Zeichen seiner Dankbarkeit das prinzliche Portrait mit Diamanten besetzt erhalten. - Als er die Nachricht vom Tode Thiers empfing, bemerkte er zum Staatssecretär Simeoni: "Von den 3 Alten, die da noch auf den Füßen stehen (Kaiser Wilhelm, Thiers und Pius IX. selber) ist gegangen, und wir andern zwei werden nicht ihm bald zu folgen.
- In Chemnitz hat der Schuster Rauher seine Frau, die sich vor ihm geflüchtet hatte, Nachts auf der Straße ermordet. Der Mörder ein roher und verworfener Mensch, hat sich selbst der Polizei gestellt.
- In Hamburg ist das Fabrikgebäude der Silber=Raffinerie niedergebrannt, ein Arbeiter und ein Feuerwehrmann wurden schwer verletzt, 180 Arbeiter sind vorläufig brodlos geworden. Die Versicherungssumme betragt 4 1/2 Mill. Mark.
- In Kanton Wallis sind zwei Engländer sammt ihren drei Führern, den Gebrüdern Knubel, beim Besteigen des Lyskamm verunglückt. Die Bergführer waren die besten in der Schweiz und wurden sogar wiederholt zu Bergbesteigungen im Kaukasus verschrieben.
- Dr. Strousberg ist wieder auf freiem Fuß und in Berlin bereits angekommen.
- Durch den kürzlich auf Walliser Gebiet erfolgten Tod des bekannten Spielpächters Blanc kommen über 200,000 Francs, welche seine Erben allein für den Stempel der Schweizerischen Staatskasse an Erbschaftssteuer entrichten müssen, wieder in reine Hände.
- Wie boshaft! Ein Advokat und ein Arzt Arm in Arm sollen einen Rebus darstellen auf die Spitzbuben=Parole: Das Geld oder das Leben!


Anzeigen.

Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meierei Kl. Rünz, welche Johannis 1878 aus der Pacht fällt, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainen=Amte Termin auf

Sonnabend, 13. Oktober d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumt worden, wozu Pachtliebhaber hiedurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Wahl unter den drei annehmlich Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Conventionalpön von 3000 Reichsmark zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und öconomische Tüchtigkeit, sowie über das zur Annahme der Pachtung erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Amtsregistratur eingesehen und die Pachtung nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe Kl. Rünz in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 13. September 1877.

Großherzoglich Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Nach der uns gestern gemachten Anzeige sind dem Webermeister Ollmann zu Klocksdorf in der Nacht von 6. auf 7. d. M. von der in seinem Garten befindlichen, etwa 50 Schritte von seinem Wohnhause entfernten Bleiche 6 Enden weißes flächsen Leinen, je 20 Ellen lang und 9/8 Ellen breit, sowie einige Pfund Zwirn entwandt worden.
Wir bitten um gefällige Vigilanz auf den Dieb und die gestohlenen Sachen und event. um sofortige Benachrichtigung dienstergebenst.
Schönberg, den 8. September 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Zum öffentlich meistbietenden Verkaufe des der Stadt Schönberg gehörenden, in der Wasserstraße hieselbst sub. Nr. 63 belegenen massiven Wohnhauses ist ein Termin auf

Mittwoch, den 21. September c.,
Vormittags 11 Uhr, von uns angesetzt.

Kaufliebhaber werden hiedurch aufgefordert, sich zur angesetzten Zeit in der Rathsstube einzufinden, die Verkaufsbedingungen werden im Termine verlesen, sind aber auch vorher bei uns einzusehen.
Schönberg, den 9. September 1877.

Der Magistrat.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 73 Seite 3]

Lager
künstlicher Düngemittel

aus bestrenomirtesten Fabriken zu Fabrikpreisen und unter Garantie von Gehalten.
Schönberg.

F. Heitmann.     


Zur Kartoffelernte empfehle

Kartoffelrodepflüge,

die das Aufnehmen der Kartoffeln um die Hälfte erleichtern in verschiedenen Arten auf Lager bei

Ludw. Warncke - Mölln i. L.     


Zur Saatzeit empfehle ich
Thorner Breitsäemaschinen und Universalsäemaschinen, sowie Radelreinigungsmaschinen (Trieure) - die das Korn, unter Garantie, von jedem Unkraut und Steinen total reinigen; es stehen solche in mehreren Größen zur Probe aufgestellt bei

Ludw. Warncke - Mölln i. L.     


Reifenbiegemaschinen, sowie auch amerikanische Pulver  für Schmiede und Schlosser zum Schweißen von Gußstahl und Gußeisen, halte vorräthig

Ludw. Warncke - Mölln i. L.     


Baker=Guano=Superphosphat,
Ammoniak=Superphosphat,

sowie alle sonstigen Düngemittel aus den Fabriken von E. Güßefeld in Hamburg, unter Garantie des Gehalts empfiehlt zu Fabrikpreisen ab Hamburg, sowie theils ab Lager Schönberg

Aug. Spehr.     


Eiserne Saugepumpen

     von 2 1/2" 3" 3 1/2" 4" Kolbendurchmesser liefert zu 16,50 20,50 30,25 39,50 Mark.

Complete Abessinierbrunnen

     in Verbindung mit obigen Pumpen, 3 Meter

Saugrohr und Patent=Sandfilter

     zu 28 36 48 63 Mark, jeder Meter mehr 1,60 2,25 2,75 4 Mark.
Ferner empfehle: Küchenpumpen, Spritzpumpen, Gartenspritzen, Saug= und Druckpumpen, Hochdruckpumpen mit Schwungrad oder Riemenbetrieb für Reservoire zu Privatwasserleitungen, hohe eiserne Straßenpumpen, einfach und verziert, Baupumpen, Ketten= und Jauchepumpen, Pumpen=Anlagen für tiefe Brunnen, Patentsandfilter, diverse Ventile, Saugkörbe, Hähne zu Wasserleitungen, Leitungsrohren, Rammapparate, Gummi= u. Hanfschläuche, sämmtliche messingene Verschraubungen für letztere, Erdbohrer, Bohrröhren und sämmtliche Werkzeuge für Tiefbohrungen. Es kostet ein einfacher Erdbohrer mit 2 Schaufeln von Stahlblech, auf= und abzuschrauben, der Handgriff von Schmiedeeisen und 1 2/3 Meter Gestänge

bei 4" 5" 6" 7" 8" 15" Flügeldurchmesser

     Mark 12 13,50 15,50 17,50 20 35;

jede ferneren 1 2/3 Mtr. Gestänge mit Muffenverbind.

     Mark 2,50 3,00 3,00 3,50 3,50 6,50.

Spezielle Preislisten gratis. Vertreter erwünscht.
Hermann Blasendorff, Berlin S.,
Louisenufer 3A.
Fabrik von eisernen Pumpen, Abessinierbrunnen und Erdbohrwerkzeugen. Technisches Bureau für Brunnenbauten, Erdbohrungen und Wasserleitungs=Anlagen.


Bekanntmachung.

Die Schulden=Regulirungs=Section beabsichtiget in Gemäßheit des Rath= und Bürgerschlusses vom 10. Mai 1875 an der Ausloosung theilnehmende Obligationen der alten Anleihen, sowohl der freiwilligen, wie der contributionsmäßigen, von den Mindestfordernden anzukaufen.
Offerten mit Angabe der Loosnummern und des Betrages der einzelnen Stücke, sowie des Zinsfußes und des Zinsverfalltages, sind bis zum 30. dies. Mts. versiegelt und mit dem Vermerk "Verkaufsofferte" bei Senator Schroeder hierselbst einzureichen.
Lübeck, den 1. September 1877.

Schulden=Regulirungs=Section.     


Beste engl.
Regenröcke
empfiehlt billigst                                                    
Schönberg.                                                    
                                                     Aug. Creutzfeldt.


Ich warne einen jeden, meiner Frau ohne baare Zahlung etwas verabfolgen zu lassen, indem ich für keine Zahlung hafte.

Rottensdorf.                                                     A. Roy.


Das Quartal

der Rademacherzunft findet am Montag, den 24. September statt, und werden sämmtliche Meister eingeladen, sich um 9 Uhr einzufinden.

Die Aelterleute.     


Korn= u. Kartoffel=Säcke.

Stück 1 M. 12 Pfennig (Mecklenburg). 1 M. 25 Pfennig (Mecklenburg). 1 M. 35 Pfennig (Mecklenburg). 1 M. 75 Pfennig (Mecklenburg). 2 M. 12 Pfennig (Mecklenburg).
Dutz. 12 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). 14 M. 25 Pfennig (Mecklenburg). 15 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). 20 M. - Pfennig (Mecklenburg). 24 M. - Pfennig (Mecklenburg).
empfiehlt in sehr guten Qualitäten.
Schönberg.

Aug. Creutzfeldt.     


Mit einer neuen Sendung

Bettfedern

in verschiedenen und billigsten Preisen, empfiehlt sich
Schönberg, 1877.

Heinrich Creutzfeldt.     


Ich erlaube mir hiermit anzuzeigen, daß ich Donnerstag den 27. September ein

Putzgeschäft

eröffne und bitte die geehrten Damen der Stadt und Umgegend um geneigten Zuspruch.
Ich wohne im Hause des Herrn Färbermeisters Musfeld, Siemzer=Straße Nr. 108.
Es werden von jetzt an alle Arbeiten angenommen.
Schönberg.

                          Hochachtungsvoll ergebenst
                          Marie Tretow.


Zur bevorstehenden Saison halte mich den Herren Landwirthen mit

Superphosphaten
aus der Bremer Fabrik

bestens empfohlen, und sind dieselben beim Herrn Pfarrpächter Pumplün in Carlow vorräthig.

F. Becker,     
Vertreter.      


Logo Berliner Harz Oelfarbenfabrik

     In dunkeln Farbentönen pro Centner 24 Mark.
     In hellen Farbentonen pro Centner 33 Mark.

Verdienst=Medaille Wien1873.
Harz=Oelfarbe
in allen Nuancen streichfertig.

Billigste witterungsbeständige Farbe zum Anstrich von rauhem und glattem Holzwerk im Freien und im Innern, Mörtelputz (Facaden, Corridor= und Zimmerwände), rohem Mauerwerk, Zink, Eisen, Sandstein, Dachpappe etc. Von jedem Arbeiter zu streichen.
Musterkarten mit Gutachten gratis und franco.

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Berlin N., Coloniestr. 107.     Altmannsdorf bei Wien.     Offenbach a. Main.     Stolp in Pommern.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 73 Seite 4]

Die noch vorräthigen, von J. Schweigmann übernommenen Waaren habe zum

Ausverkauf

gestellt, und verkaufe dieselben um gänzlich damit zu räumen

! zu jedem nur irgend annehmbaren Preise !

Zum Ausverkauf kommen unter Andern:
Kleiderstoffe, Beiderwands, Cattune, Tuche, Buckskins, Leinen, Drelle, Jackets, Regenmäntel, Jacken, Tücher, Unterröcke, halbwoll. Buckskin, Tischgedecke, Servietten, Tischtücher, Handtücher, Möbeln, Rieps, Federn, Stauts, Wagen=Rieps, Decken, Gardinen, Hüte und vieles Andere.

! 1 Parthie Rester !
Der Ausverkauf befindet sich vom Hauseingang links.
---------------------------------------------

Gleichzeitig empfehle ich mein in jeder Beziehung aus das reichhaltigste, completirte Lager, und bin ich durch äußerst günstige Einkäufe im Stande, den mich beehrenden Kunden bei guter Waare sehr billige Preise zu stellen.

     Schönberg.
                                                     Ferdinand Seelig.


Vom 24. März bis heute sind nachfolgende Schäden bei unserer Gesellschaft angemeldet:

  1) vom Schulzen Völkner zu Mechow ein Pferd 400 M.
  2) vom Büdner Homberg=Schwanbeck ein Pferd 100 M.
  3) vom Hauswirth Oldenburg=Selmsdorf ein Pferd 200 M.
  4) vom Hauswirth Kröger=Lockwisch eine Kuh 135 M.
  5) vom Hauswirth H. Meier=Mahlzow eine Kuh 120 M.
  6) vom Büdner Ollmann=Klocksdorf ein Pferd 100 M.
  7) vom Arbeitsmann Maaß=Selmsdorf eine Kuh 135 M.
  8) vom Bäckermeister Retelsdorf hier ein Pferd 500 M.
  9) vom Bäckermeister Hagen hier eine Kuh 135 M.
10) vom Förster Blank=Schlagbrügge eine Kuh 135 M.
11) vom Arbeitsmann Kähler Wwe.=Torriesdorf eine Kuh 135 M.
12) vom Hauswirth Oldenburg=Schlagsdorf ein Pferd 600 M.
13) vom Hauswirth Fick=Lüdersdorf eine Kuh 135 M.
14) vom Hauswirth Nehls=Kleinfeldt eine Kuh 135 M.
15) ungedeckt aus voriger Hebung 400 M.
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 80 Pfennigen pro 100 M. Versicherungssumme am

Dienstag den 2. October d. J., Morgens 10 Uhr,

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Wir haben mit der gegenwärtigen Hebung so lange (sechs Monate) gezögert, um auch in diesem Jahre nur einen dreimaligen Beitrag nöthig zu haben.
Schönberg, den 17. September 1877.

Direction der Viehversicherungs-Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.


Soirée musikale,
Köster's Hotel in Schönberg,
Dienstag, den 18. September 1877.
Gegeben vom Charakterdarsteller Carl Reuter
unter gefälliger Mitwirkung des
Herrn Dietrich Brand und der hiesigen
Musik=Capelle.
Cassenöffnung 7 1/2 Uhr.            Anfang 8 Uhr.


Alle, die noch Rechnungsforderungen an den verstorbenen Schneidermeister J. Otto und F. Otto haben, werden ersucht, ihre Rechnungen innerhalb 8 Tagen bei dem Unterzeichneten einzureichen.
Schönberg, den 13. September 1877.

F. Otto,            
Schneidermeister.     


Gesucht zu Hof Rabensdorf ein gewandter
Stallknecht,

der Einiges im Hause zu thun hat.


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Kirchliche Nachrichten.

Bußtag, 19. September.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen20 M -Pfennig  bis 25 M -Pfennig.
Roggen17 M 50Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer15 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,30 .
Hasen d. St. M3 - 4 .
Enten d. St. M1,60 .
Hühner d. St. M1,40 .
Kücken d. St. M0,70 .
Tauben d. St. M0,40 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 5 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 73 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 73 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 18. September 1877.


Gute Luft ist halbes Leben.

Kein mit offnen Sinnen und richtigem Verständniß Begabter vermag die tief betrübende Thatsache zu leugnen, daß in den ärmsten Klassen durchschnittlich die Erkrankungen häufiger sind und die Sterblichkeit größer, als in den bemittelten. Ebensowenig kann er sich der Folgerung entziehen, daß gewisse mit der Armuth untrennbar verbundene Schädlichkeiten, wie zu enge, schlecht ausgestattete Wohnräume, mangelhafte, unpassende Ernährung und Bekleidung, endlich mit der Beschäftigung verknüpfte üble Einflüsse die Erkrankungen begünstigen und die Sterblichkeit steigern müssen. Könnte die Gesellschaft, angesichts dieser schmerzlichen Wahrnehmungen, die Überzeugung gewinnen, daß alle Armuth abzuschaffen innerhalb des Menschenvermögens läge, wie der Socialismus kühn behauptet, so wäre sie zweifellos verpflichtet, ungesäumt sich socialistisch zu gestalten. So lange sie jedoch die von jenem geforderte radicale Umwandlung als Hirngespinnst erkennt, bleibt ihr nur übrig, alle ihre Kräfte aufzubieten, um von den ärmeren Klassen jene verderblichen Einflüsse soweit abzuwehren, als sie es vermag. Diese Gewissenpflicht spricht laut und deutlich!
Wo nun aber anfangen - wie damit vorgehen? - In England ist die erste Anregung nicht von der Gesetzgebung und nicht vom Ministertisch ausgegangen, sondern von einem Privatmanne, Nichtmediciner, Southwood Smith, welcher vor einem halben Jahrhundert die Aufklärung der öffentlichen Meinung in diesem Gebiete zu seiner Lebensaufgabe machte. In Rede und Schrift verstand er so umsichtig und nachhaltig zu wirken, daß sehr bald die Früchte reiften und ein großartiges Netz von Localbehörden für Zwecke der öffentlichen Gesundheitspflege sich über das ganze Reich, über Städte und Dörfer ausbreitete. Diese Gesundheitsämter (boards of heàlth) haben thatsächlich eine Masse nachtheiliger Einflüsse theils ganz beseitigt, theils wesentlich gemildert. Sie sind durch Parlamentsbeschlüsse mit den weitesten Befugnissen ausgerüstet, können sogar unter Umständen die Insassen einer Wohnung ausweisen und dieselbe ganz schließen, oder Abstellung gewisser Uebelstände erzwingen. Alles das will fürwahr etwas heißen in dem Lande, wo der Einwohner sein Haus "seine Burg" nennt und eifersüchtiger auf sein Hausrecht ist, als sonstwo.
Fassen wir zuvörderst die Stelle ins Auge, da jeder von uns Hand anlegen kann, jeder, er stehe wo und wie immer, entweder seine eigene Lage zu verbessern, oder durch gutes Beispiel, guten Rath, thätige Beihilfe auf seine nächsten Kreise fördernd einzuwirken vermag. Unter den vielen wesentlichen Dingen ist Eins von erster Wichtigkeit: - die Athemluft.
schon die Sprache braucht "athmen" gleichbedeutend mit "leben". Trotzdem will dies die große Menge der Menschen, zumal der ärmeren Klassen, nicht einsehen und alle darauf zielenden Mahnungen haben noch wenig mehr als nichts genützt. Wie wäre sonst erklärlich, was wir täglich allenthalben bemerken können: daß die Sorge für unverbrauchten, unverathmeten, unverdorbenen Athemstoff allem Anderen hintangesetzt wird, auch da, wo so leicht wenigstens das Nothwendigste geschehen könnte! Hier kann nicht blos Rücksicht auf Ersparnisse an Bau= und Brennmaterial einwirken, es müssen, und zwar in erster Reihe, Gedankenlosigkeit, Trägheit, Unkenntniß ihre Rolle spielen. Der maßlosen Erkältungsfurcht, dem auch unter deutschen Handwerkern, Arbeitern, Dienstboten so tief eingerissenen Aberglauben, daß die leiseste Luftbewegung oder eine mäßige Zimmertemperatur gleichbedeutend sei mit Zahnschmerzen, Rheuma, Lungensucht etc., muß vor Allem entgegengearbeitet werden. Denn die damit Hand in Hand gehende Verweichlichung begünstigt gerade das, was vermieden werden soll.
Jeder von uns kann offenbar sein Scherflein beitragen, für die Erkenntniß zu werben, daß unverkümmerte Athemluft ein "Nahrungs=" und ein "Genußmittel" ersten Ranges ist, so unerläßlich wie Brod. Hat sich diese Erkenntniß auch in den ärmeren Klassen nur erst ausgebreitet, so wird dasjenige immer schwerer, zuletzt unmöglich werden, was heute noch von gewissenlosen Hausbesitzern, Fabrikherren, Handwerksmeistern gefrevelt wird. Zuversichtlich steht zu hoffen, daß die Gesetzgebung und Verwaltung ihren bereits eingeschlagenen Weg rüstig weiter verfolgen, auch die Gemeindebehörden viel Versäumtes endlich nachholen werden. Aber auch wenn alles Nothwendige und Nützliche von diesen Seiten geschieht, ist dennoch die auf richtiger Einsicht beruhende "Selbsthilfe" und Nachhilfe "von unten her" ganz unerläßlich. Wäre diese Einsicht vorhanden, so stände es schon jetzt besser um diese Dinge. Schwerlich würde es dann Miethswohnungen geben, die auf einen hoflosen Raum zusammengepfercht, Hunderte von Menschen beherbergen, ähnlich den Chinesenquartieren in San Francisco, diesem Schrecken eines halben Welttheils; Wohnungen, deren Fester gar nicht zu öffnen sind, weder der Luft noch dem Licht Eingang gestatten und von schmutziger Feuchtigkeit triefen. Sehen wir doch sogar in manchen deutschen Groß= und Mittelstädten Gebildete und Wohlbemittelte Tag für Tag ganze Abende in engen, niedrigen, dumpfigen, überheizten Rauchspelunken zubringen, lediglich - weil es da einen "guten Tropfen" giebt und Einer den Andern hinzieht! Deutsche "Gemüthlichkeit"! -
Verdorbene oder verfälschte Lebensmittel sind, und mit vollem Rechte, verboten, und doch haben diese insgesammt schwerlich so viel Unheil angerichtet, so viele Krankheiten und, was noch schlimmer, dauernde Kränklichkeiten verursacht, wie die Vernachlässigung der Sorge für Nahrung und Nothdurft der Lunge.


Gegen das Bettelwesen.

Die Polizeiverwaltung von Glückstadt veröffentlicht folgende nachahmenswerthe Bekanntmachung: "Das Betteln nimmt in neuerer Zeit dergestalt überhand, daß es der Polizeiverwaltung unmöglich ist, mit den ihr zu Gebote stehenden Kräften dem Unwesen nachdrücklich zu steuern. Dieselbe sieht sich daher veranlaßt, die Mitwirkung der Einwohnerschaft in Anspruch zu nehmen, indem sie bittet, jeden Bettler ohne Ausnahme abzuweisen. In dieser Maßregel liegt keine Inhumanität, weil jeder wirklich Nothleidende nur bei der Polizeibehörde sich zu melden braucht, um die erforderliche Unterstützung zu erhalten. Dagegen wird durch das unterschiedslose Geben von privater Hand ein Bettler=Proletariat groß gezogen und der fleißige Arbeiter in Versuchung geführt. Wie lucrativ das Geschäft für einen Bettler in unserer Stadt ist, mag man daraus entnehmen, daß kürzlich ein um 8 Uhr aus der Correctionsanstalt entlassener Taugenichts um 10 1/2 Uhr bereits 8 Mark 80 Pf. zusammengebettelt hatte. Die Polizeiverwaltung hält sich überzeugt, daß es nur dieses Hinweises auf die Unzweckmäßigkeit und Gefährlichkeit des systemlosen Gebens bedarf, um ihr für die Zukunft den Beistand der Einwohnerschaft bei Unterdrückung der Bettelei zu sichern. Namentlich hoffen wir, daß auch der weibliche Theil der Bevölkerung das Bedenkliche großer Bereitwilligkeit im Geben einsehen und das leichtgerührte Herz dem verhängnißvollen Mitleid verschließen wird."

[ => Original lesen: 1877 Nr. 73 Seite 5]

- Ueber die Abnahme der Wärme in Europa bringt ein schwedisches Blatt folgende interessante, wenn auch nicht gerade erfreuliche Mittheilung, die uns aber wenigstens den Trost nicht rauben soll, daß unsere heutigen Holzställe den klimatischen Einflüssen einer neuen Eisperiode noch auf lange Zeit hinaus entzogen bleiben werden: "Im grönländischen Meerbusen Komenok bei Koma hat man Fossile und sehr charakterische Ueberreste von Palmen und Bäumen, welche darauf schließen lassen, daß in diesen Gegenden früher eine reiche Vegetation geherrscht hat, vorgefunden. Aber die Eisperiode der Geologen trat ein und in Folge der sinkenden Temperatur wurde diese üppige Vegetation in ein Leichentuch von Eis und Schnee gehüllt. Dieses Sinken der Temperatur, welches sich von Norden her südwärts erstreckte und durch geologisch Beweise konstatirt werden kann, nämlich durch das Vorfinden fossiler Pflanzen, scheint auch in unseren Tagen zunehmen zu wollen. In den letzteren Jahren ist das Eis vom Nordpool weit nach Süden vorgedrungen, so haben sich z. B. zwischen Grönland und dem Eismeere kolossale Massen von Eis angesammelt. An der europäischen Küste stoßen die Seefahrer oft unter Breitengraden auf Eis, wo sie es sonst in der milderen Jahreszeit nicht anzutreffen pflegen und die in diesem Sommer auf der skandinavischen Halbinsel herrschende Kälte stammt von den Eismassen her, welche in Regionen umhertreiben, wo der Golfstrom sich gegen unsere Küsten biegt. Es ist dies eine Wiederholung der im kalten Sommer 1865 gemachten Beobachtung. Diese ungewohnte Nachbarschaft mit den Eismassen hat das Klima Islands so kalt gemacht, daß das Korn nicht mehr reif wird und die Isländer, angesichts der drohenden Hungersnoth und Kälte, sich eine neue Heimath in Nordamerika zu gründen beginnen. So waren die Verhältnisse auf Grönland im 14. Jahrhundert, als die norwegischen Kolonien von den vordringenden Eismassen zerstört wurden."
- Die große Feuergefährlichkeit der Tischlerwerkstätten und die häufigen in neuerer Zeit durch dieselbe hervorgebrachten großen Brände haben den Behörden die Frage näher gelegt, wie dem abzuhelfen. Man hört nun, daß es in Berlin im Werke fei baupolizeiliche Vorschriften zu erlassen, wonach Tischlerwerkstätten künftig nur im Erdgeschoß angelegt werden dürfen und von den oberen Geschossen durch massive Decken getrennt werden müssen, so wie daß die nach dem Treppenflur führenden Thüren der Werkstätten von Eisen anzufertigen sind.
- Auf der Suche nach dem Grabe Kaiser Ludwig des Bayern in den Grüften der ehemaligen Augustinerkirche in München ist man zwar noch nicht auf die kaiserlichen Ueberreste, aber auf 230 Leichen ehemaliger Augustiner=Mönche gestoßen, deren Haare und Gewänder meist noch gut erhalten sind. Ein Gerippe fand sich an Armen und Beinen mit Stricke umschnürt; ebenso gaben 3 Särge mit Kinderleichen in dieser geistlichen Gesellschaft zu besonderen Gedanken Veranlassung.
- Modebericht. Das Tragen von verschiedenfarbigen Handschuhen scheint sich nicht so schnell einbürgern zu wollen. Dagegen ist Aussicht vorhanden, daß die Schleppe abgeschafft wird. Wir würden dies der Herzogin von La Tremville zu verdanken haben. Dieselbe hatte kürzlich den guten Gedanken zu dem Rennen bei Paris ganz keck und herausfordernd in kurzen Kleidern zu erscheinen. Vielleicht macht einmal Eine Schwalbe den Frühling: denn wer nicht gerade an Klumpfüßen leidet, sondern ein nettes Füßchen zeigen kann und mag, wird den Modefrühling schon gern mitmachen!
- Aus Br. Die Kurmusik im Bade war recht gut, erzählte mein Freund, nur spielte sie Morgens, Mittags und Abends gar zu viele Hopser und Walzer. Ein berühmter Meister war dagewesen und dem zu Ehren hatte sie sich klassisch übernommen und machte sichs jetzt bequem. Wie ändern? - Ich probir's, sagte ich meinen Bekannten. - Andern Morgens stand ich mehr breit als groß vor dem Musikpavillon und vor dem angeschlagenen Programm, zog bedächtig mein Notizbuch heraus und schrieb noch bedächtiger Stück vor Stück des Programms ab, hie und da nickend und noch öfter schüttelnd mit dem Kopfe. Schon sammelten sich die Leute um mich. Nachmittags aber und andern Tags hatte ich bei demselben Manöver schon einen ganzen Kometenschweif von Neugierigen hinter mir. "Wer ist's? was will er?" flüsterte es. Am dritten Tage schlängelte sich der Musikdirector incognito heran. "Sie entschuldigen, mein Herr, Sie sind Musikkenner? - Ja. - "Dann wünschen Sie vielleicht dies oder jenes Stück, das Sie notirt, ausgeschrieben zu haben? - Abgeschrieben? Walzer und Hopser? Nein, nichts weniger! - Aber Sie notirten doch die Stücke? - Allerdings, aber - aus statistischen Gründen! - Aus statistischen Gründen? - Nun ja, es handelt sich um eine statistische Vergleichung der deutschen Musikkapellen, um ihre Zusammensetzung und Leistungen, um die Stücke, die sie vorzugsweise vortragen, wie viel Klassisches, Mozart, Beethoven, Haydn, wie viel Modernes, Mendelssohn, Meyerbeer, Wagner u. s. w., wie viel Ouvertüren, Finale's, Arien, wie viel Potpouris, Walzer, Hopser, und derlei Füllsel.
- "Ah so, sagte der Direktor und wurde nachdenklich. Und Sie arbeiten an dieser Statistik? vielleicht sogar, wenn ich fragen darf, im höhern Auftrag? - Vielleicht, aber interessirt Sie das? - "Sehr, mein Herr, denn ich bin der Musikdirektor."
- Ah, das ist etwas anderes, dann darf ich Ihnen im Vertrauen sagen, daß es sich zunächst um eine wissenschaftliche Kritik der Musik in den Bädern handelt als Grundlage einer großen Reform, die Aufsehen machen wird. Mehr darf ich nicht sagen. - "Und Ihr Name, mein Herr?"- Thut nichts zur Sache, vor der Hand Geheimniß. Habe die Ehre! - Das war das letztemal, daß ich das Programm abgeschrieben hatte. Andern Tages schon und alle Tage führte der Herr Direktor weit überwiegend Stücke der großen Meister vor und nickte mir jedesmal bedeutsam zu. Die erfreuten Kurgäste hätten mir beinahe ein Ständchen gebracht, so populär war ich geworden. Nur meinen Namen brachten sie nicht heraus (in der Kurliste stand: Herr Müller aus Neustadt), er blieb zum Glück incognito wie bis jetzt die wissenschaftliche "Statistik der Bademusik." Sie sehen, schloß mein Freund, in Bädern erlebt man nichts, man muß sich und Andern selber was machen.
- Der Tagelöhner Ritterbusch zu Meschede in Westfalen hat sich zum Eintritt in den Eisenbahndienst gemeldet und von seiner bevorstehenden Anstellung wiederholt mit großem Stolze gesprochen. Nachdem aber der Termin längst verstrichen war, ohne daß ihm das Amt eines Weichenstellers oder Wagenschiebers zu Theil geworden, ahnten seine Genossen, daß er zurückgewiesen worden, und wohl oder übel mußte er über die ihm auferlegte Prüfung Bericht erstatten. "De Inspektor keik mi glick so näsewiis an un frög: können Sie lesen? Das will ick meinen, seg ick, un nu gaf he mi en Book. Ick nahm em das Book so jüst ut de Hand un füng an to studiren; do röp de Inspektor: "Sie haben ja das Buch auf den Kopf genommen". Rasch dreih ick nu dat Book herüm, was de Inspektor segte: lassen Sie's man gut sein und frög wieder: Können Sie schreiben? Mit dat schriwen was't nu man so wat; wann man nicht ganz genau uppaßt, kump licht een Bookstabe to veel of te min. Schreiben Sie mal Ihren Namen, Ritterbusch, segte de Inspektor. Sie werden doch ihren eigenen Namen richtig schreiben können. Dat dachte ick ook und doch hadde ick richtig eenen Bookstaben to veel maket. Wie stehts mit dem Rechnen, was ist die Halbscheid von fünf? Der Düwel, denk ick, do hett de schlaue Kerl di packt! Twee was to min und dree was to veel, das wußt ick woll. Man wil et so'n abscheilick finen Keerl was, dacht ick, sallst em es dree beiden, Ick segge also: die Halbscheid von Fünfe ist Drei". Do segg de Inspektor gar nix und makte bloß de Dör up.


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