No. 67
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. August
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 67 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. S. K. K. H. der Kronprinz hat am Sonntage seine Reise nach Bayern zur Truppenbesichtigung im Bereiche der 4. Armee=Inspektion angetreten.
Der Reichskanzler Fürst v. Bismarck, der seit Montag in Berlin weilte, ist mit seiner ganzen Familie am Freitag in München eingetroffen und noch am selben Tage, wie es heißt, nach Gastein weiter gereist. Interessant ist, daß die "Prov. Corr." diese Reise des Fürsten vor einigen Tagen in ein "Süddeutsches Bad" ankündigte.
Der "D. R.= u. St.=Anz." enthält folgende Mittheilung: "Die Kaiserliche Regierung hat, wie wir erfahren, Veranlassung genommen, auf Grund der ihr vorliegenden Berichte über die gegen russische verwundete und gefangene Soldaten von türkischen Truppen verübten Grausamkeiten bei der Pforte die Bestimmungen der Genfer Convention von 22. August 1864, welcher die Türkei bekanntlich im Jahre 1865 beigetreten ist, in Erinnerung zu bringen, und gleichzeitig bei den übrigen europäischen Mächten angeregt, ob dieselben ähnliche Schritte in Konstantinopel thun wollen."
Die Verhandlungen über den deutsch=österreichisch=ungarischen Handelsvertrag in Wien sollen nunmehr einen so günstigen Verlauf nehmen, daß Hoffnung vorhanden ist, der Vertrag werde den Wünschen der deutschen Regierung entsprechend zu Stande kommen. Wie es heißt, ist es nicht unwahrscheinlich, daß zur Berathung dieses Vertrages noch eine Herbstsession des Reichstages zusammenberufen werde.
Wie aus Preußen berichtet wird, verursacht die Ausführung dei neuen Justizordnung nach einem im preußischen Justizministerium ausgearbeiteten Kostenanschlage Preußen 25 Millionen Mark Kosten, namentlich für Errichtung neuer Gerichtsgebäude u. s. w.; und dem nächsten preußischen Landtage soll darüber eine Vorlage zur Aufbringung dieser Summe zugehen. Das ist für die Steuerzahler eine theure Justizordnung und wird denselben wahrscheinlich noch theurer werden.
Der Verlagsbuchhändler Herr C. Dilfer in Breslau hat den Vertrieb der "Gartenlaube" eingestellt wegen der in letzter Zeit besonders stark hervorgekehrten gegen das Christenthum feindseligen Tendenz derselben. Das macht dem genannten Herrn um so mehr Ehre, als bekanntlich vor kurzem ein anderer Buchhändler um derselben Sache willen gerichtlich verurtheilt worden ist. Ein bewußter Christ kann es allerdings vor seinem Gewissen nicht mehr verantworten, ein solches Blatt wie die Gartenlaube durch Abonnement oder gar durch Vertrieb des Blattes zu stützen.
Schweden und Norwegen. Dem "Stockh. Tagbl." zufolge soll die Insel St. Barthelemy, die 1784 von Frankreich erworben wurde, wieder an Frankreich abgetreten werden.
St. Barthelemy gehört zu den kleinen Antillen, hat 0,4 Quadratmeile Flächeninhalt und 3000 Bewohner, wovon der größte Theil Neger. Außer der kleinen Stadt Gustavia sind noch an Wohnplätzen die beiden Dörfer L'Orient und St. Jean vorhanden.
Nordamerika. Die vom neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten Hayes eingehaltene Politik der Versöhnung hat bereits ihre Früchte getragen. Die Gouverneure aller Südstaaten haben in den letzten Strike=Unruhen die ihnen zur Verfügung stehende Miliz dem Präsidenten zur Aufrechterhaltung der Ordnung zu überlassen sich bereit erklärt, wodurch letzterer in den Stand gesetzt wurde, das sämmtliche Bundesmilitär aus dem Süden zurückzuziehen und nach dem Norden zu senden.
Im Idaho=Territorium dauern die Indianerkämpfe noch immer fort; es haben wiederholt kleine Gefechte stattgefunden, aus denen die Indianer unter ihrem Häuptling, Kapitän Joseph genannt, regelmäßig als Sieger hervorgingen. Der ihm gegenüberstehende amerikanische Befehlshaber, General Howard, scheint sich nicht recht auf den Indianerkrieg zu verstehen.
Vom Kriegsschauplatze ist zu berichten, daß am Schipkapaß furchtbare Kämpfe stattgefunden haben. Die Russen scheinen denselben bisher gegen eine weit überlegene feindliche Streitmacht siegreich behauptet zu haben, wenn auch aus Konstantinopel schon längst die Besetzung desselben durch türkische Truppen berichtet wurde.
Auf Kreta soll nunmehr der längst befürchtete Aufstand ausgebrochen sein, wie wenigstens aus Athen berichtet wird.
Serbien rüstet fortwährend stark, und die Truppenmärsche nach der Grenze dauern fort.
Der Vertrag zwischen Rußland und Rumänien soll endlich unter für das letztere günstigen Bedingungen zu Stande gekommen sein.


Die deutsche Regierung hat dem "Reichsanzeiger" zufolge auf Grund amtlicher Berichte über die von türkischen Truppen gegen russische Verwundete und Gefangene bei der Pforte die Bestimmungen der Genfer Convention durch ihren Gesandten in Erinnerung bringen lassen. Der italienische und österreichische Gesandte sollen sich diesem Schritte angeschlossen haben.
Vom Reichskanzler ist der Director des Reichsgesundheitsamtes beauftragt worden, unter Mitwirkung des Vorsitzenden des Reichsjustizamtes Dr. Friedberg, einen Gesetzentwurf zur Abhülfe gegen die Verfälschung und gesundheitswidrige Anfertigung von Nahrungs= und anderweiten Genußmitteln auszuarbeiten. Wahrscheinlich wird dieser Entwurf bereits in der nächsten Session des Reichstags zur Behandlung kommen.
Seit dem November v. J. bestand die Einrichtung versuchsweise, daß die Landbriefträger auch Telegramme behufs Aufgabe bei den betreffenden Telegraphen=Anstalten anzunehmen befugt waren. Da diese Einrichtung sich bewährt hat, so ist deren Beibehaltung angeordnet worden.
- Deutschland zählt gegenwärtig 5965 freiwil=

[ => Original lesen: 1877 Nr. 67 Seite 2]

lige Feuerwehren mit 531,000 Mann und 13,600 Spritzen; Oesterreich=Ungarn zählt 6864 freiwillige Feuerwehren mit 590,000 Mann und 16,000 Feuerspritzen.
- Wie aus Alexandria gemeldet wird, ist an Bord des französischen Kriegsschiffes "Correze", das sich auf der Fahrt von Saigun nach Suez befand, als dasselbe Aden passirt hatte, die Cholera ausgebrochen. Von der Mannschaft sind bereits 50 gestorben, 130 Kranke befinden sich noch an Bord.
- Auf der Zeche Borussia bei Dortmund brach am 22. Mittags ein Grubenbrand aus. In der Grube waren gerade 15 Arbeiter beschäftigt, welche sämmtlich umgekommen sind. Der Betrieb des Werkes ist bereits am folgenden Tage wieder aufgenommen worden.
- Ehrende Anerkennung deutscher Dampfer=Offiziere. Die "New=Yorker Handels=Zeitung" schreibt: Am 16. December 1876 traf der Hamburger Dampfer "Frisia" auf seiner Reise von New=York nach Europa den amerikanischen Schooner "Gettysburg", von Gloucester Massechusets, der in einem Sturme am 10. December Seine Masten eingebüßt hatte, in sinkendem Zustande an; er hatte weder Rettungsboote, noch Lebensmittel, noch Trinkwasser. Capitän Joachim Meyer von der "Frisia" ließ ein Boot aussetzen, dessen Befehl er Herrn Rudolf Franzen übertrug. Diesem mit dem Beistande von vier Mann gelang es, die Mannschaft des "Gettysburg", bestehend aus dem Capitän Blackburn und zehn Mann, während ein Sturmwind wehte und die See hoch ging, von dem sinkenden Schooner auf die "Frisia" zu retten. Diese That hat Anerkennung an geeigneter Stelle gefunden. Am 30. Juni überreichte der Geschäftsträger des deutschen Reichs Baron Max von Tirlmann im Namen des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika dem Capitän Meyer einen prächtigen, goldenen Chronometer nebst Kette für ihn, ferner für den ersten Offizier Rudolph Franzen (jetzt auf der "Pommerania"), ein schönes Marine=Fernglas und für die vier Matrosen, welche die Mannschaft des Rettungsbootes bildeten, 100 Doll. in Gold als Zeichen der Anerkennung ihrer bei jener Gelegenheit zur Rettung der Mannschaft des "Gettysburg" geleisteten Dienste.
- Aus dem Reichskanzleramt wurden seit längerer Zeit diverse Sachen, die nicht niet= und nagelfest waren, vermißt. Täglich verschwanden aus den Zimmern Gegenstände, die zum täglichen Gebrauch unentbehrlich waren, ohne daß es gelingen wollte, dem oder den Thätern auf die Spur zu kommen, bis endlich das Dunkel gelüftet wurde. Eine Frau, die mit dem Reinigen der Zimmer betraut ist, wurde in flégranti bei ihrem schändlichen Gewerbe abgefaßt. Die Diebin heißt Petulle, ist eine geborene Krause und eine verwittwete Quilick. Bei einer bei derselben vorgenommenen Haussuchung fanden sich eine ganze Partie Handtücher mit dem eingestickten Zeichen des Reichskanzleramtes, R. K. A., vor. Wasserkaraffen, Gläser, Schreibzeuge, Spuknäpfe, Teppiche, ja selbst eine große Schiebelampe nebst Glocke, ist bereits als Eigenthum des Reichskanzleramtes in Folge dieser Haussuchung, festgestellt, mit Beschlag belegt und dem Depositorium des K. Stadtgerichts eingeliefert worden. Es scheint fast unmöglich, daß die Petulle die Diebstähle allein verübt hat, und glaubt die Behörde ihren Helfershelfern und Komplicen bereits auf der Spur zu sein.
- schon lange hat man die Möglichkeit in Erwägung gezogen, mittelst Durchstechung der Landenge von Panama den atlantischen Ocean mit dem stillen Ocean zu verbinden und somit der Schifffahrt aus einem Meere in das andere einen bedeutend kürzeren Weg zu eröffnen. Die Prüfung des Projekts ist seit mehreren Jahren von der Regierung der Verein. Staaten, die allerdings das größte Interesse dabei haben, in die Hand genommen worden und amerikanische Ingenieure haben die eingehendsten Untersuchungen angestellt. Die darüber eingegangenen Berichte sind mit Entwürfen und Kostenanschlägen an die auswärtigen Regierungen gesandt und diese zur Betheiligung an dem internationalen Werke eingeladen worden. Sobald deren Antworten eingetroffen sein werden, will man das Projekt dem Congreß der Vereinigten Staaten zur Entscheidung vorlegen. Derjenige Plan, welchem die Berichte unter allen anderen den Vorzug geben, denkt nicht an einen phantastischen tunnelartigen Kanal durch die schmalste Stelle der Landenge von Panama, sondern will vernünftigerweise die natürlichen Wasserläufe möglichst ausnutzen, d. h. von der atlantischen Seite her die Mündung des San Juan selbst bis zum Nicaraguasee benutzen, und nachdem letzterer nach seiner Breite durchfahren ist, wiederum mittelst eines Kanals zum stillen Ocean gelangen. Da der Nicaragua 32 Meter über dem Meeresspiegel liegt, so muß in den beiden Kanälen ein Schleusensystem zur Anwendung kommen. Die Gesammtlänge dieser großartigen Wasserstraße beträgt 194 Meilen. Die Kosten sind auf 100 Millionen Dollars, die Bauzeit auf 10 Jahre berechnet. Daß dieses Unternehmen direct rentiren wird, ist nicht wahrscheinlich.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Lübseerhagen belegene Vollstelle c. p. der Ehefrau des Schulzen Egert daselbst, Louise geb. Callies, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 13. October d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke, sowohl gegen die jetzige Besitzerin, als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 28. Juli 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.    


Nach der uns heute gemachten Anzeige sind in der letztvergangenen Nacht auf dem Gute Torriesdorf aus einer Speisekammer mittelst Einsteigens und aus der im Pferdestall belegenen unverschlossen gewesenen Knechtskammer nachbezeichnete Sachen gestohlen worden, als:

circa 50 bis 60 Hühnereier; ein halber s. g. Lederkäse; ein Topf mit Butter, mehrere Pfund enthaltend; ein schwarz wollener halb abgetragener Rock mit Sammetkragen; ein Portemonaie mit circa 9 M. Inhalt; 1/2 Pfund Priemtaback; eine Priemtabacksdose von weißem Blech und 2 Taschenmesser.
Wir bitten um Vigilanz auf die Diebe und die gestohlenen Sachen und um event. sofortige Benachrichtigung.
Schönberg, den 23. August 1877.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Zum öffentlich meistbietenden Verkaufe des an der Hinterstraße hieselbst belegenen alten Organistenhauses mit dem dazu gehörigen Garten steht ein Termin auf

Dienstag, den 4. September d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Domainen=Amte an, wozu Kaufliebhaber hiedurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Besichtigung des Grundstücks nach vorgängiger Meldung beim Bidellen Wienck hieselbst jederzeit freisteht und daß die Verkaufsbedingungen im Termine bekannt gemacht werden, auch in der hiesigen Registratur eingesehen werden können.
Schönberg, den 22. August 1877.

Großherzoglich Mecklenb. Domainen=Amt.
In Vertretung
H. Spieckermann.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 67 Seite 3]

Konkurs=Erklärung und Gläubiger=Aufruf.

Auf die Anzeige des Mühlenbesitzers Hans Friedrich Christian Köppcke in Ratzeburg, daß er sich außer Stande befinde, seine andrängenden Gläubiger zu befriedigen und deshalb sein Vermögen zur concursmäßigen Behandlung abtreten wolle, ist am heutigen Tage über das Vermögen des Genannten unter Einstellung aller Sonder=Prozesse, der förmliche Concurs der Gläubiger erkannt worden.
Zum öffentlich meistbietenden Verkauf des zur Concursmasse gehörenden, auf der Ratzeburger Feldmark belegten Mühlengrundstücks c. pert [Schuld= und Pfand=Protocoll Vol. VIII., fol. 9 und Vol. X. fol. 2] wird erster Termin auf

den 28. August cr.,
Vormittags 11 Uhr,

Zweiter Termin auf

den 25. September cr.,
Vormittags 11 Uhr,

dritter und letzter Termin auf

den 23. October cr.,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumt, zu welchem Kaufliebhaber hierdurch geladen werden. Zugleich sind alle und jede Forderungen an den Gemeinschuldner zur Vermeidung des Ausschlusses

am 25. September cr.,
Vormittags 11 Uhr,

vor unterzeichnetem Amtsgericht anzumelden.
Auswärtige haben Bevollmächtigte zu bestellen und wird der Ausschließungsbescheid nur an der Gerichtstafel angeheftet werden.
Ratzeburg, den 10. August 1877.

Herzogliches Amts=Gericht.
Sachau.

Bodmer.     


Haus=Verkauf.

Das der Stadt Schönberg gehörende in der Wasserstraße sub Nr. 63 hieselbst belegene Wohnhaus beabsichtigen wir unter der Hand zu verkaufen. Kaufliebhaber werden hiedurch aufgefordert, ihre Gebote bis zum 1. September d. J. bei uns einzureichen.
Schönberg, den 20. August 1877.

Der Magistrat.


Land=Verpachtung.

Das im Schlauencamp belegene, in 14 Parcelen getheilte früher Gothknecht'sche Ackerstück soll am

Freitag den 7. September d. J.,
Nachmittags 3 Uhr,

an Ort und Stelle auf 12 hintereinanderfolgende Jahre meistbietend verpachtet werden.
Pachtliebhaber wollen sich zur angegebenen Zeit beim Meilensteine vor der Marienstraße versammeln.

Schönberg, den 20. August 1877.

Der Magistrat.


Bekanntmachung.

Das Verzeichnis derjenigen Schönberger Einwohner, welche in diesem Jahre Torf zur ermäßigten Taxe vom Rünzer Moor erhalten sollen, ist an der hiesigen Rathstafel angeheftet. Die Anweisung findet am 28., 31. August, 4. und 7. September Morgens 8 Uhr, auf dem Moor statt. Späteren Anmeldungen kann keine Berücksichtigung garantirt werden.
Schönberg, den 19. August 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Am Sonnabend, den 1. September c.,
Mittags 1 Uhr,

sollen im Kruge zu Campow bei inzwischen nicht geleisteter Zahlung die nachstehenden in vim executionis zur Abpfändung gekommenen Gegenstände in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden, als:

2 Kühe, 2 rothe Starken, 1 großer Bauwagen mit eisernen Axen, Leitern und Schossen.
Schlagsdorf, den 20. August 1877.

Krüger,        
Landreiter.     


Den Mitgliedern der Feuerassecuranz=Societät im Fürstenthum Ratzeburg wird hierdurch bekannt gemacht, daß der Beitrag für 1877 für Cl. I auf 12 1/2 Pf., für Cl. II auf 16 2/3 Pf., für Cl. III auf 20 5/6 Pf. pro 100 M. Versicherungssumme (1 : 1 1/3 : 1 2/3 p. c.) festgesetzt ist.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften noch besonders angezeigt werden.
Schönberg, den 25. August 1877.

Die Direction.


Fritz Reuter's sämmtliche Werke.
Volks=Ausgabe in 7 Bänden oder 28 Lieferungen.
Preis jeder Lieferung nur 75 Pf.

Diese Volksausgabe erscheint vom 1. October d. J. ab monatlich in 2 Lieferungen à 75 Pf., sodaß die vollständige Ausgabe in 14 Monaten, also Ende November 1878 in den Händen der Abnehmer sein wird.
Die Abnahme einer Lieferung verpflichtet zur Abnahme des ganzen Werkes.
Bestellungen werden in Schönberg nur allein entgegengenommen von

Emil Hempel, Buchbinder.


Die Dampfwaschkessel

verdienen mehr bekannt zu werden, da durch Gebrauch desselben in jedem Hausstand an Seife, Feuerung und Arbeitskraft ganz bedeutend gespart wird. Die Vorrichtung zum Gebrauch desselben in Waschküchen und auf gewöhnlichen Herden erfordert nur geringe Unkosten, dagegen auf jedem Sparherd passend.
Ich bin gerne bereit, jeder geehrten Herrschaft einen gebrauchten Kessel zum Probiren gratis zu leihen, damit Niemand die Ausgabe in Ungewißheit der Zweckmäßigkeit zu machen braucht.
Schönberg.

Ergebenst
W. Wieschendorf,
Klempner.


Mein gut assortirtes
Lampen=Lager

empfehle für diesen Herbst ganz besonders, da die Preise bedeutend ermäßigt sind; auch

Lampendochte, Glocken und Cylinder in allen Sorten, sowie
polirte Cylinder ohne Preiserhöhung.
Hochachtungsvoll und ergebenst
W. Wieschendorf,
Klempner in Schönberg.


Das internationale
Ehe-Vermittlungs-Institut
von J. Kroner in Darmstadt,

anerkannt und benützt von den höchsten Autoritäten, hat gegenwärtig einige tausend Parthieen, worunter mit Vermögen bis zu 250,000 Mark vorgemerkt.
Desfallsigen Briefen ist für Frankatur der Rückantwort unter Gratis=Beischluß eines Prospectes in Doppelcouvert eine 20 Pfg.=Marke beizufügen Unauffällige Correspondenz=Zahlung des Honorars erst nach erfolgter Trauung. Man adressire einfach: J. Kroner.


Es hatte sich das Gerücht verbreitet, nach der gemachten Aussage der Ehefrau des Webermeisters Johann Lüth hier, daß ich ein Schwedenmädchen nach Hof=Lockwisch vermiethet habe, und ich hätte noch zuletzt das arme Mädchen aus der Thüre geschmissen, so erkläre ich ihre Aussage hiermit als eine lügenhafte.
Schönberg, den 27. Juli 1877.

H. Söhlbrandt, Schuhmachermeister.


Zum 1. November ein junges geb. Mädchen, das im Häuslichen erfahren ist, bei Kindern und zur Hülfe im Hause.
Ein Mädchen, das mit der Küche und häuslichen Arbeiten Bescheid weiß, bei

Frau Dr. Helene Hach, Lübeck,
Hüxterdamm 381 f.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 67 Seite 4]

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Selbst bei den kleinsten Kindern ohne Bedenken anzuwenden!

     An die Fenchelhonig=Fabrik von L. W. Egers. Breslau.

Tanne in Braunschweig, 9. Februar 1877.     

(Im Auszuge.) Weil von meinen 7 Kinderchen 2 den Keuchhusten hatten, habe ich um einige Flaschen Fenchelhonig*) ersucht und bin zur Erfahrung gekommen, daß dieses Mittel unvermeidlich ist. So wollen Sie mir 18/2 Flaschen franco gegen Nachnahme senden. Ueber Alles sage ich meinen Dank für den von Ihnen erfundenen Fenchelhonig, meine Kinderchen sind davon sofort vom Husten befreit.

Heinrich Schmidt, Schankwirth.       

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     *) Allein echt in Schönberg bei Buchbinder C. Sievers.


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Gebrüder Burchard.     


Zu dem

am 2. September d. J.

stattfindenden

Sedan=Feste

ladet der Verein alle Freunde und Gönner freundlichst ein.
Anfang der Festlichkeit 3 1/2 Uhr

im Körnerschen Garten.

Rehna.

Der Vorstand des Krieger=Vereins.     


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Zu den am Sonntag, den 2. September und Montag, den 3. September zur Feier des

Sedantages

bei mir stattfindenden

Scheibenschießen
nach Mobilien, (Hauptgewinn 1 Sopha),

lade ich hiermit ganz ergebenst zu zahlreichem Besuche freundlichst ein.
Am Montag, den 3. September

großer Ball.

Büchsen etc. werden von mir geliefert; 1 Satz von 3 Schüssen kostet 1 M.

                          Gastwirth H. Oldenburg
                          in Palingen.


Frankfurter Pferde=Markt=Lotterie
Ziehung am 3. October.

Bei dieser Lotterie kommen 10 elegante Equipagen mit 4 und 2 Pferden bespannt und feiner Schirrung, ferner 61 der feinsten Reit= und Wagenpferde nebst vielen Hunderten von anderen werthvollen Gegenständen zur Verloosung zu dieser Lotterie erläßt der Unterzeichnete Loose

ein ganzes Loos zu 4 R.=Mark,  
zwölf ganze Loose zu 45 R.=Mark

gegen Postnachnahme oder Einsendung des Betrages. Um allen Bestellungen vollständig nach Wunsch entsprechen zu können, wolle man Bestellungen baldigst machen und wird ausdrücklich bemerkt, daß jeder Theilnehmer die Gewinnliste franco und gratis erhält, größere Gewinne werden sofort durch Telegramm angezeigt.

>Joh. Geyer in Frankfurt a. M.
Heiligkreuzgasse Nr. 9.


Photographisches Atelier
von
C. Kindermann,
Lübeck,
Breitestrasse 788.


Zum 24. October d. J. suche ich ein Dienstmädchen.
                                                    Clara Grothkop, Rehna.


Gefunden in der Kirche zu Schönberg 1 Thaler.

Der rechtmäßige Eigenthümer kann denselben zurückerhalten in der Exped. der Anz. zu Schönberg.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Hühner d. St. M1,15 .
Tauben d. St. M0,40 .
Schinken pr. 500 Gr. M1,00 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,30 .
Eier 5 St. für M0,30 .
Kücken d. St. M0,60 .


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen19 M -Pfennig  bis 25 M -Pfennig.
Roggen18 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Gerste16 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Hafer16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.


(Hierzu Off. Anz. Nr. 25 und eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 67 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 67 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 28. August 1877.


Lebenswege.
Eine Erzählung.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1877 Nr. 67 Seite 6]

Lebenswege.
Eine Erzählung.
[Fortsetzung.]


Wie man sich in der Zunftzeit gegen Fälschungen schützte.

Eine strenge Aufsicht über die Güte und Reinheit der Arbeitsproducte gehörte zu den obersten Aufgaben der Zünfte. Die Tuchweber, deren Producte einen Haupthandelsartikel nach dem Auslande bildeten, gingen hier voran, indem sie ein Schaugericht ins Leben riefen, das jedes Stück prüfen und, wenn es entsprach, mit seinem Stempel versehen mußte. Bald dehnte man die Schau auch auf andere Gewerbe aus, bei denen man eine besondere Garantie für nothwendig hielt. Jedoch artete diese Einrichtung schließlich aus und zwar hauptsächlich deshalb, weil sie im Laufe der Zeit den Zünften entzogen wurde. In Nürnberg z. B. gab es eine Apotheker=, Bäcker=, Branntwein=, Kanarienvögel=, Eisen=, Stahl=, Fleisch=, Salzfisch=, Gewürz=, Saffran=, Nelken=, Goldschmied=, Honig=, Syrup=, Hopfen=, Käse=, Leder=, Lichter=, Seifen=, Maaß=, Gewicht=, Mehl=, Mühlen=, Nadel=, Nägel=, Samen=, Schmalz=, Tabak=, Tuch=, Wollen=, Waid=, Wein=, Spiegel=, Zinngießer= und Kannengießerschau. Im Jahre 1444 wurde in dieser Stadt Jobst Finndecker lebendig verbrannt, weil er Safran gefälscht hatte, 1456 erlitten Hans Köbeln und Bernhard Frey, die Safran und Gewürze gefälscht, und Elst Pfragnerin, die ihnen dabei Hülfe gleistet, ebenda das gleiche Schicksal. In der Mark wurden Weber, die unecht gefärbtes Tuch für echt verkauften, mit Entziehung des Handwerksbetriebes bestraft; in Regensburg mit einer Buße von drei Pfunden oder mit dem Verlust der Hand. In Danzig mußten die Goldschmiede auf offener Straße arbeiten. Als die Blüthezeit der Zünfte schon vorüber und die Waarenschau aus einer zünftischen eine obrigkeitliche Sache geworden war, sagte auch die Rechts=Polizei=Ordnung von 1577: "Es wäre neulich eine betrügliche, fressende Farbe, Teufelsfarbe genannt, erfunden worden. Man nehme Vitriol und andere wohlfeile Corrosivmaterialien statt des Waides; das Tuch aber verderbe in wenigen Jahren ungebraucht. Wer mit dieser Farbe färbe, solle an Leib und Leben dafür bestraft werden." - So erzählt auf Grund actenmäßiger Forschungen Mascher in seinem deutschen Gewerbewesens. "In England, das ja eine viel ältere Industrie hat als wir, wurden in der Gesetzgebung des 16ten Jahrhunderts die Fälscher gebrandmarkt als "habsüchtig", als Leute, welche mehr Rücksicht nehmen auf ihren privaten Gewinn, als auf die Verbreitung der Wahrhaftigkeit" und ihre Kunstgriffe im Allgemeinen wurden bezeichnet als die "Schmach des Landes." Der fälschende Fabrikant jener Tage konnte nicht sein Haupt erheben in anständiger Gesellschaft, konnte nicht ein Würdenträger werden in seiner Kirche; er wurde als ein Ausgestoßener der Gesellschaft betrachtet und bestraft. - Nun, Scheiterhaufen und gesellschaftlicher Bann sind ja überwundene Standpunkte und die Entwickelung unserer Zeit hat ja dahin geführt, daß, wie der Abgeordnete Windhorst einmal sagte, auch das: "du sollst Gott fürchten" nicht mehr recht zieht; wohl aber ziehe das: "du sollst das Zuchthaus fürchten!" So traurig das an sich ist, so muß man es doch mit Freuden begrüßen, daß gegenüber einer gänzlich gewissenlosen habgierigen Concurrenz die Reichsregierung sich nunmehr zu ernsten Maßregeln entschlossen hat. Das Reichsgesundheitsamt ist angewiesen worden, in Verbindung mit dem Präsidenten des Reichsjustizamtes, einen Gesetzentwurf gegen die Verfälschung von Genuß= und Gebrauchsmitteln vorzubereiten. Das ist wenigstens ein erster Schritt, der hoffentlich seine weiteren Folgen haben wird. Denn wenn man die alle Ehrlichkeit vernichtenden Einflüsse einer ungebundenen wildem Concurrenz erst auf einem Gebiete erkannt hat, wird es auf die Dauer unmöglich sein, die Augen vor denselben Erscheinungen auf anderen Gebieten zu verschließen.


- Noch besser als der Taschenspieler Delille, dessen Tod wir kürzlich berichteten, hat es der berüchtigte Spielpächter Francois Blanc, der ebenfalls gestorben ist und dessen Leichenbegängniß am 11. August mit höchstem Pomp in der Kirche St. Roch zu Paris begangen wurde, verstanden, Millionen zusammenzubringen. In seinem Testamente hat Herr Blanc, wie der "Gaulois" meldete über ein Vermögen von 88 Millionen Francs verfügt. Mit dem treffenden Motto: "Le jeu est fait, rien ne va plus" bringen verschiedene Blätter Mittheilungen aus dem bereits vom Schleier der Legende umhüllten Leben dieses Mannes, der zuerst in Homburg die Spielbank eröffnete, später Haupttheilhaber der Banken in Wiesbaden und Ems war und zuletzt die noch bestehende Spielbank in Monaco besaß. Sicher bietet sein Leben mit den vielen tragischen Vorkommnissen, welche sich an dasselbe knüpfen, einen Reichthum von drastischen Scenen, wie sie die glänzendste Phantasie des Romanschreibers nicht effectvoller ersinnen kann.


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