No. 94
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. Dezember
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 94 Seite 1]

Politische Rundschau.

Mecklenburg. Die Frage wegen der französischen Kriegskontributionsgelder wird nun endlich durch die Großherzigkeit Sr. Königl. Hoheit unseres Großherzogs ihre Entscheidung finden. Ein Allerhöchstes Reskript vom 25. Nov. genehmigt den kürzlich erwähnten Vorschlag der Stände betreffs der französischen Kriegskontributionsgelder unter der Voraussetzung und ausdrücklichen Bedingung, daß Stände nunmehr auch den Allerhöchsten Propositionen wegen Ablösung der Stolgebühren und Beschaffung der Kosten für die Justizeinrichtungen im wesentlichen zustimmen werden; doch soll dadurch weder der bisher vertretene Rechtsstandpunkt aufgegeben noch ein Präjudiz für künftige Fälle eingeräumt werden, und die Stände sollen gehalten sein, sich jeder Monitur gegen die bisherige Verwaltung der Gelder begeben.
Einem dem Landtage vorgelegten Berichte des Großherzoglich mecklenburg=strelitzschen Konsistoriums über den Einfluß des Civilstandsgesetzes auf die kirchlichen Verhältnisse des Herzogthums Strelitz in der Zeit vom 1. Januar bis 31. October d. J. entnehmen wir folgendes: beharrliche Taufweigerungen sind nur in Altstrelitz und zwar seitens eines bapistischen und seitens eines aus Amerika hergezogenen Ehepaares vorgekommen. Dagegen hat die Bereitwilligkeit der Eltern, ihre Kinder zur Taufe zu bringen "nicht selten" durch den angebotenen Erlaß der Gebühren erkauft werden müssen. Beharrliche Trauweigerungen sind nur zwei erwähnt. Außerdem hat einem Ehepaare die nachgesuchte Trauung kirchlicherseits verweigert werden müssen; ein Paar ist ungetraut, weil der Mann ein Christ und die Frau eine Jüdin ist; und einem anderen Paare würde die Trauung wegen groben unsittlichen Verhaltens versagt werden, wenn dieselbe begehrt würde. Bemerkenswerth ist, daß der Ausfall an Taufgebühren verhältnißmäßig ein viel höherer ist, als an Traugebühren. In Summa haben die von Pastoren und anderen Kirchendienern erlittenen Verluste betragen: an Taufgebühren: 1912,10 Mk., an Proklamations= und Traugebühren: 1676,53 Mk., an anderen Gebühren: 342,50 Mk., im Ganzen: 3931,13 Mk.; doch sind da manche Posten noch nicht mit eingerechnet, und in Wirklichkeit dürfte sich der Gesammtverlust noch bedeutend höher stellen. Das Konsistorium richtet infolgedessen an die hohe Landesregierung die Bitte: nach Kräften einen Ersatz dieser Ausfälle zu erwirken und wegen Ablösung der Tauf=, Proklamations= und Traugebühren eine ähnliche Verordnung, wie sie für das Großherzogthum Mecklenburg=Schwerin erlassen ist, zu befürworten.
Für das Herzogthum Strelitz steht nunmehr eine erfreuliche Lösung der Stolgebührenfrage in sicherer Aussicht. Wie mag es sich aber denn damit in unserm Fürstenthum verhalten? Hoffentlich sollen hier doch nicht Stolgebühren bezahlt, resp. verweigert werden bis endlich einmal unser Landtag zu Stande kommt, während rings die Stolgebühren abgelöst sind ; zumal da hier der von den Pastoren und den übrigen Kirchendienern zu tragende Verlust verhältnißmäßig viel größer ist, als im Herzogthum. Wohl wäre es wünschenswerth, daß unser Landtag in dieser wichtigen Sache mitsprechen könnte; aber wenn doch nun einmal die zu Landesvertretern erwählten Männer, wenigstens in ihrer Mehrzahl, das Land nicht vertreten wollen, und dadurch die wichtigen Interessen des Landes geschädigt werden, so scheint es uns doch die Pflicht unserer Regierung zu werden, diesen Interessen ohne Rücksicht auf den Landtag Rechnung zu tragen, um so mehr, als ja die Mittel zu einer Ablösung der Stolgebühren auch für uns in den französischen Kriegskontributionsgeldern vorhanden sind.
Wie unheilvoll die neuere Gesetzgebung, besonders die Gewerbeordnung, die Bestimmungen über Paßfreiheit, Freizügigkeit und Unterstützungswohnsitz auch für Mecklenburg gewirkt hat, zeigen in erschreckender Weise die im offiziellen schweriner "Regierungsblatt" enthaltenen Angaben über die in den letzten Jahren von der Gensdarmerie zur Haft gebrachten Personen. Danach wurden in den neun Jahren von 1858 bis 1866 im Ganzen 6907 Individuen, darunter 1848 Vagabonden und Bettler arretirt; und die Zahlen bewegen sich zwischen 879 im Jahre 1858 und 559 im Jahre 1864, beziehungsweise zwischen 240 Vagabonden im Jahre 1859 und 156 im Jahre 1864; während in den neun Jahren von 1867 bis 1875 im Ganzen 13,996 Individuen, worunter 9,353 Vagabonden und Bettler zur Haft gebracht wurden; hier bewegen sich die Zahlen zwischen 815 im Jahre 1870 und 2,498 im Jahre 1874, beziehungsweise zwischen 327 Vagabonden im Jahre 1867 und 1815 im Jahre 1874. In letzterem Jahre allein sind also fast eben so viele Vagabonden und Bettler arretirt worden, wie in den neun Jahren von l858 bis 1866 zusammen! Das sind denn doch ungeheuerliche Zahlen; und wessen Augen nicht durch Parteirücksichten gebunden sind, wird schon allein auf Grund dieser Zahlen zugestehen müssen, daß eine principielle Aenderung unserer deutschen Gesetzgebung dringendstes Bedürfniß ist. Gewiß das Freizügigkeitsgesetz, die Gewerbeordnung u. s. w. haben auch für Mecklenburg sehr wichtige segensreiche Aenderungen herbeigeführt; und wenn es sich je darum handeln sollte, diese Gesetze gänzlich wieder abzuschaffen, so würden wir die ersten sein, die sie vertheidigen wollten; aber alle schrankenlose Freiheit, wie sie der Liberalismus prinzipiell vertritt, ist für das Staatswohl wie für das Einzelwohl unzweifelhaft viel gefährlicher und verderblicher als irgend welche Gebundenheit. Wie wichtig es ist, daß der Staat seinen Angehörigen möglichste Freiheit gewährt, so muß doch nothwendig jeder Freiheit ihre unübersteigbare Schranke gesetzt werden. Eine Freiheit, die keine Schranken hat, ist keine Freiheit mehr und muß nothwendig in die schlimmste Knechtschaft umschlagen.
Deutschland. Der deutsche Reichstag hat das Einführungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetz, sowie das Einführungsgesetz zur Zivilprozeßordnung nach den Beschlüssen der Justiz=Kommission angenommen. Auch von der Strafprozeßordnung ist schon der größere Theil in Uebereinstimmung mit den Anträgen der Kommission erledigt.
Wie es heißt, wird sich auch der Bundesrath in den nächsten Tagen mit der Frage wegen einer Betheiligung des deutschen Reiches an der pariser

[ => Original lesen: 1876 Nr. 94 Seite 2]

Weltausstellung beschäftigen und dann seine bezüglichen Beschlüsse dem Reichstage mittheilen.
Türkei. Das Zustandekommen der Konferenz in Konstantinopel scheint nunmehr doch gesichert zu sein, besonders seit England dem festen Auftreten Rußlands gegenüber etwas kleinlauter geworden ist und nicht mehr so stark mit dem Säbel rasselt. Doch wird ein Krieg zwischen Rußland und der Türkei noch immer als unvermeidlich bezeichnet.


Anzeigen.

Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meierei Demern, welche Johannis 1877 aus der Pacht fällt, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainen=Amte Termin auf

Sonnabend den 2. December d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumt worden, wozu Pachtliebhaber hiedurch geladen werden.
Dem Großherzoglichen Hohen Kammer= und Forst=Kollegio in Neustrelitz bleibt die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Konventionalpön von 3000 Reichsmark zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und ökonomische Tüchtigkeit, sowie über das zur Annahme des Pachtstücks erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Kontractsbedingungen können in der hiesigen Amts=Registratur eingesehen und das Pachtstück nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe Demern in Augenschein genommen werden.
Schönberg den 19. November 1876.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


In Sachen betreffend den Concurs über das Vermögen des Mühlenbesitzers A. Capell zum Hammer werden diejenigen nicht präcludirten Capell'schen Gläubiger, welche bisher mit Anwälten noch nicht versehen sind, hiemit aufgefordert, binnen 14 Tagen a dato procuratores in loco zu bestellen, unter dem Nachtheile, daß sie anderenfalls an die etwaigen Beschlüsse der mit Procuratoren versehenen Creditoren gebunden sein sollen.
Schönberg, den 28. November 1876.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Antragsmäßig soll über das zum Hammer belegene Büdnerstelle c. p. des Büdners Heinr. Willms daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend den 13. Januar 1877,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke, sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 27. September 1876.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Die
Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt
zu Schönberg

ist an jedem Mittwoch von 8 - 12 Uhr Vormittags geöffnet.

Das Directorium.


Holzverkauf.

Am Dienstag den 5. Decbr. Morgens 10 Uhr sollen im Kruge zu Boitin=Resdorf nachstehende Holzsortimente aus dem Resdorfer Zuschlage meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

     16 Stück schwache Eichen Drümme
     20 Stück Lärchen Hopfenstangen
     16 Rmet Elchen Olm und Knüppel
       6 Rmet Buchen Olm und Knüppel
ca. 20 Fuder Eichen Durchforstholz I. u. II. Cl.
ca. 40 Fuder Buchen Durchforstholz I. u. II. Cl.
Schönberg den 28. November 1876.

Der Oberförster.     
C. Hottelet.       


Am Montag den 4. December, Morgens 10 1/2 Uhr, wird im Kruge zu Lüdersdorf

50 Cav. starkes Buschholz

öffentlich meistbietend verkauft.
Das Holz liegt zur Besichtigung in meiner zu Lüdersdorf belegenen Buschkoppel.

Hauswirth J. Fick.     


Die unterzeichnete Prüfungs=Commission macht die im Jahre 1857 geborenen Wehrpflichtigen ihres Bezirks, welche die Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Dienst nachsuchen wollen, darauf aufmerksam, daß sie sich spätestens bis zum 1. Februar 1877 bei ihr schriftlich zu melden, und bei dieser Meldung die Vorschriften in § 89 der Ersatz=Ordnung vom 28. September 1875 zu beachten haben.
Bis zu demselben Zeitpunkte haben sich auch diejenigen später geborenen Wehrpflichtigen zu melden, welche ihre wissenschaftliche Befähigung für den einjährig=freiwilligen Dienst im März 1877 durch eine Prüfung nachweisen wollen.
Schwerin den 20. November 1876.

Großherzoglich Mecklenb. Prüfungskommission für Einjährig=Freiwillige.
Das Militair=Mitglied. Baron v. Stenglin
Das Civil=Mitglied. Dippe


Die diesjährige Herbstversammlung des landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg findet am

Mittwoch, den 6. December,

im Hause der Frau Boye in Schönberg statt.

C. Burmeister     
z. Z. Secretair.     


Neue Traubrosinen,
Malaga=Feigen,
Smyrna=Feigen, in 2Pfd.=Kistchen,
Citronen,
trockene amerik. Aepfel, à Pfd. 70 Pfennig (Mecklenburg).,
candirten Ingber

empfiehlt billigstens

Aug. Spehr.     
Schönberg.      


Einrahmung von Bildern,
geschweifte Gardienenbretter,
Spiegeln, in braunen, Baroque= und vergoldeten,
Rähmen zu billigen Preisen bei

H. Peters,                   
Glasermeister in Schönberg.     


Echte Messina-Apfelsinen
empfiehlt                                                    
                                                    Wwe. Greiff, Conditor.
                                                    Schönberg.


Champignons in Butter,
getrocknete Champignons, Liebig's Fleisch=Extract, Agar-Agar, nonp. Capern, rothe und weiße Gelatine, Fadennudeln, Figurennudeln, Pfeifen= und Schneckenmacaronie, weißen und Perlsago, Cakes in mehreren Sorten

empfiehlt

J. Ludw. D. Petersen     
in Schönberg.         


[ => Original lesen: 1876 Nr. 94 Seite 3]

Antique geschnitzte
Holzsachen

als Journal= und Wandmappen, Garderobe=, Handtuch= und Schlüsselhalter, Stockständer, Cigarren=, Schlüssel= und Liqueurschränke, Wand= und Eck=Consolen, Blumentöpfe, Jardinieren, Blumentische, Lesepulte, Zahnbürsten u. Schwammhalter etc. Alles zur Stickerei passend. Photographierähmen in ganz großer Auswahl empfiehlt

Hermann Hartmann, Lübeck.
Breitestraße 796,
vis à vis Hotel Düffke.


Fried. Matz.
Lübeck, Breitestrasse 804
Lager von Teppichen und Cocosmatten jeder Art.


Grabkreuze

in vielen hübschen Mustern aus verschiedenen Eisengießereien hält zu Fabrikpreisen stets auf Lager und empfiehlt bestens

Moritz Stein.     
Ratzeburg.        

Lager von meinen Grabkreuzen zu denselben billigen Preisen bei den Herren

H. Siebenmark=Schlagsdorf,
J. Borchert=Carlow.


Uhr Uhren, Gold= & Silberwaaren
in großer Auswahl empfiehlt zu billigen Preisen
Heinrich Kock,
Uhrmacher & Goldarbeiter in Schönberg.


Auf der Chaussee nach Lübeck habe ich am Freitag Mittag einen Schirm gefunden, den der sich ausweisende Eigenthümer gegen Erstattung der Kosten zurückerhalten kann.

Produktenhändler Math. Kock in Selmsdorf.     


   Für Damen.   
Das schönste, practische und liebenswürdigste
   Weihnachtsgeschenk   
ist
Heuser's Nähtisch-Scheeren- Garnitur

aus Solinger Silberstahl (Silver steel) enthaltend:
Zuschneide-, Nagel-, Stick-, Knopflochscheere mit Stellschraube und ein hochfeines Trennmesser.
Preis für Garnitur: 4 Scheeren, 1 Messer in feinem Etui 5 M. Unentbehrlich für jeden Nähtisch. Dauerhaft und unverwüstlich bei fleißigem Gebrauch. Garantie der Vorzüglichkeit durch eventuelle franco Rücknahme. Depôt für Deutschland bei Ww. Heuser, 18, Rehmplatz, Aachen. Versandt der Kürze halber gegen Nachnahme.
Von den vielen eingegangenen Anerkennungsschreiben lasse eines derselben folgen:
Ew. Wohlgeboren ersuche um die Gefälligkeit, mir noch 4 Stück Nähtisch=Scheeren=Garnituren à M. 5 gegen Nachnahme einzusenden.
Koschentin (Oberschlesien), den 18. October 1876.
Emma Hüppe, bei der verwittweten Prinzessin zu Hohenlohe Ingelfingen.


Abgelagerte
Bremer u. Hamburger Cigarren

empfiehlt

J. Ludw. D. Petersen.     


Gelbe Brecherbsen und weiße Bohnen

empfiehlt

J. Ludw. D. Petersen.     


Oliven-Oel,
Prov. Oel, Sardellen, Rahm= und Schweizerkäse
empfiehlt                                                     J. Ludw. D. Petersen.


Rein engl. Syrup

zu Pfeffernüssen empfiehlt

J. Ludw. D. Petersen.     


Ital. Brunellen

Malaga=Feigen, Smyrna=Feigen in kleinen Kisten, ital. Haselnüsse, franz. Wallnüsse, Traubrosinen, Krachmandeln, Rosinen ohne Steine, Zitronen, Succade, cand. und trockne Pomeranzenschaalen, gerein, Pottasche, süße u. bittere Mandeln, Chocolade und Thee, alle Sorten

türk. Tafel=Pflaumen

hält bestens empfohlen

J. Ludw. D. Petersen.     


Laterna-magica (Zauberlaterne) und Nebelbilder=Apparate.

Leider erfreue sich diese reizenden Apparate noch nicht der Verbreitung, welche denselben im Interesse der gediegenen belehrenden Unterhaltung, sowie des großen Vergnügens die sie bieten gebührt. - Der Grund mag wohl darin liegen, daß die seither in den Handel gebrachten Apparate zu theuer und die Handhabung derselben eine zu complicirte ist.
Die Firma Hermann Bernhard in Leipzig hat es sich zur Aufgabe gestellt, praktisch construirte Apparate (unter Musterschutz) zu den entsprechend billigsten Preisen zu liefern und dadurch die Anschaffung eines solchen Apparates jeder Familie zu ermöglichen.
Die Preise sind bei solidestem Fabrikat:

Laterna-magica, neueste runde Form mit 12 feinen Glasbildern M. 6 - .
Laterna-magica, größere Sorte mit 9 Bildern (Farbenspiel, Landschaften, beweglich komisches Bild M. 10 -.
Nebelbilder=Apparat mit 2 Laternen nebst Zubehör, Bilder etc. M. 24. -.
Wir können diese Apparate nur empfehlen und dürfte es kaum ein geeigneteres Weihnachts=Geschenk geben, welche die langen Winterabende mit Freude und Genuß ausfüllt, wie diese Apparate, welche bleibenden Werth haben. -


Die Galanterie=Waaren=, Lampen und Kronleuchter=Handlung
von
Hermann Hartmann, Lübeck,
Breitestraße 796, vis à vis Hotel Düffke.

empfiehlt ein reichhaltiges mit allen Neuheiten der Saison versehenes Lager von

Weihnachtsgeschenken

zu sehr billig gestellten Preisen.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 94 Seite 4]

Vom 6. Juli bis heute sind nachstehende Schäden bei unserer Gesellschaft angemeldet:

  1) Vom Pächter Pumplün=Carlow 1 Kuh 135 M.
  2) Schulzen Bollow=Campow 1 Pferd 600 M.
  3) Müller Creutzfeld=Lockwisch 1 Kuh 135 M.
  4) von Böttcher Wegner=Schlagsdorf 1 Kuh 135 M.
  5) von Ackerbürger Boye hierselbst 1 Kuh 135 M.
  6) von Hauswirth Boye=Zarnewenz 1 Kuh 105 M.
  7) von Ackerbürger J. Burmeister 1 Pferd 600 M.
  8) von Schulzen Meier=Sülsdorf 1 Kuh 120 M.
  9) von Hauswirth Wigger=Grieben 1 Pferd 75 M.
10) von Oldenburg's Curatel=Herrnburg 1 Pferd 15 M.
11) von Schulzen Mette=Petersberg 1 Pferd 300 M.

und werden unsere Mitglieder ersucht, hierzu einen Beitrag von 60 Pfennigen pro 100 M. Versicherungssumme am

Dienstag, den 12. December d. J. Morgens 10 Uhr

im Boyeschen Gasthause hierselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 30. November 1876.

Direction der Versicherungs=Gesellschaft in Ratzeburg.


Der
Weihnachts-Ausverkauf

in meinem Geschäfte beginnt heute. Sämmtliche Artikel sind bedeutend im Preise herabgesetzt.

Damen-Jacken & Paletots
zu Fabrikpreisen.
Eine Parthie englischer
Kleiderstoffe
per Meter 58 Pfennige. Buckskins=Unterrockstoffe
in bedeutender Auswahl.
Großes Sortiment der neuesten
Umstecktücher.
Julius Schweigmann
in Schönberg.


Zu der am 13. u. 14. Decbr. d. J. stattfindenden

1. Gewinnziehung
271. Hamb. Stadt-Lotterie
empfehlen Originalloose

Viertel à 1 Mark 50 Pf.
Halbe à 3 Mark.
Ganze à 6 Mark.

H. Abbes & Co.
Bremen,
concessionirte Haupt-Collecteure.


Das
Möbel=Magazin
von
Friedr. Schramm, Lübeck,
Königstraße 904,

empfiehlt als passend zu Weihnachtsgeschenken zu besonders billigen Preisen

Näh-, Blumen-, Rauch- u. Visiten-Tische,
Blumenständer, Eckborten, Handtuchhalter, Garderobenhalter, Wiegenschämel etc. etc. in reicher Auswahl.


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 94 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 94 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 1. December 1876.


Seit vielen Jahren habe ich für Viele ihre Angelegenheiten bei der Ersparniß=Anstalt in Schwerin besorgt, und es thut mir leid, daß mein hohes Alter es mir unthunlich macht, damit fortzufahren. So danke ich denn herzlichst für das mir geschenkte Vertrauen und bitte die zahlreichen noch in meinem Verwahrsam befindlichen Einlagebücher abholen zu wollen, da ich sie nicht ferner besorgen werde.
Demern, den 28. November 1876.

Dr. C. Masch.     


Schaf Anfangs voriger Woche ist dem Unterzeichneten 1 einjähriges weißes Schaf, und 1 dreij. schwarzer Hammel entlaufen. Als Kennzeichen tragen beide die Spitze des rechten Ohrs abgeschnitten und am linken eine Kerbe.
Ein gutes Finderlohn, sowie Rückerstattung der Futterkosten wird dem betr. Finder zugesichert.
Lüdersdorf, den 24. November 1876.

J. Mahnke,     
Pächter.       


Hiemit mache ich die ergebene Anzeige, daß ich mich zu allen vorkommenden Arbeiten in Weiß= und Maschinen=Näherei sowie Damen=Schneiderei den geehrten Herrschaften der Stadt und des Landes bestens empfohlen halte unter Zusicherung reeller, prompter und billiger Bedienung.
Meine Wohnung ist beim Schlächtermeister H. Gramm in Schönberg.

Hochachtungsvoll

Marie Bockwoldt.          


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmtem Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.


Zugelaufen ein Lamm

auf dem Wege von Torriesdorf nach Gr. Siemz. Der rechtmäßige Eigenthümer kann dasselbe zurückerhalten gegen Erstattung der Kosten bei

Schönberg.                                                     Georg Ohls.


Wir machen hiedurch bekannt, daß wir den Jägern Ollrogg und Gerling die Beaufsichtigung unserer Buschkoppeln übertragen haben und werden künftig Alle, die unbefugt darin betroffen werden, dem Gerichte zur Bestrafung Anzeigen.

Die Dorfschaft Petersberg.     


2. Abonnement-Concert
am Donnerstag den 7. December
im Saale des Herrn Schützenwirth Evers zu Rehna.
Anfang Abends 6 1/2 Uhr.

Törber.     


Im Verlage von Richter's Verlagsanstalt in Leipzig ist erschienen u. in fast allen Buchhandlungen vorräthig: "Dr. Airy's Naturheilmethode", 32 Bogen, mit vielen in den Text gedruckt, anatom. Abbildung., Preis 1 Mark. - Dieses vorzügl. Werk kann allen Kranken, gleichviel an welcher Krankheit leidend, umsomehr dringend empfohlen werden, als das betreffende Heilverfahren sich als zuverlässig bewährt hat, wie die in dem Buche abgedruckten zahlreichen glänzenden Atteste beweisen.

Von Richter's Verlagsanstalt wird auf Wunsch ein Auszug aus diesem Buche Jedermann gratis und franco zur Einsicht zugeschickt


In der Nacht vom Sonntag auf Montag sind mir aus meiner Buschkoppel 7 starke Eschen gestohlen; wer mir den Dieb so namhaft macht, daß ich denselben gerichtlich belangen kann, erhält 30 Mark Belohnung.

Hauswirth Oldenburg.     
Rieps.                   


Geschäfts=Eröffnung.

Die von dem Herrn W. Kühn hieselbst übernommene Schänkwirthschaft und Bierhandlung werde ich am

Sonnabend den 25. d. M.

eröffnen und halte dieselbe einem hochgeehrten Publikum von Stadt und Land bestens empfohlen und wird es mein Bestreben sein, das Wohlwollen meiner geehrten Gäste mir zu erwerben und zu erhalten.

Hochachtungsvoll

J. Staack.                          

Schönberg, den 23. November 1876.


Glocksien & Evers,
Lübeck,
Schlüsselbuden 192,

Lager von kurzen Waaren en gros & en détail, Weihnachtsausstellung von Spielsachen und Galanteriewaaren.


Weihnachten.

Das hübscheste, für die langen Winter=Abende unterhaltendste Geschenk ist doch die Laterna-magica (Zauberlaterne), welche in neuester runder Form praktisch construirt nebst 12 feinen Glasbildern M. 6 - incl. Kiste kostet,
Größere Laterna-magica mit 9 feinen Bildern (Landschaften, beweglich komisches Bild und Farbenspiele) incl. Kiste M. 10. -
Nebelbilder=Apparate mit 2 Laternen und Verschwindungs=Apparat erzeugen brillante Bilder nebst Zubehör und Kiste M. 24 - versendet gegen Einsendung des Betrages oder Nachnahme

Hermann Bernhard, Leipzig.     


Kirchliche Nachrichten
Sonntag 3. December.

Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Eintragungen in die Standes=Register
des Standesamtsbezirks Schönberg.

Geboren. D. 13. dem Arbm. Joh. Joachim Gode zu Sabow eine T. - D. 15. dem Arbm. Peter Heinrich Rieckhoff zu Torriesdorf eine T. - Dem Schlachtermeister Christ. Heinrich Bockwoldt zu Schönberg eine T. - D. 19. dem Dr. med. Max Marung zu Schönberg ein S. - D. 18. dem Hausknecht Johann Peter Retelsdorf zu Schönberg eine T. - D. 19. dem Schmiedgesellen Friedrich Hartwig Wendland zu Schönberg ein S. - D. 20. dem Bahnwärter Carl Joachim Friedrich Stegmann zu Rottensdorf ein S. - D. 16. dem Kutscher Joh. Joachim Heinrich Steffen zu Rabensdorf eine T. -

Gestorben. D. 16. Johann Heinrich Gottfried Schulze, Glasermeister zu Schönberg, 72 J. 11 M. alt. - Johann Peter Joachim Heinrich Grevsmühl, Briefträgerssohn zu Schönberg, 3 J. 8 M. alt. - D. 19. Magdalene Dorothea Catharina Maria Boye, Schullehrerssohn zu Lindow 8 M. alt. - D. 20. Johannes Joachim Peter Heinrich Peters, Arbm.Sohn zu Schönberg 11 M. alt. - D. 25. Anna Wilhelmine Catharina Maria Freitag, Büdnerstochter zu Rupensdorf, 8 J. 2 M. alt. - D. 27. Marie Peters aus Zarnevenz, 7 J. 4 M. alt.- D. 28. Anna Freitag geb. Burmeister, Schneidermeisterswittwe zu Schönberg, 83 J. 9 M. alt. - D. 29. Georg Jochen Heinrich Fischer, Knecht zu Schönberg, 21 J. 1 M. alt.

Eheschließungen. D. 15. Vollhufner Johann Joachim Heinrich Grube zu Schattin und Maria Sophie Cath. Maack zu Lockwisch. - D. 24. Gastwirth Johann Friedrich Gottlieb Staack zu Schönberg und Sophie Dorothea Amalie Reppenhagen aus Dassow. - Arbm. Johann Heinrich Wilms zu B.=Resdorf und Cath. Doroth. Elis. Burmeister zu Schlag=Resdorf. - D. 28. Arbm. Heinr. Lenschow zu Menzendorf und Cath. Elis. Bade zu Hof Wahrsow.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M -Pfennig  bis 22 M 50Pfennig.
Roggen17 M -Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Gerste15 M 50Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer16 M 50Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat29 M 50Pfennig  bis 30 M -Pfennig.
Winter=Rübsen28 M 50Pfennig  bis 29 M -Pfennig.
Schlagleinsaat20 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,30 .
Enten d. St. M2,50 .
Hühner d. St. M1,20 .
Hasen d. St. M3,50 .
Tauben d. St. M0,40 .
Küken d. Stück M0,85 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 4 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .
Gänse pr. 500 Gr. M0,80 .


[ => Original lesen: 1876 Nr. 94 Seite 6]

- Das große Bild, welches die Kaiser=Proklamation in Versailles darstellt, schenken dem Kaiser Wilhelm nicht die Prinzen des preuß. Königshauses, sondern die deutschen Fürsten, die persönliche Zeugen und Theilnehmer jenes denkwürdigen Tages gewesen sind. Die Anregung geht von dem Großherzog von Baden aus.
- Von der Nationalbank des Großherzogthums Luxenburg sind neuerdings Banknoten ausgegeben, die auf Reichswährung lauten und zwar in Stücken von 5, 10 und 20 Mark. Die Verwendung solcher Banknoten zu Zahlungen ist im Deutschen Reiche mit Geldstrafe von 50-5000 Mk. verboten.
- Zum einjährigen Militärdienst soll in Zukunft solchen jungen Leuten, die mit 20 Jahren die Reife für denselben noch nicht erlangt haben, aber von dem Direktor der Schule, die sie besuchen, die Bescheinigung beibringen, daß ihre genügende Ausbildung bis zu einer bestimmten Zeit mit Gewißheit zu erwarten stehe, eine Verlängerung der Meldungsfrist bewilligt werden. Gesuche dieserhalb sind an die heimathliche Ersatzkommission zu richten.
- Parlamentarische Soireen nennt man in Berlin die Gesellschaftsabende des Reichskanzlers oder Präsidenten des Kanzleramtes, zu welchen die Mitglieder des Parlamentes oder Reichstags eingeladen werden, um stehend oder plaudernd eine Tasse Thee mit Zwieback, ein Glas Bier oder Wein und zu guter Letz' eine Havanna=Cigarre einzunehmen. Da man aber nicht alle 400 Reichsboten zugleich einladen kann, so vertheilt man die Einladungen auf 3 bis 4 Abende, und da es ferner sehr unparlamentarisch wäre, die vornehmsten oder angenehmsten Boten zuerst einzuladen, und die andern zuletzt (denn die Boten des Reichs haben als Vertreter des deutschen Volks alle gleichen Rang und höchstens die Präsidenten des Reichstags sind die Ersten unter Ihresgleichen), so ladet man sie ein nach den Anfangsbuchstaben ihrer Namen. So waren denn zur ersten Gesellschaft des Präsidenten Hofmann die Herren nach alphabetischer Reihenfolge nicht von A bis Z, sondern nur von A bis G eingeladen. Es kommen da manchmal wunderliche Zusammenstellungen vor, aber das schadet nicht, denn gut sind sie alle miteinander, haben sie doch alle denselben Clienten, das deutsche Volk.
- Da Rußland die Türkei zu Pulver und Blei begnadigt hat, so ist Hart= und Weich=Blei ein gesuchter Artikel geworden. Rußland hat bei einem einzigen Geschäftshaus in Halberstadt 140,000 Centner Weichblei im Betrage von 3 Millionen Mark bestellt, abzuliefern in 4 bis 5 Wochen.
- Einem Bäckermeister in Lübeck lief sein Lehrling, ein Schwede, aus der Lehre; er wurde auf Anzeige des Meisters von der Polizei verhaftet und wegen Entlaufens aus der Lehre zu 2 Tagen Haft verurtheilt und dann seinem Meister wieder zugeführt, um seine Lehrzeit zu beenden.
- Die Sozialdemocraten im Reichstag kommen auch ohne Diäten auf ihr Geld. Sie fahren mit Hülfe ihrer Eisenbahn=Freikarten fleißig im Lande umher, halten Versammlungen und besorgen ihre Geschäfte für die nächsten Wahlen. In der letzten Woche waren von 9-10 Sozialdemocraten bei wichtigen Berathungen und Abstimmungen nur 2 im Reichstag anwesend. "Ein freies Leben fuhren wir." Von ihren nichtdemokratischen Collegen haben freilich auch an die 100 gefehlt. Es ist höchste Zeit für das ernste Commando: All' Mann an Bord und auf Deck!
- Der Mörder Francesconi in Wien ist vom Kaiser zu 20 Jahr schwerem Kerker begnadigt worden.
- In Genua ist der Herzog von Galliera gestorben und hat an 50-80 Mill. Fr. zurücklassen müssen, 20 davon hat er der Stadt Genua zu Hafenbauten, Arbeiterhäusern etc. vermacht.
- Eine Täuschung wenigstens ist dem seligen Sultan Abdul=Aziz durch seine mitleidige Scheere erspart worden. Er hatte gedacht, die Richard Wagner'schen Nibelungen würden in Beirut in Syrien aufgeführt und hatte deshalb 50-100 Patronatscheine gezeichnet. Von Bayreuth in Deutschland hatte er keine Ahnung.
- Eine Obsthändlerin in Frankfurt hat auf ein ungarisches Loos 150,000 fl. gewonnen, aber - noch nicht gekriegt.
- In Bürgel a. M. haben sechs junge, schöne und wohlhabende Mädchen nicht etwa do. do. Männer, sondern den - Schleier genommen.
- Die Schweizer wollen ihre Tells=Kapelle neu herstellen. Die Schweizer Künstler des In= und Auslandes sind eingeladen, bis Mitte Mai 1877 Farbenskizzen für vier Wandgemälde einzuschicken, welche den Tellsprung, den Apfelschuß, Tell und Geßler in der hohlen Gasse und den Rütli=Schwur darstellen. Die Preise für die zwei besten Arbeiten sind 1200 und 800 Franks.
- Figaro in Paris nennt die europäische Conferenz in Constantinopel die sieben Todsünden. Italien, klein neben den andern, ist der Neid; die Türkei, die Niemand bezahlt, der Geiz; Rußland mit seinem großen Magen und lüsternen Augen die Völlerei; Oesterreich, zu lange sorglos, die Faulheit; Deutschland, immer noch nicht gesättigt, die Unkeuschheit; England, immer gereizt und auf dem Sprung, der Zorn; Frankreich endlich, welches würdig das ihm vom Unglück gebeugte Haupt trägt, der Stolz.
- (Egs.) Mit dem Bleichen der Wäsche geben sich die lieben Hausfrauen noch viel zu viel Mühe. Es ist das heutzutage, wo man so viel Anderes zu thun hat, wo die "Allgemeinen deutschen Frauen" sogar "studiren" sollen, nicht mehr möglich, aber - Gott sei Dank - auch nicht mehr nöthig. Wir sind in den Stand gesetzt, ihnen ein ganz einfaches Verfahren mitzutheilen und dasselbe auch gut akademisch zu erklären. Menge in einem Glas Wasser 1 Theil Terpentinöl und 3 Theile starken Spiritus und gieße davon 1 Eßlöffel in 1 Eimer Wasser. Die Wäsche wird hierin eingeweicht, gut ausgerungen und zum Trocknen an die freie Luft gehängt. Das Zeug ist nach dem Trocknen zugleich gebleicht und riecht NB. nicht im mindesten nach Terpentinöl, wenn dieses rektificirt war und nicht im Uebermaße angewendet wurde. Motive: Das Terpentinöl verwandelt im Lichte den Sauerstoff in Ozon - wovon ein andermal. Das Ozon nun hat die Eigenschaft, stark zu bleichen. Auch auf der Rasenbleiche wirkt aller Wahrscheinlichkeit nach nichts anderes, als das Ozon. So erspart also ein wenig gutes Terpentinöl beim Waschen gelbgewordener Wäsche viele Mühe, ohne irgendwie zu schaden.
- Der alte Fürst Wrede hatte eine natürliche Tochter, die er sehr liebte. Als ihre Mutter gestorben war, sagte er, besser eine natürliche als eine unnatürliche Tochter, die ihre Eltern schikanirt und drangsalirt, nahm sie in sein Haus, ließ sie erziehen und halten als ein Kind des Hauses und hielt streng darauf, daß sie von den Gästen und Dienern Prinzessin genannt wurde. Das Mädchen wuchs heran zu einer bildschönen und geistvollen Dame von sehr romantischem Sinn, von leidenschaftlicher Liebe zur Natur und Abneigung gegen den Zwang der höfischen Sitte. Plötzlich erklärte sie, sie wolle einen Bauersmann in der Nachbarschaft heirathen, er gefalle ihr und sie gefalle ihm. Im Fürstenschloß schlägt alles über diesen neuesten Einfall die Hände über dem Kopf zusammen, sie aber läßt sich die 30,000 Gulden auszahlen, die ihr der Fürst vermacht, kauft ein Gut am Mondsee und heirathet ihren Bauersmann, dem die wunderschöne reiche Prinzeß gar wohl gefällt. Sie wirthschaften nun seit Jahr und Tag am Mondsee und ihre Briefe athmen höchste Zufriedenheit; aus seinen Briefen ist nichts zu entnehmen; denn er schreibt keine und hat den Heirathsvertrag etc. mit drei Kreuzen unterzeichnet. (Die Geschichte ist buchstäblich wahr, aber wahrscheinlich noch nicht aus).
- Der deutsche Astronom Wilhelm Herrschel in London hatte im Jahr 1788 sein berühmtes Riesenfernrohr vollendet und aufgestellt, nur die optischen Theile waren noch nicht eingefügt. Mancher Besucher machte sich den Spaß, durch das Rohr zu gehen. Unter ihnen war auch König Georg III. und der Erzbischof von Canterbury. Letzterer, der hinter dem König herging, fand es schwierig, vorwärts zu kommen; da drehte sich der König um, reichte ihm die Hand und sagte: Kommen Sie, Mylord Bischof, ich will Ihnen den Weg zum Himmel zeigen.


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