No. 36
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. Mai
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 36 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Se. Majestät der Kaiser ist am 1. Mai Nachmittags 5 Uhr in Straßburg angekommen und hat sich am Sonnabend von dort nach Metz begeben, nachdem am Freitag I. Majestät die Kaiserin und I. K. H. die Frau Großherzogin von Baden von Baden-Baden aus Mittags in Straßburg eingetroffen und Abends 8 Uhr wieder nach Karlsruhe zurückgereist waren. Der Kaiser hat überall einen festlichen, vielfach sogar, wie es scheint, einen freudigen und enthusiastischen Empfang gefunden. Der Straßburger Universität, deren Vertreter den Kaiser gleichfalls freudig begrüßt haben, hat Se. Majestät den neuen Namen "Kaiser=Wilhelms=Universität" verliehen.
Im Gefolge Sr. Majestät auf der Reise durch Elsaß=Lothringen befinden sich außer anderen Militärs der Chef des Generalstabes der Armee, Feldmarschall Graf v. Moltke und der Kriegsminister General der Infanterie v. Kameke. Daher erscheint eine Abänderung der ursprünglichen Reisedispositionen, welche dahingeht, daß die Rückreise nach Frankfurt a. M. nicht, wie früher bestimme war, über Mannheim und Darmstadt, sondern über Bingen und Mainz erfolgt, von besonderer Bedeutung, denn der Kaiser besucht die drei großen der französischen Grenze zunächst gelegenen deutschen Festungen und nimmt in denselben Inspicirungen vor; ja es wird versichert, daß an maßgebender Stelle eine Verstärkung der deutschen Garnisontruppen in Elsaß=Lothringen und besonders in Metz und Straßburg bevorstehe.
Der Feldmarschall Graf v. Moltke hat kürzlich im Reichstage eine große vielbesprochene Rede gehalten, durch welche angesichts der französischen Truppen=Anhäufungen zwischen Paris und der deutschen Grenze das Bedürfniß einer Ausgleichungs=Maßregel hervorgehoben und eine solche vom Standpunkt der Friedenspolitik gerechtfertigt wurde. In Besprechung dieser Rede betont die halbamtliche "Prov. Corrsp. gleichfalls die unzweifelhaften Friedenstendenzen der deutschen Politik, die auch in den Worten des Grafen Moltke ausgedrückt seien, bemerkt aber zugleich, daß der Feldmarschall auf Thatsachen hingezeigt habe, welche Deutschland fort und fort zur größten militärischen Wachsamkeit und Vorsicht aufforderten. Dabei wird wörtlich geäußert: "Die Thatsachen, welche er angeführt hat, sind von keiner Seite bestritten, vielmehr durch mannigfache zuverlässige Aeußerungen bestätigt worden. Die Bedeutung derselben zutreffend zu würdigen, ist unbestritten Niemand berufener als Graf Moltke. Wenn er vor Europa der Ueberzeugung Ausdruck giebt, daß Ausgleichungsmaßregeln von unserer Seite früher oder später geboten sind, so kann es nicht fehlen, daß diese Ankündigung gerade in ihrer Bedeutung für die europäische Friedenspolitik die richtige Beurtheilung und gebührende Beachtung finde."
Auch die Berliner "Post" kommt in einem beachtenswerthen Artikel auf die Rede Moltkes zurück und führt aus : Angesichts der französischen Stellung an der Grenze habe Deutschland die Pflicht, seine Westgrenze gegen unerwartete Operation für den Fall eines plötzlichen Krieges sicher zu stellen, da nicht ausgeschlossen sei, daß Frankreich etwa eine in Folge des Orientkrieges entstehende gegensätzliche Gruppirung der Mächte gegen Deutschland ausnutze. Die Post erwartet aber, daß Frankreich, nachdem es seinerseits seine militärischen Maßregeln an der Grenze nicht zurückgenommen, einen ähnlichen Schritt Deutschlands ebenfalls ruhig hinnehme; allerdings sei unleugbar, daß das Gegenüberstehen kriegsbereiter Truppenkörper in unmittelbarer Nähe die Situation nicht erleichtere und daß dadurch der unausbleibliche Moment genähert werde, wo Deutschland und Frankreich sich fragen müssen, ob ein wahrhafter Friede noch möglich oder ein nochmaliger Appel an die Waffen vorzuziehen sei.
Der deutsche Reichstag ist, für viele gewiß unerwartet, schon am Donnerstag den 3. Mai in einer Abendsitzung geschlossen worden. Was die Ergebnisse der nun beendigten Reichstagssession betrifft, so scheint man im liberalen Lager sehr befriedigt zu sein, daß der Reichstag den Bestrebungen auf Aenderung der Gewerbeordnung tapferen Widerstand geleistet und "die Angriffe auf die liberale Wirthschaftspolitik energisch zurückgewiesen hat." Diese Freude ist offenbar eine verzweifelte, denn daß es mit dieser liberalen Wirthschaftspolitik durchaus nicht weiter geht, wissen die Herren selber recht gut, und sie täuschen sich selber, wenn sie dennoch meinen ihre Herrschaft noch lange künstlich aufrecht halten zu können. Daß besonders das Handwerk und die Industrie von einem in seiner Majorität liberalen Reichstage durchaus keine Hülfe in dem schlimmen Nothstande erwarten darf, in den beide hauptsächlich durch die Schuld des Liberalismus gerathen, und daß die Regierung für die so dringend nothwendigen Reformen bei der jetzigen Reichstagsmehrheit durchaus keine Unterstützung findet, hat sich allerdings klar herausgestellt; aber eben dadurch wird auch in weitesten Kreisen die Erkenntniß gefördert sein, daß nun bald das deutsche Volk von dem drückenden Alp des Liberalismus befreit werden muß. Viele erwarten diese Befreiung durch den Reichskanzler Fürsten von Bismarck, dessen Schöpfung ja die national=liberale Partei im Reichstage ist, und dessen Name allein dieselbe bisher noch gestützt und vor dem gänzlichen Verfall geschützt hat. Bekanntlich hat der Reichskanzler in seiner letzten Reichstagsrede eine Reform der Steuer=, Zoll= und Wirthschaftspolitik in Aussicht gestellt. Ob es ihm gelingen wird, die Geister, die er gerufen hat, wieder los zu werden, wissen wir nicht; doch das wissen wir, daß eine Befreiung, und zwar eine baldige Befreiung von dem Bann des Liberalismus durchaus nothwendig geworden ist, wenn dieselbe nicht über kurz oder lang durch den Sozialdemokratismus erzwungen werden soll.
Nach dem Gesetzentwurf über die Feststellung der Matrikularbeiträge sind zur Deckung der Gesammtausgabe in dem Reichshaushalts=Etat für 1877-78 von den Bundesstaaten 81,044,171 Mk. aufzubringen, wovon 131,122 Mk. auf Mecklenburg=Strelitz fallen.
Auf dem Kriegsschauplatze haben erst kleinere Gefechte stattgefunden von geringer Bedeutung. Die Russen befestigen ihre Stellungen an der Donau und scheinen bereits Herren derselben zu sein, während die Türken aus ihren Festungen nicht herauskommen.

[ => Original lesen: 1877 Nr. 36 Seite 2]

Die wichtigste Nachricht ist, daß die Pforte den Fürsten Karl von Rumänien wegen des Abschlusses des Vertrages mit Rußland für einen Rebellen erklärt hat und Rumänien als feindliches Land ansehen will.


- In der alten Lutherstadt Wittenberg hat sich ein Comite gebildet, um eine Anzahl historisch denkwürdiger Gegenstände aus der Reformationszeit, welche theils dem Predigerseminar, theils der Stadt selbst, oder auch dem Kirchenärar angehören, zu einer Gesammtaufstellung zu vereinigen und außerdem die noch sonst zerstreuten Erinnerungszeichen an Wittenbergs große Vorzeit zu sammeln. Das neu restaurirte "Lutherhaus" in welchem sich auch die noch im ursprünglichen Zustande erhaltene Lutherstube befindet, soll zu diesem Ende in eine Reformationshalle umgewandelt werden. Das Comite richtet deshalb an alle Diejenigen, in deren Besitz sich denkwürdige Gegenstände aus der Reformationszeit befinden, die Bitte um geschenk= oder kaufweise Ueberlassung derselben, oder wenigstens um die Erlaubniß, sie in der Halle mit verbleibendem Eigenthumsrechte aufstellen zu dürfen. Nicht nur, was zu dem Leben eines Luther, Melanchthon und ihrer Mitarbeiter in unmittelbarer Beziehung steht, sondern auch was an die weiteren reformatorischen Kreise, die Kurfürsten von Sachsen etc., sowie an die künstlerischen Beförderer des Protestantismus, einen Lucas Cranach und andere erinnert, wird als Beitrag willkommen sein. Desgleichen ersucht das Comite um Geldbeiträge zur Unterstützung seines Vorhabens, mit dem Bemerken, daß alle Zuschriften in dieser Angelegenheit an den Bürgermeister Dr. Schild, die Geldbeiträge aber an den Verlagsbuchhändler Herrose in Wittenberg einzusenden sind.
- Amerikanische Sicherheits=Couverts. Kürzlich ist in Newyork eine Erfindung gemacht worden, welche gegen das Oeffnen von Briefen auf den Posten ist. Man verkauft nämlich sogenannte Sicherheits=Couverts (Safety Enveloppes), welche auf den einzelnen Theilen der Rückseite, mit Chemikalien bedruckt, die Worte enthalten: Attempt to open (Versucht zu öffnen). Die Chemikalien werden für den Druck in zwei Abtheilungen angewendet. Zuerst erfolgt der Druck mit Galläpfeln, dann mit grünem Vitriol. Aber dieser Druck ist unsichtbar, und erst, wenn man versucht, das Couvert mittelst Dampf oder mittelst irgend einer Anfeuchtung zu öffnen, dann erscheint der magische Druck sichtbar und der Versuch des Oeffnens ist verrathen.
- Aus München wird mitgetheilt, daß am Sonntag früh in einem dortigen Gasthause bei einer Rauferei, welche nach Abhaltung einer Hochzeitsfeier entstanden war, zwei Mannspersonen erstochen wurden.
- Brieftauben und Raubvögel. In dem Militär=Taubenschlage des jardin d'acclimatisation zu Paris werden interessante Versuche angestellt. Es ereignet sich nämlich oftmals, daß eine ermüdete Brieftaube durch einen Raubvogel verfolgt und von letzterem überwunden wird, in welchem Falle Taube und Depesche verloren sind. In China verwendet man Brieftauben seit langer Zeit und schützt sie vor Raubvögeln, denen sie beim Fluge über die Steppen sehr ausgesetzt sind, auf eine eigenthümliche Weise, indem man an ihren Flugfedern kleine Glocken von außerordentlicher Leichtigkeit und hellem durchdringendem Tone befestigt. Je schneller die Taube fliegt, desto lebhafter ertönen die Glöckchen. Diese Methode des Schutzes wird nunmehr im Pariser Militär=Taubenschlage versucht.
- Zu einer Musikaufführung hatte ein Componist ein Lied vierstimmig drucken lassen und darüber gesetzt: "Sanft, langsam und mit Nachdruck." Das Lied wurde erst spät fertig und der Componist empfing die abgezogenen Exemplare kurz bevor das Lied gesungen werden sollte. Nichts Böses ahnend, vertheilte er sogleich das in Partitur gedruckte Lied. Schon als er das Zeichen zum Anfang gegeben, hörte er ein unterdrücktes Lachen, welches später, während das Lied gesungen wurde, so zunahm, daß das Tonstück durchaus verunglückte. Die Schuld an dem ganzen Unglück aber war ein Buchstabe, ein umgekehrtes "n." Der Setzer hatte nämlich gesetzt: sauft langsam und mit Nachdruck.
- Das prächtige Kutschke=Lied: "Was kraucht dort in dem Busch herum, ich glaub' es ist Napolium" ist geistlichem Humor entflossen. Sein Dichter, der Präpositus H. M. Pistorius in Basedow, in Mecklenburg, ist dieser Tage gestorben.
- Herr Daum in Wien ist ein wohlthuendes Exempel, daß Kaffee sehr gesund ist, wenn man ihn Andere trinken läßt. Er hielt 40 Jahre lang das berühmte, nach ihm genannte Kaffeehaus und zieht sich jetzt vom Kaffee ganz zurück mit einigen Millionen ersparter Gulden. Bis vor etwa 10 Jahren war sein Kaffeehaus der tägliche Sammelplatz der Offiziere, so daß man Herrn Daum mit dem Worte schmeichelte: In Deinem Lager ist Oesterreich! Nach den Offizieren kamen die Männer der Börse.
- Ein junges Liebespaar in Berlin fuhr am Bußtage nach dem Müggelsee, ließ sich ein Boot geben, um im Mondschein eine Spazierfahrt zu machen und kehrte nicht zurück. Andern Morgens schwamm auf dem See das einsame Boot, der Hut eines Mannes und ein schwarzes Sammetband. Das Liebespaar sah man niemals wieder.
- Der beste Empfehlungsbrief. Auf die Annonce eines Kaufmannes, durch welche ein Comptoirknabe gesucht wurde, meldeten sich 50 Knaben. Der Kaufmann wählte sehr rasch einen unter denselben und verabschiedete die andern. "Ich möchte wohl wissen," sagte ein Freund, "warum Du gerade diesen Knaben, der doch keinen einzigen Empfehlungsbrief hatte, bevorzugtest?" "Du irrst," lautete die Antwort, "dieser Knabe hat viele Empfehlungen. Er putzte seine Füße ab, ehe er ins Zimmer trat, und machte die Thür zu; er ist daher sorgfältig. Er gab ohne Besinnen seinen Stuhl jenem alten lahmen Manne, was seine Herzensgüte und Aufmerksamkeit zeigt. Er nahm seine Mütze ab, als er hereinkam, und antwortete auf meine Fragen schnell und sicher; er ist also höflich und hat Manieren. Er hob das Buch auf, welches ich absichtlich auf den Boden gelegt hatte, während alle übrigen dasselbe zur Seite stießen oder darüber stolperten. Er wartete ruhig und drängte sich nicht heran, - ein gutes Zeugniß für sein anständiges Benehmen. Ich bemerkte ferner, daß sein Rock gut ausgebürstet und sein Gesicht und Hände rein waren. Nennst Du dies Alles keinen Empfehlungsbrief? Ich gebe mehr darauf, was ich von einem Knaben weiß, nachdem ich ihm zehn Minuten lang gesehen, als auf das, was in schön klingenden Empfehlungsbriefen geschrieben steht."


Die Fahne des Propheten.

Das W. "Fremdenblatt" giebt über die Fahne des Propheten folgende historische Einzelheiten: "Dieselbe ist von dunkelgrüner Farbe, ungefähr zwei Ellen lang und bei anderthalb Ellen breit und war ursprünglich ein Thürvorhang in dem Schlafgemache Aischas, der Lieblingsgattin des Propheten, wo letzterer auch starb. Als Muhamed nun auf dem Sterbebette lag und seine Feldherren, die eben in einen Krieg gegen einige heidnische Stämme Arabiens ziehen mußten, kamen, um sich von ihm zu verabschieden, da gab der Sterbende ihnen den Vorhang seines Gemaches als Kriegsfahne mit, damit die Gläubigen bei deren Anblick sich daran erinnern sollten, daß sie für Gott und den Propheten kämpfen. Von nun an ward es zum Gebrauche, daß immer, wenn die Khalifen ins Feld zogen, sie diese Fahne (Sandschak Scherif) vor sich herwehen ließen; später ward jedoch bestimmt, diese Reliquie nur dann ins Feld zu schicken, wenn der Krieg des Glaubens wegen geführt wird. Natürlich stand es und steht es noch jedem Khalifen frei, jeden Krieg zu einem Glaubenskriege zu stempeln. So wehte diese Fahne 1683 auch vor den Mauern Wiens und einige Jahre später wieder auf dem Schlachtfelde von Zenta, obwohl es sich in beiden Fällen auch nicht im mindesten um den Islam handelte. Was aber dieser Fahne eigentlich ihre Zauberkraft verleiht, das ist der Glaube, daß ein Jeder, der in ihrem Schatten kämpft und fällt, als Märtyrer (Schahid) gestorben ist, dem nun die Himmelspforten offen stehen. Unter den späteren Khalifen kam nun diese Fahne selten in den Krieg, ebenso auch unter den ersten Sultanen aus dem Hause Osman, die dieselbe von den Khalifen geerbt hatten, und erst nach dem Tode Solimans des Großen begann man fleißiger zu ihr seine Zuflucht zu nehmen, um durch deren Anblick die Soldaten zu ermuthigen. Diesmal soll jedoch die Entfaltung der Fahne besonders feierlich geschehen; denn, wie wir hören, wird

[ => Original lesen: 1877 Nr. 36 Seite 3]

Abdul Hamid sie entfalten und hierauf dem Scheikul=Islam übergeben, der wieder mit ihr auf goldgezirtem Rosse durch die Straßen Konstantinopels reiten soll, während der Sultan mit gezücktem Schwerte und ebenfalls hoch zu Pferde neben ihm reiten wird. Ulemas werden vor beiden Reitern einherschreiten und dem Volke verkünden, daß der Glaubenskrieg (Dschihad) nun begonnen habe. Von Konstantinopel wird die Fahne dann nach der Donau gebracht werden, wo sie in den bevorstehenden Schlachten der Scheik=ul=Islam ebenfalls schwingen soll."


Anzeigen.

In der Concurssache des Oelmüllers Adolph Capell zum Hammer werden zum Verkaufe der nachbenannten, zur Masse gehörigen Immobilien als:

a. der auf dem Hammer Gelegenen Oelmühle mit der zu selbiger gehörigen Ziegelei und der s. g. Timmermann'schen Stelle;
b. der ebendaselbst belegenen Kupfermühle c. p., sowie
c. der zu Mannhagen belegenen s. g. Enters'schen Kathe
neue Termine vor dem Großherzoglichen Justiz=Amte, als Concursgerichte, angesetzt, und zwar 1) ein Verkaufstermin auf

Freitag, den 8. Juni cr.,
Morgens 11 Uhr,

                                                    und
2) ein Ueberbotstermin auf

Freitag, den 29. Juni cr.,
Morgens 11 Uhr,

zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken hiedurch geladen werden, daß die Besichtigung der erwähnten Grundstücke nach zuvoriger Meldung bei dem Curator bonorum bestellten Pächter Wentzel in Mannhagen jederzeit freisteht und die Verkaufsbedingungen vier Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Justizamtsregistratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind. Gleichzeitig ist behufs anderweitiger Regulirung der für den Verkauf obgedachter Immobilien grundleglich zu machenden Bedingungen ein Termin auf

Freitag, den 11. Mai cr.,
Morgens 11 Uhr,

anberaumt, in welchem dem Cridar und den nicht präcludirten Capell'schen Gläubigern das Erscheinen hiedurch freigelassen wird.
Schönberg den 28. März 1877.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Der Schlachter Joachim Heinrich Ludwig Heidinger, geboren am 11. Februar 1854 zu Herrnburg, Sohn der Arbeitsmann Heidinger'schen Eheleute daselbst, welcher sich bereits im Jahre 1874 zur Erfüllung seiner Militairpflicht hätte stellen müssen, sich aber bisher nicht gestellt hat, wird in Gemäßheit der Verordnung vom 23. December 1870, betreffend das Verfahren gegen ausgetretene Militärpflichtige etc., edictaliter hierdurch geladen in dem auf

Sonnabend, den 12. Mai c.
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Justiz=Amte anstehenden Termine sich einzufinden, unter dem Nachtheile, daß er im Falle seines Ausbleibens in dem anberaumten Termine dem Befinden nach des angeschuldigten Vergehens für überführt angenommen und gegen ihn auf die gesetzliche Strafe wird erkannt werden.
Schönberg, den 8. Januar 1877.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Zur Beachtung.

jegliches Mitbringen von Hunden in die Waldungen wird hiedurch bei 6 Mark Strafe verboten.
Schönberg, den 2. Mai 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Zur Beachtung.

Da die Holzwege zur Zeit sich in gutem Zustande befinden, ersuche ich die Holzabfuhren zu beschleunigen und bis Ende dieses Monats zu beschaffen.
Schönberg den 2. Mai 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Heute Morgen wurden wir durch die Geburt einer kräftigen Tochter hoch erfreut.
Schönberg i. M., den 6. Mai 1877.

Ulrich Horn und Frau.     


Statt besonderer Meldung.

Heute Sonnabend den 5. Mai, Morgens 4 Uhr, entriß uns nach schweren Leiden der unerbittliche Tod unsern lieben Sohn und theuren Bruder

Heinrich Mußfeldt

im Alter von 21 Jahren.
Tief betrauert von

den Hinterbliebenen.     

Schönberg, den 5. Mai 1877.
Die Beerdigung findet Freitag den 11. Morgens 8 Uhr statt.


Kampfgenossen=Verein 1870/71.

Am Himmelfahrtstage den 10. Mai d. J., Nachmittags 4 Uhr,

General=Versammlung
im Vereinslokale.

Tagesordnung: Neuwahl des Vorstandes. Eintritt in die Krankenkasse.
(Vorstandsversammlung Nachmittags 3 Uhr.)

Der Vorstand.     


Die Hauptcollecte von Carl Rohr in Rehna wurde wiederum vom größten Glücke begünstigt und fielen in der 6. Klasse 204. Landes=Lotterie folgende große Hauptgewinne:

20000 Mark auf Nr. 1150
1500 Mark auf Nr. 7896
1000 Mark auf Nr. 598
1000 Mark auf Nr. 15950
1000 Mark auf Nr. 16744

500 M. auf Nr. 13984
500 M. auf Nr. 18336
300 M. auf Nr. 1790
300 M. auf Nr. 13971
300 M. auf Nr. 15949
300 M. auf Nr. 16707
200 M. auf Nr. 1724
200 M. auf Nr. 13954
200 M. auf Nr. 13968
200 M. auf Nr. 15537
200 M. auf Nr. 15901
200 M. auf Nr. 16736
und noch viele, viele Gewinne von à 147 M.

Loose zur 205. Landes Lotterie halte aus meiner Hauptcollecte bestens empfohlen.


Wir machen hiedurch bekannt, daß die Beiträge zur Selmsdorfer Todtenlade, um Irrthümer zu vermeiden, künftig nur von dem Betreffenden persönlich bezahlt werden dürfen, oder es überbringt aus jedem Dorfe Einer die Beiträge. Wer diesen Bestimmungen nicht nachkommt, bezahlt 50 Pf. Strafe.

Der Vorstand der Selmsdorfer Todtenlade.
Hauswirth Retelsdorf.          
Büdner Weber F. Baumann.


Frischen Chlorkalk
empfiehlt                          
                          J. Ludw. D. Petersen.
                          in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 36 Seite 4]

Sächsische Feuerversicherungs=Genossenschaft.

Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß, daß wir dem Herrn

H. Ratzeburg, Kaufmann in Schönberg,

eine Agentur obiger Gesellschaft übertragen haben.
Schönberg, im April 1877.

Die General=Agentur: Gustav Arfert.     

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Auf vorstehende Anzeige Bezug nehmend, empfehle ich mich zum Abschluß von Versicherungs=Anträgen gegen Feuersgefahr auf Gebäude, Mobilien, Vorräthe, Waarenlager, Vieh, Erndte etc., überhaupt auf alle beweglichen und unbeweglichen Gegenstände, welche durch Feuer und jedwede Art durch Blitzschlag zerstört oder beschädigt werden können und erkläre mich zu jeder näheren Auskunft gerne bereit.

                          Hochachtungsvoll
                          H. Ratzeburg,
                          als Agent der Sächsischen Feuerversicherungs=Genossenschaft.


Preußische Hagel=Versicherungs=Actien=Gesellschaft.

Dieselbe versichert Bodenerzeugnisse gegen Hagelschaden. Die Prämien sind fest und billig, Nachschüsse werden also niemals erhoben. Die Schäden werden wie in früheren Jahren coulant und unter Zuziehung von Landesdeputirten regulirt und binnen Monatsfrist nach Feststellung voll und baar bezahlt. Versicherungen auf mehrere Jahre genießen einen angemessenen Prämienrabatt, welcher sofort von der Jahresprämie in Abzug gebracht wird.
Die Unterzeichneten sind zu jeder Auskunft und zur persönlichen Aufnahme von Versicherungen stets bereit und empfehlen dem landwirthschaftlichen Publikum obige Gesellschaft ganz ergebenst.

Senator W. Heincke in Schönberg.     
Fr. Dierking in Ratzeburg.        


Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo April 1877.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, im Mai 1877.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.

Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan.      W. H. Schacht.


Wer Eichenborke reißen will im Carlower Reviere und vor Blüssen, melde sich jetzt; diese Woche soll angefangen werden.

C. Egert, Schönberg.     


Jeden Bandwurm

entfernt in 3-4 Stunden vollständig schmerz= und gefahrlos; ebenso sicher beseitigt Bleichsucht, Trunksucht, Magenkrampf, Epilepsie, Veitstanz und Flechten - auch brieflich:

Voigt, Arzt zu Croppenstedt.     


Kirchliche Nachrichten.

Himmelfahrt 10. Mai.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen19 M -Pfennig  bis 25 M -Pfennig.
Roggen18 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Gerste16 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Hafer16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,15 .
Hühner d. St. M1,80 .
Tauben d. St. M0,50 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,80 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,15 .
Eier 6 St. für M0,30 .


(Hierzu Off. Anzeiger Nr. 15.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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