No. 4
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Januar
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 4 Seite 1]

   Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die im Jahre 1857 und früher geborenen, resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche im hiesigen Fürstenthum ihren dauernden Aufenthalt haben, verpflichtet sind, sich Zweck's Eintragung ihrer Namen in die Recrutirungs=Stammrolle in der Zeit

von 15. Januar bis 1. Februar d. Jahres

bei dem Ortsvorstande ihres Aufenthaltsorts anzumelden, und zwar die auswärts Geborenen unter Vorlegung eines Geburtsscheines (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird) sowie die schon früher Gemusterten unter Vorlegung ihres Loosungsscheines.
   Im Uebrigen wird bezüglich der Meldepflicht auf die Vorschriften des § 23 der Ersatz=Ordnung (deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) hingewiesen und wird hervorgehoben, daß von der Meldepflicht nur die mit dem Berechtigungsschein zum Einjährigfreiwilligendienste oder mit besonderer Ausstandsbewilligung versehenen Militairpflichtigen ausgenommen sind. Sind zur Meldung Verpflichtete vorübergehend von ihrem ständigen Aufenthaltsorte abwesend, so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehr=, Brod= oder Fabrik=Herren etc. die Verpflichtung, sie zur Stammrolle anzumelden.
   Zugleich werden sämmtliche Militairpflichtige sowohl wie die Ortsvorstände des hiesigen Fürstenthums auf die genaue Befolgung resp. Überwachung der Bestimmungen im § 23 sub 8 der Ersatz=Ordnung aufmerksam gemacht, wonach Militairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Laufe eines ihrer Militairpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem anderen Aushebungsbezirke verlegen, dieses Zwecks Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgange der Behörde oder Person, welche sie in die Stammrolle aufgenommen hat, als auch nach der Ankunft an dem neuen Ort derjenigen, welche daselbst die Stammrolle führt, spätestens innerhalb dreier Tage zu melden haben.
   Die Unterlassung der vorgeschriebenen Meldungen ist mit Geldstrafe bis zu 30 M.oder mit Haft bis zu 3 Tagen bedroht.
   Schönberg, den 8. Januar 1877.

Der Civil=Vorsitzende der Ersatz Commission des Aushebungs=Bezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Bekanntmachung.

   Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militärpflichtigen der seemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1876 stattfindet

am Montag den 22. Januar 1877,
von Morgens 9 Uhr an,
in Wismar im Hakerschen Gasthofe Stadt Altona.

   Zu dem gedachten Termine haben sich bei Vermeidung der im § 24,7 der Ersatz=Ordnung angedrohten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung, welche im Jahre 1856 oder früher geboren und respective mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.

   Es wird bemerkt, daß nach Maaßgabe des § 21 der Ersatz=Ordnung zur seemännischen Bevölkerung zu rechnen sind:

a. Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind;
b. See=, Küsten= und Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben;
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind;
d. Maschinisten, Maschinisten=Assistenten und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.

   Schönberg, den 18. December 1876.
Der Civil=Vorsitzende der Ersatz=Commission
des Aushebungs=Bezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 4 Seite 2]

Das Ergebniß der gestrigen Reichstagswahl im Fürstenthum Ratzeburg, soweit uns dasselbe bis jetzt mitgetheilt wurde, ist folgendes:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Wir sagen Allen, die uns so rasch in den Besitz dieses Wahlergebnisses gesetzt haben, hierdurch unsern Dank.


Politische Rundschau.

Mecklenburg. Der um Mecklenburg=Strelitz hoch verdiente Herr Landrath von Rieben auf Galenbeck ist in der Nacht vom 4. - 5. d. M. seinen langen und schweren Leiden erlegen.
Der im dritten Mecklenburg=Schwerinschen Wahlkreise zum Reichstagskandidaten aufgestellte Justizrath Karrig, nicht nur ein Mann von der eminentesten Begabung, sondern auch einer der starken und entschiedensten Vertreter der echt konservativen Sache in Mecklenburg und ein Mann, der als Justizrath gewiß am meisten kompetent ist, in Rechtssachen ein richtiges Urtheil abzugeben, hat in einem für seine Wähler in Parchim bestimmten Briefe sich über die mecklenburgische Verfassungsangelegenheit folgendermaßen ausgesprochen: er habe schon 1871, als die Reformbestrebungen mit den damals an die hohen Regierungen gestellten Anträgen eine greifbarere Gestalt annahmen, unverhohlen das Bedürfniß einer Aenderung unserer staatlichen Verhältnisse anerkannt; und mit dieser Auffassung würde er auch jetzt nicht zurückhalten, wenn Stellung und Beruf ihm Recht und Pflicht gäben, sich über die Frage zu äußern. Aber ebenso sei es auch seine rechtliche Ueberzeugung stets gewesen, daß die bestehende Reichsverfassung dem Reiche nicht die Kompetenz beilegt, in die Verfassungsentwickelungen der einzelnen Staaten einzugreifen. Würde in dieser Richtung eine Erweiterung der Kompetenz auf verfassungsmäßigem Wege herbeigeführt werden sollen, so würde er dem insofern nicht zustimmen können, als er es mit dem Wesen des Bundes als einer freien Vereinigung souveräner Staaten nicht vereinbarlich finde, wenn dem Bunde das Recht gegeben werden soll, über den Kreis der wirklich gemeinsamen Angelegenheiten und Interessen hinaus auch auf die sozusagen Privatverhältnisse des einzelnen Bundesgliedes einzuwirken. - Das ist ein Wort von solchem Freimuth und von solch überzeugender Wahrheit, daß wir nur wünschen möchten, daß es überall bekannt würde. Der Liberalismus führt ja immer das Wort "Freiheit" im Munde; und schon darum muß es jedem Unbefangenen verwunderlich erscheinen, wenn der mecklenburgische Liberalismus nach einem vom Reiche aus ausgeübten Zwang verlangt, ja gerade dies Verlangen zu einem seiner wirksamsten Agitationsmittel macht. Aber da zeigt es sich eben wieder, wie auch in vielen anderen Dingen, daß der Liberalismus in Wirklichkeit nicht nach wahrer Freiheit, sondern nur nach der Herrschaft um jeden Preis strebt, um dieselbe dann in rücksichtslosester Weise auszuüben. Die Aussicht des Liberalismus, die Kompetenz des Reiches auch auf die nicht wirklich gemeinsamen Angelegenheiten der einzelnen Bundesstaaten auszudehnen, muß aufs entschiedenste bekämpf werden. Allerdings können wir andererseits ebenso wenig einverstanden sein, wenn etwa von anderer Seite überhaupt das Uebergehen einzelner Hoheitsrechte, wie das Militärwesen, das Postwesen etc. an das Reich beklagt wird. Auch haben wir kein Recht, das zu beklagen, denn das ist Sache der deutschen Fürsten, die ja in edelster und nicht hoch genug anzuschlagender Selbstverleugnung und Hochherzigkeit selbst freiwillig auf ihre Hoheitsrechte über die dem Bunde gemeinsamen Angelegenheiten verzichten, als sie den siegreichen König Wilhelm zum deutschen Kaiser wählten; und es ist gewiß nicht ihre Absicht gewesen, in dem deutschen Kaiserthron ein wesen= und machtloses Schattenbild aufzurichten. Es wird nur tiefe und zugleich pflichtmäßige Dankbarkeit des konservativen Volkes gegen seine Fürsten sein, wenn es freudig und rückhaltslos die deutsche Reichsverfassung anerkennt und eben auf diesem festen Boden die Bestrebungen und Gelüste des Liberalismus bekämpft, der gerne auch die Privatangelegenheiten der einzelnen deutschen Bundesstaaten unter seine Herrschaft zwingen möchte.
Zu welch unerhörten Mitteln der Liberalismus zum Zweck der politischen Agitation für die Reichstagswahlen seine Zuflucht genommen hat, ist kaum glaublich. So hat das Zentral=Komite der national=liberalen Partei in einer Flugschrift über die Justizgesetze behauptet, in Mecklenburg würde noch Kabinets=Justiz geübt. Die schmähliche Unverschämtheit ist selbst einem Sozialdemokraten, bei dem man denn doch am Ende am wenigsten Patriotismus voraussetzen kann, zu arg gewesen, und der bekannte Herr Hofbaurath a. D. Demmler in Schwerin erklärt in der "M. Z." jene Behauptung für eine maßlose Verleumdung und sagt: so lange er zu denken vermöge, wisse er, daß hier in Mecklenburg ein jeder, vornehm oder gering, arm oder reich, zu seinem Rechte gelangen konnte und zwar durch die gewissenhaftesten Richter der verschiedenen Instanzen; eine sog. Kabinets=Justiz werde hier im Lande niemand kennen.
Deutschland. In dem Antwortschreiben auf die dem Kaiser vom Berliner Magistrate zum Neujahrfeste dargebrachten Glückwünsche hat Se. Majestät betreffs der orientalischen Frage die Hoffnung ausgesprochen, daß seine unabläßigen Bemühungen, jede Störung des Friedens wenigstens weit ab von den Interessen des Vaterlandes zu halten, nicht ohne Erfolg bleiben werden.
Ein deutsches Leichenschaugesetz ist vom Reichsgesundheitsamte fertiggestellt und dem Reichskanzler überreicht. Dasselbe wird, wie es heißt, dem Reichstage in seiner nächsten Session vorgelegt werden.
Frankreich. Die Betheiligung an der Pariser Weltausstellung ist nunmehr auch von Schweden abgelehnt werden; und eine große Zahl von Staaten haben ihre Betheiligung wenigstens noch nicht zugesagt. Es verbreitet sich eben die Erkenntnis immer mehr, daß so rasch auf einander folgende Weltausstellungen der Industrie der einzelnen Länder keinen Vortheil bringt.
Türkei. Die Konferenz scheint bisher völlig resultatlos gewesen zu sein, da die Türkei hartnäckig die Forderungen der Mächte zurückweist, sodaß ein baldiger Abbruch der Verhandlungen sehr wahrscheinlich ist. Vielleicht hat vorgestern schon die letzte Konferenz stattgefunden.
Neuerdings scheint in der orientalischen Frage Rumänien in den Vordergrund treten zu sollen, von dem die Pforte dringend die sofortige Annahme der neuen Verfassung fordert, und das nicht einwilligen will. Vielleicht wird dadurch der Bruch früher herbeigeführt, als zu erwarten war.


Anzeigen.

Holzverkauf.

Am Donnerstag den 18. Januar, Morgens 10 Uhr, werden beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf aus den Lauer Tannen

ca. 160 Fuder kiefern Durchforstungsholz von Bohnenstangen bis Hopfenstangenstärke
meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden.
Schönberg den 11. Januar 1877.

Der Oberförster.     
C. Hottelet.       


Holzauction.

Mittwoch den 17. Januar d. J. sollen im Strohkircher Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

[ => Original lesen: 1877 Nr. 4 Seite 3]

Eichen Bau= und Nutzholz=Drümme,
Eichhester, zu Nutz= und Pfahlholz tauglich,
Eichen=Klafterholz,
Eichen=Zweigholz,
Buchen Klafterholz,
Buchen Zweigholz.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr und wollen Käufer sich im Hau im Strohkircher Holze einfinden.
Vitense, den 9. Januar 1877.

L. Wiegandt.     


Holzverkauf.

Am Montag den 15. Januar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente aus den Lenschower und Duvenester Tannen meistbietend verkauft werden.

    192 Rmt. kieferne Kluft.
      11 Rmt. kieferne Knüppel.
14 1/2 Fuder kiefern Durchforstholz I. u. II. Cl.
    400 Stück kieferne Hopfenstangen.
    ca. 60 Stück Nutzholzkiefern für Kiepenmacher.
Der Forstaufseher Herr Dessau zu Wahrsow wird vorstehende Hölzer auf Verlangen vorzeigen.
Schönberg, den 8. Januar 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert, ihre Beträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 8. Januar 1877.

Die Armenbehörde.     


Die Schulgelderhebung

finden in den nächsten beiden Wochen - vom 15. bis 27. Januar - statt; die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.
Schönberg, den 11. Januar 1877.

J. Wegner,            
beauftragter Erheber.     


Sämmtliche Wahlvorsteher werden daran erinnert, daß nach § 25 des Reglements zum Wahlgesetze die Wählprotocolle spätestens am 13ten huj. in meine Hände gelangen müssen.
Die Prüfung des Wahlresultates finden am Sonntage den 14. huj. auf hiesigem Rathhause im Sitzungszimmer des Magistrats von 11 1/2 Uhr Morgens an statt.
Neubrandenburg, 9. Januar 1877.

Stadtrichter von Rieben,
Wahlcommissarius für Mecklenburg=Strelitz.


Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist im Antoniitermine
vom 17. bis 24. Januar d. J.,
beide Tage einschließlich,
täglich

von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags geöffnet.
Schönberg, den 6. Januar 1877.

Das Directorium.     


Durch die glückliche Geburt einer gesunden Tochter wurden hoch erfreut

H. Wigger und Frau     
geb. Bohnhoff.         

Schönberg, den 10. Januar 1877.


Sparkassenbücher und Geldeinlagen
nach Schwerin besorgt                                                    
                                                    L. Bohn, Demern.


Ein Lehrling in die Schuhmacherlehre zu Ostern gesucht. Näheres in der Exped. der Anz. zu Schönberg.


Dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß die neueste

Spiralfedermatratze

bei mir erschienen und zur Ansicht steht. Selbige ist mit vollständigen Rähmen und Leinwand überzogen und zum Preise von Rm. 20 zu haben.
Dieselben werden nach Maaß innerhalb 14 Tagen geliefert und sehe etwaigen Bestellungen gern entgegen.
Schönberg, den 8. Januar 1877.

                          Ernst Wascher,
                          Schlossermeister.


Neue Messina-Apfelsinen
empfiehlt                          
Aug. Spehr.
Schönberg.


Mein dunkelbrauner Hengst Vitus deckt fremde Stuten zu 12 Mark und l Mark an den Stall.
Dassow, den 8. Januar 1877.

G. Callies.     


Diejenigen, welche noch Forderung an dem Nachlasse der Arbeitsfrau Lange zu haben glauben, werden ersucht, ihre Rechnungen binnen 14 Tagen, bis zum 17. Januar, an den Unterzeichneten abzugeben.
Schönberg, den 2. Januar 1877.

Im Auftrage der Erben       
J. Kloth, Tuchmacher.     

NB. Spätere Anmeldungen können Umstände halber nicht berücksichtigt werden.


Mein diesjähriger

Bauernball

findet am

< align="center"p>Dienstag den 16. d. M.

statt, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner ergebenst einlade.

Rabensdorf.                                                     H. Voss.


G. Zöllner,
Bankgeschäft.
Berlin C. Papenstrasse 15.


Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha

Zufolge der Mittheilung der Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha wird dieselbe nach vorläufiger Berechnung ihren Theilnehmern für 1876

ca. 80 Procent

ihrer Prämieneinlagen als Ersparniß zurückgeben.
Die genaue Berechnung des Antheils für jeden Theilnehmer der Bank, sowie der vollständige Rechnungsabschluß derselben für 1876 wird zu Anfang des Monats Mai d. J. erfolgen.
Zur Annahme von Versicherungen für die Feuerversicherungsbank bin ich jederzeit bereit.
Schönberg i. M., den 6. Januar 1877.

Wilh. Schrep,
Agent der Feuerversicherungsbank f. D.

Gesucht zu Ostern ein Lehrling in die Sattlerlehre.
Näheres in der Expedition der Anzeigen zu Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 4 Seite 4]

Die zwei Tanten,

welche die Verlagsbuchhandlung von A. H. Payne in Leipzig zu ihrem jetzt begonnenen Jahrgange der illustrirten Zeitschrift: "Das neue Blatt"

als Prämie

gegen die geringe Nachzahlung von drei Mark pro Blatt, [es sind grosse herrliche Oeldruckbilder] liefert

sollten auf keinem Weihnachtstische fehlen.

Wer daher auf diese mit so vielen Vorzügen ausgerüstete Zeitschrift "Das neue Blatt" noch nicht abonnirt ist, sollte Abonnement entweder bei der Post oder bei der nächsten Buchhandlung sofort bestellen.

Das Neue Blatt erscheint in zwei Ausgaben:

Nummer-Ausgabe. Jede Woche eine Nummer. Preis M. 1,50 vierteljährlich.
Heft-Ausgabe. Alle 14 Tage ein Heft à 40 Pfg.

Diese Heft-Ausgabe schliesst eine elegante Moden-Zeitung mit ganz neuartiger Darstellung grosser Schnitttheile, betitelt: Neueste Moden für unsere Damen, gratis in sich ein.
Freilich ist diese Heft-Ausgabe nur durch Buchhandlungen und nicht durch die Post zu verlangen. Die Post besorgt nur die Nummer Ausgabe. Im Unterhaltungsblatte laufen drei grosse Novellen neben einander, von denen die erste phantastisch spannend die Wirkung noch unerforschter geistiger Kräfte mit in die Erzählung eingreifen lässt. Die zweite Novelle ist ein Treffer für weiche empfindungsvolle Gemüther, während die dritte betitelt: "Zwölf Procent", abenteuerreiche Erzählungen vorziehende Leser zu Dank verpflichten wird.
Der Nachweis des Abonnements berechtigt zu sofortigem Bezug der beiden Prämien, direct von der Verlagshandlung, wenngleich diese directe Prämien-Versendung, wie aus untenstehender Anzeige ersichtlich, die dazu angestellten Arbeitskräfte beinahe bis zur Grausamkeit anspannt. Das bewirken also

Die zwei Tanten.


Wer das Geld dafür ausgegeben hat,
der soll urtheilen.

Wie nicht anders zu erwarten war, ist die Verlagshandlung, seitdem sie sich erboten hat die beiden Prämien "Die gute Tante" und "Die strenge Tante" den Reflectanten auch directzuzusenden, mit Post-Anweisungen geradezu überschüttet worden, so zwar, dass die hierauf erfolgte Expedition nicht ohne Aufregung und Aufsehen und namentlich nicht ohne wesentliche Verstärkung der Expeditionskräfte bewirkt werden konnte. Gleich die allerersten Versendungen wurden sofort mit Aeusserungen der Anerkennung erwiedert, wovon täglich mehr und mehr einlaufen. Dabei ist der Zuspruch zu den Prämien von Tag zu Tag noch im Wachsen begriffen. Keine Post trifft ein, ohne dass sich die Einrichtung der Post-Anweisungen als schnellstes und handlichstes Zahlungsmittel, namentlich für massenhafte Einzelversendungen, trefflich bewährt.

Die Verlagshandlung von A. H. Payne in Leipzig.


82ste Herzogl. Braunschwg.
Landes=Lotterie.
Hptgew. ev. 450,000, 300,000 150,000, 80,000, 60,000, 40,000, etc. Beginn der Ziehungen am 18. & 19. Januar 1877.
------------------------------------------------------------------------------------
Orbres auf Originalloose
à 4 Mark pr. Viertel,
à 8 Mark pr. Halbe,
à 16 Mark pr. Ganze.
effectuiret prompt unter Beifügung des amtl. Verloosungsplanes gegen Einsendung oder Posteinzahlung des Betrages.
Amtl. Gewinnlisten senden sofort und zahlen Gewinne 3 Tage nach der Ziehung.
H. Abbes &. Co.,
Bremen,
staatl. concess. Hauptcollecteure.

Steiner.


Spielwerke

4 bis 200 Stücke spielend; mit oder ohne Expression, Mandoline, Trommel, Glocken, Castagnetten, Himmelsstimmen, Harfenspiel u. s. w.

Spieldosen

2 bis 16 Stücke spielend; ferner Necessaires, Cigarrenständer, Schweizerhäuschen, Photographiealbums, Schreibzeuge, Handschuhkasten, Briefbeschwerer, Blumenvasen, Cigarren=Etuis, Tabaksdosen, Arbeitstische, Flaschen, Biergläser, Portemonnaies, Stühle etc., alles mit Musik. Stets das Neueste empfiehlt

J. H. Heller, Bern.
Illustrirte Preiscourante versende franco.
Nur wer direct bezieht, erhält Heller'sche Werke.


Kampfgenossen=Verein 1870/71.
Donnerstag den 18. d. Mts.
Ball
im Vereinslocale.
Entree für Mitglieder 50 Pfennig (Mecklenburg)., Nichtmitglieder 1 M.50 Pfennig (Mecklenburg). Anfang 6 1/2 Uhr.
Kriegsdecoration ist anzulegen.
Schönberg.                                                     Das Ball=Comite.


Gesucht:

gegen vorzügliche Hypothek
1200 M. in ein städtisches Grundstück,
2100 M. in ein Gewese auf dem Lande.
Julius Kibbel, Schönberg.


Geld

zu Hypothek und auf Wechsel wird pünktlich besorgt durch

Julius Kibbel,     
Commissionär.     


Kapitalisten,

welche Gelder gut unterbringen wollen, erhalten Näheres durch

Julius Kibbel,     
Commissionär.     


Zwei freundliche Zimmer nebst Kammer und Hofstall sind zu Ostern oder später an einen Herrn oder eine Dame zu vermiethen.
Wo? sagt die Expedition der Anzeigen zu Schönberg.


Drei Dienstmädchen, Küchenmädchen, Stubenmädchen und Viehmädchen sucht zu Ostern.

Mühlenpächter Wieschendorf,
Stove.


Einige 20 Scheffeln

Holzkohlen

hat abzugeben

H. Wolgast,
Bäckermeister in Schönberg.


Großer Maskenball
am Freitag den 26. Januar 1877,

wozu alle Freunde und Gönner von Stadt und Land hierdurch ergebenst einladet.

M. Boye Wwe.
Schönberg.
Anfang 7 Uhr.

Maskenbillets à M 1,00 und Sitzplätze à M.1,50 sind bei Herrn Cigarrenfabrikant Rieckhoff und in meinem Hause zu haben.


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 4 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 4 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 12. Januar 1877.


     Symbol für Frauen-Zeitung      Illustrirte
Frauen-Zeitung.
Aufgabe der "Modenwelt" mit Unterhaltungsblatt.
Gesammt-Auflage allein in Deutschland 227,000.
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Erscheint alle 8 Tage.
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Vierteljährlich M. 2,50.

Jährlich: 24 Nummern mit Moden und Handarbeiten, gegen 2000 Abbildungen enthaltend.
12 Beilagen mit etwa 200 Schnittmustern für alle Gegenstände der Toilette und etwa 400 Musterzeichnungen für Weiss-Stickerei, Soutache etc.
12 grosse colorirte Modenkupfer.
24 reich illustrirte Unterhaltungs-Nummern.

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Grosse Ausgabe. Vierteljährlich. M. 4,25.

Jährlich, ausser Obigem: noch 24, im Ganzen also 36 colorirte Modenkupfer und 24 Blätter mit historischen und Volkstrachten.

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Die Modenwelt,

jährlich: 24 Nummern mit Moden und Handarbeiten, sowie 12 Schnittmuster-Beilagen (wie bei der Frauen-Zeitung),

kostet vierteljährlich nur M. 1,25.

Abonnements werden von allen Buchhandlungen und Postanstalten jederzeit angenommen.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag 14. Januar.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M -Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen17 M -Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen15 M 50Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat20 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Enten d. S. M2,50 .
Hühner d. St. M1,20 .
Hasen das Stück M3,50 .
Tauben d. St. M0,40 .
Küken d. Stück M0,90 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 4 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .
Spickgans d. St. M3,00 .


- Das greise Ehepaar Zassenheim, welches in der Nacht zum 31. December in seiner Wohnung zu Fürstenberg ermordet wurde, war in Hamburg sehr bekannt und beliebt, so daß die große Theilnahme, welche das schreckliche Schicksal desselben hier erweckte erklärlich ist. Die Ermordeten hatten im Ganzen sieben Kinder, von denen ein Sohn, der Kaufmann Hermann Zassenheim, in Hamburg wohnt. Im vorigen Jahre beging das würdige Ehepaar das seltene Fest der goldenen Hochzeit und zwar ohne Aufsehen erregenden Prunk, der ihrer schlichten Weise widerstand. Am Tage vor der Ermordung waren sie in Gesellschaft mehrerer Verwandten, und das Gespräch verbreitete sich auch zufällig über den Tod. Die beiden greisen Gatten äußerten bei dieser Gelegenheit, daß sie es für ein glückliches Loos erachten würden, in derselben Stunde von der Hand des Todes hinweggerafft zu werden. Dieser Wunsch, in dem sich eine rührende Gattenliebe spiegelt, sollte nur zu bald in Erfüllung gehen, aber leider auf eine andere Art, als sie sich vorgestellt. Nach Mittheilung an Verwandte wurde die Frau mit einem langen Dolchmesser getödtet, welches der Mörder mit solcher Kraft geführt hatte, daß die in die Brust gestoßene Klinge hinten am Rücken wieder zum Vorschein gekommen war. Allem Anschein nach ist die entsetzliche Blutthat von Personen verübt worden, welche mit den Localitäten des Hauses genau vertraut waren, und vermuthet man, daß dieselben am Abend in der Zeit sich Eingang in die Wohnung zu verschaffen gewußt haben, wo Zassenheim und seine Gattin bei einer Schwester des Ersteren zum Besuche abwesend war. Das Dienstmädchen, welches auf dem Boden schlief, hat während der Nacht kein Geräusch vernommen, am Morgen aber fiel ihr der Brandgeruch auf (die Mörder hatten bekanntlich, wahrscheinlich um ihre Unthat zu verheimlichen, das Bett, auf welchem die Leichen lagen, angezündet); sie kam in Folge dessen herunter und allarmirte alsbald die Nachbarschaft. Die erste Person, welche darauf die Wohnung betrat und sich mit eigenen Augen überzeugte, war die eigene Tochter der Ermordeten, welche in dem Hause nebenan wohnt. Dieselbe wurde von dem furchtbaren Anblick so erschüttert, daß sie in Ohnmacht fiel und es fast bis zum Abend währte, bis sie wieder zur Besinnung kam. Nach weiteren hier eingegangenen Mittheilungen hatte Zassenheim am Tage vor seiner Ermordung einen Geldbrief empfangen, den der oder die Mörder, die vielleicht vorher Kenntniß davon hatten, an sich genommen zu haben scheinen. Es sind bis jetzt mehrere Personen verhaftet worden, welche theils der That, theils der Mitwissenschaft an derselben dringend verdächtig sind. Von den geraubten Gegenständen ist, wie man vermuthet, mehreres nach Hamburg geschickt worden und war deshalb die dortige Criminalpolizei am 8. Jan. mit dieser Angelegenheit beschäftigt, ohne jedoch Licht in dieselbe bringen zu können.
- Sehr russenfreundliche Berliner Zeitungen halten die gegenwärtige Lage Rußlands für trostlos. Die Kräfte des russischen Volkes, sagen sie, seien schon durch die Mobilmachung so erschöpft, als ob ein langer und schwerer Krieg geführt sei. Die Anleihe im Ausland mißglückt, daheim nur halb geglückt; binnen Jahresfrist ein Abfluß an Edelmetall von 97 Millionen bei einem Zufluß von 4 Mill.; auf allen wirthschaftlichen Gebieten vollständige Lähmung: in Odessa, dem Mittelpunkte des südrussischen Handels, Verkehrsstockung und Furcht vor Hungersnoth; im kultivirtesten Theil des Reiches, in Polen, 1720 Zwangsversteigerungen von Gütern.
- Am 6. Jan. ist der Dampfer Saxonia bei der Insel Helgoland auf den Grund gerathen und konnte nicht wieder flott gemacht werden. Passagiere und Mannschaften sind gerettet.
- Den Parisern wird Angst um ihre Ausstellung. Die deutsche Ablehnung hat den Schweden Muth gemacht, den Parisern einen Korb zu geben und die Schweiz und Oesterreich füttern ihren Korb mit weicher Seide. Rußland wird nachfolgen.
- Wechsel über Spielverlust. Ein über Spielverluste ausgestellter Wechsel kann nach einem Erkenntniß des Reichsoberhandelsgerichts 2. Senats, vom 15. Novbr. 1876 vom Inhaber gerichtlich nicht geltend gemacht werden, wenn ihm bei dem Erwerb des Wechsels mitgetheilt worden ist, daß das zum Grunde liegende Geschäft ein Spiel gewesen.
- Verjährungsfrist. Allen Anzeichen zufolge wird ein Reichsgesetz, betreffend die Einführung einer kürzeren Verjährungsfrist für Forderungen aus dem täglichen Geschäftsverkehr nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die Materie ist jedenfalls eine weit schwierigere, als man in der Regel anzunehmen scheint. Angezeigt wäre es jedenfalls, wenn die Handelskammern die Frage in Berathung zögen.
- Die zur Herstellung einer ausreichenden Küsten=Vertheidigung der französischen Kriegs=Entschädigung entnommenen 25 Millionen sind in geeig=

[ => Original lesen: 1877 Nr. 4 Seite 6]

neter Weise zu genanntem Zwecke verwandt worden. In der Nordsee decken die Werke der unteren Elbe, Weser und am Jahde=Busen gegen jede Landung, ebenso schützen an der Ostsee=Küste die Vertheidigungs=Anlagen von Sonderburg, Kiel, Swinemünde, Colberg und Danzig. In ausreichendem Maße ist für Anwendung und Vorhandensein von Denfensiv=Torpedos gesorgt, so daß einer feindlichen Flotte eine Annäherung an unsere durch natürliche maritime Verhältnisse schon sehr geschützte Küste ungemein schwer werden würde. Einigermaßen auffallend wird es bemerkt, daß an einem der Landung zugänglichen Punkte, in der Neustädter Bucht südlich von Kiel, keine äußeren Vertheidigungs=Anlagen vorgesehen sind. Während England und Frankreich schwere Panzer=Ungethüme bauen, verfolgt Deutschland das entgegengesetzte Princip, da anstatt der im Marine=Etat ausgeworfenen fünf schweren Panzer=Monitors leichte Panzer=Torpedo=Boote gebaut werden. Die Marine beabsichtigt, mit diesen Schiffen rücksichtslos gegen die starken feindlichen Panzer=Schiffe vorzugehen und im schlimmsten Falle das billige Torpedo=Schiff gegen einen theuren feindlichen Eisen=Coloß einzusetzen. Die Anbringung eines Whiteheadschen Lancir=Torpedo's am Bug unserer Torpedo=Schiffe wird jedoch oft die Vernichtung des feindlichen Schiffes ohne die Aufopferung des eigenen möglich machen. Von diesen kleinen Torpedo=Schiffen werden bis spätestens 1882 30 Stück vollendet sein, von welchen 12 zur offensiven Vertheidigung der Nordsee, 18 für die der Ostsee bestimmt sind. Diese letzteren werden zu 1/3 im Alsensund=Sonderburg, zu 1/3 in der Kiel=Neustädter Bucht und mit dem letzten Drittel in der Swinemünde=Danziger Bucht stationirt werden. So berichtet das Frankf. Journal.
- Das Hangen und Bangen in schwebender Pein erfährt in Wien eine ganz neue Beleuchtung. Der Mörder Francesconi ist, wie in Oesterreich üblich, gehängt worden und dieses Hängen d. h. die Todesnoth soll unnöthig lange gedauert haben. Drei viel genannte Leute, der berühmte Arzt, Prof. Dr. Patruban, der Scharfrichter Willenbacher in Wien und der Prager Scharfrichter streiten sich in den Zeitungen über die beste d. h. erfolgreichste Methode des Hängens. Bei Francesconi hat das Hängen 54 Secunden in Anspruch genommen, der Prager Scharfrichter behauptet, nach seiner viel kürzeren Methode sterben die Missethäter viel rascher; der Professor ist weder mit dem Einen, noch dem Andern einverstanden. Interessant ist dabei, wie tapfer und gewandt und originell der Wiener Scharfrichter seine Sache in den Zeitungen verficht. Sehr interessant, sagen die Wiener, aber man lernt das Gruseln dabei.
- Einem englischen Bürger blieb seine Frau zu lange aus, die bei ihren Eltern zu Besuch weilte. Briefe halfen nichts; da ließ der Mann sein Wohnhaus photographiren und stellte sich dabei mit der hübschen Frau seines Nachbars auf den Balkon, so daß sie beide mit photographirt wurden. Diese Photographie schickte er seiner lieben Frau mit dem nächsten Briefe und - mit dem nächsten Bahnzuge war seine Frau da.
- Ein Schneider aus Bayern logirte sich kürzlich unter dem Namen Heinrich XX. von Reuß=Köstritz in dem Gasthof "Stadt Kiel" in Altona ein und genoß dort 15 Tage lang Kost und Logis ohne Bezahlung. Nachdem sich seine Angabe als unwahr herausgestellt hatte, wurde derselbe verhaftet, jedoch bald wegen Irrsinn dem Krankenhause überliefert.
- Widerspenstige Pferde zu zähmen. Der Reitknecht eines in Breslau wohnenden Cavallerie=Offiziers sah dort vor der Schmiede Pferde beschlagen. Eines derselben war sehr wild, hatte sich noch nie beschlagen lassen und auch der jetzige Versuch mißlang. Da trat der Reitknecht näher und versprach gegen Belohnung von 1 Thlr. das Pferd ohne allen äußeren Zwang sofort dahin zu bringen, daß es sich beschlagen ließe. Dies bewilligt, trat er nun vor das Pferd, hielt seine beiden Hände, in denen er nur sein Schnupftuch hatte, an die Nase des Pferdes, und siehe da, letzteres stand wie ein Lamm und ließ sich ruhig beschlagen. Man hatte jedoch bemerkt, daß der Knecht sich mit dem Inhalte eines Fläschchens Hände und Schnupftuch benetzt hatte; das Gläschen ward aufgefunden und der Inhalt als ätherisches Petersilienöl erkannt. Weiter angestellte Versuche, wobei mit circa 2 Drachmen desselben Oels ganz ähnlich verfahren wurde, gaben bei den bösesten Pferden dasselbe erwünschte Resultat. Diese Notiz wird für manchen Pferdebesitzer von Interesse sein, wenn auch schon früher bemerkt wurde, daß verschiedene ätherische Oele zur Besänftigung wilder Pferde beitrugen.
- Im November v. J. wurde ein zerstückelter Leichnam in der Seine gefunden und als eine Dienstmagd Marie Marach erkannt. Ihr Dienstherr, ein Arbeiter Billoir, kam in Verdachte der Mörder zu sein und leugnete. Jetzt hat er aus freien Stücken gestanden, er fei der Mörder, aber wider Willen, er habe das Mädchen im Zorne so getreten, daß sie umgefallen und todt gewesen sei, dann habe er den Leichnam zerstückt und in den Fluß getragen.
Eine wahre Berliner Geschichte. Am 18. März 1848 - Vielleicht erinnert man sich noch, daß es an diesem Tage ziemlich lebhaft in Berlin zuging, - wurde, wie stets an Sonnabenden üblich, auf der Königlichen Bibliothek der Auszug derjenigen Sünder gemacht, welche entliehene Bücher länger als vier Wochen behalten hatten und nun nach Recht und Gesetz mit 5 Silbergroschen Strafe belegt werden sollten. Ein alter Bibliothek=Diener, erhielt die Vollmacht zur Vollstreckung des Urtheils, nahm die desfallsigen Urkunden und ging im gewohnten Adagio=Tempo vorwärts, unbekümmert um das gegen Mittag bereits sehr wilde Durcheinander auf den Straßen. Sein Weg führte ihn auch zu einem unserer bedeutendsten Kunstgelehrten, derselbe war nicht zu Hause und die Wirthin gab die Auskunft: "Er is uf die Barrikade". Ruhig ging der Alte wieder zurück und referirte: "Er is uf die Barrikade." - "Das geht mich nichts an, zum Donnerwetter" knurrte sein eben so alter Vorgesetzter, dann suchen Sie ihn dort auf." - "Is jut", meinte der Alte und trollte sich. Ein Arzt, der ihn von der Bibliothek her kannte, begegnete ihm am Petriplatz und rief: "Mensch, machen Sie, daß Sie nach Haus kommen, Sie schießen ja schon."
- "Ach wat", erwiderte der Unerschütterliche, ick bin ja Beamter". - Und so kam er an die Barrikade in der Breitenstraße bei d'Heureuse. "Is Doctor X. hier"? fragte er den Nächststehenden. "Schaafskopp", rief ein Bummler freundlich, ein Anderer aber sagte: "Der is ufm Alexanderplatz". Der Alte ging. Nach vielen Kreuz= und Querwegen kam er zur Barrikade des Alexanderplatzes und richtig, da oben dirigirte der Kunstgelehrte. Der Alte kletterte mühsam über die aufgerissenen Pflastersteine, über die aufgestapelten Decorationen des alten Königstädter Theaters und erreichte so sein Opfer. "Herr Doctor", rief er vergnügt, zog aus der Tasche die ominöse Strafkarte und hielt sie ihm vor. "Was denn"? - "Sie müssen "vier Jute berappen von wegen die nicht abgelieferten Bücher."
- "Mensch, sind sie toll? Jetzt habe ich keine Zeit." - "Was, toll, ick? Is jut". - "Alter Tyrannenknecht"! brüllte ihn ein Arbeiter an, der an den blauen Rock mit Metallknöpfen Aergerniß fand, und schob ihn aus dem Wege. - "Det heeßt, Herr Doctor, zahlen müssen Sie doch, also die vier Jute". - Aber von allen Seiten gedrängt, mußte der Alte für jetzt abziehen. - Die Bibliothek erreichte er freilich an diesem Tage nicht wieder, aber doch wohlbehalten seine Wohnung. Am Montag den 20. ganz früh klingelte es bei Doctor X. und der Unerbitterliche stand an der Thür mit seinem Zettel und seinem permanenten: "Herr Doctor, nu hilft es allens nicht! Vier Jute, sonst werd ick angeschnautzt". Der Doctor zahlte lachend, der Alte indeß meinte grimmig: "Wenn ich den Kerl kriege, der mir als Beamten in Dienst "Tyrannenknecht" geschumpfen - der soll's jut haben."


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