No. 51
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. Juli
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 51 Seite 1]

Armuth und Bettelei, wahre und falsche Wohlthätigkeit.

Aus Annaberg meldet das "Wochenblatt," daß infolge des außergewöhnlichen Andrangs von Bettlern, namentlich sogenannter "armer Reisender," ein dortiger Bürger folgende Erfahrung machte. Innerhalb 16 Tagen bot er 18 Bettlern, welche ihn ansprachen, lauter gesunden, kräftigen Burschen, Arbeit an und zwar eine sofort zu beginnende: Rasen ausstechen vor dem Hause, wofür täglich 1 Mark Lohn gegeben werden sollte, außerdem Frühstück, Mittags= und Abendbrod. Was geschah aber auf dieses gute Anerbieten? - Von jenen 18 Leuten nahm nur ein Einziger an und dieser Eine war schon am nächsten Tage verschwunden.
Dem Annaberger Bürger kann man nur ein herzliches Bravo zurufen, daß er diesen Versuch gemacht und das Ergebniß der Oeffentlichkeit nicht vorenthalten hat. Der Vorgang bestätigt, was seit Jahrzehnten so vielfach anderwärts, namentlich durch gemeinnützige Vereine, wie z. B. den Berliner "Verein gegen Verarmung," die "Johannesbrüderschaft des Rauhen Hauses in Horn bei Hamburg", auch viele staatliche Armenbehörden festgestellt ward: - daß die Mildthätigkeit vom großen Publikum in einer nicht bloß ganz nutzlosen, sondern geradezu schädlichen, unsittlichen Weise geübt wird. Durch Ausstreuen kleiner Gaben wird keineswegs der Armuth entgegengearbeitet, sondern lediglich die Arbeitsscheu, der Bettel und das Strolchthum groß gezogen. Wer eine gedeihlich wirkende Unterstützung gewähren kann und will, sei was er spendet noch so viel oder noch so wenig, muß die wahrhaft hülfsbedürftige Armuth aufsuchen, und wenn er das nicht recht anzufangen weiß, so mag er dabei Aerzte, Geistliche, Lehrer etc. oder gemeinnützige Vereine zu Rathe ziehen. Was sich uns in Straßen und Häusern bettelnd entgegendrängt, verdient durch die Bank keine Unterstützung. Desto mehr der Hülfe Bedürftige und Würdige giebt es unter denen, die ihre Noth nicht durch Worte oder Geberden ausdrücken. Gesetzt jedoch, unter hundert Straßenbettlern wären zwei oder drei wirklich unterstützungswerthe, so werden diese auch ohne Deine und meine Gabe nicht verkommen, weil sich nun einmal das Almosengeben auf's Gerathewohl der Masse, namentlich den Frauen, nicht ausreden läßt. Oft ist ja bei dieser Art von Almosengeben unzweifelhaft wahre Güte die Triebfeder, wohl noch häufiger aber spendet man, um die lästige Heimsuchung los zu werden, oder um vor den eigenen Kindern oder anderen Leuten nicht hart oder gar arm zu erscheinen, oder aus Gedankenlosigkeit oder aus Besorgniß vor Grobheiten, auf dem Lande zuweilen aus Furcht vor rachesüchtiger Brandstiftung. Gegen die letztere giebt es, sollte man meinen, einen wirksamen Schild, oder vielmehr zwei Schilder: das eine liefert jede Feuerversicherungsanstalt, das andere lautet: "Mitglied des Vereins gegen Verarmung" und ist von dem betreffenden Vereine gegen einen mäßigen Jahresbeitrag zu beziehen. Beide Schilder nebeneinander an der Hausthür angebracht werden ihre Wirkung schwerlich verfehlen.
Gern sei hier zugestanden, daß es jedem nicht ganz Herzlosen anfangs Ueberwindung kostet, die Bitte um eine kleine Gabe abzuweisen. Hat er sich aber erst klar gemacht daß er durch solche scheinbare Barmherzigkeit nur das Lotterleben fördert, so wird er bald davon abstehen lernen.
Zum Schluß mag hier angeführt sein, was uns vor Jahren ein Mitglied des italienischen Parlaments in Rom über den Gegenstand gesprächsweise sagte und weiter ausführte, als hier thunlich ist: "Glauben Sie mir, unter den vielen wunden Stellen an unserem herrlichen Lande ist die Bettelei eine der bösesten, ein rechtes Seitenstück zum Räuberunwesen, sogar theilweise Vorschule für dieses. Wie bei jenem in Lumpen gehüllten Weibe, welches uns soeben einen Arm mit einer ekelhaften Wunde entgegenstreckte, von der mir ein Arzt versicherte, daß sie schon seit geraumer Zeit künstlich offen erhalten werde, um Almosen zu erschleichen, so wird einer der garstigsten Schäden an unserem socialen Körper, der Bettel, fort und fort erhalten durch die von allen Klassen geübte und von keiner Polizei gestörte falsche Mildthätigkeit."


Politische Rundschau.

Mecklenburg. Gestern hat der feierliche Einzug des Erbgroßherzoglichen Paares von Neubrandenburg her in die Residenzstadt Neustrelitz stattgefunden unter großen Freudenbezeigungen der Bevölkerung. Von den dazu getroffenen Vorbereitungen schreibt das "M. T.": "Vor der Stadt hat man eine imposante Ehrenpforte errichtet, in welcher der Magistrat und 50 mit Schärpen in den Mecklenburgischen und Anhalter Landesfarben geschmückte Ehrenjungfrauen Aufstellung nehmen werden, um das hohe Paar zu begrüßen. Nach diesem Akt setzt sich der Zug, dem sich jetzt der Reihenfolge nach Corporationen, Schützengilde, Vereine etc. anschließen werden, in Bewegung zunächst durch die festlich geschmückte Glambeckerstraße, über den Markt, durch die Schloßstraße, an deren Ende, wie es heißt, ebenfalls eine Ehrenpforte errichtet werden soll, nach dem Schlosse. Abends findet eine allgemeine Illumination der Straßen statt, und die übrigen Tage werden den Hoffestlichkeiten, zu welchen sehr viele Einladungen an distinguirte Personen ergangen sein sollen, gewidmet werden."
Bei dieser Gelegenheit dürfen wir doch eine andere Nachricht, die allerdings der Bestätigung bedarf, nicht unerwähnt lassen, da dieselbe, wenn sie begründet ist, nicht verfehlen wird, im ganzen Fürstenthum die größeste Freude zu verbreiten, daß nämlich Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und seine Gemahlin vielleicht schon in nächster Zeit auch unser Fürstenthum durch ihren Besuch beglücken werden. Wir sind überzeugt, daß ein solcher Besuch Sr. Königlichen Hoheit unserm Erbgroßherzoge aller Herzen gewinnen wird.
Deutschland. Aus Ems, von wo beständig über das erfreuliche Wohlbefinden Sr. Majestät des Kaisers berichtet wird, kommt die Nachricht, daß dort am 27. Juni der französische Botschafter Marquis de Goutaut=Biron zu längerem Aufenthalte eingetroffen ist. Das erinnert unwillkürlich an die Rolle, die seiner Zeit Benedetti in Ems spielte.
Der englische Botschafter am Berliner Hofe, der noch längere Zeit in England bleiben wollte, ist unverzüglich wieder auf seinen Posten abgereist und

[ => Original lesen: 1877 Nr. 51 Seite 2]

wird wohl bereits in Berlin eingetroffen sein, wo auch der Reichskanzler Fürst Bismarck schon am Sonntag oder Montag aus Kissingen zurückerwartet wurde.
Feldmarschall Moltke, welcher Chef des russischen Rjasanschen Regiments ist, hat vom Grafen Adlerberg im Auftrage des russischen Kaisers folgendes Telegramm aus Plojesti, 24. Juni, erhalten: "Auf allerhöchsten Befehl habe ich die Ehre, Ew. Excellenz zu melden, daß Dero Rjasanschem Infanterie=Regiment zu Theil wurde, am 10./22. Juni bei Galatz die Donau zu überschreiten, als erster Truppentheil der russischen Armee auf feindlichen Boden zu treten und nach glorreichem Kampfe die erste Verleihung des St. Georgsordens, sowohl für die Offiziere als für die Mannschaften zu verdienen."
Interessant, wenn auch für jeden Patrioten tief schmerzlich, ist es zu sehen, wie die Sozialdemokratie bereits die Erbschaft des Liberalismus antritt und sich schon so fest in derselben wähnt, daß sie sich dessen offen rühmt, und daß ihre Organe es mit dürren Worten für zu spät erklären, daß der Staat noch sollte von den abschüssigen, zum sozialdemokratischen Abgrunde hinabführenden liberalen Bahnen umkehren können. So schreibt der "Vorwärts" wörtlich: "Um die "auflösenden Bestrebungen" auf kirchlichem Gebiete wollen wir uns nicht besonders kümmern, ihnen stehen die liberalen "Culturkämpfer" viel näher. Wir danken diesen Herren vorläufig für eins: Sie haben den einen großen Pfeiler, der das "Gottesgnadenthum" stützt, die "Kirche," durch ihre "Culturbestrebungen" sehr wacklich gemacht - daß dieselben uns immerwährend die atheistischen "nivellirenden und demoralisirenden" Tendenzen in die Schuhe schieben, das kümmert uns nicht . . . . Ihre Gesetze haben nachhaltig gewirkt und den auflösenden Tendenzen auf kirchlichem Gebiete den weltlichen Segen ertheilt. . . . Daß auch der zweite Pfeiler des "Gottesgnadenthums", der privilegirte Grundbesitz, von eben denselben guten Berathern des Königthums durch die wirthschaftliche Gesetzgebung in Deutschland, welche den Finanzbaronen und Schornsteinrittern das Heft in die Hände gespielt hat, endgültig vernichtet worden ist, freut uns wiederum - wir haben an solchen "destructiven Arbeiten" selbstverständlich unser Vergnügen, daß aber jene "Umstürzler" keinen anderen Pfeiler, die Liebe des Volkes, errichtet haben, ist natürlich ihre Sache."
Preußen. Dem berliner "Tgbl." zufolge ist der Prediger Hoßbach, der bekanntlich frech genug gewesen ist, von einer christlichen Kanzel herab seinen Unglauben und seine Gotteslästerung zu verkündigen, vom Konsistorium aufgefordert worden, sich dem Protest gegenüber, welcher aus der Jakobigemeinde gegen seine Wahl erhoben worden ist, zu verantworten.
Belgien. Der Senat hat den Gesetzentwurf, betreffend die Bewilligung eines Kredites für das Departement des Krieges zur Fortführung der Befestigungsarbeiten an der untern Schelde einstimmig angenommen.
Türkei. Die Russen sind nunmehr an verschiedenen Stellen über die Donau gegangen; und der Kaiser Alexander hat eine Proklamation an die Bulgaren erlassen, worin ausgeführt wird: die Russen hätten den bulgarischen Boden beschritten nicht um zu zerstören, sondern um aufzubauen. Die dortigen Muselmänner möchten friedliche Bürger werden, und die Christen alte Streitigkeiten vergessen und sich mit ihren Glaubensgenossen vereinigen. Die türkische Macht in Bulgarien würde durch eine geordnete Verwaltung ersetzt werden, an der die Einwohner selber berufen werden sollen, thätig Theil zu nehmen; und neue bulgarische Legionen würden den Kern einer lokalen Armee bilden zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit. Die Bulgaren möchten der Welt beweisen, daß sie des Looses würdig seien, welches Rußland für sie seit so vielen Jahren und mit so vielen Opfern vorbereitet habe.
Die Session der Kammer in Konstantinopel, die nach den bisherigen Bestimmungen noch verlängert werden sollte, ist am 28. Juni plötzlich geschlossen worden.
In Montenegro scheint sich das Kriegsglück neuerdings wieder gewendet zu haben. Die Türken, die bereits der vollständigen Unterwerfung Montenegros sicher waren und die gute Absicht hatten, die montenegrinische Frage gründlich aus der Welt zu schaffen, sollen mit großen Verlusten zurückgeschlagen sein.


- Schönberg. Bei dem am 29. Juni vor Großherzoglichem Justiz=Amte hieselbst geschehenen meistbietenden Verkaufe der zum Hammer belegenen Capell'schen Oelmühle, Ziegelei und Büdnerei blieb der Oeconom Fest zu Lebatz mit 85,000 Mark am Meistgebot, wofür ihm der Zuschlag ertheilt wurde.
- Ratzeburg, 30. Juni. Bei dem Mitte September d. J. stattfindenden Herbstmanöver der 17. Division, welches sich auf dem Terrain der Umgegend von Ratzeburg, Mölln und des Schallsee's bewegen wird, sind, wie die alte "Lauenb. Z." mittheilt, die nachverzeichneten Truppen zu erwarten, von denen ein großer Theil seinen Weg durch Ratzeburg nimmt, sodaß unsere Stadt allein in den Tagen vom 8. bis 10. September eine ganz bedeutende Einquartierung aufnehmen und sich in Folge dessen ein sehr reges Leben und lebhaftes militairisches Bild entfalten wird, wie wir es 1874 zuletzt gesehen. Am Manöver werden folgende Truppen Theil nehmen: die beiden Hanseat. Inf.=Reg. Nr. 75 und 76; Mecklenb. Gren.=Reg. Nr. 89, Schwerin; Mecklenb. Füs.=Reg. Nr. 90, Rostock Wismar; Mecklenb. Dragoner=Regmtr. Nr. 17 und 18, Ludwigslust und Parchim; Hannov. Husaren=Reg. Nr. 15, Wandsbeck; Schlesw. Feld=Artillerie=Reg. Nr. 9, Reit. Abth., Neumünster; Holstein. Feld=Artillerie=Reg. Nr. 24, Schwerin und Mölln; Schleswig=Holst. Pionier=Bat. Nr. 9, Rendsburg.
- Der Prinz von Wales, der englische Kronprinz, bestürmt die Minister um eine Verbesserung seines Einkommens, er müsse gar zu viel Schulden machen. Die Minister zucken die Achseln und das Parlament spitzt die Ohren.
- Schon wieder ist eine Hebamme in Berlin verhaftet worden, weil sie im Verdachte steht, sehr unerlaubte und verbrecherische Dinge begangen zu haben.
- Italienische Bienen sind ein gesuchter Artikel. In den letzten Wochen sind viele Sendungen solcher Bienen aus Italien und Kärnten nach Böhmen und Sachsen gegangen, an einem Tage einmal 150 Kästen. Ein solcher Bienenschwarm im Gewichte von einem Kilo kommt ohne Transportkosten auf 7 fl. zu stehen.
- Essen die Altbayern keine Eier oder sind die altbayerischen Hühner so fleißig im Eierlegen, daß sie ihre Landsleute und alle Welt mit Eiern versorgen? Es ist Thatsache, daß im Jahre 1876 allein auf den Bahnstationen Cham, Rothmaißling und Arnschwang 14,139,600 Stück Eier versandt worden sind. Der Preis des Eies betrug 3-4 Pfennig.
- Ein ziemlich alter, aber strammer Herr machte im Walde beim Altenburger Haus in Kissingen seinen Spaziergang. Da stieß er auf zwei Landmädchen in eigenthümlicher Tracht und großen Flügelhüten. Er blieb stehen und fragte: Ihr seid wohl nicht aus Kissingen? denn solche Kleider und solche Hüte hab' ich hier herum noch nicht gesehen. - Nein, wir sind aus dem Grabfeld bei Römhild und sind mit dem Meininger Vergnügungszug gekommen, um den Bismarck zu sehen. - Den Bismarck? Dann habt Ihrs gut getroffen, ich bin der Bismarck. - Also Ihr? fragte die eine etwas enttäuscht; aber wo sind denn die drei Härchen auf dem Kopf? Der Fürst lachte vergnügt, wartet nur, Ihr werdet sie schon sehen. Damit nahm er zum Abschied grüßend seinen Schlapphut ab; - Ja, Ihr seids! riefen die Mädchen vergnügt.
- (Der Onkel in Amerika.) Die Kleinigkeit von 10 Millionen Dollars erregt nicht nur das Gemüth der Schustersfamilie Wagensail von Isny im Allgäu, sondern bringt auch letztgenannte Stadt selber in höchste Spannung. Vor einigen Wochen nämlich gelangte an genannte Familie die Nachricht aus Amerika, das ein naher Anverwandter mit Hinterlassung eines enormen Vermögens das Zeitliche gesegnet habe. Bald ergab sich, daß Wagensail der Alleinerbe sei. Heute steht die Sache so,
[ => Original lesen: 1877 Nr. 51 Seite 3]daß der arme Schuster keinen Tag sicher ist, am nächsten Morgen als Millionär zu erwachen. Rechtsanwalt Dr. Volk, der die Vertretung des Wagensail übernommen, hat bereits einen Vertreter nach Amerika entsandt.
- Dem Wiener Witzblatte "Floh" ist der Postverschleiß in Rußland entzogen worden. Wer hätte gedacht, daß Flohstiche den Bären reizen!


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg belegene Büdnerstelle c. p. des Arbeitsmanns Jochen Heinrich Kolz daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend den 7. Juli d. J.,
Vormittags 11. Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke, sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 19. April 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Oeffentlich meistbietender Zwangsverkauf eines Grundstücks.

In Gemäßheit Verfügung des Königlichen Kreisgerichts zu Ratzeburg soll das dem Tischler Johann Carl Christian Peters daselbst gehörige Wohnhaus (Fischerweg 274, Schuld= und Pfandprotocoll Vol. VI. fol. 271) ausgeklagter Forderung halber, im Wege der Hülfsvollstreckung öffentlich meistbietend verkauft werden.
Zu diesem Ende wird erster Termin auf

d. 10. Juli d. Js., Vorm. 11 Uhr,

Zweiter Termin auf

d. 7. Aug. d. Js., Vorm. 11 Uhr,

dritter und letzter Termin auf

d. 4. Sept. d. Js., Vorm. 11 Uhr,

vor unterzeichnetem Amtsgericht anberaumt.
Alle und Jede, welche Ansprüche und Forderungen irgend welcher Art an das zu verkaufende Grundstück zu haben vermeinen, haben dieselben zur Vermeidung des Ausschlusses

am 7. August cr., Vorm. 11 Uhr,

abzumelden und zu bescheinigen. Auswärtige auch Bevollmächtigte am Gerichtsort zu bestellen.
Der Ausschließungsbescheid wird nur an der Gerichtsstelle angeheftet werden.
Ratzeburg, den 22. Juni 1877.

Königliches Amtsgericht.
Sachau.

Bodmer.     


Die Lieferung des Bedarfs an besten Petroleum für die Straßenlaternen in hiesiger Stadt und auf dem Amte während der Zeit vom 1. October 1877 bis 31. März 1878 soll event. dem Mindestfordernden übergeben werden. Reflectanten werden hiedurch aufgefordert, ihre Preisofferten

bis zum 10. Juli cr.

schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 2. Juli 1877.

Der Magistrat.


Der Ratzeburger
Sommer-Viehmarkt

findet am 5. Juli d. J. statt.


Eisenbahnstation Pansdorf.                                                    Poststation Gleschendorf.
Augustusbad Scharbeutz.

Schön gelegenes Ostseebad. Starker Wellenschlag. Schöne Buchenwaldungen. Billige Miethpreise und Pension.
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Augustusbad bei Gleschendorf, Juni 1877.

Herm. Gleiß.     


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Rehna, den 1. Juli 1877.

H. Runge.          
Schneidermeister.     


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[ => Original lesen: 1877 Nr. 51 Seite 4]

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Schönberg.                                                     F. C. Wolgast.


Honig,
à Pfund 75 Pfg., verkauft                          

Schönberg.                                                     J. Wegner.


Hals= und Brust=Kranke

muß ich vor den vielen unreellen, oft sogar schädlichen Nachpfuschungen des von mir erfundenen

L. W. Egers'schen Fenchelhonigs

nachdrücklich warnen. Daher wolle man beim Kauf meines gegen Husten, Heiserkeit, Verschleimung, Katarrhe, besonders auch bei Kinderkrankheiten seit nunmehr 17 Jahren vieltausendfach bewährten Fenchelhonigs vor Allem darauf achten, daß jede Flasche meine Firma im Glase eingebrannt tragen, mit meinem Siegel geschlossen und auf dem Etiquette mit meinem Namenszug versehen sein muß. Uebrigens ist meine Verkaufstelle in Schönberg bei Buchbinder C. Sievers.

L. W. Egers in Breslau.
Erfinder des Fenchelhonigs.


Alles unbefugte Betreten unserer Feldmark, namentlich auch alles Krautpflücken, sowohl auf den Feldern wie an den Wegen und Hecken verbieten wir hiermit, und werden alle, die dennoch darauf betroffen werden, dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen.

Die Dorfschaft     
Gr. Rünz.        


Im Einverständniß mit dem Herrn Oberförster Hottelet zu Schönberg haben wir die Beschützung unserer Holzkoppeln dem jetzigen Revierjäger desselben Klennloff zu Schönberg übertragen, was hierdurch zur Kenntniß gebracht wird.
Petersberg, den 25. Juni 1877.

                          Für die sämmtlichen Hauswirthe
                          der Schulze
                          Mett.


Von meiner Koppel am Rupensdorfer Holze sind mir am Freitag Abend 4 1/4jährige Kälber entlaufen, zwei davon roth, und zwei roth und weiß. Ich bitte, mir gefällige Nachricht geben zu wollen, wenn sich dieselben irgendwo angefunden haben.

Hauswirthin Grevsmühl     
in Sülsdorf.           


Die Vormatt des auf dem neuen Kirchhofe befindlichen

Kleeheu's

soll am Donnerstag (5. Juli) Nachmittags 5 Uhr an Ort und Stelle öffentlich meistbietend verkauft werden.

Schönberg.                                                     Der Kirchenvorstand.


Frische Kartoffeln

hat zu verkaufen.

Schönberg.                                                     H. Brüchmann.


Neue Matjesheringe

in feinster Qualität empfiehlt

Aug. Spehr,     
Schönberg.     


Neuen Matjes=Hering,
feinste Qualität,

empfiehlt

J. Ludw. D. Petersen     
in Schönberg.        


Am Sonntag und Montag, den 8. und 9. d. Mts. findet bei mir ein

großes Scheibenschießen

nach Gewinnen, nebst Ball am ersten Tage, statt. Wozu ergebenst einladet
Schlagsdorf.

Reimers,     
Gastwirth.     

NB. Besondere Einladung findet nicht statt.


Einladung
zum
Scheibenschießen
am 8. und 9. Juli 1877 in Gr. Mist.

Die 7 Gewinne bestehen in eisernen Ackergeräthen, als 4 Reißer, 1 Paar schott. Eggen, 1 Pflug, Kartoffelhacker u. s. w.
Ein Satz von 3 Schüssen, worauf aber nur ein Gewinn fällt, kostet 1 M. - Büchsen u. s. w. werden von mir geliefert.

Gastwirthin C. Schröder Wwe.


Zu Michaelis findet ein ordentlicher Hausknecht bei mir einen Dienst.

Bürgermeister Bicker.     
Schönberg.               


Gesucht wird zu Michaelis in Schönberg
ein Mädchen

zu häuslichen Arbeiten, am liebsten vom Lande. Zu melden in der Expedition des Anzeigers zu Schönberg.


Zu Michaelis suche ich ein ordentliches Mädchen für Küche und Hausarbeit.

Bürgermeister Bicker. Schönberg.

Bürgermeister Bicker.     
Schönberg.               


Ein Stubenmädchen

wird zu sogleich oder zu Michaelis gesucht.

Aug. Spehr.     


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen19 M -Pfennig  bis 25 M -Pfennig.
Roggen18 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Gerste16 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Hafer16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,00 .
Hühner d. St. M1,70 .
Tauben d. St. M0,45 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,85 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 6 St. für M0,30 .
Kücken d. St. M1,10 .


(Hierzu Inhalts=Verzeichniß zum Offic. Anzeiger pro 1876, Offic. Anzeiger Nr. 21 und eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 51 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 51 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 3. Juli 1877.


Der Wilderer.
Eine Erzählung.

[ => Original lesen: 1877 Nr. 51 Seite 6]

Der Wilderer.
Eine Erzählung.
[Fortsetzung.]


- Immer und immer wieder hört man von Leuten, die sich damit abgeben, die neuen deutschen Werthzeichen in betrügerischer Absicht nachzumachen und ihr gefälschtes Fabrikat in den Verkehr zu bringen. Diese können froh sein, daß ihnen nicht mehr so streng auf die Finger gesehen wird wie im Jahre 1683. "Damals," berichtet die Chronik der alten Reichsstadt Schweinfurt, "wurde ein Falschmünzer aufgegriffen und hier verbrannt, sein Weib im Main ersäuft."
- Von Berliner Blättern wird folgende unglaublich klingende Mittheilung gemacht: In der Pfingstwoche zeigte die Frau des Buchbinders T. plötzlich Spuren von Irrsinn. Sie band eines ihrer Kinder an einen Stuhl und ging hinaus, um ein Messer zu holen. Von ihrem Manne kaum zur Ruhe gebracht, versuchte sie, die Betten anzuzünden, dann wieder wollte sie zum Fenster hinausspringen; eines Tages als ihr Mann ausgegangen war, erschien sie im Kostüm der Eva auf dem Hofe. Zuletzt mußte sie der gequälte Meister an Händen und Füßen binden, um Unglück zu verhüten. Da der Mann zu arm ist, um die kranke Frau auf seine Kosten in eine Heilanstalt bringen zu können, so wandte er sich an den Amtsvorsteher und den Physikus von Rixdorf und erhielt von beiden Herren die Antwort: die Sache gehe erst an den Gemeindevorstand, von diesem an den Landrath und vom Landrath an die Regierung und ehe die Antwort auf demselben Wege zurückgekommen sei, könnten wohl vier bis fünf Wochen vergehen. Da bei der Irrsinnigen sich schon Wuthausbrüche der gefährlichsten Art zeigten, so ist der Mann mit ihr nach der Neuen Charité gefahren, von dort abgewiesen, und nach der städtischen Irrenanstalt in der Wallstraße, aber auch hier fand die Wahnsinnige keine Aufnahme. Jetzt liegt sie an Händen und Füßen gebunden in ihrer Wohnung. Des Nachts müssen der Mann und seine fünf Kinder abwechselnd bei ihr wachen, da sie sich schon einige Male ihrer Fesseln entledigt hat und zum Fenster geeilt ist, um hinaus zu springen. Wer weiß, welches Unglück noch passiren wird, bevor die Antwort eintrifft: "Die Kranke ist in einem Irrenhause unterzubringen!"


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