No. 59
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 31. Juli
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 59 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Die Nachrichten aus Gastein von dem Verlauf der Badekur des deutschen Kaisers lauten fortdauernd erfreulich. Die Abreise des Kaisers ist auf den 7. August festgesetzt. Auch über den Aufenthalt des Kronprinzen und der Kronprinzessin in Ostende laufen die günstigsten Nachrichten ein.
Im deutschen Heere wird in neuester Zeit der Ausbildung der Infantrie im Schießen die größte Aufmerksamkeit gewidmet. Nach Beendigung der reglementsmäßigen Schießübung folgte in allen Armeecorps eine zweite nach einem neuen, von dem bayerischen Hauptmann Migk aufgestellten System. Demselben liegt der Gedanke zu Grunde, auf sehr große Entfernungen durch Massenfeuer zu wirken, unbekümmert um die vielen Nichttreffer. Man nimmt an, eine Abtheilung von etwa 50 Mann, welche 5 Minuten lang ununterbrochen feuert, werde unter allen Umständen genügen, um eine feuernde Batterie zum Schweigen zu bringen und zum Abfahren zu zwingen, während das Artilleriefeuer nicht im Stande sein werde, der feuernden Infanterie erheblichen Schaden zuzufügen.
Das deutsche Mittelmeergeschwader hat am 21. d. M. Beirut verlassen und sich nach Lernako auf der Insel Cypern begeben. In Kiel ist eine neue gedeckte Korvette vom Stapel gelassen, die den Namen "Bismarck" führt.
Bei dem diesjährigen Ersatzgeschäft in Elsaß=Lothringen ergab sich wiederum eine erhebliche Zunahme der sich freiwillig stellenden jungen Leute.
Auf dem nächsten Landtag in Bayern wird zum ersten Mal eine Erhöhung der direkten Steuern gefordert werden. Die außerordentlichen Deckungsmittel sind erschöpft, Forsten und Eisenbahnen weisen erhebliche Ausfälle nach, wahrscheinlich auf Jahre hinaus, die Ausgaben für Reichszwecke sind gestiegen, die Einführung der Reichsjustizgesetze erhöhen den Justiz=Etat und die Zinsengarantie für die Pfälzer Bahnen nehmen große Summen in Anspruch.
In der dritten Juliwoche prägten, wie man uns mittheilt, die Münzen von Hannover und Hamburg Doppelkronen im Werthe von 3,639,120 M. aus; die sämmtlichen Stücke wurden auf Privatrechnung geliefert. Berlin, Karlsruhe und Darmstadt stellten Kronen im Werthe von 1,461,210 M. her, und mit der Ausprägung von halben Kronen im Werthe von 31,780 M. befaßte sich ausschließlich Stuttgart. Für 80,898 M. lieferte Frankfurt Zwei=Markstücke und für 352,725 M. 50 Pf. wurden Fünfzig=Pfennigstücke hergestellt; an der Ausprägung waren Berlin, Frankfurt, München, Stuttgart und Hamburg betheiligt. Nickel und Kupfer wurden nicht verarbeitet. Die vorhandenen Goldmünzen betragen 1,492,197,090 M., die Silbermünzen 405,972,784 M. 80 Pf., die Nickelmünzen 35,160,344 M. 45 Pf., die Kupfermünzen 9,595,930 M. 27 Pf.
Dem Bischof von Hildesheim ist die weitere Ausübung kirchlicher Funktionen für das Bisthum Paderborn vom preuß. Kultusminister verboten worden.
In Oesterreich hat der Abschluß der Erziehung und die Selbständigkeitserklärung des Kronprinzen Rudolf in allen Kreisen der Bevölkerung lebhafte und warme Theilnahme hervorgerufen.
Türkei. Auf dem Kriegsschauplatze sind entscheidende Ereignisse in den letzten Tagen nicht vorgekommen.
Wie der "Köln. Z." aus Schumla vom 27. d. gemeldet wird, sind die Russen unter General Zimmermann am Schwarzen Meere eingetroffen. Russische Truppen stehen jetzt 5 Stunden von Osmanbager und 4 Stunden von Kasan entfernt und dringen immer weiter gegen Konstantinopel vor. In Asien hat sich die Lage der Dinge wenig verändert. Im Kaukasus hat die Bewegung, wohl in Folge des Eindruckes der russischen Mißerfolge in Armenien, weiter um sich gegriffen, wenn auch, wie es scheint, nicht gerade in Gefahr drohender Weise.
Einen sehr peinlichen Eindruck machen die von türkischer Seite verbreiteten Nachrichten von den in Bulgarien verübten Gräuelthaten. Ob die Grausamkeiten von russischen Soldaten verübt oder ob in ihnen sich nur das Rachegefühl der Bulgaren oder der durch die früheren türkischen Gräueln auf's höchste gesteigerte Racenhaß sich in schrecklicher Weise Luft macht, wird nur durch eine strenge Untersuchung sich zeigen, die eine Pflicht der russischen Heeresleitung ist. Die Folgen, welche unter diesen Umständen die Entfaltung der Khalifenfahne haben würde, sind unberechenbar, und es ist sehr erklärlich, daß die Mächte Alles aufbieten, um die Ausführung des verhängnisvollen Schrittes zu verhindern.
In Konstantinopel, wo man so ziemlich den Kopf verloren zu haben scheint, scheint die Politik, Alles an Alles zu setzen, die Oberhand zu behalten. Die Zurückberufung Midhat Paschas, die noch nicht fest beschlossene Sache zu sein scheint, war der schärfste Ausdruck der kriegerischen Stimmung.
Die englische Regierung gefällt sich in drohenden Maßregeln gegen Rußland, ohne doch in der Lage zu sein, den Drohungen einen ausreichenden Nachdruck zu geben. Sobald die englischen Minister sehen, daß ihre Maßregeln eine gewisse Erregung hervorrufen, lassen sie dieselben sofort in einem milden Lichte erscheinen.
Ueber die Lage der Dinge in den Vereinigten Staaten wegen des Streikes der Eisenbahnbeamten lauten die letzten Nachrichten befriedigender. An eine Unterdrückung des Aufstandes ist jedoch noch nicht zu denken, ja es ist sehr fraglich, ob er überhaupt entwaffnet und nicht vielmehr durch Unterhandlungen und Zugeständnisse beendigt werden wird.


- Fast in allen Departements Frankreichs sind die Vorsteher der Freimaurerlogen von der Polizei aufgefordert worden, die Listen der Mitglieder vorzulegen und über die Zusammensetzung der Vorstandschaft Auskunft zu ertheilen. Obwohl man meistens dieses Ansinnen ablehnte und sofort den Schutz der republikanischen Ausschüsse, sowie die Hülfe von Rechtsgelehrten in Anspruch nahm, wird doch eine Schließung der Freimaurerlogen in Frankreich für sehr wahrscheinlich gehalten. Die Jesuiten und die Freimaurer sind nie gute Freunde gewesen.
- Ein 4000 Säcke Kaffee, Baumwolle und Tabak enthaltender Speicher der Firma Crasemann und Stavenhagen in Hamburg brannte am 20. Juli

[ => Original lesen: 1877 Nr. 59 Seite 2]

vollständig aus, wodurch ein Werth von angeblich 400,000 Mark vernichtet wurde.
- Durch den Zusammenbruch eines Neubaues in der Sendlingergasse zu München wurden 10 Personen verschüttet; nur 3 kamen mit leichten Verletzungen davon, 3 Todte wurden bereits aus dem Schutte ausgegraben und für das Leben der noch nicht aufgefundenen hat man nur geringe Hoffnung.
- Zwischen Rathen und Wehlen oberhalb Pirnas stürzte am 23. Juli die große unterhöhlte Felsenwand eines Steinbruches in die Elbe, wodurch dort die Schifffahrt gänzlich unterbrochen wurde. Man schätzt die im Strome liegende Erd= und Steinmasse auf 20,000 Cubikmeter.
- Von den neu entdeckten starken Oelquellen in Pennsylvanien liefern einige 500-700 Faß Oel täglich, andere sogar bis zu 1500 Faß.
- In Nordamerika wird der Ertrag der Weizenerndte auf 325 Mill. Scheffel, 50 Millionen mehr als im Vorjahr, veranschlagt; 100 Mill. glaubt man nach auswärts verkaufen zu können.
- In New=York werden Schlachtvieh, Kohlen und Petroleum knapp, eine Folge der Eisenbahn=Streikes.
- In Dresden haben mehre hundert Genossen aus dem deutschen Reich ihre Generalversammlung gehalten, denen's Niemand ansah, wer sie waren. Es waren die deutschen Schlotfeger. Die Dresdener sind etwas ärgerlich daß die schwarzen Herrn gerade ihre Stadt gewählt haben; denn sie fürchten, die Welt könne sagen, es sei in Dresden viel auszufegen.
- Umfassende Nachforschungen nach dem Lauf und dem Verschwinden eines im März d. J. in fast ganz Schweden beobachteten Meteors haben in voriger Woche glücklich zum Auffinden des Meteorsteins auf einem Gute auf Wermlandsnäs geführt. Derselbe ist von eirunder Form mit festgeschlossenem Kern, von porösem Aeußeren und wiegt gegen 10 Pfund. Da der Rand an der einen Seite abgeschlagen ist, vermuthet man, daß er im Fall mit irgend einem harten Gegenstand zusammengetroffen ist.
- In Meiland häufen sich Selbstmorde aller Art unter Alt und Jung. Die Zeitungen, die derlei Geschichten oft pikant gefärbt und aufgeputzt hatten, haben sich das Wort gegeben, die Namen der Selbstmörder nicht mehr zu nennen und die Selbstmorde überhaupt mit größter Zurückhaltung zu besprechen.
- Eine neue Industrie ist in der flandrischen Stadt Brügge aufgekommen. Man sieht dort seit Kurzem einen kleinen Wagen mit vier großen Kesseln durch die Straßen ziehen, dessen Führer von Zeit zu Zeit Halt macht und mit Geschrei verkündet, daß er binnen Minutenfrist alle Kleider färbe, die man ihm anvertraue. Sofort eilen aus der Nachbarschaft Männer und Weiber herbei, dieser mit einer verwitterten Hose, jene mit einem vergilbten Kleide, wieder ein anderer mit einer Tischdecke von unbeschreiblicher Vergangenheit und noch unbeschreiblicherem Ansehen. All' das wird mit Affengeschwindigkeit in die mit Schwarz, Blau, Grün oder Braun gefüllten Kessel getaucht, je nach dem Geschmack des Eigenthümers des zu verjüngenden Kleidungsstückes Das Aushängeschild dieser eigenthümlichen Kunstjünger ist ein großer Pudel, der, ursprünglich weiß, in den vier Farben gefärbt ist, mit denen die Färber operiren.
- Ein französischer Abgeordneter war aus Paris heimgekehrt zum häuslichen Herd. Seine Wähler hatten noch kein Wort von ihm gehört oder gelesen und drängten ihn, eine Rede zu halten. Er war kein Cicero, aber er mußte d'ran und stand richtig schon auf der Rednerbühne. Meine Herren! hub er an und hustete. Da drängt sich der Telegraphenbote durch die Kopf an Kopf stehende Menge: Herr Meunier, eine Depesche! Eiligst! - Der Redner liest, wird bleich und ruft: O mein Gott! meine Frau, meine arme Frau! - Er eilt aus dem Saal und heim. Ein Unglück! flüstern sich die Versammelten zu und verziehen sich. Andern Tages aber kannte das ganze Städtlein die Depesche. Sie lautete: "Die Wäscherin verlangt augenblicklich 38 Franks. Weise sie mir telegraphisch an, sonst gibts Skandal! - Die Wähler lachten und sagten: Einen gescheiden Kerl haben wir doch gewählt!
- Mozart, der seine Laufbahn selbst als Wunderkind begonnen hatte, legte trotzdem eine ausgesprochene Abneigung gegen diese interessante Klasse von Strebern an den Tag. Einmal geschah es, daß ein frühreifer Knabe sich vor ihm auf dem Piano hören ließ. Der große Componist hörte zu, nicht ohne von Zeit zu Zeit einige Ungeduld erkennen zu lassen, und sagte schließlich zu dem jungen Virtuosen: "Es fehlt Ihnen nicht an Talent, arbeiten Sie und Sie werden es weit bringen" - "Ach, ich möchte aber gar so gerne componiren," meinte der Knabe, "sagen Sie mir doch, Meister, wie man das anfangen muß". - "Zunächst müssen Sie noch sehr viel lernen, auch etwas älter werden, dann werden Sie Zeit haben, ans Componiren zu denken." - "Aber Sie haben ja selbst schon mit dreizehn Jahren componirt!" warf der Knabe ein. - "Allerdings", erwiderte Mozart lächelnd, "aber ich habe Niemanden gefragt, wie ich das anfangen sollte".
- Die s. g. "Schleuderpreise" vor Gericht.
Im December v. J. las der Herr Lehrer Klemke zu Martanowa, welcher sich mit der Sorge um Beschaffung von Weihnachtsgeschenken für seine Familie trug, in der Berliner Volkszeitung eine Annonce folgenden Inhalts: "Wegen gänzlicher Auflösung des Geschäfts spottbillige Knaben=Anzüge zu Schleuderpreisen von 3 1/2 bis 1 1/2 Thaler herunter u. s. w." Herr Klemke wußte den Werth einer solchen Anzeige als Vater dreier Knaben und verschiedentlicher Töchter wohl zu würdigen; er übersandte der betreffenden Firma in Berlin, Louis Schlesinger, 13,50 Mark mit der Bitte ihm drei Knaben=Anzüge zu 4,50 Mark nach dem beigelegten Maaß zugeben zu lassen. Das Gewünschte traf auch einige Tage später ein; zur Verwunderung des Adressaten waren auf die Sendung 7,50 Mark entnommen, welche zu zahlen, sich jedoch schließlich Herr Klemke entschloß, da auf der Packetadresse der Vermerk stand: "Von den feinsten und besten Stoffen. Brief einliegend." Der verheißene Brief fand sich auch in der That; der Inhalt desselben lautete jedoch wenig befriedigend. Herr Schlesinger bemerkte im Eingang, daß es überhaupt nicht möglich sei, Knaben=Anzüge zu 4,50 Mk. das Stück herzustellen. Derartige Annoncen würden nur aus dem Grunde erlassen, um überhaupt zum Besuche des Geschäfts zu veranlassen. Die dann daselbst stattfindenden Auseinandersetzungen führten aber stets zu den für beide Seiten vortheilhaften Geschäftsverbindungen. Speciell in dem gegebenen Fall sei es ihm, Schlesinger, nur möglich gewesen, dem Herrn Auftraggeber unter Zuhülfenahme eines Postvorschusses von 7,50 Mk. für den eingesandten Betrag zwei Anzüge zu schicken, während er der Bestellung eines dritten unter Beifügung des Betrages entgegensehe. Diese Eröffnung war dem Herrn Klemke denn doch zu arg und da sein Verlangen zur Rückgängigkeit des Geschäfts keine Beachtung fand, so stellte er einen Strafantrag, in Folge dessen auch gegen den Kaufmann Schlesinger Anklage wegen Betruges erhoben wurde. In dem Termine wurde der Vorgang in der oben erwähnten Weise festgestellt, und die Entschuldigung des Angeklagten, daß das ihm zur Last gelegte Verfahren mehr oder weniger bei allen Geschäftsleuten Gebrauch sei, konnte zur Entlastung nicht beitragen. In Berücksichtigung der seitherigen Unbescholtenheit des Beschuldigten wurde jedoch mildernde Umstände für vorliegend erachtet, und auf eine Geldstrafe von 50 Mk. event. 5 Tage Gefängniß erkannt.


Anzeigen.

Der Umbau des Küsterhauses in Schönberg zu einer Mädchenschule soll im Wege der Minuslicitation an einen zuverlässigen Unternehmer vergeben werden.
Riß und Anschlag, sowie die näheren Bedingungen können in der hiesigen Amtsregistratur eingesehen werden und sind die schriftlichen Offerten bis zum

3. August c.

hierher einzureichen.
Schönberg, den 24. Juli 1877.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 59 Seite 3]

Ueber das Gesammtvermögen der zu St. Georgsberg bei Ratzeburg wohnenden Ehefrau des Freischulzen Hennings aus Mannhagen, Dorette geb. Solvie, ist vom Königlichen Amtsgerichte zu Ratzeburg unterm 7. d. M. der Concurs der Gläubiger erkannt worden; zu dem öffentlich meistbietenden Verkaufe der zur Masse gehörigen, zu Mannhagen belegenen Freischulzenstelle c. p. sind in Folge der Requisition des vorerwähnten Concursgerichts vom 20. d. Mts. Termine vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumt und zwar
   1., zum Verkaufe des vorbezeichneten Grundstücks auf

Freitag, den 19. October d. J.,
Mittags 12 Uhr,

   2., zum Ueberbot auf

Mittwoch, den 14. November d. J.,
Mittags 12 Uhr,

wozu Kaufliebhaber hierdurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Besichtigung des Grundstücks nach voraufgegangener Meldung bei dem Gerichtsvollzieher Solvie in Mannhagen jederzeit freisteht und die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der Justiz=Amts=Registratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Sämmtlichen Gläubigern wird freigelassen, in dem zur endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen auf

Freitag, den 19. October d. J.,
Vormittags 11 1/2 Uhr

anberaumten Termine zu erscheinen.
Gleichzeitig steht auch ein Termin auf

Freitag, den 19. October d. J.,
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Gerichte an zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an die verzeichnete, zu Mannhagen belegene Freischulzenstelle c. p., zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel und zur etwaigen Prioritätsausführung, zu welchem die interessirenden Gläubiger unter dem Nachtheil der Abweisung und des Ausschlusses hiermit geladen werden.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind die Hypothekgläubiger wegen ihrer intabulirten Capitalpöste und laufenden Zinsen.
Schönberg, den 24. Juli 1877.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.     


Die zu Lockwisch belegte Vollstelle des geisteskranken Hauswirths Heinrich Maack daselbst soll mit sämmtlichen, dazu gehörigen Aeckern und Wiesen, Gebäuden und mit allem darauf zur Zeit befindlichen lebenden und todten Inventarium auf desfallsigen Antrag der Heinrich Maack'schen Curatoren öffentlich meistbietend verpachtet werden.
Zu solchem Zwecke steht vor dem unterzeichneten Gerichte, als Curatelbehörde, ein Termin auf

Mittwoch den 1. August d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

an, zu welchem Pachtliebhaber mit dem Bemerken hiemit geladen werden, daß die Bedingungen auf der Gerichtsregistratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Schönberg, den 14. Juli 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Das Mädchen Adline Jodies aus Rucken in Ostpreußen, welche bei der Gastwirthin Köster hierselbst im Dienste gestanden, hat nach uns gemachter Anzeige in der Nacht vom 11- 12 Juni cr. diesen ihren Dienst heimlich unter Mitnahme zweier der Köster'schen Tochter gehörigen Kleider, eines gestreiften leinenen und eines grauwollenen, im Werthe von ca. 24 Mark, verlassen, und ist es uns trotz der angestellten Nachforschungen bisher nicht gelungen, den jetzigen Aufenthalt derselben zu erfahren.
Wir ersuchen deshalb alle s. t. Gerichts= und Polizeibehörden dienstergebenst, auf die p. Jodies vigiliren, dieselbe event. arretiren und mit den sich bei ihr vorfindenden Sachen an uns abliefern zu lassen.
Schönberg, den 18. Juli 1877.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.     


Gegen den Schwedenknecht Johann Peter Bogren, welcher im April d. J. bei dem Hufner Koch in Panten gedient hat, jedoch von letzterem am 10 Mai d. J. aus dem Dienst entlassen ist, ist hier die Untersuchung wegen Mißhandlung des Knechts Wilhelm Schmidt zu Mannhagen eingeleitet. Seine Vernehmung hat bisher nicht geschehen können, da sein jetziger Aufenthaltsort unbekannt ist. Wir ersuchen daher alle Polizei und Gerichtsbehörden hierdurch, auf den p. Bogren zu vigiliren, ihn im Betretungsfalle anzuhalten und uns sofort Nachricht geben zu wollen.
Schönberg, den 24. Juli 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.     


Wegen bisher nicht geleisteter Pachtzahlung werden wir öffentlich meistbietend an Ort und Stelle gegen sofortige Baarzahlung verkaufen:

1) Sonnabend den 4. August c.,
Abends 7 1/2 Uhr,
auf dem Rupensdorfer Felde:

die Ernte von Parcele A III c, C 4, C 19, C 82, D 71, D 87, D 146, D 147, sowie Wiesenparcelen D 1, 2, 3;

auf dem Palmberge:

die Ernte von Parcele Nr. 65.

2) am Montag den 6. August c.,
Abends 7 1/2 Uhr,
a. auf dem Rübencamp:

die Ernte von Parcele Nr. 13, 16, 29;

b. auf dem Mühlencamp:

die Ernte von Parcele Nr. 16.

3) am Dienstag den 7. August c.,
Abends 7 1/2 Uhr,
auf dem Spiegelfelde:

die Ernte von Parcele Nr. 101, 104, 143.
Käufer werden hiedurch aufgefordert sich zur angegebenen Zeit an Ort und Stelle einzufinden.
Schönberg, den 25. Juli 1877.

Der Magistrat.


Auction.

Am Mittwoch, den 8. August d. J., Morgens von 9 Uhr an, sollen auf der Oelmühle zum Hammer die zur Concursmasse des Oelmüllers A. Capell gehörenden Gegenstände öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden, als: 1 doppeltes Comptoirpult, hölzerne Oelkisten mit Blei ausgeschlagen, circa 300 leere Oeltonnen, 1 Dreschmaschine, 3 Kreissägen, 1 Heckerlingmaschine, 1 Heckerlinglade, 1 1/2 Stück Preßtuch, Ober= und Unterbetten und Pfühle, Bettstellen, 1 Staubmühle, 2 gute große Decimalwaagen mit Gewichten, altes Gußeisen, 92 mille ebenkantige Streichbretter, Streichtische, Bretter, Schubkarren, Lehmkarren, Karrensielen, Drainsmaschinen, Maschinen zur Anfertigung der Ziegel, Tradengeschirre, eine Quantität Steinkohlen, 150 Stück Krippensteine, circa 20 mille Stücksteine, Felsen, 4 Bauwagen u. s. w.
Mannhagen, den 24. Juli 1877.

W. Solvie.     


Durch die glückliche Geburt eines gesunden, kräftigen Jungen wurden heute hocherfreut
Schönberg, den 29. Juli 1877.

W. Schär     
u. Frau.     


Heute Morgen 6 Uhr entschlief sanft unser lieber kleiner Wilhelm im Alter von fast 16 Wochen. Dies zeigen Freunden und Bekannten an

W. Holldorff und Frau geb. Spehr.     

Schönberg, den 28. Juli 1877.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 59 Seite 4]

Am Donnerstag, den 2. August
Grosses Garten-Concert,

ausgeführt von dem hiesigen Musikchor.

Abends Illumination des Gartens.
Anfang Nachmittags 4 Uhr,                                      Entree à Person 30 Pf.,
wozu ergebenst einladet                                                    Jul. Wagner, Conditor.

NB. Bei ungünstiger Witterung findet das Concert nicht statt.


Dr. Linck's Fettlaugenmehl

zum Waschen von Weißzeug, Wollen=, Baumwollen= und Seidenstoffen, schont Gewebe und Hände. Ausgezeichnetes Reinigungsmittel von Porzellan, Glas, Lackfarben, Oelgefäßen, etc. - Vortheilhafter Ersatz der Seife bei reichlicher Ersparniß an Zeit, Arbeitskraft und Kosten, indem die Wäsche in 2-12 Stunden gereinigt ist. Pr. Pfund 50 Pf. Kisten billiger. - Niederlagen bei den Herren A. Wengler, Rehna und H. Polemann, Schwerin.


Jeden Bandwurm

entfernt in 3-4 Stunden vollständig schmerz= und gefahrlos; ebenso sicher beseitigt Bleichsucht, Trunksucht, Magenkrampf, Epilepsie, Veitstanz und Flechten - auch brieflich:

Voigt, Arzt zu Croppenstedt.     


Liebig's Kumys=Extract

ist nach neuest. Forschungen mediz. Autoritäten alleiniges, sicheres diät. Radical=Mittel bei: Halsschwindsucht, Lungenleiden (Tuberculose, Abzehrung, Brustkrankheit), Magen=, Darm= und Bronchial=Catarrh (Husten mit Auswurf), Rückenmarksschwindsucht, Asthma, Bleichsucht, allen Schwächezuständen (namentlich nach schweren Krankheiten). Kisten von 5 Flacon an à Flacon 1 1/2 Mark excl. Verpackung versend. mit Gebrauchsanw.: Hartung's Kumys=Anstalt, Berlin W., Verläng. Genthiner St. 7. Aerztl. Brochüre über Kumys=Kur liegt jeder Sendung bei.
Wo alle Mittel erfolglos, mache man vertrauensvoll den letzten Versuch mit Kumys, Heilung wird der Lohn sein.


Photographisches Atelier
von
C. Kindermann,
Lübeck,
Breitestrasse 788.


Das Betreten nicht Befugter unserer Wiesen am Rupersdorfer Bach, sowie unserer übrigen Ländereien, verbieten wir hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.

A. Heitmann.     
J. Boye.            


Empfohlen zum 24. Oktober

Wirthschafterin, Meierin, Stubenmädchen, Köchin und Hausknechte
durch                                                    Rebescky, Grevesmühlen.


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Schönberg.                                                     H. Duve.


Während der Erndtezeit werde ich mit meinem Omnibus nur an den Tagen:

Sonntag, Dienstag und Freitag

von Carlow nach Schönberg fahren.

Büdner Oldenburg, Carlow.     


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen20 M -Pfennig  bis 25 M -Pfennig.
Roggen17 M 50Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer15 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Hühner d. St. M1,40 .
Tauben d. St. M0,40 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,90 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,25 .
Eier 5 St. für M0,30 .
Kücken d. St. M0,70 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 59 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 59 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 31. Juli 1877.


Falsche Münze.
Eine Erzählung.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1877 Nr. 59 Seite 6]

Falsche Münze.
Eine Erzählung.
[Fortsetzung.]


- In Bozen geht das Gerücht, daß eine Kräutersammlerin auf dem Stiller Joch unbemerkt Augen= und Ohrenzeuge gewesen sei, wie Tourville seine Frau erschlug und den Abhang hinunter stieß. Die Frau soll aus Angst vor dem Gericht geschwiegen und erst jetzt dem Priester gebeichtet haben.
- Vor dem Schwurgericht in Würzburg stand ein Dieb und Einbrecher, der fast nur Pfarrhäuser auf dem Lande heimgesucht hatte. Warum nur Pfarrhäuser? wurde er gefragt. - Weil es mein Fach ist! - Aber warum haben Sie sich dieses Fach ausgesucht? - Er lächelte spöttisch und sagte: Einmal weil beim Pfarrer leichter etwas zu finden ist als beim Bauer, und dann, weil man vom Pfarrer doch nicht so arge Prügel bekommt wie vom Bauer, wenn man erwischt wird. Der im mittleren Alter stehende Mensch hatte schon 14 Jahre im Zuchthaus gesessen und war oft auf wunderbare Weise ausgebrochen.
- Ein Kosakenstückchen. Ganz Bukarest lachte einige Tage über ein Stückchen, daß ein Kosak unweit des Dorfes Bakaresci aufgeführt hat. Er kam vor eine "Kretschma" (Wirthshaus) und ließ sich nicht unbedeutende Quantitäten Spirituosen verabreichen, dann machte er ganz ruhig Miene, sein Pferd zu besteigen und fortzureiten. Der Wirth kam jedoch noch rechtzeitig seiner Vergeßlichkeit zu Hülfe und mahnte an die Bezahlung. Unser Kosak zieht seufzend ein furchtbar schmutziges Portemonnaie aus der Tasche und will hineingreifen, als plötzlich sein Pferd unter ihm, wie vom Schlage getroffen, zusammenstürzt. Der Kosak ist ganz verzweifelt; er thut alles Mögliche, um es aufzurichten, gibt ihm die zärtlichsten Namen - umsonst. Es bleibt steif und regungslos - ist todt. Die Umstehenden, wissend, daß das Pferd persönliches Eigenthum des Kosaken ist, der somit von einem solchen Verluste schwer betroffen wird, werden von der Scene lebhaft gerührt und im Nu ist eine kleine Sammlung improvisirt, dazu bestimmt, den tiefen Schmerz des trostlosen Steppensohnes ein wenig zu lindern. Auch der Schankwirth trägt das Seinige bei und regalirt ihn noch mit einigen Gläsern Wein. Der Kosak schnallt endlich betrübt seinen Sattel ab, nimmt ihn sammt der Lanze auf den Rücken, wirft noch einen letztem wehmüthigen Blick auf sein treues Thier und geht. Auf tausend Schritte Entfernung bleibt er noch einmal stehen - ein gellender Pfiff tönt herüber. O Wunder! Das Pferd vernimmt das Zeichen, steht plötzlich wieder auf den Beinen und eilt, freudig wiehernd, wie ein Pfeil seinem Herrn nach, den nächsten Augenblick sitzt dieser auf dem Pferde, dankt den Versammelten durch eine Handschwenkung für die gütige Theilnahme und verschwindet am Horizonte. Der Schankwirth ist seit der Zeit auf Kosaken sehr schlecht zu sprechen.
- Eine Berliner Gerichtsscene. "Ihr Diener, Herr Gerichtshof," begrüßte der Arbeiter W. die bekannte "Hausfriedensbruchs=Deputation" im Lagerhause und nahm gravitätisch auf der Anklagebank Platz. Dort sollte er sich wegen eines Hausfriedensbruchs unter ganz eigenthümlichen Umständen verantworten. Lassen wir ihn selbst erzählen. - "Herr Staatsanwalt, wenn eine Frau Kindtoofen hat un Ihr juter Freind sag zu Sie, Sie sollen ihm besuchen un Kindtoofen mit feiern, un er läßt denn Brantwein holen un en Aechtel Bier un wir spielen Sechsundsechzig un sind janz fidel alle zusammen, kann er mir dafor denunciren un is det en Hausfriedensbruch, un is det nich jemein von ihm? - Präs.: Sie sind ja auch nicht beschuldigt, Branntwein und Bier bei dem Zeugen getrunken zu haben, sondern - - Angekl.: Na ja, sehen se, da haben se't ja. Präs.: Unterbrechen Sie mich nicht, sondern hören Sie zu. - Ist jut, Herr Staatsanwalt. - Präs. fortfahrend: Es ist zum Streit zwischen Ihnen gekommen, wie die Anklage behauptet, und Sie sind dabei von dem Zeugen aufgefordert worden, seine Wohnung zu verlassen und haben dies nicht gethan. Wie verhält sich die Sache? Angekl.: Konnt ich ja jar nich. Hören se doch man blos zu, Herr Präsident, denn werden se ja Alles jenau erfahren, ich muß Sie doch von Anfang an, wie die Sache war, erzählen. Also wir spielten Sechsundsechzig un waren ganz lustig, und seine Frau sagt noch, wir sollen man nich so ville trinken, un da sagt er wat von Bemogeln un in die Karten sehen, un ick sage, er hat 'ne Zwanzig gemeldet ohne de Dame, und dadruff haut er mir, un ick ihm wieder und denn mischten sich die Andern drin un denn schmissen sie mir raus, un ick kriegte mein Jeld och nich wieder. Weiter is't nischt. - Die Belastungszeugen lassen sich aber ein wenig anders über die Sache aus, namentlich meint der Kutscher Schm., direkt gegen den Angeklagten gewandt: Na Willem, det laß man sind, bemogelt hast Du ihm, na, un denn, zum Präsidenten gerichtet, Haue hat er nich wenig gekriegt, aber bloß weil er nicht jehen wollte, wie ihm det der Eduard, wat der Kindtoofsvater is, und der ooch draußen is, jesagt hatte. - Gegen den Angeklagten wird auf eine Geldstrafe von 20 Mk. erkannt. "Det beeßt," eröffnete er dem draußen harrenden "Kindtoofsvatei," "wenn Du widder 'mal toofen läät, denn kannst De Dir man ooch en andern Esel aussuchen, als mir." - "So," sagte der, "det hab' ick ja noch jar nich jewußt, det Du so'n - kluger Mann bist."


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