No. 14
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Februar
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 14 Seite 1]

   Die nachstehende, von dem Senate der freien und Hansestadt Lübeck zur Verhütung der Einschleppung der Rinderpest aus Großbritannien erlassene Bekanntmachung:

   Nachdem das Auftreten der Rinderpest in London amtlich hieher berichtet worden, hat der Senat auf Grund der Bestimmungen in den §§ 1-5 der am 9. Juni 1873 erlassenen revidirten Instruction zu dem Gesetze vom 7. Juli 1869, Maßregeln gegen die Rinderpest betreffend, die nachfolgenden Anordnungen zu erlassen beschlossen:
   Die Einfuhr und Durchfuhr von Rindvieh, Schaafen, Ziegen und anderen Wiederkäuern. Sowie von allen von Wiederkäuern stammenden thierischen Theilen in frischem Zustande (mit Ausnahme von Butter, Milch und Käse) aus Großbritannien in und durch das hiesige Staatsgebiet ist, unbeschadet der Bestimmung im § 328 des Reichsstrafgesetzbuches, bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 180 M.verboten.
   Dagegen unterliegt der Verkehr mit vollkommen trockenen oder gesalzenen Häuten und Därmen, mit Wolle, Haaren und Borsten, mit geschmolzenem Talg in Fässern und Wannen, sowie auch mit vollkommen lufttrockenen, von thierischen Weichtheilen befreiten Knochen, Hörnern und Klauen bis auf Weiteres keiner Beschränkung.
   Gegeben Lübeck, in der Versammlung des Senates, am 7. Februar 1877.

G. Eschenburg Dr.,     
Secretarius.           

wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
   Schönberg, den 10. Februar 1877.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Deutschland. Wie es heißt, weist der Reichsetat ein Defizit von 20 Millionen Mark auf, welches durch Erhöhung der Matrikularbeiträge gedeckt werden soll. Wenn der vorige Reichstag nicht all und jede Steuer, die zur Verringerung der Matrikularbeiträge dienen sollte, abgelehnt hätte, so würde jetzt eine solche Erhöhung nicht nöthig sein. Eine solche indirecte Steuer aber, wie sie vorgeschlagen war, würde von dem Volke kaum oder gar nicht empfunden worden sein, während die Matrikularbeiträge überaus drückend sind, ja für einige kleinere Staaten schon beginnen, unerträglich zu werden.
Am Montag ist in Berlin die Konferenz über die Tarifreform eröffnet worden, die von allen deutschen Bahnen beschickt ist, und an der sich außer dem den Vorsitz führenden Ministerialdirektor Weishaupt auch mehrere zum preußischen Handelsministerium gehörige Herren betheiligten. Man erwartet, daß eine einheitliche Tarifreform zu Stande kommen wird.
In Leipzig (bei Bidder) ist unter dem Titel "Politische Gründer und die Korruption in Deutschland" eine Aufsehen erregende Schrift eines gewissen Dr. Rudolph Meyer erschienen, die Herr v. Oertzen=Leppin im "Meckl. Wochenblatt" bespricht und über deren Inhalt und traurige Veranlassung derselbe folgendermaßen urtheilt: "Die unter obigem Titel kürzlich erschienene Schrift des bekannten vormaligen Redakteurs der "Berliner Revue" verfolgt den traurigen Zweck, nachzuweisen, wie sehr die Korruption aus dem wirthschaftlichen bereits in das politische Leben unseres Volkes eingedrungen ist, wie weit sie dasselbe schon vergiftet hat. Der Verfasser zieht aber nicht in Laskerischer Weise etwa nur politische Gegner, sondern in voller Unpartheilichkeit die "Gründer" aller Parteien, soweit sie ihren politischen Einfluß der Privatspekulation dienstbar zu machen gesucht haben, ganz besonders aber soweit sie einflußreiche Regierungsämter bekleiden, an das Licht der Oeffentlichkeit. Die Thatsachen, welche er anführt, sind derartig, daß der Leser unwillkürlich sich immer wieder fragt: ist es möglich, daß so ungeheurer Betrug, so maßloser Mißbrauch amtlichen und parlamentarischen Einflusses vor den Augen der höchsten Reichsbehörden geübt werden konnte? Was Dr. Meyer in dieser Richtung z. B. über die Verwendung der Milliarden, über die Belegung des sog. "invaliden Reichsfonds", über den "Leichenraub an Strousberg", über die Verwaltung des "Welfenfonds", über die Beziehungen mehrerer Minister zu Bleichröder und der Diskonto Bank, über verschiedene von der Regierung theils direkt theils indirekt unterstützte Gründungen (Rumänische Bahnen, Gotthardbahn, Hannover=Altenbecken, Halle=Sorau=Guben u. s w.), über die letzten Gründe des noch immer drohenden Reichseisenbahnprojekts mit der Aussicht auf eine neue Reichsschuld von mindestens 7 bis 8 Milliarden und über andere verwandte Vorgänge an Thatsachen mittheilt, ist wohl ohne Beispiel in der Geschichte civilisirter Staaten, und stellt im günstigsten Falle eine absolute Unfähigkeit Derjenigen ans Licht, deren Hände die Sorge für die Wohlfahrt der Nation anvertraut ist. Und wenn demgemäß Dr. Meyer nicht davor zurückschreckt, zu untersuchen, inwieweit der Reichskanzler selbst für die unerhörten, jedes Rechtsgefühl empörenden Vorgänge verantwortlich zu machen ist und auf Grund dieser Untersuchung zu dem Schlusse gelangt: "Beseitigung des jetzigen Systems und seines Trägers!" So ist zwar selbstverständlich dieser Schluß nur unter der Voraussetzung haltbar, daß die Wahrheit der erhobenen Anklagen wenigstens in den Hauptpunkten nicht widerlegt werden könnte; - jedenfalls aber ist längeres Schweigen gegenüber so

[ => Original lesen: 1877 Nr. 14 Seite 2]

schweren öffentlichen Anklagen eine Unmöglichkeit. Sind diese Anklagen Verleumdungen, so wäre kaum eine Strafe zu schwer für ihren Urheber, und sie müßte ihn treffen je eher je lieber; sind sie aber begründet, so ständen wir vor einem Abgrund von Korruption, gegen welche die Stimme jedes rechtlichen Mannes in Deutschland ohne Unterschied der Parteien sich würde erheben müssen, wenn es nicht schon in nächster Zukunft heißen sollte: "Finis Germaniae."
Frankreich. Der kaiserliche Prinz will in Frankreich seiner Militärpflicht genügen und hat durch Herrn Rouher dagegen protestiren lassen, daß er nicht in die Rekrutenliste des ersten Pariser Arrondissements eingeschrieben ist.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Panten belegene Vollstelle c. p. der Ehefrau des Dreiviertelhufners Koch geb. Plate zu Nusse ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 20. Februar 1877,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 29. November 1876.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Unter heutigem Dato ist nachstehende Firma in's Handelsregister eingetragen sub No. 52 Fol XXXIX:

Firma: A. Wigger Nachfolger.
Ort der Niederlassung: Schönberg.
Name und Wohnort des Inhabers: Krämer Franz Friedrich Heinrich Lundwall in Schönberg.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 12. Februar 1877.
Das Handelsgericht.
v. Arnim.

A. Dufft.     


In Sachen betreffend den Concurs über das Vermögen des Oelmüllers A. Capell zum Hammer wird der zum Verkaufe der zur Masse gehörigen Immobilien auf

Freitag, den 2. März d. J.,
Morgens 11 Uhr,

anstehende Ueberbotstermin mit dem Bemerken hierdurch in Erinnerung gebracht, daß in dem Verkaufstermin am 9. d. M. ein Gebot überall nicht abgegeben worden ist.
Schönberg, den 10. Februar 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Holzverkauf.

Am Mittwoch den 21. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen im Kruge zu Boitin=Resdorf nachstehende Holzsortimente aus dem Resdorfer Zuschlage meistbietend verkauft werden:

  3 Rmtr. buchen Knüppelholz,
32 Fuder buchen Durchforstholz I. und II. Cl.,
37 Fuder eichen Durchforstholz I. und II. Cl.,   4 Fuder kiefern Durchforstholz II. Cl.,
12 Kiefernstangen I. und II. Cl.
Nähere Auskunft ertheilt der Forstaufseher Herr Dessau zu Wahrsow.

Der Oberförster     
C. Hottelet.        


Schönberg, den 12. Februar 1877.

Holzverkauf.

Am Montag den 19. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:

aus den Lauer Tannen:

ca. 40 Fuder kiefern Durchforstholz von Bohnenstangen= bis Hopfenstangenstärke;

aus den Palinger Tannen:

ca. 520 Rmtr. tannen Knüppel.
Der Herr Förster Polle=Hohemeile ertheilt über das zum Verkauf kommende Holz nähere Auskunft.
Schönberg den 12. Februar 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.        


Holzverkauf.

Am Donnerstag den 22. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Krüger Jabs zu Schlag=Resdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Schlagbrügger Holze:

          3 Fichten Nutzholzblöcke.
          4 Fichten Klassenbäume.
ca. 270 Rmt. buchen Kluft I. u. II. Cl.

2. Aus dem Lenschower Holze:

  ca. 60 Rmt. Tannen Kluft und Knüppel.
Der Herr Förster Blank zu Schlagbrügge ertheilt nähere Auskunft über das zum Verkauf kommende Holz.
Schönberg, den 15. Februar 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.        


Holzverkauf.

Am Sonnabend den 24. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Lange in Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

aus dem Garnseer Holze:

3 Stück eichen Klassenbäume,
14 Stück buchen Nutzholzblöcke,
14 Rmtr. buchen Kluft II. Cl., am Plötscher See,
18 Fuder buchen Zweigholz, am Plötscher See,
89 Fuder buchen durchforstungsholz II. und III. Cl.,
  3 Fuder eichen Durchforstungsholz I. Cl.,
80 Rmtr. tannen Kluft und Knüppel. Der Forstaufseher Herr Lembke zu Ziethen ertheilt nähere Auskunft über das zum Verkauf gelangende Holz.
Schönberg, den 15. Februar 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Es wird beabsichtigt hier einen Verein zur Förderung des Volkswohles auf sittlich=religiösen Grundlagen zu bilden.
Der Verein wird seinen Zweck zu erreichen suchen:

durch Belehrung (Vorträge) und durch Bildung des Gemüths.
Alle diejenigen, welchen das Wohl des Volkes am Herzen liegt, werden gebeten, am

Montag den 19. d. M.,
Abends 8 Uhr,

im Boye'schen Gasthause zu erscheinen, wo das Programm des zu bildenden Vereines näher erläutert werden wird.
Schönberg, 15. Februar 1877.

Im Auftrage             
Direktor Dr. Schildt.     


Künstliche Düngemittel

der Chemischen Fabrik auf Wilhelmsburg bei Hamburg und der Schwefelsäure und Superphosphat Fabrik von

Tuborgs Fabrikker bei Copenhagen

empfiehlt zu Fabrikpreisen

Schönberg,                                                    A. Wigger Nachfolger.


Ein Knabe, der Lust hat, das Handschuhmacher= und Bandagen=Geschäft zu erlernen, kann sich melden bei

Emil Jannicke
Handschuhmacher und Bandagist.
Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 14 Seite 3]

Mineralwasserfabrik
der
Dom-Apotheke
in Ratzeburg.

Durch Anschaffung eines neuen, sehr leistungsfähigen Apparates, welcher auf der letzten Hamburger Industrie=Ausstellung prämiirt worden ist, bin ich bei Lieferung reinster und wohlschmeckender Wässer in die Lage versetzt, meine Fabrikate in

Selters, Sodawasser und
Brauselimonade
zu bedeutend ermäßigten Preisen abzugeben.
Syphons, mit Selters und Sodawasser gefüllt, sind stets vorräthig.

Hochachtungsvoll     
Th. Herold.       

Niederlage in Schönberg zu Fabrikpreisen bei Herrn Senator Aug. Spehr.


Gegen hohen Lohn wird zu sofort oder Ostern

ein Knecht

gesucht von

H. Oldenburg, Backermeister.
Schönberg.


Heute Morgen um 4 Uhr entschlief sanft unser lieber süßer Carl im Alter von 9 Monaten und wird tief betrauert von den betrübten Eltern.
Lockwischer Mühle, den 15. Februar 1877.

G. Creutzfeldt und Frau     
geb. Schröder.              


Stets vorräthig:

Einfache und doppele Bruchbänder in verschiedener Gattung, Suspensors oder Tragbeutel, Nabelbinden mit und ohne Luftkissen für Kinder, runde und Flügel=Mutterkränze, Clysopomps und doppelte Clystirspritzen zum Selbstklystiren, Wundspritzen aller Art zu jeglichem Gebrauch, Irrigators, Eisbeutel mit festem Verschluß, Gummi=Luftkissen für Kranke, Milchpumpen oder Warzenzieher, Brusthütchen bei wunder Warze, Warzendeckel, Brustgläser, wasserdichtes Zeug als Unterlage in den Wiegen wegen Durchnässen der Betten, Mutterrohre,
electro=motorische Zahnhalsbänder zur Erleichterung und Schutz des Zahnen bei Kindern sehr empfehlenswerth, Zahnringe in Gummi und Horn, die neuesten Milchflaschen mit Schlauch und Bürste, sowie ächte Milchsauger von reinem Gummi und dergleichen mehr sind stets zu haben bei

Emil Jannicke,        
Bandagist in Schönberg.     


Ausverkauf bei Ludwig Wendt in Lübeck.
Um mein Lager bedeutend zu verkleinern, sollen nicht nur sämmtliche
Modeartikeln, Confectionen aller Art,
sondern auch                                                    
Gardinen, Möbeln und Teppichstoffe etc. etc.
zu außerordentlich billigen Preisen abgegeben werden.


Der Cement.

Der Cement nimmt bei Bauten, bei welchen es auf Solidität ankommt, bereits eine hervorragende Stelle ein, da, die Dauerhaftigkeit eingerechnet, kein anderes Material so billig ist. Durch Vermischung mit Kalk liefert der Cement einen erheblich besseren Mörtel als der Kalk ohne Beimischung geben würde, und zu Röhren, Krippen, auch anderen dergleichen Utensilien würde kein festeres Material verwendet werden können.
In unserer Cement=Fabrik in Lägerdorf bei Itzehoe werden 3 verschiedene Qualitäten fabricirt, nämlich:

  I. schnell bindender Cement, welcher in 5 bis 10 Minuten in Wasser bindet und in kurzer Zeit im Wasser bis zur Härte des Sandsteins erhärten,
 II. ist weniger schnell bindend, welcher aber bei gewöhnlichem Mauerwerk und Putz am zweckmässigsten zu verwenden ist.
III. Dieser Cement bindet am langsamsten, würde aber in warmen und heissen Tagen am zweckmässigsten Verwendung finden.
Natürlich kommt es auf die Qualität des Rohmaterials an, ob daraus ein guter Cement hergestellt werden kann, aber auch besonders darauf, ob die mit Cement arbeitenden Maurer die richtige Behandlung verstehen. Der beste Cement kann durch die unrichtige Behandlung ganz unbrauchbar gemacht werden.
Auf Vorstehendes Bezug nehmend, beehren wir uns dem verehrten Publikum unsere Cement-Fabrik in Lägerdorf bei Itzehoe zu empfehlen.
Unsere Preise sind frei ab Fabrik pr. Tonne von 360 Pfd. brutto 9 Rmk. und würden die Transportkosten nach den zu liefernden Orten zuzuschlagen sein.
Die Tonne wird ab Ratzeburg bei Thiele für 11 Rmk. 50 Pf. und
                     ab Mölln bei Herrn Assmann für 11 Rmk. 50 Pf.
verabfolgt werden. Nach Verhältniss des weiteren oder kürzeren Transports werden auch in den Ortschaften der Umgegend die Preise gestellt werden.
Lägerdorf, den 7. Januar 1877.

In Hochachtung         
Thiele & Gripp.     


Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe
in
Grevesmühlen.

Der District des Patriotischen Vereins Grevesmühlen beabsichtigt Ende Mai d. J. gleichzeitig mit der Hauptversammlung und Thierschau des Patriotischen Vereins eine

Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe

zu verbinden.
Die Bedingungen für die Beschickung dieser Ausstellung werden im Wesentlichen dieselben Sein, wie bei früheren Ausstellungen des Patriotischen Vereins, und Sollen demnächst bekannt gemacht werden; bemerkt wird aus denselben Schon jetzt, daß eine Prüfung und Prämirung nicht stattfindet, daß Eisenbahn=Fracht=Ermäßigungen angestrebt, und daß der Transport der Ausstellung=Gegenstände von der Bahn nach dem Ausstellungs=Plätze und zurück unentgeldlich beschafft werden wird; auch ist eine Auktion der Ausstellungs=Gegenstände in Aussicht genommen, wenn Solche von Seiten der Aussteller gewünscht werden sollte.
Grevesmühlen, den 29. Januar 1877.

Die Ausstellungs=Committe.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 14 Seite 4]

Neuheiten für Confirmanden

in Tuchen, Buckskins, in Wolle und Halbwolle, Kleiderstoffe in schwarz und farbig, in modernen Mustern, Unterröcke in weiß und couleurt, Stickereien zu allen Preisen, Jacquets, Talmas in Seide und Wolle, Tücher, Shawls etc. etc.
Schwarze und couleurte Seidenzeuge empfiehlt noch zu alten billigen Preisen.
Schlagsdorf in Februar 1877.

H. Siebenmark.     

Ausverkauf einer Parthie Kleiderstoffe in guten Farben, die Elle von 40 Pfennig (Mecklenburg). an, Buckskins etc. zu alten Preisen, um damit zu räumen.      D. O.


Gegen Brust=Katarrh, Husten, Heiserkeit!

     An die Fenchelhonigfabrik von L. W. Egers in Breslau.

Niffer b. Habsheim Ob.=Elsaß, 4. December 1875.     

Sehr geehrter Herr! Meine 5 Kinder, wie auch meine Frau und ich, litten seit einigen Wochen an Brust=Katarrh, dazu schmerzhafter Husten, wozu noch eine kleine Heiserkeit trat. Zufällig bekam ich aus der Schweiz eine Flasche L. W. Egers'schen Fenchelhonig und schon nach zweitägigem Gebrauch finde ich, daß der Husten und die Brustbeklemmung nachläßt und die größte Gefahr somit beseitigt ist. Ich ersuche hiermit mir umgehend für 9 Mark Fenchelhonig in ganzen Flaschen von der ersten Sorte schicken zu wollen u. s. w.

Hochachtungsvoll ergebenst G. Klatt, Kaiserl. Förster.

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*) Warnung vor Nachpfuschungen! Die Veröffentlichung derartiger aus freien Antriebe ertheilter Anerkennungen wird nur deshalb noch immer fortgesetzt, damit das Publikum auf die Echtheit des L. W. Egers'schen Fenchelhonigs sorgfältig achte und nicht sein Geld für nachgepfuschte Machwerke wegwerfe. Der L. W. Egers'sche Fenchelhonig, kenntlich an Siegel, Etiquette mit Facsimile , sowie an der im Glase eingebrannten Firma von L. W. Egers in Breslau ist in Schönberg allein echt zu haben bei Buchbinder C. Sievers.


Auf der Dom=Apotheke in Ratzeburg wird zu Ostern ein tüchtiges

Hausmädchen

gesucht, welches zu waschen und zu plätten versteht.

Anna Herold.     


Sogleich oder zu Ostern d. J. suche ich für mein Manufacturwaaren=Geschäft einen

Lehrling
Lübeck.                                                     A. Staeding.


Dem geehrtesten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich von heute an eine Auswahl neuer Wagen und

eleganter Phaeton

nach neuester Construction und dauerhaft gearbeitet vorräthig halte.

Heinrich Radstein,
Stellmachermeister in Schönberg.


Künstliche Zähne

wie ganze Gebisse werden schmerzlos eingesetzt; Plombiren und Reinigen billigst von

Rehna, Markt Nr. 7.

R. Kanus.     


Flachs
und
Heeden=Maschinengarn empfiehlt
August Creutzfeldt in Schönberg.


Neue Bettfedern
bei                                                    
                          August Creutzfeldt


Für Confirmanden

empfing soeben die

neuesten Kleiderzeuge

und empfiehlt dieselben

ausnahmsweise billig.
                          August Creutzfeldt.


Künstliche Düngemittel

aus den Fabriken von

E. Güssefeld, Hamburg,

empfiehlt zu Originalpreisen

Aug. Spehr,     
Schönberg.      


Gefunden

eine goldene Broche mit silberner Platte, welche Eigenthümerin gegen Erstattung der Insertionskosten zurückerhalten kann bei

W. Lenschow, Schönberg.     
(Hinterstraße.)                


Lehrlings-Gesuch.

Ein , der Lust hat, Schneider zu werden, findet zu Ostern eine Stelle bei

H. Fanselow, Schneidermeister
in Schönberg.


Ich suche zu Ostern d. J. für meine Bäckerei

einen Lehrling.

Schönberg.

P. Hagen, Bäckermeister.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag 18. Februar.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen18 M -Pfennig  bis 18 M 70Pfennig.
Gerste14 M 50Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer16 M 50Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Enten d. S. M2,50 .
Hühner d. St. M1,50 .
Hasen das Stück M4,50 .
Tauben d. St. M0,45 .
Küken d. Stück M1,20 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,10 .
Eier 5 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .
Spickgans d. St. M3,50 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 14 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 14 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 16. Februar 1877.


- Der berühmte Statistiker Dr. Otto Hübner ist am 4. Februar in Berlin gestorben.
- In einer Würzburger Apotheke ist ein größeres Quantum essigsaures Morphium, das in größerer Dosis als Gift wirkt, gestohlen worden.
- Der Kaiser von Oesterreich hat dem Verfasser von "Brehms Thierleben" durch Verleihung der großen goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Das berühmte Werk ist dem Kronprinzen Erzherzog Rudolf gewidmet.
- Im Sommer dieses Jahres feiert die deutsche Lebensversicherungsbank in Gotha ihr 50jähriges Jubiläum.
- Auf dem Wochenmarkt in Greiz wurden 56 Stück Butter, einer Frau allein 20 Stück, wegen zu leichten Gewichts weggenommen; in Frankfurt wurde eine Frau, die faule Eier verkaufte zu 1 Monat Gefängniß verurtheilt.
- Schlangen=Regen. Während eines heftigen Regenschauers und Sturme am Montag fiel im südlichen Theile der Stadt Memphis in Tennessee eine ungeheure Masse lebendiger 12 bis 18 Zoll langer Schlangen zur Erde. Vor einiger Zeit wurde ebenfalls aus einem der südlichen Staaten ein Frosch= und ein Fischregen gemeldet. So wenig glaublich diese Mittheilungen auf den ersten Blick erscheinen, so erklärt sich das Factum doch auf ganz natürliche Weise dadurch, daß die Thiere durch die Gewalt des Sturmes durch Wasser= oder Windhosen aus Sümpfen und anderen Aufenthaltsorten hoch in die Lüfte entführt werden und oft meilenweit von der ursprünglichen Stelle wieder zur Erde fallen.
Amerika schickt seit einiger Zeit aus mehreren Häfen Canada's, aus New=York und Philadelphia Schlachtfleisch auf die Märkte in London und Liverpool. Diese Sendungen betragen wöchentlich 500 bis 3000 Tons à Ton = 20 Centner. Der Preis beträgt in Liverpool à Pfund 5 1/2 Penny (1 engl. Penny = 10 Reichspfennig), wogegen der Durchschnittspreis in London sich auf 7 1/2 Penny (75 Pfennig) à Pfund stellt. Der Amerikaner kann also in London selbst zu einem etwas geringern Preise als der Einheimische seine Waare anbieten und großen Absatzes sicher sein. In der ersten Februarwoche lieferte ein einziger Agent in New=York 4500 Ochsenviertel auf den Londoner Markt, und mehrere Ladungen aus Philadelphia liefen außerdem ein, jede mehrere 100 Tons betragend. Alle diese Fleischsendungen hatten sich ohne besondere Vorkehrungen vollständig frisch erhalten, während im Sommer ein besonderes Verfahren zur Erhaltung der Frische angewendet wird. Dieses besteht darin, daß der Raum des Schiffes durch einen mittelst Schwefelsäure getrockneten und mittelst künstlichen Eises abgekälteten in sich selbst zurückkehrenden Luftstrom vor Verderbniß bewahrt wird. Das Wagniß der längsten Seefahrt ist demnach thatsächlich geringer als das des kürzesten Transportes von Schlachtfleisch im offenen Eisenbahnwagen, wenn, wie gewöhnlich, eine künstliche Abkühlung desselben nicht stattfindet; denn unausgekühltes Fleisch zersetzt sich an der Luft oft auffallend schnell. Die großen Schlächtereien Amerika's sind daher dem Einzelhandel Europa's gegenüber im Vortheil. Englisches Rindfleisch kostet in London jetzt 7 1/2 Penny = 75 Reichspfennig à Pfund, das ihm an Güte nicht nachstehende amerikanische 6 1/2 P. = 65 Reichspfg.; damit hat Amerika den englischen Markt zum größten Theil erobert und die deutsche Concurrenz drüben lahm gelegt. Ein Berichterstatter in dem "Berliner Tageblatt" knüpft daran die Erwartung, daß auch in Deutschland das Fleisch billiger werde. Der große deutsche Fleischzüchter wird jetzt mehr als sonst in Deutschland den Markt aufsuchen; er that dies seither in geringem Maße, weil er in England jederzeit Fleisch im Großen verkaufen konnte, während die deutsche Arbeiterbevölkerung sich noch nicht zu großem Fleischverbrauche aufgeschwungen hatte, so daß er in England seines Massenabsatzes sicher, lieber billig nach England abschloß, als theure Einzelpreis daheim einheimste. Er wird sich nun durch die Concurrenz des amerikanischen Schlachtfleisches vom englischen Markte verdrängt sehen und zu denselben billigen Preisen, zu denen er sonst nach England verkaufte, auch in Deutschlands Industriebezirken Kundschaft suchen müssen. Durch ein billiges Angebot wird aber auch in der deutschen Arbeiterbevölkerung der Fleischverbrauch sich erheblich steigern und damit die größere Kraft und Arbeitsenergie sich heimisch machen, welche den englischen fleischgenährten Arbeiter in hohem Grade auszeichnet.
- Totale Mondfinsterniß. Am 27. Februar findet eine gänzliche Mondfinsterniß statt, die bei günstiger Witterung deshalb besonders bequem durch ihren ganzen Verlauf zu beobachten ist, weil der Mond bei Beginn der Erscheinung bereits hoch über dem Horizont steht, und das ganze Schauspiel in den Abendstunden vor sich geht. Die Berliner "Volks=Ztg." bemerkt darüber: "Schon bei Sonnenuntergang, der an diesem Tag um 5 Uhr 34 Minuten vor sich geht, wird im Osten bereits der Vollmond bei klarem Horizont sichtbar sein, der um 5 Uhr 21 Minuten aufgeht. Der interessante Anblick, den die beiden Himmelsgestirne stets darbieten, wenn sie gleichzeitig im Osten und im Westen den Horizont berühren, ist diesmal recht geeignet, auch dem Laien deutlich zu machen, daß der Schatten der Erdkugel, welche zwischen Sonne und Mond steht, den Mond treffen und ihm das Sonnenlicht nehmen müsse. Der Mond befindet sich bereits um diese Zeit im Halbschatten der Erdkugel, wenngleich dies für unser Auge wenig bemerkbar ist. Die wirkliche Verfinsterung beginnt erst, wenn der Mond in seiner Bewegung um die Erde in den Kernschatten derselben eintritt, was um 6 Uhr 23 Minuten der Fall ist. Hienach bemerkt man sehr bald auch mit bloßem Auge, wie der untere Rand des Vollmonds sich zu verfinstern beginnt, als ob eine schwarze Scheibe sich vor die helle Mondkugel schiebe. Der finstere Ausschnitt wächst nun mehr und mehr und schreitet wachsend fort, so daß die helle Mondscheibe nach und nach zu einer schmalen Sichel mit trübem Lichte wird. Endlich um 7 Uhr 20 Minuten verschwindet auch der letzte helle Streifen, und es beginnt die gänzliche Verfinsterung, welche über 1 1/2 Stunden anhält. Zuweilen wird der völlig verfinsterte Mond ganz unsichtbar, zuweilen erscheint er jedoch bei gänzlicher Verfinsterung in einem auffallend rothen Licht, als ob sein sonstiger Silberstrahl sich in glühendes Kupfer verwandelt hätte. Die Wissenschaft lehrt uns, das dieses rothe Licht von Sonnenstrahlen herrührt, welche durch die Atmosphäre der Erde von ihrer Bahn abgelenkt worden, und in den Schattenkegel hineinfallen, durch welchen der Mond wandert. Daß dieses Licht nicht immer sichtbar wird, rührt wahrscheinlich von Trübungen in der Erdatmosphäre her, welche die Sonnenstrahlen nicht durchlassen. Um 8 Uhr 57 Minuten wird wiederum der zuerst verfinstert gewesene Theil der Mondkugel helles Sonnenlicht empfangen und zu leuchten anfangen. Nunmehr wächst die Mondscheibe wieder nach und nach an, und um 9 Uhr 54 Minuten verschwindet der letzte Hauch der Verfinsterung, und der Vollmond strahlt in ungetrübtem Glanze."
- In Deutschland haben die geistlichen Herren ein Amt, in Amerika haben sie ein Geschäft wie andere Leute und machen auch Geschäfte. Es sind zugleich geschickte Geschäftsleute wie u. a. folgende schöne Geschichte beweist. Reverend Fitzwharton ist wohlbestallter Seelsorger einer großen Gemeinde in

[ => Original lesen: 1877 Nr. 14 Seite 6]

Fayettwille. Die Stadt treibt lebhaften Handel aber das Geschäft stockt schon seit Jahr und Tag und Reverend Fitzwharton spürt dies an dem Ertrage der monatlichen Sammlungen, aus denen seine und seiner Gehülfen Leibesnahrung bestritten wird. Er redet deshalb nach seiner Sonntagspredigt die Gemeinde also an: Einer von Euch, meine Lieben, hat ohne Nennung seines Namens eine Frage an mich gerichtet und mich gebeten, sie an dieser Stelle (von der Kanzel) zu beantworten. Er ist Kaufmann und wird wahrscheinlich bald falliren müssen. Nun hatte er sich vorgenommen, bei unserer Sammlung fünf Dollars zu geben, jetzt steht er aber vor der Gewissensfrage, soll er diesen seinen frommen Vorsatz ausführen, da die Gabe zwar der heiligen Kirche zu gute kommt, aber streng genommen seinen Gläubigern entzogen wird. - Ich antworte ihm: Behalte die 5 Dollars und gib wenig oder nichts zur Sammlung; denn Du hast kein Recht, Deinen Gläubigern jenen größern Betrag zu entziehen. Und das rufe ich Euch allen zu, meine Lieben, gebt gern reichlich, wenn Euer Geschäft gut geht, aber opfert kein größeres Stück Geld, wenn Ihr Euch in Verlegenheit befindet, das könnt Ihr vor Eurem Gewissen nicht verantworten. (So unser Würdiger und im Vertrauen gesagt, ist die Sammlung so brillant ausgefallen wie nie. Zwar war die Frau Reverend später so unvorsichtig, einer guten Freundin anzuvertrauen, daß die Briefgeschichte eine weltliche Erfindung ihres Herrn Gemahls gewesen sei, und bald kannte auch die ganze Stadt den Zusammenhang, aber die Amerikaner dachten nicht daran, ihrem Seelsorger den schlauen Streich zu Gunsten der Kirchkasse übel zu nehmen. Denn nochmals: drüben ist das Predigen ein Geschäft, hüben, gottlob! ein Amt und eine Würde.)
- Die Wunder Californiens beschreibt die "San Francisco Abendpost" in folgender Weise: Zu den beglückenden Wundern haben wir unstreitig unser angenehmes Winterklima zu rechnen, dessen wir uns in überreichem Maße diesen Winter erfreuen. Seit nahezu drei Monaten hatten wir bei fast gänzlicher Windstille einen völlig blauen Himmel, eine erfrischende, aber dabei höchst milde Temperatur am Tage und kühle Nächte, die an geschützten Stellen selbst die empfindlichsten Blumen, wie Heliotropen, im Freien gedeihen ließen. Vollends sommerlich war es südlich von San Francisco und indianersommerlich in den Disiricten nördlich von hier. Einen ganz besonderen Zauber bieten unsere Obst= und Gemüsemärkte im Winter dar. Da finden wir reife frischgepflückte Erdbeeren, Salate und grüne Küchengewächse aller Art neben allen Sorten reifen Obstes von der nordischen Zwetsche bis zur tropischen Feige, Dattel, Mandel, Limone, Orange etc., die allesammt in diesem Staate gewachsen sind. Die Hülle und Fülle unserer Weintrauben, Aepfel, Birnen, Orangen, Oliven, Citronen, des Californischen Honigs in allen Schattirungen vom Dunkelbraun bis zum Schneeweiß, der Artischoke und vielen anderen ausgesuchten Früchten unseres Bodens entlockt selbst jedem Californier, der an den täglichen Anblick dieser Früchte gewöhnt ist, einen Ausruf des Entzückens. Vor einigen Tagen wurden im Staate gezogene Orangen ausgestellt, die zwei Pfund das Stück wogen und 17 Zoll im Umfang maßen; von Los Angeles kamen in San Francisco reife Orangen an grünen Zweigen, Limonen, Citronen und Oliven an, die wegen ihrer Größe und Pracht von Jedermann bewundert werden.
- Wenn es wahr ist, was ehedem ein englischer Arzt, Dr. Sydenham, behauptete, daß die Ankunft eines guten Clown (Hanswurst) für das Wohlbefinden einer Stadt zweckdienlicher sei als die von zwanzig mit Arzneien beladenen Eseln - so hat die bei Braun und Schneider eben erschienene "Lustige Naturgeschichte oder Zoologia comica" jedenfalls eine sehr gesegnete, zukunftsreiche Aufgabe: Das durch den bekannten Hrn. v. Miris bearbeitete Werk enthält auf 88 Seiten "eine genaue Beschreibung aller in diesem Buche vorkommenden lebendigen Thiere der Welt mit 86 naturgetreuen Abbildungen", welche, wenigstens nach dem "Vorwort", in ihrem "wahrhaft genialen und großartigen Charakter" von "Künstlern ersten Rangs" herrühren. So erweist sich schon das Vorwort als eine treffende Satire auf den heillosen Reclamenschwindel. Im gemüthlichen Bummelton geht es nun beiläufig nach Cuvier weiter. Die Bären werden z. B. nach ihrer Specialität als Eis=, Wasch=, Honig= und Brumm=Bären aufgeführt: am zahlreichsten sind jene Bären, welche von den Tagblättern und anderen wissenschaftlichen Autoritäten den Lesern und Zuhörern aufgebunden werden. Diese nennt man jedoch auch Enten." Sehr zutreffend ist die Definition des Fuchses: "Derselbe kommt auf allen deutschen Universitäten vor und dessen Wandlungen sind sehr interessant, indem er gewöhnlich zuerst ein Frosch ist, dann ein Maulesel wird und sich dann erst in einen Fuchs verwandelt. Als solcher wird er gebrannt und heißt dann Brandfuchs. Die gesuchteste Familie der Füchse sind die Goldfüchse, auf welche die meisten Menschen Jagd machen. Eine sehr bekannte Species ist der Reineke Fuchs, welchen Kaulbach mit Illustrationen versehen hat." Von den Katzen heißt es sehr menschlich; sie seien so falsch, daß keine der anderen traut. "Ihr Jammer wird dem Menschen hie und da sehr lästig, besonders immer am andern Morgen. Der gestiefelte Kater ist ein Märchen, welches die Naturwissenschaft schon längst als ein solches anerkannt hat." Die Recepte, den Löwen zu fangen, sind eben so unverfänglich wie Gerstäckers Anleitung zur "Feuerjagd", welche ehedem begierig gelesen und eben so zuverlässig geglaubt wurde. Das Jägerlatein hat furchtbar viele Varianten. Recht brav und gediegen sind die Abschnitte über das altherkömmliche Faul= und das ganz moderne Gürtel=Thier, über die Schweine, welche bekanntlich "nach dem Tod in Schinken übergehen" etc. Philologisch neu ist die Erklärung des Worts Eidechse; sie "ist das Krokodil in Miniaturausgabe, wie solche von den meisten bedeutenden Dichtern veranstaltet werden. Die Eidechse verhält sich zum Krokodil, wie die Violine zur Baßgeige, nur daß dieses meistens giftig ist, was bei den Eidechsen sehr selten, und da nur, wenn sie zornig oder giftig gemacht werden, der Fall ist." Natürlich nimmt auch der Backfisch eine Stelle ein; leider ist der Häring vergessen. Dafür entschädigt das Nashorn durch seine bündige Explication. Dasselbe wird "wegen seiner Dummheit in der Gelehrtensprache Rhinoceros genannt. Es dient zu Spazierstöcken, Reitpeitschen, Schildern und Cigarren=Etuis, hat ein sehr leises Gehör und einen sehr scharfen Geruch, weßhalb es Bäume ausreißt und alles niederrennt was ihm in den Weg kommt. Bildung hat es sehr wenig, aber eine starke Haut, weßhalb es mehr ertragen kann als ein anderer gewöhnlicher Mensch" etc. Gleichzeitig sind wir "in der freudigen Lage mittheilen zu können", daß die berüchtigten, über alles Lob erhabenen "Kater=Thesen des Heidelberger Weltweisen", das tiefsinnigste Resultat langjähriger, unermüdlicher Studien und einer äußerst angestrengten Praxis, in zweiter, illustrirter Auflage (bei Wilh. Münter) in Leipzig erschienen sind.
- In der Nähe von Neuses bei Lichtenfels wurde eine Bauernfrau Jung ermordet gefunden. Man glaubte zuerst an einen Selbstmord, jetzt ist aber der Mörder, ein Bauernknecht aus Kutzenberg entdeckt und hat bereits gestanden. Es ist derselbe, der die erste Anzeige von dem Morde gemacht hatte.
- Die Frau eines Bauers in St. Nikolaus war grade in die Wochen gekommen, der Mann war in die Stadt und die Hebamme grade nach Haus gegangen, als ein geschwärzter Kerl an ihr Bett stürzt und ruft: Frau, das Geld für die verkaufte Kuh her, oder du bist des Todes! - Ach, jammerte die Wöchnerin, laßt mich nur leben, holt das Geld, es liegt im Keller rechts unter dem großen Stein. Der Kerl steigt in den Keller hinunter, die Frau rasch aus dem Bett und ihm nach und kaum ist er ganz drunten: klapp, fliegt die schwere Kellerthür zu, die Frau setzt sich selber drauf und schiebt den Riegel vor. Jetzt schreit sie aus vollem Hals um Hülfe, Leute kommen und fangen den Fuchs in der Falle. Der Fuchs war der - Mann der Hebamme.


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