No. 95
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. Dezember
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 95 Seite 1]

Politische Rundschau.

Mecklenburg. Ein dem Landtage zugegangenes Reskript proponirt die Erbauung eines Leuchtthurmes auf der Buckspitze bei Bastorf im Domanialamt Buckow. Die Herstellungskosten werden auf 129,530 Mk., die jährlichen Unterhaltungskosten auf 4770 Mk. veranschlagt.
Ein anderes Reskript fordert die Landschaft zu erneuerter Berathung über Cap. III. der Allerhöchster Landtagspropositionen auf, die zur Herstellung der bevorstehenden Justizbauten nöthigen Mittel schon jetzt zu bewilligen sei durchaus nothwendig, damit der Bau schon im nächsten Frühling begonnen werden könne. Zugleich wird getadelt, daß die Stände sich auf einen falschen Rechtsstandpunkt gestellt haben, indem sie eine etwaige Bewilligung ausdrücklich als Voluntarium bezeichneten. Es handle sich bei diesen Bauten um außerordentliche vom Landesfürsten nicht abhängige Nothwendigkeit, für welche in der Vereinbarung vom 21.-25. April 1809 und in dem Konvokationsabschied vom 22. Sept. 1827 die verfassungsmäßigen Lesungen vorbehalten seien.
Deutschland. Der Reichstag hat in der vorigen Woche die zweite Berathung der Strafprozeßordnung fortgesetzt und fast durchweg nach den Vorschlägen der Kommission beschlossen. Zu den wichtigsten Punkten, in denen die Reichstagsbeschlüsse von den Forderungen des Bundesrathes abweichen, gehören folgende: der Zeugnißzwang für Verleger, Redakteure und Drucker wurde verworfen, das Anklagerecht der Staatsanwaltschaft wurde eingeschränkt; nur die Beschlagnahme von einzelnen, bezeichneten Briefen und Sendungen auf der Post, sowie von solchen Telegrammen soll zulässig sein. Auch in der Berathung der Kriminalprozeßordnung sind wichtige Differenzen hervorgetreten, besonders in den §§ 253, 254a, 272a, 279-282a, und 405a, sodaß sich die Hoffnung auf das Zustandekommen der Justizgesetze bereits bedeutend verringert hat. Auch die offiziöse "Provinz. Corresp." hält dasselbe für ernstlich gefährdet, weil mehrere mit großer Majorität im Reichstage gefaßte Beschlüsse für die Regierung unannehmbar seien. Dazu rechnet das Blatt vornehmlich die Verweisung der Preßvergehen an die Schwurgerichte; und hoffentlich bleibt der Bundesrath in diesem einen Punkte fest. Das genannte Blatt schreibt wörtlich: "ihr (der Regierungen) Entgegenkommen findet eine unbedingte Grenze an der Verantwortlichkeit für die Wahrung des staatlichen Wohles und der staatlichen Sicherheit. Wenn daher das wichtige Werk nach den mühevollen und hoffnungsvollen Vorarbeiten nicht noch im letzten Augenblick scheitern soll, so ist zunächst zu wünschen, daß nicht die Punkte des Zwiespaltes immer weiter gehäuft werden. Schon bei dem jetzigen Stand der Dinge wird es der ernstesten Arbeit vertrauensvoller Verständigung vor der endgültigen Beschlußnahme bedürfen, um eine schließliche Vereinbarung der bedeutsamen Gesetzgebung zu sichern."
Die Reichstagswahlen sind am 1. Dez. im "Reichs=Anzeiger" auf den 10. Januar ausgeschrieben worden. Die Zeit ist also sehr kurz, und damit tritt an alle christlich und konservativ gesinnte Männer unabweislich die von der heiligen Pflicht gegen das Vaterland und gegen die Wahrheit geforderte Nothwendigkeit heran, nun nicht mehr die Hände in den Schoß zu legen, sondern so schnell als möglich alles was in ihren Kräften steht zu thun, um das Volk über die schlimmen Ziele der liberalen Theorien und Tendenzen aufzuklären und christlich=konservative Wahlen herbeizuführen. Dazu sind unzweifelhaft allerorten Wahlvereine und Besprechungen in kleineren und größeren Kreisen nothwendig; und vor allen Dingen ist dazu der Muth erforderlich, trotz der noch unbegriffenen Herrschaft des Liberalismus offen und fest für die erkannte Wahrheit einzutreten. Die Pflicht gegen das Vaterland und gegen die Wahrheit muß einem deutschen Manne höher stehen, als augenblicklicher Vortheil oder kleinliche Rücksicht auf besondere Verhältnisse.
Zu den schlimmen Errungenschaften einer liberalen Gesetzgebung gehört unter andern auch die deutsche Reichsbank, von deren verderblichen Wirkungen leider der größeste Theil des Volkes noch immer keine Ahnung hat, obgleich das ganze Volk doch schwer darunter zu leiden hat. Nach dem Reichsbankgesetze ist den Zettelbanken aufgegeben, 1/3 ihrer Notensumme mit baarem Gelde und 2/3 mit anderen Werthpapieren zu decken. Die einzelne Bank darf also ihr Vermögen ohne weiteres durch gedruckte Zettel verdoppeln und hat nur 1/3 todtes Kapital, während sie von 5/3 ihre Zinsen einzieht. Hat also eine Bank etwa ein Vermögen von 9 Millionen, so braucht sie nur 3 Millionen hinterlegen, disponiert aber über 15 Millionen und ist um 6 Millionen bereichert, abgesehen von den 240000 bis 300000 jährlichen Prozent, die dieselben einbringen. Dem "Reichsb." zufolge kursirten im April des Jahres 1873 von den 34 in Deutschland bestehenden Zettelbanken 600 Millionen sogenannter "ungedeckter", d. h. mit Werthpapieren gedeckter Noten, die also zu nur 4 pCt. gerechnet einen jährlichen Gewinn von 24 Millionen Mark für diese Banken einbrachten, abgesehen von dem Gewinn, den sie von den 3 Millionen gedeckter Noten und von den hinterlegten Werthpapieren im Betrage von gleichfalls 600 Millionen einzogen. Wenn nun diese Banken in den Händen des Staates wären, und der Gewinn dem Staate zuflöße, so wäre das erträglich, denn dann könnten die drückenden Steuern abgemindert werden. Daß aber ein solches Privilegium dem Großkapital eingeräumt ist, daß in solch ungehörtem Maße das Volk von dem Großkapital ausgesogen werden darf, das ist unerträglich. Doch ist das nicht der einzige Schade, der unserm Volke aus dieser Herrschaft des Kapitals erwächst, sondern durch die ungeheure Vermehrung der Banknoten wird natürlich der Werth des wirklichen Geldes vermindert und die Waarenpreise müssen in Folge dessen gesteigert werden, eine Wirkung, die natürlich am drückendsten von allen denjenigen Leuten empfunden wird, die auf baare Besoldung und Arbeitslöhne angewiesen sind, denn sowohl die Besoldungen als auch die Arbeitslöhne haben nicht entfernt der enormen Preissteigerung der Lebensmittel u. s. w. entsprechend erhöht werden können.
Auf eine Provokation der betreffenden Herren hat der neuerdings durch mehrere Brochüren bekannt gewordene Herr v. Diest=Daber öffentlich in der

[ => Original lesen: 1876 Nr. 95 Seite 2]

"Krz=Ztg." und in der "Post" den nationalliberalen Reichstagsabgeordneten Herrn v. Kardorff und v. Bethmann=Hollweg vorgeworfen, bei Gründung der Boden=Kredit=Gesellschaft von den Gründern derselben aus der künstlich gemachten Kursdifferenz der Aktien Trinkgelder in der Höhe von 30-60000 Thalern angenommen zu haben. Die Sache wird natürlich in Folge dessen zu gerichtlicher Verhandlung kommen, wie es Herr v. Diest durch diese Veröffentlichung beabsichtigt hat.
Türkei. Die diplomatische Konferenz in Konstantinopel scheint schon vor ihrer Eröffnung gänzlich aussichtslos zu werden. Während die Türkei, wie es scheint von England unterstützt, all und jede Okkupation türkischen Gebietes entschieden ablehnt, hält Rußland seine Forderungen ebenso entschieden aufrecht. Wie viel Sympathie übrigens die Türken in England finden, geht daraus hervor, daß viele englische Offiziere in die türkische Armee eintreten, wenn die Zeitungen recht berichten.
Der Pforte ist eine neue Schwierigkeit erwachsen. Dieselbe beabsichtigte die neue Verfassung noch Vor dem Zusammentritt der Konferenz ins Leben treten zu lassen; aber im letzten Augenblick noch hat der Großvezir gegen dieselbe aus prinzipiellen Gründen sein veto eingelegt; und es soll in Folge dessen eine Ministerkrisis eingetreten sein.
In Rußland herrscht fort und fort eine sehr kriegerische Stimmung. Der Oberbefehlshaber der Südarmee, Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch, ist mit seinem Sohne bereits zum Heere abgereist.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Panten belegene Vollstelle c. p. der Ehefrau des Dreiviertelhufners Koch geb. Plate zu Nusse ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 20. Februar 1877,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 29. November 1876.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Die diesjährige Herbstversammlung des landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg findet am

Mittwoch, den 6. December,

im Hause der Frau Boye in Schönberg statt.

C. Burmeister     
z. Z. Secretair.     


Um auch in diesem Jahre bedürftigen Kindern und alten Leuten eine Weihnachtsfreude zu bereiten, werden Alle, die sich für diese Sache interessiren um ihre Beihülfe gebeten, sei es an Geld, und oder sonst geeigneten Gegenständen, und sind etwaige Gaben baldmöglichst (spätestens bis zum 17. December c.) an Gräfin Eyben oder Brau Bürgermeister Bicker in Schönberg abzugeben.


Auf dem Hofe Menzendorf stehen
6600 Bund Rohr
zum Verkauf.                                                    H. Schultz, Guts=Inspector.


Schweriner Sparcassen=Bücher

Diejenige, welche im bevorstehenden Antoni=Termine Sparcassenbücher durch mich besorgen lassen wollen, ersuche ich, solche schon jetzt bei mir abzugeben.

Schönberg.                                                     W. H. Schacht.


Rothe und weiße Gelatine, Agar-Agar, Faden= und Figurennudeln, Pfeiffenmaccaroni, Tapiaco=Sago, Perlsago, Sagomehl, trockne Champignons empfiehlt

Aug. Spehr. in Schönberg.


Pelzwaaren

jeder Art, in großer Auswahl empfiehlt zu billigen Preisen

Heinr. Schäding.     
Schönberg.        


Eine schöne Auswahl eleganter

Galanterie- und Hausstands-Gegenstände
aus Holz, Leder, Pappe u. s. w.,                                       
                          zu Stickereieinsätzen passend,

C. Sievers,     
Schönberg.      


Prima Stearin-,
Tafel=, und Kronleuchter=Lichte
empfiehlt die
Galanterie=Waaren=Handlung
von
Hermann Hartmann,
Lübeck,
Breitestraße 796, visà vis Hotel Düffke.


Champignons in Butter,
getrocknete Champignons, Liebig's Fleisch=Extract, Agar-Agar, nonp. Capern, rothe und weiße Gelatine, Fadennudeln, Figurennudeln, Pfeifen= und Schneckenmacaronie, weißen und Perlsago, Cakes in mehreren Sorten

empfiehlt

J. Ludw. D. Petersen     
in Schönberg.         


Neue Traubrosinen,
Malaga=Feigen,
Smyrna=Feigen, in 2Pfd.=Kistchen,
Citronen,
trockene amerik. Aepfel, à Pfd. 70 Pfennig (Mecklenburg).,
candirten Ingber

empfiehlt billigstens

Aug. Spehr.     
Schönberg.      


Fried. Matz.
Lübeck, Breitestrasse 804
Lager von Teppichen und Cocosmatten jeder Art.


Grabkreuze

in vielen hübschen Mustern aus verschiedenen Eisengießereien hält zu Fabrikpreisen stets auf Lager und empfiehlt bestens

Moritz Stein.     
Ratzeburg.        

Lager von meinen Grabkreuzen zu denselben billigen Preisen bei den Herren

H. Siebenmark=Schlagsdorf,
J. Borchert=Carlow.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 95 Seite 3]

Meine diesjährige reichhaltige
Weihnachts=Ausstellung
in Holz=, Leder=, Marmor= und sonstigen Galanterie=Waaren

empfehle einem geehrten Publikum.

Emil Hempel, Buchbinder in Schönberg.


Bis zum 1. Januar 1877

werde ich gegen comptante Zahlung eine Preisermäßigung von 15 bis 20 Procent nachstehender Waaren eintreten lassen.

==Preise per alte Elle:==

5/4 Kleiderzenge 25, 30, 40, 50, 60, 80 Pfennig (Mecklenburg).,
do. rein wollenen Rips, gute Qualität, 88 Pfennig (Mecklenburg).,
8/4 carr. woll. Plaids von 1 M. 12 Pfennig (Mecklenburg). an,
9/4 schwarz wollenen Rips von 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). an,
mix. Lüster von 30 Pfennig (Mecklenburg). an,
Beiderwands 25 Pfennig (Mecklenburg). bis zu den feinsten 65 Pfennig (Mecklenburg).,
Cattun 18 und 25 Pfennig (Mecklenburg)., beste Qualität 30 Pfennig (Mecklenburg).
Pique und Köper=Cattun 37 Pfennig (Mecklenburg).
Cattun=Gardinen 25 und 30 Pfennig (Mecklenburg).
do. doppelt breit 45 Pfennig (Mecklenburg).,
7/4 gestreiftes Schürzenleinen von 50 Pfennig (Mecklenburg). an,
5/4 Bettdrell, gute Qualität, von 65 Pfennig (Mecklenburg). an,
8/4 do. beste do. 1 M. 30 Pfennig (Mecklenburg). und 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).
6/4 Federleinen, prim. Qualität, 88 Pfennig (Mecklenburg). und 1 M. 20 Pfennig (Mecklenburg).,
5/4 und 6/4 Bettparchend 88 und 100 Pfennig (Mecklenburg).,
5/4 und 6/4 gestr. Bettstouts von 30 Pfennig (Mecklenburg). an,
5/4 und 6/4 baumwoll. Bettbezüge von 25 Pfennig (Mecklenburg). an, gedruckten Stouts 30 und 37 Pfennig (Mecklenburg).
9/4 Damast und Rips von 2 M. an,
eine Parthie weißes Leinen, sehr gute Qualität, 30, 40, 55, 56, und 65 Pfennig (Mecklenburg).,
Handtuchdrelle von 22 Pfennig (Mecklenburg). an, Tischtuchdrell 50 Pfennig (Mecklenburg).,
Leinen=Servietten von 88 Pfennig (Mecklenburg). an,
9/4 rein woll. Düffel von 4 M. 25 Pfennig (Mecklenburg). an,
9/4 Flockene in versch. Farben von 8 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). an,
9/4 schwarzen Tuch u. Buckskin, beide unter Preis,
eine Parthie schwerer Buckskins 4 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). (Werth 6 M.),
eine Parthie extra schwerer Buckskins 6 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). (Werth 7 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).),
halbwollene Hosenzeuge von 60 Pfennig (Mecklenburg). an, baumwollene Hosenzeuge von 30 Pfennig (Mecklenburg). an,
10/4 Zanella 1 M. 12 Pfennig (Mecklenburg). und 1 M. 40 Pfennig (Mecklenburg).,
do. extra fein 1 M. 75 Pfennig (Mecklenburg). und 2 M. 12 Pfennig (Mecklenburg).
9/4 schwarzen, braunen und blauen Plüsch von 1 M. 80 Pfennig (Mecklenburg). an,
9/4 schwarzen und grauen halbw. Düffel von 1. M. 50 Pfennig (Mecklenburg). an,
schwarz seid Rips und Tafft noch unter alten Preisen,
Rips=, Double= und Velour=Umschlagetücher,
7/4, 8/4 und 9/4 Umstecktücher,
weiße und couleurte Netztücher in großer neuer Auswahl zu Einkaufspreisen.
Paletots, Jacken, Baschliks, Capotten, Fanchons, Shawls, Buckskins=Handschuhe, Westen und Cachenez zu Einkaufspreisen.

Zu billigen Einkäufen hiermit ergebenst einladend zeichnet

                          Hochachtungsvoll
                          August Creutzfeldt
                          in Schönberg.


Zu passenden
Weihnachtsgeschenken

empfehle mein reichhaltiges Lager von

Wiener & Berliner
Lampen, Kronen, Candelabers, Ampeln

in brillanten Mustern zu billigen Preisen.

Englische Gaskronen.
Versilberte Waaren

von Alex. Kutsch=Berlin zu Fabrikpreisen, sowie ein ganz großes Lager in

Galanterie=, Kunstguß= und Bronze=Waaren.
Herm. Hartmann,
Lübeck, Breitestraße 796.
vis à vis Hotel Düffke.


Gelbe Brecherbsen und weiße Bohnen

empfiehlt

J. Ludw. D. Petersen.     


Rein engl. Syrup

zu Pfeffernüssen empfiehlt

J. Ludw. D. Petersen.     


Filzschuhe, Filzpantoffeln, Filzsohlen und Filzsocken

in allen Größen empfiehlt

Heinr. Schäding.     


Uhr Uhren, Gold= & Silberwaaren
in großer Auswahl empfiehlt zu billigen Preisen
Heinrich Kock,
Uhrmacher & Goldarbeiter in Schönberg.


Abgelagerte
Bremer u. Hamburger Cigarren

empfiehlt

J. Ludw. D. Petersen.     


Einrahmung von Bildern,
geschweifte Gardienenbretter,
Spiegeln, in braunen, Baroque= und vergoldeten,
Rähmen zu billigen Preisen bei

H. Peters,                   
Glasermeister in Schönberg.     


[ => Original lesen: 1876 Nr. 95 Seite 4]

Vom 6. Juli bis heute sind nachstehende Schäden bei unserer Gesellschaft angemeldet:

  1) Vom Pächter Pumplün=Carlow 1 Kuh 135 M.
  2) Schulzen Bollow=Campow 1 Pferd 600 M.
  3) Müller Creutzfeld=Lockwisch 1 Kuh 135 M.
  4) von Böttcher Wegner=Schlagsdorf 1 Kuh 135 M.
  5) von Ackerbürger Boye hierselbst 1 Kuh 135 M.
  6) von Hauswirth Boye=Zarnewenz 1 Kuh 105 M.
  7) von Ackerbürger J. Burmeister 1 Pferd 600 M.
  8) von Schulzen Meier=Sülsdorf 1 Kuh 120 M.
  9) von Hauswirth Wigger=Grieben 1 Pferd 75 M.
10) von Oldenburg's Curatel=Herrnburg 1 Pferd 15 M.
11) von Schulzen Mette=Petersberg 1 Pferd 300 M.

und werden unsere Mitglieder ersucht, hierzu einen Beitrag von 60 Pfennigen pro 100 M. Versicherungssumme am

Dienstag, den 12. December d. J. Morgens 10 Uhr

im Boyeschen Gasthause hierselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 30. November 1876.

Direction der Versicherungs=Gesellschaft in Ratzeburg.


Der
Weihnachts-Ausverkauf

in meinem Geschäfte beginnt heute. Sämmtliche Artikel sind bedeutend im Preise herabgesetzt.

Damen-Jacken & Paletots
zu Fabrikpreisen.
Eine Parthie englischer
Kleiderstoffe
per Meter 58 Pfennige. Buckskins=Unterrockstoffe
in bedeutender Auswahl.
Großes Sortiment der neuesten
Umstecktücher.
Julius Schweigmann
in Schönberg.


Zu der am 13. u. 14. Decbr. d. J. stattfindenden

1. Gewinnziehung
271. Hamb. Stadt-Lotterie
empfehlen Originalloose

Viertel à 1 Mark 50 Pf.
Halbe à 3 Mark.
Ganze à 6 Mark.

H. Abbes & Co.
Bremen,
concessionirte Haupt-Collecteure.


Das
Möbel=Magazin
von
Friedr. Schramm, Lübeck,
Königstraße 904,

empfiehlt als passend zu Weihnachtsgeschenken zu besonders billigen Preisen

Näh-, Blumen-, Rauch- u. Visiten-Tische,
Blumenständer, Eckborten, Handtuchhalter, Garderobenhalter, Wiegenschämel etc. etc. in reicher Auswahl.


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 95 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 95 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 5. December 1876.


Geschäfts=Verlegung.
G. Schwartzkopf, Goldschmied
Lübeck,
Fabrik und Handlung von Gold= u. Silberwaaren,
früher Breitestraße 952, jetzt Breitestraße 955, Ecke der Fleischhauerstraße.

Große Auswahl von den einfachsten bis zu den feinsten Artikeln in Gold und Silber, Juwelen, Korallen, Filigran etc.

Billige Preise.

Bestellungen und Reparaturen werden rasch ausgeführt und vorzügliche Art zugesichert.


Bei Kinderkrankheiten unentbehrlich!

     Herrn Fenchelhonigfabrikanten L. W. Egers in Breslau.

Kloßmühle b. Chodziesen, 25. October 1876.       

Inliegend übersende 5 Mark, wofür ich um Uebersendung von 3 Flaschen Ihres Fenchelhonigs*) bitte. Meine Kinder sind von dem Gebrauch vollständig vom Husten befreit, welcher schon in Keuchhusten ausgeartet war. Dieser Extract soll für andere Kinder, welchen ich Ihren Extract empfohlen u. s. w.

Rudolph Eichler.       

--------------------

*) Warnung vor Nachpfuschungen! Die Veröffentlichung derartiger aus freiem Antriebe ertheilter Anerkennungen wird nur deshalb noch immer fortgesetzt, damit das Publikum auf die Echtheit des L. W. Egers'schen Fenchelhonigs sorgfältig achte und nicht sein Geld für nachgepfuschte Machwerke wegwerfe. Der L. W. Egers'sche Fenchelhonig, kenntlich an Siegel, Etiquette mit Facsimile, sowie an der im Glase eingebrannten Firma von L. W. Egers in Breslau ist in Schönberg allein echt zu haben bei Buchbinder C. Sievers.


Oliven-Oel,
Prov. Oel, Sardellen, Rahm= und Schweizerkäse

empfiehlt

J. Ludw. D. Petersen.     


Lederwaaren,
als: Schreibmappen, Cigarrentaschen, Portemonnaies, Handschuh= und Taschentuchkasten, Reise= und Näh=Nezessaires, Photographie=Alben, Damentaschen und Gürtel

empfiehlt in ganz großer Auswahl zu sehr billigen Preisen.

Herm. Hartmann,
Lübeck,
Breitestraße 796, vis à vis Hotel Düffke.


Geschälte Victoria=Erbsen, weiße Bohnen, neue türk. Tafelpflaumen, Cath. Pflaumen à Pfd. 70 Pf., trockene franz. Birnen à Pfd. 1 M., franz. Wallnüsse, sicil. Haselnüsse, Nonpareilcappern, Soja, Brabander Sardellen empfiehlt billigstens

Aug. Spehr, in Schönberg.


Zur Festbäckerei empfiehlt Colonial=Syrup, Pottasche, Succade, candirte und trockene Pommeranzenschale, Süße und bittere Mandeln, gemahlenen Cardamom, ff. Java. Canehl empfiehlt

Aug. Spehr, in Schönberg.


Ital. Brunellen

Malaga=Feigen, Smyrna=Feigen in kleinen Kisten, ital. Haselnüsse, franz. Wallnüsse, Traubrosinen, Krachmandeln, Rosinen ohne Steine, Zitronen, Succade, cand. und trockne Pomeranzenschaalen, gerein, Pottasche, süße u. bittere Mandeln, Chocolade und Thee, alle Sorten

türk. Tafel=Pflaumen

hält bestens empfohlen

J. Ludw. D. Petersen.     


Erlanger Bier

aus der Brauerei von H. Henninger, sowie vorzügliches dunkles und helles

Baierisches Bier

auf Flaschen und Gebinden empfiehlt

H. Duve.     


Baschlikmützen

in neuester Form empfiehlt

Heinr. Schäding.     


Glocksien & Evers,
Lübeck,
Schlüsselbuden 192,

Lager von kurzen Waaren en gros & en détail, Weihnachtsausstellung von Spielsachen und Galanteriewaaren.


Marder=, Iltis=, Fuchs=, Dachs=, Otter=, Katzen= und Hasenfelle

werden zu den höchsten Marktpreisen eingekauft von

Heinr. Schäding.     


[ => Original lesen: 1876 Nr. 95 Seite 6]

   Für Damen.   
Das schönste, practische und liebenswürdigste
   Weihnachtsgeschenk   
ist
Heuser's Nähtisch-Scheeren- Garnitur

aus Solinger Silberstahl (Silver steel) enthaltend:
Zuschneide-, Nagel-, Stick-, Knopflochscheere mit Stellschraube und ein hochfeines Trennmesser.
Preis für Garnitur: 4 Scheeren, 1 Messer in feinem Etui 5 M. Unentbehrlich für jeden Nähtisch. Dauerhaft und unverwüstlich bei fleißigem Gebrauch. Garantie der Vorzüglichkeit durch eventuelle franco Rücknahme. Depôt für Deutschland bei Ww. Heuser, 18, Rehmplatz, Aachen. Versandt der Kürze halber gegen Nachnahme.
Von den vielen eingegangenen Anerkennungsschreiben lasse eines derselben folgen:
Ew. Wohlgeboren ersuche um die Gefälligkeit, mir noch 4 Stück Nähtisch=Scheeren=Garnituren à M. 5 gegen Nachnahme einzusenden.
Koschentin (Oberschlesien), den 18. October 1876.
Emma Hüppe, bei der verwittweten Prinzessin zu Hohenlohe Ingelfingen.


Nähmaschinen

von den besten Systemen für Handwerker und Familiengebrauch empfiehlt, unter Garantie zu billigen Preisen.
Doppelsteppstich=Nähmaschinen schon von 45 Mark an.
Reparaturen aller Arten werden prompt und billig ausgeführt.

Rud. Schrep,       
Schlossermeister.     


Petroleum-Lampen

in großer Auswahl, sowie

lackirte Blechwaaren

empfiehlt

W. Wieschendorf, Klempner
in Schönberg.


Blech=Spielwaaren

in reicher Auswahl und

Tannenhaum=Leuchter

empfiehlt

W. Wieschendorf, Klempner
in Schönberg.


2. Abonnement-Concert
am Donnerstag den 7. December
im Saale des Herrn Schützenwirth Evers zu Rehna.
Anfang Abends 6 1/2 Uhr.

Törber.     


Hiemit mache ich die ergebene Anzeige, daß ich mich zu allen vorkommenden Arbeiten in Weiß= und Maschinen=Näherei sowie Damen=Schneiderei den geehrten Herrschaften der Stadt und des Landes bestens empfohlen halte unter Zusicherung reeller, prompter und billiger Bedienung.
Meine Wohnung ist beim Schlächtermeister H. Gramm in Schönberg.

Hochachtungsvoll

Marie Bockwoldt.          


In der Nacht vom Sonntag auf Montag sind mir aus meiner Buschkoppel 7 starke Eschen gestohlen; wer mir den Dieb so namhaft macht, daß ich denselben gerichtlich belangen kann, erhält 30 Mark Belohnung.

Hauswirth Oldenburg.     
Rieps.                   


Wir machen hiedurch bekannt, daß wir den Jägern Ollrogg und Gerling die Beaufsichtigung unserer Buschkoppeln übertragen haben und werden künftig Alle, die unbefugt darin betroffen werden, dem Gerichte zur Bestrafung Anzeigen.

Die Dorfschaft Petersberg.     


Spielwerke

4 bis 200 Stücke spielend; mit oder ohne Expression, Mandoline, Trommel, Glocken, Castagnetten, Himmelsstimmen, Harfenspiel u. s. w.

Spieldosen

2 bis 16 Stücke spielend; ferner Necessaires, Cigarrenständer, Schweizerhäuschen, Photographiealbums, Schreibzeuge, Handschuhkasten, Briefbeschwerer, Blumenvasen, Cigarren=Etuis, Tabaksdosen, Arbeitstische, Flaschen, Biergläser, Portemonnaies, Stühle etc., alles mit Musik. Stets das Neueste empfiehlt

J. H. Heller, Bern.
Illustrirte Preiscourante versende franco.
Nur wer direct bezieht, erhält Heller'sche Werke.


Für Hof Menzendorf wird zu sofort oder Ostern ein

junger Mann

zur Erlernung der Landwirthschaft gegen mäßiges Kostgeld gesucht.

H. Schultz, Guts=Inspector.     


Am Donnerstag voriger Woche ist mir ein jähriges rothes Kalb entlaufen. Wer mir dasselbe wiederbringt oder nachweist, erhält eine Belohnung.

Hauswirth Bohnhoff,     
Retelsdorf.             


Gesucht

zu sogleich ein erfahrenes Kindermädchen gegen guten Lohn von

Schönberg.                                                     Heinrich Freitag, Bäckermeister.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M -Pfennig  bis 22 M 50Pfennig.
Roggen17 M -Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Gerste15 M 50Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer16 M 50Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat29 M 50Pfennig  bis 30 M -Pfennig.
Winter=Rübsen28 M 50Pfennig  bis 29 M -Pfennig.
Schlagleinsaat20 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,30 .
Enten d. St. M2,50 .
Hühner d. St. M1,20 .
Hasen d. St. M3,50 .
Tauben d. St. M0,40 .
Küken d. Stück M0,85 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 4 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .
Gänse pr. 500 Gr. M0,80 .


- Die Türken lernen in aller Eile lesen; denn in höchstens vierzehn Tagen und spätestens einen Tag vor Zusammentritt der europäischen Konferenz soll die türkische Verfassung mit den türkischen Grundrechten veröffentlicht und verkündigt werden. Bisher kannten und übten sie nur zwei Grundrechte 1) Steuern zu zahlen und 2) wenns zum Krieg kam, den Feinden die Nasen und Ohren abzuschneiden, und dazu brauchten sie das Lesen nicht zu können.
- Von den in Süddeutschland zur Ausprägung gekommenen 119 1/2 Millionen Guldenstücken haben 28 1/2 Millionen der Einberufung keine Folge geleistet und Niemand weiß, was aus ihnen geworden ist. Viele mögen wohl im Laufe der Zeit in den Schmelztigel gewandert, zu Schmuck verwendet oder verloren gegangen sein; aber immer noch kommen Fälle vor, wo man von den zahlreichen Aufrufen zur Zeit der Einwechselung nichts gehört haben will und den sorgsam aufbewahrten Schatz jetzt mit Verlust zum Einschmelzen verkaufen muß.
- Deutsche Wechsel=Proteste in Amerika. Dem "Lpzg. Tgbl." wird aus New=York geschrieben: "Neuliche Entscheidungen in amerikanischen Gerichten erkennen europäische Wechselprotest=Urkunden nur dann an, wenn das notarielle Siegel entweder in Siegellack oder als Trockenstempel ins Papier gepreßt der Unterschrift beigefügt ist. Die in Europa meist übligen Farbenstempel sind nach ergangenen Entscheidungen hier ungesetzlich, werden nicht als gültig anerkannt.
- In Stuttgart ist ein 19 jähriger Postpraktikant Namens Carl Schmid nach Unterschlagung von Mindestens 22,000 Mark Papiergeld am 25.

[ => Original lesen: 1876 Nr. 95 Seite 7]

Novbr. flüchtig geworden und wird steckbrieflich verfolgt.
- Am 23. d. M. wurde ein Mann auf den Armen=Friedhof in Berlin hinausgefahren; ihm folgte weder Weib noch Kind, nicht einmal ein Freund oder Bekannter. Und doch war dieser Mann unter Sammet= und Seidendecken groß gezogen und hatte eine Jugend durchlebt wie ein Prinz, der er auch war. Da hatte ihn die Liebe zu der Tochter eines Tagelöhners seiner Familie entfremdet, und als diese Liebe durch den plötzlichen Tod seiner Geliebten getrennt wurde, war Xaver von Finkenstein zu stolz, die Seinen wieder aufzusuchen; er legte das Wörtchen "von" ab, wechselte den Vornamen und nannte sich Friedrich Finkenstein. Unter diesem Namen trat er als Gemeiner in die preußische Armee und kam in Erfurt zur Handwerks=Compagnie, da er ein seltenes Talent zur Schneiderei zeigte. Später schied er aus dem Militär, arbeitete aber fort als Schneider und kam auch als solcher vor 22 Jahren nach Berlin. Hier beschäftigte er sicher mit Arbeiten im Hause seiner Kunden. In Folge einer Verstauchung des Fußes lahmte er in den letzten zehn Jahren. Man begegnete oft Morgens oder Abends einem beinahe weißhaarigen Manne, mit einem kleinen Packet unter dem Arme, auf einen Weißdornstock sich stützend: dies war der Fürst Xaver von Finkenstein.
- Vielliebchen Essen. Ursprünglich steht dieser Brauch in allernächster verwandschaftlicher Beziehung zu der normannisch=englischen Sitte des jetzigen Valentin=Tages. Wie dort das gewählte oder ausgerufene Paar sich unter einander "Valentin" oder "Vatentine" nannte, so wurden an der deutschen Mosel und am Rhein die Mädchen am Sonntag Invocavit den Ortsburschen öffentlich als "Liebchen" oder "Vielliebchen" zugetheilt; wenn nun dem Burschen die ihm zum zu Theil gewordene Jungfrau gefiel, so ging er am Sonntag nach dem Ausrufe zu ihr, "die Bretzel zu brechen" ihr auch wohl ein kleines Geschenk zu machen, und Beide nannten sich nun, je nach dem Herkommen, eine kürzere oder längere Zeit gegenseitig "Vielliebchen". Diese uralte Gewohnheit, welche 1799 polizeilich verboten wurde, gestaltete sich in den höheren Klassen zu dem Brauche um, am Neujahrsabend mit einer Mandel zu theilen oder eine Bretzel zu brechen und sie dadurch zum "Vielliebchen" zu erklären. Wer von Beiden den Andern bei nächster Zusammenkunft mit dem Namen "Vielliebchen" begrüßte, hatte von ihm ein Geschenk zu erwarten. Später band man sich nicht mehr an einen bestimmten Tag, sondern dehnte den Brauch auf jede gesellige Zusammenkunft aus, bei der man Bretzeln oder Mandeln aß. In Frankreich und der französischen Schweiz, wo sich der Scherz in seiner jetzigen Form ebenfalls eingebürgert hat, nennt sich das Paar Pilippe und Pilippine, offenbar als Mißverständniß des deutschen Wortes Vielliebchen, welches die Franzosen für die Verkleinerungsform von Philipp hielten.
- Eine ganz ausgezeichnete Belustigung verschaffte sich nach dortigen Berichten der König von Birma, nachdem er in den Besitz einer Krupp'schen Kanone gekommen war. In seiner Gegenwart ließ er Geschosse daraus in den Fluß Irrawaddy feuern. Einige dieser Schüsse waren wohl gerichtet und gewährten dem "Herrn der sieben Regenschirme" große Befriedigung. Ein Schuß traf einen mit Reis befrachteten Kahn, der sammt seinem Führer versank. Der König war entzückt; denn er hatte die Kanone selber gerichtet. Nachher wurden die Schießversuche auf lange Schußweite vorgenommen. Die Zielscheibe bildete ein Dorf am gegenüberliegenden Ufer des Irrawaddy. Ganz Mandelay war auf den Beinen, um das Resultat zu beobachten. Nach einigen unwirksamen Schüssen wurde man gewahr, daß das Dorf in Flammen stehe. Die Einwohner "rannten wie toll umher" und zwar in so komischer Weise, daß der König wiederum herzlich lachte! Dann kam Se. Majestät auf die kostbare Idee, den Zuschauern auf der Stadtseite der Bucht eine Dosis von Kartäschen zu geben. Die Menge stob augenblicklich auseinander, aber 20 Männer, Frauen und Kinder blieben todt oder schwerverwundet auf dem Platze. Se. Majestät war hochvergnügt. Die Kanone entspricht vollständig seinen Erwartungen. Nachdem sich Bomben, Granaten und Kartätschen ziemlich erfolgreich erwiesen, fühlt sich Se. Majestät den Erfordernissen eines europäischen Krieges gänzlich gewachsen.
- In dem Berichte, welchen der Gouverneur von Bengalen über seine letzte Reise durch das von dem Typhon in den letzten Tagen des October verheerte Territorium erstattet hat, wird die Zahl der durch das Naturerreigniß um das Leben gekommenen Personen auf 215000 angeschlagen.
- Ueber einen Absagebrief, welchen die Berliner Sozial=Demokratie erhalten hat, berichtet man aus Berlin: Schon seit mehreren Wochen beschäftigt die Berliner Arbeiterwelt fast ausschließlich ein vom "Gewerkverein" veröffentlichtes Schreiben des früheren Redakteurs des "Neuen Sozialdemokrat", A. Küster, in welchem derselbe seinen Austritt aus der sozialdemokratischen Partei begründet. Dieser Absagebrief schlug wie ein Blitz in die sozialistischen Kreise. Küster, welcher sich vor drei Jahren dem Lassalle'schen allgemeinen deutschen Arbeiterverein anschloß, avancirte bald zum Redaktor des "Neuen Sozialdemokrat", versah diesen Posten zwei Jahre und hatte während dieser Zeit genugsam Gelegenheit, den Sozialismus kennen zu lernen. In seinem Absagebrief hebt er als besonderen Grund seines Austritts den Umstand hervor, daß die Ideen Lassalle's nicht mehr zum Ausdruck kommen. Das Marx'sche System - heißt es - hat das Lasalle'sche verdrängt; die früheren "Lassalleaner" haben nicht eine Vereinigung mit den früheren Eisenachern geschlossen, sondern sind mit Sack und Pack zur Eisenacher Partei übergegangen. Die dunkeln Schlageworte, wie "Expropriation des Grund und Bodens", "Sturz der Monarchie", "Auflösung der Ehe" etc., welche heute auf der Tagesordnung stehen, sind doch wahrlich nicht aus dem Werke eines Lassalle herauszulesen. Weiter führt Küster aus, "daß der Lassalle'schen Bewegung wenigstens eine feste Tendenz zu Grunde gelegen hat, während sich die heutige sozialdemokratische Partei auf nichts anderes als auf Schlagworte stützt, die dazu geeignet sind, Haß und Verachtung unter der arbeitenden Bevölkerung gegen die gesellschaftlichen Zustände zu erzeugen und also nur eine zersetzende Wirkung haben. Einer Partei aber, deren Ziel dahin geht, Unzufriedenheit zu erzeugen, um auf Grund dieser Unzufriedenheit einen Umsturz der bestehenden Verhältnisse herbeizuführen, der der großen Masse des Volkes nur zum Schaden gereichen kann, können sich nur solche Personen als Leiter und Führer aufspielen, denen die Noth des arbeitenden Volkes sehr gleichgültig ist, und die nur die Absicht lockt, sich durch die mühsam erworbenen Groschen des Arbeiters eine gesicherte Existenz zu schaffen. Wenn sich die Arbeiter trotz dieses Umstandes der sozialdemokratischen Bewegung in Massen anschließen, so liegt dies lediglich an der Unkenntniß des inneren Wesens der sozialdemokratischen Partei. - Dies der Inhalt des Küster'schen Briefes.
- Eine Buchhändleranzeige, welche die Verlagshandlung von Adolph Lemme zu Greifswald kürzlich veröffentlicht hat, lautet: Die lateinischen Genusregeln der Zumpt'schen Grammatik (der lateinischen Sprache) in sangbarer Weise. Ein musikalischer Scherz. Für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte eingerichtet, von Aug. Wagner, Königlicher Musikdirektor in Greifswald. Preis 50 Pfg. Das hätte der alte selige Zumpt wohl nie gedacht, daß die unsterblichen Genusregeln seiner dickleibigen Grammatik dereinst in solcher Gestalt wieder aufleben, und "auf Flügeln des Gesanges" zwar nicht bis zu den Ufern des Ganges, aber in die Köpfe und das Hirn armer geplagter Sextaner und Quintaner wandern würden! So manche unserer Leser, für welche obige Anzeige nicht ganz ohne Interesse sein dürfte, denken wohl zuweilen noch an jene Schreckensstunden zurück, als sie zu Hause in einsamer Kammer das berühmte Gedicht, welches anfängt: "Die Männer, Völker, Flüsse, Wind" etc., dem zermarterten Gehirn vergebens einzuprägen versuchten! Und es mußte hinein, sonst gab der grämliche Schulmonarch am andern Tag Nachsitzen! Nun wird alles viel besser gehen; denn nun können die armen geplagten Quintaner sich die harten holprigen Verse nach der Melodie der beliebtesten Jugendlieder einprägen, und im Wechselgesang einzeln und im Chor vortragen. Schon die erste Regel: "Die Männer,

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Völker, Flüsse, Wind" beginnt nach der reizenden Melodie: "Wenn der Hund mit der Wurst" etc.; dann folgen tief tragisch: "Thränen, Thränen hab ich viel vergossen", und so weiter in bunter Reihe Opern= und Tanzmelodien, bis das Ganze mit dem unvergänglich heiteren: "Und so woll'n wir noch ein bischen, woll'n wir noch ein bischen, Heirassasa!" würdig anschließt. Wahrlich, dem Componisten gebührt eine Ehrenkrone von der kleinen Jugend, der er durch sein geniales Werk manchen Tropfen Angstschweiß ersparen wird.
- Professor Dr. Reclam macht auf die Nachtheile einer zu starken Zimmerheizung aufmerksam. Wer die Zimmerwärme über 15 Grad erhöht, wird bald merken, daß sein Wärmebedürfniß sich stets steigert und bald 17, ja 20 Grad nicht mehr genügen. Der Grund ist folgender: Beim andauernd starkem Heizen trocknen die Wände, sowie die im Zimmer befindlichen Gegenstände aus. Je mehr sie ihre Feuchtigkeit verlieren, um so mehr saugt die trockene Luft die Feuchtigkeit da auf, wo sie dieselbe fast allein noch findet: bei den Menschen. Die unmerkliche Ausdünstung der Haut und Lunge wird gesteigert. Da nun diese Verdunstung von Feuchtigkeit uns viel Wärme entzieht, so wird durch die gesteigerte Ofenwärme allmählig auch das Wärmebedürfniß gesteigert - und der Ofen erscheint als bester Freund. Kein Freund - ein Feind! denn in der erhöhten Zimmerwärme dünsten auch alle anderen Gegenstände mehr aus und- die Luft wird verschlechtert. In der warmen Luft athmen wir weniger Sauerstoff (unser nothwendigstes Lebensbedürfniß!) und der Stoffwechsel wird langsamer und geringer - der Appetit mindert sich, - es tritt mürrische Stimmung ein, - der Schlaf ist kurz und unruhig, - alle Verrichtungen des Körpers. lassen zu wünschen übrig. - Da haben wir das treue und betrübende Bild der Bureauarbeiter, der älteren Kaufleute, die viel im Zimmer lebenden Frauen und alten Mädchen, kurz der meisten Stubenmenschen im Winter. Nur diejenigen, welche ihrem Ofen niemals gestatten, die Luft über 15 Grad zu erwärmen, sind diesem Leiden nicht unterworfen.
- In einem Gasthof in Monaco saß ein Türke beim Frühstück, als ein Russe eintrat. Kellner, rief der Türke, einen Teller russischen Caviar! " So machen wir den Kosacken ein Ende", murmelte er halblaut in den Bart, während er den Caviar verzehrte. - Kellner, eine Portion türkischen Pilaw! rief der Russe an der anderen Seite des Tisches und murmelte, während er den Pilaw vertilgte, so wirds bei uns Russen den Baschibozuks ergehen. - Zwei Stunden dauerte, durch manche Flasche Champagner angefeuert, der Kampf des Türken und Russen, bis Beide - unter dem Tische lagen. Ob Sinn im kind'schen Spiele ist?
- Der Bahnwärter in Lupoglano auf der Istrianer Eisenbahn feierte seine Hochzeit und bat Abends nach dem Schmaus den Bahninspektor, ihm zu erlauben, daß er auf einem Bahnwägelchen heim fahre. Es wurde ihm erlaubt. Dicker Nebel bedeckte das Thal, man sah keine fünf Schritte weit. Das Wägelchen flog pfeilschnell auf den Schienen dahin, aber von der entgegengesetzten Seite kam ein gleiches Fahrzeug mit mehreren Ingenieuren mit gleicher Geschwindigkeit. Ein Augenblick und beide Wägelchen waren zertrümmert und die junge Frau, die ganz vorn gesessen, verlor beide Füße und die linke Hand.
- Aus Rimbach (Oesterreich) wird ein vierfacher Mord gemeldet. In einem Gasthaus der Ortschaft Rimbach, "zur Schiffau" genannt, kam Sonntag Mitternacht ein italienischer Eisenbahnarbeiter und verlangt mit Ungestüm, man möge ihm einschenken. Als man ihm bedeutete, es könne nichts mehr verabreicht werden, da die Sperrstunde bereits geschlagen habe, begab sich der Arbeiter in die Küche und verlangte von der daselbst mit ihren Kindern verweilenden Wirthin ein Glas Kaffe. Die Wirthin erklärte, keinen Kaffee zu haben, sie sei jedoch bereit, wenn der Arbeiter ihr die Bohnen bringe, den Kaffee zu kochen. Kaum hatte die Wirthin diese Worte gesprochen, als der Arbeiter ein Dolchmesser zog und der Wirthin rasch nacheinander fünf Stiche in den Unterleib versetzte. Nur der dichten Winterkleidung und dem raschen Zurückweichen war es zu danken, daß die Stiche bis auf einen, der eine Verletzung zurückließ, ziemlich wirkungslos blieben. Da die Kinder sich um die gefährdete Mutter drängten und diese im Zurückweichen zusammenstürzte, stand der Mörder, in der Meinung, seine Opfer getroffen zu haben, von der Wirthin ab und ging in das Gastzimmer zurück. Der daselbst anwesende Wirth, durch den Lärm erschreckt, wollte sich eben in die Küche begeben und traf mit dem Arbeiter an der Tür zusammen. Ehe noch ein Wort zwischen Beiden gewechselt worden war, versetzte ihm der Arbeiter einen furchtbaren Stich in den Unterleib, der bald darauf den Tod des Wirthes zur Folge hatte. Zwei der anwesenden Gäste sprangen auf, um dem Wirth beizustehen, der Mörder drang auf sie ein und versetzte auch ihnen tödtliche Stiche, warf sich dann auf den seinem Vater beispringenden Sohn und stach auch diesen zusammen, worauf er den Dolch wegwarf und entfloh. Der Tod des Wirthes trat einige Minuten nach der Flucht des Mörders ein; den zwei Gästen hatte der Arbeiter den Bauch so fürchterlich aufgeschlitzt, daß die Gedärme heraustraten. Der Tod dieser beiden Opfer ist stündlich zu erwarten. Für den Sohn des Wirthes ist Hoffnung vorhanden, ihn am Leben zu erhalten. Die arme Wirthin steht nun mit sechs unmündigen Kindern allein da und den Jammer derselben zu beschreiben ist fast unmöglich. Der Mörder, ein junger Bursche von 20 bis 23 Jahren, ist ein geborner Wälschtiroler, und stand als Steinbrecher bei einem Eisenbahnbau=Unternehmer in Arbeit. Er hatte die beispiellose Keckheit, am nächsten Tage in seine Wohnung zu kommen, um seine Sachen zu holen. Die Bewohner von Rimbach, welche von der Anwesenheit des Verbrechers Kenntniß erhielten, bewaffneten sich mit allen möglichen Waffen und belagerten das Haus, der Italiener aber sprang durch ein nicht bewachtes Fenster und ergriff die Flucht, ohne von zweien seiner Genossen, welche in der Stube anwesend waren, an der Flucht gehindert zu werden. Es ist dieser schauerliche Mord, der vierte Fall, welcher in kürzester Zeit in dieser Gemeinde vorgekommen ist.
- An dieses schauerliche Nachtstück schließen wir ein zweites aus Rothenstein in Bayern an. Da machte der Schuhmacher Wellmüller in Wochenblatt bekannt, daß ihm seine Frau schon vor Wochen entlaufen sei und daß er dem, der ihm sichere Nachricht über ihren Aufenthalt bringe, 36 Mark Belohnung zusichere. Sein Wunsch ging schneller in Erfüllung, als ihm lieb sein konnte; denn die Gendarmerie fand die Frau verscharrt in dem Acker ihres Mannes und - Mörders. Wellmüller hatte sie ermordet und auf einem Mistwagen auf den Acker gefahren und vergraben. Das Gericht brachte ihn bald zum Geständniß.
- In Slawe bei Treuenbrietzen zählte der Bauer Ruhle 300 Thaler, die er auf dem Markte eingenommen; da kommt seine Tochter mit ihrem Manne, verlangt das Geld, fängt Streit mit ihm an und beide erschlagen den alten Mann. Der Leichnam wird zerstückelt, verbrannt und die Knochen und die Brille, die der Alte beim Zählen getragen, in den Mühlgraben geworfen. Der Alte ist über Hamburg nach Amerika, sagte die Vatermörderin. Man findet aber bald die Brille und mit ihrer Hülfe die Verbrecher, die geständig sind. Man fand sogar noch mehr - die Reste eines neugebornen Kindes, das die entsetzliche Tochter vor ihrer Ehe heimlich geboren, ermordet und im Kuhstall vergraben hatte.
- In Kroppenstedt bei Oschersleben brannte vor Jahren die Windmühle ab. Die zur Hülfe Herbeieilenden fanden den Gesellen Günther am Fuße der Mühle liegen, gebunden an Händen und Füßen und einen Knebel im Munde. Er sagte aus, zwei vermummte Männer, deren einer der Knappe Schrader aus Kroppenstedt gewesen, hätten ihn überfallen, geknebelt und die Mühle angezündet, er habe sich, um sich zu retten, die Treppe hinuntergewälzt. Schrader wurde von Schwurgericht zu 15 Jahr Zuchthaus verurtheilt. Nach 7 Jahren Vagabundirens in der Welt kam Günther zurück und gestand dem Gerichte freiwillig, er habe die Mühle angesteckt, um allerlei Diebstähle zu verbergen, Schrader sei vollständlich schuldlos. Als dieser nach 7 jähriger Zuchthausstrafe heimkehrte, fand er sein Besitzthum verkauft und seine Familie verkommen und zerstreut, er selber ist bettelarm.


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