No. 13
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. Februar
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1877 Nr. 13 Seite 1]

Bekanntmachung.

   Sämmtliche Ortsvorsteher des hiesigen Fürstenthums werden angewiesen, die in ihren resp. Ortschaften etwa vorkommenden Dampfkessel=Explosionen sogleich zur Kenntniß Großherzoglicher Landvogtei zu bringen.

   Schönberg, den 7. Februar 1877.

Gorßherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Mecklenburg. Im Schwerinschen ist dem "R. T." zufolge von den Großherzoglichen Aemtern ein Erlaß an die Schulzen gerichtet, worin eine Überwachung sozialistischer Bestrebungen angeordnet wird. Ob solches Vorgehen etwas nützen wird ist sehr fraglich. Wichtig aber dürften die dem Erlaße hinzugefügten Motive sein, denn hier werden die verderblichen Ideen und die den Umsturz alles bestehenden erstrebenden Ziele des Sozialdemokratismus amtlich konstatirt. Dieselben lauten nach demselben Blatte folgendermaßen: In der menschlichen Gesellschaft bestehen bekanntlich Unterschiede zwischen Reichen und Armen, Hohen und Niedrigen, wodurch Ungleichheit im Genuß der irdischen Güter bedingt ist. Je mehr nun in der neuen Zeit Gleichgültigkeit und selbst Abneigung gegen die Religion sich verbreitet hat, welche die ewigen Güter als das Ziel des irdischen Lebens hinstellt, und auch den weniger Begüterten und selbst dem Armen den Sinn dafür giebt, hier auf Erden zufrieden zu leben, desto größer ist, besonders in den volkreichen Städten und den Fabrikgegenden, die Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Vertheilung des Besitzes geworden. Hieraus hat sich eine Lehre gebildet, welche verspricht, alle jene Unterschiede abzuschaffen und das Himmelreich auf Erden in dem Sinne herzustellen, daß Allen ein gleicher irdischer Lebensgenuß zu Theil werden soll. Diese Lehre, Socialismus genannt, will das Eigenthum, wenigstens so weit es zur Erzeugung von Produkten dient, also namentlich am Grundbesitz mit Inventar, an Fabriken mit ihren Einrichtungen aufheben, und soll jedem Einzelnen seine Arbeit und sein Lohn von der Behörde auf dem gemeinschaftlichen Eigenthum angewiesen werden. Auf diese Weise sollen Arbeit und Lohn gleich vertheilt werden, so daß das Streben des Einzelnen nach besserem Fortkommen, Wohlstand und Auszeichnung keine Aussicht auf Erfolg behält und daher aufhören muß. Auch soll die Behörde die Erziehung und Erhaltung der Kinder übernehmen, mithin das Leben in der Familie sich auflösen. Die Ehe soll kein Rechtsverhältniß bleiben und in jedem Falle nur so lange bestehen, als es den sogenannten Eheleuten gefällt, wobei das Eingehen einer neuen geschlechtlichen Verbindung, oder wohl auch mehrerer, unbeschränkt ist. Man sieht, daß nach jenen Lehren die bestehenden Zustände von Grund auf umgestürzt werden sollen, während doch die Grundlagen unserer Einrichtungen - Ehe, elterliches Recht, Eigenthum - durch die Gebote Gottes geschützt und somit geheiligt und unantastbar sind. Demnach ist auch nicht daran zu denken, daß diese Lehren verwirklicht werden. Die Anhänger derselben gehen jedoch allen Ernstes darauf aus, sie ins Leben zu führen, und sind sie deshalb bestrebt, die Regierungsgewalt an sich zu bringen. Insofern bilden sie die Partei der Socialdemokraten. Hierunter sind also in Deutschland diejenigen Leute zu verstehen, welche eine im Sinne der obigen socialistischen Lehren eingerichtete Volksherrschaft an Stelle der jetzigen landesherrlichen Regierungen und der Kaiserl. deutschen Reichsgewalt herzustellen bestrebt sind. Seit 1868 als der Norddeutsche Bund, und seit 1871, als das Deutsche Reich mit dem allgemeinen Stimmrecht für die Wahl der Reichstagsmänner gegründet wurde, haben die Socialdemokraten dies Stimmrecht benutzt, um ihre Anhänger in den Reichstag zu wählen, was ihnen auch einigermaßen gelungen ist. Ein Theil der Partei mag hoffen, auf diese Weise nach und nach die Gewalt im Reichstag und demnächst auch in der Regierung des Reiches zu erlangen, ein anderer, sich hierin weniger täuschend, benutzt die Redefreiheit im Reichstage um die Masse mehr und mehr aufzuwiegeln, in der Hoffnung, dereinst bei günstiger Gelegenheit den gewaltsamen Umsturz unserer gegenwärtigen Zustände durch bewaffnete sogenannte Arbeiterbataillone herbeiführen zu können. Wie die Socialdemokraten zur Religion stehen und auf gewaltsamen Umsturz denken, soll noch schließlich durch einige Proben aus ihren gedruckten Schriften dargethan werden. So heißt es: ""Wären unsere Gedanken nicht die Zerstörung alles göttlichen und menschlichen Christenthums, dann wäre es Satan, den wir zum Träger unserer Verwünschungen gegen Gott machten, dann wäre Satan unser Gott . . . . Die Zukunft muß der Gottesleugnung gehören, nur in ihr ist das Heil für die Menschheit. . . . Wir halten Gott für eine Zuflucht der Dummheit; wir betrachten Gott als das größte Uebel in der Welt und daher erklären wir Gott den Krieg. . . . Verhimmelte Ewigkeit ist der Zweck des Christen, die alltägliche Welt der Zweck der verständigen Menschen. . . . Christenthum und Socialismus stehen sich gegenüber wie Feuer und Wasser. . . Hat die machthabende Classe so lange die friedliche, gesetzliche sociale Revolution verzögert, dann wird die sociale Revolution gewaltsam hereinbrechen. . . Ihr habt nur die Wahl zwischen der leichteren Revolution mittelst geeigneter Beschlüsse und der Revolution auf dem gefährlicheren Wege der Gewalt. . . Unserer Partei liegt die Erkenntniß zu Grunde, daß nur durch die Hülfe des Staates im Großen, nöthigenfalls erzwungen durch ein Revolution, die socialistische Gesellschaft eingeführt werden könne. Deshalb das Streben, die staatlichen Zustände zu ändern, und da wir wenig Hoffnung haben können, dies auf friedlichen Wege zu thun, die Vorbereitung auf Gewalt. . . .
         Es tönt ein Ruf von Land zu Land,
      Ihr Armen reichet Euch die Hand!
      Und ruft ein "Halt" der Tyrannei

[ => Original lesen: 1877 Nr. 13 Seite 2]

      Und brecht das Sclavenjoch entzwei!
      Es wirbelt dumpf das Aufgebot
      Es flattert hoch die Fahne roth:
      Arbeitend leben, oder kämpfend den Tod!
      Ein schwerer Kampf ist's, den wir wagen.
      Zahllos ist unsrer Feinde Schaar.
      Doch ob wie Flammen die Gefahr
      Mög über uns zusammenschlagen,
      Die neue Rebellion,
      Die ganze Rebellion
      Marsch, marsch!
      Marsch, marsch!
      Marsch, wär's zum Tod!
      Denn unsere Fahne ist roth!""
Deutschland. Gegen die Absicht, das Reichsgericht nach Berlin zu verlegen, soll sich besonders in Sachsen und Bayern eine lebhafte Opposition regen. Die "Augsb. Allg. Ztg." bezeichnet diese Absicht gradezu als einen Ausfluß des preußischen Partikularismus.
Die Rinderpest ist leider noch immer nicht erloschen, denn wenn sie auch an den ersten Seuchenherden unterdrückt zu sein scheint, so tauchen doch immer wieder und zum Theil in weiter Entfernung neue Fälle auf. So konstatirt der "D. Reichs, u. Sr. Anz." den Ausbruch der Seuche in einem Ort bei Breslau, in Barmbeck bei Hamburg, in Köln und in Nippes bei Köln, in Dresden, in Emden, in Gelsenkirchen bei Arnsberg und in Prenzlau.
Preußen. Das Abgeordnetenhaus hat nunmehr das Gesetz über die Umänderung des Zeughauses angenommen. Uebrigens beschäftigt sich das Haus noch immer in langen und breiten Verhandlungen mit dem Haushalts=Etat und macht durch bittere Klagen und entsprechende Anträge den Ministern das Leben sauer.
Der schon lange erwartete Gesetzentwurf über Theilung der Provinz Preußen soll nunmehr vom Könige unterzeichnet sein.
Die Nachricht von dem Uebertritt der gewesenen Königin Marie von Hannover zur katholischen Kirche wird von Artersee in Oberösterreich aus für eine Tendenzlüge erklärt. Daß es das sei, ist allerdings zu wünschen.
Oesterreich. Das an dem unglücklichsten Dualismus leidende Oesterreich hat den schon so lange erstrebten Ausgleich noch immer nicht erreicht; vielmehr sind die Ausgleichsverhandlungen über die Bankfrage neuerdings völlig gescheitert, und die "liberalen" ungarischen Minister, die einen großen Theil der Schuld an dem unlöslichen Konflikte tragen, haben das Gewehr fortgeworfen und ihre Entlassung gefordert die ihnen denn auch geworden ist. Bezeichnend ist es, daß nun die Konservativen die hineingeschobene Karre wieder herausziehen sollen. Das ist ein schlechtes Geschäft; und selbst wenns ihnen gelingt, werden sie wenig Dank ernten.
Türkei. Die Absetzung Midhat Paschas in Konstantinopel und die sonstigen Wirren in der Türkei scheinen sowohl in Rußland als auch anderswo die Erkenntniß gereift zu haben, daß der Auflösungsprozeß der Türkei im vollen Gange sei, und daß derselbe nicht durch ein eingreifen von außen her beschleunigt zu werden brauche. Jedenfalls scheint Rußland wieder eine abwartende Stellung eingenommen zu haben.


Anzeigen.

Der Durch= und Aufbau beim Scheunen= und Stallgebäude zu Forsthof Carlow soll im Wege der Minuslicitation an einen zuverlässigen Unternehmer vergeben werden.
Riß und Anschlag, sowie die näheren Bedingungen können in der hiesigen Amts=Registratur eingesehen werden, und sind die schriftlichen Offerten bis zum 17. d. M. hieher einzureichen.
Schönberg, den 11. Februar 1877.

Großherzoglich Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Bekanntmachung.

Die sämmtlichen Schlagbäume des Rupensdorfer Holzes sind bis zum Wiedereintritt von Frostwetter geschlossen, da eine Holzabfuhr zur Zeit unmöglich.
Schönberg, den 12. Februar 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.        


Holzverkauf.

Am Montag den 19. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:

aus den Lauer Tannen:

ca. 40 Fuder kiefern Durchforstholz von Bohnenstangen= bis Hopfenstangenstärke;

aus den Palinger Tannen:

ca. 520 Rmtr. tannen Knüppel.
Der Herr Förster Polle=Hohemeile ertheilt über das zum Verkauf kommende Holz nähere Auskunft.
Schönberg den 12. Februar 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.        


Holzverkauf.

Am Mittwoch den 21. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen im Kruge zu Boitin=Resdorf nachstehende Holzsortimente aus dem Resdorfer Zuschlage meistbietend verkauft werden:

  3 Rmtr. buchen Knüppelholz,
32 Fuder buchen Durchforstholz I. und II. Cl.,
37 Fuder eichen Durchforstholz I. und II. Cl.,   4 Fuder kiefern Durchforstholz II. Cl.,
12 Kiefernstangen I. und II. Cl.
Nähere Auskunft ertheilt der Forstaufseher Herr Dessau zu Wahrsow.

Der Oberförster     
C. Hottelet.        


Schönberg, den 12. Februar 1877.

Holzverkauf.

Am Donnerstag, den 15. Februar Morgens 10 Uhr sollen zu Schlagresdorf beim Krüger Jabs nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Möhrken.

  4 Stück buchen Nutzholz=Blöcke.
33 Rmt. buchen Kluft und Olm.
  5 Fuder buchen Zweigholz.
  4 Fuder Aspen und Weidenbusch.

2. Aus dem Hasselbüschen.

35 Fuder buchen Durchforstungsholz.

3. Aus dem Steinbruch.

  6 Stück eichen Klassenbäume.
  4 Rmt. eichen Kluft und Knüppel.
35 Fuder eichen Durchforstholz II. u. III. Cl.
Herr Förster Blanck ertheilt nähere Auskunft.
Schönberg, den 8. Februar 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Caroline Dehn 
Heinrich Maaß.
Verlobte.
Schönberg.                                                     Törpt.


Dem geehrtesten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich von heute an eine Auswahl neuer Wagen und

eleganter Phaeton

nach neuester Construction und dauerhaft gearbeitet vorräthig halte.

Heinrich Radstein,
Stellmachermeister in Schönberg.


Künstliche Zähne

wie ganze Gebisse werden schmerzlos eingesetzt; Plombiren und Reinigen billigst von

Rehna, Markt Nr. 7.

R. Kanus.     


Dr. Pattison's
Gichtwatte

lindert sofort und heilt schnell

Gicht und Rheumatismen
aller Art, als: Gesichts=, Brust=, Hals= und Zahnschmerzen, Kopf=, Hand= und Kniegicht, Gliederreißen, Rücken= und Lendenweh.
In Paketen zu 1 M.und halben zu 60 Pfennig (Mecklenburg). bei
Wilh. Heincke in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 13 Seite 3]

Neuheiten für Confirmanden

in Tuchen, Buckskins, in Wolle und Halbwolle, Kleiderstoffe in schwarz und farbig, in modernen Mustern, Unterröcke in weiß und couleurt, Stickereien zu allen Preisen, Jacquets, Talmas in Seide und Wolle, Tücher, Shawls etc. etc.
Schwarze und couleurte Seidenzeuge empfiehlt noch zu alten billigen Preisen.
Schlagsdorf in Februar 1877.

H. Siebenmark.     

Ausverkauf einer Parthie Kleiderstoffe in guten Farben, die Elle von 40 Pfennig (Mecklenburg). an, Buckskins etc. zu alten Preisen, um damit zu räumen.      D. O.


Der Cement.

Der Cement nimmt bei Bauten, bei welchen es auf Solidität ankommt, bereits eine hervorragende Stelle ein, da, die Dauerhaftigkeit eingerechnet, kein anderes Material so billig ist. Durch Vermischung mit Kalk liefert der Cement einen erheblich besseren Mörtel als der Kalk ohne Beimischung geben würde, und zu Röhren, Krippen, auch anderen dergleichen Utensilien würde kein festeres Material verwendet werden können.
In unserer Cement=Fabrik in Lägerdorf bei Itzehoe werden 3 verschiedene Qualitäten fabricirt, nämlich:

  I. schnell bindender Cement, welcher in 5 bis 10 Minuten in Wasser bindet und in kurzer Zeit im Wasser bis zur Härte des Sandsteins erhärten,
 II. ist weniger schnell bindend, welcher aber bei gewöhnlichem Mauerwerk und Putz am zweckmässigsten zu verwenden ist.
III. Dieser Cement bindet am langsamsten, würde aber in warmen und heissen Tagen am zweckmässigsten Verwendung finden.
Natürlich kommt es auf die Qualität des Rohmaterials an, ob daraus ein guter Cement hergestellt werden kann, aber auch besonders darauf, ob die mit Cement arbeitenden Maurer die richtige Behandlung verstehen. Der beste Cement kann durch die unrichtige Behandlung ganz unbrauchbar gemacht werden.
Auf Vorstehendes Bezug nehmend, beehren wir uns dem verehrten Publikum unsere Cement-Fabrik in Lägerdorf bei Itzehoe zu empfehlen.
Unsere Preise sind frei ab Fabrik pr. Tonne von 360 Pfd. brutto 9 Rmk. und würden die Transportkosten nach den zu liefernden Orten zuzuschlagen sein.
Die Tonne wird ab Ratzeburg bei Thiele für 11 Rmk. 50 Pf. und
                     ab Mölln bei Herrn Assmann für 11 Rmk. 50 Pf.
verabfolgt werden. Nach Verhältniss des weiteren oder kürzeren Transports werden auch in den Ortschaften der Umgegend die Preise gestellt werden.
Lägerdorf, den 7. Januar 1877.

In Hochachtung         
Thiele & Gripp.     


Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe
in
Grevesmühlen.

Der District des Patriotischen Vereins Grevesmühlen beabsichtigt Ende Mai d. J. gleichzeitig mit der Hauptversammlung und Thierschau des Patriotischen Vereins eine

Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe

zu verbinden.
Die Bedingungen für die Beschickung dieser Ausstellung werden im Wesentlichen dieselben Sein, wie bei früheren Ausstellungen des Patriotischen Vereins, und Sollen demnächst bekannt gemacht werden; bemerkt wird aus denselben Schon jetzt, daß eine Prüfung und Prämirung nicht stattfindet, daß Eisenbahn=Fracht=Ermäßigungen angestrebt, und daß der Transport der Ausstellung=Gegenstände von der Bahn nach dem Ausstellungs=Plätze und zurück unentgeldlich beschafft werden wird; auch ist eine Auktion der Ausstellungs=Gegenstände in Aussicht genommen, wenn Solche von Seiten der Aussteller gewünscht werden sollte.
Grevesmühlen, den 29. Januar 1877.

Die Ausstellungs=Committe.


Künstliche Düngemittel

aus den Fabriken von

E. Güssefeld, Hamburg,

empfiehlt zu Originalpreisen

Aug. Spehr,     
Schönberg.      


Erlaube mir hierdurch den geehrten Damen ergebenst anzuzeigen, daß ich sämmtliche Artikel in

Haararbeiten

als: Flechten, Chignons, Rollen, Locken, Armbänder, Ringe, Hals= und Westenketten, Frisirwolle in allen Haarfarben etc. stets zu den billigsten Preisen vorräthig halte.
Von ausgekämmten Haar werden in kürzester Zeit obige Sachen, den Wünschen der Bestellenden entsprechend sauber und billig angefertigt.
Gleichzeitig bemerke noch, daß ich mein Geschäft als Hebamme unbehindert fortsetze.

E. Söhlbrandt, Hebamme,
wohnhaft bei der Conditorwittwe Greiff, Schönberg, Siemzerstraße.


Am Mittwoch den 14. d. M. habe ich mein ganzes Local, von Abends 5 Uhr an, einer geschlossenen Gesellschaft zur alleinigen Benutzung überlassen.

Rehna.                                                     E. Körner.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.     


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Einen Burschen in die Tischlerlehre, sucht zu Ostern unter günstigen Bedingungen.

J. Kiel & E. Rindfleisch.
Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 13 Seite 4]

Guano der Peruanischen Regierung.

Wir zeigen hierdurch an, dass wir von dem

direct importirten Peru-Guano

eine grosse Anzahl Ladungen auf Lager haben, so dass wir Aufträge darauf jederzeit prompt effectuiren können.
Auf Anfragen über Preise etc. dienen wir bereitwilligst mit näherer Auskunft.
Gleichzeitig bringen wir zur Kenntniss, dass zur bevorstehenden Frühjahrssaison die Gehaltsgarantie und Preise für den

aufgeschlossenen Peru-Guano

unverändert bleiben.
Demgemäß liefern wir denselben in sofort verwendbarer Pulverform unter Garantie eines Gehaltes in demselben von

8 % gegen Verflüchtigung geschütztem Stickstoff und
9 % leicht löslicher Phosphorsäure
ab Lager hier zu folgenden Preisen:
M.285. - bei Abnahme von 30,000 Kilo und mehr,
M.300. - bei Abnahme von unter 30,000 Kilo,
per 1000 Kilo, inclusive Säcke, excl. Verladungsspesen, gegen comptante Zahlung in Reichsmünze und geben über sonstige Verkaufsbedingungen auf Anfrage gern Auskunft.
Zur grösseren Sicherstellung unserer Abnehmer vor Täuschungen, wie solche gerade in letzter Zeit wieder mehrfach zu unserer Kenntniss gebracht worden sind, lassen wir von jetzt ab jeden einzelnen Sack mit einer, unsere behördlich registrirte Fabrikmarke tragenden, nachfolgend verzeichneten Bleiplombe

Bleiblombe                                                    Bleiblombe

versehen, was wir bei Ankäufen zu beachten bitten.
Hamburg, im Januar 1877.

Ohlendorff & Co.
alleinige Agenten der Herren Dreyfus Frères & Cie. in Paris (Contrahenten der Peruanischen Regierung) für den Verkauf des Peruanischen Guanos in ganz Deutschland und dem Norden und von denselben ausschliesslich autorisirte Fabrikanten des aufgeschlossenen Peru-Guanos für ganz Europa und die Colonien.


Mein diesjähriger großer Ausverkauf
beginnt am Freitag, den 2. Februar. Ende den 14. Februar.
Es kommen vorzugsweise zum Verkauf:

Eine Parthie moderner, sehr schöner Kleiderstoffe in gestreift, carrirt und einfarbig, pr. 1/2 Meter zu 30, 35, 40, 50 und 60 Pf.
6/4 breite feine waschechte Kattune in modernen Mustern, zu 16, 18, 20 und 23 Pf., franz. Jaconnets zu 15, 20 und 25 Pf.
Kleider=Piques, Percals und Croises, beste Qualitäten zu 28 und 30 Pf.
Schwarze Seidenzeuge, schwarze Cachemirs, Baumwollenzeuge und Halbleinen zu sehr billigen Preisen.
Eine Parthie Umschlagtücher zum halben Preise.

Eduard Jappe, Lübeck,     
Schüsselbuden 226.          

NB. Proben können während des Ausverkaufs nicht abgegeben werden.


Flachs
und
Heeden=Maschinengarn empfiehlt
August Creutzfeldt in Schönberg.


Neue Bettfedern
bei                                                    
                          August Creutzfeldt


Für Confirmanden

empfing soeben die

neuesten Kleiderzeuge

und empfiehlt dieselben

ausnahmsweise billig.
                          August Creutzfeldt.


Gegen hohen Lohn wird zu sofort oder Ostern

ein Knecht

gesucht von

H. Oldenburg, Backermeister.
Schönberg.


Mein 4jähriger, stark und schön gebauter

Fuchshengst

steht zum Decken bereit.

Hauswirth Hamann.     
Kronskamp.          


Schüler, welche die hiesige Schule besuchen wollen, finden Aufnahme bei

W. Schär.     

Schönberg, 9. Februar 1877.


Ein Sohn ordentlicher Eltern, der Lust hat das Schuhmacherhandwerk zu erlernen, kann zu Ostern in die Lehre treten bei

J. Bruhn, Schuhmachermeister.
Carlow.


Ich suche zu Ostern d. J. für meine Bäckerei

einen Lehrling.

Schönberg.

P. Hagen, Bäckermeister.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M -Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen17 M -Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Gerste14 M 50Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen15 M 50Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat20 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Enten d. S. M2,50 .
Hühner d. St. M1,20 .
Hasen das Stück M4,50 .
Tauben d. St. M0,45 .
Küken d. Stück M1,20 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,10 .
Eier 5 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .
Spickgans d. St. M3,50 .


(Hierzu Off. Anz. Nr. 7 nebst Reichsgesetzblatt Jahrgang 1876 und eine Beilage).


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 13 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 13 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 13. Februar 1877.


- Aus Nordamerika schallt ein kräftiges: Bleibe daheim und nähre Dich redliche herüber nach Deutschland. In Newark bei New=York kamen neulich 6 junge kräftige Deutsche zu dem Richter Jaußen und baten um Einsperrung ins Gefängniß, da sie mit dem besten Willen nichts verdienen könnten und weder betteln noch stehlen wollten. Der Richter entsprach ihrem Verlangen. Nach einer Meldung des Präsidenten der Staats=Arbeiter=Gesellschaft sind in New=York 45,375 Handwerker arbeitslos. In vielen Fällen ist der Lohn auf 90 Cents den Tag herabgesetzt, aber auch zu diesem Preise fehlt es an Bedarf. Der Bericht giebt eine furchtbare Schilderung der Noth unter den Arbeitern. Die Polizei=Stationshäuser sind nächtlich überfüllt.
- Ueber die schon mitgetheilten Raufhändel zwischen französischen und deutschen Matrosen in Smyrna bringt ein Privatbrief jetzt folgende Einzelheiten: Wir liegen hier in Smyrna mit einem französischen Kriegsschiffe, dem "Chateau Renard," zusammen; an Bord desselben befinden sich einige Leute, die 1876 an dem bei Havanna gelieferten Gefechte theilnahmen, in welchem der "Meteor" bekanntlich obsiegte. Seit unserer Ankunft hier trugen die Franzosen gegen die Mannschaft des "Meteor" eine Feindschaft zur Schau, welche ahnen ließ, es würde zu Reibereien kommen. Die Franzosen zeigten mehrere Male große Lust, anzugreifen, hüteten sich jedoch, da die Deutschen zufällig immer die Uebermacht hatten. Sonntag den 14. Januar wurden von unserm Schiffe 12 Mann beurlaubt, auch vom "Friedrich Carl" nur die gleiche Anzahl. Hiervon mußten die Franzosen unterrichtet sein, denn sie verabredeten am Nachmittage in einem Café chantant, daß sie die Deutschen überfallen wollten. Mehrere anwende Deutsche und Griechen hörten diese Gespräche, konnten jedoch unsere Leute, welche außerhalb der Stadt waren und erst Abends zurückkehrten, nicht mehr warnen. So wurden diese in einem Café während eines Tanzes von den Franzosen, welche sich, etwa dreißig Mann stark, mit Knütteln bewaffnet hatten, überfallen und es entspann sich eine furchtbare Schlägerei, welche, obgleich die Franzosen das Local räumen mußten, einen unglücklichen Ausgang nahm. Der Oberfeuerwerksmaat Rosenstein und mehrere andere Maate gaben sich alle Mühe, die Ruhe aufrecht zu erhalten, aber es war nicht möglich; Rosenstein erhielt hierbei einen Dolchstich in die rechte Schläfe und brach todt zusammen. Der Stoß war mit einen solchen Wucht geführt, daß er die Hirnschaale durchstoßen hatte. Das Begräbniß fand mit allen militärischen Ehren statt. Der Zug, an dem sich die Beamten des deutschen Consulats, die Offiziere und Mannschaften unserer Schiffe betheiligten, wurde von einer großen Volksmenge begleitet. Bei der von dem französischen Konsul geführten Untersuchung gelang es, den Franzosen herauszufinden, welcher, mit einem Dolche bewaffnet, sich in der Nähe Rosensteins aufgehalten hatte, und dieser wird wohl der Mörder sein. Wir haben an Rosenstein einen unserer besten Kameraden verloren. Derselbe diente bereis 11 Jahre, war 1871 auf einem der eroberten Kanonenboote in Frankreich gewesen, besuchte 1872 bis 1874 die Feuerwerksschule zu Berlin und sollte in kurzer Zeit zum Feuerwerker (Decksoffizier) befördert werden. Unter unseren Mannschaften herrscht eine furchtbare Erbitterung und wird man den Franzosen diesen Todten so leicht nicht vergessen. Der "Chateau Renard" hat am folgenden Mittwoch Smyrna verlassen, nachdem der Kapitän sich noch geweigert, für die von den Herren Franzosen zerschlagenen Geräthe und Möbeln die geforderte Entschädigung von 40 Lire zu leisten.
- Nach Mittheilungen aus Petersburg hat man in dortigen militärischen Kreisen eine große Beschämung erfahren. Vor anderthalb Jahren war auf Anregung des Großfürsten Nicolai ein Preis von 5000 Rubel für die beste Bearbeitung einer Geschichte der russischen Cavallerie öffentlich ausgeschrieben worden, wozu sich 32 russische Offiziere als Bewerber gemeldet hatten. Am 30. December v. J., dem Termine der Einlieferung, ging aber nur eine einzige Arbeit in 2 großen Foliobänden ein, und zwar von einem - Engländer, dem als Militärschriftsteller bekannten Obersten Denisson, Commandeur eines englischen Cavallerie=Regiments in Kanada. Derselbe hatte aus einem nichtrussischen militärischen Fachblatte von dem Preisausschreiben Kenntniß erhalten und machte sich, nachdem er alle nöthigen Materialien mit nicht geringen Kosten aus weiter Ferne herbeigeschafft, unverzüglich an die Arbeit. Sie war aber in russischer Sprache herzustellen und hierin bestand für den englischen Offizier die Hauptschwierigkeit. Er nahm Urlaub und ging nach New=York, wo er eine russische Dame aufzufinden wußte, die sich der Uebersetzung unterzog. Inzwischen hatte der Oberst sich natürlich auch mit dem Russischen beschäftigt, es aber selbstverständlich in der kurzen Zeit nicht so weit gebracht, um über den Werth der Uebersetzung urtheilen zu können. Um jeden Zweifel zu heben, ging er nach Petersburg, wo er bald die nöthigen Verbindungen Behufs nochmaliger strenger Durchsicht anknüpfte. Die Zeit drängte; etwa eine Woche vor dem Einlieferungstermine waren zwölf Schreiber Tag und Nacht thätig und fast in der letzten Stunde wurde die aus zwei dickleibigen Foliobänden bestehende Arbeit sauber gebunden der Prüfungs=Commission eingereicht. Man kann sich denken, wie sehr die letztere verblüfft war über diese Demüthigung.
- Der Dr. Riecke in Weimar veröffentlicht über die Viehseuche oder Rinderpest, welche jetzt so großen Schrecken verbreitet, Folgendes: "So allgemein verbreitet der Glaube ist, daß die Rinderpest nur von außenher eingeschleppt werde, so falsch ist er. Sie kann originair an jedem Orte entstehen und diese Entstehung ist dann besonders zu fürchten, wenn unter den Menschen sogenannte diphterische Seuchen herrschen. Der Ausbruch der Rinderpest wird durch unpassendes Futter begünstigt, dazu gehören ganz besonders die Preßrückstände aus den Runkelrüben, durch welche die Verdauung des Rindviehes, welches von der Natur auf Halmfutter angewiesen ist, gestört wird. Es ist gewiß nicht Zufall, daß die Seuche jetzt zuerst unter dem Rindviehbestande einer Zuckerfabrik bei Brieg ausgebrochen ist. Was ist zu thun? Man muß die orginaire Entstehung der Seuche hier im Lande anerkennen und besonders die Fütterung des Rindviehes überwachen, damit die Seuche, wenn sie entstanden, auch bald entdeckt und getilgt werde, bevor sie sich weiter verbreiten kann." Seit 1856 will Herr Dr. Riecke beobachtet haben, daß jedes Jahr, wenn im Sommer die Cholera in Rußland auftrat, in denselben Tagen hier in Deutschland die Kartoffeln abstarben. Zwischen diesen beiden Erscheinungen existirte ein ähnlicher Zusammenhang wie zwischen Diphteritis und Rinderpest. - Wir theilen die Behauptungen mit, ohne über deren Richtigkeit oder Unrichtigkeit uns ein Urtheil anmaßen zu wollen.
- Das Organ der obersten Medicinalbehörden in Bayern, das "Ärztliche Intelligenzblatt", enthält folgende beachtenswerthe Correspondenz über den Geheimmittelhandel: Das große Publikum und ein guter Theil der Aerzte macht sich noch immer keine richtige Vorstellung von der Bedeutung, welche der Handel mit Geheimmitteln genommen hat; doch Zahlen sprechen: In England wurden in der Zeit vom 1. April 1875 bis 31. März 1876 nicht weniger als 15,573,934 Packete und Schachteln "Patent

[ => Original lesen: 1877 Nr. 13 Seite 6]

Medicines" mit 1 1/2 Pence = 15 Pf. vom Schilling = 1 M.Verkaufspreis versteuert und gestempelt; die erhobene Summe betrug 123,130 Lst., also etwas über 2,462,600 M.Es ist jedenfalls ein gutes Geschäft, sowohl für Verfertiger und Verkäufer als für den Staat, und möchten wir deßhalb beinahe wünschen, daß eine solche Steuer in Deutschland eingeführt würde; dieses Gewerbe blüht ja auch bei uns üppig, und gegen die Dummheit, die begierig die Quacksalbereien kauft, ist nichts zu machen, und können, wie es scheint, Gesetze dasselbe auch nicht austilgen. Eine derartige Fabrikation blüht in einer Nachbarstadt Münchens ungeachtet des Verbots der Medicinalbehörde wegen Geheimhaltung der Zusammensetzung (nach früherem Gesetze) seit Jahrzehnten mit bedeutendem Absatz auch in Bayern, oder vielleicht eben wegen des Verbots.
- Das Glitzern der Sterne. In der belgischen Akademie theilte Montigny am Ende des Vorjahres die Ergebnisse seiner Untersuchungen über das Glitzern der Sterne mit. Die Beobachtungen wurden an 230 Abenden während der Zeit von 1870 bis 1876 zu Brüssel angestellt. Das zu dieser Untersuchung benutzte Instrument war ein astronomisches Fernrohr, welches zwischen dem Objectiv und dem Ocular eine Scheibe aus dickem Glase enthielt die auf einer parallel zur Axe des Fernrohrs gehenden Rotations=Axe schief aufgestellt war und von einem außerhalb befindlichen Mechanismus in beliebig schnelle, genau zu zählende Drehung versetzt werden konnte. Da die Lichtstrahlen die Glasplatte in allen Stellungen, welche sie um ihre Rotations=Axe einnimmt, schief durchsetzen, bevor sie zum Ocular kommen, so beschreibt das Bild eines Sternes, auf den das Fernrohr gerichtet ist, einen vollständigen Kreis im Gesichtsfelde. Glitzert der Stern nicht, so bildet dieser Kreis eine continuirliche Linie in der Farbe des Sternes, glitzert er aber. So theilt sich dieser Kreis in Bogen von lebhaften Farben, die sich schnell ändern, und unter denen gewöhnlich das Roth, Orange, Gelb, Grün und Blau glänzt, je nach dem Charakter des Glitzerns. Die Untersuchungen ergeben sowohl in den Einzelheiten, als in der Gesammtheit, daß 1) ein inniger Zusammenhang zwischen dem Glitzern und dem relativen Feuchtigkeitsgehalte der Luft bestehe, da beide "stets sehr merklich in demselben Sinne schwanken", und 2) die Möglichkeit, den Regen auf mehr als einen Tag vorher sehen zu können, ein Resultat, welches sowohl mit der alltäglichen Erfahrung, so wie mit der Bemerkung A. v. Humboldts übereinstimmte, daß in den Tropen der Regen mehrere Tage vorher durch das Glitzern hochstehender Sterne angekündigt werde.
- Türkisches Kriegslied. Ein französisches Blatt übersetzt ein türkisches Kriegslied, das einen Ulema, Firzi Effendi, zum Verfasser hat und ein Echo des türkischen Kriegsenthusiasmus sein soll. Es lautet in Prosa: "Glücklich durch unsere Religion und durch unsern Staat, ist unser Name in Aller Mund, wir sind der Gegenstand jeder Unterhaltung. Wir, das kriegerische Volk mit dem stets blutigen Säbel; wir, die Söhne der Helden, selbst Helden. (Dieser letzte Satz wiederholt sich als Refrain nach jeder Strophe.) Der Säbel des Kriegers adelt tadelnswerthe Handlungen und macht mit dem Blinken seines Strahles die Geschichte erglänzen. Stets zum Kampfe bereit, bietet das Schlachtfeld uns ein Hochzeitsfest. Unsere Existenz ist der Krieg. - Wir wissen freudig unser Leben zu opfern. Wir marschiren feurigen Muthes in die Schlacht, wo wir uns glücklich fühlen, den Tod zu finden und Märtyrer zu werden. - Wenn wir einig sind, machen wir das ganze Menschengeschlecht von der Erde verschwinden. Der Kriegerstand ist unser Stand - Gott ist mit uns. Er steht uns bei. Vor uns geht der Prophet. Sie Beide lenken unsere Armee. Seien wir von Eifer für unsere heiligen Traditionen beseelt, seien wir gehorsam gegen unsere Führer, aber stets brav und tapfer. - Unsere ruhvollen Vorfahren haben wie Löwen dieses Land erobert. Kommen wir ihnen nach und vertheidigen wir mit dem Säbel das Erbe das sie uns anvertraut. - Mögen Alle diese Wahrheit erfassen, daß wir durch Gottes Willen wieder Söhne unserer Vorfahren geworden."
- Ein französischer Cavallerieoffizier nimmt mit einer Abtheilung von sieben Pferden in einem Dorfe bei dem Mair auf einige Tage Quartier. Die junge Frau des Mairs verbindet mit rothen Bäckchen entzückend schwarzes Haar und große blaue Augen, welche gleich gut zu schmachten, wie schalkhaft zu strahlen verstehen; sie ist schlank wie eine Tanne und hat den Fuß einer Andalusierin. Kein Wunder, daß sich der Offizier rasend in sie verliebt. Am dritten Tage macht er die Bemerkung, daß seine schlanke Gestalt Gnade findet vor den Augen der Wirthin, daß die beredten Blicke seiner Augen zuweilen erwidert werden. Es gilt eine letzte Probe, um Gewißheit zu erlangen. "Ich habe einen Brief von meinen Obersten erhalten", beginnt er eines Tages mit unsicherer Stimme, "ich reise morgen ab". - "O nein, noch nicht!" flüstert das angebetete Weib ihm zu. Er vermag kaum seine Fassung zu bewahren und stürzt auf sein Zimmer, der glücklichste Liebhaber des Weltalls. Er bleibt natürlich und faßt den Entschluß, in einem lodernden Brief der Göttin sein ganzes Herz auszuschütten. Am Abend, als er seine Herzensergießungen zum hundertsten Male überliest, wird er auf eine lebhaft geführte Unterhaltung im Hofe aufmerksam. Hinter den herabgelassenen Vorhängen, am offenen Fenster, beginnt er zu horchen: "Ich sage Dir, Eulalia", schallt es an sein Ohr, "daß ich mir dieses Blickewechseln mit dem jungen Offizier ernstlich verbitte". - "Hast Du dies bemerkt?" - "Na, auffallend genug, dächte ich, hättest Du es getrieben". - "Aber Mann, es geschieht Ja nur, um die ganze Bescheerung festzuhalten". - "Welche Bescheerung?" - "Ihn und seine Pferde. Es stehen ihrer acht in unserem Stalle; wenn er noch bis Ende der Woche hier bleibt, haben wir so viel Dünger bekommen, daß wir im Stande sind, unser ganzes Kartoffelfeld abzudüngen". In aller Frühe des nächsten Tages reiste der Offizier ab.
- Um eine Nase. Ein seltsamer Prozeß wird demnächst die Gerichtshöfe von San Francisco beschäftigen. Gegen den Eigenthümer einer dortigen türkischen Badeanstalt ist nämlich eine eigenthümliche Schadloshaltungsklage angestrengt worden. Der Kläger, ein ehemaliger Officier, hatte das Mißgeschick, in der Schlacht von Getysburg einen Säbelhieb über das Gesicht zu erhalten, der ihm einen beträchtlichen Theil seiner Nase raubte. Der Verlust schien anfangs unersetzlich zu sein, aber ein geschickter Pariser Künstler stellte die Nase des verwundeten Helden so erfolgreich wieder her, daß ein oberflächlicher Beobachter wenig oder gar keine Spur der glorreichen Verstümmelung entdecken konnte. Zur Zusammensetzung des künstlichen Organs war Guttapercha benutzt worden und der Nasenfabrikant hatte entweder vergessen oder es nicht für nöthig erachtet, den Käufer der Nase gegen eine Temperatur von 185 Grad Fahrenheit zu warnen. Nun nahm derselbe eines Tages ein türkisches Bad in San Francisco, aber wer beschreibt seinen Schrecken, als er nach einem längeren Schwitzbade in dem heißesten Zimmer in einen Spiegel blickend fand, daß seine Nase so blasig, runzelig und formlos geworden, das sein Gesicht schlimmer verunzierte als das gänzliche Fehlen dieses Organs. Es war unmöglich, den künstlichen Theil abzusondern, und der Kläger wird gezwungen sein, nach Paris zu reisen, um dort die Nase repariren zu lassen. Aber alles das kostet Geld, das er schlecht entbehren kann, und er klagte folglich gegen den Badebesitzer auf eine Schadloshaltung, zu der er sich rechtmäßig oder unrechtmäßig für berechtigt erachtet.
- In Hamholz bei Hannover erscheint an der Wahlurne die Ehefrau des Viehhändlers G., um für ihren krank darniederliegenden Gatten den Wahlzettel abzugeben. Als ihr bedeutet ward, daß den Frauen das Wahlrecht nicht zustehe, verließ sie sehr entrüstet das Local, um kurz vor Schluß des Wahlactes in Männerkleidung wiederzukehren. Leider war der Wahlcommissar ungalant genug, auch in diesem Costüme die Dame zurückzuweisen. Die Frau hat übrigens viele Männer beschämt.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD